Begebt Euch mit uns auf eine Reise durch das südliche Portugal. Unser Ziel ist die Provinz Alentejo mit ihren sanft gewellten Hügeln und den kleine Städten mit weiß gekalkten Häusern.

Sanft gewellte Hügel prägen die Provinz Alentejo. Olivenbäume und Korkeichen wechseln sich mit grünen Wiesen und weidenden Schafen ab. Auf den Strommasten haben Störche ihre Nester errichtet.

Dazwischen liegen kleine Städte und verwunschene Dörfer mit weiß gekalkten Häusern. Um Schnitzler zu zitieren, der Alentejo ist ein weites Land. Idealer Ausgangspunkt für eine Rundreise durch den Alentejo ist Évora.
Évora, die Hauptstadt des Alentejos

Évora ist die größte Stadt des Alentejos. Phönizier, Griechen, Kelten und Mauren – sie alle trafen sich einst in Evora. Natürlich waren auch die Römer da. Sie hinterließen der Stadt ein architektonisches Juwel, einen Tempel mit mächtigen korinthischen Säulen. Einer mittelalterlichen Kulturbarbarei ist es zu verdanken, dass der Tempel noch heute existiert. Nachdem man die Säulenzwischenräume zugemauert hatte, diente der Tempel für Jahrhunderte als Schlachthaus. Erst 1870 entdeckte man den römischen Tempel wieder und versetzte diesen in seine ursprüngliche Gestalt zurück.
Évora ist es gelungen, den Platz der Vergangenheit zu schützen, ohne der Gegenwart Raum zu nehmen.
Jose Saramago, Die portugiesische Reise

Bei einem Stadtbummel stößt man auf ein Labyrinth von engen kopfsteingepflasterten Gassen. Sie führen vorbei an Kirchen, Denkmälern, kleinen Palästen und weiß getünchten Häusern, deren Hauswände oft mit gelben Steifen verziert sind. Baugrundstücke waren stets rar in Évora und so wurde jeder noch so schmale Bauplatz zur Errichtung von Häusern genützt.

Kein Wunder also, dass sogar die Bögen des Aquädukts verbaut wurden. Ob die Bewohner dieser Häuser, aufgrund der „Wasserader“ vermehrt an Schlafstörungen, Migräne oder Verdauungsschwierigkeiten leiden, entzieht sich unserer Kenntnis und ist auch völlig belanglos. Klingt herzlos, aber das Stichwort Herz ist ein guter Übergang zur nächsten Sehenswürdigkeit.

Herz der Stadt ist nämlich der von Arkaden gesäumte Praça do Giraldo, ein beliebter Treffpunkt für Alt und Jung. Während die älteren Herren im Schatten der Arkadenbögen zusammenstehen und die letzten Fußballergebnisse kommentieren, sitzen die Jungen auf den Steinbänken des Renaissance-Brunnen und lauschen Straßenmusikern. Straßencafés mit Blick auf wunderschöne Hausfassaden und die Kirche de Santo Antão“ laden zum Verweilen ein.

Kaum vorstellbar, dass auf diesem Platz die Inquisition einst grausame Prozesse veranstaltete und Ketzer hier verbrannt wurden. Benannt ist der Platz nach dem furchtlosen Raubritter Giraldo. Mit List und Tücke befreite er im Jahr 1165 die Stadt von den Mauren. Giraldo konnte sich das Vertrauen der Tochter des Sultans erschleichen.

Als diese, in Erwartung eines romantischen Abends, Giraldo ein kleines Stadttor öffnete, drangen seine Männer in die Stadt ein und töteten jeden, der sich ihnen in den Weg stellte. Seiner Geliebten und dem Sultan ließ er gnadenlos die Kehle durchschneiden.

Genug der Grausamkeiten, kommen wir zum Makaberen. Genauer gesagt zur Capela dos Osso. Als Wiener ist man ja dem Morbiden prinzipiell sehr aufgeschlossen und so gehört der Besuch der Knochenkapelle fast zur Pflicht.
Wir, die hier versammelten Knochen, warten auf die eurigen
Inschrift in der Knochenkapelle
Errichtet wurde die Knochenkapelle von Franziskanermönchen, die dafür die Gebeine aus Gräbern aufgelassener Friedhöfe zusammentrugen.

In meinem Kopf beginnt ein Film abzulaufen. Ich sehe einen Mönch, der einen passenden Armknochen für ein Loch in der Wand sucht. Zwei andere Mönche konstruieren aus Schienbeinknochen ein Gewölbe. Und ein vierter Mönch hält wie Hamlet einen Totenschädel in der Hand und erzählt makabre Witze. Filmriss …!

Nun geht es von der Unterwelt zurück in luftigere Höhen, nämlich auf die Aussichtsterrasse der Kathedrale. Von hier hat man den besten Ausblick auf Évora und das Umland.

Mächtig und wehrhaft erheben sich die beiden ungleichen Türme des gotischen Kirchenbaus. Einst wurde diese auf den Resten einer Moschee errichtet.

Es gibt noch viele interessante Plätze in der Stadt zu entdecken, wie beispielsweise die vier Jungs der Renaissancekirche da Graça, die zu zweit jeweils einen Globus halten.

Sehenswert ist auch die Universität von Évora, die mit ihrem Kreuzgang fast wie ein Kloster wirkt.

Am besten spaziert ein wenig planlos durch die Stadt und lässt sich einfach durch das enge Gassengewirr treiben.
Von Burg zu Burg im Alentejo – Castelo de Vide, Marvão, Évoramonte

Jedes Dorf im Alentejo, das etwas auf sich hält, wird von einer mächtigen Burganlage überragt. Und es gibt unzählige davon.
Castelo de Vide

In Castelo de Vide führen steile, kopfsteingepflasterte mittelalterliche Gässchen zur Burg. Die Fenstersimse der Häuser sind liebevoll mit Blumen geschmückt. Vor den Hauseingängen werden Topfpflanzen gehegt und gepflegt.

In mikrogroßen Vorgarten werden Rosen und Oleander gezüchtet. Es herrscht ein regelrechter Wettbewerb um den schönsten Blumenschmuck unter den Bewohnern. Große Sehenswürdigkeiten hat Castelo de Vide nicht zu bieten. Der Reiz liegt vielmehr an der Atmosphäre und am Verborgenen.

Im alten jüdischen Viertel der Stadt steht Portugals älteste Synagoge. Auch wenn der Anstieg zur Burg anstrengend ist, er lohnt sich, da man von den Zinnen einen grandiosen Rundblick hat.
Marvão

Die Festung von Marvão zählt sicherlich zu den schönsten Burganlagen. Wie ein Adlerhorst liegt die alte Festungsstadt auf einem steil abfallenden Bergrücken. Burg und Stadtmauern wachsen förmlich aus dem Felsen.

Aus Spanien kommen keine guten Winde und keine guten Heiratskandidaten
Altes portugiesisches Sprichwort
Auch hier führen enge und verwinkelte mittelalterliche Gassen hinauf zur Burg, die als Bollwerk gegen die Spanier errichtet wurde. Der Blick von der Burg reicht tief ins einstige Feindesland.
Évoramonte

Ganz anders präsentiert sich das Kastell von Évoramonte. Erbaut im Stile der Renaissance verleihen die vier zylindrischen Türme der Befestigungsanlage ein ungewöhnliches Aussehen. Zahlreiche Olivenbäume prägen hier die nähere Umgebung.
Zeugen der Geschichte – Von Mauren und Römern

Für viele Jahre herrschten Römer und Mauren im Alentejo und ihre Spuren sind heute noch mancherorts sichtbar.
Mertolá

So war die Kirche von Mertolá einst eine Moschee. Bei der Rückeroberung der Stadt durch die Christen wurde sie nicht zerstört. Im Gegenteil – man ließ sogar die nach Mekka ausgerichtete Gebetsnische an ihrem Platz. Man stellte einfach einen Altar davor. Schnell wurde auch noch ein Kreuz errichtet und schon war der Glaubenswechsel vollzogen.
Monsaraz

Zu den sehenswerten Orten im Alentejo zählt auch das an der spanischen Grenze liegende Bergstädtchen Monsaraz. Vollständig von einer mächtigen Stadtmauer umgeben und für den Autoverkehr gesperrt, fühlt man sich bei einem Spaziergang durch die Stadt ins Mittelalter versetzt.

Es fehlen nur Gaukler, Spielleute und fahrende Händler. Auch Einwohner sind in den paar kopfsteingepflasterten Gässchen kaum zu sehen. Nur wenige wenige Touristen haben sich heute hierher verirrt.

Kleine, strahlend weiß gekalkten Häuser mit ihren Außentreppen und schmiedeeisernen Balkonen prägen den Ort. Hier findet man keine riesigen Klöster oder prächtige Paläste. Trotzdem hat der Ort eine gewisse Ausstrahlung und viel Flair. Monsaraz zählt zu den ältesten und besterhaltenen historischen Orten des Alentejo. Bereits zur prähistorischen Zeit besiedelt, folgten später Römer, Westgoten und natürlich auch die Mauren.

Die maurische Herrschaft endete erst, als Ritter Giraldo, der Furchtlose die Stadt für den portugiesischen König zurückeroberte. Ob er mit einer ähnlichen List, wie in Évora vorging, ist nicht bekannt, wäre aber denkbar.

Auf keinem Fall sollte man den außergewöhnlichen Panoramablick von der Burgmauer versäumen, denn dieser ist wahrlich atemberaubend.
Moura

In der Stadt Moura erinnert noch das Stadtviertel Mouraria mit seinen niedrigen weißen Häusern und dem reichlichen Blumenschmuck an die maurische Vergangenheit.

Der Name Moura – die Maurin – geht übrigens auf die tragische Geschichte der Maurin Salúquia zurück. Sie stürzte sich von den Zinnen der Burg, nachdem ihr Bräutigam und sein Gefolge einen Tag vor der Hochzeit im Kampf gegen die Kreuzritter fielen. Mit den Kleidern der toten Mauren gelang es den Portugiesen die Wachen zu täuschen, in die Burg einzudringen und die Stadt zu erobern. Das Stadtwappen erinnert noch heute an diese Legende.
Beja
Schon lange vor den Mauren fielen die Römer in Portugal ein. Nach dem einen oder anderen Scharmützel mit lusitanischen Stämmen, unterzeichnete Julius Cäsar in Beja einen Friedenvertrag mit den rebellischen Einheimischen. Und nachdem sich die Bewohner Bejas noch heute gerne an diesen Tag erinnern, findet jährlich das “Festival Beja Romana” statt, ein Umzug in römischen Kostümen.
NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Reise durch den Alentejo inspirieren konnten. Noch mehr Fotos aus dieser Provinz Portugals findet Ihr im Fotoalbum unter: ALENTEJO – BURGEN, RÖMER UND SCHNEEWEISSE DÖRFER