WIEN – EIN SPAZIERGANG DURCH DEN SCHÖNBRUNNER SCHLOSSPARK

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Unser heutiger Stadtspaziergang führt uns in den Schlosspark Schönbrunn. Entdeckt die Römische Ruine, genießt den Blick von der Gloriette und erfahrt etwas über die heimlichen Liebschaften von Kaiser Franz Joseph.

Das Sommerschloss Maria Theresias

Wien - Schloss Schönbrunn

Schloss Schönbrunn und sein Schlosspark zählen zu den schönsten Barockanlagen Europas. Im Sommerschloss von Maria Theresia wurde einst Weltgeschichte geschrieben. Hier kam 1830 Kaiser Franz Joseph auf die Welt. In Schönbrunn ist er auch 1916, mitten im ersten Weltkrieg, gestorben. 68 Jahre lenkte er die Geschicke des Habsburgerreiches. Sein Tod war der Beginn des Untergangs der Donaumonarchie.

Schloss Schönbrunn

Sein glückloser Nachfolger Kaiser Karl musste bereits zwei Jahre später eine Verzichtserklärung auf den Kaiserthron im Schloss Schönbrunn unterzeichnen. Damit endete nach fast 700 Jahren die Herrschaft der Habsburger in Österreich. Sein heutiges Aussehen verdankt Schloss Schönbrunn Kaiserin Maria Theresia und ihrem Gatten Franz Stephan, die das Schloss als Sommersitz auserkoren hatten.

Ein prachtvoller Barockgarten entsteht

Schlosspark Schönbrunn - Sternbassin

Während sich Maria Theresia um den Umbau des Schlosses kümmerte, steckte Franz Stephan seine gesamte Energie in die Gestaltung der Gartenanlage. So entstand eine prächtige barocke Gartenanlage, wo nichts dem Zufall überlassen wurde.

Schlosspark

Jeder Millimeter wurde genau geplant. Sichtachsen, Wege und Blumenrabatte sind streng geometrisch angelegt. Exakt beschnittene Bäume und Büsche bilden Alleen und grüne Mauern, die zu versteckten Plätzen führen. Um Schönes zu schaffen wurde höchster Wert auf Symmetrie und Zahlenproportionen gelegt. Diese strenge Ordnung sollte die Macht des Herrschers über Volk und Natur wiederspiegeln.

Die »Behübschung« des Schönbrunner Hügels

Gloriette

1765 stirbt jedoch überraschend Franz Stephan. Erst sieben Jahre nach dem Tod ihres Mannes nimmt Maria Theresia die Fertigstellung der barocken Gartenanlage in Angriff. Sie beauftragte Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg als Gestalter des Schönbrunner Hügels. So entstanden innerhalb weniger Jahre die Gloriette, der Neptunbrunnen, der Obelisk und die Römische Ruine.

Das »Großen Parterre«

Gloriette und Neptunbrunnen

Beginnen wir unseren Spaziergang beim »Großen Parterre«, das sich zwischen Schloss und dem Neptunbrunnen erstreckt. Vor uns liegt der Schönbrunner Hügel dessen »Gipfel« die Gloriette krönt.

Statue - Raub der Helena

Links und rechts wird das »Großen Parterre« von hohen Baumwänden begrenzt, an denen 32 Statuen aus der griechisch-römischen Mythologie stehen. Sie stellen Helden und Götter dar, als dessen direkte Nachkommen sich die Habsburger sahen.

Schloss Schönbrunn

Im Jahr 1908 versammelten sich hier mehr als 80.000 Wiener Schulkinder um Kaiser Franz Joseph zum 60jährigen Regierungsjubiläum zu gratulieren. »Von der großen Treppe, umringt von seiner Familie und den schmucken Uniformen der Generäle, nahm Franz Joseph die Huldigung der Schüler entgegen, die mit ihren dünnen Stimmen in rührendem Massenchor Haydns Kaiserhymne sangen«, wie das Stefan Zweig im Buch »Die Welt von gestern« so treffend beschrieb.

Der Neptunbrunnen

Neptunbrunnen

Spazieren wir weiter zum Neptunbrunnen in dessen Zentrum der Meeresgott Neptun auf die schöne Meeresnymphe Thetis hinabblickt. Rund um die Gottheit tummelt sich noch eine bunte Schar von B-Gottheiten und Fabelwesen. In der barocken Welt Schönbrunns verkörpert Neptun den Kaiser, der die Geschicke seines Landes souverän zu lenken versteht.

Die Gloriette

Gloriette

Wir folgen nun den Serpentinenweg hinauf zur Gloriette, die majestätisch auf dem Schönbrunner Hügel thront. Hohenberg errichtete die Gloriette als »Ruhmestempel« zur Erinnerung an die siegreiche habsburgische Armee, die dem Preußen- König Friedrich dem Großen, die erste Niederlage im Siebenjährigen Krieg beibrachte.

Gloriette

Die meisten Steinsäulen, Kapitelle oder Arkadenbögen stammen übrigens aus Schloss Neugebäude. Nachdem Maria Theresia Schloss Neugebäude zu einem Schießpulverdepot degradiert hatte, wurden die wertvollsten Bauteile abtransportieret und für die Errichtung der Gloriette verwendet.

Kaiser Franz Joseph und die »Schratt«

Gloriette

Einst war die Gloriette das Frühstückszimmer für Kaiser Franz Joseph. Ob er den wunderschönen Blick über die Stadt alleine genoss oder gemeinsam mit Katharina Schratt darüber schweigen die Annalen. Jahrelang galt die Burgschauspielerin Schratt als Geliebte des Kaisers. Kaiserin Sisi selbst hatte die Verbindung gefördert um in Ruhe alleine auf Reisen gehen zu können.

Gloriette

Franz Joseph überhäufte die »Schratt« mit teuren Geschenken und schenkte ihr eine Villa nahe dem Schloss Schönbrunn. Die Schauspielerin, die einen großzügigen Lebensstil pflegte und auch eine leidenschaftliche Spielerin war, erhielt auch immer wieder finanzielle Zuwendungen vom Kaiser, um ihre enormen Schulden zu tilgen.

Römische Ruine oder die Ruine von Karthago?

Römische Ruinen

Wandert nun den Schönbrunner Berg wieder hinunter. Unser nächstes Ziel ist die Römische Ruine. Künstliche Ruinen waren zur Zeit Maria Theresias der »letzte Schrei« in der Gartengestaltung. Die römische Ruine in Schönbrunn ist aber auch ein Symbol.

Römische Ruinen

Ursprünglich hieß die 1778 von Hohenberg entworfene Römische Ruine »Ruine von Karthago«, die den Sieg Roms über den Erzfeind Karthago symbolisierte. Da sich die Habsburger stets als Nachfolger der römischen Kaiser sahen, soll das in Trümmern liegende Karthago eine Warnung an die Feinde des Hauses Habsburg sein: »Seht her, so ergeht es Euch, wenn ihr es Euch mit uns verscherzt«.

Schon wieder eine Liebschaft des Kaisers

Römische Ruinen

Ob Kaiser Franz Joseph mit Anna Nahowski über diese Symbolik bei einem Spaziergang philosophierte? Anna und Franz Joseph lernten sich 1875 zufällig während eines morgendlichen Spazierganges im Schlosspark kennen. Der Kaiser soll sie mit den Worten »Sie gehen aber fleißig spazieren«“ angesprochen haben.

Römische Ruinen

Über zehn Jahre währte das heimliche »Gspusi, stets beobachtet von der Geheimpolizei. Doch das wusste nicht einmal Franz Joseph. Annas Tochter Helene, die spätere Frau des Komponisten Alban Berg, soll aus dem Liebesverhältnis stammen. Als Franz Joseph die »Schratt« kennenlernte, beendete er die Beziehung zu Anna und fertigte sie mit einem großzügigen Geldbetrag ab.

Der »Schöne Brunnen«

Der schöne Brunnen

Zwischen Römischer Ruine und Obeliskenbrunnen steht leicht versteckt der »Schöne Brunnen«, der dem Schloss den Namen gab. Das Brunnenhaus wurde 1771 vom Hofarchitekten Isidore Canevale errichtet. Darin befindet sich die Statue der Quellnymphe Egeria aus deren Amphore das einst bei Hofe begehrte Quellwasser floss.

Die ruhelose Kaiserin Elisabeth

Der schöne Brunnen

Vermutlich labte sich auch hier Kaiserin Sisi, nachdem sie in einem Höllentempo durch den Schlosspark gewandert war. Sehr zum Leidwesen der Hofdamen, denn Sisi liebte es, stundenlange Wanderungen über weite Distanzen zu unternehmen.

Statue - Rhea Kybele

Man stelle sich nur diese skurrile Wandergesellschaft vor – Sisi rannte vorneweg und in einem Respektabstand folgten die Hofdamen schwer nach Luft keuchend. »Ich bin totgegangen!«, soll die Hofdame Gräfin Festetics nach einer anstrengenden Wanderung gestöhnt haben.

Obeliskenbrunnen

Obeliskbrunnen

Kommen wir für heute zur letzten Sehenswürdigkeit im Schlosspark. Der mächtige Obelisk, der gegen den Himmel ragt, ist kaum zu übersehen. Obelisken galten stets als wichtiges Herrschaftssymbol. So lag es auf der Hand, dass sich auch Maria Theresia solch einen antiken Steinpfeiler wünschte. Hohenberg erfüllte den Wunsch der Kaiserin zur vollsten Zufriedenheit.

Obeliskbrunnen

Er schuf einen Obelisken mit unzähligen Hieroglyphen, die vom Ruhm und der Regentschaft Maria Theresia berichten. Die Kaiserin selbst wurde als Göttin Isis dargestellt. Eine echte Kuriosität! Denn als der Obelisk 1777 aufgestellt wurde, konnte noch niemand die antiken Schriftzeichen der alten Ägypter entziffern.

Obeliskbrunnen

Dies gelang erst 1822 nachdem man den Stein von Rosetta gefunden hatte. Getragen wird der Obelisk von vier goldenen Schildkröten, die die Stabilität und Ewigkeit des Habsburgerreiches symbolisieren sollen.

Blick auf das Schloss

Hier endet nun unser kleiner Spaziergang durch den Schönbrunner Schlossgarten und wir wünschen Euch viel Spass beim »Nachgehen« dieser Tour.

FOTOALBUM
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Spaziergang durch den Schönbrunner Schlosspark inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Tour findet Ihr im Fotoalbum unter: SCHLOSS UND SCHLOSSPARK VON SCHÖNBRUNN