WEINWANDERN – DURCH DIE WEINGÄRTEN VON GUMPOLDSKIRCHEN

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Rund 20 km südlich von Wien liegt Gumpoldskirchen. Der traditionsreiche Weinort ist der ideale Ausgangspunkt für eine kleine 7 km lange Rundwanderung durch die weitläufigen Weingärten und einer anschließenden Heurigenpartie.

Gumpoldskirchen

Kirche und Schloss von Gumpoldskirchen

Über die Entstehung von Gumpoldskirchen ranken sich zahlreiche Legenden. Eine davon handelt von den drei Brüdern Perchtold, Guntram und Gumpold. Sie wurden vom Babenberger-Herzog Leopold I, mit der Gründung von Wehrburgen beauftragt um das Land vor ungarischen Überfällen zu schützen. So entstanden die Orte Perchtoldsdorf, Guntramsdorf und Gumpoldskirchen.

Renaissance Hof in Gumpoldskirchen

Tatsächlich erstmals urkundlich erwähnt wurde Gumpoldskirchen im Jahr 1140. Schon zu dieser Zeit spielte der Weinbau eine große Rolle. Schwer beladene Kutschen mit Fässern des edlen Tropfens rollten im 16. Jhdt bis nach Schlesien, Böhmen oder Bayern. Ob Bischöfe, die Herrscher des Hauses Habsburg oder der berühmte Feldherr Wallenstein, sie alle schätzen den Wein aus der Thermenregion.

Rathaus von Gumpoldskirchen

Der Weinhandel machte die Gumpoldskirchner Winzer reich und selbstbewusst. Davon zeugen noch heute die zahlreichen Häuser aus dem 16. Jhdt oder das Renaissance- Rathaus mit seinen hübschen Arkadengängen und dem markanten Turm. Werfen wir noch schnell einen Blick auf den Pranger. Alten Aufzeichnungen nach wurden hier besonders gerne Traubendiebe oder zänkische Weiber zur Strafe angekettet und dem Spott der Bewohner ausgesetzt.

Turmhof in Gumpoldskirchen

Wir spazieren die Kirchengasse hinauf zur Kirche und dem Schloss, die gemeinsam das weithin sichtbare Wahrzeichen von Gumpoldskirchen bilden. Die Gebäude wurden vom letzten Babenberger-Herzog Friedrich II dem Deutschen Orden geschenkt. Nach der Zerstörung durch Ungarn und Türken baute der Deutsche Ritterorden Kirche und Schloss zu einer Kirchenfestung mit Wassergraben und Wehrmauer aus.

Kirche von Gumpoldskirchen

Als jedoch im Jahr 1683 neuerlich der Türkensturm über Gumpoldskirchen fegte, blieb kaum ein Haus unbeschädigt. Der Ort wurde geplündert, die Kirchenfestung zerstört und die Bewohner ermordet oder in die Sklaverei verschleppt. Außer Spesen nichts gewesen. Nach dem erfolgreichen Sieg über die Türken wurden Schloss und Kirche wiederhergestellt und zum Teil barockisiert.

In den Weingärten von Gumpoldskirchen

Genug der Geschichte. Wir folgen nun dem roten Pfeil mit Aufschrift »Wohn Traum Runde« bzw dem Wasserleitungsweg. Beide Wanderwege führen uns schnurstracks ohne Höhendifferenz in die Weingärten von Gumpoldskirchen. Im Frühjahr und Herbst schenken am Wochenende die Winzer in den Weingärten Wein, Sturm oder Most aus und bieten kulinarische Spezialitäten an.

In den Weingärten von Gumpoldskirchen

Was gibt es Schöneres als idyllisch zwischen den Reben zu sitzen und ein Glaserl Wein zu genießen. Ihr seht, die Wahrscheinlichkeit auf dieser Strecke zu verdursten ist gegen Null tendierend.

Am Wasserleitungsweg

Aprospos verdursten! Unter unseren Füßen verläuft die 1. Wiener Hochquellwasserleitung, die Wien seit 1873 mit frischem Trinkwasser aus dem Rax- und Schneebergebiet versorgt. Bis zum Bau der Hochquellenleitung erfolgte die Versorgung Wiens mit Hausbrunnen, deren mangelhaftes Trinkwasser Typhus- und Choleraepidemien zur Folge hatten.

Urbanuskapelle

Schon von Weitem sehen wir schon auf einem kleinen Hügel unser nächstes Ziel: Die Urbanuskapelle. »Ist Urbani voller Sonnenschein, gibt es viel und guten Wein!«, besagt eine alte Winzerregel. Der Urbani-Tag wird am 25. Mai gefeiert und erinnert an den Hl Urban, der als Schutzpatron der Winzer verehrt wird. Doch wehe das Wetter ist am Urbani-Tag schlecht. Denn dann heißt es im Volksmund »Urban nass, bringt nichts ins Fass«.

Urbanuskapelle

Gleich drei Hl Urbans beanspruchen den kirchlichen Gedenktag für sich. Urban No 1 war ein Papst, der enthauptet wurde. Der Legende nach soll es nach seiner Enthauptung Wein vom Himmel geregnet haben. Schon einmal ein guter Ansatz! Urban No 2 stammte aus Frankreich und versteckte sich vor seinen Verfolgern hinter einem Weinstock und blieb unentdeckt. Auch nicht schlecht, aber weniger spektakulär! Urban No 3 brachte den Weinbau in den Neckarraum und wird in Deutschland als Schutzheiliger verehrt. Aus unserer Sicht die schwächste Legende.

In den Weingärten von Gumpoldskirchen

Tatsächlich soll Urban No 2 der wahre Schutzpatron der Winzer sein. Der Heilige wird aber auch zum Schutz vor Unwettern, Trunkenheit und Völlerei angerufen. Kein Wunder also, dass im Weinort Gumpoldskirchen eine Urbanuskapelle errichtet wurde. Um die Urbanuskapelle zu erreichen verlassen wir kurz vor einer Bahnunterführung die »Wohn Traum Runde« und folgen einem Schotterweg durch die Weinreben bergauf.

Busserltunnel

Genau unterhalb der Urbanuskapelle verläuft der der älteste Bahntunnel Österreichs, der »Busserl Tunnel«. Zu jeder schönen Bahnstrecke gehört ein Tunnel befand Kaiser Ferdinand I, der Gütige und so wurde der nur 156 m lange Tunnel im allerhöchsten Auftrag errichtet. Den Spitznamen erhielt der Tunnel, weil wegen der geringen Länge die Waggonbeleuchtung nicht eingeschaltet wurde und daher Zeit für ein Busserl im Dunkeln blieb. In der Biedermeierzeit ein höchst frivoles Erlebnis!

In den Weingärten von Gumpoldskirchen

Von der Urbanuskapelle geht es dann wieder über einen Schotterweg bergab zur rot markierten »Wohn Traum Runde« bzw dem Weingartenradweg, die uns beide zurück an den Ausgangspunkt unseres Spaziergangs bringen. Wir wünschen Euch viel Spass beim »Nach«Wandern.

FOTOALBUM
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Wanderung in den Weingärten von Gumpoldskirchen inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Wanderung findet Ihr im Fotoalbum unter: Weinwandern – Durch die Weingärten von Gumpoldskirchen

Streckenplan