WANDERN WIEN – VON GRINZING ÜBER DEN COBENZL ZUR SISI-KAPELLE

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Der knapp 6 km lange Rundweg führt Euch von Grinzing zum Cobenzl und weiter zur Sisi-Kapelle. Aufgrund der Länge ist diese Wien-Wanderung durch die Weinberge Wiens der ideale Sonntagsausflug für jede Jahreszeit.

Von Grinzing …

Grinzing

Die heutige Wanderung startet bei der Endstation des 38er in Grinzing. Der berühmte und viel besungenen Stadtteil von Wien ist bekannt für seine zahlreichen Heurigen. Auch bei Wien-Besuchern steht Grinzing hoch im Kurs, gilt doch der Heurigenort als Synonym für Wein, Heurigenmusik und »Weana Gemütlichkeit«. Die Gäste aus aller Welt sprechen dem Wein begeistert zu und lauschen dabei den Klängen der Schrammeln, die die Promillisierten mit bekannten Klassikern, wie »Wenn ich mit meinem Dackel von Grinzing heimwärts wackel« oder »Heut’ kommen d’Engerln auf Urlaub nach Wean« unterhalten.

Am Cobenzl

Genug der Einleitung, machen wir uns auf den Weg. Über den Oberen Reisenbergweg geht es nun für rund 2 km bergauf zum Cobenzl. Der Anstieg kann durchaus als knackig beschrieben werden, der den Puls in die Höhe schießen lässt. Belohnt wird man am Ende des Oberen Reisenbergwegs mit einem wunderschönen Ausblick über die Weinstöcke hinweg auf Wien. Donauturm, Millennium Tower oder die UNO City prägen die Stadtsilhouette.

Weingärten von Grinzing

Wien ist ja bekanntlich die einzige Metropole weltweit, wo nennenswerter Weinbau betrieben wird. Besonders beliebt ist die Wiener Regionalspezialität »Gemischte Satz«. Dabei handelt es sich um eine Mischkulanz aus bunt gemischt angepflanzten Rebsorten in einem Weingarten, die gemeinsam geerntet und gekeltert werden. Nicht zum Verwechseln mit einem Cuvée, der aus mehreren fertigen Weinen »zusammengepanscht« wird.  

… zur Sisi-Kapelle

Sisi-Kapelle "Am Himmel"

Nach einem kurzen Stück entlang der Höhenstraße erreichen wir den »Himmel« mit dem Oktagon und dem keltische Lebensbaumkreis, welcher vielleicht für Esoteriker interessant ist, aber sonst recht wenig hergibt. Von hier ist es nur mehr ein Katzensprung bis zur Sisi-Kapelle, die  Johann Carl Freiherr von Sothen anlässlich der Vermählung des Kaiserpaares Elisabeth und Franz Joseph I im Jahr 1854 errichten ließ. In der Gruft der Kapelle fanden der Baron und seine Frau auch ihre letzte Ruhestätte.

Sisi-Kapelle

Sein Vermögen erwirtschaftete der »blade« Baron durch den Verkauf von Lotterie-Losen. In der Öffentlichkeit präsentierte er sich gerne als Wohltäter, in Wahrheit war er aber ein geiziger Unsympathler, der seine Arbeiter bis aufs Blut piesackte. So kam es, wie es kommen musste. Am 10. Juni 1881 wird der Baron auf seinem Landgut am Cobenzl von einem Förster erschossen. Diesen hatte der Baron kurz zuvor wegen Lohnstreitigkeiten entlassen. Dem nicht genug! Der Förster hatte gewagt in der Dienstwohnung im »Concubinate mit einer Frauenperson zu leben, welche ihm vier Kinder geschenkt hatte«. Der Förster verlor nicht nur seinen Job, sondern wurde auch mit Kind und Kegel vor die Tür gesetzt.

Sisi-Kapelle "Am Himmel"

Die Beisetzung des Barons brachte die Wiener Volkseele so richtig zum Kochen. Mehr als 20.000 Menschen folgten dem Leichenwagen und sie machten sich dabei »a rechte Hetz«. Man sang Spottlieder auf den Verstorbenen oder bewarf den Sarg mit Steinen. Schon bald konnten Besucher folgenden Spruch an der Wand der Sisi-Kapelle lesen: »Hier in dieser Gruft liegt ein großer Schuft, zeigt’s kan Z’wanzger runter, sonst wird er wieder munter«. Der Förster, der den Baron in das Reich der Toten schickte, wurde zum Tode verurteilt, jedoch von Kaiser Franz Josef zu zwölf Jahren Kerker begnadigt.

Hinweis
Sprach-Talibans bezeichnen auf einer Info-Tafel die Sisi-Kapelle als ein »gebautes Crossover«. Ein schöner neudeutscher Begriff, der vermutlich bei den meisten Besuchern Ratlosigkeit auslöst. Also nennen wir die Dinge beim Namen. Dieses »Crossover« nennt sich in Wahrheit Historismus und ist ein Baustil, der auf Stilrichtungen vergangener Jahrhunderte zurückgreift. Im Falle der Sisi-Kapelle auf die Neogotik.

Weingärten von Grinzing

So genug echauffiert, wandern wir wieder nach Grinzing zurück! Für den Rückweg wählen wir den Paula Wessely Weg. Dieser führt uns zuerst durch eine kleine Schlucht, dann durch Weingärten und zum Abschluss an alten, prächtigen Villen vorbei. Nach rund 3,7 km erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt in Grinzing. Bevor es wieder nach Hause geht bietet sich natürlich noch der Besuch eines Heurigen an um den »Gemischten Satz« zu verkosten. Aber Obacht, dass ihr Euch nicht zu viel vom Rebensaft »einspritzt«, denn sonst seid ihr am Ende des Tages »fett wie a Radierer«.