WANDERN KAMPTAL – EINE AUSSICHTSREICHE RUNDE RUND UM GARS

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Diese aussichtsreiche Wanderung rund um Gars am Kamp führt Euch zu mächtigen Ritterburgen aus der Babenberger-Zeit, einer slawischen Siedlung am Schanzberg, zur Hamerlingwarte und zu Schloss Buchberg, wo Mittelalter auf Modern-Art trifft.

Gars am Kamp, Hauptstadt Österreichs

Unzählige Wanderwege führen durch Gars im Kamptal

Ausgangspunkt dieser abwechslungsreichen Tour im Kamptal ist das Rathaus von Gars, wo eine Vielzahl an Wanderungen durch die Region starten. Unsere rund 12 km lange Rundwanderung basiert auf der »Schimmelsprung Runde«, sowie der »Buchberg-Zitterberg Runde«. Vom Rathaus folgen wir der dem Wegweiser Richtung Dreifaltigkeitsplatz und Kampbrücke.

Gars - Burg-Kirche-Karner-Ensemble

Vor uns erhebt sich die mächtige Garser Burg, die im 11. Jhdt unter Markgraf Leopold II für einige Jahre Regierungssitz der Babenberger war. Kaum zu glauben, aber damit war Gars für kurze Zeit die Hauptstadt des damaligen Österreichs. Doch der Sohn von Leopold II, Leopold III oder vulgo der »Der Heilige«, konnte sich so gar nicht mit dem rauhen Klima im Waldviertel anfreunden.

Gars - St Gertrud Kirche mit Karner

Er verlegte seinen Regierungssitz nach Klosterneuburg, wo er gleich einmal ein Stift gründete. Der Legende nach genau an jener Stelle, wo der kostbare Schleier seiner Gattin durch eine Windstoß geweht worden war.

Garser Burg und St-Gertrud-Kirche

Gars - Kreuzwegstation

Nachdem jede gute Wanderung mit einer kleinen Besichtigung beginnt, machen wir nach der Kampbrücke noch schnell einen Abstecher und folgen dem Kreuzweg hinauf zur St-Gertrud-Kirche.

Gars - St Gertrud Kirche mit Karner

Erbaut im 12. Jhdt und im Laufe der Jahrhunderte mehrfach verändert, vereint das Gotteshaus heute alle Stilrichtungen von der Romanik bis zum Barock. Besonders sehenswert sind die gotischen Glasfenster, die Szenen aus dem Leben der Hl Gertrud darstellen.

Gars - Karner am Friedhof

Leider konnten wir uns davon nicht selbst überzeugen, da die Kirche versperrt war. Rund um die Pfarrkirche befindet sich der Ortsfriedhof mit einem Karner, der seit 1876 als Begräbnisstätte der Adelsfamilie Croy dient und deren Wappen ihr über dem Eingang gut erkennen könnt. Das »Kirchen-Karner-Friedhof-Burg-Ensemble« kann durchaus als sehr fotogen bezeichnet werden.

Burg von Gars

Vom Friedhof sind es nur mehr ein paar Schritte zum Haupteingang und dem Nordturm der Garser Burg, die zu den ältesten des Landes zählt. Der Nordturm bietet nicht nur eine kleine Ausstellung über die Geschichte der Burg, sondern auch einen schönen Ausblick über das Kamptal und das Horner Becken.

Burg von Gars

Seit Ende der 1980er dienen die jahrhundertealten Mauern als Kulisse für das jährliche Opernfestival. Wo einst der Minnesang die Burgherrn erfreute, erklingen heute Bizets Carmen oder Rossinis Barbier von Sevilla.

Am Schanzberg

Nach einem kleinen Rundgang durch die Burgruine bringt uns der Kreuzweg wieder zurück zur Kamptalbrücke, wo wir unsere ursprüngliche Wanderung fortsetzen. Der Wegweiser »Schimmelsprung Runde« leitet uns über die Gföhlerstraße und Goldberggasse zum Wurzelsteig, der uns stetig bergauf zu einem Plateau am Schanzberg führt. Von hier sind es dann noch ca 600 Meter bis wir auf die ersten Spuren einer slawischen Siedlung treffen.

Die Slawensiedlung am Schanzberg

Slawische Siedlung Schanzberg

Im 9. Jhdt errichteten slawische Siedler am Schanzberg eine befestigte Siedlung, die mit einem rund 4,5 Meter hohen Wall aus Steinen und Holz befestigt war. Um ein Gefühl zu bekommen, wie diese Befestigungsanlage in natura ausgesehen hat, wurde der südliche Torturm und ein Stück des Befestigungswalls rekonstruiert.

Slawische Siedlung Schanzberg

Schon bald entwickelte sich die Siedlung zu einem regionalen Zentrum und war Sitz mehrerer slawischer Fürsten. Vermutlich wurde die Siedlung um 950 während der Ungarnkriege von den Magyaren zerstört und nicht wieder aufgebaut. Die Slawenburg war jedoch nicht die erste Befestigungsanlage am Schanzberg. Bereits während der späten Bronzezeit (1.100 bis 800 v Chr) soll sich hier eine größere Wallburg befunden haben, wie Funde und Spuren in der Umgebung belegen.

Ehemaliges Gräberfeld Schanzberg

Wir spazieren weiter zu einer kleinen Waldlichtung, wo Archäologen einen Friedhof mit 216 Gräbern aus der Zeit der slawischen Besiedlung fanden. Interessant waren die Funde in den Adelsgräbern. Während man bei den Männern Schwerter und Sporen als Grabbeigaben fand, waren die adeligen Frauen mit silbernen Ohrringen geschmückt.

Am Schanzberg

Nur einige Meter entfernt könnt ihr auch noch die Grundmauern der bislang ältesten Kirchen Österreichs nördlich der Donau bewundern. Diese verlor mit der Zerstörung der slawischen Siedlung ihre Funktion. Die Mauern wurden abgerissen und für den Bau der Burg Schimmelsprung verwendet.

Ausblick vom Schanzberg

Genug der Geschichte, wandern wir weiter. Der blauen Markierung folgend erreichen wir schon bald den Aussichtspunkt »Thunauer Felsen«, wo ihr einen wunderschöne Aussicht auf das Kamptal genießen könnt. Ein kleiner Rastplatz lädt förmlich zu einer Pause und Stärkung ein.

Ruine Schimmelsprung

Ruine Schimmelsprung

Ein rund 300 Meter langer und schmaler Pfad führt uns entlang eines Steilhanges weiter bis zur Ruine Schimmelsprung, die auf einem senkrecht abfallenden Felsen hoch über dem Kamp errichtet wurde. Erstmals zur Zeit der Babenberger 1196 urkundlich erwähnt, dürfte die Burg bereits 200 Jahre später wieder aufgegeben worden sein. Die Gründe dafür liegen im Nebel der Geschichte verborgen.

Ruine Schimmelsprung

Der außergewöhnliche Name der Burg geht übrigens auf eine Legende zurück. Auf der Burg herrschte einst ein brutaler Ritter, der seine Untertanen bis aufs Blut piesackte. So kam es, wie es kommen musste. Die unterdrückten Bauern probten den Aufstand und erstürmten die Burg. Als der Burgherr während des Kampfes die drohende Niederlage erkannte, gab er seinem Pferd die Sporen und stürzte sich über die Felswand in die Tiefe.

Am Wachtberg

Soweit, die Legende! Versäumt auf keinen Fall den Ausblick auf das Kamptal vom höchsten Punkt der Burgruine. Der Wanderweg führt uns nun talwärts in einen Graben, wo wir auf eine Forststraße treffen, die uns hinauf auf den Wachtberg bringt. Sollten die Beine schwer werden, bleibt kurz stehen und genießt einfach die Aussicht auf die Garser Burg, die Ruine Schimmelsprung, sowie das Kamptal.

Kunst in der Natur

Am Wachtberg

Bekanntlich hat jede Wegsteigung ein Ende! Wenn ihr bei einer Wegkreuzung eine Gärtnerei seht, dann habt ihr es vorab einmal geschafft.

Kunst in der Natur

Nun gilt es folgende Entscheidung zu treffen. Kunstinteressierte biegen rechts ab und gehen noch ein paar Schritte zu einer Wiese weiter, die mit Kunstwerken mehr oder weniger behübscht wurde. Es lohnt sich einen kurzen Blick darauf zu werfen, da manche Kunstinstallationen durchaus gelungen sind.

Kunst in der Natur

Doch jeder soll sich selbst sein Bild und seine Gedanken zu den Kunstwerken machen. Doch völlig nüchtern betrachtet kann der Grat zwischen einer G´stetten und Kunstinstallationen ausgesprochen schmal sein kann. Alle, die mit Kunst im öffentlichen Raum wenig am Hut haben, biegen gleich links an der Wegkreuzung ab und folgen dem breite Forstweg nach Buchberg hinunter, wo Schloss Buchberg auf uns wartet.

Schloss Buchberg – Mittelalter trifft Modern-Art

Schloss Buchberg

Malerisch wächst Schloss Buchberg aus einem Felsen heraus an dem der Kamp vorbeimäandert. Ein ausgesprochen harmonisches Bild, wenn man den richtigen »Kodakpunkt« findet. Mitte des 12. Jhdt in unzähligen Bau- und Umbauphasen errichtet erhielt die Burg um 1620 ihr heutiges schlossähnliches Aussehen.

Schloss Buchberg

Nach mehrfachen Besitzerwechsel erwirbt in den 1960er Jahren die Familie Bogner das Schloss und richtet darin den Kunstraum Buchberg mit unzähligen Kunstinstallationen ein. Eine Besichtigung ist gegen Voranmeldung für die Wochenenden von Juni bis Oktober möglich.

Der Kamp bei Buchberg

By the way – der »Kodakpunkt« war in der Zeit der Analogfotografie stets der beste Platz oder der interessanteste Aussichtspunkt, zudem alle Touristen strömten um gelungene Fotos zu knipsen. In unserem Fall müsst ihr zum Kampufer hinunter spazieren und dem Uferweg ein Stück folgen.

Auf zur Hammerlingwarte am Zitterberg

Am Zitterberg

In Buchberg wechseln wir den Wanderweg. Achtet nun auf die Wegweiser »Buchberg-Zitterberg Runde«. Wir queren einen Bahnübergang und die Kampbrücke und erreichen den Fuß- und Radweg entlang der Kremser Straße (B34). Diesem folgen wir für rund 400 Meter Richtung Gars bis zu einem bergaufführenden Waldpfad, der uns nach Zitterberg führt (Achtung: Weg ist in den Online-Karten oft nicht eigezeichnet).

Zitterberg

Rechts an der Kirche vorbei, gehen wir die Straße noch weiter bis zum Feuerwehrhaus. Dort zweigen wir links in die kleine Straße ab, passieren einen Schranken und  gehen über eine Wiese hinauf bis zu einem Gattertürl, wo uns kurz danach ein gut markierter Waldpfad direkt zur Hamerlingwarte führt.

Hamerlingwarte

»Sei gegrüßt, du herrlich Plätzchen«, schrieb der Heimatdichter Josef Pugl als er »mit frohenzücktem Auge« von der Hamerlingwarte auf »Dich, Du Perle Gars« hinunterblickte.

Ausblick von der Hamerlingwarte

Ganz unrecht hat der Heimatdichter nicht, denn die nach dem Dichter Robert Hamerling benannte Warte bietet einen herrlichem Rundblick auf das zu unseren Füßen liegende Gars und das Burg-Kirchen-Karner-Ensemble.

Sommerfrische Gars

Kurpark in Gars

Von der Hamerlingwarte führt und ein Wanderweg im Zick-Zack hinunter zur Wozniczakgasse und die Kremser Straße (B34). Von hier ist es nur mehr ein Katzensprung bis zum Kurpark von Gars, der an die große Vergangenheit als Erholungsort erinnert. Durch die Eröffnung der Kamptalbahn 1889 entwickelte sich Gars rasch zu einem beliebten Ort der Sommerfrische.

Freibad von Gars

Was war das für ein »Trara« wenn die betuchten Sommergäste aus der Stadt mit ihrem Hausrat und den Dienstboten anreisten und ihren Wohnsitz aufs Land zu verlegten. Während die Mütter mit den Kindern den ganzen Sommer im Sommerdomizil verweilten, kamen die Väter zumeist nur am Wochenende und im Urlaub nach. Der sonntägliche Abendzug mit dem die arbeitenden Väter wieder zurück nach Wien fuhren, trug wegen der vielen sich verabschiedenden Ehepaare den Spitznamen »Busserlzug«.

Kurpark in Gars

Zu den berühmtesten Stammgästen zählten der Komponist Franz von Suppé oder auch die Austropoplegende Falco, dem eine Statue im Kurpark gewidmet ist.

Gars - Paradies für Freunde des Mohnzuzlers

Zum Abschluss der Wanderung lädt das Traditionscafe Ehrenberger am Hauptplatz zu einer Stärkung ein. Hier kann man bei einem Kaffee die Original Waldviertler Mohn- oder Nusszuzler verkosten. Wir hoffen, die Tour hat Euch gefallen und wir wünschen Euch viel Spaß beim »Nach«Wandern.

FOTOALBUM
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Wanderung rund um Gars am Kamp inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Wanderung findet Ihr im Fotoalbum unter: EINE AUSSICHTSREICHE RUNDE RUND UM GARS AM KAMP