WANDERN HAINBURG – VOM SCHLOSSBERG AUF DEN BRAUNSBERG

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Hügelhupfen in Hainburg! Diese aussichtsreiche Wanderung führt Euch auf den Schlossberg und den Braunsberg. Beide Erhebungen bieten einen tadellosen Rundblick auf das Marchfeld, die Hundsheimer Berge, die Sandbänke in der Stopfenreuther Au und die Stadt Bratislava.

Hainburg – Die östlichste Stadt Österreichs

Blick auf Hainburg

Ausgangspunkt dieser abwechslungsreichen Rundwanderung ist Hainburg an der Donau. Die östlichste Stadt Österreichs liegt an der Ungarischen Pforte, einem Donaudurchbruch zwischen dem österreichischen Braunsberg und dem Thebener Kogel in der Slowakei. Die Ungarische Pforte spielte im Laufe der Geschichte nicht nur eine wichtige strategische Rolle, sondern sie ist bis heute die unsichtbare kulturelle Grenze zwischen dem slowakischen, ungarischen und österreichischen Sprachgebiet.

Die wehrhafte Stadtmauer von Hainburg

Das Wienertor

Bekanntlich lebten Bewohner von Grenzgebieten stets gefährlich. Und so wurde Hainburg bereits im Mittelalter zu einem stark befestigten Bollwerk an der Grenze des »Heiligen Deutschen Reiches« ausgebaut. Überzeugt Euch selbst! Mit seiner 2,5 km langen Stadtmauer, drei erhaltenen Toren und 15 Türmen aus dem 13. Jhdt besitzt Hainburg eine der ältesten und am besten erhaltenen Stadtbefestigungen Europas.

Am Schlossberg

Wir starten unsere Wanderung beim mächtigen Wienertor, welches bis heute als das größte mittelalterliche Stadttor Europas gilt. Dies behauptet zumindest das Internet. Machen wir uns auf den Weg Richtung Schlossberg.

Blick auf Hainburg

Folgt der Hummelstraße bergauf und anschließend einem Waldweg, der in einer Halbrunde um den Schlossberg direkt zum Burgtor führt. Vom Burgtor bietet sich übrigens ein großartiger Fotoblick auf das mittelalterliche Hainburg und auf die sich wie eine Schlange windende Donau.

Hochzeitsglocken auf der Heimenburg

Die Heimenburg in Hainburg

Um die Ungarische Pforte vor Angriffen aus dem Osten zu schützen, befahl Kaiser Heinrich III im Jahr 1050 eine Reichsfestung am Schlossberg zu errichten. Später ging die Burg in den Besitz der Babenberger über, die diese erweiterten und mit zusätzlichen Mauern verstärkten.

Die Heimenburg in Hainburg

Was war das für ein Trara in der Burgkapelle als am 11. Februar 1252 die schon leicht überwutzelte Margarte von Babenberg dem um zwanzig Jahre jüngeren Ottokar II von Böhmen das Ja-Wort gab. Chronisten berichten, dass die Schwester des letzten Babenberger Herzogs – Friedrich II, der Streitbare – sogar älter war, als ihr Schwiegervater. Aber was nimmt ein künftiger König von Böhmen nicht alles in Kauf um sich seinen Anteil am Erbe der Babenberger zu sichern.

Die Heimenburg in Hainburg

Nach dem Tod Ottokars in der Schlacht von Dürnkrut im Jahr 1278 kam die Heimenburg in den Besitz der Habsburger unter deren Herrschaft diese immer mehr an Bedeutung verlor. In den Türkenkriegen von 1529 und 1683 wurde die Burg verwüstet und dem Verfall preisgegeben. Ein trauriges Ende für eine einst so stolze Burg.

Blick auf den Braunsberg

Bevor es wieder den Schlossberg hinuntergeht, unternehmt noch einen kurzen Rundgang durch die Burg, genießt die Aussicht in den Osten, wo am Horizont die Pressburger Burg sowie die realsozialistischen Plattenbauten des Stadtteils Petržalka auszumachen sind und werft einen Blick auf unser nächstes Ziel den Braunsberg, der rund 1,5 km Luftlinie entfernt liegt.

Der Braunsberg

Am Weg zum Hochplateau am Braunsberg

Ein paar Kehren und Stufen führen vom Schlossberg wieder hinunter nach Hainburg. Vorbei am Friedhof und dem wenig attraktiven Einkaufscenter beim Ungartor folgen wir anschließend der Krücklstraße und dem Keltenweg hinauf auf den Braunsberg. Während der Weg anfangs nur mäßig ansteigt, kann man die letzten 700 Meter durchwegs als anstrengend bezeichnen.

Am Weg zum Hochplateau am Braunsberg

Fast Direttissima geht es über Trockenwiesen und Wald auf das Gipfelplateau hinauf. Der Aufstieg auf den 346 m hohen Berg ist anspruchsvoller, als man aufgrund der Höhe vermuten würde. Aber die Plackerei zahlt sich aus, denn der Braunsberg bietet einen wunderschönen Rundblick über das Marchfeld bis weit in die Slowakei und Ungarn.

Am Braunsberg

Ein wenig erinnert das schräge und kahle Hochplateau des Braunsbergs an die schottischen Highlands. Zur perfekten Illusion fehlt nur mehr der einsame Dudelsackbläser, der die Hymne »Scotland the Brave« intoniert. Der Braunsberg ist ein uraltes Siedlungsgebiet, dessen Geschichte weit in die Urgeschichte zurückreicht.

Keltische Siedlung am Braunsberg

Bereits im 2. Jhdt v Chr errichteten die Kelten am Hochplateau eine bedeutende Siedlung, die von einer Wallburg geschützt war. Um einen Eindruck zu bekommen, wie die Wallburg einst ausgesehen hat, rekonstruierten Archäologen einen Wachturm und ein Stück der Holzpalisade. Der römische Eroberungsdrang bedeutete das Ende der keltischen Siedlung am Braunsberg.

Blick vom Braunsberg

Wir drehen die obligate Besichtigungsrunde, genießen die Aussicht und wandern anschließend zur Ruine Röthelstein bergab, die am Fuße des Braunsbergs auf einem hoch aufragenden Felsen über der Donau liegt.

Sagenhafte Ruine Röthelstein

Ruine Röthelstein

Um die im 11. Jhdt erbaute Burg Röthelstein ranken sich zahlreiche Legenden. In der am Rande des düsteren Auwaldes gelegenen Ruine sollen zur Geisterstunde die Seelen verwunschener Tempelritter, Mönche und Nonnen herumspuken. Auch von einem gigantischen Schatz ist die Rede, der bis heute nicht gefunden werden konnte.

Ruine Röthelstein

Tatsache ist, dass die Burg jahrelang die Grenze vor feindlichen Übergriffen aus Böhmen und Ungarn sicherte. Um 1450 kam sie in den Besitz des berüchtigten Raubritters Wenko von Ruckenau. Ledvenko, wie er von seinen Spießgesellen genannt wurde, terrorisierte nicht nur die Bauern der Umgebung, sondern er ließ auch eine Donausperre errichten, um Handelsschiffe und Reisende auszuplündern. Über das weitere Schicksal des hochaktiven Raubritters schweigen die Chronisten. Die Burg selbst wurde am Ende des 15. Jhdt zerstört und blieb danach für immer eine Ruine.

Durch den Nationalpark Donau-Auen

Nationalpark Donauauen

Gemütlich folgt nun der Wanderweg dem Lauf der Donau bis nach Hainburg. Wir befinden uns mitten im Nationalpark Donau-Auen, dessen Gründung auf die legendäre Au-Besetzung von 1984 zurückgeht. Tausende Menschen aus allen Alters- und Berufsgruppen besetzen im eiskalten Winter von 1984 die Hainburger Au um deren Zerstörung durch einen umstrittenen Kraftwerksbau zu verhindern.

Nationalpark Donauauen

Das im Dornröschenschlaf dahindämmernde Hainburg war über Nacht in das Zentrum der österreichischen Innenpolitik gerückt. Nach nicht gerade zimperlichen Polizeieinsetzen gegen die Umweltschützer, sowie unter dem Druck der öffentlichen Meinung verkündete Bundeskanzler Fred Sinowatz zu Weihnachten 1984 eine Nachdenkpause und anschließend das »Aus« für das umstrittene Projekt. Einer der letzten intakten Aulandschaften Europas war damit gerettet!

Hainburg again!

Nationalpark Donauauen

Nachdem wir kurz vor Hainburg zwei Tunnels durch den Braunsberg durchquert haben, erreichen wir wieder die Stadtmauer. Die erste schriftliche Erwähnung Hainburgs erfolgte übrigens im Nibelungenlied. Am Weg ins Hunnenland soll König Etzel mit seiner frischangetrauten Ehefrau Kriemhild in Hainburg genächtigt haben.

Das Gemetzel am Fischertor

Fischertor in Hainburg

Folgt dem Weg noch ein Stück der Donau entlang bis zum romantischen Fischertor, wo die idyllische Blutgasse hinauf in die Altstadt führt. Von Idylle war hier im Jahr 1683 jedoch keine Rede. Die Türken standen kurz davor Hainburg zu erobern. Die verzweifelten Bewohner versuchten durch das Fischertor in die Donauauen zu fliehen. Doch die Tore konnten nicht rechtzeitig geöffnet werden und es kam es zu einer Massenpanik.

Fischertor in Hainburg

Viele Bewohner wurden von den nachfolgenden Menschenmassen erdrückt oder starben durch die Krummschwerter der Muselmanen. Fast alle 8.000 Bewohner fanden an diesem Tag den Tod. Zu den wenigen Überlebenden zählte übrigens der Großvater von Joseph Haydn. Noch heute sollen die ruhelosen Seelen der Toten durch die Blutgasse wandeln und auf den jüngsten Tag warten. Behauptet zumindest eine Legende.

Am Hauptplatz begann eine musikalische Weltkarriere

Pfarrkirche Hainburg

Die Blutgasse mündet in den Hauptplatz mit der Stadtpfarrkirche. Die den Heiligen Philippus und Jakobus geweihte Pfarrkirche verdankt ihr heutiges Aussehen der regen Bautätigkeit zur Zeit des Barocks. Viel interessanter ist jedoch, dass in diesem Gotteshaus der kleine Joseph Haydn »einige Messen ganz dreist vom Chore herabsang«.

Pfarrkirche Hainburg

Hadyn war im Alter von sechs Jahren von seinen Eltern nach Hainburg zur Schule geschickt worden, wo er auch von einem Vetter in Gesang und Instrumentenspiel unterrichtet wurde. Sein musikalisches Talent blieb nicht lange verborgen. 1739 wurde er vom Wiener Domkapellmeister Georg von Reutter entdeckt, als dieser durch die Provinzen reiste, um talentierte Chorknaben zu finden. Reutter nahm Haydn mit nach Wien, wo er neun Jahre als Sängerknabe lebte.

Haydn-Brunnen

Gegenüber der Kirche könnt ihr noch den Hadyn-Brunnen bewundern, der an den größten Komponisten der Wiener Klassik erinnert. Joseph Haydn schrieb 108 Symphonien, 83 Streichquartette, sowie unzählige Sonaten, Messen oder Opern. Sein wohl bekanntestes Stück war die österreichische Kaiserhymne, deren Melodie sich Deutschland nach dem Ende des 2. Weltkriegs als deutsche Nationalhymne unter den Nagel riss. Alle, die schon genug vom Wandern und Sightseeing haben, spazieren vom Hauptplatz direkt zum Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung zurück.

Die futuristische Architektur der Martin-Luther-Kirche

Martin-Luther-Kirche in Hainburg

Wer jedoch an moderner Architektur interessiert ist, macht noch einen kleinen Abstecher zur evangelischen Martin-Luther-Kirche. Das vom Architekturbüro Coop Himmelb(l)au geplante Gotteshaus besticht durch ein futuristisches Aussehen. Besonders hervorzuheben ist der schlanke Glockenturm, der einer Stimmgabel gleicht und die Dachkonstruktion.

So, jetzt sind wir tatsächlich am Ende der heutigen Tour angekommen. Von hier ist es nur mehr ein Katzensprung zurück zum Wienertor, wo unsere heutige Wanderung begonnen hat. Wir wünschen Euch viel Spaß beim »Nach«Wandern!

FOTOALBUM
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Wanderung rund um Hainburg inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Wanderung findet Ihr im Fotoalbum unter: Wandern Hainburg – Vom Schlossberg auf den Braunsberg

Streckenplan