LIECHTENSTEINRADWEG – VON VALTICE NACH LEDNICE

  • Beitrags-Autor:

Der Liechtensteinradweg führt von Schrattenberg zu den prachtvollen Schlössern in Valtice und Lednice, die einst den Fürsten von Liechtenstein gehörten. Eine fürstliche Radtour durch das österreichisch-mährische Grenzgebiet (inkl update 2023).

Eine imperiale Tour im österreichisch-mährischen Grenzgebiet

Teichlandschaft zwischen Mikulov und Lednice

Zwischen dem 17. und 20. Jhdt verwandelten die hier herrschenden Fürsten von Liechtenstein ihre Güter zu einem großen Park, in dem barocke und neugotische Schlossarchitektur mit kleinen Bauten im romantischen Stil und einer nach englischem Vorbild gestalteten Landschaft harmonieren. Ausgangspunkt des Liechtensteinradwegs ist die kleine Gemeinde Schrattenberg. Von der Kirche oder dem Gemeindeamt folgt man dem Wegweiser Richtung Grenze.  Bis zur Grenze ist gleich einmal Muskelkraft gefordert, denn es geht ziemlich bergauf. Doch die gute Nachricht: Dies ist die einzige gröbere Steigung am Liechtensteinradweg.

Kolonada na Rajstne

Reistenkolonnade

Kurz nach der Grenze – rund 3 km von Schrattenberg entfernt – glaubt man seinen Augen nicht zu trauen. Man wähnt sich kurz im Schlosspark Schönbrunn. Ist das tatsächlich die Gloriette? Die Ähnlichkeit ist verblüffend. Tatsächlich diente die Gloriette als Vorbild. Die Kolonnade, benannt nach dem Reistně-Berg, wurde von den Architekten Joseph Hardtmuth und Joseph Kornhäusel errichtet. Auftraggeber war Johann I. von Liechtenstein, der die Kollonnade zur Erinnerung an seinen Vater und dessen Geschwister errichten ließ. Als sich nach 1945 der Eiserne Vorhang über halb Europa senkte lag die Kollonnade im unzugänglichen Grenzgebiet und diente dem Grenzschutz als Beobachtungsposten.

Schloss Valtice

Schloss Valtice

Von der Kolonada sind es rund 2 km zum Hauptplatz von Valtice, der von zwei Bauwerken dominiert wird, dem Schloss und der Mariä-Himmelfahrt-Kirche.  Schloss Valtice diente über Jahrhunderte hinweg als Hauptsitz der Liechtensteins, von dem aus sie ihre umfangreichen Besitzungen, darunter das heutige Fürstentum Liechtenstein, bis zum Jahr 1918 verwalteten. Ursprünglich eine gotische Burg aus dem 13. Jhdt wurde diese zu einem Renaissance- und später zu einem Barockschloss nach den Plänen der Baumeister Domenico Martinelli und Johann Bernhard Fischer von Erlach umgebaut.

Schloss Valtice - Zámek Valtice

Schloss Valtice blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in den Händen der Liechtensteins, doch nach 1945 erfolgte die Enteignung ihres Besitzes in der Tschechoslowakei durch die berüchtigten Benes-Dekrete. In letzter Minute gelang es den Liechtensteins noch kostbare Gemälde und andere Kunstgegenstände aus Valtice zu retten und quer durch Österreich nach Vaduz bringen.

Dianatempel/Rendez-vous

Dianatempel - Zámek Rendez-vous - Dianin chrám

Von Valtice geht es zu einem Rendez-vous mit Diana. Doch man muss schon sehr genau schauen, um die richtige Abzweigung zu erwischen. Sonst kommt man zu spät oder gar nicht. Der Dianatempel, auch bekannt als Rendez-vous, ist eine Hommage an die Göttin Diana. Doch hinter seiner klassizistischen Fassade in Form eines römischen Triumphbogens verbirgt sich kein Tempel, sondern ein kleines Schlösschen, welches von Josef Hardtmuth entworfen und von Josef Kornhäusel fertiggestellt wurde.

Dianatempel - Zámek Rendez-vous - Dianin chrám

Seine Fassade ist mit kunstvollen Reliefs geschmückt, die der Göttin der Jagd huldigen. Der Dianatempel diente den Jagdgesellschaften des Fürsten als Kulisse für das traditionelle Jagdfrühstück. Hier konnte man sich vor oder nach der Jagd versammeln und sich an den weidmännischen Erfolgen erfreuen.

Drei Grazien Tempel

Drei Grazien Tempel

Und schon wieder ein Rendez-vous diesmal gleich mit drei Damen. Genauer gesagt sind es diesmal drei Grazien. Der Tempel der drei Grazien ist eine Hommage an die antiken griechischen Göttinnen der Anmut, Schönheit und Anziehungskraft. Harmonisch und anmutig stehen die drei zarten Gestalten auf einem Sockel nebeneinander und blicken auf Euch mit Grazie und Stil hinab.

Drei Grazien Tempel

Der hufeisenförmige neoklassizistische Tempel mit zwölf ionischen Säulen wurde ausnahmsweise nicht von Joseph Kornhäusel entworfen, sondern von seinem Mitarbeiter, Joseph Franz Engel.

Grenzschlösschen Hlohovec

Grenzschloss - Hraniční Zámeček

Wir verabschieden uns von den netten Damen und steuern das Grenzschlösschen Hlohovec an. Auf der Fassade des im Empirestil erbauten Schlösschens steht die Inschrift »Zwischen Österreich und Mähren«. Vom Mittelalter bis zum Ende des Ersten Weltkriegs verlief die Landesgrenze zwischen Mähren und Niederösterreich genau an dieser Stelle.

Grenzschloss - Hraniční Zámeček

Aufgrund des Besitzes von Fürst Johann I. Josef von Liechtenstein auf beiden Seiten der Grenze -Eisgrub in Mähren und Feldsberg in Niederösterreich – wurde das Schloss so konstruiert, dass die Kronländergrenze genau durch das Gebäude verlief. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das bisher zu Niederösterreich gehörende Feldsberger Land der Tschechoslowakei gemäß dem Vertrag von Saint-Germain zugeschrieben. Heute befindet sich in dem Schloss ein Hotel mit Restaurant.

Schloss Lednice

Schloss Lednice - Zámek Lednice

Ein Juwel der Neugotik, so kann man Schloss Lednice am besten beschreiben. Mit seinen vielen Türmchen, Erkern, die kunstvollen Wasserspeier und eine aufwendig gestaltete Fassade versetzt es Besucher in eine andere Zeit. Schloss Lednice, einst ein bescheidener Gutshof, der im Laufe der Jahrhunderte zu einem beeindruckenden Schloss wurde, hat eine Geschichte voller Veränderungen und extravaganten Umbauten.

Schloss Lednice

Von den ersten barocken Anfängen bis zum klassizistischen Einfluss im 18. Jhdt und schließlich dem romantischen neugotischen Stil im 19. Jhdt – die ehemalige Sommerresidenz der Liechtensteiner hat so einige modische Facetten durchlaufen.

Schloss Lednice - Zámek Lednice

Zahlreiche bekannte Architekten, wie Johann Bernhard Fischer von Erlach, Joseph Hardtmuth oder Joseph Kornhäusel, wirkten an der Gestaltung des Schlosses im Laufe der Jahrhunderte mit. Von opulenten Repräsentationsräumen bis hin zu einem Wintergarten, der als »größter Wintergarten der Welt« galt, war das Schloss Lednice stets ein Ort des Luxus und des modernen Komforts.

Versteckte Kleinode zwischen Lednice und Valtice

Tempel der drei Grazien - Chrám Tří Grácií

Es gibt noch zahlreiche weitere Kleinode in diesem einzigartigen Landschaftsgebiet, denn die Liechtensteins konnten dem Reiz nicht widerstehen ihre Landschaftsgärten mit künstlichen Ruinen zu verschönen. Besonders Johann I. von Liechtenstein ließ am Beginn des 19. Jhdt zahlreiche Burgen, Türme oder Tempel in unterschiedlichen Stadien des Verfalls errichten. Die künstlichen Ruinen waren ein Tribut an das Zeitalter der Romantik, in dem die Menschen von deren malerischen Wirkung und Stimmung verzaubert werden sollten. Zu diesen Kleinoden zählen beispielsweise die künstlichen Ruine Janúvhrad oder der Apollotempel.

Hansenburg/Ruine Janův Hrad

Janův Hrad - Hansenburg

Die Ruine Janův Hrad/Hansenburg liegt ein wenig versteckt inmitten von Auwäldern. Die Pläne stammten von dem Architekten und Erfinder des Bleistifts Josef Hardtmuth. Während der Jagdsaison diente die Ruine als Jagdschlösschen und war Ausgangs- und Endpunkt für die legendären Jagdabenteuer der Liechtensteins.

Apollotempel/Apollonův chrám

Apollotempel - Apollónův chrám

Errichtet wurde der klassizistische Tempel nach einem weiteren Entwurf von Joseph Kornhäusel, der sich von der berühmten Villa der französischen Ballerina Marie-Madeleine Guimard in Paris inspirieren ließ. Marie-Madeleine Guimard, diese bezaubernde Ballerina, die nicht nur auf der Bühne der Pariser Oper glänzte, sondern auch durch ihre leidenschaftlichen Liebesaffären Berühmtheit erlangte. Der Tempel ist eine Hommage an den Gott Apollo, der in der griechischen Mythologie als Symbol für Schönheit, Musik und Kunst verehrt wurde.

Rückweg

Von Lednice führt dann die Route über den Apollotempel, Reintal (Grenze) und Katzelsdorf zurück nach Schrattenberg. 

Fotoalbum
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour nach Valtice und Lednice inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: Der Liechtensteinradweg zwischen Valtice nach Lednice

Streckenplan

Tourdaten

Radweg-Symbol: Wappen der Liechtenstein auf einem gelben Grund

Schwierigkeit: Leichte und gemütliche Radtour durch eine einzigartige Kulturlandschaft an der österreichischen Grenze.

Strecke: ca 52 km  

Unsere persönlichen Highlights entlang der Strecke:

  • die 1:1 Kopie der Wiener Gloriette
  • das imposante neugotische Schloss Lednice
  • Schloss Valtice
  • das an einen römischen Triumphbogen erinnernde Jagdschlösschen Rendez-vous
  • die Tempelanlage “Drei Grazien”
  • das Grenzschlösschen Hlohovec mit historischer Inschrift
  • die grandiose Kulturlandschaft
  • uvm

Der Weg ist nicht immer gut ausgeschildert. Es gibt viele Abzweigungen, die schnell einmal zu einem Umweg führen können. Man sollte bereits im Vorfeld die Radkarte genau studieren. Es empfiehlt sich eine Karte der Region mitzunehmen.

Hinweis: Die Strecke Reintal – Katzelsdorf – Schrattenberg ist eine Verkürzung des offiziellen Radweges. Man erspart sich dadurch einige Steigungen.