REISEerinnerung hat einen Ausflug in das schönste Freilichtmuseum in Niederösterreichs unternommen. Es war eine Reise in die Vergangenheit. Mehr als achtzig verschiedene Bauwerke aus zwei Jahrhunderten – von der einfachen Keuschen bis zur Dorfkirche – wurden im Museumsdorf Niedersulz originalgetreu wieder aufgebaut, die anderorts der Abrissbirne zum Opfer gefallen wären.
Museumsdorf Niedersulz – Prächtige Blumen- und Bauerngärten

Wir spazieren durch die Dorfzeile, die von Bürger- und Bauernhäusern mit blumengeschmückten Vorgärten gesäumt ist. Gerade jetzt, Ende September, sind die Vorgärten besonders farbenprächtig.

Dahlien, Rosen oder Zinnien zierten nicht nur die Vorgärten, sondern wurden auch als Kirchenschmuck gespendet oder zu Blumensträußen für festliche Anlässe gebunden. Samen, Ableger und der neueste Dorfklatsch wurden bei einem Plausch über den Gartenzaun des Vorgartens ausgetauscht.
Museumsdorf Niedersulz zeigt das Alltagsleben im 19. Jahrhundert

Die meisten der Gebäude sind frei zugänglich und zeigen den Alltag und die Arbeitswelt des 19. Jahrhunderts. Gemütlich wirkt die die gute Stube des Bürgermeisters, karg hingegen die Einrichtung eines Kleinhäuslerhauses mit dem gestampften Lehmboden in der engen Schlafkammer.

Kleinhäusler waren Taglöhner, die auf Feldern und Weingärten aushalfen und nebenbei auch ein Handwerk als Korbflechter, Besenbinder oder Schuster ausübten. Ihre bescheidenen Häuser standen meist abseits des Dorfzentrums in den Hintauszeilen und Kellergassen.
Zwei mal drei macht vier und drei macht neune

Natürlich darf auch eine Volksschule im Museumsdorf nicht fehlen, wo man in einem der beiden Klassenzimmer nochmals die Schulbank drücken kann. Die große Tafel ist mit Kurrentbuchstaben beschrieben und von der Wand lächelt der selige Kaiser Franz Joseph auf die Tafelklassler herab.
Feste feiern im Dorfwirtshaus – Gastronomie im Museumsdorf Niedersulz

Gerne traf sich die Dorfgemeinschaft nach dem sonntäglichen Kirchgang oder dem jährlichen “Gmorigehn” im Dorfwirtshaus. Am Tag des “Gmorigehn” folgte das ganze Dorf dem Bürgermeister bei der Wanderung entlang der Dorfgrenze.

Dabei wurden die Grenzsteine kontrolliert und frisch mit weißer Farbe gestrichen. Nachdem so eine Wanderung unheimlich durstig machte, konnte sich der Dorfwirt schon vor Glück beide Hände reiben.

Hoffentlich agierte man früher professioneller als heute. Wir mussten erleben, dass viele Gäste keine Speisen bestellen konnten, weil die Küche schlichtweg überfordert war.
Voraus, Hintaus, Gradaus

Als “Hintaus” wird im Weinviertel die Hinterseite der Höfe bezeichnet. Während schöne Fassaden und blühende Vorgärten das “Voraus” dominieren, herrscht im Hintaus eine gepflegte bauliche Unordnung.

Da ein Stadl mit alten Arbeitsgeräten und Kutschenrädern, dort der Misthaufen, das Plumpsklo und der Kuhstall.
Meet and Greet mit zwei beliebten TV-Stars

Bevor wir das Museumsdorf verlassen, treffen wir am Weg zum Ausgang noch auf zwei berühmte TV-Stars, die hier ihren Ruhestand genießen. Der Satz “Spitzt’s eure Schweinsohren” machte sie österreichweit berühmt. Es handelt sich um Rosa und Mitzi, die sich einst die Rolle des frechen und wissbegierigen Ferkels im “Ja! Natürlich”-TV-Spot teilten. Träge suhlen sie sich im Schlamm und genießen die herbstlichen Sonnenstrahlen. Ein bisschen fett sind sie geworden, kaum zum Wiedererkennen.
Museumsdorf Niedersulz – Fazit

Das Museumsdorf Niedersulz ist stets einen Ausflug wert. Es ist eine Zeitreise in die Vergangenheit. Man sieht wunderschöne Weinviertler Häuser und prächtige Blumengärten. Das ganze Dorfensemble wirkt sehr harmonisch. Man sollte einiges an Zeit mitbringen um die zahlreichen Bürgerhäuser, Bauernhöfe und Handwerkstätten in Ruhe genießen zu können.
FOTOALBUM
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Besuch des Museumsdorf Niedersulz inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Wanderung findet Ihr im Fotoalbum unter: MUSEUMSDORF NIEDERSULZ