Portugal Rundreise 12.Tag: In Porto arbeitet, in Braga betet, in Coimbra studiert und in Lissabon lebt man, lautet ein altes portugiesisches Sprichwort. Tatsächlich ist Braga, das Rom Portugals. Wer Buße tun will, besucht die Wallfahrtskirche Bom Jesus. Am besten zu Fuß, über 600 Stufen.
Programm Tag 12
Am Vormittag fahren wir nach Brage und besichtigen die Kathedrale und den Palácio dos Biscainhos. Zur Stärkung geht es in das historische Kaffeehaus “A Brasileira”. Am Nachmittag geht es weiter zur Wallfahrtskirche Bom Jesus. Statt Stufen steigen fahren wir mit einer der letzten Standseilbahnen, die mit Wasserkraft betrieben werden, zur Wallfahrtskirche hinauf.
Braga

Braga wird tatsächlich gerne als das Rom Portugals bezeichnet. Kein Wunder, findet man doch an jeder Straßenecke eine Kirche. Dreißig soll es im gesamten Stadtgebiet geben. Wir haben sie weder gezählt, noch besucht.
Braga wird das portugiesische Rom genannt, doch nur ein Spaßvogel würde Rom als das italienische Braga bezeichnen.
José Saramago, Die portugiesische Reise

Einzig der wichtigsten Kirche des Landes haben wir einen Besuch abgestattet, der düsteren, ja fast schon unheimlich wirkenden Kathedrale von Braga. Für portugiesische Verhältnisse wirkt das Innere der Kirche schon schlicht, wäre da nicht die mächtige, reich verzierte Orgel im Eingangsbereich.

Statt der sakralen Kunst widmen wir uns in Braga der Besichtigung zweier Palácios. Der Palácio do Raio zieht uns durch seine beiden Augen oberhalb des Haupttors im wahrsten Sinne des Wortes in den Bann. Der ehemalige Sitz einer Adelsfamilie besticht durch eine filigran wirkende und mit blauen Azulejos verzierte Rokokofassade. Man könnte meinen, dass sich hier der junge Gaudi erstmals verwirklicht hat, bevor er in Barcelona seine Meisterwerke schuf.

Im Inneren des Palastes weist uns die Statue eines osmanischen Dieners den Weg über die mit zahlreichen Azulejos verzierte Prunkstiege. Der Palácio beherbergt heute ein Museum mit religiösen Kunstwerken. Die Originaleinrichtung ist leider nicht erhalten geblieben.

Einen Einblick über das Leben einer Adelsfamilie im 18. Jhdt erhält man jedoch im Palácio dos Biscainhos. Der Palácio beeindruckt nicht nur mit originalen Einrichtungsgegenständen und Möbeln und aus dieser Zeit, sondern auch mit seinem wundervollen Barockgarten.

Zeit für eine Pause im TraditionsCafé “A Brasileira”. Wir fühlen uns sofort heimisch, da uns das Interieur stark an ein Wiener Kaffeehaus um die Jahrhundertwende erinnert. Statt Melange und Sachertorte genießen wir einen Espresso und das obligate Pastéis de Nata.
Wallfahrtskirche Bom Jesus

Rund sechs Kilometer von Braga entfernt, liegt auf einem Hügel die Wallfahrtskirche Bom Jesus und blickt auf die Pilger hinab. Genau genommen ist nicht die Wallfahrtskirche beeindruckend, sondern die kolossale barocke Treppenanlage, die in Form eines symmetrischen Musters, 116 Höhenmeter überwindet.

Um zur Wallfahrtskirche zu gelangen, müssen wir rund 600 Stufen überwinden. Ideal um Buße zu tun oder für eine wunderbare Heilung zu danken. Bei 31 Grad und ohne Schatten ist jedoch der Aufstieg über die Himmelstreppe eine schweißtreibende Angelegenheit. Doch was tut man nicht alles für ein bisschen Seelenheil und Gottes Segen.

Die barocke Treppenanlage ist reichlich mit Statuen, Zierrat, kleinen Kapellen und Brunnen, deren Allegorien die fünf Sinne zeigen, dekoriert. Die kurzen Verschnaufpausen während des Aufstiegs nutzen wir um den Blick auf Braga zu genießen oder das eine oder andere Detail zu bewundern.

Am Vorplatz der Kirche herrscht Hektik. Reisegruppen folgen ihrem Guide und walzen alles nieder, was sich in den Weg stellt. Devotionalienhändler mit religiösen Artikeln hoffen auf ein gutes Geschäft, Getränkehändler auf ein noch besseres. Diese haben sich taktisch klug am Ende der Barocktreppe positioniert und erwarten den durstigen Pilger. Über die Kirchentreppe schreitet ein frisch vermähltes Hochzeitspaar und wird bejubelt von deren Freunden und Verwandten. Nicht nur ein Fotograf hält den “schönsten Moment im Leben einer Frau” fest, sondern auch eine Drohne, die über den Hochzeitsgästen schwebt. Die Kirchenglocken liefern die passende Soundkulisse dazu.

Für den Abstieg nutzen wir die älteste mit Wasserkraft betriebene Standseilbahn der Welt. Dieses technische Meisterwerk wurde zur Jahrhundertwende errichtet und überwindet eine Steigung von 42%. In der Bergstation wird der Tank des Waggons mit Wasser befüllt. Durch das Zusatzgewicht fährt der Waggon Richtung Tal und zieht seinen Zwilling auf den Berg, nachdem der Wassertank geleert wurde. Die Fahrt mit der Bahn ist ein schöner Ausklang des heutigen Tages.
INFOS
Reiseroute
Guimarães > Braga (26 km) > Guimarães (16 km) > Gesamtstrecke (52 km)
Übernachtungstipp in der Nähe von Guimarães
- Casa de Sezim, wunderschönes altes Herrenhaus mit eigenem Weinbau und riesigem Garten