VOM ZAUBERWALD BUÇACO NACH AVEIRO, DEM VENEDIG PORTUGALS

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Der Wald von Buçaco scheint aus einem Märchen der Gebrüder Grimm entsprungen zu sein. Es fehlen nur mehr Hänsel und Gretl. Vielleicht entdeckt Ihr die kleinen Ausreißer in Aveiro, dem “Venedig Portugals”. Der Vergleich mit der italienischen Lagunenstadt hinkt jedoch gewaltig.

Buçaco Nationalpark

Buçaco Nationalpark

Eine Wanderung durch den mysteriösen Wald von Buçaco, erinnert an die Geschichten der Gebrüder Grimm, als ob man in eine Welt eintritt, in der Mythen und Wunder greifbar werden. Der schmale Wanderweg windet sich durch den pittoresken Wald, entlang der Stationen eines Kreuzwegs. In jedem Schritt verblassen die Grenzen zwischen Realität und Fantasie, und man kann nicht anders, als sich von der märchenhaften Aura dieses Ortes verzaubern zu lassen. Geister, die einst nur in Märchen existierten, scheinen hier lebendig zu werden. Zwischen den Bäumen und entlang des Pfades spürt man eine Präsenz, die über die sichtbare Welt hinausgeht.

Buçaco Nationalpark

Die Reise durch den Wald von Buçaco führt uns schließlich zum geheimnisvollen Aussichtspunkt Cruz Alta, der nicht nur unser Ziel, sondern auch das Ende des Kreuzwegs ist. Der gepflasterte Weg ist rutschig, in der Nacht hat es geregnet. Der Wind rauscht durch alte verkrüppelte Bäume, deren Rinde von Moos und Flechten bewachsen sind.

Buçaco Nationalpark

Kein Mensch weit und breit. Oder doch? Schwebt dort nicht der Geist von König Carlos vorbei? Die Phantasie spielte nur einen Streich. Fehlt nur noch, dass hinter der nächsten Wegbiegung das Gold-Tor aus Frau Holle steht. Der Gedanke ist noch gar nicht zur Seite gewischt, als vor uns ein altes Steintor auftaucht. Spooky, oder? Beim Durchschreiten des Torbogens fällt weder Gold noch Pech herab, nur ein kleiner Schweißtropfen von der Stirn. Doch Veronika mit dem Schweißtuch aus der nahen Kreuzwegstation wollte dann doch nicht erscheinen. Es wäre auch wirklich unheimlich gewesen.

Buçaco Nationalpark

Seit Jahrhunderten umgibt eine alte Steinmauer den geheimnisvollen Wald. Mönche haben sie errichtet. Schufen sich ein Refugium mit Kloster, Kreuzweg und Marterln. Hegten und pflegten die mehr als 300 exotischen Pflanzenarten. Portugiesische Eroberer machten diese den Mönchen zum Geschenk.

Buçaco Nationalpark

Nach der Auflösung der Klöster am Ende des 19. Jhdts, ließ König Carlos ein Jagdschloss errichten. Der Architekt plante es im neo-manuelinischen Stil mit reichlich Zierrat. Eine Form des Historismus, der an das “Goldene Zeitalter” Portugals mit all seinem Pomp erinnern soll.

Buçaco Nationalpark

Der Bauherr starb kurz nach der Fertigstellung seines Palastes. Die Kugeln eines Attentäters beendeten sein Leben frühzeitig. Nach dem Tod des Königs wurde das Jagdschloss zu einem Luxushotel umgebaut. Ob der Geist des Königs durch die Räumlichkeiten schwebt? Diese Frage klären wir bei einem Espresso im Kaminzimmer des Hotels. Frisch gestärkt und vielleicht um eine Antwort reicher, fahren wir weiter nach Aveiro um ein wenig Seeluft zu schnuppern.

Aveiro, das Venedig Portugals

Aveiro, Jugendstilhaus

Aveiro, das oft als das Venedig Portugals bezeichnet wird, liegt etwa 50 km vom Zauberwald Buçaco entfernt. Doch schon bald müssen wir gestehen, dass der Vergleich mit Venedig etwas übertrieben ist. In Aveiro durchziehen zwar drei Kanäle das Zentrum, aber eine Rialtobrücke oder einen Dogenpalast suchen wir vergeblich. Vielleicht liegt es am regnerischen Wetter, dass wir nicht allzu intensiv nach diesen venezianischen Elementen suchen.

Man sagt, Aveiro sei das portugiesische Venedig, doch niemand würde sagen, Venedig sei das italienische Aveiro.

José Saramago, Die portugiesische Reise

Aveiro

Trotzdem versuchen wir, den Charme von Aveiro zu entdecken. Die farbenfrohen Boote, sogenannte Moliceiros, gleiten durch die ruhigen Gewässer der Kanäle. Aber es gibt Gondeln. Fotogen ankern die Langboote am “Canale Grande”. Einst sammelten die Moliceiros Algen für die Düngerproduktion ein. Heute fischen sie nach Touristen, die Aveiro entlang der Kanäle kennen lernen möchten.

Aveiro, Barcos Moliceiros

Bunte Gebäude säumen die Ufer und verleihen der Stadt eine lebhafte Atmosphäre. Vielleicht finden wir hier nicht die Romantik von Venedig, aber Aveiro hat sicherlich seinen eigenen, unverwechselbaren Charakter.

Art Deco in Aveiro

Wir ziehen den Besuch des kleinen Jugendstilmuseums an der Uferpromenade einer Kanalrundfahrt vor. Viel gibt es aber nicht zusehen. In der Zwischenzeit hat der Regen eine Pause eingelegt. Sogar die Sonne blinzelt hinter den Wolken hervor. Der ideale Zeitpunkt um noch einen Abstecher an die Küste zu unternehmen.

Costa Nova do Prado

Aveiro, Costa Nova

Der Küstenort Costa Nova do Prado ist unser Ziel. Im Hochsommer überlaufen, treffen wir am heutigen Tag auf wenige Besucher. Das Wetter wechselt ständig. Auf Regen folgt Sonnenschein. Wir spazieren die Uferpromenade entlang, die mit Holzhäuser im “Zebralook” gesäumt ist. Die abwechselnd mit weißen und bunten Streifen bemalten Häuser wirken putzig. Weniger putzig sind die dunklen Wolken und das Gewitter über dem Meer. Daher beschließen wir unseren heutigen Ausflug zu beenden und treten den Heimweg an.

Fazit

Der Zauberwaldes von Buçaco befindet sich rund 30 km nördlich von Coimbra und ist auf alle Fälle einen Besuch wert. Je nach Lust und Laune sollte man zwischen zwei bis vier Stunden einplanen. Besonders sehenswert ist der rund drei Kilometer lange Kreuzweg, welcher zu einem wunderschönen Aussichtspunkt führt. Feste Schuhe würde ich aber bei diesem Spaziergang dringend empfehlen. Der Weg ist steinig und kann zum Teil auch sehr rutschig sein.

INFOS

Reiseroute

Buçaco Nationalpark > Aveiro (50 km) > Costa Nova do Prado (10 km)