Portugal Rundreise 6.Tag: Ein mächtiges Tempelritterkloster, der Marienwallfahrtsort Fatima und ein königliches Hochzeitsgeschenk sind die Ziele des heutigen Reisetages. Der Reisetag führt uns nach Tomar, Fatima und nach Obidos. Wer Lust und Laune hat, macht noch einen kleinen Abstecher nach Ourém.
Programm Tag 6
Fahrt nach Tomar und Besuch des Convento de Cristo (Christusritter-Burg bzw Christursritter-Kloster). Das Christusritter-Kloster zählt UNESCO-Weltkulturerbe. Auf dem Weg liegt auch die sehenswerte Burg von Almourol, die zu einem Besuch und einer kleinen Schiffahrt einlädt. Anschließend geht es weiter nach Fatima, dem größten Wallfahrtsort Portugals. Für weniger religiöse Gemüter bietet sich als Alternative ein Abstecher zur Burg von Ourém an. Danach Weiterfahrt nach Obidos mit einem Bummel durch die mittelalterlichen Gässchen.
Christusritterkloster von Tomar

Die Templer! Der geheimnisumwitterte Ritterorden. Hüter des Heiligen Grals und im Besitz unheimlicher Reichtümer. Bis heute ist der sagenumworbene Templerschatz nicht gefunden worden. Angeblich ist er in einem tiefen Keller des Christusritterklosters in Tomar versteckt. Wir fahren nach Tomar und begeben uns auf Schatzsuche.

Seit Jahrhunderten thront das Kloster der Christusritter auf einer Anhöhe über der Stadt. Es gleicht mehr einer Burg als einer Klosteranlage. Ein idealer Rückzugsort für die Tempelritter, die eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Mauren spielten. Später sicherten die Templer dem portugiesischen König die Grenze zu Spanien und nannten sich fortan Christusritter. Der Orden errang im Laufe der Jahrhunderte Einfluss, Ansehen und Reichtum.

Den Schatz der Templer haben wir natürlich nicht entdeckt. Dafür das schönste und berühmteste Fenster Portugals. Ein Meisterwerk der manuelinischen Steinmetzkunst. Das Fenster mutet exotisch an. Es ist verziert mit Ankern, Knoten und Algen, die das “Goldene Zeitalter” der Entdeckungen symbolisieren. Die Zeichnungen der portugiesischen Entdecker von indischen Tempelanlagen dienten den Steinmetzen als Vorbild für ihre prachtvolle Arbeit.

Das Klosterportal ist reich verziert, die Anzahl der Kreuzgänge beachtlich. Für portugiesische Klöster nichts Ungewöhnliches. Ungewöhnlich hingegen ist der achteckige Altarraum.

Dieser erinnert an die Grabeskirche in Jerusalem, wo einst der Tempelritterorden gegründet wurde. Der Rundgang durch das Kloster dauert lang. Wir sind erschlagen von so viel Pracht und nicht mehr aufnahmefähig. Zeit das nächste Ziel anzusteuern.
Am Weg nach Tomar: Die Templerburg von Almourol

Seit Jahrhunderten thront die Burg von Almourol auf einer Insel inmitten des Flusses Tejo. Eine Fähre, bringt uns auf das kleine felsige Eiland und beschert uns so einen romantischen Bootsausflug von knappen zehn Minuten.

Ein schmaler Pfad durch riesige Kakteenhaine führt hinauf zum Burgtor. Die Burg von Almourol gilt als schönste in ganz Portugal. Gegründet 1171 sicherte die Wehranlage für Jahrhunderte die Region vor feindlichen Übergriffen.

Vom Bergfried eröffnet sich ein schöner Rundblick auf die mächtige Anlage und die Flusslandschaft. Um die Burg ranken sich zahlreiche Legenden.Während der Rückeroberung durch die Templer, soll sich der arabische Burgherr mit seiner Tochter vom Bergfried gestürzt haben, um den Christen nicht in die Hände zu fallen. Eine andere Legende berichtet wiederum von einem maurischen Sklaven, der sich in die Tochter eines Ritters verliebte und mit ihr bei Nacht und Nebel aus der Burg für immer verschwand.
Fatima

Unsere Rundreise hat uns nach Fatima verschlagen, dem bekanntesten Wallfahrtsort Portugals. Wir stehen am größten Kirchenvorplatz der Welt und staunen. Nicht nur über die Weitläufigkeit des Platzes, sondern auch über jene Pilger, die auf Knien über den Platz rutschen. Sie bitten um Heilung und Vergebung der Sünden. Kaum vorstellbar, dass sich hier vor hundert Jahren nur karge Wiesen befanden.

Die Entstehungsgeschichte des Wallfahrtsorts ist rasch erzählt. Im Jahr 1917 soll drei Hirtenkindern die Muttergottes mehrfach erschienen sein. Das Ereignis sprach sich schnell herum. Tausende pilgerten nach Fatima und machten den Ort berühmt. Und was geschah mit den Kindern? Zwei steckte man ins Kloster, das dritte starb unter mysteriösen Umständen. Ein Schelm, der Böses denkt.

Der Kirchenvorplatz ist doppelt so groß ist, wie der Petersplatz in Rom. Devotionalienhändler haben Hochbetrieb. In den Straßen rund um den Platz stoßen wir auf Supermärkte, die ein breites Sortiment an Marienstatuen, Kreuzen, Rosenkränzen oder Heiligenbilder im Angebot haben. Und nicht zu vergessen, die Opfergaben aus Wachs. Kerzen in jeder Größe, Nachbildungen von Armen, Beinen und Innereien. Sogar Wachsbabys kann man erwerben. Die Opfergaben werden in einen riesigen Feuerofen hineingeworfen, wo sie augenblicklich schmelzen. Die Gläubigen bitten um Heilung oder um die rasche Erfüllung eines Kinderwunsches. Uns ist der Ort unheimlich. Wir fahren weiter.
Alternative zu Fatima: Burg von Ourém

Wir machen einen kurzen Abstecher nach Ourém. Eine steile Straße führt uns durch ein enges Burgtor in die mittelalterliche Altstadt. Ourém liegt abseits des Massentourismus. Der Ort ist ruhig und beschaulich. Wir schlendern herum, bewundern Mohnblumen, die auf einem Mauerwerk wachsen. Unser Ziel ist die Burg, von wo sich ein herrlicher Panoramablick bietet. Dies gilt ja bekanntlich für die meisten Burgen in Portugal.

Portugiesen lieben Legenden mit maurischen Prinzessinnen. Sie spielen in vielen Orten eine wichtige Rolle. Nicht nur in Évora oder Moura, sondern auch hier in Ourém.

Diese Legende handelt von der schönen Prinzessin Fatima, die vom Ritter Gonçalo Hermigues entführt wurde. Fatima verliebt sich jedoch in ihren Entführer, wechselt die Religion und lässt sich auf den Namen Oureana taufen. Die beiden heiraten und Gonçalo schenkt seiner frischgebackenen Ehefrau den kleinen Ort als Morgengabe. Und so kam der kleine Ort zu seinem Namen.
Obidos

Das Thema “Morgengaben” spielen auch bei unserem letzten Ziel des heutigen Tages eine wichtige Rolle. Isabella von Aragon bekam die Stadt Obidos als Morgengabe von ihrem Gatten geschenkt. Aber nicht nur sie. Unter dem Motto “Bewährtes soll man beibehalten” erhielten auch weitere portugiesische Königinnen Obidos als Mitgift. Das brachte Obidos den Spitznamen “Vila das Rainhas – Stadt der Königinnen” ein.

Wir betreten Obidos durch das Stadttor und fühlen uns ins Mittelalter versetzt. Ein Labyrinth aus engen verwinkelten Gassen mit weiß getünchten Häuern erwartet uns. Da ein Durchgang mit prächtigen Azulejos, dort ein kleiner stimmungsvoller Platz. Doch leider können wir die Stimmung nicht in Ruhe genießen. Obidos ist mit Touristen überfüllt. Sie schieben sich durch die Hauptstraße. Bewundern das Souvenirangebot und verkosten Ginjinha, einen portugiesischen Weichsellikör.

Wir fliehen vor den Massen in die ruhigeren Seitengassen. Wir entdecken einen Aufgang zur Stadtmauer. Diese ist begehbar und 1,5 km lang. Der ideale Ort, sich Obidos von oben anzusehen. Wir umrunden einmal die ganze Stadt. Gemütlich, ohne Hektik und wenigen Touristen. Aus der Vogelperspektive ergeben sich interessante Fotomotive. Besonders reizvoll, wenn langsam die Sonne untergeht.

Der Tag war lang. Wir lassen es für heute gut sein.
INFOS
Reiseroute
Marvão > Tomar (134 km) > Fatima (30 km) > Obidos (95 km) > Distanz rund 260 km
Zusätzlicher Abstecher: Marvão > Burg von Almourol (113 km) > Tomar (30 km) > Fatima (30 km) > Obidos (95 km) > Distanz rund 270 km
Alternative zu Fatima: Marvão > Burg von Almourol (113 km) > Tomar (30 km) > Ourém (19 km) > Obidos (82 km) > Distanz rund 235 km
Übernachtungstipp in Obidos
- Casa D Obidos, altes Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert, wundervoller Blick auf die Burg von Obidos, ca 2 km von Obidos entfernt.