REISEerinnerung – Ein Reiseblog aus Österreich

REISEerinnerung – Der Reiseblog aus Österreich mit inspirierenden Reiseberichten, Radtouren, Wandertouren und individuelle Städtetouren in Europa. Viel Spaß beim Lesen und Schmökern wünscht Euch Andreas Gager!


NEUE BEITRÄGE & UPDATES

HISTORISCH – MIT SISI AUF DEN KAHLENBERG UND LEOPOLDSBERG WANDERN
HISTORISCH – MIT SISI AUF DEN KAHLENBERG UND LEOPOLDSBERG WANDERN14. Juli 2024Eine historisch belegete Wanderung der wohl berühmtesten Kaiserin Österreichs auf den Leopoldsberg und Kahlenberg. [...]
STADTWANDERWEG WIEN – VON DER HABSBURGWARTE ZUR STEFANIEWARTE
STADTWANDERWEG WIEN – VON DER HABSBURGWARTE ZUR STEFANIEWARTE7. Juli 2024Die Wanderung ist eine Kombination aus dem Stadtwanderweg 1 und 2 und führt euch zu den schönsten Aussichtsplätzen am Kahlenberg und Hermannskogel, dem höchsten Berg Wiens. Mit viel Natur und Geschichte! Stadtwanderweg 2 – In Sievering geht’s los! Wir starten diese aussichtsreiche Tour in Ober-Sievering, genauer gesagt beim »Reisserkreuz«, das an der Ecke Agnesgasse und […] [...]
MERAN – 8 GRÜNDE FÜR EINEN KURZURLAUB IN DER KURSTADT
MERAN – 8 GRÜNDE FÜR EINEN KURZURLAUB IN DER KURSTADT1. Juli 2024Die alte kuk Kurstadt Meran verzaubert mit mediterranem Flair, beeindruckenden Bergpanoramen, charmanten Altstadtgassen und zahlreichen Sehenswürdigkeiten – ein Paradies für Naturfreunde und Kulturliebhaber. [...]
SÜDTIROL – DIE 3 SCHÖNSTEN SCHLÖSSER RUND UM MERAN
SÜDTIROL – DIE 3 SCHÖNSTEN SCHLÖSSER RUND UM MERAN27. Juni 2024Wir möchten Euch drei wunderschöne Schlösser in Südtirol vorstellen, die ihr bei einem Urlaub in der Nähe von Meran auf keinen Fall versäumen solltet. Schloss Lebenberg – Das schönste Schloss bei Meran Schloss Lebenberg, majestätisch über dem Dorf Tscherms gelegen, ist eine der größten, vollständig eingerichteten Burganlagen Südtirols. Das im 13. Jh erbaute Anwesen hat […] [...]
5 SPAZIERGÄNGE DURCH WIEN IM JULI
5 SPAZIERGÄNGE DURCH WIEN IM JULI26. Juni 2024Warum nicht einmal die die unbekannten Ecken Wiens entdecken? Wir haben für Euch fünf Spaziergänge durch Wien zu den unterschiedlichsten Themen zusammengestellt – vom »Dritten Mann« bis zum Jugendstil oder von Beethoven bis zu den »Spittelbergnimpfen«.  [...]
5 RADTOUREN RUND UM WIEN IM SOMMER
5 RADTOUREN RUND UM WIEN IM SOMMER26. Juni 2024Wir haben für Euch auf unserem Reiseblog 5 schöne Radtouren rund um Wien zusammengestellt, die sich auch im Sommer lohnen. [...]

BELIEBTE BEITRÄGE

DIE 15 SCHÖNSTEN TAGESAUSFLÜGE RUND UM WIEN
DIE 15 SCHÖNSTEN TAGESAUSFLÜGE RUND UM WIENIhr wollt das Umland Wiens besser kennen lernen? Ihr wisst aber nicht, welche Ausflugsziele sich lohnen? Kein Problem! Hier sind unsere persönlichen 15 schönsten Ausflugsziele rund um Wien. Viele dieser Tagesausflüge sind auch öffentlich mit Bahn oder Bus erreichbar. Ausflugtipp 1: Stift Klosterneuburg Nordwestlich von Wien liegt Stift Klosterneuburg. Das Stift stammt aus den 12. Jahrhundert. Rund 600 Jahre später setzte sich Kaiser Karl VI das ehrgeizige Ziel Stift Klosterneuburg nach dem Vorbild des spanischen Escorial zu erweitern. Eine barocke Prachtresidenz sollte entstehen. Doch das Klosterneuburger Escorial blieb ein Escorialerl. Wie so oft scheiterte das Projekt am Geld. Wir empfehlen an der “Großen Stiftsführung” teilzunehmen. Die 90-minütige Tour beinhaltet alle Highlights, wie die Stiftskirche, den Kreuzgang mit dem berühmten Verduner Altar, sowie die Besichtigung der Kaiserzimmer und des Marmorsaals. TIPPRADTOUR WIEN – VON DER RINGSTRASSE ZUM STIFT KLOSTERNEUBURG ANREISE, ADRESSEN, INFOSZüge zwischen Wien Franz Josefs Bhf oder Spittelau (U4/U6) und Klosterneuburg Kierling. Fahrzeit rund 15 Min. Fahrpläne, Tickets unter www.oebb.atÖffnungszeiten, Eintrittspreise von Stift Klosterneuburg unter www.stift-klosterneuburg.at Ausflugtipp 2: Wotrubakirche Die in den 1970er Jahren im Stile des Brutalismus errichtete Wotrubakirche zieht noch heute Ausflügler und Kunstinteressierte an. Die Pläne für »das Bollwerk aus Beton« aus 152 Betonblöcken lieferte der Bildhauer Fritz Wotruba. Von der Wotrubakirche lassen sich zahlreiche Spaziergänge unternehmen. Auf unserer rund sieben Kilomter lange Rundwanderung wandelt ihr auf den Spuren des Dichters Hugo von Hofmannsthal, entdeckt die vielleicht romantischste Hochzeitskirche Wiens oder besucht einen Sterngarten. TIPPSWEINWANDERN – VON DER WOTRUBAKIRCHE ZUR RODAUNER BERGKIRCHE ANREISE, ADRESSEN, INFOSÖffentlich mit der Linie U4 bis Hietzing, dann mit der Straßenbahnlinie 60 bis Maurer Hauptplatz. Von dort weiter mit dem Bus 60A. Ausflugtipp 3: Der Rauchkogel Der Rauchkogel bei Maria Enzersdorf ist eine alte Kulturlandschaft, wo schon seit Jahrhunderten Wein angebaut wird. Sein Name leitet sich von »rauer Kogel« ab. Rau, deshalb, weil hier die Böden stellenweise recht steinig sind. Zudem fegen manchmal recht »raue« Winde über den Kogel. Die künstliche Ruine wurde 1820 von Fürst Johann I. von Liechtenstein errichtet. Wir empfehlen Euch eine gemütliche Wanderung, die vom Schloss Hunyadi in Maria Enzersdorf zur Ruine Rauchkogel und zurück über Brunn am Gebirge führt. Beeindruckend ist der Blick auf Wien und zur Burg Liechtenstein. Am Abschluss der Wanderung erwartet Euch noch ein eher unbekanntes Architektur-Juwel. TIPPWEINWANDERN – VON MARIA ENZERSDORF ÜBER DEN RAUCHKOGEL NACH BRUNN ANREISE, ADRESSEN, INFOSZüge zwischen Wien Mitte (S2, S3) und Brunn-Maria Enzersdorf, danach weiter zu Fuß (ca 1 km). Fahrpläne, Tickets unter www.oebb.at Ausflugtipp 4: Dürnstein und die Wachau Dürnstein ist der Inbegriff der Wachau. Die Silhouette der Stadt wird vom weithin sichtbaren blauweißen Kirchturm des Augustiner Chorherrnstifts und von der Ruine Dürnstein dominiert. Mittelalterliche Häuserzeilen werden von Bürgerhäusern aus der Renaissance und des Barocks unterbrochen. Im Kerker der Ruine Dürnstein schmachtete einst König Richard Löwenherz, der während eines Kreuzzuges, Herzog Leopold tief beleidigt hatte. TIPPWACHAU – AM DONAURADWEG VON MAUTERN ZUM STIFT MELKWACHAU PER PEDES – VON WILLENDORF NACH SPITZ AN DER DONAU ANREISE, ADRESSEN, INFOSZüge zwischen Wien Franz Josefs Bhf oder Spittelau (U4/U6) und Krems, weiter mit dem Bus WL1 vom Bhf. Fahrzeit rund 90 Min. Fahrpläne, Tickets unter www.oebb.atAlternative im Sommer ab Krems: Weiterfahrt mit dem Schiff nach Dürnstein oder bis nach Melk (Wachauschifffahrt der DDSG oder Brandner). Abfahrtszeiten unter www.ddsg-blue-danube.at bzw www.brandner.atWeitere Infos über Dürnstein unter www.duernstein.at Ausflugtipp 5: Baden bei Wien Rund 25 km südlich von Wien liegt die Kurstadt Baden. Zur Zeit des Biedermeiers war Baden Treffpunkt der Wiener Gesellschaft. Kaiser Franz verbrachte hier gerne in einem Stadtpalais seine Sommerfrische. Reiche Bürger, Adelige und Künstler, die auch im Sommer die Nähe zum Kaiser suchten, folgten ihm umgehend. Seither ist Baden voller wunderbarer Bauwerke. Besonders sehenswert ist der Marktplatz mit dem schlichten Kaiserhaus, dem imposanten Rathaus und der barocken Pestsäule. Im Kurpark erinnern zahlreiche Denkmäler an die illustren Gäste der Stadt. TIPPHELENENTALRAWEG – DAS WEGERL IM HELENENTAL …WEINGARTENRADWEG – VON MÖDLING NACH BAD VÖSLAU MIT ARTHUR SCHNITZLERKLÖSTER-KAISER-KÜNSTLER-RADTOUR: VON LAXENBURG NACH MAYERLINGAUF DEN SPUREN VON BEETHOVEN AM BEETHOVEN-RUNDWANDERWEG ANREISE, ADRESSEN, INFOSZüge zwischen Wien Mitte (U3/U4) und Baden. Fahrzeit ca 30 Min. Fahrpläne, Tickets unter www.oebb.atWeitere Infos über Baden bei Wien unter www.tourismus.baden.at Ausflugtipp 6: Schloss und Schlosspark Laxenburg Der Schlosspark von Laxenburg zählt zu den größten englischen Landschaftsgarten Österreichs. Sein heutiges Aussehen verdankt der Schlosspark Kaiser Franz. Er ließ einen künstlichen Schlossteich mit einer Insel anlegen und darauf eine Wasserburg errichten. Unternehmt einen Spaziergang durch den Park und entdeckt das “Grünen Lusthaus” der Maria Theresia oder den Concordia Tempel der Marie Antoinette. Für alle “Nicht-Wanderer” bietet sich eine Bootsfahrt am Schlossteich an. TIPPSCHLOSS LAXENBURG – EIN SPAZIERGANG ZU DEN SCHÖNSTEN SEHENSWÜRDIGKEITENKLÖSTER-KAISER-KÜNSTLER-RADTOUR: VON LAXENBURG NACH MAYERLING ANREISE, ADRESSEN, INFOSAutobuslinie 200 zwischen Wien Hbf ((Busbhf Südtiroler Platz) und Laxenburg (Franz-Josephs Platz), Fahrzeit rund 30 Min.Fahrpläne unter www.oebb.atWeitere Infos über Schloss Laxenburg unter www.schloss-laxenburg.at Ausflugtipp 7: Burg Seebenstein und Türkensturz Bei Seebenstein erhebt sich ein mächtiger schroffer Felsen auf dessen Spitze die Ruine Türkensturz steht. Namensgebend für das markante Felsmassiv ist eine Legende aus der Zeit der Türkenkriege. Immer wieder drangen türkische Soldaten in das Pittental ein. Eines Tages verfolgte ein Trupp türkischer Reiter ein Bauernmädchen. Als das Mädchen jedoch vor der Steilwand zur Seite sprang, stürzten die Verfolger im vollen Galopp blindlings in den Tod. Zur Erinnerung an dieses Ereignis ließ Fürst Johann I. von Liechtenstein 1824 die künstliche Ruine Türkensturz errichten. Ein gut markierter Wanderweg führt gleich nach dem Parkbad Seebenstein zur Burg und zum Türkensturz hinauf. Für diese Wanderung (Hin und retour) benötigt man je nach Kondition zwischen 2 und 2,5 Stunden. TIPPTHERMENRADWEG – AM EUROVELO 9 VON ASPANG NACH WIENER NEUSTADTSCHWARZATAL RADROUTE – VON REICHENAU NACH WIENER NEUSTADT ANREISE, ADRESSEN, INFOSZüge zwischen Wien Hbf und Seebenstein. Fahrpläne, Tickets unter www.oebb.at Ausflugtipp 8: Lainzer Tiergarten und Wiener Wald Der Lainzer Tiergarten zählt zu den beliebtesten Ausflugszielen der Wiener und eignet sich hervorragend für Spaziergänge und Wanderungen. Diese Grünoase im Westen von Wien war einst kaiserliches Jagdrevier und Rückzugsort von Kaiserin Sisi. Beginnt Euren Rundgang beim Lainzer Tor und spaziert zur Hermesvilla, die Kaiser Franz Joseph extra für seine Sisi errichten ließ. Doch der schwülstige Geschmack des Gatten harmonierte so gar nicht mit dem von Sisi. Wandert anschließend weiter zur Hubertuswarte und genießt den herrlichem Blick über Wien und den Wienerwald. TIPPSTADTSPAZIERGANG WIEN – MIT KAISERIN SISI IM LAINZER TIERGARTEN ANREISE, ADRESSEN, INFOSMit der U-Bahnlinie U4 nach Hietzing, weiter mit Straßenbahn 60 bis Hermesstraße, dann Bus 55A bis Lainzer Tor. Fahrplanauskünfte unter www.wienerlinien.at Ausflugtipp 9: Skulpturenpark Enzesfeld-Lindabrunn Schon von weitem ist auf einem Hügel das »Tor zur Erkenntnis« zu sehen. Es ist das Wahrzeichen eines rund 12 ha großen Skulpturenparks in Enzesfeld-Lindabrunn. Dieser einzigartige Landschaftsgarten geht auf eine Initiative des Bildhauers Mathias Hietz zurück, der hier im Jahr 1967 ein Steinbildhauersymposion ins Leben rief. Das Symposion -mit zahlreichen internationalen Künstlern- fand 30 Jahre lang jedes Jahr bis 1997 statt. Das frei zugängliche Ausstellungsgelände ist ein Paradies für die Tier- und Pflanzenwelt. Zwischen den »stummen Zeugen aus Stein« weiden friedlich Schafe. Ihr könnt gemütlich zwischen den Skulpturen spazieren und darüber philosophieren, was sich die Künstler dabei gedacht haben. Oder ihr erfreut euch einfach am Anblick der prächtigen Wiesenblumen und genießt dabei das Sommerkonzert der Zirpen und Grillen. Sehenswert ist auch der Ausblick beim »Tor zur Erkenntnis«, der bis zum Leitha- und Roasaliengebirge reicht. ANREISE, ADRESSEN, INFOSDer Skulpturengarten befindet sich an der Straße zwischen Lindbrunn und Hernstein, gleich nach dem Ortsende von Lindabrunn. Den Ausflug zum Skulpturengarten nach Lindabrunn unternehmt ihr am besten mit dem eigenen Auto. Ausflugtipp 10: Husarentempel bei Mödling Der Husarentempel am »Kleinen Anninger« bietet einen wunderschönen Ausblick in die Brühl und bis nach Wien. Er ist eine der vielen künstlichen Ruinen, die Fürst Fürst Johann I. von Liechtenstein rund um die Burg Liechtenstein errichten ließ. Ein Wanderweg führt vom Parkplatz bei der »Goldenen Stiege« zum Tempel. Folgt zuerst dem Weg Richtung »Breite Föhre« und dann dem Josef-Schöffel-Wanderweg 46 bis zum Tempel. Der Weg ist in der Regel gut ausgeschildert. Wer Lust und Laune hat, kann auch noch einen kurzen Abstecher zum »Matterhörndl« unternehmen. TIPPAUSFLUG RUND UM WIEN – RUNDWANDERUNG ZUR BURG MÖDLING UND ZUM HUSARENTEMPELWEINGARTENRADWEG – VON MÖDLING NACH BAD VÖSLAU MIT ARTHUR SCHNITZLERWEINWANDERN – VON GUMPOLDSKIRCHEN NACH THALLERN ANREISE, ADRESSEN, INFOSZüge der Linie S2/S3 zwischen Wien Mitte (U3/U4) und Mödling. Danach entweder zur Fuß bis zum Parkplatz an der »Goldenen Stiege« (ca 1,7 km) oder mit einem der Regionalbusse vom Bhf Mödling (zB 364, 365) bis zu Station Jasomirgottgasse. Von dort sind es noch ca 600 Meter bis zum Ausgangspunkt. Fahrpläne, Tickets unter www.vor.at Ausflugtipp 11: Burg Kreuzenstein Schon von weitem ist die Burg Kreuzenstein – nur wenige Kilometer nördlich von Wien – zu sehen. Die ursprüngliche Burganlage wurde im 30-jährigen Krieg durch die Schweden völlig zerstört. Ihr heutiges Aussehen verdankt die Burg dem Grafen Wilczek, der sie Ende des 19 Jhdts mit Hilfe zahlreicher mittelalterlicher Bauteile aus ganz Europa wieder aufbauen ließ. Die Besichtigung der Burg ist nur im Rahmen einer Führung möglich. Zu sehen gibt es alles, was man von einer Ritterburg erwartet: Rittersaal, Rüstkammer, Fürstenzimmer, Burgkapelle oder die Burgküche. ANREISE, ADRESSEN, INFOSZüge der Linie S3 oder S4 zwischen Wien Mitte (U3/U4) und Leobendorf, dann ca 40 Min Gehweg. Fahrpläne, Tickets unter www.oebb.atWeitere Infos über die Burg Kreuzenstein unter www.kreuzenstein.com Ausflugtipp 12: Kartause Mauerbach Nur zehn Kilometer von der U4 Station “Hütteldorf” entfernt, befindet sich die sehenswerte, aber wenig bekannte Kartause Mauerbach. Jahrelang dem Verfall preisgegeben, wurde die Kartause in den letzten beiden Jahrzehnten aufwendig saniert. Der Kreuzgang zählt zu den Highlights der Kartause. Wer durch den kompletten quadratischen Kreuzgang spaziert, legt eine Strecke von fast 500 Meter zurück. Damit zählt der “Wandelgang” der Mönche zu den längsten Europas. TIPPAUSFLÜGE RUND UM WIEN – DIE KARTAUSE MAUERBACH IM WIENERWALDWANDERN WIENERWALD – VON DER KARTAUSE MAUERBACH ZUM TULBINGER KOGEL ANREISE, ADRESSEN, INFOSMit der U-Bahnlinie U4 zur Endstation Hütteldorf, dann Bus 450 bis Mauerbach BusBhf, von dort ca 10 Min Fußweg, Fahrpläne unter www.oebb.atAchtung die Kartause ist nur am Wochenende und an Feiertagen in den Sommermonaten geöffnet. Weitere Infos über die Kartause Mauerbach unter bda.gv.at Ausflugtipp 13: Schloss Hof Schloss Hof liegt östlich von Wien und ist das größte der sechs Marchfeldschlösser. Prinz Eugen ließ Schloss Hof zu einem prachtvollen barocken Schmuckkästchen ausbauen. Der Schlossgarten wurde nach dem Vorbild von Versailles mit Terrassen, Treppenanlagen, Statuen und Brunnen gestaltet. Taucht ein in die barocke Opulenz und lustwandelt durch die rekonstruierte barocke Gartenanlage. Oder entdeckt die Privaträume des Prinzen und lernt das Lebensgefühl des 18. Jhdt kennen. Einziger kleiner Wermutstropfen: Schloss Hof ist öffentlich schwierig zu erreichen. TIPPTOUR DE BAROQUE – MIT MARIA THERESIA AUF SCHLÖSSER-TOUR DURCHS MARCHFELD ANREISE, ADRESSEN, INFOSAnreise einfacher mit dem Auto; Züge ÖBB zwischen Wien Hbf und Marchegg, weiter mit Gratis-Shuttle Bus. Fahrpläne, Tickets unter www.oebb.atWeitere Infos über Schloss Hof unter www.schlosshof.at Ausflugtipp 14: Gut Gasteil – Kunst in der Landschaft Am Rande von Rax und Semmering liegt in der kleinen Ortschaft Prigglitz das Gut Gasteil mit seinem einzigartigen Landschaftsgarten »Kunst in der Landschaft«. Inmitten einer malerischen Landschaft präsentiert das Künstlerehepaar Charlotte und Johannes Seidl auf einer 16 Hektar großen Ausstellungsfläche eindrucksvolle Skulpturen und Kunstobjekte. Diese können jederzeit auf den gemähten Wegen nach eigenem Belieben erkundet werden. ANREISE, ADRESSEN, INFOSGut Gasteil erreicht ihr am besten mit dem Auto. Ihr folgt der S6 (Semmeringschnellstraße) bis Ausfahrt Gloggnitz, von Gloggnitz geht es weiter bis zum Ortsplatz von Prigglitz, dann rechts halten nach Gasteil. Ausflugtipp 15: Die Stadt Salzburg Ein Tagesausflug nach Salzburg ist von Wien leicht machbar. Mit der Westbahn benötigt ihr gerade einmal zwei Stunden zwanzig. Majestätisch wacht die Festung Hohensalzburg über die barocke Altstadt. Alle Highlights der Stadt, wie Mozarthaus, Getreidegasse, Petersfriedhof oder der Salzburger Dom sind bequem zu Fuß zu erreichen. Den besten Panoramablick auf Salzburg habt Ihr von der Aussichtsterrasse des Mönchsberg, die bequem mit dem Lift zu erreichen ist oder von der Festung. Vergesst nicht, eine “Original Mozartkugel” der Konditorei Fürst zu verkosten. TIPPSALZBURG VON OBEN – DIE ETWAS ANDERE STADTBESICHTIGUNGSALZBURG KUNST – AM WALK OF MODERN ART DURCH SALZBURG SPAZIEREN ANREISE, ADRESSEN, INFOSZüge der WESTbahn zwischen Wien Westbahnhof und Salzburg. Fahrpläne, Tickets unter westbahn.atZüge ÖBB zwischen Wien Hbf und Salzburg. Fahrpläne, Tickets unter www.oebb.atWeitere Infos über die Stadt Salzburg unter www.salzburg.info/de [...]
ALGARVE – AUF DEN SPUREN DER KRIMIREIHE “LOST IN FUSETA”
ALGARVE – AUF DEN SPUREN DER KRIMIREIHE “LOST IN FUSETA”UPDATE: April 2023. Die Krimi-Reihe “Lost in Fuseta” von Gil Ribeiro hat uns wahrlich begeistert – von der Handlung, über die Figuren bis zur Schilderung der portugiesischen Lebensweise. Daher machten wir uns auf den Weg, jene Orte an der Ostalgarve zu besuchen, die in den bisher fünf Bänden erwähnt werden. Fuseta – Schauplatz der Krimireihe Lost in Fuseta« Wir sitzen in einer kleinen Strandbar im Fischerdorf Fuseta bei Tosta mista und kühlem Sagres-Bier. Die Krimi-Serie “Lost in Fuseta” ist schuld daran, dass es uns in den kleinen Ort verschlagen hat. Hauptperson der Kriminalromane ist Kommissar Leander Lost, dem es in Rahmen eines Austauschprogramms an die Algarve verschlägt. Gemeinsam mit seinen beiden neuen Kollegen den Sub-Inspektoren Graciana Rosado und Carlos Esteves begibt er sich für ein Jahr auf Mördersuche im Süden Portugals. Vor uns liegt die Lagune Ria Formosa, ein rund sechzig Kilometer langes Naturschutzgebiet, welches sich von Faro bis weit über Tavira erstreckt. Das flache Wasser der Lagune reicht bis zur vorgelagerten Insel Ilha da Armona, die nur mit einem Wassertaxi oder kleinen Fähren erreichbar ist. Gleich der erste Fall führt Lost, Graciana und Carlos auf die Insel, wo ein toter Privatdetektiv mit seinem Boot gestrandet ist. Wir lassen uns mit einem Wassertaxi auf die Insel übersetzen. Dort erwartet uns ein kilometerlanger, menschenleerer Sandstrand, ohne Betonburgen und Armeen von Sonnenschirmen. Mangels Bäumen oder Palmen ist Schatten Mangelware, nur Dünengräser wachsen in der Mitte der Sandbank. Am Ortsstrand von Fuseta steht das bekannteste Bauwerk des Fischerdorfs, die “Casa dos Salva-vidas”, der historische Stützpunkt der Rettungsschwimmer. Fuseta wurde bereits im 15. Jhdt von Fischern gegründet. Besonders stolz ist man auf jene Dorfbewohner, die gemeinsam mit dem Seefahrer João Vaz Corte-Real um 1474 Neufundland noch vor Columbus entdeckt haben sollen. Und vermutlich auch auf das Ermittlerteam, welches in Fuseta lebt. Faro Als nächster Ort unserer Spurensuche steht Faro am Programm. Viele Reisende verbinden mit Faro nur den Flughafen. Das ist schade, weil die historische Altstadt durchaus sehenswert ist. Wir stehen am Turm der gotischen Kathedrale und genießen den herrlichen Ausblick über die Dächer der Stadt und die Ria Formosa. Viel hat die “Se” schon erlebt. Die Plünderung von englischen Piraten, das schwere Erdbeben von 1755 oder die Herrschaft von Salazar. Der Kirchplatz direkt unter uns, ist mit Orangenbäumen umsäumt, deren Früchte in voller Pracht in der Sonne leuchten. Das Wahrzeichen von Faro ist jedoch das neoklassizistische Stadttor Arco da Vila, welches von einem Genueser Architekten entworfen wurde. Ausgesprochen fotogen nutzen zahlreiche Störche das Stadttor als Nistplatz. In einem schmalen Gässchen verbirgt sich zwischen anderen zweigeschossigen Wohnhäusern, das Kriminalkommissariat, wo Lost und seine portugiesischen Kollegen ihren Dienst versehen. Anfangs ist das Verhalten des deutschen Kollegen den portugiesischen Ermittlern ein wenig suspekt, da sie noch nicht wissen, dass Lost am Asperger-Syndrom leidet. Der Alemão kann nicht lügen, versteht keine Witze und hat Schwierigkeiten die Körpersprache von Menschen richtig zu deuten. Erst nach einiger Zeit erkennt die Schwester von Graciana, dass das Asperger-Syndrom an Losts Merkwürdigkeiten schuld ist. Rasch lernen jedoch Graciana und Carlos die besonderen Fähigkeiten ihres neuen Kollegen schätzen. Er besitzt ein fotografisches Gedächtnis, erkennt ob Menschen lügen und ist ein hervorragender Analytiker. Losts Asperger-Syndrom gepaart mit seiner deutscher Gründlichkeit und der portugiesischen Lässigkeit führen oft zu einer Situationskomik, die diese Krimi-Serie so liebenswert und lesenswert machen. Olhão Unser nächstes Ziel ist Olhão, welches rund 10 km östlich von Faro liegt. Wir sind am Weg zu den beiden historischen Markthallen an der Uferpromenade. Die Auswahl an Obst und Gemüse ist groß, die von fangfrischem Fisch riesig. Getrocknete Kräuter, Fläschchen mit Piri-Piri-Öl oder köstliche Feigenröllchen mit Mandeln und Portwein sind ideale Mitbringsel für die Daheimgebliebenen. Olhão lebt noch heute vorwiegend vom Fischfang und der Fischverarbeitung. Einst gab es hier bis zu 37 Konservenfabriken. Davon sind nur mehr zwei übriggeblieben. In die Geschichtsbücher gingen die Bewohner von Olhão ein, als eine Handvoll von “Olhanenser” in einem kleinen Fischerboot den Atlantik überquerten und ihrem nach Brasilien geflohenen König die gute Nachricht des Sieges über Napoleon überbrachten. So wie viele Küstenstädte liegt auch Olhão an der Lagune Ria Formosa. Olhão punktet mit viel Atmosphäre und Stimmung, weniger mit großen Sehenswürdigkeiten. Typisch für Olhão sind die zwei- bis dreigeschossigen, würfelförmigen Häuser mit Flachdach. Wer mit offenen Augen durch die engen Gassen spaziert, wird sicher das eine oder andere Kleinod entdecken. Olhão kommt in der Krimireihe immer wieder als Schauplatz vor. So findet das Ermittlerteam wichtige Dokumente in einem Bankschließfach einer ermordeten Umweltaktivistin, die die Betrügereien eines kriminellen Netzwerks beweisen. Pedras d’El Rei Pedras d’El Rei ist kein gewachsener Ort, sondern eine aus dem Boden gestampfte Ferienanlage. Diese befindet sich in einer parkähnlichen Landschaft am Rande der Ria Formosa rund sieben Kilometer südöstlich von Tavira. Im dritten Band der Serie observiert hier Leander Lost und seine portugiesischen Kollegen einen Dealer, der eine größere Drogenlieferung erwartet. Eine schmale Fußgängerbrücke und eine Liliputbahn verbinden den Ort mit der vorgelagerten Insel “Ilha de Tavira”. Gemütlich tuckert die Bahn die rund zwei Kilometer lange Strecke durch die Dünen- und Lagunenlanschaft. Am Ende der Reise erwartet uns der “Praia do Barril”, ein endloser Sandstrand, der zu einem ausgedehnten Strandspaziergang einlädt. Beim Bahnhof der kleinen Inselbahn wurde eine alte Thunfischfabrik revitalisiert und zu Strandcafes umgebaut. Der ideale Ort für einen Espresso und ein Pastel de Nata. Wenn Lost jetzt das Strandcafe betreten würde, wäre ihm die Aufmerksamkeit der Gäste gewiss. Sein Aussehen erinnert an einen Totengräber, da er stets im schwarzem Anzug mit weißem Hemd, schmaler Lederkrawatte und Espandrilles herumläuft.  Und das bei hochsommerlichen Temperaturen an der Algarve. Gleich neben der ehemaligen Thunfischfabrik befindet sich der “Cemitério das Âncoras”. Der Ankerfriedhof erinnert an jene Zeit, als noch mächtige Thunfischschwärme an der Ostalgarve vorbeizogen und zahlreiche Fischer damit ihren Lebensunterhalt bestritten. Die Anker dienten einst zum Befestigen der langen Netze am Meeresgrund. Tavira Der Mord an einer Lehrerin führt Lost, Graciana und Carlos im dritten Band nach Tavira. Der Ort am Rio Gilão wurde vermutlich schon von den Phöniziern gegründet. Ältestes Bauwerk der Stadt ist die Ponte Romana, eine Brücke für Fußgänger, die sich bereits seit der Römerzeit über den Fluss erstreckt. Im fünften Fall der Krimireihe “Einsame Entscheidung” verschlägt es Lost gemeinsam mit einer Mordverdächtigen nach Tavira. Auf der Flucht vor einer Entführerbande springt das ungleiche Paar über das Brückengeländer in den Rio Gilão. Tavira ist eine gläubige Stadt. Mehr als 30 Kirchen zeugen davon. Schuld daran sind vielleicht die vielen schweren Schicksalsschläge, die Tavira trafen. Zuerst schleppten Seeleute die Pest ein, dann zerstörte das schwere Erdbeben von 1755 den Großteil der Stadt. Tavira zählt sicherlich zu den schönsten Städtchen der Ostalgarve. Auf dem weithin sichtbaren Burghügel, wachen Pfarrkirche und Wasserturm über der Stadt. Zahlreiche Bars und Restaurants säumen das Ufer des Rio Gilão. Sie laden nach einer Besichtigungstour zu einigen Petiscos und einem kühlen Glas Vinho Verde ein. Vila Real de San Antonio Letzter Ort auf unserer Spurensuche ist Vila Real de San Antonio, die Grenzstadt am Rio Guardiana. Während Lost, Graciana und Carlos im halsbrecherischen Tempo auf der Autobahn einem LKW mit Drogen hinterherjagen, stehen wir am Praça do Marquês de Pombal, dem schönsten Platz der Stadt. Schwarzweiße Strahlen aus Pflastersteinen laufen geometrisch auf einen Obelisken in der Mitte des Platzes zu. Das durch seine Weite beeindruckende Herz der Stadt wird durch Kirche, Rathaus und ein einheitliches Gebäudeensemble begrenzt. Vila Real de San Antonio entstand am Reißbrett. Als das große Erdbeben von 1755 die Stadt zerstört hatte, ließ Premierminister Marquês de Pombal, diese innerhalb eines Jahres schachbrettartig wiederaufbauen. Alle Straßen führen rechtwinklig aufeinander zu. Die Häuser haben einen einheitlichen Stil, der zum Großteil bis heute erhalten geblieben ist. Der Einsatz von Fertigteilhäusern ermöglichte die kurze Bauzeit. In keiner Stadt in Portugal gibt es so viele Haushaltstextilien zu kaufen, wie in Vila Real de San Antonio. Zielpublikum sind kauflustige Spanier, die morgens mit der Fähre den Grenzfluss Rio Guardian überqueren und nachmittags mit vollen Einkaufstaschen zurückkehren. Ende der Spurensuche In Vila Real de San Antonio endet unsere Spurensuche nach den Orten der Krimi-Reihe “Lost in Fuseta”. Zwischen Faro und der spanischen Grenze würden sich noch viele Orte als Schauplatz der Krimireihe anbieten, wie beispielsweise das beschauliche Cacela Velha oder das schönste Herrenhaus der Algarve, der Rokoko-Palast des Grafen von Estói. Auf alle Fälle freuen wir uns schon auf den sechsten Band der Krimi-Serie “Lost in Fuseta”. BÜCHER-TIPP Bis dato (Stand: 2023) sind sechs Fälle rund um das Ermittlerteam Leander Lost, Graciana Rosado und Carlos Esteves im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen: Lost in FusetaSpur der SchattenWeiße FrachtSchwarzer AugustEinsame EntscheidungDunkle Verbindungen Autor dieser lesenswerten Krimireihe ist Gil Ribeiro alias Holger Karsten Schmidt. Weitere Infos auf der Seite des Verlages www.kiwi-verlag.de NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Rundreise durch die Ostalgarve inspirieren konnten. Noch mehr Fotos aus der Region findet Ihr im Fotoalbum unter: OSTALGARVE – AUF DEN SPUREN DER KRIMIREIHE “LOST IN FUSETA” [...]
WANDERN USEDOM – DIE KAISERBÄDER BANSIN, HERINGSDORF, AHLBECK UND SWINEMÜNDE
WANDERN USEDOM – DIE KAISERBÄDER BANSIN, HERINGSDORF, AHLBECK UND SWINEMÜNDEUsedom! Prachtvolle Bäderarchitektur, die berühmte Seebrücke von Ahlbeck und endlose Sandstrände werdet ihr auf dieser Wander- oder Radtour entlang der längsten Strandpromenade Deutschlands entdecken. Unsere 12 km lange Tour beginnt im Kaiserbad Bansin und führt über Heringsdorf und Ahlbeck in das polnische Swinemünde. Ausgangspunkt ist die Seebrücke in Bansin. Kaiserbad Bansin Das Seebad Bansin wurde 1897 eigens zu Zwecken des Badebetriebes »aus dem Boden« gestampft. Grund für die Gründung war das in Deutschland in Mode kommende Baden im Meer, für die der endlose Sandstrand beste Voraussetzungen bot. Doch um die Jahrhundertwende konnte man nicht einfach in die Fluten der Ostsee hüpfen, da Sitte und Anstand besonders großgeschrieben wurden. Davon zeugen noch heute die an der Promenade stehenden nachgebauten Badekarren. In dieser hölzernen Umkleidekabine auf vier Rädern zogen sich die Badegäste, geschützt vor den neugierigen Blicken Anderer, ihr Badetrikot an. Anschließend schleppte ein Pferd den Badekarren ins Wasser. Nur so konnten die Badewilligen sittlich unbedenklich im Meer baden, da der Badekarren gleichzeitig als Sichtschutz diente. Denn es galt als moralisch verwerflich, wenn Frauen und Männer in Sichtweite zueinander im Wasser planschten, auch wenn die damalige Bademode viel mehr verhüllte als heute. Bansin hatte sich jedoch in den Anfangsjahren seines Bestehens einen antisemitischen Ruf eingehandelt. Man vermarktete sich gerne »als deutsches Seebad mit ausschließlich christlichen Häusern und frei von Juden«. Damit wollten sich die Bansiner von Heringsdorf abgrenzen, wo das jüdische Großbürgertum herzlich willkommen war und auch in koscheren Restaurants dinieren konnte. Genug der Einführung. Starten wir los. Im Gegensatz zu ihren Pendants in Heringsdorf und Ahlbeck ist die 285 Meter lange Seebrücke in Bansin puristisch einfach gestaltet und weist kein Land- oder Brückengebäude auf. Trotzdem ist sie bei jedem Wetter als Flaniermeile bei den Touristen beliebt. In unserem persönlichen Ranking der schönsten Seebrücken auf unserer Tour belegt sie Platz 2. Die Bäderarchitektur in den Kaiserbädern von Usedom Das Sehenswerte bei unserer Wanderung entlang der Strandpromenade von Bansin nach Heringsdorf und Ahlbeck sind die vielen prachtvollen Bädervillen. Die Bäderarchitektur vereint Elemente des Klassizismus, Historismus und Jugendstils: Säulen schmücken das Eingangstor, Loggien mit großen Fenstern oder Holzveranden lockern die Hausfassade auf. Ein gemütlicher Erker und ein kleines Türmchen dürfen meist auch nicht fehlen. Als im 19. Jhdt das Baden im Meer in Mode kam, entdeckten Adelige und die Berliner Hautevolee Usedom als idealen Ort für ihre Sommerfrische und ließen sich standesgemäße Villa als Sommerresidenz errichten. Nur wenige Jahre später galt die Insel Usedom bereits als »Berlins Badewanne«. Usedom hat sich in den Jahren nach der Wende zu einem touristischen Hotspot entwickelt und viele der denkmalgeschützten Bädervillen wurden in Hotels und Ferienwohnungen umgebaut. Traurig, aber wahr: Schon einige der alten Villen wurden das Opfer der Spitzhacke und durch charmebefreite Neubauten mit dutzenden Ferienwohnungen ersetzt. Die Künstler in den Kaiserbädern Auch viele Künstler zog es in die Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck. Darunter Thomas Mann, Leo Tolstoi, Theodor Fontane, Kurt Tucholsky oder den Wiener Walzerkönig Johann Strauß. Sie alle flanierten entlang der Strandpromenade, lauschten den kreischenden Möwen und atmeten die würzige Seeluft ein. Wir verlassen nun kurz die Strandpromenade und suchen die Maxim-Gorki-Straße Nr 13 auf, die parallel zur Strandpromenade verläuft. Hier steht die Villa Irmgard, wo sich im Jahr 1922 der russische Schriftsteller Maxim Gorki von seiner Tuberkuloseerkrankung erholte. Ein Gerücht besagt, dass Lenin den Schriftsteller persönlich zur Kur geschickt hatte, um ihn wegen ideologischer Auseinandersetzungen auf elegante Art loszuwerden. Im Gästebuch des Hauses verewigte sich Gorki mit dem Satz »Und dennoch und trotz alledem werden die Menschen eines Tages wie Brüder leben«. In der Villa Irmgard befindet sich ein kleines Museum, wo ihr die Wohn- und Arbeitsräume des Schriftstellers besichtigen könnt. Kaiserbad Heringsdorf Wieder zurück auf der Strandpromenade erreichen wir schon bald das Kaiserbad Heringsdorf, das in der Kaiserzeit zum »Nizza des Ostens« avancierte. Bis in das Jahr 1820 war Heringsdorf ein kleines namenloses Fischerdorf. Einer Legende nach verdankt der Ort seinen Namen dem Kronprinzen und späteren Preußen-König Friedrich Wilhelm IV, der mit seinen Brüdern und seinem Vater eine Rundreise durch Pommern machte. Auf Einladung des Gutsbesitzers Georg Bernhard von Bülow reisten sie auch nach Usedom. Als man das namenlose Fischerdorf besichtigte, bat man den Kronprinzen untertänigst dem kleinen Nest einen Namen zu geben. Inspiriert vom Salzen und Weiterverarbeiten der fangfischen Heringe am Strand fiel Friedrich Wilhelm spontan der Name »Heringsdorf« ein. Das kleine Fischerdorf entwickelte sich jedoch ab dem Jahre 1825 rasant zu einem mondänen Seebad, wo sich die Mitglieder des Kaiserhauses, Großindustrielle und das »Who-is-Who« der Berliner High Society ein Stelldichein gaben. Die Herren flanierten im Anzug und mit Gehstock entlang der Strandpromenade und knüpften gewinnbringende Geschäftskontakte oder diskutierten die wirtschaftlichen Auswirkungen des Russisch-Osmanische Krieges. Damen in weißen Sommerkleidern und dem obligatorischen Sonnenschirm fädelten standesgemäße Partien ihrer Kinder ein oder erfuhren den neuesten Klatsch und Tratsch aus Berlin. Zum gesellschaftlichen Zentrum von Heringsdorf zählte zur Kaiserzeit die Villa Staudt, wo Kaiser Wilhelm II regelmäßig mit Elisabeth Staudt auf der Terrasse Tee trank, wenn er auf Usedom weilte. Der Kaiser schätze die Treffen mit der Gastgeberin, da Elisabeth, nicht nur eine Augenweide war, sondern auch als intelligent, charmant und witzig galt. Im Garten der Villa erinnert eine Statue an den Großvater von Wilhelm II, der 1820 erstmals Heringsdorf gemeinsam mit seinem Bruder, König Friedrich Wilhelm IV besuchte. Sehenswert auf unserer Tour sind auch die Villa Oechsler und die Villa Oppenheim, wo einst der Maler Lyonel Feininger wohnte, der mit seinen Arbeiten am Bauhaus zu den bedeutendsten Künstlern der Klassischen Moderne zählt. Betrachten wir nun die Seebrücke von Heringsdorf. Sie ist mit 508 Metern die längste Seebrücke Deutschlands. 1995 eröffnet, beherbergt sie im Landgebäude eine Reihe von Geschäften, Lokalen und mehrere Appartements. Die alte Kaiser-Wilhelm-Brücke, die einst Lyonel Feininger malte, wurde in den 1950er Jahren ein Raub der Flammen. Über Architektur könnte man ja bekanntlich nächtelang diskutieren, doch einen Schönheitspreis gewinnt diese Brücke unseres Erachtens nicht. In einem Zeitungsartikel wurde sie mit ihrer windabweisenden Plexiglaszwischenwand und den vielen allzu hellen Lichtern treffenderweise mit einer überdimensionierten Straßenbahnhaltestelle verglichen. In unserem persönlichen Ranking der schönsten Seebrücken auf unserer Tour belegt sie den 3. und letzten Platz. Die Strandpromenade und die Strände der Kaiserbäder Man hat Ruhe und frische Luft, und diese beiden Dinge wirken wie Wunder und erfüllen Nerven, Blut und Lungen mit einer stillen Wonne! Theodor Fontane über Heringsdorf Von Ruhe kann auf der 12 km langen Kaiserbäderpromenade von Bansin über Heringsdorf und Ahlbeck bis ins polnischen Swinemünde dieser Tage keine Rede sein. Massen an Rädern, Rollatoren, Spaziergehern oder Walkern im enganliegenden Sportdress und mit Wanderstöcken bewaffnet, bevölkern die längste Strandpromenade Europas. Wir wollen uns gar nicht vorstellen, wie es hier erst im Hochsommer zugeht. Wir verlassen für ein kurzes Stück die Strandpromenade und spazieren am feinen, weißen Sandstrand weiter, wo es am heutigen Tag überraschenderweise viel ruhiger zugeht. Sanft schlagen die Wellen der Ostsee an den bis zu 70 Meter breiten Strand an, der mit Buhnen geschützt ist. Dabei handelt es sich um Holzpfähle, die aus dem Wasser ragen und das Abtragen des Strandes verhindern sollen. Über uns kreischen Möwen auf der Jagd nach Futter. Der intensive Duft von Sonnenöl, der hier im Hochsommer vorherrscht macht sich noch nicht bemerkbar. Nur eine schwache salzige Meeresbrise weht über die vielen bunten Strandkörbe. Diese sind im späten Nachmittagslicht ein besonders beliebtes Fotomotiv. Dem Erfinder des Strandkorbes gebührt wahrlich ein Orden. Im Strandkorb ist man – wie in Mutters Schoß – geschützt gegen Wind und intensiver Sonneneinstrahlung. Außerdem bietet er ein bisschen Privatsphäre inmitten hunderter Touristen. Steht der Strandkorb auch noch in der ersten Reihe, dann kann man stundenlang die schöne Aussicht auf das Meer genießen. Nette Strandbars laden immer wieder zu einer kurzen Erholungspause ein. Was gibt es Schöneres als bei einem Glas Bier und einer Bockwurst den Tag zu genießen. Kaiserbad Ahlbeck Zurück auf der Strandpromenade erreichen wir schon bald darauf das Kaiserbad Ahlbeck. Auch in Ahlbeck finden sich zahlreiche Villen im Stile der Bäderarchitektur. Doch das unbestrittene Highlight des östlichsten Kaiserbades auf der Insel Usedom ist die historische Seebrücke. Die Seebrücke Ahlbeck wurde 1899 mit einem 280 m ins Meer reichenden Seesteg errichtet und gilt als die älteste Seebrücke Deutschlands. Das blütenweiße Brückengebäude mit seinen vier pittoresken Türmchen im Gründerzeit-Stil ist wohl das beliebteste Fotomotive der Insel Usedom. Auch zahlreiche Filmemacher fanden großen Gefallen am Wahrzeichen von Ahlbeck und nutzen die Seebrücke als Filmkulisse. So drehte der Meister des deutschen Humors Vicco von Bülow, alias »Loriot« einige Filmszenen von »Pappa ante Portas« auf der Ahlbecker Seebrücke. Für uns ist die Seebrücke von Ahlbeck der klare Sieger unseres internen Seebrücken-Rankings. Auf dem Platz vor der Seebrücke steht eine Jugendstiluhr mit verspielter Girlanden-Ornamentik, die ein Kurgast 1911 der Gemeinde stiftete. Sie ist zumindest ein Erinnerungsfoto wert. Während Künstler das Seebad Bansin aufsuchten und die Reichen und Schönen sich im Seebad Heringsdorf vergnügten, reiste das Bürgertum und die weniger Wohlhabenden nach Ahlbeck. Doch auch prominente Gäste residierten in Ahlbeck, wie der selige österreichische Kaiser Franz Joseph im Jahr 1905. Ob die örtliche Kurkapelle wohl die Kaiserhymne bei seiner Ankunft intonierte? Vermutlich schon, aber wir konnten es trotz intensiver Recherche nicht herausfinden. Macht nichts, auf zur letzten Etappe! Auf nach Swinemünde in Polen Nur drei Kilometer von der Seebrücke in Ahlbeck entfernt verläuft seit 1945 die Staatsgrenze zu Polen, die bis zum Beitritt Polens zum Schengen-Abkommen durch einen Zaun mit Wachtturm abgeriegelt war. Heute erinnert nur mehr eine Markierung im Boden und ein Tor in Form einer Klammer an die jahrzehntelange unüberwindbare Grenze. Wir folgen der Strandpromenade weiter bis nach Świnoujście, wie Swinemünde auf Polnisch heißt. Auch Swinemünde kann auf eine lange Tradition als Seebad zurückblicken. Bereits im Jahre 1821 nahm die Stadt den Badebetrieb auf. Wie auch in den drei Kaiserbädern entstanden zahlreiche prachtvolle Bädervillen. Doch bei einem verheerenden amerikanischer Luftangriff während des Zweiten Weltkriegs wurde das »alte« Swinemünde großteils zerstört. Tausende Menschen kamen im Bombenhagel dabei ums Leben. Darunter zahlreiche Flüchtlinge aus Ostpreußen, die vor den Russen geflüchtet waren und auf einen Weitertransport mit dem Schiff in den Westen warteten. Viele Tote konnten nicht identifiziert werden und wurden anonym in Massengräbern beerdigt. Seit dem Wiederaufbau wird Swinemünde von wenigen Bädervillen, Plattenbauten und vielen Neubauten geprägt. Swinemünde war, als wir Sommer 1827 dort einzogen, ein unschönes Nest, aber zugleich ein Ort von besonderem Reiz. Theodor Fontane Mit diesen Worten beschrieb Theodor Fontane die Stadt seiner Kindheit, wo sein Vater die Adler-Apotheke gekauft hatte. Später machte er Swinemünde zum Schauplatz seines Romans über das tragische Schicksal der »Effi Briest«, die als unglückliche Ehebrecherin in die Weltliteratur einging. Nach genau 12 km ist es geschafft! Ihr habt das Ende der Strandpromenade erreicht, wo das Wahrzeichen von Swinemünde, die Mühlenbake steht. Der in Form einer Windmühle errichtete Leuchtturm wurde 1874 erbaut und zeigt den Schiffen die Einfahrt in die Swine an. Wer nach dieser Wanderung oder Radtour noch Lust und Laune hat, könnte noch einen Abstecher zu zwei sehenswerten preußischen Festungsanlagen an der Swine unternehmen. Die Festung »Engelsburg«, die ihren Namen von der Ähnlichkeit mit der Papstburg in Rom hat und das Fort »Redoute« mit seinen Wassergräben, Wällen und Kasematten. Beide Befestigunganlagen hatten die Aufgabe die Zufahrt zur Ostsee zu sichern. HinweisFür den Rückweg empfiehlt sich für alle Wanderer die Bahn von Swinemünde zum jeweiligen Ausgangspunkt zurückzunehmen. Die Wanderung kann übrigens von jedem beliebigen Kaiserbad begonnen werden. Gemütlich, aber überlaufen ist der Teilabschnitt Bansin – Heringsdorf – Ahlbeck. Sportlich, aber ein wenig ruhiger, ist die Etappe Ahlbeck – Swinemünde. NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?Wir hoffen, dass wir Euch zu einer Wanderung oder Radtour entlang der 12 km langen Strandpromenade, welche die Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck mit dem polnischen Swinemünde verbindet, inspirieren konnten. Noch mehr Fotos von der Insel Usedom findet Ihr im Fotoalbum unter: WANDERN USEDOM – DIE KAISERBÄDER BANSIN, HERINGSDORF, AHLBECK UND SWINEMÜNDE [...]
WEIMAR UND SEINE SEHENSWÜRDIGKEITEN AN EINEM TAG ZU FUSS ENTDECKEN
WEIMAR UND SEINE SEHENSWÜRDIGKEITEN AN EINEM TAG ZU FUSS ENTDECKENIhr erfahrt in diesem Beitrag die perfekte Route für einen Stadtspaziergang, entdeckt die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Weimars und hört Anekdoten über Goethe, Schiller, sowie weitere Protagonisten der Weimarer Klassik. Markt Morgenstimmung in Weimar. Markstandler errichten ihre Verkaufsstände. Käufer überprüfen das Angebot von Obst, Gemüse und Kräutern. Zwiebelzöpfe und Strohblumensträuße werden bereits feilgeboten. Sie sind Vorboten für den traditionellen Zwiebelmarkt am zweiten Wochenende im Oktober. Der Duft von Bratwürsten liegt in der Luft. Wir stehen am Marktplatz von Weimar, wo einst Turniere ausgetragen wurden und die herzogliche Garde exerzierte. Der quadratische Platz ist bereits seit dem Spätmittelalter das Herz der Stadt. Wir drehen uns einmal um die eigene Achse und nehmen den Platz genauer unter die Lupe. Rathaus Die Westseite des Marktplatzes dominiert das neugotische Rathaus. Es wurde 1841 von Baurat Heinrich Hess geplant. Bereits 1396 befand sich ein Rathaus an dieser Stelle. Es wurde ebenso ein Raub der Flammen, wie sein Nachfolgerbau, den Goethe und Schiller noch kannten. In einer halben Stunde, pünktlich um 10.00 Uhr, wird das Glockenspiel aus Meißner Porzellan erklingen. Die 35 Glocken hängen seit 1987 im Giebel des Rathausturms und spielen um 10, 12, 15 und 17 Uhr insgesamt vierzehn unterschiedliche Melodien mit Weimar-Bezug. Cranachhaus und Stadthaus Wenden wir uns der Ostseite des Marktplatzes zu. Dieser wird von drei Renaissance-Gebäuden gesäumt. Ganz links an der Ecke des Platzes das Stadthaus mit der Tourist-Information. Gleich anschließend steht das Cranach-Haus mit seiner reichverzierten Fassade. Lucas Cranach der Ältere zählt zu den wichtigsten Malern der Renaissance. Mit 80 Jahren kommt er 1552 nach Weimar und gründet hier eine Malerwerkstätte. In dieser produziert er mit seinen Schülern durch standardisierte Arbeitsabläufe Porträts und Altarbilder am laufenden Band. Trotz seines hohen Alters beginnt er noch mit den Arbeiten am Flügelaltar für die Herderkirche. Als er ein Jahr später stirbt, vollendet sein Sohn Lucas die Altargemälde. Werfen wir noch schnell einen Blick auf die zwei “Tratschsteine” in den Rundbögen des Cranach-Hauses. Auf diesen erholten sich die Mägde von den Anstrengungen des Tages und lästerten dabei über ihre Herrschaften oder tauschten den neuesten Tratsch aus. Väter nutzten den Ort um ihre Töchter unter die Haube zu bringen. Sie steckten die jungen Damen in kostbare Gewänder und hofften auf einen heiratswilligen Mann. Hotel Elephant Mit illustren Gästen kann das Traditionshotel Elephant aufwarten. Franz Grillparzer bezeichnete es als das “Vorzimmer zu Weimars lebender Walhalla”. Goethe trank hier gerne sein Glas Madeira und philosophierte mit Schiller über Gott und die Welt. Im Gästebuch finden sich die Namen von Richard Wagner, Leo Tolstoi, Franz Liszt oder Adolf Hitler. Letzterer ließ sich bei seinen Aufenthalten im Hotel stets mit den Worten “Lieber Führer komm heraus, aus dem Elefantenhaus” auf den Balkon bitten. Der erste Weihnachtsbaum Zum Abschluss noch schnell eine Legende. Wahrscheinlich traute Goethe seinen Augen nicht, als er am Vorweihnachtstag über den Marktplatz spazierte und dort einen mit Äpfeln und Zuckerwerk behangenen Nadelbaum entdeckte. Es war der der erste öffentlich geschmückte Weihnachtsbaum der Welt. 1815 stellte der Buchhändler Johann Wilhelm Hoffmann den Christbaum diesen vor seinen Laden auf und machte mit dieser Geste Kindern aus ärmlichen Familien eine Freude. Herderplatz Nächstes Ziel ist der stimmungsvolle Herderplatz. Zurzeit von Goethe und Schiller hieß der Herderplatz noch Töpfermarkt und war ein Marktplatz. Dominiert wird der Herderplatz von der Stadtpfarrkirche St Peter und Paul. Herder-Denkmal Beim Kircheneingang erwartet uns bereits der Dichter und Theologe Gottfried Herder. Er zählt neben Goethe, Schiller zu den vier Protagonisten der Weimarer Klassik. Durch die Fürsprache seines Freundes Goethe wird Herder zum Generalsuperintendent und Oberpfarrer nach Weimar berufen. Goethe hatte Herder während seiner Studienzeit in Straßburg kennen gelernt. Aber Dichter und Denker sind auch ganz normale Menschen mit ganz normalen Verhaltensmustern. Als Herder scharfe Kritik an Goethes Urfaust übt, kühlt die gute Beziehung merklich ab. Dies sollte sich bis zum Tod Herders im Jahr 1803 auch nicht mehr ändern. Seine letzte Ruhestätte fand Herder in der Herderkirche. Die Stadtkirche St Peter und Paul Der heutige Kirchenbau geht auf eine gotische Kirche zurück, die später barockisiert wurde. Betreten wir das Innere der Stadtkirche und wenden uns gleich dem  Cranach-Altar zu, einem der wichtigsten Werke der Renaissance und Zeugnis der Thüringer Reformationsgeschichte. Lucas Cranach der Ältere beginnt 1552 mit den Arbeiten am dreiflügeligen Altar. Als er 1553 stirbt, vollendet sein Sohn Lucas drei Jahre später die Altargemälde. Im Mittelpunkt des Cranachaltars steht die Kreuzigung Christi. Neben Martin Luther hat sich auch Vater Cranach selbst auf dem Flügelaltar verewigt. Deutschritterhaus Unser nächstes Ziel ist das Deutschritterhaus. Prominenteste Hauseigentümerin war die Schauspielerin Karoline Jagemann. Von Goethe an das Weimarer Theater geholt, wird sie rasch zum umjubelten Bühnenstar. Herzog Carl August unterliegt ihren Reizen und macht sie zu seiner Mätresse. Als Dank schenkt sie ihm drei Söhne. Er revanchiert sich und ernennt die Jagemann zur „Freifrau von Heygendorff“. Als Draufgabe gibt es noch ein Rittergut. Die Jagemann will aber noch mehr. Sie strebt das Amt des Theaterdirektors an, welches Goethe innehat. Die Schauspielerin intrigiert so lange gegen den Dichterfürsten bis dieser nach jahrelangen Streitereien 1817 als Theaterdirektor zurücktritt. Auslöser für den Rücktritt ist ein dressierten Pudel, der während einer Aufführung auf der Bühne erscheinen darf und Goethe empört. Kirms-Krackow-Haus Nur ein paar Schritte weiter, werfen wir einen Blick in den Innenhof des Kirms-Krackow-Hauses. Benannt nach dem Besitzerehepaar zählt das Bürgerhaus mit seiner Pawlatsche zu den schönsten in Weimar. Franz Kirms und seine Frau Caroline Krackow machten das Haus zu einem kulturellen Zentrum der Biedermeierzeit. In ihrem Salon trafen sich Adelige, Künstler und Damen der Gesellschaft zu intellektuellen Gesprächsrunden. Zur illustren Gästeschar zählten der Schauspieler August Wilhelm Iffland, der Dichter Hans Christian Andersen oder der Komponist Franz Liszt. Residenzschloss Wie mit Hilfe einer Zeitmaschine werden wir beim Residenzschloss um 100 Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt. Komparsen im Jahrhundertwende-Gewand warten auf Instruktionen einer Filmcrew. Bis zu ihrer Abdankung 1918 residierten die Weimarer Herzöge im Residenzschloss. Gleich mehrere Schlossbrände legten die Residenz in Schutt und Asche. Ebenso oft wurde sie wiederaufgebaut. Nur der Schlossturm und die Bastille überstanden die zahlreichen Feuersbrünste meist unbeschadet. Sein heutiges Aussehen verdankt der Schlossbau Herzog Carl August. Nach einem weiteren Schlossbrand 1774 verlegt die herzogliche Familie ihre Residenz ins Fürstenhaus. Erst 15 Jahre später gründet Herzog Carl August eine Kommission zum Wiederaufbau des Schlosses unter Leitung Johann Wolfgang Goethes. Schlossturm und Bastille Wenden wir uns dem markanten Schlossturm und der Bastille zu, deren Keller lange Jahre als Gefängnis diente. Berühmtester Häftling war der Komponist Johann Sebastian Bach. Sein Vergehen: Bach wollte den Weimarer Hof ohne Erlaubnis von Herzog Wilhelm Ernst verlassen. Doch von Anfang an. 1708 beruft der Herzog Bach als Hoforganist nach Weimar. Die Anstellung erweist sich als finanzieller Glücksfall. Sie hat nur einen Haken. Der Adelige betrachtet Bach als seinen Lakaien, der vor ihm buckeln und gehorchen muss. Als die Stelle des Weimarer Kapellmeisters vakant wird, macht sich Bach berechtigte Hoffnung auf diesen Posten. Doch der Komponist kommt nicht zum Zug. Bach ist verärgert und zögert nicht lange, als ihm Fürst Leopold von Anhalt-Köthen eine Stelle als Hofkapellmeister anbietet. Er unterschreibt den Vertrag ohne Einwilligung seines bisherigen Dienstherrn. Zur damaligen Zeit ein Vergehen der Extra-Klasse. Von dieser Aufmüpfigkeit des Musikers verärgert, lässt der Herzog Bach wegen “Halsstarrigkeit” in den Kerker werfen. Vier Wochen schmort der Musiker in einer Zelle bei Wasser und Brot. Erst auf Betreiben von König August, dem Starken und Fürst Leopold wird Bach am 2. Dezember 1717 freigelassen und kann seiner Wege ziehen. Fürstenhaus und Carl August Denkmal Wir stehen nun am Platz der Demokratie. Vor uns die Reiterstatue von Herzog Carl August, dahinter das Fürstenhaus, welches nach dem großen Schlossbrand von 1774 als Ausweichquartier für den Weimarer Hof diente. Als der Vater von Herzog Carl August kurz nach seiner Geburt stirbt, übernimmt seine Mutter Anna Amalia die Vormundschaft und die Regierungsgeschäfte bis zu seiner Volljährigkeit. Während einer Bildungsreise lernt Carl August Goethe kennen und lädt ihn nach Weimar ein. Goethe folgt dem Ruf des Herzogs und es entwickelt sich bald eine tiefe Freundschaft, die sich in hohen Regierungsämtern auswirkt. “Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.”Leitspruch der Weimarer Klassik In die Geschichte geht Carl August als Förderer und Begründer der Weimarer Klassik ein. Darunter wird jene Zeit verstanden, als das “Viergestirn” Wieland, Goethe, Herder und Schiller am Weimarer Musenhof wirkte. Herzogin Anna Amalia Bibliothek Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek zählt zu den schönsten Bibliotheken Deutschlands.  Berühmt ist ihr ovaler und über drei Geschosse reichender Rokokosaal. Die Bibliothek wird 1691 als “Herzogliche Bibliothek” von Herzog Wilhelm Ernst im Residenzschloss gegründet. Wir erinnern uns, dass ist jener Herzog, der Johann Sebastian Bach für vier Wochen im Kerker schmoren ließ. Unter der Regentschaft von Herzogin Anna Amalia erfolgt 1766 der Umzug der Büchersammlung an den heutigen Standort. Gemeinsam mit ihren Sohn Carl August betrauen sie Goethe 1797 mit der Leitung der Bibliothek, die er 35 Jahre lang bis zu seinem Tod ausübt. Durch die finanzielle Großzügigkeit von Herzogin Anna Amalia konnte Goethe den Buchbestand auf 80.000 Bücher mehr als verdoppeln. Die Bibliothek gilt als eines der wichtigsten Archive der Weimarer Klassik. Denn sie bewahrt Buchbestände auf, in denen schon Wieland, Herder, Schiller und Goethe schmökerten. Park an der Ilm Wir verabschieden uns von den Bücherwürmern und spazieren durch den Park an der Ilm, an dessen Gestaltung Goethe maßgeblich Einfluss hatte. Seit Goethes Zeit hat sich die englische Gartenanlage kaum verändert und zählt zu den am besten erhaltenen Parkanlagen des Klassizismus. Die wichtigste Sehenswürdigkeit im Park ist ohne Zweifel Goethes Gartenhäuschen, welches unser nächstes Ziel ist. Goethes Gartenhaus Um Goethe an den Weimarer Hof zu binden, ernannte Herzog Carl August  den Dichter kurzerhand zum Geheimrat und Minister seines Herzogtums. Dafür benötigte Goethe jedoch Grund- und Wohnbesitz. Als Goethe großes Interesse an dem zum Verkauf stehenden Gartenhaus zeigte, fackelte Carl August nicht lange und machte Goethe das Haus zum Geschenk. Übermütig sieht’s nicht aus, hohes Dach und niedres Haus!Goethe über sein Gartenhäuschen Bis zu seinem Umzug an den Frauenplan diente das Gartenhäuschen Goethe als Wohn- und Arbeitsort. In der Nähe des Gartenhauses lässt Goethe den “Stein des guten Glücks” aufstellen. Die Skulptur zeigt eine auf einem Kubus ruhende Kugel. Der Kubus symbolisiert Festigkeit und Beständigkeit, die Kugel das Schwankende und Unbeständige. Tempelherrenhaus und Haus der Frau von Stein Vor uns erhebt sich die Ruine des Tempelherrenhauses, welches gegen Ende des 18. Jhdt aus einem alten Gewächshaus entstanden ist. Der Anbau des Turms wurde auf Anraten Goethes errichtet. Das Tempelherrenhaus diente für gesellige Veranstaltungen der herzöglichen Familie.Nach einem Bombentreffer kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Tempelherrenhaus nicht wiederaufgebaut. Beim Tempelherrenhaus befindet sich eine Sichtachse zum Haus der Frau von Stein. Die verheiratete Charlotte von Stein war mehr als nur eine enge Freundin Goethes. Der Dichter und die Stein pflegten zwölf Jahre ein schlampiges Verhältnis. Als glühende Verehrerin Goethes lernt sie diesen 1775 persönlich kennen. 1.700 Briefe schrieb Goethe der sieben Jahre älteren Frau und Mutter von sieben Kindern. Mehr braucht man dazu nicht zu sagen. Goethes zweijährigen Italien-Reise löste jedoch die erste Beziehungskrise aus. Als der Dichter kurz nach der Rückkehr auch noch seine spätere Frau kennenlernte, war es um die Beziehung endgültig geschehen. Bauhaus-Universität Wir verlassen den Park an der Ilm und spazieren vorbei an der Bauhaus-Universität. Das von Henry van der Velde zwischen 1904 und 1905 errichtete Hauptgebäude beeindruckt durch seine ellipsenförmige, freischwingende Haupttreppe. Weimar gilt nicht nur als Stadt der Klassik, sondern auch als Geburtsort des Bauhaus Stils, der Schönheit, geometrische Formen und Zweckmäßigkeit propagiert. Die Form ordnet sich komplett der Funktionalität unter, so das Credo. Die Vertreter des Bauhaus Stils entwerfen alles: Gebäude, Möbel, Teppiche, Lampen oder Heizkörper. Zu den bekanntesten Direktoren der Universität zählt Walter Gropius, der Ex-Mann von Künstlermuse Alma Mahler-Werfel. Historischer Friedhof mit der Fürstengruft Unser nächstes Ziel ist der historische Friedhof mit der Fürstengruft. Hier fanden viele berühmte Weimarer ihre letzte Ruhestätte, wie die Frau von Stein oder die Familie Goethe. Die bedeutendsten Familienmitglieder des Goethe-Clans sind allesamt nicht in diesem Grab bestattet. Johann Wolfgang Goethe selbst fand seine letzte Ruhestätte in der Fürstengruft, seine Frau Christiane liegt am alten Jakobsfriedhof begraben und deren Sohn August am protestantischen Friedhof in Rom, wo er 1830 während einer Italienreise an den Pocken starb. Fürstengruft Auf der höchsten Stelle des Friedhofs steht die Fürstengruft, die Herzog Carl August für seine verstorbenen Familienmitglieder errichten ließ. Um auch im Tod mit Goethe und Schiller vereint zu sein, verfügte er, dass die beiden Dichter in der Fürstengruft  bestattet werden sollten. Sind sie es wirklich? Schillers Sarg ist nämlich leer. Als Schiller starb wurde sein Leichnam in einem Massengrab für Personen von Stand und Adel beigesetzt. Zwei Jahrzehnte später sollten die sterblichen Überreste in die Fürstengruft überführt werden. Doch das richtige Skelett in einem Massengrab zu finden, ist bekanntlich schwer. Kurzerhand barg man 23 Schädel, verglich sie mit der Totenmaske Schillers und bestimmte den größten als des Dichters Schädel. Garniert mit ein paar Knochen wurde der Schädel feierlich in der Fürstengruft bestattet. Eine DNA Analyse brachte im Jahr 2008 die traurige Gewissheit: Schädel und Skelett stammen nicht von Schiller. Aus diesem Grund ist der Sarg des Dichters leer. Russisch-Orthodoxen Kapelle Wir verlassen die Fürstengruft und widmen uns der Russisch-Orthodoxen Kapelle, die an die Fürstengruft  anschließt. Sie ist die Begräbnisstätte von Herzogin Maria Pawlowna, der Tochter eines russischen Zaren. 1804 heiratet sie Carl Friedrich, den ältesten Sohn von Herzog Carl August. Besondere Bedeutung erlangt Maria Pawlowna als Förderin der Künste und von Wohlfahrtseinrichtungen. Als Maria Pawlowna 1859 stirbt, steht ihr Sohn Carl Alexander vor einer kleinen protokollarischen Herausforderung. Da seine Mutter der russischen Zarenfamilie angehörte, musste sie in russischer Erde begraben werden. Um die Bedingung zu erfüllen fuhr man nach St Petersburg und brachte mehrere Wagenladungen russischer Erde nach Weimar. Die Erde wurde zu einem Hügel aufgeschüttet, auf welchem die Grabeskapelle errichtet wurde. Damit die Großherzogin auch im Tod mit ihrem Mann Carl Friedrich vereint sein konnte, wurde die Kapelle mit der Fürstengruft unterirdisch verbunden. So ruht nun Maria Pawlowna in der Russisch Orthodoxen Kapelle direkt neben ihren Mann, der auf der anderen Seite der Verbindung in der Fürstengruft begraben liegt. Goethes Wohnhaus am Frauenplan Goethe lebte fast 50 Jahre seines Lebens im “Haus am Frauenplan”. Zuerst als Mieter, später als Hauseigentümer. Herzog Carl August machte auch dieses Haus dem Dichter aus Dankbarkeit für seine Verdienste zum Geschenk. In Goethes Wohnhaus trafen sich Künstler, Gelehrte und Politiker. Die Gäste wurden stets großzügig bewirtet. Nur die Hausherrin bekamen sie nie zu Gesicht. Da Goethe  sein Gspusi, die Vulpius, noch immer nicht geheiratet hatte, wäre es der Weimarer Gesellschaft unzumutbar gewesen, mit ihr an einem Tisch zu sitzen. Goethe hatte die aus einfachen Verhältnissen stammende Christiane Vulpius nach seiner Rückkehr aus Italien kennengelernt. Nach ein paar “Schlampamps-Stündchen” und Bekanntschaft mit “Herrn Schönfuß”, Goethes bestem Stück, erwartete die Vulpius ein Kind vom Dichterfürsten. Die Damen der Weimarer Gesellschaft reagierten empört über die nicht standesgemäße Beziehung und bezeichneten die Vulpius wenig schmeichelhaft als Bettschatz, Blutwurst  oder das “runde Nichts”. Erst nach 18 Jahren “Wilder Ehe” beschloss Goethe seinen Bettschatz zu heiraten. Ich denke, wenn Goethe ihr seinen Namen gibt, können wir ihr wohl eine Tasse Tee geben.Johanna Schopenhauer, Mutter von Arthur Schopenhauer Als im Jahr 1806 die Vulpius endlich Goethe hieß, konnte der Dichterfürst seine Frau in die Gesellschaft einführen. Christiane stirbt 1816, Goethe 16 Jahre später an einem Herzinfarkt am 22. März 1832 in seinem Haus am Frauenplan. Schillers Wohnhaus Nomen est omen! Wir spazieren durch die Schillerstraße zum Wohnhaus von Friedrich Schiller. Im Gegensatz zu Goethe, der sein Wohnhaus von Carl August geschenkt bekam, musste Schiller die finanziellen Mittel für den Hauskauf selbst aufbringen. Erst ein großzügiges Darlehen seines Verlegers Cotta machte den Erwerb der Immobilie möglich. Schiller lebte und arbeitete hier von 1802 bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1805. Um seine Schulden abzahlen zu können schreibt er Tag und Nacht. Trotz seines labilen Gesundheitszustandes verfasst er innerhalb kürzester Zeit die Dramen “Wilhelm Tell” und die “Braut von Messina”. Vom Tod bereits gezeichnet, vollendet Schiller die Übersetzung von Jean Racines Tragödie Phèdre. Kurz darauf stirbt Friedrich Schiller im Alter von 45 Jahren an einer akuten Lungenentzündung. Wir verlassen das Schiller-Haus und spazieren wenige hundert Meter weiter zum Theaterplatz. Theaterplatz Goethe-Schiller-Denkmal In der Mitte des Theaterplatzes steht das wohl meistfotografierte Denkmal Weimars, die Bronzestatuen von Goethe und Schiller. Bemerkenswert ist, dass die beiden Dichterfürsten in gleicher Körpergröße dargestellt sind, obwohl Schiller um 11 cm größer war, als Goethe. Die erste persönliche Begegnung zwischen Goethe und Schiller fand 1788 in Rudolstadt. Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Erst als Goethe sich zur Mitarbeit an einer Monatszeitschrift Schillers bereit erklärt, entwickelt sich ein freundschaftlicher Briefwechsel. Als Schiller 1799 nach Weimar zieht, werden Goethe und er zum legendären Freundespaar der Weimarer Klassik. Die beiden Dichter besuchen sich fast täglich, tauschen sich literarisch, philosophisch und naturwissenschaftlich miteinander aus und motivieren sich gegenseitig. Deutsche Nationaltheater Wir werfen einen Blick auf das dahinterstehende Deutsche Nationaltheater, welches 1791 von Herzog Carl August als Weimarer Hoftheater gegründet wurde. Mit der Leitung des Theaters wird natürlich Goethe betraut. Goethe übt die Funktion des Theaterdirektors für 26 Jahre aus. Und dann kam die Jagemann, doch diese Geschichte kennt ihr schon vom Deutschritterhaus Das Theater, das ihr heute an dieser Stelle seht, ist nicht aus der Zeit von Goethe und Schiller. Der neoklassizistische Bau wurde vom Architekten Max Littmann 1908 errichtet. Große Geschichte schreibt das Theater kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs. Im Februar 1919 tritt erstmals die Nationalversammlung im Theater von Weimar zusammen, da in Berlin die Sicherheit der Abgeordneten durch Unruhen nicht gewährleistet ist. Weimar wird für kurze Zeit Regierungs- und Parlamentssitz des Deutschen Reichs. Während dieser Zeit wird die Weimarer Verfassung ausgearbeitet und im August 1919 kundgemacht. Wittumspalais Das barocke Stadtpalais war der langjährige Wohnsitz von Herzogin Anna Amalia, welches sie bis zu ihrem Tode 1807 bewohnte. Nach dem Weimarer Schlossbrand von 1774 zog die Herzogin mit ihrer Entourage kurzerhand in das Wittumspalais. Anna Amalia wird 1739 geboren und heiratet 1756  Herzog Ernst August von Sachsen-Anhalt und Eisenach. Ein Jahr später kommt Thronfolger Carl August auf die Welt, der langjährige Freund Goethes. Als Vormund ihres Sohnes Carl August übernimmt sie selbst die Regierungsgeschäfte. Unter der Regentschaft von Anna Amalia und Carl August entwickelte sich Weimar zum kulturellen Zentrum. Anna Amalia machte das Wittumspalais zum “Musenhof”, einem gesellschaftlichen Treffpunkt für Diskussionen, Lesungen, oder musikalische Veranstaltungen. Goethe, Schiller, Herder, und Wieland sind gern gesehene Gäste bei Anna Amalias “Tafelrunden“. Hier trafen sich Adlige, Bürgerliche, Literaten, Künstler und Wissenschaftler. Ein wichtiges Mitglied des Musenhofs war auch Anna Amalias buckelige Hofdame Luise von Göchhausen. Von Goethe gerne als “Gnomide” bezeichnet, trug sie mit ihrem Humor und ihrer Klugheit viel zum Erfolg des Musenhofs bei. Doch sie war auch gerne Opfer von Streichen. So sollen Goethe und Carl August die Tür zu ihrem Wohngemach zuerst zugemauert und dann tapeziert haben. Als die Göchhausen spätabends heimkehrte, irrte sie die halbe Nacht durch die Gänge um die Türe zu finden. Trotz des Streiches hatte die Göchhausen ein gutes Verhältnis zu Goethe. Der Dichterfürst schätzte ihrer “schnelle Feder” und überließ ihr mehrfach Manuskripte zur Abschrift. So ist Goethes Urfaust nur durch eine Kopie der Göchhausen der Nachwelt erhalten geblieben. Jetzt ist es geschafft! Am Theaterplatz endet unser Stadtspaziergang durch Weimar. Genug von Goethe, Schiller und Anna Amalia. Nach so viel Kultur haben wir uns eine Thüringer Rostbratwurst oder eine Rindsroulade mit Thüringer Klößen verdient. NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Stadtspaziergang durch Weimar inspirieren konnten. Noch mehr Fotos aus Weimar findet Ihr im Fotoalbum unter: WEIMAR – DIE STADT VON GOETHE, SCHILLER UND ANNA AMALIA [...]
WANDERN WIEN – VON GRINZING ÜBER DEN COBENZL ZUR SISI-KAPELLE
WANDERN WIEN – VON GRINZING ÜBER DEN COBENZL ZUR SISI-KAPELLEDer knapp 6 km lange Rundweg führt Euch von Grinzing zum Cobenzl und weiter zur Sisi-Kapelle. Aufgrund der Länge ist diese Wien-Wanderung durch die Weinberge Wiens der ideale Sonntagsausflug für jede Jahreszeit. Von Grinzing … Die heutige Wanderung startet bei der Endstation des 38er in Grinzing. Der berühmte und viel besungenen Stadtteil von Wien ist bekannt für seine zahlreichen Heurigen. Auch bei Wien-Besuchern steht Grinzing hoch im Kurs, gilt doch der Heurigenort als Synonym für Wein, Heurigenmusik und »Weana Gemütlichkeit«. Die Gäste aus aller Welt sprechen dem Wein begeistert zu und lauschen dabei den Klängen der Schrammeln, die die Promillisierten mit bekannten Klassikern, wie »Wenn ich mit meinem Dackel von Grinzing heimwärts wackel« oder »Heut’ kommen d’Engerln auf Urlaub nach Wean« unterhalten. Genug der Einleitung, machen wir uns auf den Weg. Über den Oberen Reisenbergweg geht es nun für rund 2 km bergauf zum Cobenzl. Der Anstieg kann durchaus als knackig beschrieben werden, der den Puls in die Höhe schießen lässt. Belohnt wird man am Ende des Oberen Reisenbergwegs mit einem wunderschönen Ausblick über die Weinstöcke hinweg auf Wien. Donauturm, Millennium Tower oder die UNO City prägen die Stadtsilhouette. Wien ist ja bekanntlich die einzige Metropole weltweit, wo nennenswerter Weinbau betrieben wird. Besonders beliebt ist die Wiener Regionalspezialität »Gemischte Satz«. Dabei handelt es sich um eine Mischkulanz aus bunt gemischt angepflanzten Rebsorten in einem Weingarten, die gemeinsam geerntet und gekeltert werden. Nicht zum Verwechseln mit einem Cuvée, der aus mehreren fertigen Weinen »zusammengepanscht« wird.   … zur Sisi-Kapelle Nach einem kurzen Stück entlang der Höhenstraße erreichen wir den »Himmel« mit dem Oktagon und dem keltische Lebensbaumkreis, welcher vielleicht für Esoteriker interessant ist, aber sonst recht wenig hergibt. Von hier ist es nur mehr ein Katzensprung bis zur Sisi-Kapelle, die  Johann Carl Freiherr von Sothen anlässlich der Vermählung des Kaiserpaares Elisabeth und Franz Joseph I im Jahr 1854 errichten ließ. In der Gruft der Kapelle fanden der Baron und seine Frau auch ihre letzte Ruhestätte. Sein Vermögen erwirtschaftete der »blade« Baron durch den Verkauf von Lotterie-Losen. In der Öffentlichkeit präsentierte er sich gerne als Wohltäter, in Wahrheit war er aber ein geiziger Unsympathler, der seine Arbeiter bis aufs Blut piesackte. So kam es, wie es kommen musste. Am 10. Juni 1881 wird der Baron auf seinem Landgut am Cobenzl von einem Förster erschossen. Diesen hatte der Baron kurz zuvor wegen Lohnstreitigkeiten entlassen. Dem nicht genug! Der Förster hatte gewagt in der Dienstwohnung im »Concubinate mit einer Frauenperson zu leben, welche ihm vier Kinder geschenkt hatte«. Der Förster verlor nicht nur seinen Job, sondern wurde auch mit Kind und Kegel vor die Tür gesetzt. Die Beisetzung des Barons brachte die Wiener Volkseele so richtig zum Kochen. Mehr als 20.000 Menschen folgten dem Leichenwagen und sie machten sich dabei »a rechte Hetz«. Man sang Spottlieder auf den Verstorbenen oder bewarf den Sarg mit Steinen. Schon bald konnten Besucher folgenden Spruch an der Wand der Sisi-Kapelle lesen: »Hier in dieser Gruft liegt ein großer Schuft, zeigt’s kan Z’wanzger runter, sonst wird er wieder munter«. Der Förster, der den Baron in das Reich der Toten schickte, wurde zum Tode verurteilt, jedoch von Kaiser Franz Josef zu zwölf Jahren Kerker begnadigt. HinweisSprach-Talibans bezeichnen auf einer Info-Tafel die Sisi-Kapelle als ein »gebautes Crossover«. Ein schöner neudeutscher Begriff, der vermutlich bei den meisten Besuchern Ratlosigkeit auslöst. Also nennen wir die Dinge beim Namen. Dieses »Crossover« nennt sich in Wahrheit Historismus und ist ein Baustil, der auf Stilrichtungen vergangener Jahrhunderte zurückgreift. Im Falle der Sisi-Kapelle auf die Neogotik. So genug echauffiert, wandern wir wieder nach Grinzing zurück! Für den Rückweg wählen wir den Paula Wessely Weg. Dieser führt uns zuerst durch eine kleine Schlucht, dann durch Weingärten und zum Abschluss an alten, prächtigen Villen vorbei. Nach rund 3,7 km erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt in Grinzing. Bevor es wieder nach Hause geht bietet sich natürlich noch der Besuch eines Heurigen an um den »Gemischten Satz« zu verkosten. Aber Obacht, dass ihr Euch nicht zu viel vom Rebensaft »einspritzt«, denn sonst seid ihr am Ende des Tages »fett wie a Radierer«. [...]

10 BELIEBTE WANDERUNGEN UND RADTOUREN RUND UM WIEN

WANDERN WIEN – VON GRINZING ÜBER DEN COBENZL ZUR SISI-KAPELLE
WANDERN WIEN – VON GRINZING ÜBER DEN COBENZL ZUR SISI-KAPELLEDer knapp 6 km lange Rundweg führt Euch von Grinzing zum Cobenzl und weiter zur Sisi-Kapelle. Aufgrund der Länge ist diese Wien-Wanderung durch die Weinberge Wiens der ideale Sonntagsausflug für jede Jahreszeit. Von Grinzing … Die heutige Wanderung startet bei der Endstation des 38er in Grinzing. Der berühmte und viel besungenen Stadtteil von Wien ist bekannt für seine zahlreichen Heurigen. Auch bei Wien-Besuchern steht Grinzing hoch im Kurs, gilt doch der Heurigenort als Synonym für Wein, Heurigenmusik und »Weana Gemütlichkeit«. Die Gäste aus aller Welt sprechen dem Wein begeistert zu und lauschen dabei den Klängen der Schrammeln, die die Promillisierten mit bekannten Klassikern, wie »Wenn ich mit meinem Dackel von Grinzing heimwärts wackel« oder »Heut’ kommen d’Engerln auf Urlaub nach Wean« unterhalten. Genug der Einleitung, machen wir uns auf den Weg. Über den Oberen Reisenbergweg geht es nun für rund 2 km bergauf zum Cobenzl. Der Anstieg kann durchaus als knackig beschrieben werden, der den Puls in die Höhe schießen lässt. Belohnt wird man am Ende des Oberen Reisenbergwegs mit einem wunderschönen Ausblick über die Weinstöcke hinweg auf Wien. Donauturm, Millennium Tower oder die UNO City prägen die Stadtsilhouette. Wien ist ja bekanntlich die einzige Metropole weltweit, wo nennenswerter Weinbau betrieben wird. Besonders beliebt ist die Wiener Regionalspezialität »Gemischte Satz«. Dabei handelt es sich um eine Mischkulanz aus bunt gemischt angepflanzten Rebsorten in einem Weingarten, die gemeinsam geerntet und gekeltert werden. Nicht zum Verwechseln mit einem Cuvée, der aus mehreren fertigen Weinen »zusammengepanscht« wird.   … zur Sisi-Kapelle Nach einem kurzen Stück entlang der Höhenstraße erreichen wir den »Himmel« mit dem Oktagon und dem keltische Lebensbaumkreis, welcher vielleicht für Esoteriker interessant ist, aber sonst recht wenig hergibt. Von hier ist es nur mehr ein Katzensprung bis zur Sisi-Kapelle, die  Johann Carl Freiherr von Sothen anlässlich der Vermählung des Kaiserpaares Elisabeth und Franz Joseph I im Jahr 1854 errichten ließ. In der Gruft der Kapelle fanden der Baron und seine Frau auch ihre letzte Ruhestätte. Sein Vermögen erwirtschaftete der »blade« Baron durch den Verkauf von Lotterie-Losen. In der Öffentlichkeit präsentierte er sich gerne als Wohltäter, in Wahrheit war er aber ein geiziger Unsympathler, der seine Arbeiter bis aufs Blut piesackte. So kam es, wie es kommen musste. Am 10. Juni 1881 wird der Baron auf seinem Landgut am Cobenzl von einem Förster erschossen. Diesen hatte der Baron kurz zuvor wegen Lohnstreitigkeiten entlassen. Dem nicht genug! Der Förster hatte gewagt in der Dienstwohnung im »Concubinate mit einer Frauenperson zu leben, welche ihm vier Kinder geschenkt hatte«. Der Förster verlor nicht nur seinen Job, sondern wurde auch mit Kind und Kegel vor die Tür gesetzt. Die Beisetzung des Barons brachte die Wiener Volkseele so richtig zum Kochen. Mehr als 20.000 Menschen folgten dem Leichenwagen und sie machten sich dabei »a rechte Hetz«. Man sang Spottlieder auf den Verstorbenen oder bewarf den Sarg mit Steinen. Schon bald konnten Besucher folgenden Spruch an der Wand der Sisi-Kapelle lesen: »Hier in dieser Gruft liegt ein großer Schuft, zeigt’s kan Z’wanzger runter, sonst wird er wieder munter«. Der Förster, der den Baron in das Reich der Toten schickte, wurde zum Tode verurteilt, jedoch von Kaiser Franz Josef zu zwölf Jahren Kerker begnadigt. HinweisSprach-Talibans bezeichnen auf einer Info-Tafel die Sisi-Kapelle als ein »gebautes Crossover«. Ein schöner neudeutscher Begriff, der vermutlich bei den meisten Besuchern Ratlosigkeit auslöst. Also nennen wir die Dinge beim Namen. Dieses »Crossover« nennt sich in Wahrheit Historismus und ist ein Baustil, der auf Stilrichtungen vergangener Jahrhunderte zurückgreift. Im Falle der Sisi-Kapelle auf die Neogotik. So genug echauffiert, wandern wir wieder nach Grinzing zurück! Für den Rückweg wählen wir den Paula Wessely Weg. Dieser führt uns zuerst durch eine kleine Schlucht, dann durch Weingärten und zum Abschluss an alten, prächtigen Villen vorbei. Nach rund 3,7 km erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt in Grinzing. Bevor es wieder nach Hause geht bietet sich natürlich noch der Besuch eines Heurigen an um den »Gemischten Satz« zu verkosten. Aber Obacht, dass ihr Euch nicht zu viel vom Rebensaft »einspritzt«, denn sonst seid ihr am Ende des Tages »fett wie a Radierer«. [...]
YBBSTALRADWEG – VON LUNZ AM SEE NACH WAIDHOFEN AN DER YBBS
YBBSTALRADWEG – VON LUNZ AM SEE NACH WAIDHOFEN AN DER YBBSDer 59 km lange Ybbstalradweg zwischen Waidhofen an der Ybbs und Lunz am See verläuft zum Großteil auf der ehemaligen Bahntrasse der Ybbstalbahn und zählt zu den landschaftlich reizvollsten Bahnradwegen Niederösterreichs. Der Ybbstalradweg – In welche Richtung? Nachdem wir das Höhenprofil der Strecke genauestens studiert haben, kann es nur ein Richtung unserer Tour geben: von Lunz am See (610 m) nach Waidhofen an der Ybbs (350 m). Schließlich wollen wir die Schwerkraft auf unserer Seite haben und die ganze Zeit gemütlich bergab rollen! Warum auf manchen Portalen ausgerechnet die umgekehrte Fahrtrichtung empfohlen wird, bleibt ein Rätsel. Vielleicht haben die Poster eine geheime Vorliebe für Schweißperlen auf der Stirn und Sonnencreme in den Augen. TIPP: Radtramper-Bus YbbstalradwegDie Buslinie 656 verkehrt zwischen 01.05.2024 bis 27.10.2024 an Samstagen, Sonn- und Feiertagen (Abfahrt Waidhofen: 8:45, 11:45, 15:45 Uhr) sowie Juli und August täglich zwischen dem Bahnhof Waidhofen/Ybbs und makabererweise bis zum Friedhof Lunz am See. Es gibt jeweils drei Abfahrtszeiten an den Betriebstagen. Ausführliche Informationen zu den Abfahrtszeiten findet Ihr hier: Radtramper-Bus Informationen. Zuerst ein Abstecher zum Lunzer See Nachdem wir mit dem Radtramper-Bus die malerische Ortschaft Lunz am See nach etwa einer Stunde Fahrzeit erreicht haben, steht ein kurzer Abstecher zum berühmten Lunzer See auf dem Programm. Obwohl Lunz am See als der Kältepol Österreichs gilt, ist davon an diesem Tag nicht viel zu spüren. Das Thermometer zeigt rasant steigende Temperaturen und klettert mutig an die 30-Grad-Marke. Eine erfrischende Abkühlung im glitzernden Wasser des Sees würde da gerade recht kommen. Eingebettet zwischen Bergen liegt der smaragdgrün schimmernde Lunzer See. Am See herrscht bereits Hochbetrieb. Zahlreiche Badegäste lassen im Seebad »die Seele baumeln«. Bei den Bootsverleihern klingelt die Kasse pausenlos. Das kristallklare Wasser ist verlockend, doch wir werden des Teufels Versuchung widerstehen, bewundern nur die wunderschöne Bergkulisse und schwingen uns wieder aufs Rad. Lunz am See – Das Amonhaus Zurück in Lunz unternehmen wir eine minimalistische Dorfbesichtigung. Berühmtestes Wahrzeichen des Ortes ist das Amonhaus, dessen Fassade reich mit Sgraffiti verziert ist. Im Jahr 1551 errichtet, gilt es als eines der schönsten Renaissancebauten Österreichs. Der Name des Hauses geht auf den Hammerherrn Johann Franz von Amon zurück. Über Jahrhunderte hinweg bestimmten die mächtigen Hammerherren, auch als »Schwarze Grafen« bekannt, das Schicksal des Ortes. Durch ihre Eisenverarbeitung und den Eisenhandel erlangten sie großen Wohlstand. Doch nicht nur ihre wirtschaftliche Bedeutung prägte den Ort, auch ein besonderer Gast sorgte für Aufsehen. Die Chronik des Hauses erzählt von keinem Geringeren als dem »guten Kaiser Franz I«, der auf seiner Durchreise gleich zweimal im Amonhaus übernachtete. Ybbstalradweg – Vorbei am Bahnhof Lunz am See Gerade als wir beim Bahnhof Lunz vorbeiradlen, hören wir in der Ferne das Pfeifen einer alten Diesellok. Wir legen einen kurzen Fotohalt ein und bewunderen die ruckelnde und zuckelnde Schmalspurbahn bei der Einfahrt in den Bahnhof von Lunz. Der Ybbstalradweg wurde auf der ehemaligen Trasse der im Jahr 2010 eingestellten Ybbstalbahn errichtet. Nur die Bergstrecke zwischen Kienberg-Gaming, Lunz und Göstling blieb als Museumsbahn erhalten. Am Wochenende kann man hier eine Fahrt mit dem “Ötscherland-Express”, der von einer über 100 Jahre alten Dampflok oder eben einer 80-jährigen Diesellok gezogen wird, unternehmen. Töpperbrücke Nun geht es aber wirklich weiter Richtung Göstling. Kurz nach Lunz radeln wir an der eleganten Töpperbrücke vorbei, die mit mächtigen gusseisernen Heiligenstatuen verziert ist. Errichtet wurde dieses Kleinod vom Hammerherrn Andreas Töpper, einem der größten Privatunternehmer in der Donaumonarchie. Dieser visionäre Unternehmer und Industrielle war bekannt für seine Eisenwalzwerke in Scheibbs und Lunz am See, die bis zu 800 Arbeiter beschäftigten. Göstling an der Ybbs Nach rund 11 km erreichen wir Göstling an der Ybbs. Auch Göstling war jahrhundertelang von der Eisenverarbeitung geprägt. Davon zeugen noch heute stattliche Herrenhäuser. Besonders sehenswert sind der Pfarrhof und das “Pfarrstöckl” bei der Kirche mit wunderschönen Sgraffitomalerein aus der Renaissance. Kurios mutet bei Temperaturen jenseits der 30 Grad ein Riesenschneemann an. Beharrlich trotzt er den hohen Temperaturen und erinnert an den Weltrekord im Schneemannbauen mit 3.580 Schneemännern, aufgestellt im Winter 2011. Ybbstalradweg – Von Götling nach Hollenstein Den nächsten Zwischenstopp planen wir im 17 km entfernten Hollenstein. Der Ybbstalradweg führt durch eine beeindruckende Berglandschaft. Bewaldete Berge begrenzen das meist breite Ybbstal. Nur an wenigen Stellen wird das Tal enger. Aus der Ferne grüßt der Ötscher. Die Landschaft ändert sich hinter jeder Kurve. Auf steil aufragende Felsen folgen Wiesen und Obstbäume. Alte Kilometersteine entlang des Radwegs errinnern an die längst vergangenen Zeiten der Ybbstalbahn. Sand- und Steinbänke in der Ybbs werden von den Einheimischen als Badeplätze genutzt. Zwischen den Ortschaften Göstling und Hollenstein begegnen wir einem faszinierenden architektonischen Meisterwerk. Wie ein gigantischer Regenwurm, dessen Hinterteil neugierig aus der Oberfläche hervorschaut, erstreckt sich eine imposante Rohrleitung über die Ybbs. Dieses eindrucksvolle Bauwerk ist der Ybbsdüker, der in den 1920er Jahren erbaut wurde, um das Kraftwerk Opponitz mit dem dringend benötigten Wasser zu versorgen. Während unserer Fahrt entlang des Ybbstalradwegs Richtung Hollenstein passieren wir auch die »Pfandlbrücke«, an der ein besonderes Marterl unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Es erinnert an einen tragischen Vorfall, der sich vor vielen Jahren an dieser Stelle ereignete. Am 2. Februar 1923, während eines verheerenden Hochwassers, brach die damalige Brücke zusammen und riss sechs Menschen in den Tod. Hollenstein Die auf einem Hügel thronende mächtige Pfarrkirche von Hollenstein ist schon von weitem sichtbar. Wir machen einen kurzen Abstecher in den Ort, wo die Zeit ein wenig stehen geblieben ist. Wie Lunz oder Göstling war auch Hollenstein jahrhundertelang von der Eisenverarbeitung geprägt. Nachdem jedoch die Blütezeit der Eisenindustrie Mitte des 19. Jhdt zu Ende ging, setzten die Hollensteiner auf Holz und errichteten Sägewerke und eine Papierfabrik. Sehenswert sind neben der Pfarrkirche auch das spätbarocke »Steinhaus« am Dorfplatz, sowie der Kalvarienberg mit einer barocken Kapelle. Ursprünglich hätte – einer Sage nach – die Hollensteiner Pfarrkirche am Kalvarienberg erbaut werden sollen. Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Ein Zimmermann verletzte sich beim Holzsägen an der Hand und sein Blut färbte die umherliegenden Holzspäne tiefrot. Plötzlich erschien eine weiße Taube und nahm einen dieser blutgetränkten Späne auf, um damit auf den gegenüberliegenden Hügel zu fliegen. Dieses unerklärliche Ereignis deutete man als ein göttliches Zeichen und errichtete die Pfarrkirche an der neuen Stelle. Zurück am Ybbstalradweg. Rund 26 km sind es noch bis Waidhofen an der Ybbs. Flott geht es weiter Richtung Opponitz, wo der Radweg durch einen 87 m langen Tunnel führt. Hinter Opponitz wird das Ybbstal allmählich enger, bevor es beim »Ofenloch« zur Schlucht wird. Es ist vielleicht der spektakulärste Streckenabschnitt des Radweges. Aufwändige Hangsicherungen, wie Stützmauern und Fangnetze schützen die Benutzer des Radweges vor herabfallenden Steinen. Das Ybbstal wird wieder weiter. Waidhofen an der Ybbs – Stadt der Türme Nach rund 56 km erreichen wir Waidhofen an der Ybbs. Barocke Kirchtürme und mittelalterliche Wehrtürme prägen die Silhouette der Stadt. Wir bummeln ein wenig durch die Innenstadt und bewundere die zahlreichen Häuser, die noch aus der Zeit des Mittelalters stammen. Wahrzeichen der Stadt ist der mächtige Stadtturm am Oberen Stadtplatz. Eine Mär berichtet, dass der Turm als Zeichen des Sieges über die Türken, die 1529 hier ihr Unwesen trieben, errichtet wurde. Eine der vier Turmuhren zeigt stets dreiviertel Zwölf an und soll an die Vertreibung des letzten Türken aus der Stadt erinnern. Der Spruch »Eisen und Stahl ernähren die Stadt« am mittelalterlichen Ybbsturm stammte noch aus der Zeit als Waidhofen neben Steyr das wichtigste Zentrum der Eisenverarbeitung war. Auffallend ist der von Franz Hollein gestaltete Glasaufsatz am Bergfried des Rothschildschlosses. Heute befindet sich das Schloss im Besitz der Stadt und beherbergt ein Museum über die Stadtgeschichte. Vom Rothschildschloss sind es dann noch knappe zwei Kilometer bis zum Bahnhof, von Waidhofen. Der Ybbstalradweg – Fazit Der Ybbstalradweg bietet ein bisschen von allem: Liebevoll gepflegte Dörfer mit historischer Bausubstanz, eine spektakuläre Bergkulisse, den Lunzer See und die Ybbs zum Baden und genug Einkehrmöglichkeiten entlang der Strecke zur Stärkung. Es ist eine schöne und gemütliche Radtour durch das Ybbstal, die stets leicht bergab führt und angenehm zu befahren ist. Auffallend waren die zahlreichen Radler, die am heutigen Tag, trotz der hohen Temperaturen, unterwegs waren. Wir haben den Ybbstalradweg erstmals kurz nach der Eröffnung im Jahr 2017 befahren. Mittlerweile gab es kleinere Streckenanpassungen. Aus nostalgischen Gründen haben wir die seinerzeitige Route gewählt. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour am Ybbstalweg inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: AM YBBSTALRADWEG – VON LUNZ NACH WAIDOFEN Streckenplan Ybbstalradweg Version 2017- GPS-Daten Tourdaten Radweg-Symbol: Grünes Schild mit Aufschrift Ybbstalradweg Schwierigkeit: leicht Strecke: ca 59 km   Highlights der Strecke: Lunz am SeeGöstling an der YbbsHollensteinWaidhofen an der YbbsDie Streckenführung Der Weg ist sehr gut ausgeschildert. Eine zusätzliche Radkarte ist mE nicht notwendig. Hinweis Radtramper-BusDer Bus verkehrt zwischen 01.05.2023 bis 26.10.2023 an Samstagen, Sonn- und Feiertagen (Abfahrt Waidhofen: 8:45, 11:45, 15:45 Uhr) sowie Juli und August täglich zwischen Waidhofen an der Ybbs und Lunz am See. Es gibt jeweils drei Abfahrtszeiten an den Betriebstagen. Ausführliche Informationen zu den Abfahrtszeiten findet Ihr hier: Radtramper-Bus Informationen. Die Fahrscheine für den Radtramper-Bus sind beim Bus-Chauffeur erhältlich. Eine Reservierung ist nicht möglich. Alternativ gibt es auch Radtramper-Taxis. Mehr Infos dazu findet man hier: Radtramper-Taxis [...]
PILGERWEG – AM TRAISENTALRADWEG VON MARIAZELL NACH ST PÖLTEN
PILGERWEG – AM TRAISENTALRADWEG VON MARIAZELL NACH ST PÖLTENDer Traisental-Radweg zählt zu den beliebtesten Rad-Pilgerwegen nach Mariazell. Am besten fährt man mit der Mariazellerbahn in den Wallfahrtsort und dann mit dem Rad – meist leicht bergab – über Lilienfeld zurück nach St Pölten.   Mit der Mariazellerbahn in den Wallfahrtsort Mariazell Jetzt habe ich mir schon wieder einen heißen Tag für eine Radtour ausgesucht. Auch heute waren 38 Grad angesagt. Trotzdem wollte ich mich auf den Spuren der Pilger bewegen. Mein Ziel war Mariazell. Nachdem ich das Höhenprofil des Traisental-Radwegs studiert hatte, war auch die Richtung sofort klar. Ich beschloss mit der Mariazellerbahn nach Mariazell zu fahren und von dort zurück nach St Pölten. Mit Ausnahme zweier Steigungen geht der Traisental-Radweg zwischen Mariazell und St Pölten permanent bergab – von rund 900 auf 270 Höhenmeter. Und ich denke es war eine weise Entscheidung. Mit dem Auto begebe ich mich zuerst nach St Pölten. Dort bestieg ich die Himmelstreppe aufwärts zum Wallfahrtsort Mariazell, der auf knapp 900 Meter Höhe liegt. Weniger poetisch ausgedrückt: Ich überwand keine tausenden Stufen, sondern fuhr mit der Mariazellerbahn gemütliche zweieinhalb Stunden zum Ausgangspunkt dieser Radtour. Seit Herbst 2013 setzt die Mariazellerbahn moderne Niederflurtriebwagen („Himmelstreppe“) auf dieser Strecke ein, die sich als ausgesprochen bequem und klimatisiert – was bei den heutigen Temperaturen sicher kein Fehler war – präsentieren. Auch die Mitnahme eines Fahrrades funktioniert problemlos. Die Fahrscheine für den Zug kann man entweder online oder erst beim Schaffner im Zug kaufen. Ich war ja schon überrascht beim Einsteigen des Zuges. Selten habe ich so freundliches und hilfreiches Zugpersonal erlebt. Überraschenderweise verging die Zeit wie im Flug, trotz zweier unfreiwilliger Halts wegen Stromausfalls mitten auf der Strecke. Mariazell, Ziel vieler Pilgerwege und Pilgerreisen in Österreich Als ich Mariazell aus dem Zug stieg, fühlte ich mich ein wenig wie Gary Cooper. Es war “12 Uhr Mittags”. Statt Grace Kelly und einem Revolverduell gab es die obligate Mittagssirene. Bereits am Bahnhof beginnt die vorbildliche Beschilderung des Traisentalradweges. Das Ortszentrum und die berühmte Wallfahrtskirche liegen rund eineinhalb Kilometer vom Bahnhof entfernt. Am Hauptplatz von Mariazell herrschte ein ziemliches Remasuri, oder ein großes Remmidemmi, wie unsere nördlichen Nachbarn sagen würden. Insbesondere die Devotionalienhändler hatten Hochbetrieb. Hier bekommt man einfach alles: Beginnend von Heiligenfiguren, Kerzen und Kreuzen bis zum berühmten Magenbitter. Soviel Kitsch auf engsten Raum sieht man selten. Vielleicht noch in Fatima. Dort gibt es sogar Supermärkte für Devotionalien. Und inmitten des Geschehens thront die beeindruckende Wallfahrtskirche. Einen kurzen Besuch des Gotteshauses sollte man schon einplanen. Soviel Zeit muss sein. Gottes Segen kann ja nicht schaden, insbesondere auf den steilen Bergabfahrten. Unter dem Motto: “Lieber Gott, mach, dass meine Bremsen nicht versagen!” Bergab am Traisentalradweg zur Wuchtelwirtin beim Hubertussee Denn gleich auf den ersten drei Kilometern geht es in steilen Serpentinen abwärts Richtung Hubertussee. Hier erreichte ich auch gleich einmal die Höchstgeschwindigkeit des heutigen Tages. Und die Bremsen haben Gott sei Dank funktioniert. Auf einer wenig befahrenen Landstraßen gelangt man anschließen zum Hubertussee. Kurz davor habe ich sogar den seligen Kaiser Franz Joseph auf der Pirsch getroffen. Ich winkte ihm huldvoll zu. Ob es ihm gefreut hat mich zu sehen, weiß ich nicht. Auf alle Fälle setze ich meinen Weg durch das landschaftlich reizvolle Tal fort. Badehalt am Hubertussee? Ein kleines Päuschen bei der berühmten Wuchtelwirtin? Ich konnte des Teufels Versuchungen widerstehen. Aber es ist mir schwergefallen. Besonders eine frische Buchtel hätte mich gereizt. Und dazu einen Melange oder Häferlkaffee. Der längste Anstieg am Traisentalradweg – Hinauf zum Gscheid Pass Kurz nach der Wuchtelwirtin begann der lange Aufstieg zum Gscheid Pass auf 970 Meter Seehöhe. Bei diesen Temperaturen war das bergauf Radeln kein Honigschlecken. Frei nach Hamlet: “Quälen oder Schieben, das war hier die Frage”. Ich entschied mich mein Rad ein Stück zu schieben. Aber irgendwann ist jedes Ungemach überwunden und ab dann geht es tatsächlich nur mehr bergab. Es war ein wahrer Höllenritt. Die Kurven sind recht eng und man muss höllisch aufpassen, damit einem kein Fahrfehler passiert. Dummerweise kommen mir bei diesen steilen Abfahrten immer wieder ein Gedanke- was ist, wenn meine Bremsen plötzlich versagen? Gut ist´s gangen, nix ist g`schehen. Und dann ging es nur mehr bergab bis zum Stift Lilienfeld Vom Gscheid Pass bis nach Kernhof geht es gleich einmal 300 Höhenmeter hinunter auf vier Kilometer. Der steile Anstieg war sofort wieder vergessen. In Kernhof besteht die Möglichkeit ein Kameltheater zu besuchen, wo Kamele als Darsteller von einfachen Theaterstücken fungieren. Das Theater ließ ich im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und setzte meinen Weg Richtung Stift Lilienfeld fort. Auf den nächsten 26 Kilometern führt der Radweg auf idyllischen Uferwegen und entlang der Traisentalbahn über die Ortschaften St Aegyd am Neuwalde, Hohenberg und Freiland nach Lilienfeld. Das leichte Gefälle dieser Etappe mit rund 200 Höhenmetern läßt meinen Drahtesel beinahe von alleine laufen. Es hat so richtig Spass gemacht kräftig in die Pedale zu treten und Geschwindigkeit zu machen. Schon von weitem kann man das Stift Lilienfeld erkennen. Es handelt ich dabei um das größte mittelalterliche Kloster Österreichs mit einem wunderschönen Zisterzienserkreuzgang. Gegründet wurde es 1202 vom Babenbergerherzog Leopold VI, dem Glorreichen. Falls es die Zeit zulässt, sollte man die Klosteranlage unbedingt besuchen. Es zahlt sich aus. Die letzte Etappe von Lilienfeld nach St Pölten Von Lilienfeld sind es noch rund 25 km nach St Pölten, dem Ausgangspunkt meiner Radtour. Der Radweg führt auf asphaltierten Uferwegen und ruhigen Nebenstraßen über Wilhelmsburg direkt in das Regierungsviertel von St Pölten. Nach rund 89 Kilometern, vier Stunden reiner Fahrzeit und rund zwei Stunden Pausen ist es vollbracht. Der Ausgangspunkt beim Bahnhof ist wieder erreicht. Es war eine schöne Tour. Landschaftlich war für mich persönlich der erste Teil der Tour (bis nach St Aegyd am Neuwalde) am schönsten. Und es klingt komisch, aber trotz der Hitze war die Radtour gar nicht so anstrengend, mit Ausnahme der beiden Steigungen. Die Radtour ist auch für weniger durchtrainierte Radfahrer an einem Tag zu schaffen. Man muss halt früher von Mariazell starten, damit der Gemütlichkeitsfaktor erhalten bleibt. Und es gibt entlang der Strecke zahlreiche Einkehrmöglichkeiten. Mit kleinen Kindern ist die Tour nicht zu empfehelen, da es mehrere steile Abfahrten gibt. Ich bin mir ziemlich sicher, aber die Tour mache ich sicherlich noch einmal. Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: Grünes Schild “Traisentalradweg”, Radweg Nr 4 Schwierigkeit: mittel, nur zwei steilere Anstiege Strecke: ca 89 km   Highlights der Strecke: Fahrt mit der MariazellerbahnWallfahrstkirche MariazellStift LilienfeldAltstadt von St Pölten Der Weg ist perfekt  ausgeschildert. [...]
VON LITSCHAU NACH TŘEBOŇ – DURCH DAS LAND DER 100 TEICHE
VON LITSCHAU NACH TŘEBOŇ – DURCH DAS LAND DER 100 TEICHEAuf nach Böhmisch-Kanada! Unter diesem Motto steht die gemütliche Radtour von Litschau in die Renaissance-Stadt Třeboň. Dichte Wälder und unzählige Teiche prägen diesen Ausflug über die Grenze. Ein Natur- und Kulturerlebnis der besonderen Art. Litschau – Die nördlichste Stadt Österreichs Litschau ist Ausgangspunkt meiner heutigen Radtour durch das Land der 100 Teiche. Wahrzeichen der nördlichsten Stadt Österreichs ist Schloss Litschau mit seinem auffälligen Bergfried, der bis heute nur über eine Außenleiter zugänglich ist. Um den “Hungerturm”, wie der Bergfried im Volksmund bezeichnet wird, ranken sich zahlreiche Legenden. So soll der frühere Besitzer der Burg, der berüchtigte Wenzel Freiherr von Moratschky, zur Strafe für die blutige Unterdrückung des Waldviertler Bauernaufstandes von 1597 mit dem Kopf unter dem Arm am Turm herumspuken. Treffsicherheit bewies hingegen ein Burgfräulein während der Belagerung der Burg durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg. Sie schoss mit Pfeil und Bogen einem schwedischen General vom Hungerturm den Löffel aus der Hand. Mit den Worten “Wenn hier schon die Weiber so sicher im Schießen sind, wie sind dann erst die Männer”, gab der General die Belagerung der Burg auf und zog mit seinen Soldaten ab. In Litschau gedeiht auch die nördlichste Weinrebe des Landes. Diese befindet sich beim Bahnhof und wurde bei dessen feierlichen Eröffnung im Jahr 1900 gepflanzt. In die Musikgeschichte ging Litschau als Geburtsort von Kaspar Schrammel ein. Gemeinsam mit seinen Söhnen gründete er das berühmte Schrammel-Quartett. Am Hauptplatz erinnert eine Gedenktafel an den berühmten Musiker. Auf nach Böhmisch – Kanada! Genug über Litschau. Zeit sich auf den Weg zu machen. Ich verlasse die Stadt Richtung Schlag. Nach einer kurzen Steigung rolle ich stetig bergab Richtung Grenze und erreiche schon bald das alte Zollhaus. Gleich nach dem Grenzbalken befinde ich mich in “Kanada”. Genauer gesagt in “Böhmisch-Kanada”. Diesen Spitznamen verdankt die Region den ausgedehnten Wäldern und zahlreichen Teichen, die die Landschaft prägen. Ein Waldweg führt mich Richtung Chlum u Třeboňe. Der kleine Ort liegt am Teich Hejtman, der besonders bei Wassersportlern beliebt ist. In der Ferne entdecke ich die barocke Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt. Bei der Planung der Kirche soll die Basilika von Mariazell dem Baumeister als Inspirationsvorlage gedient haben. Den Besuch des Ortes hebe ich mir jedoch für die Rückfahrt auf. Von Chlum u Třeboňe (Chlumetz) nach Třeboň (Wittingau) Von Chlum u Třeboňe sind es rund 19 Kilometer bis Třeboň. Die Strecke ist flach, die Radlerdichte hoch. Man grüßt sich mit Ahoj! Das Radwegnetz auf der tschechischen Seite ist gut ausgebaut und beschildert. Die meiste Zeit radle ich abseits des Autoverkehrs auf Neben- und Forststraßen. Der Streckenbelag der Cyclotrasy ist unterschiedlich und reicht von Asphalt bis zu feinem Kies und löchrigen Betonplatten, die weniger angenehm zu befahren sind. Da die Platten nicht immer bündig verlegt sind und das Füllmaterial dazwischen ausgeschwemmt wurde, werde ich ordentlich durchgerüttelt. Kurz vor Třeboň am südlichen Ufer des Teiches Svět steht in einem englischen Landschaftsgarten das neugotische Mausoleum der Familie Schwarzenberg. 26 Familienmitglieder des berühmten Adelsgeschlechts fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Nicht jedoch ihre Herzen, diese wurden in der St.-Veit-Kirche in Böhmisch-Krumau, dem heutigen Český Krumlov, bestattet. Die Schwarzenbergs spielten für viele Jahre eine bedeutende Rolle in der Geschichte Třeboňs. Eine schöne und schattige Allee führt mich entlang des Teiches Svět ins historische Zentrum von Třeboň. Wobei der Begriff Teich durchaus untertrieben ist. Der Svět ist nämliche ein gutes Stück größer als die Alte Donau in Wien. Schon vom Teichufer sticht mir das markante Betriebsgebäude der Brauerei Regent ins Auge. Die Brauerei wurde 1379 erstmals urkundlich erwähnt und zählt somit zu den ältesten der Welt. Stadtbesichtigung von Třeboň Um die Altstadt zu erkunden muss ich zuerst durch zwei Stadttore radeln. Von hier sind es nur wenige Pedaltritte bis zum Stadtplatz von Třeboň. Ich bin beeindruckt! Den weitläufigen Stadtplatz umrahmen wunderschöne Bürgerhäuser mit Arkadengängen aus der Zeit der Renaissance und des Barocks. Kein hässlicher Neubau des Realsozialismus zerstört die perfekte Harmonie des Platzes. Ein Giebelhaus ist schöner als das andere. Eine barocke Mariensäule und der Stadtbrunnen aus 1569 in der Mitte des Platzes runden das perfekte Bild ab. Am besten überblickt man den langgezogenen Stadtplatz vom 31 Meter hohen Turm des alten Rathauses. Den Aufstieg und Ausblick dürft ihr auf keinen Fall versäumen. Gegenüber vom alten Rathaus steht das vielleicht schönste, zumindest aber das auffälligste Bürgerhaus aus der Zeit der Renaissance. Der Giebel des Hauses “Zum weißen Pferdchen” erinnert mit seinen Zinnen und Scharten an die Form eines Schlüssels. Im 14 Jhdt erwarben die Herrn von Rosenberg die Herrschaft über Třeboň. Unter Wilhelm von Rosenberg erlebte die Stadt im 16. Jhdt seine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit. Er entwickelte eine technisch perfekte Teichwirtschaft, die Třeboň zum Zentrum der südböhmischen Karpfenzucht machte. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Wilhelm von Rosenberg gab auch den Umbau des Stadtschlosses zu einer prachtvollen Renaissanceanlage in Auftrag. Es geht die Mär, dass im Schloss Třeboň von Zeit zu Zeit eine Weiße Frau erscheint. Dabei handelt es sich um Perchta von Rosenberg, die ein unglückliches Leben an der Seite ihres Ehemannes Johann von Liechtenstein führen musste. Kurz bevor er starb, verfluche er die Unglückliche. Seit 1476 muss nun die arme Perchta durch die ehemaligen Schlösser und Burgen der Rosenberger geistern. Erscheint Perchta dabei mit weißen Handschuhen, so steht ein freudiges Ereignis ins Haus. Bei schwarzen Handschuhen klopft der Sensenmann an der Tür, während rote vor einem Stadtbrand warnen sollen. Nach dem Tod des letzten Rosenbergs und einem kurzen Intermezzo der Herren von Schwanberg, ging die Herrschaft über Třeboň im Jahr 1660 auf die Fürsten von Schwarzenberg über. Bis zu ihrer Enteignung durch die Kummerln (Kommunisten) im Jahr 1945 erwarben sich die Schwarzenbergs große Verdienste um die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt und den Wohlstand der Bevölkerung. Ausflug zum Südböhmischen Meer Nach einem kleinen Mittagsessen am Stadtplatz wird es Zeit sich wieder auf das Rad zu schwingen. Ich verlasse die Altstadt  durch das Hradecká Tor und radle entlang des “Goldenen Kanals”, der sämtliche großen Fischteiche rund um Třeboň miteinander verbindet. Dieser entstand zwischen 1506 und 1520 unter dem Rosenbergischen Oberfischmeister Štěpánek Netolický. Mein nächstes Ziel ist der Rosenberg-Weiher. Er ist der größte Teich Böhmens und trägt den Spitznamen “Südböhmisches Meer”. Mit seiner Fläche von 4,89 km² ist er fast dreimal so groß, wie die Alte Donau in Wien. Für die Planung des am Ende des 16. Jhdts angelegten Teiches zeichnete sich der Rosenberger Deichbauer Jakob Krčín von Jelčany verantwortlich. Für seine Errichtung mussten mehr als 800 Leibeigene 750.000 m³ Erdreich bewegen. Der Radweg führt entlang der Dammkrone des Sees durch eine wunderschöne Baumallee. Wer Glück hat, sieht hier Fischreiher und Seeadler. Wer Pech hat, wird zumindest Zeuge eines springenden Fisches. Ich radle immer tiefer in die künstliche Teichlandschaft Třeboňsko hinein. Stets von einem Teichdamm zum nächsten. 500 Teiche soll es rund um Třeboň geben. Ich habe sie nicht gezählt, kann es aber nicht ganz glauben. Mir kommen schon die 100 Teiche recht viel vor. Bis kurz vor Lutová verläuft meine Tour durch Böhmisch Kanada ohne nennenswerte Steigungen. Ab nun wird die Strecke wieder hügeliger und es heißt kräftiger in die Pedale treten. Die Höhenmeter halten sich jedoch in Grenzen. Thronfolger Franz Ferdinand und Schloss Chlumetz Schon bald erreiche ich wieder Chlum u Třeboňe, wo ich einen kurzen Spaziergang durch den verwilderten Schlosspark unternehme. Der Eingang in den Park ist gar nicht leicht zu finden, denn die offiziellen Tore waren alle verschlossen. Man betritt den Park quasi von der Maschekseite. Eine schmale Straße zweigt von der Hauptstraße (Husova/Tyršova) in einer 90 Grad Kurve zum Schloss ab. Schloss Chlumetz stand einst im Besitz von Erzherzog Franz Ferdinand, dessen Ermordung in Sarajevo im Juni 1914 den ersten Weltkrieg auslöste. Der Thronfolger hatte als Zwölfjähriger das im Jahr 1710 errichte Schloss und einen Grundbesitz von 90 km² geerbt. An Franz Ferdinand erinnert noch heute der an der Nordfassade abgebildete heilige Hubertus. Dessen Gesichtszüge weisen starke Ähnlichkeiten mit dem unglücklichen Thronfolger auf. Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie wurden die Kinder des ermordeten Thronfolger-Ehepaars enteignet und die Güter der staatlichen Verwaltung unterstellt. Nach einem kurzen Spaziergang durch den verwilderten Schlosspark mache ich mich auf den bereits bekannten Weg, der mich stetig bergauf zurück nach Schlag und Litschau führt. Fazit Eine wunderschöne Tour durch eine einzigartige Teichlandschaft. Ein besonderes Highlight ist der weitläufige Stadtplatz von Třeboň mit seinen wunderschönen Bürgerhäusern aus der Zeit der Renaissance und des Barocks. Die Strecke ist weitgehend flach und kann mit einem Tourenfahrrad sehr gut befahren werden. Einziger Wermutstropfen am Ende der Tour: Der lange Anstieg von der Grenze zurück nach Litschau. FotoalbumWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour durch Böhmisch-Kanada inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: Von Litschau nach Třeboň – Durch das Land der 100 Teiche Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: keines, die Radtour nutzt verschiedene lokale Radwege, wie den Schrammel-Radweg in Österreich, sowie die tschechischen Radwege mit den Nummern 1014, 122, 1034, 1035 und 1011 Schwierigkeit: leicht bis mittel, zwei längere Anstiege Strecke: ca 68 km Highlights der Strecke Renaissance-Stadt TřeboňEinzigartige Teich- und Seenlandschaft (UNESCO Naturschutzgebiet)Schloss Chlumetz Die Mitnahme einer Radwegkarte bzw der gps-Daten wird empfohlen! [...]
LIECHTENSTEINRADWEG – VON VALTICE NACH LEDNICE
LIECHTENSTEINRADWEG – VON VALTICE NACH LEDNICEDer Liechtensteinradweg führt von Schrattenberg zu den prachtvollen Schlössern in Valtice und Lednice, die einst den Fürsten von Liechtenstein gehörten. Eine fürstliche Radtour durch das österreichisch-mährische Grenzgebiet (inkl update 2023). Eine imperiale Tour im österreichisch-mährischen Grenzgebiet Zwischen dem 17. und 20. Jhdt verwandelten die hier herrschenden Fürsten von Liechtenstein ihre Güter zu einem großen Park, in dem barocke und neugotische Schlossarchitektur mit kleinen Bauten im romantischen Stil und einer nach englischem Vorbild gestalteten Landschaft harmonieren. Ausgangspunkt des Liechtensteinradwegs ist die kleine Gemeinde Schrattenberg. Von der Kirche oder dem Gemeindeamt folgt man dem Wegweiser Richtung Grenze.  Bis zur Grenze ist gleich einmal Muskelkraft gefordert, denn es geht ziemlich bergauf. Doch die gute Nachricht: Dies ist die einzige gröbere Steigung am Liechtensteinradweg. Kolonada na Rajstne Kurz nach der Grenze – rund 3 km von Schrattenberg entfernt – glaubt man seinen Augen nicht zu trauen. Man wähnt sich kurz im Schlosspark Schönbrunn. Ist das tatsächlich die Gloriette? Die Ähnlichkeit ist verblüffend. Tatsächlich diente die Gloriette als Vorbild. Die Kolonnade, benannt nach dem Reistně-Berg, wurde von den Architekten Joseph Hardtmuth und Joseph Kornhäusel errichtet. Auftraggeber war Johann I. von Liechtenstein, der die Kollonnade zur Erinnerung an seinen Vater und dessen Geschwister errichten ließ. Als sich nach 1945 der Eiserne Vorhang über halb Europa senkte lag die Kollonnade im unzugänglichen Grenzgebiet und diente dem Grenzschutz als Beobachtungsposten. Schloss Valtice Von der Kolonada sind es rund 2 km zum Hauptplatz von Valtice, der von zwei Bauwerken dominiert wird, dem Schloss und der Mariä-Himmelfahrt-Kirche.  Schloss Valtice diente über Jahrhunderte hinweg als Hauptsitz der Liechtensteins, von dem aus sie ihre umfangreichen Besitzungen, darunter das heutige Fürstentum Liechtenstein, bis zum Jahr 1918 verwalteten. Ursprünglich eine gotische Burg aus dem 13. Jhdt wurde diese zu einem Renaissance- und später zu einem Barockschloss nach den Plänen der Baumeister Domenico Martinelli und Johann Bernhard Fischer von Erlach umgebaut. Schloss Valtice blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in den Händen der Liechtensteins, doch nach 1945 erfolgte die Enteignung ihres Besitzes in der Tschechoslowakei durch die berüchtigten Benes-Dekrete. In letzter Minute gelang es den Liechtensteins noch kostbare Gemälde und andere Kunstgegenstände aus Valtice zu retten und quer durch Österreich nach Vaduz bringen. Dianatempel/Rendez-vous Von Valtice geht es zu einem Rendez-vous mit Diana. Doch man muss schon sehr genau schauen, um die richtige Abzweigung zu erwischen. Sonst kommt man zu spät oder gar nicht. Der Dianatempel, auch bekannt als Rendez-vous, ist eine Hommage an die Göttin Diana. Doch hinter seiner klassizistischen Fassade in Form eines römischen Triumphbogens verbirgt sich kein Tempel, sondern ein kleines Schlösschen, welches von Josef Hardtmuth entworfen und von Josef Kornhäusel fertiggestellt wurde. Seine Fassade ist mit kunstvollen Reliefs geschmückt, die der Göttin der Jagd huldigen. Der Dianatempel diente den Jagdgesellschaften des Fürsten als Kulisse für das traditionelle Jagdfrühstück. Hier konnte man sich vor oder nach der Jagd versammeln und sich an den weidmännischen Erfolgen erfreuen. Drei Grazien Tempel Und schon wieder ein Rendez-vous diesmal gleich mit drei Damen. Genauer gesagt sind es diesmal drei Grazien. Der Tempel der drei Grazien ist eine Hommage an die antiken griechischen Göttinnen der Anmut, Schönheit und Anziehungskraft. Harmonisch und anmutig stehen die drei zarten Gestalten auf einem Sockel nebeneinander und blicken auf Euch mit Grazie und Stil hinab. Der hufeisenförmige neoklassizistische Tempel mit zwölf ionischen Säulen wurde ausnahmsweise nicht von Joseph Kornhäusel entworfen, sondern von seinem Mitarbeiter, Joseph Franz Engel. Grenzschlösschen Hlohovec Wir verabschieden uns von den netten Damen und steuern das Grenzschlösschen Hlohovec an. Auf der Fassade des im Empirestil erbauten Schlösschens steht die Inschrift »Zwischen Österreich und Mähren«. Vom Mittelalter bis zum Ende des Ersten Weltkriegs verlief die Landesgrenze zwischen Mähren und Niederösterreich genau an dieser Stelle. Aufgrund des Besitzes von Fürst Johann I. Josef von Liechtenstein auf beiden Seiten der Grenze -Eisgrub in Mähren und Feldsberg in Niederösterreich – wurde das Schloss so konstruiert, dass die Kronländergrenze genau durch das Gebäude verlief. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das bisher zu Niederösterreich gehörende Feldsberger Land der Tschechoslowakei gemäß dem Vertrag von Saint-Germain zugeschrieben. Heute befindet sich in dem Schloss ein Hotel mit Restaurant. Schloss Lednice Ein Juwel der Neugotik, so kann man Schloss Lednice am besten beschreiben. Mit seinen vielen Türmchen, Erkern, die kunstvollen Wasserspeier und eine aufwendig gestaltete Fassade versetzt es Besucher in eine andere Zeit. Schloss Lednice, einst ein bescheidener Gutshof, der im Laufe der Jahrhunderte zu einem beeindruckenden Schloss wurde, hat eine Geschichte voller Veränderungen und extravaganten Umbauten. Von den ersten barocken Anfängen bis zum klassizistischen Einfluss im 18. Jhdt und schließlich dem romantischen neugotischen Stil im 19. Jhdt – die ehemalige Sommerresidenz der Liechtensteiner hat so einige modische Facetten durchlaufen. Zahlreiche bekannte Architekten, wie Johann Bernhard Fischer von Erlach, Joseph Hardtmuth oder Joseph Kornhäusel, wirkten an der Gestaltung des Schlosses im Laufe der Jahrhunderte mit. Von opulenten Repräsentationsräumen bis hin zu einem Wintergarten, der als »größter Wintergarten der Welt« galt, war das Schloss Lednice stets ein Ort des Luxus und des modernen Komforts. Versteckte Kleinode zwischen Lednice und Valtice Es gibt noch zahlreiche weitere Kleinode in diesem einzigartigen Landschaftsgebiet, denn die Liechtensteins konnten dem Reiz nicht widerstehen ihre Landschaftsgärten mit künstlichen Ruinen zu verschönen. Besonders Johann I. von Liechtenstein ließ am Beginn des 19. Jhdt zahlreiche Burgen, Türme oder Tempel in unterschiedlichen Stadien des Verfalls errichten. Die künstlichen Ruinen waren ein Tribut an das Zeitalter der Romantik, in dem die Menschen von deren malerischen Wirkung und Stimmung verzaubert werden sollten. Zu diesen Kleinoden zählen beispielsweise die künstlichen Ruine Janúvhrad oder der Apollotempel. Hansenburg/Ruine Janův Hrad Die Ruine Janův Hrad/Hansenburg liegt ein wenig versteckt inmitten von Auwäldern. Die Pläne stammten von dem Architekten und Erfinder des Bleistifts Josef Hardtmuth. Während der Jagdsaison diente die Ruine als Jagdschlösschen und war Ausgangs- und Endpunkt für die legendären Jagdabenteuer der Liechtensteins. Apollotempel/Apollonův chrám Errichtet wurde der klassizistische Tempel nach einem weiteren Entwurf von Joseph Kornhäusel, der sich von der berühmten Villa der französischen Ballerina Marie-Madeleine Guimard in Paris inspirieren ließ. Marie-Madeleine Guimard, diese bezaubernde Ballerina, die nicht nur auf der Bühne der Pariser Oper glänzte, sondern auch durch ihre leidenschaftlichen Liebesaffären Berühmtheit erlangte. Der Tempel ist eine Hommage an den Gott Apollo, der in der griechischen Mythologie als Symbol für Schönheit, Musik und Kunst verehrt wurde. Rückweg Von Lednice führt dann die Route über den Apollotempel, Reintal (Grenze) und Katzelsdorf zurück nach Schrattenberg.  FotoalbumWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour nach Valtice und Lednice inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: Der Liechtensteinradweg zwischen Valtice nach Lednice Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: Wappen der Liechtenstein auf einem gelben Grund Schwierigkeit: Leichte und gemütliche Radtour durch eine einzigartige Kulturlandschaft an der österreichischen Grenze. Strecke: ca 52 km   Unsere persönlichen Highlights entlang der Strecke: die 1:1 Kopie der Wiener Gloriettedas imposante neugotische Schloss LedniceSchloss Valticedas an einen römischen Triumphbogen erinnernde Jagdschlösschen Rendez-vousdie Tempelanlage “Drei Grazien”das Grenzschlösschen Hlohovec mit historischer Inschriftdie grandiose Kulturlandschaftuvm Der Weg ist nicht immer gut ausgeschildert. Es gibt viele Abzweigungen, die schnell einmal zu einem Umweg führen können. Man sollte bereits im Vorfeld die Radkarte genau studieren. Es empfiehlt sich eine Karte der Region mitzunehmen. Hinweis: Die Strecke Reintal – Katzelsdorf – Schrattenberg ist eine Verkürzung des offiziellen Radweges. Man erspart sich dadurch einige Steigungen. [...]
WEINWANDERN – VON DER WOTRUBAKIRCHE ZUR RODAUNER BERGKIRCHE
WEINWANDERN – VON DER WOTRUBAKIRCHE ZUR RODAUNER BERGKIRCHEDiese rund sieben Kilomter lange Rundwanderung im Süden Wiens führt Euch zu – fast – unbekannten Kleinoden. Ihr besucht die Wotrubakirche, wandelt auf den Spuren des Dichters Hugo von Hofmannsthal und entdeckt die vielleicht romantischste Hochzeitskirche Wiens. Zurück zum Ausgangspunkt geht es über den Zugberg und Kalksburg. Wotrubakirche am Georgenberg Wir starten unsere Wanderung am Georgenberg. Genauer gesagt an jenem Ort, wo sich 152 Betonblöcke wild aufeinander türmen. Die in den 1970er Jahren im Stile des Brutalismus errichtete Wotrubakirche zieht noch heute Ausflügler und Kunstinteressierte an. Diesen außergewöhnlichen Kirchenbau verdanken wir dem Bildhauer Fritz Wotruba, der die Pläne für »das Bollwerk aus Beton« lieferte und Margarethe Ottilinger, deren Schicksal noch heute betroffen macht. Sieben Jahre verbrachte sie in russischen Straflagern. 1948 wurde die damals junge Sektionschefin an der Zonengrenze von den Russen verhaftet und wegen Spionage zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Mysteriös waren die Umstände ihrer Verhaftung. Es wurde vermutet, dass ihr Chef, Minister Peter Krauland, eine lästige Mitwisserin loswerden wollte. Krauland soll sowohl Russen als auch die Amerikaner mit geheimen Informationen versorgt haben und öffentliche Gelder abgezweigt haben. Genug der Geschichte, wandern wir los. Durch die Weingärten Von der Wotrubakirche geht es über die Rysergasse und die Anton Krieger Gasse in die Weixelbergergasse, die entlang des Michaelerwaldes verläuft. Am Ende der Weixelbergasse folgen wir einem Wanderpfad für ein kurzes Stück durch den Michaelerwald, der uns zu einem Weingarten in Südlage führt. Über die Weinstöcke hinweg bietet sich ein herrlicher Blick auf den Perchtoldsdorfer Wehrturm und die Rodauner Bergkirche. Kalksburger Friedhof Zwischen den Weinreben geht es hinunter in den Zemlinskygraben, der uns direkt zum Kalksburger Friedhof bringt. Hier befindet sich das Grab des Dichters Hugo von Hofmannsthal, der gemeinsam mit Max Reinhart die Salzburger Festspiele 1920 in Leben rief. Die Aufführung von Hofmannsthals »Jedermann« zählt noch heute zum Höhepunkt jeder Festspielsaison. Das Ende des Schriftstellers des Fin de Siècle und der Wiener Modern war tragisch. Hofmannsthals Sohn Franz beging 1929 Selbstmord. Als Hofmannsthal zwei Tage später zum Begräbnis seines Sohnes  aufbrechen wollte, erleidet er einen Schlaganfall und stirbt. Wenige Tage nach dem Tod von Hofmannsthal notiert sein Freund Arthur Schnitzler in sein Tagebuch »Der größte Dichter dieser Zeit ist mit ihm dahin«. Entlang der Liesing Wandern wir weiter. Über die Willergasse erreichen wir die Liesing, der wir für ca 400 m flussaufwärts folgen. Genau vis-à-vis einer Nepomukkapelle –Höhe Ketzergasse 473- stand bis in die 1960er Jahre das Gasthaus Stelzer. Am Beginn des 19. Jhdt war das Stelzer mit dem zugehörigen Thermalbad ein beliebtes Ausflugsziel. Außer einer Gedenktafel erinnert nichts mehr an das »Wirtshaus von Österreich«, welches  als Treffpunkt der Wiener Gesellschaft weithin bekannt war. Wo einst Tratsch und Klatsch ausgetauscht wurde, steht heute eine Wohnhausanlage. Kurz noch was zur Ketzergasse. Sie ist mit ca 5,3 km Länge eine der längsten Gassen Österreichs. Hofmannsthal-Schlössl Vom Stelzer ist es nur ein »Hupfer« bis zum Hofmannsthal-Schlössl. Das prächtige barocke Schlössl wurde 1724 für die Familie Trautson errichtet. Kaiserin Maria Theresia kaufte es einige Jahre später und schenkte es ihrer Vertrauten Gräfin Karoline von Fuchs-Mollard. Die Gräfin ging in die Geschichte ein, da sie auf Wunsch vor Maria Theresia als einzige Nicht-Habsburgerin in der Kapuzinergruft beigesetzt wurde. Im Jahr 1901 mieteten sich Hugo von Hofmannsthal und seine Frau Gerty im Schlössl ein und bewohnten es bis zu seinem Tod im Jahr 1929. Hier empfingen die Hofmannnsthals zahlreiche prominente Gäste aus der Zeit des Fin de Siecle – von Schnitzler, Werfel oder Zweig bis zu Alma Mahler, Reinhardt oder Rilke. Bergkirche Rodaun Hoch über Rodaun und dem Hofmannsthal-Schlössl  thront die barocke Bergkirche Rodaun, die als eine der schönsten Hochzeitskirchen Wiens gilt. Errichtet wurde die Kirche 1745 durch die damalige Besitzerin der Herrschaft Rodaun, Eleonore von Sauberskirchen. Damit erfüllte sie eine testamentarische Verfügung ihrer Mutter. Wir genießen kurz noch die besondere Stimmung an diesem schönen Platzerl und folgen danach dem Wienwanderweg Nummer 6 in den Wald Richtung Zugberg. Am Zugberg Nach einem kurzen Anstieg wandern wir einen Höhenweg entlang mit Ausblicken auf Kalksburg und den Steinbruch am Bierhäuslberg. Bereits nach 700 Meter könnt Ihr Euch schon wieder von den Anstrengungen erholen. Ein idyllischer Rastplatz mit Tisch und Bänken in einem der wenigen Föhrenwälder Wiens lädt für eine Pause ein. Danach geht es steil bergab zur Mauer des Kollegiums Kalksburgs. Wir folgen nun der Mauer in östliche Richtung bis wir wieder die Ketzergasse erreichen. Kalksburg Wir spazieren nun entlang der Promenadengasse, vorbei an imposanten Villenbauten bis zur Mackgasse. Von hier ist schon unser nächstes Ziel zu sehen, die Kirche von Kalksburg. Die Kirche von Kalksburg ist eng mit dem Namen Franz Mack verbunden. Der aus einfachen Verhältnissen stammende Franz Mack, brachte es als Hof-Kammerjuwelier mit engen Beziehungen zu Kaiserin Maria Theresia zu einem Vermögen. Berühmt waren seine vollendeten Goldschmiede- und Juwelierarbeiten. Mack kaufte 1790 die Herrschaft Kalksburg, ließ die Kalksburger Pfarrkirche errichten und den Kalksburger Friedhof anlegen. Die 1801 eingeweihte Pfarrkirche im klassizistischen Stil gilt als die die schönste »Dorfkirche« Österreichs. Sehenswert ist das Bild »Christus in Fesseln« vom berühmten Barockmaler Paul Troger. In der Klausen Machen wir uns auf zur letzten Etappe. Von der Kirche ausgehend führt bereits seit dem Mittelalter der Straßenzug »In der Klausen« von Kalksburg nach Mauer durch den Maurer Wald. Hier befinden sich eine vermutlich in der zweiten Hälfte des 18. Jhdt erbaute ehemalige Poststation, mehrere Wohngebäude aus dem 19. Jhdt sowie das ehemalige Mack’sche Stiftungshaus, das Ende des 18. Jhdt errichtet wurde. Ein Hauch von Nostalgie kommt auf. Die Häuser erinnern an jene Zeit als man noch nach Reichenau oder Ischl auf Sommerfrische fuhr. Sternengarten am Georgenberg Nach rund 1,4 km weisen uns die weithin sichtbaren, 17 Meter hohen Masten des Sterngartens am Georgenberg den Weg. Sie sind Teil eines Freilichtplanetariums, wo jedermann tagsüber den jahreszeitlichen Höchststand der Sonne beobachten kann und nachts den Sternenhimmel. Sehenswert ist auch die begehbare Sonnenuhr. Dort wo sich heute der Sternengarten befindet, wurde nach dem Anschluss Österreichs mit dem Bau einer Luftnachrichtentruppen-Kaserne begonnen. Kriegsbedingt wurden die Arbeiten an der Kaserne 1941 eingestellt. Nach 1945 nutze die Rote Armee die halbfertige Kaserne zu Wohnzwecken. Vier Jahre später wurde sie auf Betreiben der Besatzungsmächte abgetragen. Nach rund 100 Meter habt Ihr wieder unseren Startpunkt bei der Wotruba-Kirche erreicht. Wir wünschen Euch viel Spass beim »Nach«Wandern. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Wanderung durch den 23. Wiener Gemeindebezirk inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Wanderung findet Ihr im Fotoalbum unter: VON DER WOTRUBAKIRCHE ZUR RODAUNER BERGKIRCHE Streckenplan [...]
VON RETZ NACH ZNAIM AM »WEIN UND KULTUR RADWEG«
VON RETZ NACH ZNAIM AM »WEIN UND KULTUR RADWEG«Der »Wein und Kultur Radweg« verbindet die beiden Schwesternstädte Retz und Znaim. Bei dieser Tour zeigen wir euch interessante historische Kleinode und atemberaubende Aussichtspunkte von wo Ihr die Schönheit der hügeligen Weinberge und Heidelandschaften genießen könnt. Start: Hauptplatz von Retz Unsere Radtour beginnt auf dem Hauptplatz von Retz, der als einer der schönsten Plätze Österreichs gilt. Dominiert wird der Hauptplatz vom Rathaus mit seinem mächtigen 57 m hohen Turm, der wie ein gigantischer Finger in den Himmel ragt. Ursprünglich als Kirche geplant, haben die dem Protestantismus verfallen Ratsherren beschlossen, einen Baustopp zu verfügen. Da aber gerade ein neues Rathaus gebraucht wurde, ließen die pragmatischen Ratsherren die halbfertige Kirche in ein Rathaus umbauen. Highlight: Panoramablick vom Rathausturm Der Rathausturm, ist nicht nur mächtig und majestätisch, sondern bietet auch eine Aussichtsplattform, die bei Schönwetter einen Besuch wert ist. Doch um dorthin zu gelangen, müsst ihr euch auf eine »Reise« durch eine schmale Wendeltreppe mit nicht weniger als 128 Stufen begeben! Aber lasst euch davon nicht abschrecken, denn am Ende dieser Reise werdet ihr mit einem atemberaubenden Panoramablick auf Retz und seine Umgebung belohnt! Und noch ein Hinweis für Serienjunkies: In der epischen Fernsehserie »Julia – eine ungewöhnliche Frau« wurde das Retzer Rathaus als Amtssitz der furchtlosen Bezirksrichterin Dr. Julia Laubach genutzt. In nicht weniger als 65 Folgen wird Laubach -gespielt von Christiane Hörbiger – in ihrer Rolle als Richterin mit allen möglichen Konflikten konfrontiert, die oft auch ihr Privatleben berühren! Retzer Windmühle Wenn ihr von der Aussichtsplattform des Retzer Rathausturms Richtung Norden schaut, werdet ihr auf einer Anhöhe die legendäre Retzer Windmühle erblicken. Das berühmteste Wahrzeichen der Stadt ist die einzige betriebsfähige Windmühle in ganz Österreich! Doch damit nicht genug, denn die Retzer Mühle hat auch schon in der TV-Steinzeit für Aufsehen gesorgt! In einer Folge der legendären TV-Serie »Der Kurier der Kaiserin« mit Klausjürgen Wussow hatte die Mühle ihren großen Auftritt. Retzer Stadtgeschichte Retz wurde 1279 von Graf Berchtold von Rabenswalde gegründet.  Doch die Namensfindung der neuen Siedlung gestaltete sich schwieriger als erwartet! Der Graf und seine tapferen Ritter saßen lange schweigend herum, auf der Suche nach einer zündenden Idee. Doch plötzlich, als die Spannung am höchsten war, riss der Frau des Grafen der Geduldsfaden. Sie brach in Wut aus und schrie in die Runde: »Nau Mauna, redt’s endlich!« Die Ritter schreckten auf und hatten die rettende Eingebung! »Redts« sollte die neue Stadt heißen! So erzählt es zumindest die Legende. Ob es wirklich so passiert ist, wissen wir nicht, aber eins ist sicher: Retz hat bis heute seinen Namen behalten. Hauptplatz von Retz Lasst uns nun die prächtigen Bürgerhäuser aus der Zeit der Renaissance und des Barocks am Hauptplatz von Retz bestaunen. Zuallererst fällt unser Blick auf das Sgraffitohaus – ein wahres Kunstwerk! Die Fassade zeigt uns Szenen aus der griechischen Mythologie, dem Alten Testament und sogar eine Darstellung des menschlichen Lebensalters vom zehnten bis zum hundertsten Jahr. Das ist wahrer Optimismus, wenn man bedenkt, dass die durchschnittliche Lebenserwartung zu dieser Zeit nur 50 Jahre betrug. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hauptplatzes steht ein weiteres Juwel – das Verderberhaus. Dieses Bürgerhaus im venezianischen Stil erhielt seinen Namen von der Kaufmannsfamilie Verderber, die es im 19. Jhdt erworben hatte. Die Verderber betrieben einen schwunghaften Handel mit dem köstlichen Retzer Wein, den sie mit ihren Kutschen bis nach St. Petersburg lieferten. Von der Rückfahrt brachten sie Leinen aus Schlesien mit, welches sie in ihrem Warenhaus auf der Tuchlauben in Wien gewinnbringend verkauften. Highlight: Kraftort Heiligen Stein Nachdem wir Retz durch das Znaimertor verlassen hat, radeln wir durch die sanft-hügelige Landschaft Richtung »Heiliger Stein«, einem uralten Kultplatz mit einem mysteriösen Schalenstein und Fundamenten einer alten Wallfahrtskirche. Der »Heiliger Stein« ist ein grauer Granitblock mit elf schalenförmigen Vertiefungen. Wie dieser dekorative Brocken hierherkam, weiß niemand so genau. Aber es gibt eine Legende, die besagt, dass der Heilige Wolfgang höchstpersönlich mit seinem Hammer auf den »Heidenstein« gehauen hat und so die Schalen entstanden sind. Ob das wirklich stimmt, weiß in Wahrheit auch niemand, aber wir können immerhin das wundertätige Wasser bewundern, das sich in den Schalen sammelt. Wer weiß, vielleicht heilt es sogar unseren müden Körper nach all den Anstrengungen dieser Radtour. Über die Grenze nach Mähren Von hier sind es keine 300 Meter mehr zur tschechischen Grenze. Vom »Eisernen Vorhang«, der einst Österreich und die damalige CSSR trennte, ist nichts übriggeblieben. Nur eine Grenztafel bei einem Marterl weist darauf hin, dass wir Österreich nun verlassen haben. Nationalpark Thayatal-Podyjí Der Radweg führt kurz nach Hnanice in den Nationalpark Thayatal-Podyjí. Dieses Gebiet war lange Zeit ein weißer Fleck auf der touristischen Landkarte, verlief doch hier bis 1989 der berüchtigte Eiserne Vorhang. Das hielt die Natur jedoch nicht davon ab, sich im einstigen Sperrgebiet und Todesstreifen ungestört zu entfalten und eine der letzten naturnahen Tallandschaften Mitteleuropas zu erschaffen. Die tief eingeschnittene Thaya hat markante Mäander hinterlassen, als wäre sie von einem betrunkenen Riesen gezogen worden. Immer wieder führt uns der Radweg – wie bei einer wilden Achterbahnfahrt – auf eine Anhöhe hinauf und kurz darauf hinunter. Graffitis am Weg empfehlen uns bergab »pomalé« zu fahren. Rund zwei Kilometer nach der Grenze erreichen wir die Ufer der Thaya, die zu einer kurzen Rast einladen. Dann heißt es wieder ordentlich in die Pedale zu treten, um den nächsten Hügel zu erklimmen. Wallfahrtskapelle der Schmerzhaften Mutter Gottes Kurz vor Popice erreichen wir die Wallfahrtskapelle der Schmerzhaften Mutter Gottes, die 1815 anstelle einer alten Marterlsäule errichtet wurde. Popice, früher bekannt als Poppitz, wurde 1680 von der Pest heimgesucht. Der Legende zufolge endete die Pestepidemie, als der Pfarrer ein Kreuz auf seine Schulter nahm und mit den wenigen Überlebenden den Berg bestieg, um die Mutter Gottes um Hilfe zu bitten. Die Bitte wurde erhört und als Dank ließen die Bewohner des Ortes eine Marterlsäule errichten. Angeblich überlebten nur 17 von 200 Einwohnern den Schwarzen Tod. Blick auf Znaim vom Kuhberg Schon bald nach Popice strampeln wir den 339 Meter hohen Kraví hora, zu deutsch Kuhberg, hinauf, wo einst Schafe und Kühe weideten. Als Belohnung für die Anstrengung winkt ein eindrucksvoller Blick auf Znaim. Zusammen mit der gotischen St.-Nikolaus-Kirche bildetet der Rathausturm die charakteristische Silhouette der Stadt. Man könnte meinen, dass es hier mehr Türme als in einem Schachspiel gibt, und das alles in einem makellosen Zustand. Den besten Blick auf die Znaim findet ihr bei der Abfahrt vom Kuhberg ein paar Meter links von einer Sendeanlage. Rasant geht es nun über Stock und Stein hinunter zur Thaya und wir überqueren diese bei einer kleinen Brücke neben dem Oldtimermuseum. Stadtspaziergang in Znaim Znaim ist eine altehrwürdige Burg- und Königsstadt mit einem mittelalterlichen Stadtkern, der zum Teil so gut erhalten ist, dass man meinen könnte, man sei mit einer Zeitmaschine gelandet. Kulturrundgang durch Znaim Von der Thayabrücke am Fuße des Kuhbergs führen die steilen Straßen Napajedla und U Brány direkt in das Altstadtzentrum von Znaim. Während E-Biker die rund 70 Höhenmeter hinaufflitzen, als ob sie auf der Flucht vor der königlichen böhmischen Garde wären, schieben wir unsere Räder den Anstieg hinauf bis zum Masaryk-Platz, dem Ausgangspunkt unseres kurzen Stadtspaziergangs durch Znaim. Masaryk-Platz in Znaim Der imposante Masaryk-Platz ist wohl der schönste Platz von Znaim, der von prächtigen Häusern aus der Zeit des Mittelalters, des Barocks und der Renaissance umgeben ist. Nur ein Bauwerk stört dieses hübsche Ensemble: Ein Betonklotz aus der realsozialistischen Ära – das Kaufhaus Dyje. Dieses Symbol für den unvergleichlichen Charme der Architektur der 1970er Jahre ließen die kommunistischen Machthaber anstelle des alten Rathauses errichten, welches in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs durch Bombentreffer in die Luft gejagt wurde. Rathausturm von Znaim Wundersamer Weise blieb der Rathausturm von einem Bombentreffer verschont. Majestätisch ragt er noch heute 80 Meter in die Höhe und zieht mit seiner markanten Dachkonstruktion die Blicke auf sich. Eine Inschrift verkündet stolz, dass dieses Meisterwerk im Jahre 1445 am Montag nach Magdalena begonnen und drei Jahre später am Montag nach derselben Heiligen vollendet wurde. Bis ins Jahr 1924 beherbergte der Turm einen Türmer, der einst nach Feinden, später jedoch nur noch nach Bränden Ausschau hielt. Den Ausblick des Türmers sollte man sich bei schönem Wetter auf alle Fälle gönnen. Highlight: Blick vom Schloss auf die St Nikolauskirche Wir schlendern gemütlich die Obroková-Straße entlang, überqueren den Horní náměstí (Oberen Platz) und erblicken schon bald das eiserne Eingangstor der ehemaligen Brauerei Hostan, welches uns Eintritt zur Katharinen-Rotunde und zur Znaimer Burg gewährt. Das Highlight dieses Ortes ist jedoch der herrliche Blick auf die gotische St.-Nikolaus-Kirche und das Thayatal. Katharinen-Rotunde Die einstige Funktion der frühmittelalterlichen Katharinen-Rotunde liegt im Verborgenen. Vermutlich nutzte sie der Burgbesitzer als Gotteshaus. Die romanischen Fresken im Inneren des Rundbaus gleichen einem Bilderbuch aus dem 12. Jhdt. Sie zeigen böhmische und mährische Herrscher, die aus der Geschichte des Landes erzählen. Gegen Ende des 18. Jhdt wurde die Rotunde interessanterweise zu einem Schweinestall umfunktioniert. Später diente sie als Tanzlokal und Bierausschank. Heute zählt sie zu den seltensten Kulturdenkmälern Znaims und kann nur bei geeigneten klimatischen Bedingungen besucht werden. Znaimer Burg Die Geschichte der Znaimer Burg reicht bis ins 11. Jhdt zurück. Sie wurde von den Přemysl-Fürsten gegründet, die vom Ende des 9. Jhdt bis ins Jahr 1306 in Böhmen und Mähren herrschten. Im Laufe der Jahrhunderte verfiel die einst stolze Befestigungsanlage zunehmend. Der vordere Teil des Burggeländes wurde schließlich an die Bürger von Znojmo verkauft, die im Jahr 1720 eine Bürgerbrauerei errichten ließen. Der hintere Teil fiel in den Besitz der Grafen von Deblín, die anstelle der Burg ein Barockschloss errichteten. Später wurde die Burg als Kaserne und Lazarett genutzt und schließlich zum Museum umgebaut. St. Nikolaus-Kirche in Znaim Wir verlassen nun das ehemalige Brauereigelände und spazieren die Velká Františkánská entlang, die uns zur über 800 Jahre alten St. Nikolaus-Kirche führt. Die gotische Kirche wurde auf romanischen Fundamenten in der Mitte des 14. Jhdt errichtet und zur Zeit des Barocks umgestaltet. Highlight des Kirchenbesuchs ist die Kanzel, die in Form eines Globus gestaltet ist – denn wer braucht schon eine normale Kanzel, wenn man bei der Predigt auch über einer Weltkugel schweben kann? In einer Seitennische könnt ihr die reichlich geschmückte Reliquie des Heiligen Bonifazius bewundern, einem Geschenk des Papstes Benedikt IV an die Bürger von Znaim. Man fragt sich, welcher Papst so großzügig ist und einfach einen Märtyrer mit Echtheitsbestätigung verschenkt. Wollte er womöglich nur ein wenig Platz in den überfüllten Katakomben von Rom schaffen? Nach diesem kurzen Stadtspaziergang verlassen wir wieder Znaim. Wir werfen noch einen kurzen Blick auf den Wolfsturm am unteren Ende des Masaryk-Platzes und folgen dem Radweg Richtung Thaya hinunter. Die legendären Znaimer Gurkerln Die Strecke führt zuerst nach Nový Šaldorf und dann geht es wieder hügelig nach Načeratice und Vrbovec. Dieser Abschnitt ist der unattraktivste Teil der heutigen Radtour, der streckenweise von stärkerem Autoverkehr geprägt ist. Wir radeln über das fruchtbare Land Südmährens, wo unteranderem die bekannten Znaimer Gurkerln wachsen. Einst hatte die Znaimer Bevölkerung den unerbittlichen Ehrgeiz die perfekten Gurkerln zu züchten. Und endlich, nach vielen Versuchen und Kreuzungen mit Samen aus Ungarn und dem Orient, war es soweit – das perfekte Znaimer Gurkerl war geboren! Die Gurkerln wurden sogar als Wunderwaffe gegen die Pest gepriesen. Als im 17. Jahrhundert die Pest die Stadt heimsuchte und viele Menschenleben hinraffte, hatte ein Znaimer Geistlicher einen ungewöhnlichen Lösungsansatz. »Wenn schon nichts anderes hilft, dann probieren wir es doch mal mit unseren Gurkerln« und propagierte diese als Allheilmittel! Ob es wirklich geholfen hat, darüber schweigt die örtliche Chronik. Aber wer weiß, vielleicht haben Znaimer Gurkerln wirklich geheime Kräfte, die noch nicht erforscht worden sind. Von der Grenze auf den Heidberg Mittlerweile haben wir Dyjákovičky erreicht, einem Ort, wo die Schönheit der Strecke wiederkehrt und die Herausforderung beginnt. Denn gleich nach dem Dorf beginnt ein lang gezogener Anstieg in Richtung österreichische Grenze auf den 305 Meter hohen Heidberg. Ist die Anhöhe endlich erreicht, habt ihr knapp 100 Höhenmeter überwunden, die Grenze wieder überschritten und euch eine kurze Rast verdient. Hier steht das hübsche Urlauberkreuz, das an den Sohn des alten Weinbauers Fürnkranz erinnert, der an dieser Stelle von einer Schlägertruppe brutal zusammengeschlagen wurde, weil er seine Spielschulden nicht begleichen konnte. Aber keine Sorge, heute ist hier alles sicher. Dafür sorgt schon der Dorfgendarm Simon Polt, der hier mit seinem alten Waffenrad für einige Filmszenen durch die Landschaft radeln durfte. Das Urlauberkreuz wurde übrigens von Wallfahrern gespendet, die früher Urlauber genannt wurden. Gegenüber des Urlauberkreuzes gibt es noch eine zusätzliche Attraktion: Kunst im Weingarten! Dabei handelt es sich um ein Klavier, das aussieht, als hätte es sich selbst in Beton gegossen. Entworfen wurde das Betonklavier vom israelischen Künstler Joav Weiss. Nach all den Strapazen und Entbehrungen auf der bisherigen Strecke eröffnet sich kurz nach dem Urlaubskreuz eine Oase der Erfrischung und Entspannung – die »Radlerrast Herbert, Bernd und Fredi’s Hütte«. Hier könnt ihr euch bei einem Gläschen Veltliner oder einem reschen G’spritzten von den Qualen der vergangenen Kilometer erholen und die wundervolle Aussicht ins Pulkautal genießen. In der Nähe der Radlerrast befindet sich auch die Heidbergwarte mit großartiger Aussicht über weite Teile Niederösterreichs vom Wechsel bis zum Hochschwab. Nur das malerische Retz verbirgt sich fast zur Gänze in einer Mulde. Über den Schatzberg zurück nach Retz Von der Heidbergwarte geht es für die nächsten zwei Kilometer flott bergab Richtung Pulkautal. Leider sind es vergebene Höhenmeter, denn bald müssen wir uns vier Kilometer lang den 305 Meter hohen Schatzberg hinaufquälen. Wenn wir schließlich den Gipfel des Schatzberges erreichen, dürfen wir uns als »Glocknerkönig« feiern lassen. Südmährer-Warte Am Schatzberg befindet sich die Südmährer Warte, die in den 1980er Jahren als Mahnmal für die Vertreibung der Deutschsüdmährer aus dem Kreis Znaim nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet wurde. Der Blick von der Warte reicht weit ins Mährische hinein. Nun geht es wahrlich flott die nächsten fünf Kilometer bergab nach Unterretzbach. Von dort aus ist es dann nur noch ein Katzensprung zurück nach Retz. FotoalbumWir hoffen, dass wir euch mit unseren Tipps zu einer Radtour ins Grenzgebiet Österreich-Mähren inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: »Wein und Kultur Radweg«. Streckenplan Die hier vorgestellte Tour verläuft zum Großteil auf dem »Wein und Kultur Radweg«. Abschnittsweise wurden aber auch andere lokale Radwege benutzt. Tourdaten Radweg-Symbol: Weisse Traube auf rotem Quadrat Schwierigkeit: mittel bis anstrengend Streckenlänge: ca 56 km, Stadtspaziergang: ca 2,5 km Highlights der Strecke: Kulturspaziergang durch Retz und ZnaimAussicht vom Rathausturm in RetzKraftort Heiliger SteinPhantastischer Ausblick auf Znaim von KuhbergBlick von der Znaimer Burg auf die St Nikolauskirche Wein- und Hügellandschaft entlang des Weges Sonstige Hinweise: Dieser Radtour haben wir erstmals 2015 in Angriff genommen. Im Mai 2023 wurde diese von uns wieder befahren. Da der Rathausturm in Znaim zur Zeit (2023) restauriert wird, stammen die Fotos mit Turm aus 2015. [...]
AUSFLUG RUND UM WIEN – RUNDWANDERUNG ZUR BURG MÖDLING UND ZUM HUSARENTEMPEL
AUSFLUG RUND UM WIEN – RUNDWANDERUNG ZUR BURG MÖDLING UND ZUM HUSARENTEMPELDer zehn Kilometer lange Rundwanderweg verbindet die Ruine Mödling mit dem Husarentempel, zwei beliebte Wander- und Ausflugsziele rund um Wien. Als Draufgabe gibt es noch das Matterhörndl. Mödling Bevor wir loswandern, unternehmen wir noch einen kleinen Stadtspaziergang durch die sehenswerte Altstadt von Mödling. Ausgangspunkt ist der Schrannenplatz. Hier erwartet uns das Rathaus, welches bereits im Spätmittelalter als Markthaus und Marktgericht errichtet wurde. Wo einst über Übeltäter Recht gesprochen wurde, wird heute besonders gerne der Bund fürs Leben geschlossen. Nur einen Steinwurf entfernt befindet sich in der Herzoggasse 4 der sogenannte Herzoghof. Den Namen verdankt das prächtige gotische Gebäude seinem ehemaligen Bewohner Herzog Przemysl von Troppau. Der Kaiser hatte den den Geistlichen nach Mödling geschickt um den Bewohnern das »Wort Gottes« wortgewaltig näher zu bringen. Habt Ihr schon das »Manderl unterm Dach« entdeckt? Dieser Steinkopf befindet sich am Erker oberhalb der drei Wappen. Es soll einen Hausbesitzer darstellen, der gerne von seinem Fenster den Mägden auf der Gasse nachschaute. Folgt nun der Pfarrgasse hinauf zur gotischen Pfarrkirche St Othmar, deren Bau 1454 begonnen und deren Fertigstellung fast bis zum »Sankt-Nimmerleins-Tag« gedauert hat. Als die Arbeiten an der Kirche nach 69 Jahren endlich abgeschlossen waren, konnten sich die Mödlinger nur sechs Jahre an dem prächtigen »Haus Gottes« erfreuen. 1529 schauten die Türken in Mödling vorbei und brannten das Gotteshaus nieder. Der Wiederaufbau dauerte noch länger als die seinerzeitige Errichtung. Der Weihrauchduft von der Einweihungsfeier des neuen Kirchenbaus lag noch in der Luft, als türkische Horden im Jahr 1683 erneut in Mödling einfielen. Hunderte Menschen, die in die Kirche geflüchtet waren, wurden niedergemetzelt. Die Kirche selbst ging neuerlich in Flammen auf. Nachdem die Türken vertrieben waren, erfolgte der zügige Wiederaufbau von St Othmar. Bereits 1690 konnten die Mödlinger die Einweihung der heutigen Pfarrkirche feiern. Auf dem Pfarrplatz steht auch noch das älteste erhaltene Bauwerk der Stadt. Schon die Babenberger konnten diesen prächtigen Karner bewundern. Es gibt sogar Gerüchte, dass dieses Beinhaus ursprünglich als Kapelle für die Tempelritter erbaut wurde. Ist hier gar der legendäre Templerschatz in einem unbekannten unterirdischen Gang vergraben? Die Templer hatten jahrelang größeren Grundbesitz in der Umgebung von Mödling. Also warum nicht? Gesichert gilt jedoch, dass das auffällige Doppelzwiebeldach aus der Zeit des Barocks stammt. In der Klausen Genug der Geschichte, jetzt wird gewandert! Geht zuerst die Kirchengasse bergab bis zum Mödlingbach und folgt danach dem Weg entlang des Baches in die »Mödlinger Klause« hinein, einem Engtal mit steilen und zerklüfteten Wänden. Ihr passiert dabei das mächtige Aquädukt der I. Wiener Hochquellenwasserleitung, welche seit 1873 die Stadt Wien mit bestem Trinkwasser aus dem Gebiet Schneeberg und Rax versorgt. Vor uns erhebt sich rechter Hand am Kalenderberg der »Schwarze Turm«. Dieser wurde am Beginn des 19. Jhdt von Joseph Hardtmuth für Fürst Johann I von Liechtenstein errichtet. Über den umtriebigen Fürsten stolpern wir heute noch öfters, daher kurz zu Joseph Hardmuth. Hardmuth ging in die Geschichte nicht nur durch seine architektonischen Leistungen ein, sondern mit der Erfindung künstlicher Bleistiftminen, die er aus Ton und Graphit herstellte. Rund 200 Meter nach einer Brücke und einem Kinderspielplatz zweigt ein gelb markierter Weg in den Wald ab. Dieser führt uns rasch in engen Kehren zur Burgruine Mödling hinauf. Burgruine Mödling Die Burg Mödling wurde Mitte des 12. Jhdt unter einem gewissen Heinrich de Medlich fertiggestellt. Er war der Sohn des berühmten Babenbergerherzogs Heinrich Jasomirgott. Große Aufregung herrschte unter den Burgfräuleins und Mägden als im Jahr 1219 der populäre Minnesänger Walther von der Vogelweide die Burg besuchte. Mit seinen einfühlsamen Liebesliedern brachte er so manches Frauenherz rasch zum Schmelzen. Die weitere Geschichte der Burg ist rasch erzählt. Zuerst kamen die Türken und dann der Blitzeinschlag von 1556. Beide Male ging die Burg in Flammen auf und brannte ab. Übrig blieb eine Ruine, die dem Verfall preisgegeben wurde. Erst Fürst Johann I von Liechtenstein küsste die Ruine aus ihrem Dornröschenschlaf. »Der Schöpfer der Landschaft« erwarb im Jahr 1807 das alte Gemäuer und ließ es als »künstliche Ruine« ganz im Stile der Romantik restaurieren. Der ehrgeizige Fürst hatte sich zum Ziel gesetzt rund um Mödling zahlreiche malerische Blickpunkte zu errichten. Damit folgte er einer Modeströmung, die am Beginn des 19. Jhdt sehr en vogue war. Die damals noch kargen Berghänge der Umgebung ließ der Fürst mit schirmförmigen Schwarzföhren bepflanzen, die noch heute charakteristisch für die Gegend sind. Man stelle sich seine armen Bediensteten vor, wie sie mühsam Setzlinge, Humus und Wasser über Berg und Tal schleppten um die Wünsche des Fürsten zu erfüllen. Im Volksmund werden die Schwarzföhren gerne »Parapluie-Bäume« genannt. Die Bezeichnung stammt noch aus der Zeit des Biedermeiers, als die Verwendung französischer Fremdwörter als très chic galt. Wenn ihr von der Burg Richtung Westen schaut, könnt ihr auf der Spitze des »Kleinen Anninger« unser nächstes Ziel – den Husarentempel – entdecken. Folgt nun den Wegweisern und der gelben Markierung hinunter zur Meiereiwiese. Von dort geht es entlang der blauen Markierung weiter zum Husarentempel. Nun beginnt der anstrengendste Teil der heutigen Wanderung, gilt es doch rund 220 Höhenmeter zu überwinden. Flachere und steile Wegabschnitte wechseln sich regelmäßig auf der rund zwei Kilometer langen Strecke ab. Husarentempel Geschafft! Wir haben den höchsten Punkt unserer heutigen Wanderung erreicht. Vor uns erhebt sich am Gipfel des »Kleinen Anninger« der Husarentempel. Wer jetzt auf Fürst Johann I von Liechtenstein als Bauherrn tippt, hat die nichtgestellte Frage vollkommen richtig beantwortet und sich eine Stärkung verdient. 1813 hatte der Fürst dem Architekten Joseph Kornhäusel den Auftrag erteilt, einen Heldentempel zur Erinnerung für die in den Schlachten von Aspern und Deutsch-Wagram Gefallenen zu errichten. Die heutige Bezeichnung » Husarentempel« geht auf eine alte Geschichte zurück. Nach der Niederlage bei Aspern im Mai 1809, wo Napoleon erstmals den Nimbus des ewigen Siegers verlor, fand nur wenige Wochen danach die Schlacht bei Deutsch-Wagram statt. Diesmal steckten die Österreicher gegen den kleinen Korsen eine herbe Niederlage ein. Fürst Liechtenstein, der die Kavallerie gegen Napoleons Armee kommandierte, geriet während der Kampfhandlungen in Not. In letzter Minute retteten vier Husaren unter Verlust des eigenen Lebens den Fürsten. Als Dank für die Heldentat bestattete man in der Krypta des Tempels die vier Husaren gemeinsam mit drei weiteren Soldaten, stellvertretend für alle Gefallenen der napoleonischen Kriege. Auch wenn diese Geschichte nicht ganz der Wahrheit entspricht, so ist sie zumindest schön erfunden! Genießt nun den wunderbaren Ausblick bis weit über Wien hinaus. Im Vordergrund könnt ihr den Stammsitz der Fürsten von Liechtenstein gut erkennen. Erbaut 1130 musste die Burg Liechtenstein häufige Besitzerwechsel und die Zerstörung durch die Türken im Jahr 1683 miterleben. 1808 kaufte Fürst Johann I von Liechtenstein den Stammsitz seiner Vorfahren zurück und ließ die Ruine ganz im Stile des Historismus als romantische Ritterburg wieder aufbauen. Auf zur nächsten Etappe! Vom Husarentempel gehen wir für ca 200 Meter dieselbe Strecke zurück, die wir gekommen sind, bis rechter Hand ein gelb markierter Weg zwischen Buchen und Föhren Richtung Matterhörndl abzweigt. Das Matterhörndl Gemütlich geht es nun eben dahin. Nach rund 900 Meter stoßen wir auf den breiten Josef Schöffel Wanderweg. Folgt diesem für ein paar Meter und haltet Ausschau nach einem schmalen, kurzen Pfad, der uns direkt zum Matterhörndl führt. »Das Junge« vom Matterhorn ist ein etwa zehn Meter hoher Kalkfelsen und hat von der Form her eine gewisse Ähnlichkeit mit dem berühmten Vorbild in der Schweiz. Quälen Euch Rückenschmerzen? Oder leidet Ihr an sonstigen Krankheiten? Wenn ja, dann hilft Euch das große »Durchkriechloch« im Matterhörndl. Streift Eure Krankheiten am Felsen ab! Der Zauber funktioniert aber nur, wenn ihr das Loch von Ost nach West durchsteigt. Dabei dürft ihr Euch weder umsehen noch ein Wort sprechen. »Hilft´s nix, dann schadt´s zumindest nix«! Alte Funde von Opfergaben deuten jedoch darauf hin, dass die magischen Kräfte des Matterhörndl schon seit Urzeiten den Menschen geholfen haben. Genug der Esoterik, zurück zum Josef Schöffel Weg! Folgt der grünen Markierung bis der Forstweg in der »Anninger Forststraße« mündet. Versucht dort bei den unzähligen Wegweisern und Markierungen den Überblick zu bewahren. Unser nächstes Ziel ist die »Breite Föhre«. Die »Breite Föhre« Wenn ihr hier nun eine imposante Föhre erwartet habt, dann muss ich euch leider enttäuschen. Das 500 (!) Jahre alte Wahrzeichen musste 1997 gefällt werden, da ihr morscher Zustand bereits eine Gefahr für Leib und Leben war. Viele bekannte Künstler aus der Zeit des Biedermeiers, wie Franz Schubert, Ludwig van Beethoven, Franz Grillparzer, Ferdinand Raimund oder Ferdinand Waldmüller, spazierten zur »Breiten Föhre« und ließen sich hier von der romantischen Natur inspirieren. Heute erinnert nur mehr ein Gedenkstein an das einstige Naturdenkmal. Auf zur letzten Etappe. Ihr folgt der roten Markierung Richtung »Goldene Stiege«. Nach einem guten Kilometer erreicht ihr den großen Parkplatz beim Gasthaus Bockerl. Folgt nun dem Straßenzug »An der goldenen Stiege« in das Zentrum von Mödling hinunter. Nun müsst ihr nur mehr der Neusiedlersee Straße und der Kaiserin Elisabeth Straße folgen und schon habt ihr Euren Ausgangspunkt beim Rathaus von Mödling erreicht. Wir wünschen Euch viel Spaß beim »Nach«Wandern dieser wunderschönen Tour im Naturpark Föhrenberge. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Wanderung im Naturpark Föhrenberge inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Wanderung findet Ihr im Fotoalbum unter: VON DER RUINE MÖDLING ÜBER DEN HUSARENTEMPEL ZUM MATTERHÖRNDL Wanderkarte mit den gps-Koordinaten [...]
SEMMERING – ALTE VILLEN, DREI GRANDHOTELS UND DER 20 SCHILLING-BLICK
SEMMERING – ALTE VILLEN, DREI GRANDHOTELS UND DER 20 SCHILLING-BLICKEine gemütliche Semmering-Rundwanderung zu alten Villen, den drei historischen Grand-Hotels, zur Doppelreiterwarte am Wolfsbergkogel und zum berühmten 20 Schilling Blick. Semmering – Sommerfrische des Fin de Siècle Bei diesem beschaulichen Ausflug auf den Semmering tauchen wir ein in die Welt des Fin de Siècle, als Adel, Großbürgertum, Industrielle, Künstler, Literaten und Schauspieler zur Sommerfrische auf den »Zauberberg« fuhren. Sie alle residierten in einem der drei großen Semmering-Hotels, dem Panhans, dem Südbahnhotel oder dem Kurhaus Semmering. Der Aufschwung zu einem der bekanntesten Erholungsorte der Donaumonarchie begann mit der Eröffnung der Semmeringbahn 1854 und der Errichtung des Südbahnhotels im Jahr 1882, welches schon bald von der gut situierten Wiener Gesellschaft regelrecht gestürmt wurde. Den Niedergang als Sommerfrische läutete der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich ein. Als man in den 1960er Jahren lieber auf Urlaub nach Bibione, Caorle oder Lignano auf Urlaub fuhr, verfiel der Semmering endgültig in einen Dornröschenschlaf. Startpunkt Bahnhof Semmering Wir starten am Bahnhof Semmering, wo uns gleich das imposante Denkmal zur Erinnerung an Carl Ritter von Ghega, dem Erbauer der Semmeringbahn, ins Auge sticht. Das Projekt »Semmeringbahn« galt anfangs als heftig umstritten. Die Gegner von Ghegas Plänen kritisierten, dass keine Lokomotive in der Lage wäre, die Steigungen zu bewältigen. Doch die Kritiker sollten sich irren. Am 17.Juli 1854 wird die Semmeringbahn als erste Gebirgsbahn der Welt feierlich eröffnet. Bis heute gilt die Semmeringbahn als Meilenstein der Eisenbahngeschichte, deren Streckenverlauf von 14 Tunneln 16 Viadukten und einer Vielzahl von Steinbrücken geprägt ist. Die vielen Tunnel, Viadukte und Brücken wurden von 20.000 Arbeitern innerhalb von sechs Jahren errichtet und stellten für die damalige Zeit eine technische Meisterleistung dar. Seit 1998 gehört die Semmeringstrecke zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das Grandhotel Panhans Die Zeiten als Pferdekutschen am Bahnhof auf Sommerfrische-Gäste warteten und diese den Berg hinauf zum Panhans kutschierten, sind längst Schnee von gestern. Wir spazieren per pedes über mehrere Serpentinen zum berühmten Hotel der Jahrhundertwende hinauf. Der »Riesenkasten« wurde im Jahr 1888 von Vinzenz Panhans eröffnet, der zuvor Küchenchef im seit 1882 bestehenden Südbahnhotel gewesen war. 1913 wurde das Hotel nach Plänen der Architekten Fellner und Helmer im Stil eines Schweizer Sanatoriums mit aneinander gereihten Loggien umgebaut. Seit dieser Zeit galt das Panhans als eines der größten und luxuriösen Grandhotels Europas. Die Gästeliste des Panhans vor dem ersten Weltkrieg liest sich wie die Gästeliste eines Wiener Literaten-Cafés: Peter Altenberg, Karl Kraus, Arthur Schnitzler oder Stefan Zweig residierten im damaligen »Märchenparadies der vornehmen Welt«. Doch vom einstigen Glanz ist wenig übriggeblieben. Mit dem Ausbleiben der Gäste nach dem Zweiten Weltkrieg stellte das alte Panhans im Jahr 1969 seinen Betrieb ein. Pfarrkirche zur hl Familie Wir verabschieden uns vom Panhans und besuchen die Pfarrkirche Semmering, die nur einen Katzensprung vom einstigen Grandhotel entfernt liegt. Das Gotteshaus, welches der hl Familie geweiht ist, wurde 1894 vom Architekten Gustav Neumann im neogotischen Stil errichtet. Da aber das Geld für den Kirchenbau knapp war, verzichtete man anfangs auf einen Kirchturm. Dies soll Peter Rosegger zu der Aussage bewegt haben, dass »so viele Semmering-Villen Türme ohne Glocken haben, aber die Kirche hat für die Glocken keinen Turm«. Die Hochstraße – Corso und Flaniermeile In Wien flanierte man zur Jahrhundertwende am Ring, in Abbazia am Lugomare und am Semmering entlang der Hochstraße, die das Panhans und das Südbahnhotel bis heute verbindet. Bei einem Spaziergang entlang der Flaniermeile schlossen Großindustrielle lukrative Geschäftsverträge ab, mokierten sich Kaffeehausliteraten über den schlechten Schreibstil eines Konkurrenten und die Damen der bessern Gesellschaft hielten Ausschau nach einer »passenden Partie« für ihren den Backfischalter entflohenen Nachwuchs. Mit der Eröffnung des Südbahnhotels im Jahre 1882 entwickelte sich der Semmering rasch zu einer beliebten Sommerfrische, wo man würzige Bergluft atmen und dem Gestank im sommerlichen Wien entfliehen konnte. Betuchte Gäste ließen sich schon bald ihre eigenen repräsentativen Villen mit Holzbalkonen, Türmchen und Erkern entlang der Hochstraße errichten. Davon gibt es heute noch einige zu sehen. Die Cafés, oder Restaurationen, die einst für das leibliche Wohl sorgten, sind hingegen verschwunden. Wir flanieren ebenfalls der Hochstraße entlang, studieren die Schaukästen des Hochstraßenmuseums, die Auskunft über die Geschichte des Semmering geben und bestaunen jene Geschäftsfassade, die in Riesenlettern Agfa-Filme bewirbt. Aussichtsterrasse Wetterhäuschen Fast schon am Ende der Hochstraße erreichen wir eine Aussichtsterrasse mit einem historischen Wetterhäuschen. Von hier habt ihr wohl den schönsten Blick auf das alte Südbahnhotel, welches das nächste Ziel unserer Wanderung ist. Das ehrwürdige Südbahnhotel Das weithin sichtbare Südbahnhotel mit seiner auffälligen grünen Dachlandschaft mit Zwiebeltürmchen und bedachten Rauchfängen galt einst als das Wahrzeichen der Semmering-Region. Um die Jahrhundertwende war das auf genau 1.000 Metern Seehöhe erbaute »Palasthotel« eines der führenden Luxushotels Europas. Nehmt Euch Zeit und umrundet dieses prächtige historische Hotel mit seinem Fachwerk und den reich verzierten Holzbalkonen. In seiner glorreichen Vergangenheit wurde das Südbahnhotel mehrfach umgebaut und mit den neuesten Annehmlichkeiten der damaligen Zeit ausgestattet. Schon bald nach seiner Eröffnung im Jahre 1882 zog das Hotel aristokratische Kreise, das vermögende Bürgertum und exzentrischer Zeitgenossen an. In einem Bonmot hieß es, »Wer die roten Sisalläufer der Bel Etage betrat, war entweder der Creme de la Creme der Gesellschaft zuzurechnen oder Zimmerkellner«. Vinzenz Panhans begann seine Karriere als Küchenchef im Südbahnhotel und verzauberte die Gäste mit seiner außergewöhnlichen Kochkunst. Nur wenige Jahre später gründete er sein eigenes Hotel und wurde zum schärfsten Konkurrenten des Südbahnhotels. Trotz seines fortschreitenden Verfalls strahlt der schlossartige Bau noch immer die Eleganz der Jahrhundertwende aus. Wie auch die anderen Grandhotels am Semmering geriet das Südbahnhotel in den Nachkriegsjahren in massive wirtschaftliche Schwierigkeiten, sodass in den 1970er Jahren ein Teil des Gebäudes in Eigentumswohnungen umgewidmet und das Hotel selbst geschlossen wurde. Skulpturenpark Semmering Nachdem wir das Hotel von allen Seiten ausgiebig betrachtet haben, folgen wir den Wegweisern Richtung Doppelreiterwarte und 20 Schilling Blick, die uns ein paar Höhenmeter tiefer und durch einen schattigen Wald zum Skulpturenpark führen. Im Skulpturenpark sind Werke des Künstlers Ignaz Semlitsch ausgestellt, die er aus den verschiedensten Metallen und Acryl geschaffen hat. Kann man sich ansehen, muss man aber nicht. Kurhaus Semmering Vom Skulpturenpark ist es nicht weit bis zum dritten großen Grand-Hotel der Jahrhundertwende. Das Kurhaus Semmering wurde 1909 eröffnet und galt mit seiner Ausstattung und Einrichtung als ein Musterbeispiel einer eleganten Kuranstalt, wie sie Thomas Mann in seinem »Zauberberg« schilderte. Das nach den Plänen der Architekten Krauß und Tölk errichtete Nobelquartier am Wolfsbergkogel war bekannt für seine medizinisch verordneten Liegekuren in frischer Höhenluft und den einzigartigen Blick auf den Sonnwendstein. »Die Kur ist der melancholische und mühselige Versuch, eine gebrochene Maschinerie zu reparieren«, meinte Peter Altenberg bei seinem Aufenthalt im Kurhaus. Unter den zahlreichen weiteren Kurgästen finden sich so klingende Namen wie Max Reinhardt, Arthur Schnitzler, Anton Wildgans oder Franz Werfel. Mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 begann auch für das Kurhaus die Zeit des stetigen Niedergangs. Zuerst wurde es als Wehrmachtlazarett verwendet, danach als Unterkunft für die russische Besatzungsmacht. Bis 1988 diente das Kurhaus noch als Erholungsheim für Bundesbedienstete. Doppelreiterwarte Ein leicht ansteigender Waldpfad führt uns zuerst zu einem Aussichtpunkt mit herrlichem Blick auf den Kurort Semmering und anschließend zu der im Jahre 1910 errichteten Doppelreiterwarte. Von der Aussichtsplattform bietet sich ein 1A-Rundblick über die Weinzettelwand, Rax und Schneeberg. Die 300 Meter hohe und rund 1.200 Meter lange Weinzettelwand galt als das größte Hindernis beim Bau der Semmeringbahn. Ursprünglich plante Ghega die Trasse der Bahn außen an der Steilwand entlangzuführen. Doch nach einem Felssturz, bei dem 14 Bergleute starben, musste Ghega die Trasse umplanen und in das Berginnere verlegen. Der legendäre 20 Schilling Blick Nachdem wir einen kurzen steilen Pfad über Stock und Stein überwunden haben, geht es gemütlich durch einen dichten Wald weiter. Nach wenigen Gehminuten erreichen wir den berühmten »20 Schilling Blick«. Von hier eröffnet sich die wunderschöne Aussicht auf das 184 m lange und 46 m hohe »Kalte Rinne-Viadukt«, welches einst als Motiv die Rückseite des österreichischen 20 Schilling Note zierte. Daher auch der Name für diesen Aussichtspunkt. Fast fühlt man sich in eine Modelleisenbahnanlage versetzt, wenn ein winzig kleiner Zug das Viadukt quert und in einem Tunnel verschwindet. Zurück zum Ausgangspunkt Nachdem wir die Aussicht beim 20 Schilling Blick ausgiebig genossen haben, machen wir uns auf den Rückweg. Ihr folgt dem Wanderweg weiter bis zur Kurhausstraße, spaziert den Waldweg zum Südbahnhotel hinauf und folgt anschließend der Adlitzgrabenstraße, Villenstraße und der Südbahnstraße bis zum Bahnhof Semmering. Entlang dieser Route könnt ihr noch die eine oder andere hübsche Villa entdecken. Wir hoffen, die Tour hat Euch gefallen und wir wünschen Euch viel Spaß beim »Nach«Wandern. FotoalbumWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Wanderung am Semmering inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Wanderung findet Ihr im Fotoalbum unter: SEMMERING –WANDERN AUF DEN SPUREN DES FIN DE SIÈCLE [...]
WEINWANDERN – VON MARIA ENZERSDORF ÜBER DEN RAUCHKOGEL NACH BRUNN
WEINWANDERN – VON MARIA ENZERSDORF ÜBER DEN RAUCHKOGEL NACH BRUNNDiese feine acht Kilometer lange Rundwanderung führt vom Schloss Hunyadi in Maria Enzersdorf zur Ruine Rauchkogel und zurück über Brunn am Gebirge. Beeindruckend ist der Blick auf Wien und zur Burg Liechtenstein. Am Abschluss der Wanderung erwartet Euch noch ein eher unbekanntes Architektur-Juwel. Schloss Hunyadi in Maria Enzersdorf Wir beginnen die kleine feine Wanderung durch die Thermenregion beim Schloss Hunyadi. Das spätbarocke Schloss wurde 1766 für den Wiener Kaufmann Joseph von Patuzzi errichtet. Seinen Namen verdankt das Schloss dem kaiserlichen Oberzeremonienmeister Graf Koloman Hunyadi und seine Frau Alexandrine, die von 1876 bis 1901 die Eigentümer waren und hier rauschende Feste feierten. Nach dem ersten Weltkrieg beherbergte Schloss Hunyadi eine Keks- und Teigwarenfabrik und ein Mädchenpensionat. Seit 1961 ist das Schloss im Besitz der Marktgemeinde Maria  Enzersdorf, die das historische Gebäude als Veranstaltungsort für Konzerte, Theateraufführungen oder Bälle nutzt. Wir spazieren nun durch denn Schlosspark und folgen danach der Liechtensteinstraße und Johannesstraße durch ein Villenviertel Richtung Rauchkogel. Der Rauchkogel Der Rauchkogel ist eine alte Kulturlandschaft, wo schon seit Jahrhunderten Wein angebaut wird. Sein Name leitet sich von »rauer Kogel« ab. Rau, deshalb, weil hier die Böden stellenweise recht steinig sind. Zudem fegen manchmal recht »raue« Winde über den Kogel. Der Weg führt uns zum höchsten Punkt des Hügels, wo sich die Ruine Rauchkogel erhebt. Wer Lust und Laune hat – die Laune endet meist nach der vierten Tafel – kann die zahlreiche Informationstafeln lesen, die sich mit den Themen seltene Trockenpflanzen oder Weinbau beschäftigen. Die künstliche Ruine wurde 1820 von Fürst Johann I. von Liechtenstein errichtet. Damit folgte der Fürst einer Modeströmung, die am Beginn des 19. Jhdt sehr en vogue war. Im Zuge der Romantik stifteten Mäzene dem Volk künstliche Ruinen an landschaftlich schönen Stellen um die malerische Wirkung noch zu verstärken. Weitere bekannte Ruinen des Fürsten sind der Türkensturz oder der Husarentempel bei Mödling. Von der Ruine Rauchkogel bietet sich auch ein schöner Blick auf die Burg Liechtenstein, die um 1130 erbaut wurde. 1683 wurde die Burg durch türkische Horden großteils zerstört. 1808 lässt Fürst Johann I. von Liechtenstein die Burgruine als romantische Ritterburg ganz im Stile des Historismus wieder aufbauen. Ausblick auf Wien und Perchtoldsdorf Vorbei an prächtigen Einfamilienhäuser am Steinriegel spazieren wir nun hügelrauf und hügelrunter. Kurze schattige Waldabschnitte im Bamhartstal lösen sich mit den Weingärten am Sieghartsberg ab. Schon bald darauf erreichen wir einen Weingarten am Brunner Berg, von wo sich ein phantastischer Blick auf Wien – von der Kirche am Steinhof bis zum Donauturm – und Perchtoldsdorf bietet. Wenn man soviele Weinstöcke sieht bekommt man Lust auf einen Heurigenbesuch. Habt Ihr gewußt, dass das »Leutgeben« nur den Behausten, die ständig in Brunn wohnten, erlaubt war? Wobei das Wort »Leut« aus dem Neuhochdeutschen kommt und Wein oder Obstwein bededeutet. Diese Weisheiten könnt Ihr in der Nähe des schönen Ausblicks auf einer Infotafel nachlesen. Vom Brunner Berg geht es durch ein Villen- und Wohnviertel gemütlich hinunter in das Zentrum von Brunn am Gebirge. Werft vielleicht einen kurzen Blick auf das Alte Rathaus und den spätbarocken Donatus-Brunnen. Der hl Donatus ist übrigens der Schutzpatron der Brunner Bauern. Schon seit mehr als 200 Jahren tragen die Brunner den Spitznamen »Pfeascha«, weil die Weinbauern früher gerne Pfirsichbäume zwischen den Weingartenreihen gesetzt haben. Der Obstanbau sorgte für ein zusätzliches Einkommen neben dem Weinbau. Art Nouveau in Brunn am Gebirge Brunn am Gebirge wartet aber noch mit einem architektonischen Kleinod auf. Dieses befindet sich in der Franz-Keim-Gasse und würde man hier kaum vermuten. Die Jugendstilreihenhäuser in Brunn am Gebirge gelten als das einheitlichste Ensemble im Stil der Wiener Secession. Errichtet wurden die Gebäude nach den Plänen des Architekten Sepp Hubatsch im Jahr 1902. Hubatsch trat bei der Errichtung der zehn Zweifamilienhäuser selbst als Bauherr auf. Von der Jugendstilhäuserzeile ist es dann nur mehr ein Katzensprung bis zum Ausgangspunkt beim Schloss Hunyadi. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Wanderung rund um Maria Enzersdorf inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Wanderung findet Ihr im Fotoalbum unter: VON MARIA ENZERSDORF ÜBER DEN RAUCHKOGEL NACH BRUNN Wanderkarte mit den gps-Koordinaten [...]