KAMPTALRADWEG – VON HORN ÜBER STIFT ALTENBURG NACH HADERSDORF

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Rosenburg

Die mächtige Burgruine Gars, das prachtvolle Schloss Rosenburg, das barocke Stift Altenburg und eine reizvolle Flusslandschaft zeichnet den Kamptalradweg aus.

Es fährt ein Zug nach Horn

Bahnhof Hadersdorf

Unsere heutige Radtour beginnt in Hadersdorf am Kamp, von wo aus wir entspannt mit der Kamptalbahn zu unserem Startpunkt in Horn gelangen. Nach einer etwa fünfzigminütigen Bahnfahrt erreichen wir den Bahnhof. Von hier aus planen wir, zunächst dem Klosterradweg in Richtung Altenburg zu folgen. Leider sind die Hinweisschilder für den Klosterradweg an diesem Punkt recht rar gesät . Daher empfiehlt es sich am besten, einfach der Bahnhofstraße ins Zentrum zu folgen.

Grasel-Turm

Horn

Wir radeln vorbei am Grasel Turm, der nach dem legendären Räuberhauptmann Grasel benannt ist. Um 1800 trieben Grasel und seine Gefährten ihr Unwesen im Waldviertel. Ein bunter Strauß an Verbrechen schmückte ihre Liste: Mord, Entführung, Totschlag, Erpressung – so ziemlich jede Untat, die das Gesetzbuch zu bieten hatte. In der Legende heißt es, dass Grasel den Reichen nahm, um es den Armen zu geben – eine Art Robin Hood des Waldviertels, wenn man so will. Als man Grasel endlich habhaft wurde, verurteilte ihn das Gericht zum Tod durch Erhängen. Der Überlieferung nach sollen Grasels letzte Worte gewesen sein, »Jessas, so vül Leit!«

Hauptplatz von Horn

Horn

Die Suche nach dem Einstig zum Klosterradweg führt uns zum Hauptplatz von Horn, wo wir einen kurzen Stopp einlegen. Horn gilt als eine Stadt der Renaissance. Diesen Ruf verdankt sie dem einflussreichen Adelsgeschlecht der Puchheimer, welches einst zu den führenden protestantischen Adeligen des Landes zählte. Während ihrer Herrschaft wurden zahlreiche prächtige Renaissancehäuser am Hauptplatz erbaut. Darunter finden sich Juwelen wie das Sgraffitohaus und die Georgskirche.

Horn

Die Georgskirche wurde Ende des 16. Jhdt als repräsentatives protestantisches Gotteshaus errichtet. Besonders bemerkenswert ist das steile Pyramidendach des Kirchturms, gekrönt von Ecktürmchen. Dieses architektonische Meisterwerk wurde dem Turm der berühmten Teynkirche in Prag nachempfunden und gilt heute als das unverwechselbare Wahrzeichen von Horn.

Horn

Als Reicharts von Puchheim und andere protestantische Adelige während des Dreissigjährigen Krieges die aufständischen Stände in Böhmen unterstützen, führte dies zur Eroberung der Stadt durch kaiserliche Truppen und zur Verurteilung des Puchheimers. Stadt und Herrschaft Horn wurden ihm entzogen und in der Folgezeit rekatholisiert. Nun aber genug der Geschichte. Es geht weiter zur Brücke über die Taffa, wo wird endlich das erste Hinweisschild auf den Klosteradweg entdecken.

Entlang der Taffa

Stift Altenburg

Wir folgen nun der Taffa Richtung Frauenhofen. Eine schöne ebene Strecke erwartet uns. Kurz nach Frauenhofen ist es vorbei mit der Gemütlichkeit. Ein knapp zwei Kilometer lange Anstieg nach Altenburg beginnt. Wälder und Felder wechseln sich entlang der Strecke ab. Am Scheitelpunkt des Anstiegs können wir erstmals in der Ferne das Stift erblicken. 

Das Troger-Stift Altenburg

Stift Altenburg

Die Geschichte des Benedektinerstifts Altenburg reicht bis in das Jahr 1144 zurück und ist gekennzeichnet von Zerstörung und Wiederaufbau. Kumanen, Hussiten und der ungarische König Matthias Corvinus suchten die Klosteranlage heim. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Altenburg durch schwedische Truppen unter General Torstenson zum Großteil zerstört.

Stift Altenburg

Übrig blieb nur mehr ein »wüster Steinhaufen«, den Abt Benedikt Leiß einebnen ließ. Unter Abt Placidus Much entstand jene prachtvolle Barockanlage, die wir heute noch bewundern können. Der Abt holte die herausragendsten Künstler seiner Zeit, den Baumeister Josef Munggenast und den Maler Paul Troger, an Bord, um das prächtigste Barockjuwel des Waldviertels zu schaffen.

Stift Altenburg

Einen Besuch der Stiftskirche oder eine Führung durch die Klosteranlage solltet ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen. Besonders beeidruckend ist die mehr als 700 m² große Hauptkuppel der Stiftskirche, die zweifellos zu den eindrucksvollsten Werken Paul Trogers zählt.

Stift Altenburg - Krypta

Krypta, Bibliothek oder Kaiserstiege, tragen ebenfalls die Handschrift des Malers und zählen zu den besonderen Highlights eines Rundgangs.

Schloss Rosenburg, Juwel der Renaissance

Rosenburg

Unser nächstes Ziel ist die prächtige Rosenburg, die auf einem mächtigen Felsen über dem Kamptal thront. Ihrem Namen verdankt das Renaissanceschloss dem ehrwürdiger Ritter Gozwin, der vor rund 1.000 Jahren auf diesem Felsen hauste. Seine heldenhaften Taten – welche dies waren bleiben in der Dunkelheit der Geschicht verborgen – brachten ihm die Anerkennung von niemand Geringerem als Leopold V ein, der ihm den Ritterschlag verlieh. Fortan führte er den stolzen Titel Gozwin de Rosenberg. Die zart blühenden Wildrosen am Fuße des Kamptalfelsens erwiesen sich als Quelle seiner Namensinspiration.

Rosenburg

Das Renaissanceschloss wurde erstmals 1175 urkundlich erwähnt und befindet sich seit 1681 im Besitz der Familie Hoyos-Sprinzenstein. Falls es die Zeit erlaubt und ihr euch gerne zwei Kilometer den Schlossberg bergauf quält, dann solltet ihr der Rosenburg unbedingt einen Besuch abstatten. Belohnt werdet ihr mit einer einzigartigen Schlossanlage mit einem prächtigen Renaissance-Turnierhof und interessanten Ausstellungsräumen mit umfangreichen Sammlungen von alten Möbeln, Kunstobjekten und Waffen.

Historische Tabak-Trafik

Wer die Rosenburg nicht mit dem Fahrrad erkunden möchte, kann auch in etwa 20 Minuten zu Fuß zum Renaissanceschloss hinaufwandern. Startend im Dorf, in der Nähe der historischen »K.K. Taback Trafic«, die vermutlich zu den ältesten Trafiken der Region zählt, führt ein Wanderweg über den eisernen Kampsteg und den Burgsteig bis zum Schloss.

Grasl-Höhle

Auf halbem Weg passiert man dabei die Graselhöhle, die laut Überlieferung ein Versteck des Räuberhauptmanns gewesen sein soll. Die Gänge der Höhle, die auch als »Zwerglloch« bekannt ist, erstrecken sich über eine Gesamtlänge von ungefähr 100 Metern. Es wird auch erzählt, dass von der Höhle aus ein Geheimgang in den Weinkeller der Rosenburg führte. Beide Geschichten gehören vermutlich eher ins Reich der Phantasie. Gesichert ist jedoch, dass die Höhle bereits in der Jungsteinzeit bewohnt war, wie Funde von zerbrochenen Tongefäßen bestätigen.

Carmen meets Rigoletto in Gars am Kamp

Dem Kamp entlang

Nach dieser kleinen Wanderung setzen wir unsere Reise entlang des Kamptalradwegs in Richtung Gars fort. Ab diesem Punkt ist die Strecke des Kamptalradwegs deutlich markiert, und wir bewegen uns auf Fahrrad- und Güterwegen oder entlang ruhiger Nebenstraßen.

Gars am Kamp

Gars am Kamp wird von einer der ältesten Ritterburgen des Landes gut bewacht. Ein steiler Fußweg führt in zehn Minuten hinauf zur alten Babenbergerburg, die man kostenlos besichtigen kann. Im 11. Jhdt war die mächtige Garser Burg unter Markgraf Leopold II für einige Jahre Regierungssitz der Babenberger. Kaum zu glauben, aber damit war Gars für kurze Zeit die Hauptstadt des damaligen Österreichs. Doch der Sohn von Leopold II, Leopold III oder vulgo der »Der Heilige«, konnte sich so gar nicht mit dem rauhen Klima im Waldviertel anfreunden. Er verlegte seinen Regierungssitz nach Klosterneuburg, wo er gleich einmal ein Stift gründete. Der Legende nach genau an jener Stelle, wo der kostbare Schleier seiner Gattin durch eine Windstoß geweht worden war.

Burgruine Gars

Der Nordturm bietet nicht nur eine kleine Ausstellung über die Geschichte der Burg, sondern auch einen schönen Ausblick über das Kamptal und das Horner Becken. Seit Ende der 1980er dienen die jahrhundertealten Mauern als Kulisse für das jährliche Opernfestival. Wo einst der Minnesang die Burgherrn erfreute, erklingen heute Bizets Carmen oder Rossinis Barbier von Sevilla.

Lost Place in Gars

Das Bürgertum schätzte Gars anfangs des 20. Jhdt als Ort der Sommerfrische. Alte Villen und der Kurpark zeugen noch heute von dieser großen Vergangenheit. Bekanntester Stammgast war der Opern- und Operettenkomponist Franz von Suppé.

Cafe Ehrenbeger

Das Traditionscafe Ehrenberger lädt am Hauptplatz zu einer kleinen Stärkung ein. Hier gibt’s nicht nur den Original Waldviertler Mohnzuzler – nicht verkostet – sondern auch hervorragende Kokoskuppeln. Davon habe ich mich persönlich überzeugt.

Dem Kamp immer entlang

Am Kamptalradweg

Von Gars verläuft der Kamptalradweg stets in der Nähe des Flusses. Der Kamp ist kein geradliniger Fluss. Mäanderartig und geheimnisvoll fließt er durch ein enges Tal, welches sich erst südlich von Schönberg weitet. Mit 159 km ist der Kamp der längste Fluss des Waldviertels, der im Weinsberger Wald enspringt und bei Grafenwörth in die Donau mündet. Der Name Kamp ist keltischen Ursprungs und bedeutet soviel wie »krumm«.

Kamptalbahn

Mächtige historische Bogenbrücken der Kamptalbahn queren immer wieder den Fluss. Ab Stiefern und Schönberg ändert sich die Landschaft. Das Kamptal wird breiter. Die ersten Weingärten sind zu sehen. Grüner Veltliner und Riesling erfreuen sich hier größter Beliebtheit.

Kamptalwarte

Vom Heiligenstein winkt aus der Ferne die Kamptalwarte herüber. Eingebettet zwischen Wäldern und Weinterrassen könnt ihr diese nach einer rund dreißig minütigen Wanderung erreichen.

Von der Weinstadt Langenlois zum Tor des Kamptals

Langenlois

Von Zöbing ist es nicht mehr weit bis in das Zentrum der Weinstadt Langenlois. Rund um den sehenswerten Kornplatz reihen sich zahlreiche Bürgerhäuser aus der Renaissancezeit. »In Langenlois, in Langenlois, dort packt die Zenz den langen Lois und gibt ihm einen herzhaften Schmatz, in Langenlois mitten am Platz« sang einst Hermann Leopoldi. Gerüchteweise gilt dieses Lied noch immer als heimliche Hymne von Österreichs größter Weinbaustadt.

Langenlois, Kornplatz mit Ursin-Haus

Seit Jahrhunderten ist die Hauptstadt des Kamptals wegen ihrer hervorragenden Weine bekannt. Besonders die Reben des Grünen Veltliners finden auf den kalkhaltigen Lössboden ein ideales Terrain. Mit seiner prächtigen Fassade zählt das Ursin-Haus zu den schönsten Bauwerken am Kornplatz. Darin befindet sich ein Eldorado für Weinliebhaber, nämlich die Gebietsvinothek des Weinbaugebiets Kamptal mit über 300 Weinen von rund 60 Winzern.

Schloss Haindorf

Schloss Haindorf

Wir verlassen den weinseligen Ort und radeln entlang des Loisbachs zum Schloss Haindorf. Über Schloss Haindorf ist wenig Historisches überliefert. Es wird vermutet, dass die barocke Anlage an jener Stelle errichtet wurde, wo sich einst im Mittelalter die »Loisbachmühle« befand. Im Laufe der Geschichte wechselten die Besitzer häufig. Bekannt ist Schloss Haindorf als Kulisse für die »Operettenfestspiele Langenlois«. Hier trifft im Sommer die Csárdásfürstin die lustige Witwe und der Bettelstudent besucht den Zigeunerbaron im weißen Rössl.

Schloss Gobelsburg

Schloss Gobelsburg

Nur einen kurzen Sprint von Schloss Haindorf entfernt, steht Schloss Gobelsburg, gut bewacht von zwei grimmig schauenden Löwen. Diese zierten einst die alte Wiener Aspernbrücke über den Donaukanal, die im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht gesprengt wurde. Doch wie kamen die Löwen nach Gobelsburg? Nach dem man bei der Neuerrichtung der Aspernbrücke für die Raubkatzen keine Verwendung mehr hatte, beschloss die Stadt Wien sich mit einem Löwenpärchen bei den Langenloisern für eine »10.000 kg Weintrauben Spende« für Wiener Kinder im Jahr 1945 zu revanchieren.

Schloss Gobelsburg

Sein heutiges barockes Aussehen verdankt das Schloss einem Umbau durch Joseph Munggenast im Jahre 1725. Munggenast gilt als der bedeutendste Baumeister des niederösterreichischen Barocks zu dessen Hauptwerken die Umbauten der Stifte Geras, Altenburg oder Melk zählen. Nach mehreren Besitzerwechsel erwirbt im Jahre 1740 das Stift Zwettl das Schloss mit seinen Weingärten und lässt es zu seinem wichtigsten Weingut ausbauen. Bekannt ist das Schlossweingut Gobelsburg für seinen Messewein, der nur mit der Erlaubnis des Bischofs produziert werden darf. Obwohl das Schloss nicht direkt am Kamptalradweg liegt, lohnt sich der kurze Umweg von nicht einmal 250 Meter.

Die letzte Etappe: Hadersdorf am Kamp

Hadersdorf am Kamp

Der Kamptalradweg führt uns mitten auf den Hauptplatz von Hadersdorf, dem Tor zum Kamptal. Der Hauptplatz wird dominiert von einem riesigen Park um den sich Häuser aus der Zeit der Spätgotik, der Renaissance und des Barocks gruppieren. Bevor wir uns auf den Weg zum Bahnhof machen, drehen wir noch schnell eine Ehrenrunde um diesen “Marktplatz der Jahrhunderte”. Kurz danach erreichen wir den Bahnhof und unseren Ausgangspunkt.

Fazit

Schöne Radtour mit imposanten Burgruinen, prächtigen Schlössern, dem schönsten Barockstift des Waldviertels, sowie einer reizvollen Flusslandschaft.

Streckenplan

Tourdaten

Die Radtour beginnt in Horn. Zuerst folgt man dem Klosterradweg nach Altenburg. Ab Altenburg wechselt man auf den Kamptalradweg, welcher einem über Gars und Langenlois nach Hadersdorf am Kamp führt.

Radweg-Symbol: Grünes Schild “Klosterradweg” bzw “Kamptalweg”

Schwierigkeit: mittel, mehrere kleinere Steigungen, ein langer Anstieg von Frauenhofen nach Altenburg, sowie fakultativ zum Schloss Rosenburg.

Strecke: ca 49 km  

Highlights des Kamptalradwegs:

  • Stift Altenburg
  • Schloss Rosenburg
  • Burgruine Gars
  • Hauptplatz von Langenlois und Hadersdorf
  • Schloss Gobelsburg
  • Die Flußlandschaft des Kamp

Der Einstig in Horn war ein wenig schwierig zu finden. In Hadersdorf muss man auch aufpassen um den Weg zum richtigen Bahnhof zu finden. Es empfiehlt sich ein gps oder eine Radkarte mitzunehmen.

Der Kamptalradweg wurde erstmals 2017 und nochmals im August 2023 befahren.