STADTSPAZIERGANG BERLIN – AUF DEN SPUREN DER BERLINER MAUER

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28 Jahre, 2 Monate und 28 Tage teilte die Berliner Mauer die Stadt in einen Ost- und Westsektor. Nach dem Mauerfall 1989 verschwand sie fast völlig aus dem Stadtbild. Die wenigen Reste zählen heute zu den beliebtesten Touristenattraktionen. Dieser Stadtspaziergang führt Euch zu vier Orten, die an die Mauer und ihre Opfer erinnern.

Brandenburger Tor – Symbol der Wiedervereinigung

Brandenburger Tor

Ausgangspunkt unserer “Berliner Mauer-Tour” ist das Brandenburger Tor. Das frühklassizistische Triumphtor gilt heute als Symbol der deutschen Wiedervereinigung.

“Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!”

DDR-Staatschef Walter Ulbricht, 15. Juni 1961

Mit diesem Satz ging Ulbricht als einer der größten Lügner in die Geschichte ein. Denn zwei Monate später, am 13. August 1961, ließ das DDR-Regime eine 156 Kilometer lange Mauer rund um Berlin errichten. Davon verliefen rund 44 Kilometer mitten durch die Stadt, direkt am Brandenburger Tor vorbei. Für mehr als 28 Jahre stand nun das Brandenburger Tor im streng bewachten Todesstreifen und bildete die markante Grenze zwischen West- und Ostberlin.

Brandenburger Tor

“Herr Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor und reißen Sie diese Mauer ein!”

US-Präsident Ronald Reagan beim Besuch des Brandenburger Tors am 12.6.1987

Knapp zweieinhalb Jahre später ging der Wunsch von Reagan in Erfüllung. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 fiel die Berliner Mauer und die ersten Grenzübergänge wurden geöffnet. Die Bilder von tanzenden Menschen auf der Mauer gingen rund um die Welt. Mauerspechte klopften mit Hammer und Meißel Mauerstücke aus dem verhassten Bauwerk und verkauften diese für teures Geld als Souvenirs. Zur Öffnung der Mauer führten Massenkundgebungen in Ostdeutschland, sowie die Massenflucht von DDR-Bürgern über Ungarn nach Österreich.

Brandenburger Tor

In den folgenden Tagen wurde die Berliner Mauer immer durchlässiger. Nur das Brandenburger Tor blieb fest verschlossen. Erst am 22. Dezember 1989 öffnete sich das Brandenburger Tor unter dem Jubel von 100.000 Menschen. Heute ist das Brandenburger Tor Tummelplatz der Touristen und eines der beliebtesten Fotomotive Berlins.

Nächster Ort der “Berliner Mauer-Tour”: Checkpoint Charlie
Anreise: Mit der S2 von der Station Brandenburger Tor bis zum Bhf Friedrichstrasse. Umsteigen in die U6 bis zur Station Kochstraße/Checkpoint Charlie.
(Fahrzeit: ca 10 Min)

Checkpoint Charlie – Der berühmteste Grenzübergang Berlins

Checkpoint Charlie

Nächster Ort unserer “Berliner Mauer-Tour: Der Checkpoint Charlie in der Friedrichstraße. Der berühmteste Grenzübergang des Kalten Krieges zählt heute zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Berlins. Tagtäglich posieren tausende Touristen mit verkleideten GIs oder russischen Soldaten vor der Nachbildung der weißen Kontrollbaracke für ein Erinnerungsfoto.

Checkpoint Charlie

Nach dem Bau der der Berliner Mauer errichteten die West-Alliierten den Checkpoint Charlie an der amerikanisch-sowjetischen Sektorengrenze um Militär- und Botschaftsangehörigen, sowie Besuchern Ost-Berlins den Grenzübertritt zu ermöglichen. Westberliner durften diesen Übergang nicht benutzen.

Checkpoint Charlie

Am 27.10.1961 spielten sich am Checkpoint Charlie dramatische Szenen ab, als die DDR versuchte die Bewegungsfreiheit der alliierten Westmächte in Berlin einzuschränken. Amerikanische und sowjetische Panzer fuhren auf und standen sich gefechtsbereit gegenüber. Ein Funke hätte genügt und der dritte Weltkrieg wäre ausgebrochen. Erst nach stundenlangen und zähen Verhandlungen zwischen Moskau und Washington zogen sich die Panzer zurück.

Souveniers

Rund um den Checkpoint Charlie bieten findige Händler sowjetische Tellerkappen, Pelzmützen, bunt bemalte Matrjoschkas oder “originale” Mauerstücke feil. Ob tatsächlich echt oder made in China, die Antwort kennt nur der Händler.

Nächster Ort der “Berliner Mauer-Tour”: East Side Gallery
Anreise: Mit der U6 von der Station Kochstraße/Checkpoint Charlie bis zur Station Hallesches Tor. Umsteigen in die U3 bis zur Station Warschauer Straße. Von dort ca 300 Meter weiter zu Fuß.
(Fahrzeit: ca 20 Min)

East Side Gallery – Die längste Freiluftgalerie der Welt

East Side Gallery: Der Mauerspringer - Gebriel Heimler

Nächstes Ziel: East Side Gallery. 118 Künstler aus 21 Ländern schufen gleich nach dem Mauerfall die wohl bekannteste Open-Air-Galerie auf dem längsten noch erhaltenen Teilstück der Berliner Mauer. Der 1.316 Metern lange Mauerabschnitt verläuft entlang der Spree und befindet sich in der Mühlenstraße zwischen dem Berliner Ostbahnhof und der Oberbaumbrücke.

East Side Gallery: Mein Gott hilf mir, diese tödliche Liebe zu überleben - Dimitri Vrubel

Viele der Bilder enthalten Anspielungen auf die politische Situation vor dem Mauerfall. Zu den bekanntesten Arbeiten zählt der sozialistische Bruderkuss zwischen dem sowjetischen Staatsoberhaupt Leonid Breschnew und DDR- Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker. Der Bruderkuss demonstrierte die scheinbar besondere Verbundenheit zwischen den sozialistischen Staatschefs.

East Side Gallery: Es geschah im November - Kani Alavi

“Die Mauer wird auch noch in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen!”

Erich Honecker, zehn Monate vor dem Mauerfall 1989

Am 7. Oktober 1989 fanden die pompösen Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der Gründung der DDR statt. Während DDR-Chef Erich Honecker die “Errungenschaften des Sozialismus” lobte, demonstrieren aufgebrachte Bürger für Demokratie, Reise-, Presse- und Meinungsfreiheit.

East Side Gallery: Test The Rest - Birgit Kinder

10 Tage später war Honecker Geschichte. Er hatte die Zeichen der Zeit verkannt und musste auf Druck des Politbüros zurücktreten. Damit war das Ende der DDR endgültig besiegelt. Der “Durch die Mauer brechende Trabant” von Birgit Kinder symbolisiert vielleicht am besten die damaligen Forderungen der DDR-Bürger nach Demokratie, Freiheit und Öffnung der Berliner Mauer.

Nächster Ort der “Berliner Mauer-Tour”: Gedenkstätte Bernauer Straße
Anreise: Mit der S3, S5 oder S7 von der Station Warschauer Straße bis zum Bhf Friedrichstraße. Umsteigen in die S1 oder S2 bis zur Station Nordbahnhof/Gartenstrasse.
(Fahrzeit: ca 20 Min)

Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße

Gedenkstätte Berliner Mauer, Bernauer Straß

Letztes Ziel auf unserer Tour: Die Gedenkstätte Berliner Mauer. Sie erinnert an die 28-jährige deutsche Teilung und an jene Opfer, die an der Mauer den Tod fanden. Vom Aussichtsturm der Gedenkstätte kann man am besten den Aufbau der ehemaligen Grenzanlage erkennen. Die ausgeklügelte Grenzanlage bestand aus Wachtürmen, Todesstreifen, Postenwegen, Alarm- und Metallgitterzäune. DDR-Grenzer machten mit Wachhunden Tag und Nacht Jagd auf Flüchtende.

Gedenkstätte Berliner Mauer, Bernauer Straße

In der Bernauer Straße verlief die Zonengrenze direkt entlang der Häuserfassaden. Die Häuser standen im Osten, der Gehsteig befand sich im Westen. Als im August 1961 beim Mauerbau Fenster und Türen im Erdgeschoss verbarrikadiert wurden, sprangen viele Bewohner aus den Fenstern der oberen Stockwerke auf den Gehsteig in die Freiheit. Doch Arbeiter mauerten schon bald auch diesen Fluchtweg zu. Noch im selben Jahr wurden die Grenzhäuser zwangsgeräumt und bis auf die Straßenfassaden der Erdgeschosse abgetragen.

Gedenkstätte Berliner Mauer, Bernauer Straß

Immer wieder kam es zu spektakulären Fluchtversuchen. Viele scheiterten. Für mindestens 140 Menschen endete der Fluchtversuch mit dem Tod. Das Mahnmal “Fenster des Gedenkens” erinnert an jene Menschen, die an der Berliner Mauer erschossen wurden oder tödlich verunglückten. Der Fall der Mauer am 9. November 1989 markierte das Ende einer Epoche. Der “Eiserne Vorhang” fiel, die kommunistischen Systeme in Osteuropa waren dem Untergang geweiht und der Wiedervereinigung Deutschlands stand nichts mehr im Wege. Damit endet nun unsere Berliner Mauer-Tour.

NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Stadtrundgang durch Berlin inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Tour in Berlin findet Ihr im Fotoalbum unter: STADTRUNDGÄNGE DURCH BERLIN