BREGENZERWALD – VON MELLAU NACH SCHOPPERNAU

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Von Wien aus betrachtet liegt Vorarlberg ziemlich weit entfernt. Quasi “net ums Eck”, wie der Wiener zu sagen pflegt. Daher war Vorarlberg bis dato ein Terra incognita für uns.

Lets Twist again oder Paris liegt an der Bregenzer Ache

Mellau - Hotel Bären

Inspiriert vom Lied “Vo Mello bis ge Schoppornou” der Vorarlberger Band Holstuonarmusigbigbandclub machen wir uns auf den Weg nach Mellau im Bregenzerwald, wo wir uns im Hotel “Bären” einquartieren.

Mellau - Morgenstimmung

Nach einem ausgiebigen und fantastischen Frühstück im Cafe Deli des Hotels beginnen wir am Vormittag den Ort im Rahmen eines Dorfumganges mit der ehemaligen Bürgermeisterin von Mellau zu erkunden.

Mellau - Gasthaus Zur Sonne

Kaum zu glauben, aber Mellau hatte in den 60er Jahren einen zweifelhaften Ruf. Das sündige Dorf oder “Klein-Paris” wurde es genannt. Schuld daran war die neue Sonnenwirtin, die nicht nur den Alkohol, sondern auch den Twist nach Mellau brachte.

Mellau

Der in letzter Zeit aufgekommene Modetanz Twist ist geeignet, Ärgernis zu erregen und das Sittlichkeitsgefühl weiter Kreise der Bevölkerung zu verletzen.
Erlass der Bezirkshauptmannschaft Bregenz vom 21.03.1962

Der Twist durfte in einigen Teilen Vorarlbergs wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses und Verletzung des Sittlichkeitsgefühls, offiziell nicht getanzt werden. Was tat die Sonnenwirtin? Sie ließ die Vorhänge zuziehen und schon konnte im Gasthaus die ganze Nacht hemmungslos getwistet werden.

Ein Volksfest für das Vieh

Wenn früh am Morgen nicht die Werksirene dröhnt, sondern der Klang von mehreren hundert Kuhglocken einen infernalischen Lärm verursachen, dann wird gefeiert im Bregenzerwald, An diesem Tag verlassen Kühe und Kälber ihre Sommerfrische auf den Hochalmen und treten ihren Heimweg ins Tal an.

Mellau - Alpabtrieb

Reich geschmückt mit Kränzen und bunten Blumen wird das Vieh durch die Dorfstraßen getrieben. Je aufwendiger die Tiere geschmückt sind, desto besser ist das Almjahr verlaufen und Unglücke blieben aus. Wir erleben den Alpabtrieb in Mellau, wo der Zug der geschmückten Rinder von der Bevölkerung schon sehnsüchtig bei Speis, Trank und Musik erwartet wird.

Rauf auf die Kanisfluh

Kanisfluh

Wer den Bregenzerwald durchwandert, durchkostet die ganze Stufenleiter der Alpennatur: vom Idyll eines grünen Hügellandes bis zu den ergreifenden Bildern einer Hochgebirgslandschaft!
Ludwig von Hörmann – Reiseführer “Wanderungen in Vorarlberg” (1895)

Das Wahrzeichen von Mellau ist jedoch die sagenumwobene Kanisfluh, ein steil abfallendes und markantes Bergmassiv. Die Mellaubahn bringt uns ein Stück näher zum Gipfel, nämlich zur Roßstelle auf 1.500 Meter. Von hier starten wir unsere Wanderung über die Alpe Wildgunten und die Alpe Vordersuttis nach Mellau zurück.

Kanisfluh

Diese rund 11 km lange Wanderung führt uns durch eine beeindruckende Bergwelt von 2.000ern, vorbei an Hochalmen und wunderschönen Ausblicken auf Mellau.

Wanderung rund um Mellau

Ein Riese soll die Kanisfluh geschaffen haben. Allerdings war er mit seinem Werk derart unzufrieden, dass er sich vom Gipfel des Berges in den Tod stürzte. So behauptet es zumindest die Legende.

Vo Mello bis ge Schoppornou

Schoppernau

Frei nach dem Lied “Vo Mello bis ge Schoppornou bean i gloufa” machen wir uns – allerdings mit dem Auto – auf nach Schoppernau.

Schoppernau - Geburtshaus Franz Michael Felder

In Schoppernau wurde 1839 der Bauer, Schriftsteller und Dichter Franz Michael Felder geboren. Er gilt als erster Sozialreformer Vorarlbergs. Seine modernen Ideen stießen besonders beim Klerus auf heftige Widerstände. Felder gründete die „Vorarlbergische Partei der Gleichberechtigung“ und eine Viehversicherung.

Schoppernau - Vorsäß Vorderhopfreben

Er kämpfte für verbesserte Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft und gegen die Ausbeutung der Heimarbeiterinnen. Felder rief einen Käsehandlungsverein ins Leben um das die Bauern benachteiligende Handelsmonopol der Käsegroßhändler, die “Käsgrafen”, zu brechen. Ein kleines Museum im Geschäfts- und Kulturhaus erinnert an den „Sozialrevoluzzer“, der bereits im Alter von 29 Jahren verstarb.

Mit der Gondelbahn zum Gipfelkreuz

Diedamskopf - Gipfelkreuz

Der Hausberg der Schoppernauer ist der Diedamskopf, welcher weitum für sein unvergleichliches Bergpanorama berühmt ist. Dieses wollen wir natürlich auf keinen Fall versäumen. Die Entscheidung, ob wir den Diedamskopf in guten viereinhalb Stunden erwandern oder mit der Gondelbahn den Berg erklimmen, ist rasch getroffen.

Diedamskopf - Panorama

Die Fahrt mit der Diedamskopfbahn ist wahrlich die bequemste und meditativste Art die Bergwelt zu genießen. Fast lautlos gleiten wir dem Berggipfel entgegen. Von der Bergstation (2.020 m) führt uns der Panoramaweg in knapp 15 Minuten zum Gipfelkreuz auf 2.090 Meter.

Diedamskopf - Panorama

Von hier genießen wir ein atemberaubendes 360°- Panorama. 300 Gipfel sollen zu sehen sein. Wir haben sie nicht gezählt, sondern einfach nur die Aussicht auf uns wirken lassen.

Naze's Hus

Gemütlich geht es mit der Gondelbahn wieder bergab und zurück nach Mellau, wo im Gasthaus “Nazes Hus” schon die traditionellen Käsknöpfle auf uns warten.

NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Reise in den Bregenzer Wald inspirieren konnten. Noch mehr Fotos aus dem Ländle findet Ihr im Fotoalbum unter: VON MELLAU NACH SCHOPPERNAU