CALW – EIN SPAZIERGANG DURCH DIE GEBURTSSTADT VON HERMANN HESSE

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Calw ist ein geschichtsträchtiges Fachwerkstädtle im Schwarzwald. Hier könnt ihr ein bedeutendes Kloster entdecken und auf den Spuren des weltbekannten Schriftstellers Hermann Hesse wandeln.

Calw

»Die schönste Stadt von allen, die ich kenne, ist Calw an der Nagold, ein kleines, altes, schwäbisches Schwarzwaldstädtchen«, so schwärmt der Schriftsteller Hermann Hesse über seine Heimatstadt. Der im Jahr 1877 in Calw geboren Hesse hat nicht ganz unrecht, denn die malerische Altstadt besticht mit ihren eindrucksvollen Fachwerkhäusern, die am Marktplatz, in der Lederstraße, Altburger Straße und in den verwinkelten Gassen zu bewundern sind. Sie verleihen der Stadt ein authentisches Flair und lassen euch in vergangene Zeiten eintauchen.

Calw, die Fachwerkstadt

Calw

Mehr als 200 Gebäude in Calw sind als geschützte Häuser des späten 17. Jahrhunderts eingestuft, was einen faszinierenden Einblick in die Architektur und das Handwerk dieser Zeit ermöglicht. Die kunstvoll gestalteten Fachwerkkonstruktionen zeugen von meisterhafter Handwerkskunst und sind ein wahrer Augenschmaus für Fotografen und Architekturliebhaber.

Calw und Hermann Hesse

Calw

Einen Spaziergang durch Calw beginnt ihr am besten auf der von Hermann Hesse liebevoll beschriebene Nikolausbrücke. Mit ihrer gotischen Nikolauskapelle überspannt sie die Nagold seit vielen Jahrhunderten. Bereits im Jahr 1400 erbaut, hat sie so manche Überschwemmung und den Autoverkehr, der bis in die 1970er Jahre über die Bücke rauschte, unbeschadet überstanden. Für Hermann Hesse, dem Autor von »Siddartha«, »Steppenwolf« oder »Narziss und Goldmund« war die Brücke »der liebste Platz im Städtle«.

Calw

Stell dir vor, du könntest einen Moment lang in Hesses Fußstapfen treten und mit ihm auf dieser Brücke stehen! Für alle Hesse-Fans ist dies ein wahr gewordener Traum, denn genau hier haben sie die Möglichkeit, ein Selfie mit dem großen Schriftsteller zu machen. Also schnapp dir dein Handy, rücke deine Brille zurecht und mach dich bereit für ein literarisches Foto, das die Herzen höherschlagen lässt.

Der Marktplatz von Calw

Geburtshaus von Hermann Hesse in Calw

Wir setzen unseren Spaziergang fort und erreichen den Marktplatz, der von einer bezaubernden Kulisse aus wunderschönen Fachwerkhäusern umgeben ist. Für Hesse-Fans birgt dieser Ort eine ganz besondere Bedeutung, denn hier, an der Hausnummer 6, wurde der berühmte Literaturpreisträger Hermann Hesse geboren. In diesem Haus nahm sein außergewöhnliches Leben und Schaffen seinen Anfang.

Calw

Hermann Hesse entstammte einer evangelischen Missionarsfamilie und wurde in Calw in einer behüteten und intellektuellen Atmosphäre großgezogen. Es ist kaum verwunderlich, dass diese prägenden Erfahrungen und Ereignisse aus seiner Kindheit und Jugend in Calw eine wichtige Rolle in seinen Werken spielten. Insbesondere in seinen frühen Gerbersau-Erzählungen hat er mit viel Liebe zum Detail die Atmosphäre und Abenteuer am Fluss, die Brücke, die Kapelle sowie die eng aneinander liegenden Häuser mit ihren versteckten Winkeln und Ecken beschrieben.

TIPP
Wer auf den Spuren des Nobelpreisträgers Hermann Hesse durch die malerische Innenstadt von Calw wandeln will, dem empfehlen wir den Stadtrundgang »Literarischer Streifzug – Durch die Geburtsstadt von Hermann Hesse«. Eine Broschüre dazu liegt in der Touristen-Information kostenlos auf.

Calw

Der erste Eindruck von Calws Altstadt lässt uns in eine mittelalterliche Zeit eintauchen, doch der Schein trügt. Die meisten der charmanten Fachwerkhäuser wurden tatsächlich am Ende des 17. Jahrhunderts errichtet, nachdem die Stadt im »Dreißigjährigen Krieg« von den kaiserlichen Truppen und später während des »Pfälzischen Erbfolgekriegs« von den Franzosen besetzt und niedergebrannt wurde.

Calw

Nachdem ihr eure Entdeckungstour durch die winkeligen Gassen von Calw abgeschlossen habt, empfehlen wir euch, dass nur drei Kilometer entfernte Hirsau zu besuchen. Diese kleine Gemeinde hat eine reiche Geschichte und ist bekannt für ihre beeindruckenden Ruinen des Klosters Hirsau und des gleichnamigen Jagdschlosses, die den Bewohner von Calwn als Baumaterial für den Wiederaufbau nach dem »Pfälzischen Erbfolgekriegs« dienten.

Klosterruine Hirsau

Klosterruine Hirsau

Fast schon mystisch ragt der Eulenturm aus dem weitläufigen Ruinenfeld der ehemaligen Benediktinerabtei St Peter und Paul in Hirsau. Zum Zeitpunkt seiner Errichtung im 11. Jhdt war die Abtei das baulich größte Kloster im deutschsprachigen Raum und eines der größten romanischen Bauwerke in Südwestdeutschland.

Klosterruine Hirsau

St. Peter und Paul war im Mittelalter eines der geistiges Zentren Deutschlands und ein bedeutendes Reformkloster. Die Mönche legten die Regeln des Heiligen Benedikt zur Armut, Keuschheit und Gehorsam besonders streng aus. Damit sie sich ganz auf ihre Gebete und Meditation konzentrieren konnten, holte das Kloster Laienbrüder für die körperlich anstrengende Arbeit ins Boot. Ein praktischer Fall von »Gemeinsam sind wir stark und können mehr beten«.

Schlossruine Hirsau

Im Zuge der Reformation wurde das Kloster im Jahre 1536 aufgelöst und in eine evangelische Klosterschule umgewandelt. Gegen Ende des 16. Jhdt ließen Württembergs Herzöge anstelle des Abthauses ein dreiflügeliges Jagdschloss im Renaissancestil errichten.

Klosterruine Hirsau

Doch dann kam der »Pfälzische Erbfolgekrieg«. Ein französischer General namens Mélac, der den bezeichnenden Spitznamen “Mordbrenner” trug, zog eine Spur der Verwüstung durch das Land und setzte Kloster und Schloss in Brand. Nur der Eulenturm und die spätgotische Marienkapelle wurden kein Raub der Flammen.

Schlossruine Hirsau

Da das Ausmaß der Zerstörung gegen den Wiederaufbau des Klosters Hirsau sprach, wurden die Gebäudereste dem Verfall preisgegeben. Und so kam es wie es kommen musste: Die Ruine diente als Steinbruch für den Wiederaufbau der zerstörten Stadt Calw.

Schlossruine Hirsau

Erst als der Dichter Ludwig Uhland bei einer ausgedehnten Schwarzwaldreise die Ruinen wiederentdeckte und diese literarisch verewigte, begann man Mitte des 19. Jhdt mit der denkmalpflegerischen Sicherung des Geländes. Besonders faszinierte Uhland eine rund dreißig Meter hohe Ulme, die über 200 Jahre die Schlossruine von Hirsau überragte. Dem in den 1980er aufgrund einer Krankheit gefällten Wahrzeichen setzte Uhland in seinem Gedicht »Die Ulme von Hirsau« ein besonderes Denkmal.

KLosterruine Hirsau

Ein Besuch der ehemaligen Benediktinerabtei St. Peter und Paul in Hirsau ist nicht nur für Geschichtsinteressierte ein absolutes Muss. Taucht ein in die Atmosphäre vergangener Jahrhunderte und lasst euch von der majestätischen Pracht der Ruinen verzaubern. Und wer weiß, vielleicht könnt ihr sogar den Geist der Mönche spüren, die einst hier gelebt und gebetet haben.

Fotoalbum
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Reise in den Schwarzwald inspirieren konnten. Noch mehr Fotos aus dem Schwarzwald findet Ihr im Fotoalbum unter: Eine Reise durch den Schwarzwald