DIE TOP 10 HIGHLIGHTS FÜR EINEN DREITÄGIGEN STÄDTETRIP NACH VENEDIG

  • Beitrags-Autor:

Alle Städte sind gleich, nur Venedig ist ein bisserl anders, schrieb schon der Schriftsteller Friedrich Torberg. Dieser Stadtrundgang durch Venedig führt Euch auf den Spuren berühmter Schriftsteller zu den 10 schönsten Sehenswürdigkeiten der Lagunenstadt. Diese sind leicht bei einer dreitägigen Städtereise nach Venedig zu erkunden.

1. Canal Grande mit dem Vaporetto

Canal Grande

»Das träge Gassenbummeln ohne Ziel ist wohl die beste Methode für Venedig«, meinte Hermann Hesse. Dieser Aussage wollen wir keinesfalls widersprechen. Doch es gibt noch eine weitere Art die Stadt zu erkunden: Eine Fahrt mit dem Vaporetto auf dem Canal Grande. Wie eine Riesenschlange schlängelt sich der knapp vier Kilometer lange Canal Grande durch Venedig und teilt die Stadt in zwei Hälften.

Canal Grande

»Mit dem großen Kanal lässt sich keine Straße der Welt vergleichen«, stellte Goethe treffend fest. Fasziniert bewunderte Mark Twain »die langen Reihen stattlicher Paläste aus Marmor«, die das Ufer säumen. Mehr als 200 sollen es sein, deren Schönheit sich erst von der Wasserseite offenbart.

Palazzo Vendramin-Calergi

Ihr seht den Palazzo Vendramin, wo Richard Wagner im Jahr 1883 starb und der Schauplatz der Kurzgeschichte »Blümelhubers Begegnungen mit Richard Wagner« von Alexander Roda Roda ist. In dieser erscheint der Geist von Richard Wagner fortwährend einem im Palazzo arbeitenden Kunstmaler.

Ca’ d’Oro

Einzigartig ist die gotische Fassade des Palazzo Ca’ d’Oro, sowie die Rialtobrücke, die ihren langen Schatten quer durch die glitzernden Wellen wirft.

Canal Grande

Gondeln, Wassertaxis und Transportschiffe gleiten schnell durch den Kanal und sorgen für viel Verkehr auf dieser einzigartigen Wasserstraße. Eine Fahrt mit dem Vaporetto ist stets ein Ereignis, welches man bei keinem Venedig-Besuch versäumen sollte.

2. Rund um die Rialtobrücke

Rialtobrücke

Rialto Brücke

Die Rialtobrücke ist wohl die prächtigste und bekannteste Brücke Venedigs. »Schön ist die Brücke nicht, aber grandios, wie alles in Venedig«, stellte Franz Grillparzer bei seinem Besuch in der Lagunenstadt im Jahre 1819 fest. Johann Wolfgang von Goethe genoss von der Rialtobrücke den Ausblick und beobachtete die zahlreichen Gondeln und Schiffe, die sich am Canal Grande tummelten oder am Ufer in Reih und Glied vor Anker lagen.

Rialtomarkt

Rialtomarkt

Jahrhundertelang war die Gegend rund um die Rialto-Brücke der wichtigste Handels- und Marktplatz der Stadt. Händler aus aller Herren Länder löschten am Kai ihre Waren und versorgten die Venezianer mit wertvollen Stoffen, Gewürzen und anderen Luxusartikeln. Ein besonderes Vergnügen bereitete Goethe ein Spaziergang über den Rialtomarkt, wo er vom reichen Angebot an Obst, Gemüse und Meerestieren begeistert war.

Rialtomarkt

»Der Fischmarkt macht mir viel Vergnügen«. Er bewundert die »unglücklichen Meeresbewohner«, die von den Händlern zum Verkauf angeboten werden und ist begeistert vom Geschmack des Tintenfisches. »Es wird der Tintenfisch hier viel gegessen, ich habe mir von der schwarzen Feuchtigkeit geben lassen und will ihrer noch mehr nehmen«.

San Giacomo di Rialto

San Giacomo di Rialto

In unmittelbarer Nähe des Rialtomarkts steht die Kirche San Giacomo di Rialto. Sie gilt als älteste Kirche der Lagunenstadt und wurde gerne von den Kaufleuten zum Gebet aufgesucht. Vielleicht mahnt deshalb eine Inschrift an der Kirche, dass Händler ihr Gewerbe mit Anstand ausüben, die Waagen nicht manipulieren und die Kundschaft nicht betrügen.

Gobbo di Rialto, der Bucklige von Rialto

Wenn jedoch ein Kaufmann seine Kunden betrog, so bekam er beim »Buckligen von Rialto« (Gobbo di Rialto) die Peitsche zu spüren.

3. Markusplatz

Markusplatz

»Am schönsten erobert man das Herz Venedigs vom Wasser her«, wusste schon der amerikanische Schriftsteller Ernest Hemingway zu berichten. Das dachte sich auch der exzentrische englische Schriftsteller Lord Byron, der im Jahr 1816 vom Lido bis zum Markusplatz schwamm. Tatsächlich wird man vom geheimnisvollen Charme des Markusplatzes eingefangen, wenn man sich mit dem Vaporetto nähert.

Markusplatz

Der Dogenpalast, der Campanile di San Marco, die Basilica San Marco und der Uhrturm prägen Venedigs berühmtesten Platz. »Wer nicht sein Herz stärker klopfen fühlt, wenn er auf dem Markusplatze steht, der lasse sich begraben, denn er ist tot, unwiederbringlich tot«, befand schon Österreichs Nationaldichter Franz Grillparzer.

Markusplatz

Hermann Hesse fütterte am Piazza San Marco Tauben und Rainer Mara Rilke lästerte bereits im Jahre 1897 über die vielen Bildungsbürger, die mit dem Baedecker in der Hand, über den Platz schlenderten.Was würde wohl heute Rilke denken, wenn er die vielen Touristen mit ihren Selfie-Sticks und beim »Insta-Posing« sehen würde? Wir werden es leider nie erfahre.

Markusplatz

Ein schönes Fotomotiv sind die zahlreichen Gondeln, die sich am Rande des Markusplatzes sanft im Meereswasser auf und ab bewegen. Als Mark Twain bei seinem ersten Besuch eine Gondel bestieg verglich er diese mit einem »Leichenwagen«. Entsetzt war Twain jedoch vom Gesang des Gondoliere. »Wenn er mit dem Gejaule nicht sofort aufhöre, dann geht er über Bord«, drohte der Schriftsteller dem Gondoliere.

Blick auf San Giorgio Maggiore

Doch schon bald beginnt Twain die Rudertechnik des Venezianers zu bewundern. »Ich fürchte, ich studierte mehr die wunderbaren Fähigkeiten des Gondoliere als die prächtigen Paläste, zwischen denen die Gondel anmutig wie eine Schlange dahinglitt. Zum Abschluss unseres Spazierganges über den Markusplatz noch ein Zitat aus dem Roman »Der Tod in Venedig« von Thomas Mann. »Venedig, die schmeichlerische und verdächtige Schöne, – diese Stadt, halb Märchen, halb Fremdenfalle«. Dem ist nichts hinzuzufügen.

4. Markusdom

Markusdom, Basilica di San Marco

Geprägt von byzantinischen Kirchenbauten wirkt die Basilika San Marco mit ihren fünf Kuppeln, den verspielten Türmchen und den goldglänzenden Mosaiken ausgesprochen orientalisch. Rainer Maria Rilke verglich die Mosaike unter den breitgewölbten Bögen an der Fassade mit »Augen unter ernsten Braunen«. Errichtet wurde das Gotteshaus im Jahr 828 als letzte Ruhestätte für die aus Alexandria geraubten Gebeine des Evangelisten Markus.

Markusdom, Basilica di San Marco

Zwei venezianische Kaufleute hatten die Gebeine gestohlen und in einer tollkühnen Aktion mit dem Schiff nach Venedig gebracht. Jetzt hatte Venedig nicht nur eine hochkarätige Reliquie, sondern auch einen Schutzpatron, versinnbildlicht durch den geflügelten Löwen. Mark Twain konnte sich für die Architektur des Gotteshauses so gar nicht begeistern.

Markusdom, Basilica di San Marco

»Ich gerate beim Anblick der groben Mosaiken, der unschönen byzantinischen Architektur und den fünfhundert merkwürdigen Innensäulen nicht in Ekstase!« Der amerikanische Schriftsteller verglich den Markusdom mit einem »riesigen Warzenkäfer, der einen meditativen Spaziergang macht«. Die vielen vergoldeten byzantinischen Mosaike brachten der Basilika San Marco bereits im 11. Jhdt den Spitznamen »Kirche aus Gold – Chiesa d’Oro« ein.

Markusdom, Basilica di San Marco

Das Eingangsportal der Basilika San Marco schmücken vier vergoldete Bronzepferde, die venezianische Kreuzritter nach der Plünderung Konstantinopels im Jahr 1204 nach Venedig brachten. Mit dem Sieg Venedigs über die Byzantiner begann der Aufstieg der Lagunenstadt zur Großmacht. Goethe verglich die vier Pferde mit Schafen, »die hier stehen und ihren Hirten verloren haben« und bedankte sich bei Gott, dass » der christliche Eifer sie nicht umgeschmolzen und Leuchter und Kruzifixe daraus gießen hatte lassen«.

5. Campanile di San Marco

Markusturm, Campanile di San Marco

Den vielleicht schönsten Rundumblick auf Venedig und die Inseln der Lagune habt ihr vom knapp 100 Meter hohen Campanile di San Marco, dem höchsten Gebäude der Lagunenstadt.

Uhrturm von San Marco

Malerisch liegt einem die Stadt zu Füßen und die Menschen am Markusplatz gleichen herumwuselnden Ameisen auf der Suche nach Nahrung. Goethe, der den Turm gleich nach seiner Ankunft bestieg, lobt den Blick über die Stadt als ein »einzigartiges Schauspiel für das Auge«.

Markusplatz

Von den Venezianern liebevoll »Hausherr« genannt, diente der Campanile ursprünglich den Schiffen als Leuchtturm. Als Goethe den Blick Richtung Meer richtete, sah er »links die Insel St Giorgio Maggiore, etwas weiter rechts die Giudecca und ihren Kanal und noch weiter rechts die Einfahrt in den Canal Grande, wo ihm gleich ein paar ungeheure Marmortempel entgegenleuchteten«. Daran hat sich bis heute nichts geändert.

6. Dogenpalast und Seufzerbrücke

Dogenpalast, Palazzo Ducale

Der »Palazzo Ducale« war für Jahrhunderte Regierungssitz der Dogen von Venedig. Hinter den rosafarbenen Marmormauern lebte und herrschte das Staatsoberhaupt der Serenissima. Die filigrane Fassade, die gotischen Spitzbögen, die zierlichen Zinnen und die offenen Säulengänge des Palastes erinnerten Thomas Mann an einem »Märchentempel« aus 1001 Nacht.

Dogenpalast, Palazzo Ducale

Für den österreichischen Dramatiker Franz Grillparzer sah der Palast »wie ein Rätsel aus, der ein Rätsel zu beherbergen schien« und verglich den luftigen Bau mit »einem Krokodil, obschon seine Form nicht die geringste Ähnlichkeit mit diesem Tiere hatte«. Die Macht des Dogen war jedoch stark durch den Großen Rat eingeschränkt.

Dogenpalast, Palazzo Ducale

Dieses Gremium aus Vertretern des Adelsstandes konnte Gesetze erlassen, wählte den Dogen und entschied über Krieg und Frieden. Eines der »merkwürdigsten Ereignisse in den Annalen dieser eigentümlichen Regierung« verarbeitete der englische Schriftsteller Lord George Byron in seiner Tragödie »Marino Faliero«.

Markuslöwe

Im Jahr 1355 plante der Doge Faliero den Großen Rat in einem Staatsstreich zu entmachten. Doch die Verschwörung wurde verraten. Faliero wurde verhaftet und einen Kopf kürzer gemacht. Sein Porträt in der Galerie der Dogen im Saal des Großen Rates übermalte man schwarz, um ihn für alle Zeiten aus den Annalen der Geschichte zu löschen.

Seufzerbrücke

Seufzrbrücke

Natürlich müsst ihr bei einem Venedig-Trip auch einen Blick auf die berühmte Ponte dei Sospiri werfen, die den Dogenpalast mit dem Gefängnis verbindet. Der Spitzname Seufzerbrücke geht auf die Vorstellung zurück, dass die Gefangenen auf dem Weg ins Gefängnis von hier aus zum letzten Mal mit einem Seufzen einen Blick in die Freiheit werfen konnten.

Seufzerbrücke, Ponte dei Sospiri

Als Franz Grillparzer mit einer Gondel unter der Ponte dei Sospiri hindurchfuhr, »überfiel ihm ein Fieberschauer«. Er glaubte »all die Gewesenen und Verblichenen, all die Verfolger und Verfolgten, Mörder und Gemordete« vor sich »mit unverhüllten Häuptern aufzusteigen zu sehen«. Die Lagunenstadt war schon im 16.Jhdt für ihren Geheimdienst und ihr Spitzelwesen berüchtigt.

Dogenpalast, Palazzo Ducale

Davon konnte auch der berühmteste Frauenheld aller Zeiten, Giacomo Casanova, ein Lied singen. Gotteslästerung, der Besitz verbotener Bücher und seine sexuellen Eskapaden wurden ihm in einer anonymen Anzeige vorgeworfen, vermutlich von einem gehörnten Ehemann, der auf Rache sann. Obwohl er seine Unschuld beteuerte, wurde er ohne Urteil in den Bleikammern eingekerkert. Nach 15 Monaten gelang Casanova ein spektakulärer Ausbruch aus dem Gefängnis, der den Frauenhelden zur Legende machte.

7. Santa Maria Gloriosa dei Frari

Santa Maria Gloriosa dei Frari

In der langen Liste von Kirchen, die man in Venedig besuchen könnte, sticht besonders die Frari-Kirche hervor, die schon seit Jahrhunderten Besucher in den Bann zieht. Von außen wirkt der bedeutendste gotische Sakralbaut Venedigs wie ein schlichter Backsteinbau. Das Innere ist jedoch voll mit prächtigen Kunstwerken von Tizian und Bellini.

Santa Maria Gloriosa dei Frari

Goethe und Rilke standen bewundernd vor dem Gemälde »Die Himmelfahrt Marias«, welches Tizian für den Hochaltar der Kirche schuf. Hermann Hesse sah bei seinem Kirchenbesuch hingegen wenig, da alle Bilder abgenommen waren, Gerüste herumstanden und »überall geflickt und restauriert wurde«.

Santa Maria Gloriosa dei Frari

Mark Twain wiederum schwärmt von den prächtigen Grabmälern, die den »Körper von Canova und das Herz von Tizian« enthalten. Kurios empfindet Twain dagegen das Denkmal des Dogen Giovanni Pesaro. Das riesige, zwei Stockwerke hohe Grabmal gleicht einem »heidnischen Tempel«, dessen Eingang von »vier kolossalen Nubiern, schwarz wie die Nacht und gekleidet in weiße Marmorgewändern« bewacht wird. Der Doge selbst sitzt im zweiten Stock und blickt huldvoll auf die vorbeiziehenden Kirchgänger herab.

8. Kirche Santi Giovanni e Paolo (San Zaniopolo)

Santi Giovanni e Paolo, San Zanipolo

»San Zanipolo« nennen die Venezianer die gotische Kirche Santi Giovanni e Paolo, deren Bau an die 200 Jahre dauerte. Die Klosterkirche der Dominikaner gilt als Pantheon Venedigs, da in dem schlichten Backsteinbau unzählige Dogen und reiche Adelsfamilien ihre letzte Ruhestätte fanden.

Santi Giovanni e Paolo, San Zanipolo

Als Goethe die Kirche im Frühjahr 1790 besuchte, fanden gerade Restaurierungsarbeiten statt. Bewundernd hielt Goethe in seinen Aufzeichnungen fest, dass die »Restauratoren mit den unterschiedlichen Stilen der Meister bestens vertraut sind«.

Bartolomeo Colleoni, San Zanipolo

Während sich Goethe für die prachtvolle Ausstattung der Kirche begeisterte, genoss Hermann Hesse den Anblick »der schönen Fassade der Scuola di San Marco« am Vorplatz der Kirche. Besonders angetan war Hesse jedoch von der Reiterstatue des venezianischen Feldherrn Colleoni. Für Hesse stand »das gewaltige Denkmal mit seiner trotzigen Schönheit im wunderbaren Kontrast zum übrigen Venedig«, dessen Anmutung weich und musikalisch war.

9. Spaziergang durch das Stadtviertel Cannaregio

Seitenkanal in Venedig

Aus 33 Inseln besteht das Stadtviertel Cannaregio, das von »Kanälen und Kanälchen durchschnitten wird und durch Brücken und Brückchen wieder zusammenhängt«, wie Goethe feststellte. Fasziniert ist der Dichter, wie eng die Häuserreihen in Venedig zusammenstehen. »Die Breite der Gasse kann man gewöhnlich mit ausgestreckten Armen entweder ganz oder beinahe messen, während man in kleineren Gässchen bereits mit dem Ellbogen anstreift, wenn man die Hände in die Hüfte stemmt.

Kirche Madonna dell’ Orto

Madonna dell'Orto

Rainer Maria Rilke war »Stolz den Weg von der Kirche San Zaniopolo zur Hauskirche des Malers Tintoretto, ohne einen einzigen Fehlschritt gefunden zu haben«. Ob Rilke aufgefallen ist, dass der Vorplatz der Kirche Madonna dell’ Orto, noch mit Ziegelsteinen im mittelalterlichen Fischgrätenmuster gepflastert ist

Madonna dell'Orto

Oder hatte er nur Augen für die auffällige Backsteinfassade des gotischen Kirchenbaus, die von mächtigen Statuen der zwölf Apostel geziert wird? Wir wissen es nicht! Bekannt ist das Gotteshaus durch die zahlreichen Gemälde Tintorettos, welche der berühmte Maler der Kirche geschenkt hat.

Grabmal Tintoretto, Madonna dell'Orto

Neben seinen Gemälden findet sich hier auch das Grab des Künstlers, der mit Tizian und Veronese zu den bedeutendsten Malern Venedigs im 16. Jhdt zählt. Tintorettos malte religiöse Monumentalbilder, sowie Porträts und Schlachtengemälde. Das Bild »Marias Tempelgang« faszinierte Rilke sosehr, dass er diesem ein Gedicht widmete.

Palast des Kamels – Palazzo Mastelli del Cammello

Palast des Kamels, Campo dei Mori

Schräg vis-à-vis der Kirche Madonna dell’ Orto steht der Palazzo der Kaufmannsfamilie Mastelli, die durch den Handel von Seide und Gewürze reich wurde. Daran erinnert ein Relief am Palazzo, welches einen Kaufmann mit einem Kamel zeigt und dem Gebäude den Spitznamen »Palast des Kamels« einbrachte.

Campo dei Mori – Platz der Mauren

Campo dei Mori

Nur ein paar Schritte von der Kirche Madonna dell’ Orto liegt der Campo dei Mori. Seinen Namen verdankt der Platz den drei orientalisch anmutenden Skulpturen, welche die reichen Kaufmannsbrüder Rioba, Sandi und Afani Mastelli darstellen und deren Palazzo ihr gerade gesehen habt. Um die drei Skulpturen ranken sich mehrere Legenden.

Campo dei Mori

Eine davon besagt, dass es die drei Brüder mit der Ehrlichkeit nicht so genau nahmen. Als sie jedoch eine fromme Venezianerin um Geld betrogen, sprach die Frau einen Fluch aus, welcher die Brüder zu Stein werden ließ. Glaubt man einer anderen Legende, dann soll einer der Brüder eine besonders gute Nase für erfolgreiche Geschäfte gehabt haben. Schaut Euch nach der Statue mit der Eisennase um. Es soll Glück bringen, wenn man diese berührt.

Geburtshaus von Tintoretto

Geburtshaus von Tintoretto

Nur einen Steinwurf vom Campo dei Mori entfernt steht das Geburtshaus von Tintoretto, wo er mit seiner Frau und seinen zahlreichen Kindern bis zu seinem Tod lebte. Tintoretto, der von den Malerkollegen spöttisch nur das Färberlein genannt wurde, gilt als der letzte große Maler der italienischen Renaissance. Es gibt kaum eine Kirche oder Palazzo in Venedig, wo man nicht einem Gemälde Tintorettos begegnet.

10.    Murano und Burano

Murano

Murano

Die Insel Murano ist bekannt für ihre Glaskunst, die auf eine lange Tradition zurückblicken kann. Wegen der von den Brennöfen ausgehenden Brandgefahr beschloss der Doge Pietro Gradenigo im Jahr 1291 alle Glasbläser-Werkstätten von Venedig auf Murano zu verlegen. Mit dem Umzug auf die abgeschottete Insel hoffte man auch, dass streng gehütete Geheimnis der Glasherstellung bewahren zu können. Glasbläser, die ihr Wissen an Fremde weitergaben, drohte die Todesstrafe.

Murano

Schon bald entwickelte sich Murano zum Zentrum der europäischen Glasherstellung. Neben Flaschen, Gläsern und Schalen konnte man auch schon Augengläser und großen Fensterscheiben herstellen. Besonderer Beliebtheit erfreuten sich auch die kunstvoll gearbeiteten Spiegel. Hermann Hesse besuchte bei seinen Venedig-Aufenthalten mehrfach die Insel Murano.

Murano

Er ließ sich mit der Gondel oder dem »Omnibus-Dampfer« auf die Insel bringen und genoss dabei »eine halbverschlafene Träumerstunde auf dem Wasser«. Er spazierte durch die Gassen, beobachtete Glasbläser bei der Arbeit, trank Kaffee und »besah manchmal nichts«. Die Insel Murano wirkt mit ihren Kanälen, Brücken und Gassen wie Venedig im Kleinformat.

Murano

Eine Vielzahl an Glasgeschäften prägen das Ortsbild. Dazwischen versteckt sich so manches Kleinod, wie die Basilica di Santi Maria e Donato mit ihrem farbenprächtigen Mosaikboden aus dem Jahr 1140. Nach einem Bummel durch die Altstadt empfehlen wir Euch den »Omnibus-Dampfer« zu nehmen und zur Insel Burano weiterzufahren.

Burano

Blick auf Burano

»Die Lagunenfahrt bei leuchtender Sonne ist wundervoll«, wusste Hermann Hesse schon zu berichten. Bei seinem Aufenthalt auf der Insel besuchte Hesse eine Spitzenschule und bewunderte die Fingerkunst »von etwa 200 Mädchen«, die mit sauberen Händen Spitzen nähten. Die Herstellung von Tischdecken, Krägen, Schleier oder Kleidungsstücken aus kunstvoller Häkelspitze blickt auf eine lange Geschichte zurück.

Burano

Jahrhundertelang fertigten die Frauen der Insel Häkelspitzen an, die beim Adel, Klerus und Bürgertum äußerst gefragt waren. Burano-Spitzen findet man noch heute in den Gassen der Insel, doch meist handelt es sich dabei um billige Importware »Made in China«. Typisch für Burano sind die farbenfroh bemalten Häuser, die sich in den Kanälen spiegeln und das Herz jedes Fotografen höherschlagen lassen.

Burano

Glaubt man einer Legende, dann sind die Häuser in Burano deshalb so bunt bemalt damit die Fischer auch beim stärksten Nebel sicher nach Hause finden können. Oder nach einem Saufgelage, wie böse Zungen behaupten. Ein weiteres Wahrzeichen der Insel ist der schiefe Turm der Kirche San Martino.

Burano

Nach so viel Kultur ist es Zeit eine Pause zu machen, einen Kaffee zu trinken und die berühmten » Esse Buranelli« zu verkosten. Bei dieser Spezialität aus Burano handelt es sich um Mürbteigkekse, die in früheren Zeiten von den Ehefrauen der Fischer gebacken wurden, wenn diese für längere Zeit zur See fuhren.

Burano

Zum Abschluss dieses Beitrages wollen wir uns mit den Worten Goethes verabschieden. »Gute Nacht! Ich bin müde vom vielen Laufen und Brückensteigen. Gute Nacht«.

FOTOALBUM
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren TOP 10 Sehenswürdigkeiten zu einer Städtereise nach Venedig inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu diesem Stadtrundgang findet Ihr im Fotoalbum unter: Venedig – Auf den Spuren von Casanova