SCHWARZWALD: DIE KLÖSTER MAULBRONN, HIRSAU UND ALPIRSBACH

  • Beitrags-Autor:

Diese wunderschöne Zwei-Tagestour durch den Schwarzwald führt euch mit dem Auto vom Kloster Maulbronn über die Klosterruine Hirsau zum Kloster Alpirsbach im Kitzingtal.

Kloster Maulbronn – Zeitreise ins Mittelalter

Kloster Maulbronn

Wie eine Kulisse aus dem Film »Der Name der Rose« mutet das Kloster Maulbronn an. Die im 12. Jhdt erbaute Zisterzienserabtei zählt zu den am besten erhaltenen mittelalterlichen Klosteranlagen nördlich der Alpen und ist sogar Teil des UNESCO-Welterbes.

Die perfekte Kulisse für Filme über das Mittelalter

Kloster Maulbronn

Der von mittelalterlichen Festungsmauern umgebene Klosterhof präsentiert ein imposantes Ensemble verschiedenster Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude im bezaubernden Fachwerkhaus-Stil. Die malerischen Gebäude ziehen sofort alle Blicke auf sich und verleihen dem Hof eine unvergleichliche Atmosphäre. Während wir durch den Klosterhof Richtung Klosterkirche flanieren, kann man die Energie vergangener Zeiten förmlich spüren.

Kloster Maulbronn

Mit ein bisschen Vorstellungskraft sieht man Laienbrüder geschäftig zwischen den beeindruckenden Gebäuden hin und hereilen, um den reibungslosen wirtschaftlichen Betrieb des Klosters Maulbronn aufrechtzuerhalten. Während die Laienbrüder vorwiegend körperliche Arbeiten verrichteten und im Kloster Maulbronn als Handwerker, in der Landwirtschaft und im Klostergarten arbeiteten, widmeten sich die Mönche dem Gebet, der Meditation und dem Studium der heiligen Schriften.

Das Wunder zur Sommersonnenwende

Kloster Maulbronn

Die im romanischen Stil erbaute Klosterkirche bot einst den Gläubigen zur Sommersonnenwende ein wahrhaft himmlisches Schauspiel. Dort, wo einst ein prächtiger Lettner die Laienkirche von der Mönchskirche trennte, erhebt sich ein monumentales Kruzifix. Und es ist so perfekt ausgerichtet, dass am 21. Juni die Sonnenstrahlen durch ein rotes Glasfenster brechen und die Dornenkrone Christi in einem blutroten Schein erstrahlen lassen, als ob Blut über das Haupt des Heilands fließen würde. Das ist mystische Theatralik auf höchstem Niveau!

Reise in die Vergangenheit im Kreuzgang

Kloster Maulbronn

Zu den architektonischen Highlights von Maulbronn zählen sicherlich der gotische Kreuzgang mit seinen spitzbogigen Maßwerkfenstern, sowie das Brunnenhaus, wo sich die Mönche die Hände wuschen und zum wöchentlichen Schneiden der Tonsur trafen.

Kloster Maulbronn

Der Kreuzgang von Maulbronn ist wie ein Portal in eine andere Zeit, in der noch heute die Präsenz der Mönche spürbar ist. Bei jedem Schritt durch die Kreuzgewölbe öffnet sich das Tor der Vergangenheit und ihr könnt förmlich die Schatten der Mönche sehen, wie sie eilig durch die Gänge huschen und ihre Gebete murmeln.

Vom Kloster zur Schule

Kloster Maulbronn

Die Stürme der Reformation machten auch nicht vor dem Kloster Maulbronn halt. Als die Herzöge von Württemberg den protestantischen Glauben annahmen, mussten die Mönche das Kloster verlassen, um Platz für eine evangelische Klosterschule zu machen. Zu den berühmtesten Schülern oder Schulabbrechern der Klosterschule Maulbronn zählten der Astronomen Johannes Kepler und der Schriftsteller Hermann Hesse.

Die Legende vom »Herrgottsb’scheißerle«

Kloster Maulbronn

Kein Kloster ohne Legende! Natürlich kann auch das Kloster Maulbronn mit einer aufwarten. So soll in der Klosterküche die Geburtsstätte der legendären Maultaschen liegen, jener kulinarischen Spezialität, die in Baden-Württemberg so geliebt und verehrt wird.

Kloster Maulbronn

Während der Fastenzeit soll Laienbruder Jakob auf dem Heimweg vom Brennholzsammeln einen Beutel voller verlockender Fleischstücke gefunden haben. Welch ein Dilemma, denn den Mönchen war es strengstens untersagt, in dieser Zeit Fleisch zu genießen. Doch Jakob brachte es nicht übers Herz, diese himmlische Gaumenfreude einfach wegzuwerfen.

Kloster Maulbronn

Nach tagelangem Grübeln kam ihm eine himmlische Eingebung: Jakob zerkleinerte das Fleisch, vermengte es geschickt mit Gemüse und füllte diese Mischung in kleine Nudeltaschen. So konnte er das kostbare Fleisch vor den allwissenden Augen des Herrgotts seinen Mitbrüdern kredenzen. Voilà! Das herzhafte Fastenspeisen-Wunder namens Maultasche war geboren! Kein Wunder, dass die Menschen sie liebevoll als »Herrgottsb’scheißerle« bezeichnen.

Wir nehmen Abschied von Maulbronn. Unsere Klöstertour durch den nördlichen Schwarzwald führt uns nun zur rund 45 km entfernten Klosterruine Hirsau.

Klosterruine Hirsau

Klosterruine Hirsau

Fast schon mystisch ragt der Eulenturm aus dem weitläufigen Ruinenfeld der ehemaligen Benediktinerabtei St Peter und Paul in Hirsau. Zum Zeitpunkt seiner Errichtung im 11. Jhdt war die Abtei das baulich größte Kloster im deutschsprachigen Raum und eines der größten romanischen Bauwerke in Südwestdeutschland.

Einst geistiges Zentrum

Klosterruine Hirsau

St. Peter und Paul war im Mittelalter eines der geistiges Zentren Deutschlands und ein bedeutendes Reformkloster. Die Mönche legten die Regeln des Heiligen Benedikt zur Armut, Keuschheit und Gehorsam besonders streng aus. Damit sie sich ganz auf ihre Gebete und Meditation konzentrieren konnten, holte das Kloster Laienbrüder für die körperlich anstrengende Arbeit ins Boot. Ein praktischer Fall von »Gemeinsam sind wir stark und können mehr beten«.

Zuerst kam die Reformation, dann die Franzosen

Schlossruine Hirsau

Im Zuge der Reformation wurde das Kloster im Jahre 1536 aufgelöst und in eine evangelische Klosterschule umgewandelt. Gegen Ende des 16. Jhdt ließen Württembergs Herzöge anstelle des Abthauses ein dreiflügeliges Jagdschloss im Renaissancestil errichten.

Klosterruine Hirsau

Doch dann kam der »Pfälzische Erbfolgekrieg«. Ein französischer General namens Mélac, der den bezeichnenden Spitznamen “Mordbrenner” trug, zog eine Spur der Verwüstung durch das Land und setzte Kloster und Schloss in Brand. Nur der Eulenturm und die spätgotische Marienkapelle wurden kein Raub der Flammen.

Schlossruine Hirsau

Da das Ausmaß der Zerstörung gegen den Wiederaufbau des Klosters Hirsau sprach, wurden die Gebäudereste dem Verfall preisgegeben. Und so kam es wie es kommen musste: Die Ruine diente als Steinbruch für den Wiederaufbau der von den Franzosen zerstörten Stadt Calw.

Schlossruine Hirsau

Erst als der Dichter Ludwig Uhland bei einer ausgedehnten Schwarzwaldreise die Ruinen wiederentdeckte und diese literarisch verewigte, begann man Mitte des 19. Jhdt mit der denkmalpflegerischen Sicherung des Geländes. Nach einem ausgedehnten Spaziergang durch die Ruine, verlassen wir Hirsau und fahren rund 70 km weiter in das romantische Kinzigtal, wo uns das Kloster Alpirsbach erwartet.

Kloster Alpirsbach

Kloster Alpirsbach

Seit fast 1.000 Jahren beherrscht die ehemalige Benediktinerabtei Alpirsbach das malerische und schmale Kinzigtal. Das Kloster, das in der Zeit der Romanik aus dem charakteristischen roten Buntsandstein des Nordschwarzwaldes erbaut wurde, fügt sich auf harmonische Weise in die umgebende Landschaft ein.

Ein romanisches Meisterwerk

Kloster Alpirsbach

Durch ein mächtiges Eingangsportal betreten wir die dreischiffige Kirche des Klosters von Alpirsbach, deren mächtige Säulen dem Kircheninneren eine gewisse Schwere und Strenge verleihen. Wer genau schaut, kann an den Säulenkapitellen der östlichen Säulen Köpfe und drachenähnliche Wesen erkennen, die den Konflikt zwischen Himmel und Hölle symbolisieren. Sehenswert ist auch der in einer Ulmer Werkstatt gefertigte Alpirsbacher Flügelaltar aus dem 16. Jahrhundert.

Die »fahrende Orgel«

Kloster Alpirsbach

Die im Jahr 2008 feierlich eingeweihte Orgel der Klosterkirche von Alpirsbach ist zweifellos beeindruckend. Mit einer bemerkenswerten technischen Raffinesse ausgestattet, scheint die Orgel übernatürliche Kräfte zu besitzen. Wie von Geisterhand lässt sich die 17 Tonnen schwere Orgel um 90 Grad drehen und vom Südschiff in das Mittelschiff der Kirche bewegen. Mithilfe eines Kompressors, der ein Luftkissen von gerade einmal einem Millimeter erzeugt, gleitet die Orgel mit ihren 2.238 Orgelpfeifen, 35 Registern und 3 Manualen scheinbar mühelos durch das Kirchenschiff.

Der gotische Kreuzgang

Kloster Alpirsbach

Der Kreuzgang des Klosters von Alpirsbach, mit seinen eleganten gotischen Gewölben, versprüht eine Atmosphäre der Beschaulichkeit und Ruhe. Beim Betreten spürt man förmlich den Atem vergangener Jahrhunderte. Welche Geschichten, Geheimnisse und Intrigen hätten wohl diese ehrwürdigen Gemäuer zu erzählen, wenn sie sprechen könnten.

Und wieder die Reformation

Kloster Alpirsbach

Nachdem der protestantische Glaube in Württemberg Einzug gehalten hatte, mussten die Mönche von Alpirsbach das Kloster verlassen, um Platz für eine evangelische Klosterschule zu machen. Die “Scholaren”, wie die Schüler genannt wurden, zogen kurzerhand in die verlassenen Zellen der Mönche ein. Die Wände der Zellen wurden schon bald zu einem lebendigen Kunstwerk, das die Geschichten vergangener Generationen erzählt.

Kloster Alpirsbach

Es braucht nur ein wenig Phantasie um Elias, Caspar, Johannes und Co zu beobachten, wie sie heimlich in der Nacht Pinsel und Griffel schwangen und ihre Namen, Wappen oder ein paar flotte Sprüche auf die Wände zauberten. Diese einzigartigen »Graffitis« sind auch heute noch – knapp 500 Jahre später – erhalten und können im Rahmen einer Führung bewundert werden.

Das Klostermuseum

Kloster Alpirsbach

Auf keinen Fall dürft ihr das Klostermuseum versäumen, welches in den wunderschönen Räumlichkeiten des ehemaligen Abts untergebracht ist. Es zeigt Gebrauchsgegenstände, Schuhe, Kleidungsstücke, Briefe und Zeichnungen von Schülern aus dem 16. Jahrhundert, die durch Zufall 1958 bei Restaurierungsarbeiten entdeckt wurden. Diese lassen euch in den strengen Schulalltag und in die Ausbildung der evangelischen Pfarrer von damals perfekt eintauchen.

Hier endet nun unsere Tour zu den drei ehemaligen Klöstern im Nordschwarzwald. Natürlich könnte man diese Tour auch an einem Tag absolvieren, doch dann arten die Besichtigungen in puren Stress aus. Eine gute Zwischenstation zum Übernachten wäre beispielsweise die Stadt Calw, die Geburtsstadt von Hermann Hesse. Das geschichtsträchtige Fachwerkstädtle Calw liegt nur rund zwei Kilomter von der Klosterruine Hirsau entfernt.

Fotoalbum
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Reise in den Schwarzwald inspirieren konnten. Noch mehr Fotos aus dem Schwarzwald findet Ihr im Fotoalbum unter: Eine Reise durch den Schwarzwald