LACKENRADWEG – VON FRAUENKIRCHEN NACH PODERSDORF

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Ziehbrunnen am Lackenradweg
Am Lackenradweg

Die Radtour entlang des Lackenradwegs ist eine Tour durch die flache Steppenlandschaft des Seewinkels. Die Monotonie der Tiefebene wird nur durch die zahlreichen kleinen Lacken und die charmanten Kleinode in Frauenkirchen und Podersdorf unterbrochen.

Frauenkirchen

Wallfahrtskirche Frauenkirchen
Wallfahrtskirche Frauenkirchen

Wir starten unsere Radtour in Frauenkirchen. Mit seiner weltberühmten Wallfahrtskirche ist Frauenkirchen das Mekka für pilgernde Seelen im Seewinkel. Die Wallfahrtskirche hat eine Geschichte, die spannender ist als mancher Thriller. Die Türken fackelten sie gleich zweimal ab. Beim dritten Mal legten die Gläubigen selbst die Hand an und zerstörten das Gotteshaus, da es dem Pilgeransturm nicht mehr standhielt. Das heutige barocke Meisterwerk wurde von Fürst Paul Esterházy gestiftet und 1702 eingeweiht. Sie gilt als das schönste barocke Bauwerk des Burgenlandes.

Kreuzweg in Frauenkirchen
Kalvarienberg in Frauenkirchen

Eine Art himmlisches Fitnesstraining bietet der künstlich angelegte Kalvarienberg. Schneckenförmig windet sich der Leidensweg Christi dreimal zu einem kleinen Plateau empor, wo eine steinerne Kreuzigungsgruppe aus dem Jahr 1759 steht. Nach diesem kurzen Fitnessprogramm schwingen wir uns auf den Drahtesel und machen uns auf zur ersten Station.

Jüdischer Friedhof in Frauenkirchen
Jüdischer Friedhof in Frauenkirchen

Bevor wir aber so richtig in die Pedale treten, um den Zicksee zu erreichen, legen wir am südlichen Ortsrand von Frauenkirchen noch einen kurzen Halt beim jüdischen Friedhof ein. Die Geschichte der jüdischen Gemeinde reicht bis ins Jahr 1678 zurück, als Graf Paul Esterházy vertriebenen Juden aus der Nachbargemeinde Mönchof die Ansiedlung erlaubte. Mit dem Anschluss im Jahr 1938 kam auch das Ende für die jüdische Gemeinde von Frauenkirchen. Die meisten Familien wurden über die ungarische Grenze abgeschoben, ihr Eigentum arisiert und unter Parteigünstlingen versteigert.

Am Lackenradweg zum Zicksee

Ziehbrunnen am Lackenradweg
Ziehbrunnen am Lackenradweg

Der Weg zum Zicksee weist keine nennenswerte Steigung auf, perfekt für ein entspanntes Radeln durch die Ausläufer der ungarischen Tiefebene – es sei denn, ihr habt den Wind gegen euch. Da Frauenkirchen nicht direkt am Lackenradweg liegt, folgen wir zunächst den Wegweisern des Verbindungswegs B28, der nach etwa 4,5 Kilometern in den Lackenradweg B20 mündet. Von hier sind es noch drei Kilometer bis zum Zicksee, der uns durch Verhüttelung und Einzäunung des Seeufers verborgen bleibt. Erst nach weiteren zwei Kilometern erreichen wir schließlich die Gestade des kleinen Steppensees.

Zicksee
Zicksee

Der Zicksee hat einen ausgeprägten Sinn für Drama. Sein Pegelstand schwankt wie die Stimmungsschwankungen eines Teenagers in der Pubertät. Er trocknet gerne einmal aus, nur um sich dann wieder mit Wasser zu füllen. Angesichts des aktuellen Wasserstandes und der vorherrschenden Temperaturen ist ein Sprung ins kühle Nass heute nicht ratsam. Aber ein kleines Päuschen, um Schwäne und Graugänse zu beobachten, ist sicherlich eine gute Idee.

Lange Lacke

Lange Lacke
Lange Lacke

Nachdem wir uns als angehende Ornithologen versucht haben, schwingen wir uns wieder in den Sattel und folgen den Wegweisern des Lackenradwegs bis zur Langen Lacke. Die Lange Lacke ist das Prunkstück unter den mehr als 40 salzhaltigen Lacken im burgenländischen Seewinkel. Der Wasserstand dieses Gewässers hängt allein von den Launen der Natur ab, was bedeutet, dass sich die Lacke je nach Witterungsverhältnissen auf mehr als 10 km² ausdehnen oder komplett austrocknen kann.

Lange Lacke
Aussichtsturm an der Langen Lacke

Diese bis zu ein Meter tiefe Lacke ist ein wahres Eldorado für Wasservögel, die sich hier fühlen, als wären sie in einem exklusiven Wellnessresort für gefiederte Freunde. Von den zahlreichen Aussichtstürmen entlang des Lackenradwegs könnt ihr die Wasservögel in ihrer natürlichen Umgebung gut beobachten.

Gänse am Lackenradweg
Der Gänsestrich

Besonders im Herbst lohnt sich ein Besuch, denn dann dominiert der berühmte »Gänsestrich« die Lange Lacke. Dabei handelt es sich nicht um junge Ganseln, die am Lackenradweg auf den Strich gehen, sondern um Hunderte von Gänsen, die abends von ihren Nahrungsgebieten zurückkehren, um am Ufer der Langen Lacke übernachten.

Über Apetlon und Illmitz nach Podersdorf

Ziehbrunnen am Lackenradweg
Am Lackenradweg

Steigungsfrei, aber wenig abwechslungsreich, radeln wir weiter entlang des Lackenradwegs. Es gibt auf diesem Streckenabschnitt nicht viele Höhepunkte, außer einem Ziehbrunnen, der zum Seewinkel gehörte, so wie das Zigeunerschnitzel zur burgenländische Küche. Ziehbrunnen dienten einst als Viehtränke, doch diese ursprüngliche Bedeutung ging verloren, als die Weidewirtschaft nach und nach vom Wein- und Ackerbau abgelöst wurde.

Hufnagelhaus in Apetlon
Hufnagelhaus

Unsere Tour führt uns knapp am Zentrum von Apetlon vorbei. Wir beschließen dennoch den kurzen Abstecher dorthin. Leider hat der Modernisierungswahn der 60er und 70er Jahre wenig vom einstigen Ortsbild übriggelassen. Eines der letzten erhaltenen Häuser im typisch burgenländischen Baustil ist das Hufnagelhaus, mit seinem charakteristischen Schilfrohrdach und dem imposanten Barockgiebel.

Apetlon - Tiefst gemessener Punkt Österreichs
Tipp: Tiefster Punkt Österreichs

TIPP
Wer schon immer zum tiefsten Punkt Österreichs reisen möchte, dem bietet sich jetzt die einmalige Chance an. Dieser liegt knapp 4 km südöstlich von Apetlon an einem Güterweg (47.7348489N, 16.8632450E). Der Abstecher schlägt sich aber mit acht Kilometer zu Buche. Mehr dazu findet ihr im Beitrag VON LACKEN, BRÜCKEN UND DEM TIEFSTEN PUNKT ÖSTERREICHS

Pfarrkirche in Illmitz
Illmitz

Wir setzen unsere Radtour fort und erreichen nach drei Kilometern Illmitz, das kulturell noch um eine Nuance weniger zu bieten hat als Apetlon. In Illmitz müsst ihr eine wichtige Entscheidung treffen: Entweder ihr folgt dem Lackenradweg weiter und macht noch eine Zusatzschleife zur Kulturlandschaft »Sandeck«, oder ihr radelt gleich Richtung Neusiedlersee und von dort weiter nach Podersdorf. Wir entscheiden uns für die zweite Variante.

Aussicht auf den Neusiedlersee
Ausblick auf den Neusiedlersee

Der Teilabschnitt zwischen Illmitz und Podersdorf heißt bezeichnenderweise »Hölle«. Aber weder Lutzi noch das Fegefeuer erwarten euch, sondern nur die bereits bekannte Eintönigkeit der Seewinkel-Landschaft – und das für fast 15 Kilometer. Als Highlight dieses Streckenabschnitts könnt ihr euch auf den 16 Meter hohen Aussichtsturm freuen, der einen grandiosen Blick über den Neusiedler See bietet. Wer weiß, vielleicht entdeckt ihr ja noch ein Kleinod aus der Vogelperspektive, welches ihr entlang des Lackenradwegs übersehen habt.

Podersdorf

Am Neusiedlersee
Am Neusiedlersee

Podersdorf ist zwar nicht das kulturelle Zentrum des Seewinkels, aber dafür das Zentrum des Tourismus mit einer Unzahl an Freizeiteinrichtungen. Man könnte es auch als Bibione am »Meer der Wiener« bezeichnen, wie der Neusiedler See gerne scherzhaft bezeichnet wird. Während im Sommer Tausende von Urlaubern und Tagestouristen die kleine burgenländische Gemeinde überfluten, herrscht in der Nebensaison eine eher beschauliche Atmosphäre.

Windmühle von Podersdorf
Windmühle von Podersdorf

Die magischen Anziehungspunkte für alle Besucher von Podersdorf sind die Windmühle und der Leuchtturm. Die Windmühle von Podersdorf ist die größere der beiden letzten Windmühlen Österreichs. Um 1800 erbaut, hat sie bis 1926 stolz ihre Flügel gedreht. Diese noch heute voll funktionsfähige Windmühle konnte bei günstigem Wind bis zu 300 Kilogramm Schrot in der Stunde mahlen

Leuchtturm von Podersdorf
Leuchtturm von Podersdorf

Das zweite touristische Highlight und Ziel vieler Instagrammerinnen ist der Leuchtturm von Podersdorf. Er ist einer der wenigen Leuchttürme in Österreich und vermutlich der südlichste im ganzen deutschsprachigen Raum. Errichtet wurde er im Zuge der Umgestaltung des Strandbades von Podersdorf Ende der 1990er Jahre und ist heute das ultimative Fotomotiv in Podersdorf.

Zurück nach Frauenkirchen

Podersdorf am Neusiedlersee
Neusiedlersee

Nachdem wir uns eine zeitlang über diverse verkrampfte Posen hoffnungsloser Instagrammerinnen amüsiert haben, ist es an der Zeit die letzte Etappe des heutigen Tages in Angriff zu nehmen. Wir folgen zuerst dem Lackenradweg weiter und anschließend dem Kulturradweg zurück nach Frauenkirchen.

Fazit Lackenradweg

Am Lackenradweg
Aussichtsturm am Lackenradweg

Eine steigungsfreie, aber wenig abwechslungsreiche Radtour durch den Seewinkel. Jedoch ideal für die erste Radtour des Jahres, um den Fitnessgrad festzustellen – oder einfach nur, um die Sitzknochen wieder an den Radsattel zu gewöhnen. Für Ornithologen ist der Lackenradweg eine wahre Freude, Kulturinteressierte sollten die imposante Basilika in Frauenkirchen nicht versäumen und für Fotografen ist die Windmühle und der Leuchtturm von Podesdorf ein nettes Motiv.

FOTOALBUM
Wir hoffen, dass wir Euch mit unserer Tourenbeschreibung zu einer Radtour durch den Seewinkel inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zum Lackenradweg findet Ihr im Fotoalbum unter: Lackenradweg – Von Frauenkirchen nach Podersdorf

Streckenplan

Tourdaten

Radwege: Verbindungswegs B28, Lackenradweg B20, Neusiedlersee Radweg B10, Kulturradweg B23

Schwierigkeit: leicht

Strecke: ca 50 km

Highlights der Strecke:

  • Basilika in Frauenkirchen
  • Flora und Fauna des Seewinkels
  • Podersdorf mit Windmühle und Leuchtturm