NAUMBURG UND SEINE SEHENSWÜRDIGKEITEN AN EINEM TAG ZU FUSS ENTDECKEN

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Ob Naumburger Dom oder ein Spaziergang an der Saale – Ihr erfahrt in diesem Beitrag die perfekte Route für einen Stadtspaziergang durch das malerischen Naumburg, sowie zwei Ausflugtipps in die nähere Umgebung.

Ein bisschen Geschichte …

Marktplatz

Die Stadt Naumburg blickt auf eine mehr als 1.000-jährige Geschichte zurück, deren Namen auf die neu errichtete Burg »Nuwenburg« der Markgrafen von Meißen zurückgeht. Bereits 1028 wurde Naumburg Bischofssitz und der Bau eines Doms begonnen. Durch die Verleihung des Marktrechts fünf Jahre später und der Lage an der Kreuzung zweier wichtiger Handelsstraßen, entwickelte sich Naumburg schon bald zu einem wichtigen Handelsplatz.

Erker in Naumburg

Vom einstigen Reichtum der Stadt zeugen heute noch viele Bürgerhäuser rund um den Marktplatz. Kurioses Detail: Sowohl der Bereich rund um den Dom als auch die Händler- und Bürgerstadt waren über mehrere Jahrhunderte jeweils von einer eigenen Stadtmauer umgeben.

Naumburger Dom

Naumburger Dom

Unseren Spaziergang durch Naumburg beginnen wir beim bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Schon von weitem sind die vier mächtigen Türme des Naumburger Doms zu sehen. Der Naumburger Dom, dessen Baugeschichte bis in das Jahr 1028 zurückreicht, zählt heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das Meisterwerk spätromanischer und frühgotischer Architekturgeschichte solltet ihr bei einem Besuch in Naumburg auf keinen Fall versäumen.

Naumburger Dom

Die Geschichte des Doms ist eng mit dem Namen »Uta« verbunden. Uta ist eine der zwölf lebensgroßen Stifterfiguren im Naumburger Dom, die um 1250 von einem unbekannten Bildhauer geschaffen wurden und deren Besonderheit in ihrer detailverliebten Darstellung liegt.

Naumburger Dom - Die Stifter

Der Schriftsteller Umberto Ecco bezeichnete Uta in seiner »Geschichte der Schönheit«“ als die »schönste Frau des Mittelalters« und träumte von einem romantischen Abend mit ihr. Anmutig, vornehm und selbstbewusst, steht die kühle Schönheit im Westchor des Doms und lässt sich von den zahlreichen Besuchern des Gotteshauses bewundern.

Naumburger Dom - Die berühmte Uta

»Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die schönste im ganzen Land?« Dies fragt einst die böse Königin im Walt Disney Zeichentrickfilmklassiker »Schneewittchen und die sieben Zwerge« ihren Spiegel. Und was hat die Widersacherin von Schneewittchen mit Uta zu tun? Wenn ihr Euch das Gesicht von Uta genau anseht werdet ihr bemerken, dass sie der bösen Königin ihr Gesicht lieh.

Naumburger Dom

West- und Ostchor sind durch zwei mittelalterliche Lettner vom Kirchenschiff getrennt. Besonders beeindruckend ist der Westlettner mit acht farbigen Reliefs, welche die Leidensgeschichte Christi darstellen. Im Ostchor befindet sich der Hauptaltar und ein unscheinbares Kapitell mit zwei schachspielenden Affen.

Naumburger Dom

Der Legende nach stritten zwei Domherren, ob Martin Luthers Lehren auch im Naumburger Dom Einzug halten werden. Worauf der eine Geistliche meinte, dass eher seine beiden Äffchen daheim das Schachspiel erlernen würden. Was für ein gewaltiger Irrtum! 1542 fanden Luthers Lehren ihren Weg auch nach Naumburg und die Äffchen wurden in Stein gehauen im Dom verewigt.

Naumburger Dom

Zum Abschluss der Besichtigung des Naumburger Doms empfehlen wir Euch auch den Kreuzgang des Gotteshauses zu besichtigen, der zum Domschatzgewölbe führt.

Die Bürgerstadt von Naumburg

Hohe Lilie in Naumburg

Wir verlassen nun das UNESCO-Weltkulturerbe und spazieren durch die Herrengasse Richtung Marktplatz, der von Häusern aus der Zeit der Renaissance und des Barocks gesäumt wird. Sie alle wurden nach dem großen Stadtbrand von 1517 errichtet. Nehmt Euch Zeit und bewundert die vielen kleinen Details, die ihr bei genauem Hinsehen entdecken könnt.

Lorbeer-Apotheke

So weist ein Wappenstein mit einem Lorbeerbaum am Erker einer Apotheke auf den Namen des ehemaligen Apothekers hin. Oder werft einen Blick auf das Stadtmuseum »Hohe Lilie« mit seinem spätgotischen Staffelgiebel.

Mehrgeschossiger Dachausbau

Sicherlich werden Euch auch die mehrgeschossigen Dachaufbauten aufgefallen sein, die im Mittelalter den Kaufleuten als Warenlager dienten. Sie erinnern an jene Zeit, als Naumburg eine wichtige Handelsmetropole an der Handelsstraße Via Regia war, die West- und Osteuropa verband.

Rathaus von Naumburg

Charakteristisch für Naumburg sind auch die übergroßen Zwerchgiebel, die mehrere Bürgerhäuser und das Rathaus zieren.

Wenzelskirche

Dominiert wird der Marktplatz von der spätgotischen Wenzelskirche, deren Turm nicht nur als Glockenturm, sondern auch als Wachturm diente. Hier versah der »Hausmann«, wie der Türmer in Naumburg genannt wurde, seinen Dienst. Der Türmer sollte Alarm schlagen, wenn sich Feinde der Stadt näherten oder Häuser in Flammen standen.

Wenzelsturm

Doch oft wurden Brände nicht rechtzeitig bemerkt, weil der Türmer seinen Rausch vom Vortag ausschlief. Was mit jenem Türmer geschah, der den großen Stadtbrand von 1517 nicht rechtzeitig meldete, der ganz Naumburg in Schutt und Asche legte, darüber schweigt die Stadtchronik. Hauptattraktion der Wenzelskirche ist die prachtvolle Hildebrandt-Orgel, die elegant unter der Kirchendecke thront. Sie gilt heute als die einzige erhaltene Orgel, die Johann Sebastian Bach maßgeblich mitkonzipierte und persönlich einweihte.

Jüdisches Viertel in Naumburg

Ein wenig versteckt hinter der Wenzelskirche führt ein Torbogen in die enge Jüdengasse, wo sich im Mittelalter das jüdische Viertel von Naumburg befand. Viele Juden übten zur damaligen Zeit die Tätigkeit als Geldverleiher aus. Als sich jedoch die Stadträte, über die angeblich hohen Wucherzinsen der jüdischen Geldverleiher und deren rücksichtslose Eintreibung beschwert hatten, wurde die jüdische Bevölkerung 1494 aus Naumburg ausgewiesen.

Holzmarkt Naumburg

Wir gehen weiter durch die Jakobsstraße zum Holzmarkt, wo uns ein besonders schöner Renaissancebau mit einem Erker ins Auge fällt. Hier befand sich einst der Gasthof »Zum Güldenen Harnisch«. Zu den berühmtesten Gästen des Hauses zählte Frankreichs Kaiser Napoleon und der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe. Napoleon war unterwegs zur nächsten Schlacht, Goethe hingegen traf eine Muse zum Tête-à-tête. Doch das ist geschichtlich nicht belegt und geht auf die Phantasie des Autors dieses Beitrages zurück.

Friedrich Nietzsche in Naumburg

Der Holzmarkt diente einst als Holzstapel- und Trockenplatz des auf der Saale geflößten Holzes aus Thüringen. Wenn Ihr über den Platz schlendert, entdeckt ihr gleich das Denkmal für Friedrich Nietzsche, der auf einen Stuhl mit einem Buch sitzt und zu einem Mädchen blickt. Hat der Philosoph mit dem Riesen-Schnauzbart das Mädchen mit der Aussage »Das Weib war der zweite Fehlgriff Gottes« gerade geschockt? Oder zitierte er aus seinem Werk »Also sprach Zarathustra« den Satz »Wenn Du zu Frauen gehst, vergiss die Peitsche nicht!«? Man weiß es nicht.

Friedrich Nietzsche in Naumburg

Bekannt ist jedoch, dass der Philosoph nicht nur seine Kindheit in Naumburg, sondern auch einen Großteil seiner letzten Lebensjahre verbrachte. Das Haus seiner Mutter mit der Adresse »Im Weingarten 18« ist nur ein paar Gehminuten vom Holzmarkt entfernt. Ab seinem 45. Lebensjahr litt Nietzsche unter einer schweren psychischen Krankheit., die ihn zum Pflegefall machte. Seine Mutter holte ihn nach Naumburg, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1897 für den Schwerkranken sorgte. Danach kam er in die Obhut seiner Schwester in Weimar, wo er am 25. August 1900, im Alter von 55 Jahren, starb.

Marientor in Naumburg

Das nächste Ziel unseres Stadtspaziergangs durch Naumburg ist das Marientor, dem einzigen heute noch erhaltenen Stadttor der Stadtbefestigung. Die Ursprünge von Turm und Torhaus gehen bis in das 14. Jhdt zurück. Die Räumlichkeiten des Marientors, die über Jahrhunderte als Wohnung des Torwächters und als Gefängnis dienten, sowie den Wehrgang könnt Ihr gegen einen kleinen Obolus besichtigen.

Die Wilde Zicke

Gleich gegenüber vom Marientor befindet sich das Depot der »Wilden Zicke«. So wird die Naumburger Straßenbahn im Volksmund liebevoll genannt, die seit 1892 ihre Runden um die Altstadt dreht. Das auf der Strecke eingesetzte Wagenmaterial wurde ausnahmslos zu DDR-Zeiten gebaut. Schon von weitem ist die »Wilde Zicke« mit ihrem markanten Elektromotorengeräusch und dem Klingeln bei der Abfahrt zu hören. Eine Fahrt lohnt sich auf alle Fälle, nicht nur für Ostalgie-Fans.

Ausflugtipps rund um Naumburg

Ausflugtipp 1: Ein Weinspaziergang an der Saale

Max Klinger Weinberg

Naumburg liegt in der Weinregion »Saale-Unstrut«, die als die nördlichste und kleinste Weinbauregion Deutschlands gilt und wo seit mehr als 1.000 Jahren Wein angebaut wird. Dieser Umstand lädt doch förmlich zu einer kurzen Weinwanderung ein, oder?

Naumburger Wein- und Sektmanufaktur

Idealer Ausgangspunkt für unsere Wanderung ist die Naumburger Wein- und Sektmanufaktur. Der Geburtsort des Deutschen Sekts liegt rund 3 km vom Zentrum entfernt, direkt an der Saale. Gegründet wurde die Manufaktur im Jahr 1824. Das noch heute bestehende Fabriksgebäude stammte übrigens aus 1856. Ein kleiner Gastgarten mit schattigen Bäumen lädt zum Verkosten der Sekte und Weine ein.

Saale-Unstrut Mündung

Wir folgen nun dem Blütengrund-Rundweg, der gemütlich entlang der Saale und später durch die Weinberge verläuft. Vorbei an Weinbergen und Gartenlauben erreicht ihr nach knapp zwei Kilometern den Zusammenfluss von Saale und Unstrut, einem ausgesprochen romantischen Plätzchen, welches zum Verweilen einlädt.

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Entlang des Weges werdet ihr immer wieder über »Straußwirtschaften« stolpern. Was in Österreich Buschenschank bezeichnet wird, heißt in der »Saale-Unstrut-Weinregion« Straußwirtschaft. Hier schenken Winzer und Weinbauern zu bestimmten Zeiten ihren eigenen Wein aus und bieten kleine Speisen an. Eine geöffnete Straußwirtschaft erkennt ihr an einem ausgesteckten Zweig, Buschen, Besen oder Kranz. Als Verehrer des Grünen Veltliners oder des Wiener Gemischten Satzes konnten wir uns mit den hier gekelterten Weinen nicht so richtig anfreunden. Doch bekanntlich sind Geschmäcker verschieden.

Steinernen Bilderbuch

Etwa 600 Meter vom Zusammenfluss von Saale und Unstrut entfernt, spaziert ihr am barocken »Steinernen Bilderbuch« vorbei. Dieses außergewöhnliche Bildrelief ließ der Hofjuwelier Johann Christian Steinauer anlässlich des zehnjährigen Thronjubiläums von Herzogs Christian von Sachsen-Weißenfels in den Sandstein seines Weinbergs meißeln. Das 150 Meter lange Relief mit zwölf Bildern zeigt biblische Szenen zum Thema Weinbau, wie beispielweise die Hochzeit zu Kanaa, wo Jesus Wasser in Wein verwandelte.

Max Klinger Weinberg

Nur einen Katzensprung vom »Steinernen Bilderbuch« entfernt, erwarb im Jahre 1903 der berühmte Grafiker, Maler und Bildhauer Max Klinger einen Weinberg samt Winzerhäuschen, das er zu einem hübschen Landhaus ausbauen ließ. Hier konnte er sich zwischen den Reben vom hektischen Leipziger Großstadtleben erholen und sich mit seinen Musen vergnügen.

Max Klinger Weinberg

Nach seinem Tod im Jahre 1920 fand Max Klinger am Weinberg seine letzte Ruhestätte. Sein Grab ziert die Skulptur »Der Athlet«, die Klinger noch selbst entworfen hatte. Landhaus und Grab könnt ihr besichtigen.

Ausblick auf Naumburg vom Max Klinger Weinberg

Es zahlt sich aus, den Weinberg zu besteigen, denn von hier habt ihr einen wunderschönen Blick auf die Silhouette von Naumburg. Und ein kleines Café gibt es zur Stärkung hier auch. Nun habt ihr die Möglichkeit dem Blütengrund-Rundweg durch die Weinberge weiter zu folgen oder ihr spaziert den gleichen Weg wie vorhin zurück. Wir haben uns für den Hinweg entschlossen.

Ausflugtipp 2: Freyburg – Elisabeth, der dicke Wilhelm und Rotkäppchen

Kirche von Freyenburg

Ein weiterer Ausflugtipp ist das kleine Städtchen Freyburg, rund 10 km von Naumburg entfernt und leicht mit dem Rad entlang des Unstrut-Radweges zu erreichen. Zu sehen gibt es einiges. Da wäre beispielsweise die Stadtpfarrkirche Sankt Marien, die gerne als die kleine Schwester des Naumburger Doms tituliert wird. Die spätromanische Basilika wurde im Auftrag des Thüringer Landgrafen Ludwig IV und seiner Gattin, der Heiligen Elisabeth errichtet, die durch ihren aufopfernden Einsatz für Arme und Kranke als Sinnbild tätiger Nächstenliebe verehrt wird.

Die Neuenburg

Hoch über Freyburg wacht die Neuenburg über der Stadt, die um 1090 vom Thüringer Grafen Ludwig dem Springer errichtet wurde. Seinen Beinamen erhielt Ludwig der Sage nach, durch den waghalsigen Sprung aus einem Burgturm in die Saale, nachdem er wegen eines Mordes an einem Rivalen zum Tode verurteilt worden war. Ludwig gründete nicht nur die Neuenburg, sondern auch die viel bekanntere Wartburg.

Die Neuenburg

Mit der Neuenburg sind auch viele berühmte Namen verbunden. So lebte die hl Elisabeth von Thüringen zeitweise in ihren Mauern. Auch Kaiser Friedrich Barbarossa war zu Gast. Die Legende weiß zu berichten, dass er seit Jahrhunderten in einer Höhle des Kyffhäuserbergs – rund 80 km von Freyburg entfernt – an einem Steintisch sitzend schläft, während sein roter Bart um den Tisch wächst. Wenn jedoch der Bart dreimal den Tisch umkreist hat, wird er seine Höhle verlassen um in seinem Reich wieder Ordnung zu schaffen.

Die Neuenburg

Architektonische Kleinod der Burg ist die doppelgeschossige Kapelle, deren Räume mit einer kleinen Fußbodenöffnung verbunden sind. Während die obere Kapelle prachtvoll ausgestattet und ausschließlich der adeligen Familie vorbehalten war, musste das einfache Volk der liturgischen Zeremonie im Untergeschoss beiwohnen.

Der Dicke Wilhelm

Überragt wird die Neuenburg vom »Dicken Wilhelm«, dem rund 20 Meter hohen Bergfried, der in der Mitte des 12. Jhdt errichtet wurde und als Wohnturm diente.

Friedrich Ludwig Jahn Museum

»Frisch, fromm, fröhlich und frei« war der Wahlspruch von »Turnvater« Friedrich Ludwig Jahn, der seinen Lebensabend bis zu seinem Tod 1852 in Freyburg verbrachte. Mit Reck und Barren wollte er die deutsche Jugend auf den Widerstand und den Kampf gegen die napoleonische Besatzung vorbereiten. Seine letzte Ruhestätte fand Jahn im Ehrenhof seines Wohnhauses, welches heute das kleine Friedrich-Ludwig-Jahn-Museum beherbergt.

Sektkellerei Rotkäppchen

Nach so viel Kultur habt ihr Euch wahrlich eine Erfrischung verdient. Wie wäre es mit einem kleinen Glas Sekt in der Rotkäppchen Sektkellerei? Diese wurde 1856 als »Ersten Freyburger Champagner-Fabrik-Gesellschaft« gegründet.

Sektkellerei Rotkäppchen

Namensgeber der Sektkellerei ist nicht das berühmte Märchen der Gebrüder Grimm, sondern die rote Kapsel der Freyburger Sekte. Wer Lust und Laune hat kann an einer Führung durch die Sektkellerei teilnehmen und sich anschließend im Shop mit Sekt, Fruchtsecco oder sonstigen Mitbringseln eindecken.

NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Stadtspaziergang durch Naumburg inspirieren konnten. Noch mehr Fotos aus Naumburg und seine Umgebung findet Ihr im Fotoalbum unter: NAUMBURG UND SEINE SEHENSWÜRDIGKEITEN AN EINEM TAG ZU FUSS ENTDECKEN