TREFFLINGFALL UND ÖTSCHERGRÄBEN – EINE WANDERUNG NACH MARIAZELL

  • Beitrags-Autor:

“Goooood morning Puchenstuben. Es ist 7 Uhr 30. Heute wird ein anstrengender Tag.” Und dann wäre die Schallplatte “The Wanderer” von Dion aufgelegt worden. So oder so ähnlich hätte Robin Williams meinen heutigen Tag anmoderiert.

Puchenstuben

Ausgangspunkt Puchenstuben

Vor mir liegt eine rund 33 km lange “Pilgerwanderung” von Puchenstuben nach Mariazell. Trefflingfall, Ötschergräben, Erlaufklause und Mitterbach liegen dabei am Weg. Treuer Begleiter bei dieser Wanderung ist das Rauschen von Erlauf, Ötscherbach und Co.

Trefflingfall

Trefflingfall – Der längste Wasserfall Niederösterreichs

Mit viel Elan mache ich mich also um 7 Uhr 45 auf den Weg. Die ersten sechs Kilometer gehen flott dahin. Nach einem kurzen Anstieg führt der Weg stetig bergab zum Trefflingfall. Tosend stürzt einer der längsten Wasserfälle Niederösterreichs über mehrere weiß schäumenden Kaskaden rund 120 Meter in die Tiefe zur Erlauf hinab.

Trefflingfall

Der schmale Wanderpfad mit zwei Brücken und zahlreichen Stiegen verläuft unmittelbar daneben. Fotomotive gibt es hier viele, insbesondere bei der ersten Brücke, die über den Wasserfall führt. Die Idee zur Errichtung eines Weges stammte von Oberlehrer Baresch aus Puchenstuben.

Trefflingfall

Die Mitglieder des Scheibbser Gebirgsvereins haben diese Idee dann 1886 umgesetzt. Dort wo der Trefflingfall in die Erlauf mündet, folge ich nun dieser flussaufwärts Richtung Ötschergräben.

Nahe der Teufelskirche

Der Teufel hat nicht nur den Schnaps gemacht und das Kartenspiel erfunden, sondern ist auch verantwortlich für zahlreiche Sagen in der Ötscheregion. Zahlreiche Infotafeln entlang des Weges wissen darüber zu berichten. So soll der liebe Luzi einst drei Burschen zu Felszacken erstarren lassen haben, weil sie am Geburtstag des Herrn lieber Karten spielten und Schnaps tranken als in die Messe zu gehen.

Hängebrücke zur Teufelsbrücke

Nicht viel anders erging es einem Stier. Auch er endete als mächtiger Felsen, weil Luzi am Morgen mit dem falschen Fuß – oder war´s der Huf- aufgestanden war. Ich überzeuge mich persönlich über den Wahrheitsgehalt dieser Sage indem ich über eine Hängebrücke zur Teufelskirche wandere.

Mystische Teufelskirche

Denn die Teufelskirche soll laut Überlieferung der Schwanz des zu Gestein erstarrten Stieres sein. Was für ein mächtiges Teil! In Wahrheit handelt es sich bei der Teufelskirche um eine mächtige ausgehöhlte Felsnadel handelt.

Ötschergräben – Der Grand Canyon Österreichs

Ötschergräben

Nach rund 14,5 km stehe ich endlich am Beginn der Ötschergräben, dem Grand Canyon Österreichs. Holzstege und Brücken führen mich durch eine bizarre Felsschlucht durch die sich der grün schimmernde Ötscherbach mäanderartig schlängelt.

Ötschergräben

Der Wanderpfad windet sich entlang der steilabfallenden Felsen, manchmal direkt am Wasser, dann wieder hoch darüber.

Ötschergräben

Kleinere Buchten laden zum Rasten und Verweilen ein. Verwegene stürzen sich gar in die kalten Fluten. Auch hier führen wieder einige Brücken über den Ötscherbach und bieten spektakuläre Ausblicke und Fotomotive.

Bridge to nowhere

Insbesondere “the bridge to nowhere” oder im Volksmund auch “Pfiat di Gott Schwiegermutter”-Brücke genannt, hat es mir angetan. Sie endet nämlich im Nichts.

Ötscherhias

Nach etwa fünfeinviertel Stunden Gehzeit oder rund 20,5 km erreiche ich die bekannte Jausenstation Ötscherhias mitten in den Ötschergräben. Bei einem Paar Würstel und einem erfrischenden g´spritzten Most tanke ich neue Kräfte für den kurzen aber kräfteraubenden Aufstieg aus den Ötschergräben.

Altes Mühlrad

Vorbei am alten Mühlrad schraubt sich der Weg in spitzen steilen Kehren hinauf zu einer Forststraße. Die Oberschenkel beginnen ein wenig zu brennen, die kleine Zehe schmerzt aus unerklärlichen Gründen. Ich spüre eine gewisse Müdigkeit hochkeimen. Doch auch diese Anstrengung nimmt irgendwann ein Ende.

Erlaufstausee

Nun geht es auf einer gemütlichen Forststraße rund eineinhalb Stunden entlang des Erlaufstausees weiter nach Mitterbach, wo ich auf die berühmte Via Sacra stoße. Seit jeher war für Pilger Mitterbach die letzte Station vor Mariazell.

Kurz vor Mariazell

Einst gab es auch den Brauch, dass Wallfahrer sich den Weg nach Mariazell gegen einen kleinen Obolus freikaufen mussten. Als Dank wurden sie mit Erlaufwasser bespritzt, welches einen glücklichen Ausklang der Wallfahrt garantieren sollte. Ich hoffe, dass ich auch ohne dieses Ritual glücklich in Mariazell ankomme. Rund zwei Stunden Gehzeit trennen mich noch vom Ziel. Die letzten vorhandenen Kräfte werden mobilisiert und los geht es.

Auf der letzten Etappe nach Mariazell

Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass man sich bei längeren Wanderungen, Fragen nach dem Sinn des Lebens stellt: Wer bin ich? Und wo gehe ich hin? Alles esoterischer Quatsch! Denn meinen Namen kenne ich und ich bin unterwegs nach Mariazell. Die essentielle Frage lautet vielmehr, warum tue ich mir diesen Hadscher an? Ich bin zu folgenden pragmatischen Antworten gekommen: Ich bewege mich gerne in der Natur, baue dabei als angenehmen Nebeneffekt die Kalorien des letzten Chips-Sackerls ab und lote meine konditionellen Grenzen aus.

Wallfahrstort Mariazell

Wallfahrtskirche Mariazell

Kurz nach 16 Uhr 20 ist es dann endlich soweit. Nach 33 km bzw achteinhalb Stunden Gehzeit ist es vollbracht! Ich erreiche den Hauptplatz von Mariazell, wo auch heute wieder- wie schon vor einem Jahr – ein ziemliches Remasuri herrscht.

Devotionalien soweit das Auge reicht

Während der Andrang sich bei den Devotionalienhändler diesmal relativ in Grenzen hält, stauen sich die Besucher vor dem Eisstandl des Lebkuchenherstellers Pirker.

Devotionalien soweit das Auge reicht

Das Sortiment der Devotionalienhändler hat sich übrigens nicht verändert. Man bekommt weiterhin ziemlich alles: Beginnend von Heiligenfiguren, Kerzen und Kreuzen bis zum berühmten Mariazeller Magenbitter. Wer in Gottes Namen kauft das alles eigentlich?

Retour nach Puchenstuben mit der Mariazellerbahn

Mariazellerbahn

Ich muss mich sputen, damit ich noch meinen Zug zurück nach Puchenstuben erreiche. Noch ein schneller Besuch der beeindruckenden Wallfahrtskirche und dann geht es schnurstracks zum Bahnhof, wo schon die Himmelstreppe für die Rückreise bereit steht.

Fazit

Wunderschöne Wanderung mit zahlreichen Highlights, insbesondere dem Trefflingfall, der Ötschergräben und Mariazell. Eine gewisse Kondition, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sollte man mitbringen. Mir hat die Tour sehr gut gefallen und ich habe diese sicherlich nicht zum letzten mal unternommen.

Wanderkarte Puchenstuben-Mariazell

Tourdaten

Wanderweg-Symbol: verschiedene, man hält sich von Puchenstuben an folgende Wegweiser:

  • Puchenstuben > Trefflingfall/Sulzbichl/Planetenweg > ca 105 Min
  • Trefflingfall > Teufelskirche – Trübenbach > ca 90 Min
  • Trübenbach > Ötschergräben – Ötscherhias > ca 210 Min
  • Ötscherhias > Mitterbach > ca 120 Min
  • Mitterbach > Mariazell > ca 105 Min

Die Gehzeit variert je nach Pausen und Fotostopps. Die obigen Zeiten sind die offiziellen Gehzeiten auf den Wegweisern. Ich habe von Puchenstuben bis zum Hauptplatz von Mariazell rund achteinhalb Stunden benötigt.

Schwierigkeit: mittel

Strecke: ca 33 km

Rückfahrt: Diese erfolgt von Mariazell nach Puchenstuben mit der Mariazellerbahn

Highlights der Strecke:

  • Trefflingfall
  • Ötschergräben
  • Basilika Mariazell
  • Fahrt mit der Mariazeller Bahn

FOTOALBUM
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Pilger-Wanderung nach Mariazell und zum Trefflingfall inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Wanderung findet Ihr im Fotoalbum unter: TREFFLINGFALL UND ÖTSCHERGRÄBEN -WANDERUNG NACH MARIAZELL