PIELACHTALRADWEG – VON LOICH IM PIELACHTAL BIS MELK AN DER DONAU

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Der Pielachtalradweg zählt neben dem Ybbstal-Radweg und Traisental-Radweg zu beliebtesten Radwegen im Mostviertel. Er beginnt in Loich und endet in Melk in der schönen Wachau.

Mit der Mariazellerbahn nach Loich

Mariazellerbahn

Der offizielle Ausgangspunkt des Pielachtalradwegs ist die kleine Gemeinde Loich, welche ihr von St Pölten gemütlich in rund einer Stunde mit der Mariazellerbahn erreicht. Von hier führt der Radweg über Kirchberg, Rabenstein, Ober-Grafendorf und Loosdorf in das 57 km entfernte Melk, wo die Pielach in Donau mündet. Der Vorteil, wenn Ihr die Tour in Loich startet, liegt bei Studium des Höhenprofils klar auf der Hand – es geht den Großteil der Strecke leicht bergab.

Durch das Dirndltal

Am Pielachtalradweg

In Loich halten wir uns nicht lange auf und machen uns gleich auf den Weg Richtung Kirchberg an der Pielach. Gemütlich radeln wir am Pielachtalradweg an den Schienen der Mariazeller Bahn entlang. Die Landschaft ist geprägt von sanften Hügeln und einem breiten Tal, welches landwirtschaftlich genutzt wird.

Am Pielachtalradweg

Berühmt ist das Pielachtal für seine »Dirndln«. Nicht von feschen jungen Damen, hübschen Trachten oder gar Bordsteinschwalben ist hier die Rede, sondern von der Kornelkirsche, deren Nutzung eine jahrhundertlange Tradition im Pielachtal hat. Die leuchtend roten Früchte – im Volksmund »Dirndln« genannt – werden gerne zu Marmeladen, Säfte, Chutneys oder Edelbrände verarbeitet.

Kirchberg an der Pielach

Schloss Kirchberg/Pielach

Nach vier Kilometer erreichen wir Kirchberg an der Pielach und betreten die Gemeinde durch den Toreingang von Schloss Kirchberg. Errichtet im 11. Jhdt dient das ehemalige Wasserschloss heute als Wohnhaus und kann daher nur von außen besichtigt werden. Viel gibt es aber eh nicht zu sehen. Nur auf das prächtige Marmorportal am Schlossturm sei hingewiesen.

Modelleisenbahn Kirchberg

Allen Modelleisenbahnfans empfehlen wir einen kurzen Abstecher zum Bahnhof der Mariazellerbahn. Dort findet Ihr das Modellbahnmuseum »Bahn im Bahnhof« mit einer Modellanlage, die den Abschnitt der Mariazellerbahn zwischen Laubenbachmühle und Erlaufklause mit allen Bahnhöfen, Brücken und Tunnels zeigt.

Skywalk in Kirchberg/Pielach

Und noch eine Empfehlung für einen kurzen Abstecher. Besucht auch die Kirche des Ortes und den »Skywalk«, der vom Kirchenvorplatz aus frei zugänglich ist. Die Aussichtplattform bietet euch einen wunderschönen Panoramablick auf die nähere Umgebung von Kirchberg.

Erinnerung an Kardinal König

In der Nähe der Kirche befindet sich auch das alte Schulhaus, wo ein Gedenkstein an Kardinal König erinnert, der hier von 1911 bis 1919 in die Schule ging. By the way: Das ist übrigens ein kleiner feiner Unterschied zu unseren deutschen Freunden – wir gehen in die Schule, während man in Deutschland nur zur Schule geht ohne Garantie, dass Kinder diese auch tatsächlich betreten.

Kirche von Kirchberg/Pielach

Doch zurück zum Kardinal. Seinen täglichen Schulweg zwischen Kirchberg und dem elterlichen Hof in der Nähe von Rabenstein kann man heute noch am »Kardinal-König-Weg« nachgehen.

Durch das Pielachtal nach Rabenstein

Am Pielachtalradweg

Schwingt Euch wieder auf das Rad und tretet ordentlich in die Pedale. Aber Achtung, zwischen Kirchberg und Rabenstein wechselt der Radweg immer wieder die Straßenseite. Also Obacht, wenn ihr die Bundesstraße quert.

Am Pielachtalradweg

Unseren nächsten Zwischenstopp legen wir in Rabenstein ein, der als ältester Ort im Pielachtal gilt und eine wichtige Rolle in der Besiedelung des »Dirndltales« spielte.

Burgruine Rabenstein

Wenn Ihr beim Friedhof vorbei radelt, haltet kurz inne. Nicht um den Toten zu gedenken, sondern um in Erwägung zu ziehen eine kurze Wanderung zur Burgruine Rabenstein zu unternehmen. Für den Hin- und Rückweg müsst ihr etwa 40 min veranschlagen. Wir haben es getan und konnten uns eines schönen Ausblicks nach Süden bis hin zum Ötscher erfreuen.

Burgruine Rabenstein

Urkundlich wird die Burg Rabenstein erstmals im Jahr 1136 erwähnt. Ein Meilenstein in der Burggeschichte ist das Jahr 1683. Als die Türken auch das Pielachtal heimsuchten, belagerten sie die Burg einen Monat lang ohne Erfolg. Was den Muselmännern nicht gelang, schaffte problemlos die berühmt berüchtigte Dachsteuer.

Ausblick von der Burgruine Rabenstein

Die Dachsteuer war eine Art Vermögensteuer, die von Kaiser Joseph II eingeführt wurde und deren Höhe auf der Grundlage der Dachfläche berechnet wurde. Nachdem im Jahr 1780 die Rabenstein nicht mehr bewohnt wurde, entfernten die Besitzer die Dächer, um Geld zu sparen. So begann langsam, aber sicher der stetige Verfall.

Pfarrkirche von Rabenstein

Zurück vom Burgberg ist unser nächstes Ziel die Kirche von Rabenstein, die dem hl Laurentius geweiht ist. Im spätgotischen Gotteshaus empfing im Jahr 1905 der in Österreich hoch angesehene Kardinal Franz König das Sakrament der Taufe. König, am 3. August 1905 im Ortsteil Warth geboren, war das älteste von neun Kindern einer Bauernfamilie. Nach der Volksschule in Kirchberg und der Matura im Stiftsgymnasium in Melk studierte er Theologie und Philosophie in Wien und Rom.

Pfarrkirche von Rabenstein

Kardinal König galt als Vorbild für das Miteinander. Es gelang ihm das seit der Ersten Republik gestörte Verhältnisse zwischen SPÖ und Kirche wieder zu normalisieren. Mit Vertretern der verschiedenen Weltreligionen suchte er stets den Dialog und er hatte gute Kontakte zur Wissenschaft, Kunst und Politik. König starb im Jahr 2004 im Alter von 99 Jahren. Seine letzte Ruhestätte befindet sich im Stephansdom in Wien.

Von Rabenstein nach Ober-Grafendorf

Pfarrkirche Hofstetten-Grünau

Die nächsten 15 km nach Ober-Grafendorf rollt ihr gemächlich den Pielachtalradweg dahin und passiert dabei die Orte Hofstetten-Grünau, Waasen, Weinburg und Klangen. Wer Lust und Laune hat macht einen kurzen Abstecher zur Pfarrkirche Hofstetten-Grünau. Das im Kern romanische Gotteshaus fällt besonders durch seinen hohen spätgotischen Chor auf, der fast die Höhe des Turms erreicht.

Mariazellerbahn

Der Pielachtalradweg folgt weiterhin die meiste Zeit der Trasse der Mariazeller Bahn und dem namensgebenden Fluss dieses Radweges. Die Pielach legt von ihrem Ursprung nördlich von Annaberg bis zur Mündung in die Donau eine Strecke von knapp 70 km zurück.

Die Pielach

Schotterbänke und kleine Inseln entlang des Pielachtalradwegs laden immer wieder zu einem Sprung ins »Kalte Nass« ein. Durch den natürlichen Flussverlauf und dank ihrer naturnahen Uferbereiche ist die Pielach ausgesprochen fischreich. So lebt auch der bis zu 1,5 Meter groß werdende Huchen – auch Donaulachs genannt – in diesem Gewässer. Einst ein beliebter Speisefisch ist er heutzutage selten geworden und stark vom Aussterben bedroht.

Mariazellerbahn

Mittlerweile haben wir Ober-Grafendorf erreicht. Der Ort hat nicht allzu viel zu bieten. Eisenbahnfans werden das Heizhaus des Eisenbahnclubs Mh6 besuchen, wo es die nostalgische Dampflok Mh6 und weitere historische Eisenbahnfahrzeuge der Mariazellerbahn zu besichtigen gibt.

Ober-Grafendorf

Am Weg dorthin kann man der Pfarrkirche Ober-Grafendorf einen Besuch abstatten. Währen der Ort zur Zeit der Türkeninvasion im Jahr 1683 niedergebrannt wurde, blieb die Kirche jedoch – abgesehen von der Verwendung als Pferdestall – verschont. Die Bewohner des Ortes fanden während des Angriffs Schutz im nahen Schloss Fridau, das nicht eingenommen wurde. Schloss Fridau ist neben der Pfarrkirche das zweite historisch wertvolle Gebäude in Ober-Grafendorf. Es befindet sich jedoch im Privatbesitz und kann nur von außen besichtigt werden.

Von Ober-Grafendorf nach Loosdorf

Am Pielachtalradweg

Der folgende Abschnitt des Pielachtalradwegs ist geprägt von ausgedehnten Feldern, wo Kukuruz und Getreide gedeihen. Bis hierher ging es meist leicht bergab, von nun an müsst ihr immer wieder kurze Anstiege überwinden. Die Landschaft kann durchaus als monoton beschrieben werden und ihr werdet förmlich nach ein wenig Abwechslung betteln. Prinzendorf, Hafnerbach, und Wimpassing sind die nächsten Ortschaften.

Kalabrunnkreuz

Am Weg von Hafnerbach nach Wimpassing steht vis-à-vis vom Friedhof das »Kalabrunnkreuz« über das eine Legende existiert. Während des II. Weltkriegs spazierte eine Funkhelferin vom nahen Fliegerhorst Markersdorf mit einem Soldaten am Kreuz vorbei. Übermütig zog sie dessen Pistole und feuerte drei Schüsse auf die Jesusfigur ab. Nur wenige Tage später erlitt das Mädchen bei einem Luftangriff auf den Flugplatz an jenen Körperstellen tödliche Verletzungen, an welchen sie die Jesusfigur getroffen hatte.

Bründlkapelle

Über Haunoldstein erreichen wir Groß-Sierning und radeln kurz nach dem Bahnhof an der kleinen Bründlkapelle vorbei, die aus Dankbarkeit über die Heilkraft der hier entspringenden Quelle errichtet wurde. Nach den ersten wunderbaren Heilungen wurde im Jahr 1849 zunächst eine kleine Kapelle ohne Turm erbaut. Die außerordentliche heilende Wirkung des Quellwassers machte rasch die Runde und so strömten spendenwillige Pilger aus nah und fern herbei, die den Umbau der Kapelle im Jahr 1913 finanzierten.

Am Pielachtalradweg

Nach einer kurzen Pause unter den schattigen Kastanienbäumen, die neben der Kapelle gepflanzt wurden, radeln wir am Pielachtalradweg weiter in das fünf Kilometer entfernte Loosdorf.

Karner von Loosdorf

Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Loosdorf zählt der Karner neben der Pfarrkirche, der erstmals 1499 urkundlich erwähnt wurde. Im Obergeschoß des aus unverputztem Bruchsteinmauerwerk errichteten Baus befand sich eine Kapelle und im Untergeschoß das Beinhaus.

Kirche von Loosdorf

Die Kirche selbst wurde im 17. Jhdt als protestantisches Bethaus ohne Turm gebaut und im Zuge der Gegenreformation von der katholischen Kirche hemmungslos übernommen und umgebaut.

Durch den Dunkelsteiner Wald nach Melk

Mündungsgebiet der Pielach in die Donau

Schwingen wir uns wieder auf den Radsattel und nehmen wir die letzten neun Kilometer in Angriff. Der Pielachtalradweg führt auf seinen letzten Kilometern durch den Dunkelsteinerwald, der als ein »Ausläufer« des Waldviertels gilt. Kurz vor Melk mündet die Pielach in die Donau und unser Radweg in den Donauradweg.

Altstadt von Melk

Von hier ist es dann nur mehr ein kurzer Sprint bis in die Stadt Melk, die auf eine jahrtausendlange Geschichte zurückblickt. Erstmals im Jahr 831 urkundlich als Medilica erwähnt, war Melk bereits um das Jahr 1000 das Machtzentrum der Babenberger in der Mark Österreich.

Stift Melk

Wahrzeichen von Melk ist das gleichnamige Benediktinerstift, welches majestätisch auf einem Felsen thront. Der heutige Barockbau wurde in den Jahren 1702–1746 von Jakob Prandtauer errichtet. Als Wahrzeichen der Wachau gehört es zum UNESCO-Welterbe. Eine Führung durch die schönste Barockanlage Österreichs können wir Euch nur wärmsten empfehlen.

Stift Melk

Beeindruckend ist der mächtige Marmorsaal mit einem riesigen Deckenbild von Paul Troger, sowie die Bibliothek, deren Bestand rund 100.000 Bücher umfasst. In der Bibliothek endet auch Umberto Ecos Klosterkrimi »Im Namen der Rose«. An der Schwelle des Todes schreibt der greise Mönch Adson von Melk die entsetzlichen Ereignisse nieder, die er als Augenzeuge miterlebte.

Radeln am Pielachtalradweg: Hinweis für die Planung
Wir haben uns bei der Planung für unsere Tour entlang des Pielachtalradwegs für folgende Reisevariante entschieden: Mit dem Auto nach St. Pölten und weiter mit der Mariazellerbahn nach Loich. Zurück ging es dann von Melk mit der Westbahn nach St Pölten. Die Anreise von Wien nach St Pölten ist natürlich auch mit der Eisenbahn möglich. Von Melk fahren Züge meist im halbstunden Takt zurück nach Wien.

NOCH MEHR FOTOS VOM PIELACHTALRADWEG?
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour am Pielachtalradweg inspirieren konnten. Noch mehr Fotos vom Pielachtalradweg findet Ihr im Fotoalbum unter: PIELACHTALRADWEG – VON LOICH NACH MELK

Radweg-Beschriftung: Pielachtalradweg

Schwierigkeit: meist leicht bergab, wenige und sanfte Steigungen im zweiten Teil des Pielachtalsradwegs (etwa ab Durchfahrt unter der Westautobahn)

Strecke: Der Pielachtalradweg ist ca 57 km lang

Highlights der Strecke:

  • Fahrt mit der Mariazellerbahn
  • Kirchberg an der Pielach
  • Rabenstein und Burgruine Rabenstein
  • Bründlkapelle
  • Stift Melk