Radtouren im österreichisch-tschechischen Grenzgebiet

Die schönsten Radtouren zwischen Österreich und Tschechien mit ausführlichen Beschreibungen und Tipps. Entdeckt die Schönheiten von Böhmen und Mähren. Folgt der 100-Teiche-Tour nach Böhmisch-Kanada oder besucht die Liechtensteinschlösser bei Valtice und Lednice.

Aktuelle Radtouren

LIECHTENSTEIN RADROUTE ZWISCHEN MIKULOV, LEDNICE UND VALTICE
LIECHTENSTEIN RADROUTE ZWISCHEN MIKULOV, LEDNICE UND VALTICEDie Liechtenstein Radroute zählt zu den schönsten Radtouren zwischen Mikulov, Lednice und Valtice. Sie führt Euch zu den schönsten Plätzen im österreichisch-mährischen Grenzgebiet. Ausgangspunkt: Ottenthal Unsere leicht adaptierte »Liechtenstein Radroute« startet in der beschaulichen Weinviertler Gemeinde Ottenthal. Die kurze Strecke von etwa vier Kilometern bis zur Grenze ist schnell zurückgelegt. Zwei einsame Grenztafeln mit den markanten Aufschriften »Achtung Staatsgrenze« und »Česká Republika« markieren deutlich den Verlauf der Grenze. Direkt an der Grenze erinnert ein Denkmal des tschechischen Bildhauers Jan Koblasa an das Schicksal der Familie Kyncl. Die Kyncls flohen 1968 nach der Niederschlagung des Prager Frühlings durch sowjetische Truppen aus der Tschechoslowakei. Als Dank an die österreichischen Nachbarn, die ihnen bei der Flucht ins Exil geholfen hatten, wurde dieser Gedenkstein im Jahr 1998 errichtet. Zügig radeln wir den »Iron-Curtain-Trail-EuroVelo 13« entlang und wie ein Leuchtturm weist und das imposante Barockschloss von Mikulov den Weg. Nach etwa drei Kilometern erreichen wir einen Bahnübergang, den wir jedoch nicht überqueren, sondern nach rechts abbiegen. Wir lassen vorerst Mikulov links liegen und folgen dem EuroVelo 13 entlang der Bahnstrecke in östlicher Richtung. Freiheitsweg – »Denkmal »Tor zur Freiheit« Kurz nach Mikulov führt uns die Radtour an den zahlreichen Schautafeln des Freiheitswegs vorbei, die die tragischen Schicksale der Opfer des Eisernen Vorhangs schildern. Faszinierend würde Mr Spock sagen, wie kreativ und einfallsreich die Menschen waren, die verzweifelt versuchten, die Grenze in den Westen zu überwinden. Von wagemutigen Seilbahnfahrten über Hochspannungsleitungen bis hin zu selbstgebauten Heißluftballonen, die den Eisernen Vorhang überflogen – die Geschichten sind beeindruckend. Der Höhepunkt des Freiheitswegs ist das Denkmal »Tor zur Freiheit«. 53 Stahlstelen ragen empor und strecken sich gen Himmel. Jede einzelne Stele erinnert an einen unglücklichen Menschen, der vor dem Jahr 1989 bei dem Versuch, aus der Tschechoslowakei zu fliehen, sein Leben verlor. Das Denkmal ist ein bewegendes Zeugnis der Opfer und mahnt uns, die Errungenschaften der Freiheit zu schätzen und zu bewahren. Barocke Pracht am Porzteich Nachdem wir etwa 800 Meter weiter geradelt sind, entdecken wir auf der rechten Seite eine Abzweigung, der wir neugierig folgen. Diese führt uns zu einem historischen Juwel aus dem 17. Jahrhundert – einer barocken Ziegelbrücke. Ursprünglich als Verbindung über einen Teich zum Jagdschloss Portz genutzt, verlor sie im Jahr 1855 mit der Trockenlegung des Porzteichs und dem Bau der »Lundenburg-Nikolsburg-Grußbacher Eisenbahn« ihre einstige Bedeutung, da sie vom Schloss abgeschnitten wurde. Nach dem Jahr 1949 lag die Ziegelbrücke im unzugänglichen Grenzgebiet und wurde dem Verfall überlassen. Doch im Jahr 2019 erinnerte man sich endlich wieder an dieses Kleinod und begann mit aufwendigen Sanierungsarbeiten, um ihre einstige Pracht wiederherzustellen. Wir setzen unsere Reise am EuroVelo 13 bis Sedlec fort, wo wir die Bahn überqueren und dem Radweg Cyklotrasa No 41 weiter folgen. Weinbau rund Mikulov Während sich auf der einen Seite des Radwegs die Fische in den zahlrechen Fischteichen tummeln, gedeihen auf den Hügeln die Rebstöcke, die köstliche Trauben für hochwertige Weine wie Rheinriesling, Weißburgunder und Chardonnay hervorbringen. Der Ursprung des Weinbaus in dieser Region reicht zurück bis in die Römerzeit. Neben ihrem Ruf als Liebhaber von Festlichkeiten und musikalischen Darbietungen hatten die Römer bekanntlich auch eine besondere Affinität zu edlen Tropfen. Im Laufe der Geschichte entwickelte sich die Region weiter und im 13. Jahrhundert wurde sie Teil der Herrschaft des Fürstenhauses von Liechtenstein. Unter der Schirmherrschaft dieser adeligen Familie florierte der Weinhandel rund um Mikulov und die Weinproduktion erreichte neue Höhen. Es wird sogar behauptet, dass die Einwohner von Mikulov zu jener Zeit öfter in geselliger Weinrunde anzutreffen waren als in nüchternem Zustand. Liechtenstein Radroute, die Kulturlandschaft Lednice-Valtice Inmitten der malerischen Grenzregion zwischen Tschechien und Österreich verbirgt sich ein wahres Meisterwerk: die Kulturlandschaft Lednice-Valtice, die zu den größten von Menschenhand geschaffenen Landschaften Europas zählt. Hier verschmelzen prächtige Schlösser, englische Parklandschaften, Fischteiche und unberührte Natur zu einem harmonischen Gesamtkunstwerk. Diese einzigartige Kulturlandschaft wurde von der Familie Liechtenstein geschaffen, die bis in die 1940er Jahre in Südmähren präsent war. Die Fischteiche der Liechtensteins Die Liechtenstein Radroute führt uns nun am Fischteich Nesyt vorbei, der mit einer Fläche von 315 Hektar zu den größten Teichen in Mähren zählt und zu einem der ältesten Teichsysteme der Region gehört. Dieses beeindruckende Teichsystem zwischen Mikulov und Lednice diente aber nicht nur der Fischhaltung. Das Schilf, das an den Ufern wuchs, verwendete man zum Dach decken oder als Brennstoff, während das gefrorene Wasser im Winter zu Eisblöcken gehackt wurde, die man zur Kühlung von Nahrungsmittel und Getränken in den Kellern nutzte. Hraniční zámeček/Grenzschlösschen 18 Kilometer von unserem Startpunkt entfernt, erreichen wir ein echtes Kuriosum auf unserer Radtour- das Grenzschlösschen in Hlohovec/Bischofswarth. Auf der Fassade des im Empirestil erbauten Schlösschens steht die Inschrift »Zwischen Österreich und Mähren«. Vom Mittelalter bis zum Ende des Ersten Weltkriegs verlief die Landesgrenze zwischen Mähren und Niederösterreich genau an dieser Stelle. Aufgrund des Besitzes von Fürst Johann I. Josef von Liechtenstein auf beiden Seiten der Grenze -Eisgrub in Mähren und Feldsberg in Niederösterreich – wurde das Schloss so konstruiert, dass die Kronländergrenze genau durch das Gebäude verlief. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das bisher zu Niederösterreich gehörende Feldsberger Land der Tschechoslowakei gemäß dem Vertrag von Saint-Germain zugeschrieben. Heute befindet sich in dem Schloss ein Hotel mit Restaurant. Von Hlohovec nach Lednice Wir radeln nun entlang von weiteren Fischteichen, queren die Landesstrasse 422 und fahren weiter bis wir auf Eisenbahnschienen stoßen, wo wir nach links auf einen etwas holprigen und geschotterten Radweg abbiegen. Gut durchgerüttelt erreichen wir schon bald den Eingang zum Schlosspark Lednice. Zámek Lednice/Schloss Eisgrub Ein Juwel der Neugotik, so kann man Schloss Lednice am besten beschreiben. Mit seinen vielen Türmchen, Erkern, die kunstvollen Wasserspeier und eine aufwendig gestaltete Fassade versetzt es Besucher in eine andere Zeit. Schloss Lednice, einst ein bescheidener Gutshof, der im Laufe der Jahrhunderte zu einem beeindruckenden Schloss wurde, hat eine Geschichte voller Veränderungen und extravaganten Umbauten. Von den ersten barocken Anfängen bis zum klassizistischen Einfluss im 18. Jhdt und schließlich dem romantischen neugotischen Stil im 19. Jhdt – die ehemalige Sommerresidenz der Liechtensteiner hat so einige modische Facetten durchlaufen. Zahlreiche bekannte Architekten, wie Johann Bernhard Fischer von Erlach, Joseph Hardtmuth oder Joseph Kornhäusel, wirkten an der Gestaltung des Schlosses im Laufe der Jahrhunderte mit. Von opulenten Repräsentationsräumen bis hin zu einem Wintergarten, der als »größter Wintergarten der Welt« galt, war das Schloss Lednice stets ein Ort des Luxus und des modernen Komforts. Versteckte Kleinode zwischen Lednice und Valtice Nachdem wir das Schloss ausgiebig besichtigt haben, schwingen wir uns wieder in den Sattel und folgen der Cyklotrasa No 41 Richtung Nordosten, wo wir nach etwa zwei Kilometer auf das erste Kleinod dieser Region stoßen. Die Liechtensteins konnten dem Reiz nicht widerstehen ihre Landschaftsgärten mit künstlichen Ruinen zu verschönen. Besonders Johann I. von Liechtenstein ließ am Beginn des 19. Jhdt zahlreiche Burgen, Türme oder Tempel in unterschiedlichen Stadien des Verfalls errichten. Die künstlichen Ruinen waren ein Tribut an das Zeitalter der Romantik, in dem die Menschen von deren malerischen Wirkung und Stimmung verzaubert werden sollten. Hansenburg/Ruine Janův Hrad Unser erstes Ziel ist die Ruine Janův Hrad/Hansenburg, die ein wenig versteckt inmitten von Auwäldern errichtet wurde. Die Pläne stammten von dem Architekten und Erfinder des Bleistifts Josef Hardtmuth. Während der Jagdsaison diente die Ruine als Jagdschlösschen und war Ausgangs- und Endpunkt für die legendären Jagdabenteuer der Liechtensteins. Apollotempel/Apollonův chrám Weiter geht es zum Apollotempel, oder wie die Einheimischen sagen, Apollonův chrám, der sich romantisch über dem Mlýnské-Teich erhebt. Errichtet wurde der klassizistische Tempel nach einem weiteren Entwurf von Joseph Kornhäusel, der sich von der berühmten Villa der französischen Ballerina Marie-Madeleine Guimard in Paris inspirieren ließ. Marie-Madeleine Guimard war eine bezaubernde Ballerina, die nicht nur auf der Bühne der Pariser Oper glänzte, sondern auch durch ihre leidenschaftlichen Liebesaffären Berühmtheit erlangte. Der Tempel ist eine Hommage an den Gott Apollo, der in der griechischen Mythologie als Symbol für Schönheit, Musik und Kunst verehrt wurde. Tempel der drei Grazien/Chrám Tří Grácií Ein weiteres Juwel in der Kulturlandschaft Lednice-Valtice ist der Tempel der drei Grazien/Chrám Tří Grácií. Der hufeisenförmige neoklassizistische Tempel mit zwölf ionischen Säulen wurde ausnahmsweise nicht von Joseph Kornhäusel entworfen, sondern von seinem Mitarbeiter, Joseph Franz Engel. Der Tempel der drei Grazien ist eine Hommage an die antiken griechischen Göttinnen der Anmut, Schönheit und Anziehungskraft. Harmonisch und anmutig stehen die drei zarten Gestalten auf einem Sockel nebeneinander und blicken auf Euch stilvoll hinab. Nachdem wir die Statue mit den drei Grazien ausgiebig bewundert haben, radeln wir weiter zum nächsten Kleinod. Hubertuskapelle/Kaple svatého Huberta Die dreiseitige, von drei neogotischen Bögen durchbrochene Hubertuskapelle/Kaple svatého Huberta liegt direkt am Radweg in einer Waldlichtung. Hier wurden einst feierliche Messen zelebriert, um den Segen des heiligen Hubertus für eine erfolgreiche Jagd zu erbitten. Ein Ort, der die Jägerherzen höherschlagen lässt. Dianatempel/Rendez-vous Der Dianatempel, auch bekannt als Rendez-vous, ist das letzte Kleinod auf dem Weg zwischen Lednice-Valtice und eine Hommage an die Göttin Diana. Doch hinter seiner klassizistischen Fassade in Form eines römischen Triumphbogens verbirgt sich kein Tempel, sondern ein kleines Schlösschen, welches von Josef Hardtmuth entworfen und von Josef Kornhäusel fertiggestellt wurde. Seine Fassade ist mit kunstvollen Reliefs geschmückt, die der Göttin der Jagd huldigen. Der Dianatempel diente den Jagdgesellschaften des Fürsten als Kulisse für das traditionelle Jagdfrühstück. Hier konnte man sich vor oder nach der Jagd versammeln und sich an den weidmännischen Erfolgen erfreuen. Vom Dianatempel sind es rund vier Kilometer zum Hauptplatz von Valtice, der von zwei Bauwerken dominiert wird, dem Schloss und der Kirche Mariä-Himmelfahrt. Valtice/Feldsberg Es war einmal … So beginnt die Geschichte der Familie Liechtenstein in Feldsberg, die bis ins Jahr 1394 zurückreicht. Die Liechtensteins waren echte Tausendsassas, die durch ihre geschickte Politik, ausgeklügelten Kaufverträge und etwas Heiratsglück ihren Besitz in Böhmen und Mähren stetig vergrößerten. Neben den Esterházys und Schwarzenbergs zählten die Liechtensteins zur Crème de la Crème des Adels in der Habsburgermonarchie. Schloss Valtice diente über Jahrhunderte hinweg als Hauptsitz dieser angesehenen Adelsfamilie, von dem aus sie ihre umfangreichen Besitzungen, darunter das heutige Fürstentum Liechtenstein, bis zum Jahr 1918 verwalteten. Ursprünglich eine gotische Burg aus dem 13. Jhdt wurde diese zu einem Renaissance- und später zu einem Barockschloss nach den Plänen der Baumeister Domenico Martinelli und Johann Bernhard Fischer von Erlach umgebaut. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg wurde Feldsberg im Jahr 1919 im Vertrag von Saint-Germain der Tschechoslowakei zugesprochen, obwohl es über Jahrhunderte hinweg stolzer Bestandteil von Niederösterreich gewesen war. Die Schlösser Valtice und Lednice blieben jedoch bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs im Besitz der Liechtensteins. Doch nach 1945 erfolgte die Enteignung ihres Besitzes in der Tschechoslowakei durch die berüchtigten Benes-Dekrete. In letzter Minute gelang es den Liechtensteins noch kostbare Gemälde und andere Kunstgegenstände aus Valtice zu retten und quer durch Österreich nach Vaduz bringen. Genug mit Geschichte! Bevor wir uns wieder in den Sattel schwingen, werft noch einen kurzen Blick in die Pfarrkirche Mariä-Himmelfahrt und bewundert noch die davorstehende Mariensäule, die aus Dankbarkeit für das Ende der Pest errichtet wurde. Reisten-Kolonnade/ Kolonáda na Reistně Die nächsten zwei Kilometer bringen euch ordentlich zum Schwitzen. Nun heißt es ordentlich in die Pedale treten, denn es geht steil bergauf auf den Reistně-Berg. Aber keine Sorge, am Ende dieser Tortur erwartet euch ein wahres Juwel. Als ob es aus dem Nichts erscheint, steht ihr plötzlich vor der Gloriette im Schlosspark Schönbrunn. Die Ähnlichkeit ist tatsächlich verblüffend. Tatsächlich diente das Wiener Pendant als Vorbild. Die Kolonnade, benannt nach dem Reistně-Berg, wurde von den Architekten Joseph Hardtmuth und Joseph Kornhäusel errichtet. Schwer zu erraten, wer der Auftraggeber war. Natürlich Johann I. von Liechtenstein, der die Kollonnade zur Erinnerung an seinen Vater und dessen Geschwister errichten ließ. Als sich nach 1945 der Eiserne Vorhang über halb Europa senkte lag die Kollonnade im unzugänglichen Grenzgebiet und diente dem Grenzschutz als Beobachtungsposten. Über Úvaly nach Mikulov Radeln wir weiter! Vorbei am Haus der Grenzrotte, welches an die scharfen und oft schikanösen Grenzkontrollen zur Zeit des Eisernen Vorhangs erinnert, folgen wir dem Eurovelo 13 in die kleine verschlafene Ortschaft Úvaly/ Garschönthal. Aufgrund seiner Nähe zur österreichischen Grenze standen die Bewohner von Úvaly während der kommunistischen Herrschaft unter strenger Beobachtung durch die Grenzwache, um jeglichen Gedanken an Flucht zu unterbinden. Besuchern war der Zugang nur mit spezieller Genehmigung gestattet. Unmittelbar nach der Kirche von Úvaly beginnt der zweite und letzte anstrengende Abschnitt der heutigen Radtour. Von hier aus führt der recht holprige Radweg über kleinere Hügel auf und ab bis nach Sedlec. Der Streckenabschnitt zwischen Úvaly, Sedlec und Mikulov verläuft entlang des ehemaligen Kolonnenweges. Während der kommunistischen Ära war dieser Weg das Rückgrat der tschechoslowakischen Grenztruppen, da sie mit ihren Fahrzeugen blitzschnell jeden Punkt an der Grenze erreichen konnten. Nachdem wir wie James Bonds Wodka Martini gut durchgeschüttelt den Bahnhof von Sedlec erreichen, radeln wir die bereits bekannte Strecke bis nach Mikulov zurück. Mikulov/Nikolsburg Beim Bahnhof von Mikulov queren wir die Eisenbahngleise und folgen dem gut markierten Radweg direkt in das Zentrum der Altstadt. Schloss Mikulov Majestätisch erhebt sich das barocke Schloss Mikulov über der Stadt, welches sich vom Ende des 13. Jhdt bis zum Ende des 16. Jhdt im Besitz der Familie Liechtenstein befand. Danach gehörte es bis 1945 den Fürsten von Dietrichstein, die für viele Jahrhunderte das Gesicht von Mikulov prägten. Der großzügige Umbau zwischen 1719 und 1730 hat dem Schloss sein heutiges Aussehen verliehen. In den letzten 200 Jahren war es Schauplatz wichtiger historischer Ereignisse. Im Jahr 1805 übernachtete Napoleon auf dem Weg von Brünn nach Wien im Schloss und 61 Jahre später wurde hier nach der schweren Niederlage bei Königgrätz ein Friedensvertrag zwischen Österreich und Preußen unterzeichnet. Stadtplatz mit Pestsäule Aber das Schloss ist nicht der einzige Star in der Stadt. Nur einen Katzensprung entfernt liegt der Stadtplatz, der mit Renaissance-Häusern umgeben ist. Dominiert wird der leicht abschüssige Platz vom Turm der Wenzelskirche und einer monumentalen Barocksäule, die von den Dietrichsteins in Auftrag gegeben wurde. Besonders beeindruckend ist das prachtvolle Bürgerhaus »Zu den Rittern« mit seiner auffälligen Sgraffito-Fassade. Gruftkirche der Fürsten von Dietrichstein Die Gruftkirche der Fürsten von Dietrichstein ist ebenfalls einen Besuch wert. Hier fanden Mitglieder der Familie ihre letzte Ruhestätte. Der Kirchenbau wurde nach einem Entwurf von Fischer von Erlach errichtet und beherbergt die sterblichen Überreste von 45 Dietrichsteinern. Jüdischer Friedhof Wie wäre es noch mit einem Spaziergang auf dem jüdischen Friedhof? Hier findet ihr mehr als 4.000 Grabsteine, von denen der älteste lesbare aus dem Jahr 1605 stammt. Die Zeremonienhalle des Friedhofs im Stil des Historismus, ist ein Meisterwerk des Architekten Max Fleischer, der sein Handwerk von den Baumeistern der Wiener Oper gelernt hatte. Der beste Blick auf Mikulov Wer immer noch genug Energie hat, sollte den Kreuzweg auf den Heiligen Berg hinaufsteigen. Der Aufstieg mag ein bisschen anstrengend sein, aber der Ausblick auf Mikulov ist so beeindruckend, dass ihr denkt, ihr seid im siebten Himmel. Sehenswert ist auch die Barockkapelle am Gipfel des Berges, die zu den ältesten Wallfahrtsstätten Mährens zählt. Zurück nach Ottenthal Nachdem wir Mikulov ausgiebig besichtigt haben, radeln wir wieder zurück zum Bahnübergang und folgen dem bereits bekannten Weg zurück an die Grenze, wo wir anschließend dem Wegweiser nach Ottenthal folgen. FotoalbumWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour nach Mikulov, Valtice und Lednice inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: Auf den Spuren der Liechtensteins: Mikulov – Lednice – Valtice Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: Unsere leicht adaptierte Liechtenstein Radroute basiert auf verschiedenen Radwegen, wie EuroVelo 13 oder die Cyklotrasa No 41. Das Radweg-Symbol der Original Liechtenstein Radroute ist das Wappen der Fürstenfamilie. Schwierigkeit: Bis auf zwei Steigungen (Reisten-Kolonnade, Abschnitt Úvaly – Sedlec) flach und gemütlich zu befahren. Manche Streckenabschnitte können aber recht holprig werden. Strecke: ca 67 km   Unsere persönlichen Highlights entlang der Strecke: Schloss LedniceSchloss ValticeSchloss MikulovHansenburg/Ruine Janův HradJagdschlösschen Rendez-vousDrei Grazien-TempelGrenzschlösschen HlohovecReisten-KolonnadeGrandiose KulturlandschaftStadtplatz von MikulovAusblick vom Heiligen BergFreiheitsweg – Denkmal »Tor zur Freiheit« [...]
VON RETZ NACH ZNAIM AM »WEIN UND KULTUR RADWEG«
VON RETZ NACH ZNAIM AM »WEIN UND KULTUR RADWEG«Der »Wein und Kultur Radweg« verbindet die beiden Schwesternstädte Retz und Znaim. Bei dieser Tour zeigen wir euch interessante historische Kleinode und atemberaubende Aussichtspunkte von wo Ihr die Schönheit der hügeligen Weinberge und Heidelandschaften genießen könnt. Start: Hauptplatz von Retz Unsere Radtour beginnt auf dem Hauptplatz von Retz, der als einer der schönsten Plätze Österreichs gilt. Dominiert wird der Hauptplatz vom Rathaus mit seinem mächtigen 57 m hohen Turm, der wie ein gigantischer Finger in den Himmel ragt. Ursprünglich als Kirche geplant, haben die dem Protestantismus verfallen Ratsherren beschlossen, einen Baustopp zu verfügen. Da aber gerade ein neues Rathaus gebraucht wurde, ließen die pragmatischen Ratsherren die halbfertige Kirche in ein Rathaus umbauen. Highlight: Panoramablick vom Rathausturm Der Rathausturm, ist nicht nur mächtig und majestätisch, sondern bietet auch eine Aussichtsplattform, die bei Schönwetter einen Besuch wert ist. Doch um dorthin zu gelangen, müsst ihr euch auf eine »Reise« durch eine schmale Wendeltreppe mit nicht weniger als 128 Stufen begeben! Aber lasst euch davon nicht abschrecken, denn am Ende dieser Reise werdet ihr mit einem atemberaubenden Panoramablick auf Retz und seine Umgebung belohnt! Und noch ein Hinweis für Serienjunkies: In der epischen Fernsehserie »Julia – eine ungewöhnliche Frau« wurde das Retzer Rathaus als Amtssitz der furchtlosen Bezirksrichterin Dr. Julia Laubach genutzt. In nicht weniger als 65 Folgen wird Laubach -gespielt von Christiane Hörbiger – in ihrer Rolle als Richterin mit allen möglichen Konflikten konfrontiert, die oft auch ihr Privatleben berühren! Retzer Windmühle Wenn ihr von der Aussichtsplattform des Retzer Rathausturms Richtung Norden schaut, werdet ihr auf einer Anhöhe die legendäre Retzer Windmühle erblicken. Das berühmteste Wahrzeichen der Stadt ist die einzige betriebsfähige Windmühle in ganz Österreich! Doch damit nicht genug, denn die Retzer Mühle hat auch schon in der TV-Steinzeit für Aufsehen gesorgt! In einer Folge der legendären TV-Serie »Der Kurier der Kaiserin« mit Klausjürgen Wussow hatte die Mühle ihren großen Auftritt. Retzer Stadtgeschichte Retz wurde 1279 von Graf Berchtold von Rabenswalde gegründet.  Doch die Namensfindung der neuen Siedlung gestaltete sich schwieriger als erwartet! Der Graf und seine tapferen Ritter saßen lange schweigend herum, auf der Suche nach einer zündenden Idee. Doch plötzlich, als die Spannung am höchsten war, riss der Frau des Grafen der Geduldsfaden. Sie brach in Wut aus und schrie in die Runde: »Nau Mauna, redt’s endlich!« Die Ritter schreckten auf und hatten die rettende Eingebung! »Redts« sollte die neue Stadt heißen! So erzählt es zumindest die Legende. Ob es wirklich so passiert ist, wissen wir nicht, aber eins ist sicher: Retz hat bis heute seinen Namen behalten. Hauptplatz von Retz Lasst uns nun die prächtigen Bürgerhäuser aus der Zeit der Renaissance und des Barocks am Hauptplatz von Retz bestaunen. Zuallererst fällt unser Blick auf das Sgraffitohaus – ein wahres Kunstwerk! Die Fassade zeigt uns Szenen aus der griechischen Mythologie, dem Alten Testament und sogar eine Darstellung des menschlichen Lebensalters vom zehnten bis zum hundertsten Jahr. Das ist wahrer Optimismus, wenn man bedenkt, dass die durchschnittliche Lebenserwartung zu dieser Zeit nur 50 Jahre betrug. Auf der gegenüberliegenden Seite des Hauptplatzes steht ein weiteres Juwel – das Verderberhaus. Dieses Bürgerhaus im venezianischen Stil erhielt seinen Namen von der Kaufmannsfamilie Verderber, die es im 19. Jhdt erworben hatte. Die Verderber betrieben einen schwunghaften Handel mit dem köstlichen Retzer Wein, den sie mit ihren Kutschen bis nach St. Petersburg lieferten. Von der Rückfahrt brachten sie Leinen aus Schlesien mit, welches sie in ihrem Warenhaus auf der Tuchlauben in Wien gewinnbringend verkauften. Highlight: Kraftort Heiligen Stein Nachdem wir Retz durch das Znaimertor verlassen hat, radeln wir durch die sanft-hügelige Landschaft Richtung »Heiliger Stein«, einem uralten Kultplatz mit einem mysteriösen Schalenstein und Fundamenten einer alten Wallfahrtskirche. Der »Heiliger Stein« ist ein grauer Granitblock mit elf schalenförmigen Vertiefungen. Wie dieser dekorative Brocken hierherkam, weiß niemand so genau. Aber es gibt eine Legende, die besagt, dass der Heilige Wolfgang höchstpersönlich mit seinem Hammer auf den »Heidenstein« gehauen hat und so die Schalen entstanden sind. Ob das wirklich stimmt, weiß in Wahrheit auch niemand, aber wir können immerhin das wundertätige Wasser bewundern, das sich in den Schalen sammelt. Wer weiß, vielleicht heilt es sogar unseren müden Körper nach all den Anstrengungen dieser Radtour. Über die Grenze nach Mähren Von hier sind es keine 300 Meter mehr zur tschechischen Grenze. Vom »Eisernen Vorhang«, der einst Österreich und die damalige CSSR trennte, ist nichts übriggeblieben. Nur eine Grenztafel bei einem Marterl weist darauf hin, dass wir Österreich nun verlassen haben. Nationalpark Thayatal-Podyjí Der Radweg führt kurz nach Hnanice in den Nationalpark Thayatal-Podyjí. Dieses Gebiet war lange Zeit ein weißer Fleck auf der touristischen Landkarte, verlief doch hier bis 1989 der berüchtigte Eiserne Vorhang. Das hielt die Natur jedoch nicht davon ab, sich im einstigen Sperrgebiet und Todesstreifen ungestört zu entfalten und eine der letzten naturnahen Tallandschaften Mitteleuropas zu erschaffen. Die tief eingeschnittene Thaya hat markante Mäander hinterlassen, als wäre sie von einem betrunkenen Riesen gezogen worden. Immer wieder führt uns der Radweg – wie bei einer wilden Achterbahnfahrt – auf eine Anhöhe hinauf und kurz darauf hinunter. Graffitis am Weg empfehlen uns bergab »pomalé« zu fahren. Rund zwei Kilometer nach der Grenze erreichen wir die Ufer der Thaya, die zu einer kurzen Rast einladen. Dann heißt es wieder ordentlich in die Pedale zu treten, um den nächsten Hügel zu erklimmen. Wallfahrtskapelle der Schmerzhaften Mutter Gottes Kurz vor Popice erreichen wir die Wallfahrtskapelle der Schmerzhaften Mutter Gottes, die 1815 anstelle einer alten Marterlsäule errichtet wurde. Popice, früher bekannt als Poppitz, wurde 1680 von der Pest heimgesucht. Der Legende zufolge endete die Pestepidemie, als der Pfarrer ein Kreuz auf seine Schulter nahm und mit den wenigen Überlebenden den Berg bestieg, um die Mutter Gottes um Hilfe zu bitten. Die Bitte wurde erhört und als Dank ließen die Bewohner des Ortes eine Marterlsäule errichten. Angeblich überlebten nur 17 von 200 Einwohnern den Schwarzen Tod. Blick auf Znaim vom Kuhberg Schon bald nach Popice strampeln wir den 339 Meter hohen Kraví hora, zu deutsch Kuhberg, hinauf, wo einst Schafe und Kühe weideten. Als Belohnung für die Anstrengung winkt ein eindrucksvoller Blick auf Znaim. Zusammen mit der gotischen St.-Nikolaus-Kirche bildetet der Rathausturm die charakteristische Silhouette der Stadt. Man könnte meinen, dass es hier mehr Türme als in einem Schachspiel gibt, und das alles in einem makellosen Zustand. Den besten Blick auf die Znaim findet ihr bei der Abfahrt vom Kuhberg ein paar Meter links von einer Sendeanlage. Rasant geht es nun über Stock und Stein hinunter zur Thaya und wir überqueren diese bei einer kleinen Brücke neben dem Oldtimermuseum. Stadtspaziergang in Znaim Znaim ist eine altehrwürdige Burg- und Königsstadt mit einem mittelalterlichen Stadtkern, der zum Teil so gut erhalten ist, dass man meinen könnte, man sei mit einer Zeitmaschine gelandet. Kulturrundgang durch Znaim Von der Thayabrücke am Fuße des Kuhbergs führen die steilen Straßen Napajedla und U Brány direkt in das Altstadtzentrum von Znaim. Während E-Biker die rund 70 Höhenmeter hinaufflitzen, als ob sie auf der Flucht vor der königlichen böhmischen Garde wären, schieben wir unsere Räder den Anstieg hinauf bis zum Masaryk-Platz, dem Ausgangspunkt unseres kurzen Stadtspaziergangs durch Znaim. Masaryk-Platz in Znaim Der imposante Masaryk-Platz ist wohl der schönste Platz von Znaim, der von prächtigen Häusern aus der Zeit des Mittelalters, des Barocks und der Renaissance umgeben ist. Nur ein Bauwerk stört dieses hübsche Ensemble: Ein Betonklotz aus der realsozialistischen Ära – das Kaufhaus Dyje. Dieses Symbol für den unvergleichlichen Charme der Architektur der 1970er Jahre ließen die kommunistischen Machthaber anstelle des alten Rathauses errichten, welches in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs durch Bombentreffer in die Luft gejagt wurde. Rathausturm von Znaim Wundersamer Weise blieb der Rathausturm von einem Bombentreffer verschont. Majestätisch ragt er noch heute 80 Meter in die Höhe und zieht mit seiner markanten Dachkonstruktion die Blicke auf sich. Eine Inschrift verkündet stolz, dass dieses Meisterwerk im Jahre 1445 am Montag nach Magdalena begonnen und drei Jahre später am Montag nach derselben Heiligen vollendet wurde. Bis ins Jahr 1924 beherbergte der Turm einen Türmer, der einst nach Feinden, später jedoch nur noch nach Bränden Ausschau hielt. Den Ausblick des Türmers sollte man sich bei schönem Wetter auf alle Fälle gönnen. Highlight: Blick vom Schloss auf die St Nikolauskirche Wir schlendern gemütlich die Obroková-Straße entlang, überqueren den Horní náměstí (Oberen Platz) und erblicken schon bald das eiserne Eingangstor der ehemaligen Brauerei Hostan, welches uns Eintritt zur Katharinen-Rotunde und zur Znaimer Burg gewährt. Das Highlight dieses Ortes ist jedoch der herrliche Blick auf die gotische St.-Nikolaus-Kirche und das Thayatal. Katharinen-Rotunde Die einstige Funktion der frühmittelalterlichen Katharinen-Rotunde liegt im Verborgenen. Vermutlich nutzte sie der Burgbesitzer als Gotteshaus. Die romanischen Fresken im Inneren des Rundbaus gleichen einem Bilderbuch aus dem 12. Jhdt. Sie zeigen böhmische und mährische Herrscher, die aus der Geschichte des Landes erzählen. Gegen Ende des 18. Jhdt wurde die Rotunde interessanterweise zu einem Schweinestall umfunktioniert. Später diente sie als Tanzlokal und Bierausschank. Heute zählt sie zu den seltensten Kulturdenkmälern Znaims und kann nur bei geeigneten klimatischen Bedingungen besucht werden. Znaimer Burg Die Geschichte der Znaimer Burg reicht bis ins 11. Jhdt zurück. Sie wurde von den Přemysl-Fürsten gegründet, die vom Ende des 9. Jhdt bis ins Jahr 1306 in Böhmen und Mähren herrschten. Im Laufe der Jahrhunderte verfiel die einst stolze Befestigungsanlage zunehmend. Der vordere Teil des Burggeländes wurde schließlich an die Bürger von Znojmo verkauft, die im Jahr 1720 eine Bürgerbrauerei errichten ließen. Der hintere Teil fiel in den Besitz der Grafen von Deblín, die anstelle der Burg ein Barockschloss errichteten. Später wurde die Burg als Kaserne und Lazarett genutzt und schließlich zum Museum umgebaut. St. Nikolaus-Kirche in Znaim Wir verlassen nun das ehemalige Brauereigelände und spazieren die Velká Františkánská entlang, die uns zur über 800 Jahre alten St. Nikolaus-Kirche führt. Die gotische Kirche wurde auf romanischen Fundamenten in der Mitte des 14. Jhdt errichtet und zur Zeit des Barocks umgestaltet. Highlight des Kirchenbesuchs ist die Kanzel, die in Form eines Globus gestaltet ist – denn wer braucht schon eine normale Kanzel, wenn man bei der Predigt auch über einer Weltkugel schweben kann? In einer Seitennische könnt ihr die reichlich geschmückte Reliquie des Heiligen Bonifazius bewundern, einem Geschenk des Papstes Benedikt IV an die Bürger von Znaim. Man fragt sich, welcher Papst so großzügig ist und einfach einen Märtyrer mit Echtheitsbestätigung verschenkt. Wollte er womöglich nur ein wenig Platz in den überfüllten Katakomben von Rom schaffen? Nach diesem kurzen Stadtspaziergang verlassen wir wieder Znaim. Wir werfen noch einen kurzen Blick auf den Wolfsturm am unteren Ende des Masaryk-Platzes und folgen dem Radweg Richtung Thaya hinunter. Die legendären Znaimer Gurkerln Die Strecke führt zuerst nach Nový Šaldorf und dann geht es wieder hügelig nach Načeratice und Vrbovec. Dieser Abschnitt ist der unattraktivste Teil der heutigen Radtour, der streckenweise von stärkerem Autoverkehr geprägt ist. Wir radeln über das fruchtbare Land Südmährens, wo unteranderem die bekannten Znaimer Gurkerln wachsen. Einst hatte die Znaimer Bevölkerung den unerbittlichen Ehrgeiz die perfekten Gurkerln zu züchten. Und endlich, nach vielen Versuchen und Kreuzungen mit Samen aus Ungarn und dem Orient, war es soweit – das perfekte Znaimer Gurkerl war geboren! Die Gurkerln wurden sogar als Wunderwaffe gegen die Pest gepriesen. Als im 17. Jahrhundert die Pest die Stadt heimsuchte und viele Menschenleben hinraffte, hatte ein Znaimer Geistlicher einen ungewöhnlichen Lösungsansatz. »Wenn schon nichts anderes hilft, dann probieren wir es doch mal mit unseren Gurkerln« und propagierte diese als Allheilmittel! Ob es wirklich geholfen hat, darüber schweigt die örtliche Chronik. Aber wer weiß, vielleicht haben Znaimer Gurkerln wirklich geheime Kräfte, die noch nicht erforscht worden sind. Von der Grenze auf den Heidberg Mittlerweile haben wir Dyjákovičky erreicht, einem Ort, wo die Schönheit der Strecke wiederkehrt und die Herausforderung beginnt. Denn gleich nach dem Dorf beginnt ein lang gezogener Anstieg in Richtung österreichische Grenze auf den 305 Meter hohen Heidberg. Ist die Anhöhe endlich erreicht, habt ihr knapp 100 Höhenmeter überwunden, die Grenze wieder überschritten und euch eine kurze Rast verdient. Hier steht das hübsche Urlauberkreuz, das an den Sohn des alten Weinbauers Fürnkranz erinnert, der an dieser Stelle von einer Schlägertruppe brutal zusammengeschlagen wurde, weil er seine Spielschulden nicht begleichen konnte. Aber keine Sorge, heute ist hier alles sicher. Dafür sorgt schon der Dorfgendarm Simon Polt, der hier mit seinem alten Waffenrad für einige Filmszenen durch die Landschaft radeln durfte. Das Urlauberkreuz wurde übrigens von Wallfahrern gespendet, die früher Urlauber genannt wurden. Gegenüber des Urlauberkreuzes gibt es noch eine zusätzliche Attraktion: Kunst im Weingarten! Dabei handelt es sich um ein Klavier, das aussieht, als hätte es sich selbst in Beton gegossen. Entworfen wurde das Betonklavier vom israelischen Künstler Joav Weiss. Nach all den Strapazen und Entbehrungen auf der bisherigen Strecke eröffnet sich kurz nach dem Urlaubskreuz eine Oase der Erfrischung und Entspannung – die »Radlerrast Herbert, Bernd und Fredi’s Hütte«. Hier könnt ihr euch bei einem Gläschen Veltliner oder einem reschen G’spritzten von den Qualen der vergangenen Kilometer erholen und die wundervolle Aussicht ins Pulkautal genießen. In der Nähe der Radlerrast befindet sich auch die Heidbergwarte mit großartiger Aussicht über weite Teile Niederösterreichs vom Wechsel bis zum Hochschwab. Nur das malerische Retz verbirgt sich fast zur Gänze in einer Mulde. Über den Schatzberg zurück nach Retz Von der Heidbergwarte geht es für die nächsten zwei Kilometer flott bergab Richtung Pulkautal. Leider sind es vergebene Höhenmeter, denn bald müssen wir uns vier Kilometer lang den 305 Meter hohen Schatzberg hinaufquälen. Wenn wir schließlich den Gipfel des Schatzberges erreichen, dürfen wir uns als »Glocknerkönig« feiern lassen. Südmährer-Warte Am Schatzberg befindet sich die Südmährer Warte, die in den 1980er Jahren als Mahnmal für die Vertreibung der Deutschsüdmährer aus dem Kreis Znaim nach dem Zweiten Weltkrieg errichtet wurde. Der Blick von der Warte reicht weit ins Mährische hinein. Nun geht es wahrlich flott die nächsten fünf Kilometer bergab nach Unterretzbach. Von dort aus ist es dann nur noch ein Katzensprung zurück nach Retz. FotoalbumWir hoffen, dass wir euch mit unseren Tipps zu einer Radtour ins Grenzgebiet Österreich-Mähren inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: »Wein und Kultur Radweg«. Streckenplan Die hier vorgestellte Tour verläuft zum Großteil auf dem »Wein und Kultur Radweg«. Abschnittsweise wurden aber auch andere lokale Radwege benutzt. Tourdaten Radweg-Symbol: Weisse Traube auf rotem Quadrat Schwierigkeit: mittel bis anstrengend Streckenlänge: ca 56 km, Stadtspaziergang: ca 2,5 km Highlights der Strecke: Kulturspaziergang durch Retz und ZnaimAussicht vom Rathausturm in RetzKraftort Heiliger SteinPhantastischer Ausblick auf Znaim von KuhbergBlick von der Znaimer Burg auf die St Nikolauskirche Wein- und Hügellandschaft entlang des Weges Sonstige Hinweise: Dieser Radtour haben wir erstmals 2015 in Angriff genommen. Im Mai 2023 wurde diese von uns wieder befahren. Da der Rathausturm in Znaim zur Zeit (2023) restauriert wird, stammen die Fotos mit Turm aus 2015. [...]
LIECHTENSTEINRADWEG – VON VALTICE NACH LEDNICE
LIECHTENSTEINRADWEG – VON VALTICE NACH LEDNICEDer Liechtensteinradweg führt von Schrattenberg zu den prachtvollen Schlössern in Valtice und Lednice, die einst den Fürsten von Liechtenstein gehörten. Eine fürstliche Radtour durch das österreichisch-mährische Grenzgebiet (inkl update 2023). Eine imperiale Tour im österreichisch-mährischen Grenzgebiet Zwischen dem 17. und 20. Jhdt verwandelten die hier herrschenden Fürsten von Liechtenstein ihre Güter zu einem großen Park, in dem barocke und neugotische Schlossarchitektur mit kleinen Bauten im romantischen Stil und einer nach englischem Vorbild gestalteten Landschaft harmonieren. Ausgangspunkt des Liechtensteinradwegs ist die kleine Gemeinde Schrattenberg. Von der Kirche oder dem Gemeindeamt folgt man dem Wegweiser Richtung Grenze.  Bis zur Grenze ist gleich einmal Muskelkraft gefordert, denn es geht ziemlich bergauf. Doch die gute Nachricht: Dies ist die einzige gröbere Steigung am Liechtensteinradweg. Kolonada na Rajstne Kurz nach der Grenze – rund 3 km von Schrattenberg entfernt – glaubt man seinen Augen nicht zu trauen. Man wähnt sich kurz im Schlosspark Schönbrunn. Ist das tatsächlich die Gloriette? Die Ähnlichkeit ist verblüffend. Tatsächlich diente die Gloriette als Vorbild. Die Kolonnade, benannt nach dem Reistně-Berg, wurde von den Architekten Joseph Hardtmuth und Joseph Kornhäusel errichtet. Auftraggeber war Johann I. von Liechtenstein, der die Kollonnade zur Erinnerung an seinen Vater und dessen Geschwister errichten ließ. Als sich nach 1945 der Eiserne Vorhang über halb Europa senkte lag die Kollonnade im unzugänglichen Grenzgebiet und diente dem Grenzschutz als Beobachtungsposten. Schloss Valtice Von der Kolonada sind es rund 2 km zum Hauptplatz von Valtice, der von zwei Bauwerken dominiert wird, dem Schloss und der Mariä-Himmelfahrt-Kirche.  Schloss Valtice diente über Jahrhunderte hinweg als Hauptsitz der Liechtensteins, von dem aus sie ihre umfangreichen Besitzungen, darunter das heutige Fürstentum Liechtenstein, bis zum Jahr 1918 verwalteten. Ursprünglich eine gotische Burg aus dem 13. Jhdt wurde diese zu einem Renaissance- und später zu einem Barockschloss nach den Plänen der Baumeister Domenico Martinelli und Johann Bernhard Fischer von Erlach umgebaut. Schloss Valtice blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in den Händen der Liechtensteins, doch nach 1945 erfolgte die Enteignung ihres Besitzes in der Tschechoslowakei durch die berüchtigten Benes-Dekrete. In letzter Minute gelang es den Liechtensteins noch kostbare Gemälde und andere Kunstgegenstände aus Valtice zu retten und quer durch Österreich nach Vaduz bringen. Dianatempel/Rendez-vous Von Valtice geht es zu einem Rendez-vous mit Diana. Doch man muss schon sehr genau schauen, um die richtige Abzweigung zu erwischen. Sonst kommt man zu spät oder gar nicht. Der Dianatempel, auch bekannt als Rendez-vous, ist eine Hommage an die Göttin Diana. Doch hinter seiner klassizistischen Fassade in Form eines römischen Triumphbogens verbirgt sich kein Tempel, sondern ein kleines Schlösschen, welches von Josef Hardtmuth entworfen und von Josef Kornhäusel fertiggestellt wurde. Seine Fassade ist mit kunstvollen Reliefs geschmückt, die der Göttin der Jagd huldigen. Der Dianatempel diente den Jagdgesellschaften des Fürsten als Kulisse für das traditionelle Jagdfrühstück. Hier konnte man sich vor oder nach der Jagd versammeln und sich an den weidmännischen Erfolgen erfreuen. Drei Grazien Tempel Und schon wieder ein Rendez-vous diesmal gleich mit drei Damen. Genauer gesagt sind es diesmal drei Grazien. Der Tempel der drei Grazien ist eine Hommage an die antiken griechischen Göttinnen der Anmut, Schönheit und Anziehungskraft. Harmonisch und anmutig stehen die drei zarten Gestalten auf einem Sockel nebeneinander und blicken auf Euch mit Grazie und Stil hinab. Der hufeisenförmige neoklassizistische Tempel mit zwölf ionischen Säulen wurde ausnahmsweise nicht von Joseph Kornhäusel entworfen, sondern von seinem Mitarbeiter, Joseph Franz Engel. Grenzschlösschen Hlohovec Wir verabschieden uns von den netten Damen und steuern das Grenzschlösschen Hlohovec an. Auf der Fassade des im Empirestil erbauten Schlösschens steht die Inschrift »Zwischen Österreich und Mähren«. Vom Mittelalter bis zum Ende des Ersten Weltkriegs verlief die Landesgrenze zwischen Mähren und Niederösterreich genau an dieser Stelle. Aufgrund des Besitzes von Fürst Johann I. Josef von Liechtenstein auf beiden Seiten der Grenze -Eisgrub in Mähren und Feldsberg in Niederösterreich – wurde das Schloss so konstruiert, dass die Kronländergrenze genau durch das Gebäude verlief. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das bisher zu Niederösterreich gehörende Feldsberger Land der Tschechoslowakei gemäß dem Vertrag von Saint-Germain zugeschrieben. Heute befindet sich in dem Schloss ein Hotel mit Restaurant. Schloss Lednice Ein Juwel der Neugotik, so kann man Schloss Lednice am besten beschreiben. Mit seinen vielen Türmchen, Erkern, die kunstvollen Wasserspeier und eine aufwendig gestaltete Fassade versetzt es Besucher in eine andere Zeit. Schloss Lednice, einst ein bescheidener Gutshof, der im Laufe der Jahrhunderte zu einem beeindruckenden Schloss wurde, hat eine Geschichte voller Veränderungen und extravaganten Umbauten. Von den ersten barocken Anfängen bis zum klassizistischen Einfluss im 18. Jhdt und schließlich dem romantischen neugotischen Stil im 19. Jhdt – die ehemalige Sommerresidenz der Liechtensteiner hat so einige modische Facetten durchlaufen. Zahlreiche bekannte Architekten, wie Johann Bernhard Fischer von Erlach, Joseph Hardtmuth oder Joseph Kornhäusel, wirkten an der Gestaltung des Schlosses im Laufe der Jahrhunderte mit. Von opulenten Repräsentationsräumen bis hin zu einem Wintergarten, der als »größter Wintergarten der Welt« galt, war das Schloss Lednice stets ein Ort des Luxus und des modernen Komforts. Versteckte Kleinode zwischen Lednice und Valtice Es gibt noch zahlreiche weitere Kleinode in diesem einzigartigen Landschaftsgebiet, denn die Liechtensteins konnten dem Reiz nicht widerstehen ihre Landschaftsgärten mit künstlichen Ruinen zu verschönen. Besonders Johann I. von Liechtenstein ließ am Beginn des 19. Jhdt zahlreiche Burgen, Türme oder Tempel in unterschiedlichen Stadien des Verfalls errichten. Die künstlichen Ruinen waren ein Tribut an das Zeitalter der Romantik, in dem die Menschen von deren malerischen Wirkung und Stimmung verzaubert werden sollten. Zu diesen Kleinoden zählen beispielsweise die künstlichen Ruine Janúvhrad oder der Apollotempel. Hansenburg/Ruine Janův Hrad Die Ruine Janův Hrad/Hansenburg liegt ein wenig versteckt inmitten von Auwäldern. Die Pläne stammten von dem Architekten und Erfinder des Bleistifts Josef Hardtmuth. Während der Jagdsaison diente die Ruine als Jagdschlösschen und war Ausgangs- und Endpunkt für die legendären Jagdabenteuer der Liechtensteins. Apollotempel/Apollonův chrám Errichtet wurde der klassizistische Tempel nach einem weiteren Entwurf von Joseph Kornhäusel, der sich von der berühmten Villa der französischen Ballerina Marie-Madeleine Guimard in Paris inspirieren ließ. Marie-Madeleine Guimard, diese bezaubernde Ballerina, die nicht nur auf der Bühne der Pariser Oper glänzte, sondern auch durch ihre leidenschaftlichen Liebesaffären Berühmtheit erlangte. Der Tempel ist eine Hommage an den Gott Apollo, der in der griechischen Mythologie als Symbol für Schönheit, Musik und Kunst verehrt wurde. Rückweg Von Lednice führt dann die Route über den Apollotempel, Reintal (Grenze) und Katzelsdorf zurück nach Schrattenberg.  FotoalbumWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour nach Valtice und Lednice inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: Der Liechtensteinradweg zwischen Valtice nach Lednice Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: Wappen der Liechtenstein auf einem gelben Grund Schwierigkeit: Leichte und gemütliche Radtour durch eine einzigartige Kulturlandschaft an der österreichischen Grenze. Strecke: ca 52 km   Unsere persönlichen Highlights entlang der Strecke: die 1:1 Kopie der Wiener Gloriettedas imposante neugotische Schloss LedniceSchloss Valticedas an einen römischen Triumphbogen erinnernde Jagdschlösschen Rendez-vousdie Tempelanlage “Drei Grazien”das Grenzschlösschen Hlohovec mit historischer Inschriftdie grandiose Kulturlandschaftuvm Der Weg ist nicht immer gut ausgeschildert. Es gibt viele Abzweigungen, die schnell einmal zu einem Umweg führen können. Man sollte bereits im Vorfeld die Radkarte genau studieren. Es empfiehlt sich eine Karte der Region mitzunehmen. Hinweis: Die Strecke Reintal – Katzelsdorf – Schrattenberg ist eine Verkürzung des offiziellen Radweges. Man erspart sich dadurch einige Steigungen. [...]
RADWEG HALLO NACHBAR – VON LAA AN DER THAYA NACH MIKULOV
RADWEG HALLO NACHBAR – VON LAA AN DER THAYA NACH MIKULOVDie prächtige Altstadt von Mikulov und die Kellergasse am Galgenberg prägen die Radrundtour »Hallo Nachbar, Ahoj sousede«, die in Laa/Thaya startet. Dieser schöne und grenzüberschreitende Radweg verläuft meist flach entlang des ehemaligen »Eisernen Vorhangs«, der einst Europa in Ost und West teilte. Eine Radtour mit viel Natur und Zeitgeschichte. Laa an der Thaya – Ausgangspunkt der Radtour »Hallo Nachbar« Laa an der Thaya ist Ausgangspunkt unserer heutigen Radtour »Hallo Nachbar, Ahoj sousede«. Das Auto parkt ihr am besten in der Nähe des Bahnhofs. Doch bevor es so richtig mit der Radtour losgeht, unternehmen wir noch eine kurze »Stadtrundfahrt« durch die von den Babenbergern gegründete alte Grenzstadt. Unser erstes Ziel ist der Stadtplatz mit seinem markanten Rathaus, welches aus Anlass des 50-jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Josef im Stil des Historismus errichtet wurde. Das für eine Kleinstadt fast überdimensioniert wirkende Neorenaissance-Rathaus, sollte Laas Aufstieg zu einem politischen und wirtschaftlichen Zentrum der Region widerspiegeln. Weiter geht es zur Stadtpfarrkirche, wo einst ein gewisser Enea Silvio Piccolomini zu seinen Schäfchen predigte. Piccolomini verglich die Stadt gerne spöttisch mit Venedig, da Laa jahrzehntelang als eine verarmte, von Sumpfland umgebene Provinzstadt galt. »Du uralte Stadt Laa bist die Nebenbuhlerin Venedigs. So wie diese mitten im Kot, liegt jene mitten im Meer«Enea Silvio Piccolomini Die Kirche selbst wurde im 13. Jdht errichtet und zählt zu den großen spätromanischen Gotteshäusern des Viertels. Sie ist dem Hl Vitus geweiht. Zu höheren Weihen kam auch noch Piccolomini. Der einstige Pfarrer Laas wurde 1458 als Papst Pius II auf den Stuhl Petri gewählt. Gleich in der Nähe der Kirche befindet sich die Hoffmann Mühle. 1526 bewilligte Kaiser Ferdinand I die Stadtmauer zu durchbrechen um eine Wassermühle zu errichten. Während das Wohnhaus der Müller innerhalb der Stadtmauer erbaut wurde, befand sich das Mühlhaus außerhalb der Befestigungsanlage. Die Mühle wechselte im Laufe der Jahrhunderte mehrfach den Besitzer. Der Verkaufspreis wurde stets mit einer erklecklichen Anzahl von Weinflaschen bezahlt. Ihr heutiges Aussehen verdankt die Getreidemühle der Familie Hoffmann, die diese in der Mitte des 19. Jhdt durch einen Umbau modernisierte und technisch auf den letzten Stand brachte. Zum Abschluss unserer »Stadtrundfahrt« besuchen wir noch die Laaer Burg, die einst als Rückzugsort bei Bedrohungen diente. Der imposante Bau mit seinem Butterfassturm stammte aus dem 13. Jhdt und war für Jahrhunderte landesfürstliches Erblehen der Grafen Trautson. Auf keinem Fall solltet ihr den Ausblick vom rund 26 Meter hohen Butterfassturm versäumen. Von der Aussichtsplattform genießt ihr einen wunderschönen Panoramablick über die Stadt bis zum Buschberg oder zu den Pollauer Bergen in Mähren. Von der Grenze über Hevlín nach Jevišovka Genug der Geschichte! Schwingen wir uns wieder auf das Rad und fahren Richtung Grenze. Der Grenzübertritt ist unspektakulär. Spektakuläres und Historisches hingegen passierte hier am 17. Dezember 1989. An diesem Tag durchschnitten die beiden damaligen Außenminister Mock und Dienstbier den Stacheldraht, der Österreich und Tschechien für Jahrzehnte trennte. Kurz nach der Grenze, ein Hauch von Ostblock-Charme. Da ein Grenzbunker, dort eine Wechselstube und ein Shopping-Center, wo es billigen Alkohol zu kaufen gibt. Schon bald nach der Grenze erreichen wir den kleinen Ort Hevlín (Höflein) mit einer spätbarocken Kirche am Dorfplatz. Der Blick in den reichverzierten Innenraum der Kirche ist auf alle Fälle einen Blick wert. Von hier radeln wir am Radweg »Hallo Nachbar, Ahoj sousede« gemütlich und ohne nennenswerte Steigungen weiter Richtung Jevišovka. Sonnenblumenfelder wechseln sich mit Getreidefeldern ab. Die Monotonie der Landschaft wird nur von kleinen Wäldchen, die als Windschutz dienen oder von versteckten Bunkeranlagen, die einst zur Sicherung  der Grenze errichtet wurden, durchbrochen. Bei Jevišovka (Fröllersdorf) lädt der gemütliche Storchen-Rastplatz für eine kurze Erholungspause ein. Wer dem Dorf einen kurzen Besuch abstatten will, muss nur über den Bahnübergang beim Rastplatz radeln. Jevišovka wurde bereits im 13. Jhdt gegründet. Durch die wiederholte Zerstörung während der Hussitenkriege und des böhmisch-ungarischen Krieges verödete die Ortschaft. Erst mit der Ansiedlung kroatischer Familien, die am Beginn des 16. Jhdt aus ihrer Heimat vor den türkischen Invasoren geflohen waren, begann das Wiedererwachen von Jevišovka. An dieses Ereignis erinnert noch heute eine Stele beim Ortseingang. Sehenswert sind neben der Ortskirche, einige Häuser mit typischen kroatischen Stuckschmuck. Während die deutschsprachige Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Tschechoslowakei fliehen musste oder brutal vertrieben wurde, siedelte man die als »politisch unverlässlich« geltenden Kroaten aus Jevišovka zwangsweise in andere mährische Dörfer im Landesinnern um. Von Jevišovka nach Mikulov Radeln wir weiter. Die Landschaft ändert sich überraschenderweise nicht. Gemüse- und Getreidefelder soweit das Auge reicht. Am Wegesrand sorgen jedoch Mohnblumen, Wiesenmargeriten und bunt blühende Distelbüsche für farbige Abwechslung. Bei Nový Přerov erinnert ein alter Wachturm inmitten von Weingärten, dass die österreichische Grenze zum Greifen nahe ist. Wo sich heute Radler mit »Ahoi« grüßen, verlief bis 1989 der »Eiserne Vorhang«, der Europa in Ost und West teilte. Am gut ausgebauten Radweg geht es trotz Gegenwindes flott an den Dörfern Dobré Pole und Březí vorbei. Bereits kurz nach Březí eröffnet sich erstmals der Blick auf das imposante Barockschloss von Mikulov, welches sich majestätisch über der Stadt erhebt. Ein Stadtspaziergang durch Mikulov (Nikolsburg) Den Abstecher in das reizende mittelalterliche Städtchen Mikulov können wir absolut empfehlen. Ein gut markierter Radweg führt Euch direkt in das Zentrum der Altstadt und zum imposanten Schloss Nikolsburg. Das heutige Aussehen erhielt das Schloss durch einen großzügigen Umbau in den Jahren 1719–1730 unter den Fürsten von Dietrichstein, die das Schloss im 16. Jhdt erworben hatten. Am 26. Juli 1866 war das Schloss Schauplatz eines wichtigen historischen Ereignisses. An diesem Tag wurde hier, nach der schweren Niederlage bei Königgrätz, ein Friedensvertrag zwischen Österreich und Preußen unterzeichnet. Machen wir einen kurzen Spazieren über den sehenswerten Stadtplatz. Viele der Häuser stammen aus der Zeit der Renaissance. Besonders prachtvoll ist das Bürgerhaus »Zu den Rittern« mit seiner auffälligen Sgraffito-Fassade. Dominiert wird der Stadtplatz vom Turm der Wenzelskirche und einer monumentalen Barocksäule, die von einem Fürsten von Dietrichstein in Auftrag gegeben wurde. Die Dietrichsteins prägten für viele Jahrhunderte das Gesicht von Mikulov. Ihre letzte Ruhestätte fanden die Mitglieder der Familie in der Dietrichstein-Gruft, am unteren Ende des Hauptplatzes. Der Kirchenbau mit den sterblichen Überresten von 45 Dietrichsteinern, wurde nach einem Entwurf von Fischer von Erlach errichtet. Zu einem besinnlichen Spaziergang lädt der jüdische Friedhof am nördlichen Rand der Altstadt ein. Für viele Jahre war die jüdische Gemeinde von Mikulov die größte in Mähren. Von den mehr als 4.000 Grabsteine stammt der älteste lesbare aus dem Jahr 1605. Die Zeremonienhalle des Friedhofs im Stil des Historismus plante der Architekt Max Fleischer, der sein Handwerk in Wien bei August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll erlernte. Wer noch Lust, Laune und genug Energie hat, folgt dem Kreuzweg auf den Heiligen Berg hinauf. Der Anstieg ist ein wenig anstrengend, doch dafür habt ihr den schönsten und besten Blick auf Mikulov. Sehenswert ist auch die Barockkapelle am Gipfel des Berges, die zu den ältesten Wallfahrtsstätten Mährens zählt. Von Mikulov nach Wildendürnbach Wir verabschieden uns von Mikulov und radeln wieder zur Abzweigung zurück und folgen dort ein Stück dem EuroVelo 13 in südlicher Richtung bis zur österreichischen Grenze. Direkt an der Grenze erinnert ein Denkmal des tschechischen Bildhauers Jan Koblasa an das Schicksal der Familie Kyncl. Die Kyncls waren 1968, nach Niederschlagung des Prager Frühlings durch sowjetische Truppen, aus der Tschechoslowakei geflohen. Als Ausdruck ihres Dankes an die österreichischen Nachbarn, die ihnen bei der Flucht ins Exil geholfen hatten, ließen die Kyncls diesen Gedenkstein 1998 errichten. Während auf der tschechischen Seite der Radweg fast eben verläuft, wird es im Weinviertel nun ein wenig hügeliger. Auch auf der österreichischen Seite dominieren Getreide- und Gemüsefelder die Landschaft. Schon bald nach Pottenhofen könnt ihr in der Ferne den Galgenberg ausmachen, auf welchem wir nun direkt Kurs nehmen. Kellergasse am Galgenberg Die Kellergasse am Galgenberg zählt sicherlich zu den schönsten im Weinviertel. Fotogen verteilen sich rund um den von den Einheimischen liebevoll genannten “Golingbir” 180 Presshäuser und Weinkeller auf drei Ebenen. Den Namen erhielt der »Berg« durch einen Galgen, der bis 1827 am Gipfel stand. Heute wacht die Kirchturmspitze der im Jahr 1971 abgerissenen Dorfkirche über dem »Dorf ohne Rauchfänge«. Nach einem kurzen Spaziergang durch die idyllische Kellergasse mit ihren weiß gekalkten Presshäusern, radeln wir nun Richtung Wildendürnbach. Von Wildendürnbach zurück nach Laa an der Thaya Von Wildendürnbach führt uns die Radroute weiter durch die Laaer Ebene über Neudorf bei Staatz zurück nach Laa an der Thaya. Vor uns liegen noch rund zwölf leicht hügelige Kilometer. Wieder erwartet uns viel Natur auf der Strecke. Bäume und Schatten sind jedoch leider Mangelware. Für Abwechslung sorgen diesmal einige Marterln am Wegesrand. Doch dann ist es geschafft. Vor uns taucht das Ortsschild Laa auf. Von hier ist es dann nicht mehr weit bis zu unserem Ausgangspunkt. Autorenfazit Schöne und relativ flache Radtour durch das Weinviertel und Mähren. Besonders gefiel uns der Blick vom Butterfassturm in Laa, der Stadtspaziergang durch Mikulov und die Kellergasse am Galgenberg. FotoalbumWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour ins Burgenland inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: Radweg Hallo Nachbar – Von Laa nach Mikulov Streckenplan Hinweise Radweg-Symbol: hellgrünes Schild mit der Aufschrift »Hallo Nachbar, Ahoj sousede« Schwierigkeit: mittel Strecke: ca 62 km  Highlights der Strecke: Besichtigung der Sehenswürdigkeiten von MikulovKellergasse GalgenbergAusblick vom Butterfassturm in Laa an der Thaya [...]
VON LITSCHAU NACH TŘEBOŇ – DURCH DAS LAND DER 100 TEICHE
VON LITSCHAU NACH TŘEBOŇ – DURCH DAS LAND DER 100 TEICHEAuf nach Böhmisch-Kanada! Unter diesem Motto steht die gemütliche Radtour von Litschau in die Renaissance-Stadt Třeboň. Dichte Wälder und unzählige Teiche prägen diesen Ausflug über die Grenze. Ein Natur- und Kulturerlebnis der besonderen Art. Litschau – Die nördlichste Stadt Österreichs Litschau ist Ausgangspunkt meiner heutigen Radtour durch das Land der 100 Teiche. Wahrzeichen der nördlichsten Stadt Österreichs ist Schloss Litschau mit seinem auffälligen Bergfried, der bis heute nur über eine Außenleiter zugänglich ist. Um den “Hungerturm”, wie der Bergfried im Volksmund bezeichnet wird, ranken sich zahlreiche Legenden. So soll der frühere Besitzer der Burg, der berüchtigte Wenzel Freiherr von Moratschky, zur Strafe für die blutige Unterdrückung des Waldviertler Bauernaufstandes von 1597 mit dem Kopf unter dem Arm am Turm herumspuken. Treffsicherheit bewies hingegen ein Burgfräulein während der Belagerung der Burg durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg. Sie schoss mit Pfeil und Bogen einem schwedischen General vom Hungerturm den Löffel aus der Hand. Mit den Worten “Wenn hier schon die Weiber so sicher im Schießen sind, wie sind dann erst die Männer”, gab der General die Belagerung der Burg auf und zog mit seinen Soldaten ab. In Litschau gedeiht auch die nördlichste Weinrebe des Landes. Diese befindet sich beim Bahnhof und wurde bei dessen feierlichen Eröffnung im Jahr 1900 gepflanzt. In die Musikgeschichte ging Litschau als Geburtsort von Kaspar Schrammel ein. Gemeinsam mit seinen Söhnen gründete er das berühmte Schrammel-Quartett. Am Hauptplatz erinnert eine Gedenktafel an den berühmten Musiker. Auf nach Böhmisch – Kanada! Genug über Litschau. Zeit sich auf den Weg zu machen. Ich verlasse die Stadt Richtung Schlag. Nach einer kurzen Steigung rolle ich stetig bergab Richtung Grenze und erreiche schon bald das alte Zollhaus. Gleich nach dem Grenzbalken befinde ich mich in “Kanada”. Genauer gesagt in “Böhmisch-Kanada”. Diesen Spitznamen verdankt die Region den ausgedehnten Wäldern und zahlreichen Teichen, die die Landschaft prägen. Ein Waldweg führt mich Richtung Chlum u Třeboňe. Der kleine Ort liegt am Teich Hejtman, der besonders bei Wassersportlern beliebt ist. In der Ferne entdecke ich die barocke Wallfahrtskirche Maria Himmelfahrt. Bei der Planung der Kirche soll die Basilika von Mariazell dem Baumeister als Inspirationsvorlage gedient haben. Den Besuch des Ortes hebe ich mir jedoch für die Rückfahrt auf. Von Chlum u Třeboňe (Chlumetz) nach Třeboň (Wittingau) Von Chlum u Třeboňe sind es rund 19 Kilometer bis Třeboň. Die Strecke ist flach, die Radlerdichte hoch. Man grüßt sich mit Ahoj! Das Radwegnetz auf der tschechischen Seite ist gut ausgebaut und beschildert. Die meiste Zeit radle ich abseits des Autoverkehrs auf Neben- und Forststraßen. Der Streckenbelag der Cyclotrasy ist unterschiedlich und reicht von Asphalt bis zu feinem Kies und löchrigen Betonplatten, die weniger angenehm zu befahren sind. Da die Platten nicht immer bündig verlegt sind und das Füllmaterial dazwischen ausgeschwemmt wurde, werde ich ordentlich durchgerüttelt. Kurz vor Třeboň am südlichen Ufer des Teiches Svět steht in einem englischen Landschaftsgarten das neugotische Mausoleum der Familie Schwarzenberg. 26 Familienmitglieder des berühmten Adelsgeschlechts fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Nicht jedoch ihre Herzen, diese wurden in der St.-Veit-Kirche in Böhmisch-Krumau, dem heutigen Český Krumlov, bestattet. Die Schwarzenbergs spielten für viele Jahre eine bedeutende Rolle in der Geschichte Třeboňs. Eine schöne und schattige Allee führt mich entlang des Teiches Svět ins historische Zentrum von Třeboň. Wobei der Begriff Teich durchaus untertrieben ist. Der Svět ist nämliche ein gutes Stück größer als die Alte Donau in Wien. Schon vom Teichufer sticht mir das markante Betriebsgebäude der Brauerei Regent ins Auge. Die Brauerei wurde 1379 erstmals urkundlich erwähnt und zählt somit zu den ältesten der Welt. Stadtbesichtigung von Třeboň Um die Altstadt zu erkunden muss ich zuerst durch zwei Stadttore radeln. Von hier sind es nur wenige Pedaltritte bis zum Stadtplatz von Třeboň. Ich bin beeindruckt! Den weitläufigen Stadtplatz umrahmen wunderschöne Bürgerhäuser mit Arkadengängen aus der Zeit der Renaissance und des Barocks. Kein hässlicher Neubau des Realsozialismus zerstört die perfekte Harmonie des Platzes. Ein Giebelhaus ist schöner als das andere. Eine barocke Mariensäule und der Stadtbrunnen aus 1569 in der Mitte des Platzes runden das perfekte Bild ab. Am besten überblickt man den langgezogenen Stadtplatz vom 31 Meter hohen Turm des alten Rathauses. Den Aufstieg und Ausblick dürft ihr auf keinen Fall versäumen. Gegenüber vom alten Rathaus steht das vielleicht schönste, zumindest aber das auffälligste Bürgerhaus aus der Zeit der Renaissance. Der Giebel des Hauses “Zum weißen Pferdchen” erinnert mit seinen Zinnen und Scharten an die Form eines Schlüssels. Im 14 Jhdt erwarben die Herrn von Rosenberg die Herrschaft über Třeboň. Unter Wilhelm von Rosenberg erlebte die Stadt im 16. Jhdt seine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit. Er entwickelte eine technisch perfekte Teichwirtschaft, die Třeboň zum Zentrum der südböhmischen Karpfenzucht machte. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Wilhelm von Rosenberg gab auch den Umbau des Stadtschlosses zu einer prachtvollen Renaissanceanlage in Auftrag. Es geht die Mär, dass im Schloss Třeboň von Zeit zu Zeit eine Weiße Frau erscheint. Dabei handelt es sich um Perchta von Rosenberg, die ein unglückliches Leben an der Seite ihres Ehemannes Johann von Liechtenstein führen musste. Kurz bevor er starb, verfluche er die Unglückliche. Seit 1476 muss nun die arme Perchta durch die ehemaligen Schlösser und Burgen der Rosenberger geistern. Erscheint Perchta dabei mit weißen Handschuhen, so steht ein freudiges Ereignis ins Haus. Bei schwarzen Handschuhen klopft der Sensenmann an der Tür, während rote vor einem Stadtbrand warnen sollen. Nach dem Tod des letzten Rosenbergs und einem kurzen Intermezzo der Herren von Schwanberg, ging die Herrschaft über Třeboň im Jahr 1660 auf die Fürsten von Schwarzenberg über. Bis zu ihrer Enteignung durch die Kummerln (Kommunisten) im Jahr 1945 erwarben sich die Schwarzenbergs große Verdienste um die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt und den Wohlstand der Bevölkerung. Ausflug zum Südböhmischen Meer Nach einem kleinen Mittagsessen am Stadtplatz wird es Zeit sich wieder auf das Rad zu schwingen. Ich verlasse die Altstadt  durch das Hradecká Tor und radle entlang des “Goldenen Kanals”, der sämtliche großen Fischteiche rund um Třeboň miteinander verbindet. Dieser entstand zwischen 1506 und 1520 unter dem Rosenbergischen Oberfischmeister Štěpánek Netolický. Mein nächstes Ziel ist der Rosenberg-Weiher. Er ist der größte Teich Böhmens und trägt den Spitznamen “Südböhmisches Meer”. Mit seiner Fläche von 4,89 km² ist er fast dreimal so groß, wie die Alte Donau in Wien. Für die Planung des am Ende des 16. Jhdts angelegten Teiches zeichnete sich der Rosenberger Deichbauer Jakob Krčín von Jelčany verantwortlich. Für seine Errichtung mussten mehr als 800 Leibeigene 750.000 m³ Erdreich bewegen. Der Radweg führt entlang der Dammkrone des Sees durch eine wunderschöne Baumallee. Wer Glück hat, sieht hier Fischreiher und Seeadler. Wer Pech hat, wird zumindest Zeuge eines springenden Fisches. Ich radle immer tiefer in die künstliche Teichlandschaft Třeboňsko hinein. Stets von einem Teichdamm zum nächsten. 500 Teiche soll es rund um Třeboň geben. Ich habe sie nicht gezählt, kann es aber nicht ganz glauben. Mir kommen schon die 100 Teiche recht viel vor. Bis kurz vor Lutová verläuft meine Tour durch Böhmisch Kanada ohne nennenswerte Steigungen. Ab nun wird die Strecke wieder hügeliger und es heißt kräftiger in die Pedale treten. Die Höhenmeter halten sich jedoch in Grenzen. Thronfolger Franz Ferdinand und Schloss Chlumetz Schon bald erreiche ich wieder Chlum u Třeboňe, wo ich einen kurzen Spaziergang durch den verwilderten Schlosspark unternehme. Der Eingang in den Park ist gar nicht leicht zu finden, denn die offiziellen Tore waren alle verschlossen. Man betritt den Park quasi von der Maschekseite. Eine schmale Straße zweigt von der Hauptstraße (Husova/Tyršova) in einer 90 Grad Kurve zum Schloss ab. Schloss Chlumetz stand einst im Besitz von Erzherzog Franz Ferdinand, dessen Ermordung in Sarajevo im Juni 1914 den ersten Weltkrieg auslöste. Der Thronfolger hatte als Zwölfjähriger das im Jahr 1710 errichte Schloss und einen Grundbesitz von 90 km² geerbt. An Franz Ferdinand erinnert noch heute der an der Nordfassade abgebildete heilige Hubertus. Dessen Gesichtszüge weisen starke Ähnlichkeiten mit dem unglücklichen Thronfolger auf. Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie wurden die Kinder des ermordeten Thronfolger-Ehepaars enteignet und die Güter der staatlichen Verwaltung unterstellt. Nach einem kurzen Spaziergang durch den verwilderten Schlosspark mache ich mich auf den bereits bekannten Weg, der mich stetig bergauf zurück nach Schlag und Litschau führt. Fazit Eine wunderschöne Tour durch eine einzigartige Teichlandschaft. Ein besonderes Highlight ist der weitläufige Stadtplatz von Třeboň mit seinen wunderschönen Bürgerhäusern aus der Zeit der Renaissance und des Barocks. Die Strecke ist weitgehend flach und kann mit einem Tourenfahrrad sehr gut befahren werden. Einziger Wermutstropfen am Ende der Tour: Der lange Anstieg von der Grenze zurück nach Litschau. FotoalbumWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour durch Böhmisch-Kanada inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: Von Litschau nach Třeboň – Durch das Land der 100 Teiche Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: keines, die Radtour nutzt verschiedene lokale Radwege, wie den Schrammel-Radweg in Österreich, sowie die tschechischen Radwege mit den Nummern 1014, 122, 1034, 1035 und 1011 Schwierigkeit: leicht bis mittel, zwei längere Anstiege Strecke: ca 68 km Highlights der Strecke Renaissance-Stadt TřeboňEinzigartige Teich- und Seenlandschaft (UNESCO Naturschutzgebiet)Schloss Chlumetz Die Mitnahme einer Radwegkarte bzw der gps-Daten wird empfohlen! [...]

Alle Radtouren

  • LIECHTENSTEIN RADROUTE ZWISCHEN MIKULOV, LEDNICE UND VALTICE

    Die Liechtenstein Radroute zählt zu den schönsten Radtouren zwischen Mikulov, Lednice und Valtice. Sie führt Euch zu den schönsten Plätzen im österreichisch-mährischen Grenzgebiet.

  • VON RETZ NACH ZNAIM AM »WEIN UND KULTUR RADWEG«

    Der »Wein und Kultur Radweg« verbindet die beiden Schwesternstädte Retz und Znaim. Bei dieser Tour zeigen wir euch interessante historische Kleinode und atemberaubende Aussichtspunkte von wo Ihr die Schönheit der hügeligen Weinberge und Heidelandschaften genießen könnt.

  • LIECHTENSTEINRADWEG – VON VALTICE NACH LEDNICE

    Der Liechtensteinradweg führt von Schrattenberg zu den prachtvollen Schlössern in Valtice und Lednice, die einst den Fürsten von Liechtenstein gehörten. Eine fürstliche Radtour durch das österreichisch-mährische Grenzgebiet (inkl update 2023).

  • RADWEG HALLO NACHBAR – VON LAA AN DER THAYA NACH MIKULOV

    Die prächtige Altstadt von Mikulov und die Kellergasse am Galgenberg prägen die Radrundtour »Hallo Nachbar, Ahoj sousede«, die in Laa/Thaya startet. Dieser schöne und grenzüberschreitende Radweg verläuft meist flach entlang des ehemaligen »Eisernen Vorhangs«, der einst Europa in Ost und West teilte. Eine Radtour mit viel Natur und Zeitgeschichte.

  • VON LITSCHAU NACH TŘEBOŇ – DURCH DAS LAND DER 100 TEICHE

    Auf nach Böhmisch-Kanada! Unter diesem Motto steht die gemütliche Radtour von Litschau in die Renaissance-Stadt Třeboň. Dichte Wälder und unzählige Teiche prägen diesen Ausflug über die Grenze. Ein Natur- und Kulturerlebnis der besonderen Art.