WÄHRING – EIN STADTSPAZIERGANG DURCH DEN SCHÖNSTEN BEZIRK WIENS

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Währinger Rathaus

Währing, die Perle der Bezirke Wiens. Dieser Stadtspaziergang durch den 18. Bezirk bietet euch eine abwechslungsreiche Mischung aus Natur, Architektur und Geschichte.

U6 Station Währinger Straße-Volksoper

Stadtbahnstation Währinger Strasse von Otto Wagner

Gleich zu Beginn unseres Spaziergangs durch Währing stoßen wir auf ein echtes architektonisches Schmuckstück – die U6-Station »Währinger Straße« vom bekannten Architekten Otto Wagner. Diese Station ist nicht einfach nur eine Haltestelle! Otto Wagner hat hier ein Gesamtkunstwerk geschaffen und sich bei jedem Detail Gedanken gemacht – von den Beleuchtungskörpern bis zu den Bodenfliesen.

Währing - Gürtelbrücke von Otto Wagner

Der Verlauf der Stadtbahnstrecke – der heutigen U6 – prägt noch immer das Stadtbild von Wien und zählt neben der Ringstraße zu den bedeutendsten städtebaulichen Leistungen. Werft auch noch einen Blick auf die monumentale Stadtbahnbrücke, die förmlich ein imposantes »Eingangstor nach Währing« bildet.

Gertrudkirche und Kutschkermarkt

Währinger Pfarrkirche St Gertrud

Der Beginn unseres Streifzugs durch Währing führt uns entlang der Währinger Straße. Sie ist nicht nur das pulsierende Herz des 18. Bezirks, sondern auch eine lebendige Einkaufsmeile. Unsere erste Station ist der Kutschkermarkt, flankiert von der eindrucksvollen Gertrudkirche, die 1934 unter der Leitung von Architekt Karl Holey eine neue Gestalt erhielt.

Währing - Kutschkermarkt

Auf einem der letzten verbliebenen Straßenmärkte Wiens könnt ihr den Puls des bürgerlichen Lebens in Währing spüren. Besonders am Samstag entfaltet der Markt seine volle Pracht, wenn zu den festen Marktständen auch Bauern ihre frischen regionalen Produkte anbieten. Auch für kulinarische Genüsse ist in und um den Kutschkermarkt gesorgt. Hier treffen sich Herr und Frau Währing zum gepflegten Tratscherl bei einem Espresso Macchiato oder einem Glaserl Prosecco.

Schubertpark

Schubertpark - Grab des Komponisten Franz Schubert

Nächstes Ziel unseres Spaziergangs durch Währing ist der Schubertpark an dessen Stelle sich einst der Währinger Ortsfriedhof befand. Zu den berühmtesten Persönlichkeiten, die auf dem Währinger Ortsfriedhof bestattet wurden, zählen Ludwig van Beethoven und Franz Schubert, deren ursprüngliche Grabmäler ihr noch heute besichtigen könnt. Die sterblichen Überreste der beiden Komponisten wurden am 1863 exhumiert und in Ehrengräbern auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet.

Schubertpark - Grab des Komponisten Ludwig van Beethoven

Damit sollte das negative Image des frisch angelegten Zentralfriedhofs verbessert werden, der wegen seiner Trostlosigkeit so unattraktiv war, dass sogar Geister beschlossen, dort nicht zu spuken. Um diesen Ort der ewigen Ruhe aufzuhübschen, beschloss der Gemeinderat die Errichtung einer Ehrengräberanlage. Man grub die Überreste vieler Prominenter von verschiedenen Wiener Friedhöfen aus und verlegte deren Gräber auf den Zentralfriedhof.

Schubertpark

Zu den weiteren bekannte Persönlichkeiten, die auf dem Währinger Ortsfriedhof beerdigt wurden, waren Johann Nestroy und Franz Grillparzer. 1924 bis 1925 wurde der Friedhof in eine Parkanlage umgewandelt. Von den ursprünglichen Gräbern blieb lediglich ein von einer Mauer umschlossener Gräberhain mit rund vierzig historisch wertvollen Biedermeier-Grabmälern erhalten.

Cottage-Hof

Cottage-Hof in Währing

Für Architektur-Enthusiasten offenbart sich an der Ecke Währingerstraße und Teschnergasse ein wahres Fest für die Augen. Hier präsentiert sich der Cottage-Hof von Hans Dworak als kleines Juwel im Stil der Secession. Die Fassade zeichnet sich durch charakteristische Dekorelemente des Jugendstils aus, darunter beeindruckende Frauenköpfe, die dem Gebäude eine einzigartige und ansprechende Note verleihen.

Im Cottage-Viertel

Cottageviertel

Wir schlendern weiter durch die Argauergasse und die Cottagegasse und erreichen schließlich das berühmte Cottage-Viertel, das der typische Wiener gerne mit einem nasalen Hauch von französischem Akzent als »Koteesch« bezeichnet. Die »Koteesch« gilt als eine der vornehmsten und exklusivsten Wohngegenden in Wien.

Villa im Währinger Cottage

Zahlreiche alte Villen und elegante Einfamilienhäuser mit oft großzügigen Gärten prägen dieses schöne Viertel Wiens. Diese wurden ab etwa 1870 als Antwort auf die teuren Zinspaläste in der Wiener Innenstadt errichtet. Viele Prominente wohnen und wohnten hier, darunter Arthur Schnitzler, Theodor Herzl, Felix Salten, Arik Brauer, Peter Alexander oder Emmerich Kálmán.

Villa Salten

In der Cottagegasse 37 erinnert eine kleine Reh-Statue an Felix Salten, der in diesem Haus den bekannten Kinderroman »Bambi« verfasste. Die Idee zum Buch kam Salten ausgerechnet bei einem Jagdausflug. 1942 brachte dann Walt Disney das Rehkitz auf die große Leinwand und machte es zum Star. Übrigens, Salten gilt auch als Verfasser des erotischen Skandalromans »Josefine Mutzenbacher«.

Währinger Cottage - Villa Arik Brauer

Nur einen Hupfer weiter, in der Colloredogasse 30, wohnte der Maler und Musiker Arik Brauer, der nicht nur Töne, sondern auch Wandgemälde an der Hauswand kunstvoll in Szene setzte.

Währinger Cottage - Villa Schmutzer

Eine der prachtvollsten Villen in der »Koteesch« ist zweifellos die »Villa Schmutzer« in der Sternwartestraße 62-64. Ferdinand Schmutzer erlangte zu seiner Zeit Berühmtheit durch seine Radierungen und Porträts bekannter Persönlichkeiten der Wiener Gesellschaft, wie Sigmund Freud, Albert Einstein, Kaiser Franz Josef und Karl Lueger.

Villa im Währinger Cottage

Die Villa diente nicht nur als Wohnsitz, sondern auch als Treffpunkt für Schmutzers Freunde aus der Nachbarschaft, darunter Persönlichkeiten wie Arthur Schnitzler, der in direkter Nähe zur Villa Schmutzer wohnte, sowie Felix Salten.

Villa Gessner, Cottage-Sanatorium

Währinger Cottage -Villa Gessner

Wir setzen unseren Weg auf der Sternwartestraße fort, spazieren an der Villa Gessner vorbei und erreichen schließlich die Hausnummer 74, wo das »Cottage-Sanatorium für Nerven- und Stoffwechselkranke« steht. Obwohl das Gebäude imposante Ausmaße von 100 mal 40 Metern und fünf Geschossen aufweist, bot es lediglich Platz für 76 Patientenzimmer.

Währinger Cottage - Ehemaliges Cottage-Sanatorium

Die übrigen Räume wurden für therapeutische Zwecke sowie als Vergnügungsbereiche genutzt, darunter Rauchzimmer, Bibliothek, Billardzimmer und Musikzimmer. Prominente Patienten waren Sigmund Freud, Adolf Loos, der österreichische Abenteurer Slatin Pascha und Mustafa Kemal Atatürk, der erste Präsident der modernen Türkei. Heute dient das historische Gebäude als Schule und Wohnhaus für russisches diplomatisches Personal.

Türkenschanzpark

Türkenschanzpark in Währing

Der Türkenschanzpark in Währing ist für uns so etwas wie der Superstar unter den Parkanlagen Wiens. Diese grüne Oase wurde um 1885 im Stil eines englischen Landschaftsgartens aus dem Boden gestampft und wurde von keinem Geringeren als Kaiser Franz Joseph persönlich im Jahr 1888 eröffnet.

Türkenschanzpark in Währing

Seinen Namen verdankt die Parkanlage dem Umstand, dass sich hier während der beiden Türkenbelagerungen ein Gefechtsstand der Türken befand, von wo sie wunderbar die alte Innenstadt unter Beschuss nehmen konnten.

Türkenschanzpark

Neben Teichen, Springbrunnen, Ballsport- und Skateanlagen gibt es hier eine ganze Reihe von Denkmälern, als hätte der Park eine eigene Ruhmeshalle. Dichter wie Adalbert Stifter und Arthur Schnitzler blicken auf euch würdig herab und sogar Frauenrechtlerin Auguste Fickert hat im Park ihren Platz gefunden.

Paulinenwarte im Türkenschanzpark

Wenn das nicht schon genug wäre, steht auf dem höchsten Punkt des Türkenschanzparks die Paulinenwarte. Der Name klingt fast königlich, und das hat auch seinen Grund: Die Warte ist nach Fürstin Pauline von Metternich benannt und ist fallweise an Wochenenden in den Sommermonaten geöffnet.

Türkenschanzpark in Währing

Je nach Lust und Laune könnt ihr eine Zeit lang durch den Park lustwandeln oder ein Päuschen auf einer der zahlreichen Parkbänke einlegen.

Windmühlhöhe

Ausblick von der Windmühlhöhe

Wir verlassen den Türkenschanzpark kurz nach dem »Türkischen Brunnen« und folgen der Route Peter Jordan Straße, Hartäckerstraße, Scheimpfluggasse und Wilbrandtgasse bis zur Windmühlhöhe. Von hier bietet sich ein beeindruckender Ausblick auf den Leopoldsberg, den Kahlenberg und den Hermannskogel, welcher mit seinen 544 Metern der höchste Berg Wiens ist. Der Name “Windmühlhöhe” erinnert an die Zeit, als hier zwei Windmühlen majestätisch über das Gelände thronten.

Villa Rezek

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Nur einen Katzensprung von der Windmühlhöhe entfernt erwartet Architekturliebhaber in der Wilbrandtgasse 37 ein echtes Schmankerl: Die Villa Rezek. Das Gebäude, das 1932/33 für das Ärzteehepaar Anna und Philipp Rezek errichtet wurde, gilt als Hauptwerk des Architekten Hans Glas, der sein Handwerk bei Adolf Loos und Max Fabiani lernte. Die Villa zählt zu den bedeutendsten Häusern der Wiener Moderne und wird von Architekturhistorikern gerne mit der berühmten Villa Tugendhat von Mies van der Rohe in Brünn verglichen.

Geymüllerschlössel

Geymüllerschlössel

Unser nächstes Ziel ist das Geymüllerschlössel, welches nach seinem Erbauer Johann Jakob benannt ist. Errichtet um 1800 erlebte die ehemalige Sommerresidenz ihre gesellschaftliche Blütezeit unter dem Großindustriellen Isidor Mautner und seiner Frau Jenny, die hier rauschende Festen und Konzerte gaben. Heute dient das Schlössel als Außenstelle des MAK Museums, das einen Einblick in die Wohnkultur der Empire- und Biedermeierzeit gibt.

Ägydiuskapelle

Ägydiuskapelle

Vis-a-vis vom Geymüllerschlössel steht die ehemalige Pötzleinsdorfer Pfarrkirche, die dem Hl Ägydius geweiht ist und deren Wurzeln bis ins Jahr 1529 zurückreichen.

Pötzleinsdorfer Schlosspark

Pötzleinsdorfer Schlosspark

Ein kurzer Spaziergang entlang der Pötzleinsdorfer Straße führt uns zu einem Nebentor des Pötzleinsdorfer Schlosspark – 35 Hektar purer Naturzauber! Die Geschichte dieses grünen Refugiums reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück, als Gräfin Herberstein diese Ländereien an Johann Heinrich Geymüller verkaufte, der als Mitbegründer der Österreichischen Nationalbank gilt. Geymüller hatte Großes im Sinn und zauberte einen Park im Stil eines englischen Landschaftsgartens.

Pötzleinsdorfer Schlosspark

Bald wurde der Park zum angesagten Treffpunkt der Wiener High Society. Als besonderes Highlight begegnen uns im Park das »Singende Quartett«, vier Figuren, die einst das Ringtheater zierten und dem tragischen Feuerkatastrophe im Jahr 1881 hier ein neues Zuhause gefunden haben.

Auf zum letzten Streckenabschnitt

Pötzleinsdorfer Pfarrkirche

Wir verlassen nun den Pötzleinsdorfer Schlosspark durch das Haupttor und werfen einen kurzen Blick auf die Pötzleinsdorfer Pfarrkirche. Dieser moderne Sakralbau aus den 1960er Jahren wurde nach den Plänen des Architekten Karl Schwanzer errichtet. Unsere weitere Route durch Währing verläuft nun stets am Fuße des Schafbergs.

Villa Gartner

Auf dem letzten Streckenabschnitt sind noch einige Sehenswürdigkeiten zu entdecken, darunter die Villa Gartner in der Schafberggasse 15, ein Bauwerk des Architekten Jakob Gartner, der auch den Bauplan für jenen Ringstraßenbau erstellte, in dem sich das Café Prückel befindet.

Dürwaringbrücke

Ebenfalls erwähnenswert ist die denkmalgeschützte Dürwaringbrücke aus dem Jahr 1910. Ihr folgt nun der Bastiengasse bis zum Ende, wo euch dann die Gersthofer Straße zur Station Gersthof der Vorortline S45, wo unsere Tour durch Währing endet, führt.

Strecke:

U6 Station – Währinger Straße > Kutschkermarkt > Währinger Straße > Weimarer Straße > Schubertpark > Argauergasse > Cottagegasse > Colleredogasse > Gregor Mendel Straße > Sternwartestraße > Josef-Kainz-Park > Türkenschanzpark > Peter Jordan Straße > Hermann Pacher Gasse > Wilbrandtgasse > Windmühlhöhe > Starkfriedgasse > Büdingergasse > Khevenhüllerstraße > Pötzleinsdorfer Straße > Pötzleinsdorfer Schlosspark > Schafberggasse > Hockegasse > Geyergasse > Scheibenbergstraße > Dürwaringbrücke > Bastiengasse > Gersthofer Straße > Station Gersthof der Vorortline S45

Statistik: ca 13.200 Schritte, ca 9,5 km

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EINE AUSSICHTSREICHE WANDERUNG DURCH OBER ST VEIT
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Noch mehr Fotos vom Wiener Stadtspaziergang findet Ihr im Fotoalbum unter: »Wiener Stadtspaziergang Währing«.

Streckenkarte Wiener Stadtspaziergang Währing