WANDERN WEINVIERTEL – DER STEIN UND WEIN WANDERWEG IN EGGENBURG

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Der gut ausgeschilderte elf Kilometer lange Rundwanderweg führt Euch von Eggenburg über die Naturdenkmäler Kogelsteine und Fehhaube in die Bilderbuch-Kellergasse von Stoitzendorf und wieder zurück.

Eggenburg

Rund um den Stadtplatz von Eggenburg

Wir beginnen die Wanderung zuerst einmal mit einem kurzen Stadtspaziergang. Ein guter Ausgangspunkt dafür ist der weitläufige Hauptplatz bei der Dreifaltigkeitssäule. Eggenburg ist die westlichste Stadt des Weinviertels und damit Tor ins angrenzende Waldviertel.

Rund um den Stadtplatz von Eggenburg

Die typische Weinviertler Kleinstadt wurde erstmals im 12. Jhdt als »Eginpurch« urkundlich erwähnt. Im Konflikt zwischen Ottokar von Böhmen und Rudolf von Habsburg setzten die Eggenburger auf den Habsburger, was eine kluge Entscheidung war. Nach der Niederlage und dem Tod des Böhmenkönigs erhielt Eggenburg im Jahr 1277 als Dank für die Unterstützung Rudolfs das Stadtrecht.

Bemaltes Haus (Sgraffitohaus) in Eggenburg

Prächtige Bürgerhäuser aus allen Architektur-Epochen säumen den Hauptplatz. Vom Barock bis zur Renaissance oder Spätgotik. Besonders ins Auge sticht das »Gemalte Haus«, welches mit Sgraffiti aus dem Alten und Neuen Testament verziert ist.

Mariensäule in Eggenburg

In der Barockzeit entwickelte sich Eggenburg zum Zentrum der Steinmetzkunst. Grundlage für das Aufblühen des Steinmetzhandwerks war der Zogelsdorfer Kalksandstein, der südlich von Eggenburg abgebaut wurde. Seine Blütezeit erlebte der »Weiße Stein von Eggenburg« nachdem die Türkengefahr endgültig gebannt war und im Habsburgerreich ein wahrer Bauboom ausbrach. Von der Karlskirche bis zum Schloss Schönbrunn, vom Palais Liechtenstein in Wien bis zur figuralen Ausstattung der Stifte Geras, Altenburg, Herzogenburg und Melk – es gibt kaum einen Prunkbau in Ostösterreich, wo der Stein nicht verwendet wurde.

Pfarrkirche von Eggenburg

Vom Hauptplatz ist es nur ein Katzensprung zur Pfarrkirche von Eggenburg, die dem Hl Stephan geweiht ist und deren ältesten Bauteile aus der Zeit der Romanik stammen. Die Stephanuskirche gilt durch ihre zwei unterschiedlich hohen Kirchtürme, die sogar niedriger sind als das mächtige Kirchenschiff, als das markante Wahrzeichen von Eggenburg.

Kanzlerturm in Eggenburg

Zum Abschluss dieses kleinen Rundgangs empfehlen wir noch einen Blick auf die mittelalterliche Stadtmauer zu werfen, die noch heute Eggenburg in einer Länge von rund 1.800 Meter umgibt. Besonders auffällig ist der Kanzlerturm, wo ihr auch die Möglichkeit habt, die Stadtmauer zu besteigen.

Klosterkirche Eggenburg

Den Aufstieg erreicht ihr durch eine kleine Mauerpforte hinter der Pfarrkirche. Haltet Euch rechts und folgt dem Pfad entlang der Mauer bis zu einem Drehkreuz in der Nähe des Kanzlerturms. Von den Zinnen der Burgmauer habt ihr einen schönen Blick auf das zu Euren Füßen liegende Eggenburg.

Kellergasse Loamgstättn

Genug der Stadtbesichtigung. Wandern wir los. Für die Entdeckung der Umgebung von Eggenburg haben wir uns den 11 km langen »Stein und Wein-Wanderweg« ausgesucht. Vom Hauptplatz geht es über die Rathausstraße und die Grafenberger Straße aus der Stadt hinaus. Mit großer Freude haben wir festgestellt, dass der Rundweg vorbildlich markiert ist.

Kellergasse »Loamgstättn«

Kellergasse Loamgstättn

Schon bald erreichen wir über einen Feld- und Hohlweg die verwunschene Kellergasse »Loamgstättn«, deren Keller sich aber leider zum Großteil in einem erbarmungswürdigen Zustand präsentieren.

Kogelsteine und Fehhaube

Am Stein und Wein Wanderweg

Unsere Tour führt nun weiter entlang eines Güterweges durch eine Heidelandschaft direkt zu den Kogelsteinen. Die steinernen Zeugen aus Waldviertler Granit blicken auf eine 550 Mio Jahre alte Erdgeschichte zurück und sind das Ergebnis jahrtausendlanger Verwitterung. Diese bizarren Felsungetüme regen schon seit Jahrhunderten die Phantasie der Menschen an. Sie tragen Namen, wie Wächter, Riesensitz, Teufelssitz, Teufelskanzel oder Teufelsross.

Kogelsteine "Der Wächter"

Esoteriker schreiben ihnen gar eine mystische Kraft zu. Wahrlich ein schöner Ort für spirituelle Experten um mit Räucherkerzen und ein paar bewusstseinserweiterten Substanzen blockierte Chakren zu öffnen oder eine »Reise ins Über-Ich« anzutreten. Die höchste Steinformation ist der sechs Meter hohe »Wächter«, der uns ein wenig an »ET, den Außerirdischen« erinnert.

Kogelsteine

Vielleicht noch interessant zu erwähnen, dass der Trockenrasen rund um die Kogelsteine Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten ist, wie beispielsweise Sandschwertlilie, Ziesel oder Feldhamster.

Fehhaube

Rund 500 Meter von den Kogelsteinen entfernt befindet sich die Fehhaube. Das Wort »Feh« hat jedoch nichts mit einer berühmten Taschentuchmarke zu tun, sondern geht auf den mittelhochdeutschen Begriff »vēch« zurück, was Pelz bedeutet. Und tatsächlich, je länger man die Steinformation betrachtet, desto mehr erinnert es an das gute alte »Russenkapperl«, welches bei den österreichischen Präsenzdienern traditionell und nonchalant »Bärenfut« bezeichnet wird.

Kellergasse Stoitzendorf

Kellergasse Stoitzendorf

Nach diesem kurzen Ausflug in die Anatomie setzen wir unseren Weg zur Kellergasse von Stoitzendorf fort, die wir nach rund 1, 5 km erreichen. Schlösser, Klöster und Paläste findet man überall auf der Welt. Aber wo gibt es sonst noch so idyllische Kellergassen, wie im Weinviertel.

Kellergasse Stoitzendorf

Einfache Keller und Presshäuser ohne Rauchfang reihen sich an beiden Hängen eines breiten Hohlweges aneinander. Dazwischen spenden alte Nussbäume Schatten. Der ideale Ort zum Verweilen, strahlt er doch Ruhe und Beschaulichkeit aus.

Am Stein und Wein Wanderweg

Ein Weinhüterkreuz erinnert an frühere Traditionen. Jedes Jahr wurde das »Hiata-Kreuz« vor der Weinlese aufgestellt um Unwetter von den Weingärten abzuhalten. Gleichzeitig diente es potentiellen Traubendieben als Warnung sich von den Weinbergen fernzuhalten. Wurden die Spitzbuben beim Diebstahl erwischt, gab es zuerst einmal eine ordentliche Tracht Prügel und anschließend eine hohe Geldstrafe.

Zurück nach Eggenburg

Am Stein und Wein Wanderweg

Von der Kellergasse geht es zuerst durch Weingärten und anschließend über flache Felder wieder zurück nach Eggenburg. Dieser Teil des Rundwegs ist – im Gegensatz zur bisherigen Strecke – leider ein wenig monoton. Daher unser Vorschlag: Von der Kellergasse in Stoitzendorf den Hinweg zurück nehmen. Wir hoffen, die Tour hat Euch gefallen und wir wünschen Euch viel Spaß beim »Nach«Wandern.

FOTOALBUM
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Wanderung am »Stein und Wein Wanderweg« inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Wanderung findet Ihr im Fotoalbum unter: Eggenburg – Stein und Wein Wanderweg

Tourdaten

Wanderweg-Symbol/Markierung: Stein und Wein Weg, sehr gut ausgeschildert

Schwierigkeit: leicht

Strecke: ca 11 km

Highlights der Strecke:

  • Altstadt von Eggenburg
  • Kogelsteine und Fehhaube
  • Kellergasse Stoitzendorf

Streckenplan