Der „Wein und Kultur Radweg“ führt vom Retzer Hauptplatz durch eine leicht hügelige Landschaft an den Stadtrand von Znaim.
Ausgangspunkt Retz

Unserige heutige Radtour startet am Hauptplatz von Retz, der als einer der schönsten Plätze Österreichs gilt. Dominiert wird der Hauptplatz vom Rathaus mit seinem mächtigen Turm. Ursprünglich als Kirche geplant, beschlossen die zum Protestantismus übergetretenen Ratsherrn, den halbfertigen Kirchenbau zu stoppen. Und da gerade ein neues Rathaus benötigt wurde, baute man die geplante Kirche in ein Rathaus um.

Prächtige Bürgerhäuser aus der Zeit der Renaissance und des Barocks säumen den Hauptplatz. Unser Blick schweift zuerst auf das Sgraffitohaus. Die Fassade zeigt Szenen aus der griechischen Mythologie, dem Alten Testament sowie eine Darstellung des menschlichen Lebensalters vom zehnten bis zum hundertsten Jahr. Das nennt man Optimismus, da die Lebenserwartung zu dieser Zeit nur 50 Jahre war.

Auf der vis-à-vis Seite des Hauptplatzes steht das Verderberhaus, ein Bürgerhaus im venezianischen Stil. Seinen Namen erhielt der Renaissancebau von der Kaufmannsfamilie Verderber, die es im 19. Jhdt erwarb. Die Verderber betrieben einen schwunghaften Handel mit Retzer Wein, den sie mit ihren Kutschen bis nach St. Petersburg lieferten. Von der Rückfahrt brachten sie Leinen aus Schlesien mit, welches sie in ihrem Warenhaus auf der Tuchlauben in Wien gewinnbringend verkauften.

Das Wahrzeichen von Retz ist jedoch die berühmte Windmühle, die etwas außerhalb der Stadt liegt. Nach so viel Kultur wird es Zeit für Bewegung. Wir schwingen uns aufs Rad und verlassen die Altstadt von Retz durch das Znaimer Tor. Dabei folgen wir dem Radwegschild Weinkulturradweg (Rotes Quadrat mit weißen Trauben).

Nachdem man Retz durch das Stadttor verlassen hat, geht es vorbei an idyllischen Weingärten – hügelrauf und hügelrunter – Richtung „Heiliger Stein“.

Der Anstieg zum „Heiligen Stein“, einem uralten Kultplatz mit einem Schalenstein und Fundamenten einer alten Wallfahrtskirche, ist ein wenig anstrengend. Dafür wird man mit einem schönen Ausblick über das Retzer Land belohnt.

Von hier sind es nur 300 Meter zur tschechischen Grenze.

Vom „Eisernen Vorhang“, der einst Österreich und die damalige CSSR trennte, ist nichts übriggeblieben. Vereinzelt kann man aber noch den einen oder anderen Bunker – die einst zur Grenzsicherung dienten – entdecken.

Der Radweg führt nun über Hnanice, Popice und Konice durch die Weinlandschaft des Znaimer Landes bis an den Stadtrand von Znaim. Das Zentrum der Stadt liegt auf einer Felszunge am linken, steil abfallenden Ufer der Thaya. Bereits von der Ferne lässt sich erahnen, dass der Anstieg in die Stadt recht steil werden wird. Ein Abstecher in die Stadt lohnt sich aber auf alle Fälle.
Znaim

Man überquert die Thaya auf einer kleinen Brücke und fährt bzw schiebt sein Rad die steile „Napajedla-Straße“ hinauf, deren Verlängerung („U Brany“) direkt ins Zentrum der Stadt führt. Als alte Burg- und Königsstadt verfügt Znaim über einen sehr gut erhaltenen mittelalterlichen Stadtkern.

Das Wahrzeichen der Stadt ist der 80 Meter hohe Rathausturm aus dem Jahr 1445.

Der imposante Hauptplatz von Znaim wird geprägt von Häusern aus der Zeit des Mittelalters, des Barocks und der Renaissance. Ein schöner Anblick würde man meinen, wenn da nicht eine kleine Bausünde aus den 1970er Jahre wäre.

Anstelle des alten Rathauses, welches im Krieg zerstört wurde, ließen die damals kommunistischen Machthaber ein überdimensioniertes, geschmackloses und monströses Kaufhaus errichten, welches mit den umliegenden Häusern nicht gerade harmoniert. Oder weniger poetisch ausgedrückt: “Das passt dort hin, wie die Faust aufs Aug”.

Nach einer kurzen Erholung in einem der zahlreichen Lokale der Stadt, geht es wieder die steile „Napajedla-Straße“ zurück zum Radweg.

Der Radweg führt zuerst entlang der Thaya nach Nový Šaldorf und dann – wie könnte es anders sein: hügelrauf und hügelhinunter – nach Načeratice, Vrbovec, Dyjákovičky bis nach Chvalovice und Šatov bis es wieder auf die österreichische Seite nach Unterretzbach geht. Von dort geht es zurück nach Retz.
Fotoalbum
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour ins Grenzgebiet Österreich-Tschechien inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: Wein und Kultur Radweg
Streckenplan
Tourdaten
Radweg-Symbol: Weisse Traube auf rotem Quadrat
Schwierigkeit: mittel
Strecke: ca 50 km
Highlights der Strecke:
- Retz
- Kultplatz “Heiliger Stein”
- Znaim
GPS-Daten: Route 3.166.611
Der Weg ist zum Großteil ganz gut ausgeschildert, manchmal aber ist die Beschilderung ein wenig verwirrend. Es empfiehlt sich daher auch eine Karte der Region mitzunehmen.