Bad Radkersburg ist die südöstlichste Stadt der Steiermark und ein idealer Ausgangspunkt für die Erkundung des Vulkanlands und der Thermenregion.
Bad Rakersburg erkunden
Dort wo die Mur Österreich von Slowenien trennt liegt im südöstlichsten Zipfel der Steiermark Bad Radkersburg. Schon seit dem Spätmittelalter gehörte die alte Grenzstadt zu den wichtigsten Handelszentren der Steiermark. Besonders das Stapelrecht und der Weinhandel sorgten für den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt und den Wohlstand der Bürger.
Zu den schönsten Flecken von Bad Radkersburg zählt der Hauptplatz, wo den Besuchern ein Hauch von südlichem Flair entgegenschlägt. Dominiert wird der Hauptplatz vom mächtigen Rathausturm, der das Wahrzeichen von Bad Radkersburg ist.
Durch seine Grenzlage zum Ungarischen Reich und die ständige Bedrohung durch Türken und Kuruzzen beschlossen die Stadtväter im 16. Jhdt die Stadtmauer massiv zu verstärken. Mit dieser Aufgabe wurde der italienischen Baumeister Domenico dell’Allio beauftragt, der sich einen ausgezeichneten Ruf als Festungsbauer erworben hatte. So entstand eine prächtige Renaissancebefestigung mit Bastionen, Kurtinen und einem tiefen Graben. Weite Teile der Stadtmauer sind bis heute in Bad Radkersburg erhalten geblieben.
Schräg vis-à-vis vom Rathaus steht das Palais Herberstorff. Der Name des Palais geht auf Karl Freiherr von Herberstorff zurück, der ein bedeutender Vertreter des Protestantismus im Raum um Radkersburg war. Herberstorff ließ das prächtige Gebäude nach den Plänen des italienischen Baumeisters Giovanni Battista della Porta de Riva errichten.
Im Inneren des Palais verbirgt sich ein wunderschöner dreigeschoßiger Renaissance-Arkadenhof, der leider nicht öffentlich zugänglich ist.
Über den Dechanthof erreichen wir die Stadtpfarrkirche von Bad Radkersburg, deren Bausubstanz bis in das 14. Jdht zurückreicht. Das gotische Kirchenschiff wurde an einen Wehrturm angebaut und war seit jeher Teil der Stadtmauer. Aus diesem Grund befindet sich der Haupteingang mit seinem prächtigen Portal nicht an der traditionellen West-, sondern an der Ostseite des Gotteshauses.
Ungewöhnlich ist auch, dass man zum Kircheneingang nicht hinauf-, sondern hinuntersteigen muss. Dies kommt daher, weil nach Stadtbränden der Schutt nicht weggetragen, sondern auf den umliegenden Straßen gleichmäßig verteilt wurde.
Zurück zum Hauptplatz von Bad Radkersburg, der von zwei- und dreigeschossigen Häusern, die vorwiegend aus dem 16. Jhdt stammen, gesäumt wird. Von dort betritt man durch einen barocken Torbogen den stimmungsvollen Frauenplatz mit der spätbarocken Frauenkirche.
Bis zur Vertreibung der jüdischen Bevölkerung durch Kaiser Maximilian I am Ende des 15. Jhdt befand sich in dieser Ecke das jüdische Viertel von Bad Radkersburg. Die Synagoge wurde abgerissen und anstelle dieser der Vorgängerbau der Frauenkirche errichtet.
Zum Abschluss dieses kurzen Stadtbummels durch Bad Radkersburg spaziert ihr noch über die Murgasse zum südlichen Ende der Langgasse, wo sich ein Turm befinde, der im Volksmund »Puchhaus« genannt wird. Hier befand sich einst eine Schlosserei, wo der Fahrzeugbauer und legendäre Gründer der »Puch-Werke« Johann Puch in die in die Lehre ging.
Ausflugtipp 1: Schloss Oberradkersburg, der schönste Blick auf die Stadt
Am gegenüberliegenden Ufer der Mur thront Schloss Oberradkersburg hoch über der Stadt. Das Schloss ist zu Fuß einfach zu erreichen und die Gehzeit beträgt vom Hauptplatz von Bad Radkersburg etwa 30 Minuten. Gleich nach dem Grenzübergang führen rund 290 Stufen zum Schloss hinauf, von wo ihr den schönsten Blick auf Bad Radkersburg genießen könnt.
Das im Kern mittelalterliche Schloss wechselte im Laufe der Jahrhunderte nicht nur mehrfach sein Aussehen, sondern auch seine Besitzer. Die Stubenbergs, Herbersteins, Trautmannsdorfs oder die Grafen Wurmbrand-Stuppach, all diese klingenden Namen waren einst Eigentümer der mächtigen Schlossanlage.
Von der prächtigen Innenausstattung des Schlosses ist heute kaum mehr was zu sehen. Russische Plünderer sorgten am Ende des zweiten Weltkriegs dafür, dass Wandgemälde, Teppiche oder Einrichtungsgegenstände auf Nimmerwiedersehen in den Weiten der sibirischen Taiga verschwanden.
Zwischen 1945 und 1974 wurde das Schloss als Schule genutzt, danach stand es für viele Jahre leer. Kurz vor dem endgültigen Verfall des Schlosses erwarb im Jahre 1992 ein slowenischer Geschäftsmann die Schlossanlage und ließ sie sukzessive sanieren.
Ausflugtipp 2: Wanderung entlang des Traminerweges in Klöch
Unser nächster Ausflugtipp führt Euch nach Klöch, das findige Touristiker als »Perle des südoststeirischen Weinlandes« bezeichnet haben. Diesen Namen verdankt der kleine Ort seinen edlen Trauben, die hier auf den fruchtbaren vulkanischen Böden der »Klöcher Berge« gedeihen und zu vorzüglichen Weinen verarbeitet werden.
Klöch ist die Heimat des Traminers, der als »Wein mit dem Duft einer Rose« vermarket wird. Am besten lassen sich die »Klöcher Berge« durch eine Wanderung entlang des 13,5 km langen Traminerweges erkunden. Der Traminerweg kann in zwei Etappen bewältigt werden.
Die erste Etappe führt um den ehemaligen Vulkan »Seindl« und beträgt sieben Kilometer. Bei der zweiten Etappe mit einer Länge von 6,5 km wandert man rund um den Basalthügel »Hochwart«. Ausgangspunkt für beide Etappen ist die Klöcher Vinothek.
Wir haben uns für die zweite Etappe entschieden, die über Wiesen, sanfte Hügel und Weingärten, sowie durch Wälder führt. Die An- und Abstiege bei dieser Tour sind mäßig, aber dafür regelmäßig. Kurz und knackig ist jedoch der Aufstieg zur Burgruine Klöch gleich am Anfang des Rundwanderweges. Dafür werdet ihr nach der Plackerei mit einem schönen Rundblick über die Klöcher Weinberge vom 75 m hohen Wehrturm der Ruine belohnt.
Ein besonders idyllischer Rastplatz auf dieser Tour befindet sich beim »Alten Kellerstöckl« am Ölberg inmitten eines Weingartens. Dort kann man sich nach Bezahlung eines kleinen Obolus selbst Welschriesling, Weissburgunder oder Traminer einschenken. Was gibt es Schöneres als die Landschaft bei einem guten Glas Wein zu genießen.
Bekanntlich macht eine Wanderung durstig und hungrig. Daher empfehlen wir Euch nach der Wanderung einen der zahlreichen Buschenschanken zu besuchen und die regionalen Spezialitäten zu verkosten, wie beispielsweise einen Käferbohnensalat mit Kernöl, das scherzhaft als das »Grüne Gold« der Steiermark bezeichnet wird.
Streckenplan
Ausflugtipp 3: Von Mureck über die Wallfahrtskirche St Veit nach Straden
Bei dieser kleinen Rundreise durch die Südoststeiermark lernt ihr drei Kleinode kennen. Zuerst besucht ihr die Schiffsmühle in Mureck, danach trefft ihr Karl Marx in der Wallfahrtskirche St Veit am Vogau und zum Abschluss unternehmt ihr einen kleinen Rundgang durch den stimmungsvollen Ort Straden.
Schiffsmühle Mureck
Das Rathaus von Mureck mit seinem prächtigen sechsgeschossigen Uhrturm ist der ideale Ausgangspunkt für einen kurzen Spaziergang durch die Mur-Auen zur Murecker Schiffsmühle.
Schiffsmühlen prägten bis ins 19. Jhdt die Uferlandschaften großer Flüsse, wie der Donau oder der Mur. Hochwässer und die aufkommende Industrialisierung ließen diese Mühlen verschwinden.
Die Murecker Schiffsmühle wurde 1997 nach originalen Vorbildern wieder aufgebaut und ist voll funktionstüchtig. Die gesamte Mühlen- und Mahltechnik sowie das Wasserrad sind bei diesem Mühlentyp auf einer schwimmenden Plattform errichtet.
Wallfahrtskirche St Veit am Vogau
Der Besuch des kleinen Ortes St Veit lohnt. Denn hier befindet sich die größte Kirche der südöstlichen Steiermark. Die mächtige spätbarocke Wallfahrtskirche mit ihren beiden Kirchtürmen wurde nach den Plänen des Grazer Stadtbaumeisters Josef Hueber errichtet.
Bekannt ist das Gotteshaus, welches dem hl Vitus geweiht ist, durch seine Deckenfresken, die der Maler Felix Barazutti zwischen 1914 und 1921 schuf. Werft besonders einen Blick auf das Deckenfresko über der Orgel. Dieses zeigt eine ausgesprochene Rarität. Zwischen einer Handvoll Arbeitern könnt ihr Karl Marx erkennen, wie er mit erhobener Hand das Volk aufzuwiegeln versucht.
Sehenswert sind auch die überlebensgroßen Apostelfiguren in gleißenden goldenen Gewändern und der Hochaltar, wo der hl Veit dem Märtyrertod entgegenblickt.
Straden
Straden ist einen Abstecher wert. Schon von weitem könnt ihr die drei Kirchtürme der vier Kirchen von Straden auf einem Hügel sehen. Der Name der Gemeinde ist Programm, kommt er doch aus dem slawischen und bedeutet so viel wie »Aussichtswarte«.
Den kurzen Rundgang durch Straden beginnt ihr am besten bei der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, die baulich mit dem Pfarrhof verbunden ist. Eine Legende weiß zu berichten, dass anstelle der heutigen Kirche eine Marienstatue im dichten Gestrüpp stand. Gläubige aus nah und fern pilgerten in Scharen zur Statue der Gottesmutter und flehten um deren Hilfe. So auch ein Graf, dessen einziges Kind plötzlich verschwunden war.
Natürlich half Maria dem armen Mann. Das Kind, welches sich im Wald verirrt hatte, wurde gefunden und der Graf löste sein Gelöbnis ein. Nach mehrfachen Umbauarbeiten präsentiert sich die Kirche heute im spätgotischen Stil. Aus dieser Zeit stammte auch die »Himmelsbergerin«, eine Marienstatue auf dem Hochaltar.
Nachdenklich stimmt die Inschrift am Grabdenkmal, welches an einen gewissen Isaac Neuhoffer erinnert, »Der Du nun dies gelesen hast, bist in der Welt auch nur Gast. Musst sterben sowie ich, glaub mir Du bleibst nicht übrig«. Sehenswert ist auch der Arkadengang im Pfarrhof.
Gleich hinter der Pfarrkirche steht eine Doppelkirche, die dem hl Sebastian und der »schmerzhaften Muttergottes« geweiht ist. Der Kirchenbau ist Teil der bis zu zehn Meter hohen Wehrmauer, die die Stradener vor den Einfällen der Heiducken, Kuruzzen und Osmanen schützen sollte.
Zum Abschluss des Rundganges spazieren wir noch zum höchsten Punkt des »Himmelsberges«, wo die jüngste der vier Kirchen von Straden steht. Das dem hl Florian geweihte Gotteshaus wurde auf den Resten einer Burgruine im 17. Jdht errichtet, nachdem immer mehr Wallfahrer die kleine Gemeinde stürmten.
Ausflugtipp 4: Besuch von Schloss Kornberg und ein Abstecher zum Freilichtmuseum Trautmannsdorf
Schloss Kornberg
Schloss Kornberg wurde erstmals im Jahre 1284 urkundlich erwähnt und hatte die wichtige Aufgabe die nahegelegene Riegersburg vor herannahenden Feinden aus dem Ungarnland zu warnen. Sein heutiges Aussehen verdankt das Schloss den Freiherrn von Stadl, die dieses im 16. und 17. Jhdt zu einem Renaissanceschloss umgestalten ließen.
Im Jahr 1871 erwarb Charles François Bardeau Schloss Kornberg von der Familie Liechtenstein. Die aus Frankreich stammende Familie Bardeau war mit Handelsgesellschaften und Werften in Triest reich geworden. Charles Bardeau ließ Kornberg wohnlich einrichten und im Stil der Zeit restaurieren.
Auf keinen Fall solltet ihr eine Führung durch das Familienmuseum versäumen bei der man viel über die Geschichte des Schlosses und der Familie erfährt. Der Rundgang führt Euch vom Herrensalon weiter in das Speisezimmer, welches mit Möbeln im Stile der Neorenaissance eingerichtet ist.
Weiter geht es in den kleinen Damensalon, wo die Damen des Hauses ihren Tee einnahmen. Beeindruckend sich auch die Ahnengalerie im »Grünen Salon«, sowie die Schlosskapelle und die
Freilichtmuseum Trautmannsdorf
Das Freilichtmuseum Trautmannsdorf mit seinen historischen Bauwerken ist ein kleines feines Museumsdorf, dessen Besuch auf alle Fälle lohnt. In sechs Gebäuden wird das Leben längst vergangener Zeiten in der Südoststeiermark gezeigt.
Zu sehen gibt es eine komplett eingerichtete Dorfschmiede, eine Offiziersbaracke aus dem Kriegsgefangenenlager Feldbach aus dem Jahre 1914 mit Ausstellungsstücken beider Weltkriege, sowie einen Hexenturm.
Dieser gibt Einblicke in die traurige Geschichte der Trautmannsdorfer Hexenprozesse zwischen 1689 und 1690. 37 Männer und Frauen wurden wegen »Wettermacherei« oder wilder Orgien mit dem Teufel zum Tod auf den Scheithaufen oder durch das Henkerbeil verurteilt.
Themenwanderweg Herzspur
Zum Abschluss noch ein Tipp für Paare und Verliebte, die ihre Beziehung vertiefen wollen. Der rund acht Kilometer lange Wanderweg Herzspur führt entlang von 12 Stationen in einer Achterschleife von Trautmannsorf nach Bad Gleichenberg und retour.
Die einzelnen Stationen sollen Euch animieren über Fragen, wie »Was ich an dir mag«, »Kann ich Dir vergeben« oder »Warum können wir nicht miteinander reden«, nachzudenken. Wie heißt es so schön im Begleitheft zu dieser letzten Frage: »Reden ist Silber, Schweigen ist Gold – ein Sprichwort, dass ein Mann erfunden haben muss«.
Ausflugtipp 5: Am K13 Wanderweg durch die Mur-Auen
Der letzte Ausflugtipp führt Euch durch das zweitgrößte, geschlossene Auwaldgebiet Österreichs. Start und Ziel des rund 13 km langen Wanderweges ist Halbenrain. Jedoch könnt ihr die Wanderung je nach Tageslaune und Kondition verkürzen.
So sind wir erst in der kleinen Gemeinde Dietzen in den Wanderweg eingestiegen. Der K13 führt Euch über Wiesen und Wälder zum Ufer der Mur und ist ideal, wenn man keine Kirchen, Burgen oder Museen mehr sehen möchte.
Streckenplan
FOTOALBUM
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Kurzurlaub in die Südoststeiermark inspirieren konnten. Noch mehr Fotos aus dem Vulkan- und Themenland findet Ihr im Fotoalbum unter: Tour durch die Südöststeiermark