Die Wachau zur Marillenblüte – Unsere Wanderung von Willendorf nach Spitz beginnt beim Museum Venusium in Willendorf. Von hier sind es nur ein paar Schritte zur berühmtesten Einwohnerinnen von Willendorf und der ältesten Österreicherin.
Die Venus von Willendorf in der Wachau
Sie war wahrlich keine Schönheit und entspricht so gar nicht dem heutigen Schönheitsideal: Fettleibig, schweren Brüste und breiten Hüfte. Die Rede ist von der Venus von Willendorf, einer 25.000 Jahre alten kleinen Statue, die 1908 beim Bau der Wachaubahn an dieser Stelle gefunden wurde. Die Originalstatue ist übrigens heute im Naturhistorischen Museum zu bewundern.
Wir wandern nun entlang der Schienen der Wachaubahn und der Donau Richtung Schwallenbach. Wein- und Marillenbaumgärten begleiten uns am Weg. Die Marillenbäume stehen gerade in voller Blüte und verwandeln die Wachau in ein blütenweißes Meer.
Dieses Spektakel lockt jährlich tausende Ausflügler an. Obacht vor Autofahrer mit Hut zu dieser Zeit. Sie rasen entweder mit 20 km/h auf der B33 dahin oder bremsen sich vor einem blühenden Marillenbaum mitten am Weg scharf ein.
Uns tangiert das heute wenig, weil wir kurz nach der markanten Kirche in Schwallenbach in einen sonnendurchfluteten Laubwald abzweigen.
Von nun an geht es stetig bergauf, den Wegweisern “Jauerling-Runde”, “Spitz” und “Ruine Hinterhaus” folgend.
Mitten im Wald stoßen wir sogar auf ein Gipfelbuch, obwohl kein Gipfel weit und breit zu sehen ist.
Der Wanderweg führt uns nun oberhalb der sagenumwobene Teufelsmauer zur Ruine Hinterhaus weiter. An dieser Stelle wollte Luzi eine Mauer quer über die Donau errichten. Alle „Frömmler“ sollten in der aufgestauten Donau ertrinken und Kirchen in den Wassermassen versinken. Doch daraus wurde nichts. Heute durchquert der kürzeste Bahntunnel Österreichs die Teufelsmauer.
Um diesen zu sehen, muss man auf den Rückweg warten, falls man am Donauradweg zurück nach Willendorf wandert.
Zügig und leicht bergab geht es nun weiter zur mächtigen Burgruine Hinterhaus. Sie bietet alles, was zu einer echten Ritterburg gehört inklusive eines Bergfrieds, mit einem wundervollen Blick auf das Donautal, und einem Burggespenst.
Genauer gesagt handelt es sich dabei um Adelheid. Sie war mit Heinrich, dem Kuenringer verheiratet. Doch die Ehe tat ihr nicht gut, sie starb kurz nach der Vermählung. Heinrich, kein Kind von Traurigkeit, heiratete noch innerhalb des Trauerjahres ein weiteres Mal. Die Strafe Gottes folgte umgehend. Heinrich verstarb in der Hochzeitsnacht.
Seither winkt der Geist von Adelheid jedes Jahr am Todestag des Gatten aus den Fenstern der Ruine und jammert unentwegt “Nit ein Jahr!” Genug der Schauergeschichten.
Spitz ist fast schon erreicht. Vor uns liegt nur noch der Tausendeimerberg, der Hausberg der Spitzer. Seinen Spitznamen hat der Hügel deshalb bekommen, da in guten Jahren bis zu 1.000 Eimer Wein (56.000 Liter) Wein gelesen werden.
Wir folgen nun dem Spitzer Weinwanderweg bis zum „Roten Tor“, dem letzten Relikt der alten Dorfmauer. Vom Roten Tor bietet sich ein wunderschöner Ausblick auf die umliegenden Weinberge. Ein Bankerl, falls es frei ist, lädt zum Rasten oder einfach nur zum Schauen ein.
Schmale mit Steinmauern angelegte Weingärten ziehen geometrische Muster durch die Hügellandschaft. Am Horizont schimmert die Donau. Von hier sind es noch rund 20 Minuten bis ins Zentrum von Spitz.
Vorbei an mittelalterlichen Häuserzeilen, die von Renaissance- und Barockhäusern unterbrochen werden, erreichen wir den Kirchenplatz mit seinem spätgotischen Gotteshaus.
Spitz erlangte als Filmkulisse für die österreichischen Filmklassiker Mariandl und Mariandls Rückkehr Berühmtheit. Hans Moser, Rudolf Prack, Conny Froboess Peter Wecker, Waltraud Haas und der Kirchenplatz von Spitz waren die Protagonisten dieser Verwechslungskomödie.
Nun haben wir die Qual der Wahl für den Rückweg:
- den gleichen Weg,
- mit dem stündlichen Shuttlebus, oder
- am Donauradweg
zurück. Wir haben uns für die dritte Möglichkeit entschieden. Mit einem “Mariandl-andl-andl, aus dem Wachauer Landl-Landl” machen wir uns mit flottem Schritt zurück nach Willendorf. Nach insgesamt 14 km erreichen wir wieder unser Auto in Willendorf.