Ihr erfahrt in diesem Beitrag die perfekte Route für einen Stadtspaziergang, entdeckt die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Weimars und hört Anekdoten über Goethe, Schiller, sowie weitere Protagonisten der Weimarer Klassik.
Markt
Morgenstimmung in Weimar. Markstandler errichten ihre Verkaufsstände. Käufer überprüfen das Angebot von Obst, Gemüse und Kräutern. Zwiebelzöpfe und Strohblumensträuße werden bereits feilgeboten. Sie sind Vorboten für den traditionellen Zwiebelmarkt am zweiten Wochenende im Oktober. Der Duft von Bratwürsten liegt in der Luft. Wir stehen am Marktplatz von Weimar, wo einst Turniere ausgetragen wurden und die herzogliche Garde exerzierte. Der quadratische Platz ist bereits seit dem Spätmittelalter das Herz der Stadt. Wir drehen uns einmal um die eigene Achse und nehmen den Platz genauer unter die Lupe.
Rathaus
Die Westseite des Marktplatzes dominiert das neugotische Rathaus. Es wurde 1841 von Baurat Heinrich Hess geplant. Bereits 1396 befand sich ein Rathaus an dieser Stelle. Es wurde ebenso ein Raub der Flammen, wie sein Nachfolgerbau, den Goethe und Schiller noch kannten.
In einer halben Stunde, pünktlich um 10.00 Uhr, wird das Glockenspiel aus Meißner Porzellan erklingen. Die 35 Glocken hängen seit 1987 im Giebel des Rathausturms und spielen um 10, 12, 15 und 17 Uhr insgesamt vierzehn unterschiedliche Melodien mit Weimar-Bezug.
Cranachhaus und Stadthaus
Wenden wir uns der Ostseite des Marktplatzes zu. Dieser wird von drei Renaissance-Gebäuden gesäumt. Ganz links an der Ecke des Platzes das Stadthaus mit der Tourist-Information. Gleich anschließend steht das Cranach-Haus mit seiner reichverzierten Fassade.
Lucas Cranach der Ältere zählt zu den wichtigsten Malern der Renaissance. Mit 80 Jahren kommt er 1552 nach Weimar und gründet hier eine Malerwerkstätte. In dieser produziert er mit seinen Schülern durch standardisierte Arbeitsabläufe Porträts und Altarbilder am laufenden Band. Trotz seines hohen Alters beginnt er noch mit den Arbeiten am Flügelaltar für die Herderkirche. Als er ein Jahr später stirbt, vollendet sein Sohn Lucas die Altargemälde.
Werfen wir noch schnell einen Blick auf die zwei “Tratschsteine” in den Rundbögen des Cranach-Hauses. Auf diesen erholten sich die Mägde von den Anstrengungen des Tages und lästerten dabei über ihre Herrschaften oder tauschten den neuesten Tratsch aus. Väter nutzten den Ort um ihre Töchter unter die Haube zu bringen. Sie steckten die jungen Damen in kostbare Gewänder und hofften auf einen heiratswilligen Mann.
Hotel Elephant
Mit illustren Gästen kann das Traditionshotel Elephant aufwarten. Franz Grillparzer bezeichnete es als das “Vorzimmer zu Weimars lebender Walhalla”. Goethe trank hier gerne sein Glas Madeira und philosophierte mit Schiller über Gott und die Welt. Im Gästebuch finden sich die Namen von Richard Wagner, Leo Tolstoi, Franz Liszt oder Adolf Hitler. Letzterer ließ sich bei seinen Aufenthalten im Hotel stets mit den Worten “Lieber Führer komm heraus, aus dem Elefantenhaus” auf den Balkon bitten.
Der erste Weihnachtsbaum
Zum Abschluss noch schnell eine Legende. Wahrscheinlich traute Goethe seinen Augen nicht, als er am Vorweihnachtstag über den Marktplatz spazierte und dort einen mit Äpfeln und Zuckerwerk behangenen Nadelbaum entdeckte. Es war der der erste öffentlich geschmückte Weihnachtsbaum der Welt. 1815 stellte der Buchhändler Johann Wilhelm Hoffmann den Christbaum diesen vor seinen Laden auf und machte mit dieser Geste Kindern aus ärmlichen Familien eine Freude.
Herderplatz
Nächstes Ziel ist der stimmungsvolle Herderplatz. Zurzeit von Goethe und Schiller hieß der Herderplatz noch Töpfermarkt und war ein Marktplatz. Dominiert wird der Herderplatz von der Stadtpfarrkirche St Peter und Paul.
Herder-Denkmal
Beim Kircheneingang erwartet uns bereits der Dichter und Theologe Gottfried Herder. Er zählt neben Goethe, Schiller zu den vier Protagonisten der Weimarer Klassik. Durch die Fürsprache seines Freundes Goethe wird Herder zum Generalsuperintendent und Oberpfarrer nach Weimar berufen. Goethe hatte Herder während seiner Studienzeit in Straßburg kennen gelernt. Aber Dichter und Denker sind auch ganz normale Menschen mit ganz normalen Verhaltensmustern. Als Herder scharfe Kritik an Goethes Urfaust übt, kühlt die gute Beziehung merklich ab. Dies sollte sich bis zum Tod Herders im Jahr 1803 auch nicht mehr ändern. Seine letzte Ruhestätte fand Herder in der Herderkirche.
Die Stadtkirche St Peter und Paul
Der heutige Kirchenbau geht auf eine gotische Kirche zurück, die später barockisiert wurde. Betreten wir das Innere der Stadtkirche und wenden uns gleich dem Cranach-Altar zu, einem der wichtigsten Werke der Renaissance und Zeugnis der Thüringer Reformationsgeschichte.
Lucas Cranach der Ältere beginnt 1552 mit den Arbeiten am dreiflügeligen Altar. Als er 1553 stirbt, vollendet sein Sohn Lucas drei Jahre später die Altargemälde. Im Mittelpunkt des Cranachaltars steht die Kreuzigung Christi. Neben Martin Luther hat sich auch Vater Cranach selbst auf dem Flügelaltar verewigt.
Deutschritterhaus
Unser nächstes Ziel ist das Deutschritterhaus. Prominenteste Hauseigentümerin war die Schauspielerin Karoline Jagemann. Von Goethe an das Weimarer Theater geholt, wird sie rasch zum umjubelten Bühnenstar. Herzog Carl August unterliegt ihren Reizen und macht sie zu seiner Mätresse. Als Dank schenkt sie ihm drei Söhne. Er revanchiert sich und ernennt die Jagemann zur „Freifrau von Heygendorff“. Als Draufgabe gibt es noch ein Rittergut. Die Jagemann will aber noch mehr. Sie strebt das Amt des Theaterdirektors an, welches Goethe innehat. Die Schauspielerin intrigiert so lange gegen den Dichterfürsten bis dieser nach jahrelangen Streitereien 1817 als Theaterdirektor zurücktritt. Auslöser für den Rücktritt ist ein dressierten Pudel, der während einer Aufführung auf der Bühne erscheinen darf und Goethe empört.
Kirms-Krackow-Haus
Nur ein paar Schritte weiter, werfen wir einen Blick in den Innenhof des Kirms-Krackow-Hauses. Benannt nach dem Besitzerehepaar zählt das Bürgerhaus mit seiner Pawlatsche zu den schönsten in Weimar. Franz Kirms und seine Frau Caroline Krackow machten das Haus zu einem kulturellen Zentrum der Biedermeierzeit.
In ihrem Salon trafen sich Adelige, Künstler und Damen der Gesellschaft zu intellektuellen Gesprächsrunden. Zur illustren Gästeschar zählten der Schauspieler August Wilhelm Iffland, der Dichter Hans Christian Andersen oder der Komponist Franz Liszt.
Residenzschloss
Wie mit Hilfe einer Zeitmaschine werden wir beim Residenzschloss um 100 Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt. Komparsen im Jahrhundertwende-Gewand warten auf Instruktionen einer Filmcrew.
Bis zu ihrer Abdankung 1918 residierten die Weimarer Herzöge im Residenzschloss. Gleich mehrere Schlossbrände legten die Residenz in Schutt und Asche. Ebenso oft wurde sie wiederaufgebaut. Nur der Schlossturm und die Bastille überstanden die zahlreichen Feuersbrünste meist unbeschadet. Sein heutiges Aussehen verdankt der Schlossbau Herzog Carl August. Nach einem weiteren Schlossbrand 1774 verlegt die herzogliche Familie ihre Residenz ins Fürstenhaus. Erst 15 Jahre später gründet Herzog Carl August eine Kommission zum Wiederaufbau des Schlosses unter Leitung Johann Wolfgang Goethes.
Schlossturm und Bastille
Wenden wir uns dem markanten Schlossturm und der Bastille zu, deren Keller lange Jahre als Gefängnis diente. Berühmtester Häftling war der Komponist Johann Sebastian Bach. Sein Vergehen: Bach wollte den Weimarer Hof ohne Erlaubnis von Herzog Wilhelm Ernst verlassen. Doch von Anfang an. 1708 beruft der Herzog Bach als Hoforganist nach Weimar. Die Anstellung erweist sich als finanzieller Glücksfall. Sie hat nur einen Haken. Der Adelige betrachtet Bach als seinen Lakaien, der vor ihm buckeln und gehorchen muss.
Als die Stelle des Weimarer Kapellmeisters vakant wird, macht sich Bach berechtigte Hoffnung auf diesen Posten. Doch der Komponist kommt nicht zum Zug. Bach ist verärgert und zögert nicht lange, als ihm Fürst Leopold von Anhalt-Köthen eine Stelle als Hofkapellmeister anbietet. Er unterschreibt den Vertrag ohne Einwilligung seines bisherigen Dienstherrn. Zur damaligen Zeit ein Vergehen der Extra-Klasse. Von dieser Aufmüpfigkeit des Musikers verärgert, lässt der Herzog Bach wegen “Halsstarrigkeit” in den Kerker werfen. Vier Wochen schmort der Musiker in einer Zelle bei Wasser und Brot. Erst auf Betreiben von König August, dem Starken und Fürst Leopold wird Bach am 2. Dezember 1717 freigelassen und kann seiner Wege ziehen.
Fürstenhaus und Carl August Denkmal
Wir stehen nun am Platz der Demokratie. Vor uns die Reiterstatue von Herzog Carl August, dahinter das Fürstenhaus, welches nach dem großen Schlossbrand von 1774 als Ausweichquartier für den Weimarer Hof diente. Als der Vater von Herzog Carl August kurz nach seiner Geburt stirbt, übernimmt seine Mutter Anna Amalia die Vormundschaft und die Regierungsgeschäfte bis zu seiner Volljährigkeit. Während einer Bildungsreise lernt Carl August Goethe kennen und lädt ihn nach Weimar ein. Goethe folgt dem Ruf des Herzogs und es entwickelt sich bald eine tiefe Freundschaft, die sich in hohen Regierungsämtern auswirkt.
“Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.”
Leitspruch der Weimarer Klassik
In die Geschichte geht Carl August als Förderer und Begründer der Weimarer Klassik ein. Darunter wird jene Zeit verstanden, als das “Viergestirn” Wieland, Goethe, Herder und Schiller am Weimarer Musenhof wirkte.
Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek zählt zu den schönsten Bibliotheken Deutschlands. Berühmt ist ihr ovaler und über drei Geschosse reichender Rokokosaal. Die Bibliothek wird 1691 als “Herzogliche Bibliothek” von Herzog Wilhelm Ernst im Residenzschloss gegründet. Wir erinnern uns, dass ist jener Herzog, der Johann Sebastian Bach für vier Wochen im Kerker schmoren ließ.
Unter der Regentschaft von Herzogin Anna Amalia erfolgt 1766 der Umzug der Büchersammlung an den heutigen Standort. Gemeinsam mit ihren Sohn Carl August betrauen sie Goethe 1797 mit der Leitung der Bibliothek, die er 35 Jahre lang bis zu seinem Tod ausübt.
Durch die finanzielle Großzügigkeit von Herzogin Anna Amalia konnte Goethe den Buchbestand auf 80.000 Bücher mehr als verdoppeln. Die Bibliothek gilt als eines der wichtigsten Archive der Weimarer Klassik. Denn sie bewahrt Buchbestände auf, in denen schon Wieland, Herder, Schiller und Goethe schmökerten.
Park an der Ilm
Wir verabschieden uns von den Bücherwürmern und spazieren durch den Park an der Ilm, an dessen Gestaltung Goethe maßgeblich Einfluss hatte. Seit Goethes Zeit hat sich die englische Gartenanlage kaum verändert und zählt zu den am besten erhaltenen Parkanlagen des Klassizismus. Die wichtigste Sehenswürdigkeit im Park ist ohne Zweifel Goethes Gartenhäuschen, welches unser nächstes Ziel ist.
Goethes Gartenhaus
Um Goethe an den Weimarer Hof zu binden, ernannte Herzog Carl August den Dichter kurzerhand zum Geheimrat und Minister seines Herzogtums. Dafür benötigte Goethe jedoch Grund- und Wohnbesitz.
Als Goethe großes Interesse an dem zum Verkauf stehenden Gartenhaus zeigte, fackelte Carl August nicht lange und machte Goethe das Haus zum Geschenk.
Übermütig sieht’s nicht aus, hohes Dach und niedres Haus!
Goethe über sein Gartenhäuschen
Bis zu seinem Umzug an den Frauenplan diente das Gartenhäuschen Goethe als Wohn- und Arbeitsort.
In der Nähe des Gartenhauses lässt Goethe den “Stein des guten Glücks” aufstellen. Die Skulptur zeigt eine auf einem Kubus ruhende Kugel. Der Kubus symbolisiert Festigkeit und Beständigkeit, die Kugel das Schwankende und Unbeständige.
Tempelherrenhaus und Haus der Frau von Stein
Vor uns erhebt sich die Ruine des Tempelherrenhauses, welches gegen Ende des 18. Jhdt aus einem alten Gewächshaus entstanden ist. Der Anbau des Turms wurde auf Anraten Goethes errichtet. Das Tempelherrenhaus diente für gesellige Veranstaltungen der herzöglichen Familie.Nach einem Bombentreffer kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Tempelherrenhaus nicht wiederaufgebaut.
Beim Tempelherrenhaus befindet sich eine Sichtachse zum Haus der Frau von Stein. Die verheiratete Charlotte von Stein war mehr als nur eine enge Freundin Goethes. Der Dichter und die Stein pflegten zwölf Jahre ein schlampiges Verhältnis. Als glühende Verehrerin Goethes lernt sie diesen 1775 persönlich kennen. 1.700 Briefe schrieb Goethe der sieben Jahre älteren Frau und Mutter von sieben Kindern. Mehr braucht man dazu nicht zu sagen. Goethes zweijährigen Italien-Reise löste jedoch die erste Beziehungskrise aus. Als der Dichter kurz nach der Rückkehr auch noch seine spätere Frau kennenlernte, war es um die Beziehung endgültig geschehen.
Bauhaus-Universität
Wir verlassen den Park an der Ilm und spazieren vorbei an der Bauhaus-Universität. Das von Henry van der Velde zwischen 1904 und 1905 errichtete Hauptgebäude beeindruckt durch seine ellipsenförmige, freischwingende Haupttreppe. Weimar gilt nicht nur als Stadt der Klassik, sondern auch als Geburtsort des Bauhaus Stils, der Schönheit, geometrische Formen und Zweckmäßigkeit propagiert.
Die Form ordnet sich komplett der Funktionalität unter, so das Credo. Die Vertreter des Bauhaus Stils entwerfen alles: Gebäude, Möbel, Teppiche, Lampen oder Heizkörper. Zu den bekanntesten Direktoren der Universität zählt Walter Gropius, der Ex-Mann von Künstlermuse Alma Mahler-Werfel.
Historischer Friedhof mit der Fürstengruft
Unser nächstes Ziel ist der historische Friedhof mit der Fürstengruft. Hier fanden viele berühmte Weimarer ihre letzte Ruhestätte, wie die Frau von Stein oder die Familie Goethe.
Die bedeutendsten Familienmitglieder des Goethe-Clans sind allesamt nicht in diesem Grab bestattet. Johann Wolfgang Goethe selbst fand seine letzte Ruhestätte in der Fürstengruft, seine Frau Christiane liegt am alten Jakobsfriedhof begraben und deren Sohn August am protestantischen Friedhof in Rom, wo er 1830 während einer Italienreise an den Pocken starb.
Fürstengruft
Auf der höchsten Stelle des Friedhofs steht die Fürstengruft, die Herzog Carl August für seine verstorbenen Familienmitglieder errichten ließ. Um auch im Tod mit Goethe und Schiller vereint zu sein, verfügte er, dass die beiden Dichter in der Fürstengruft bestattet werden sollten. Sind sie es wirklich?
Schillers Sarg ist nämlich leer. Als Schiller starb wurde sein Leichnam in einem Massengrab für Personen von Stand und Adel beigesetzt. Zwei Jahrzehnte später sollten die sterblichen Überreste in die Fürstengruft überführt werden. Doch das richtige Skelett in einem Massengrab zu finden, ist bekanntlich schwer.
Kurzerhand barg man 23 Schädel, verglich sie mit der Totenmaske Schillers und bestimmte den größten als des Dichters Schädel. Garniert mit ein paar Knochen wurde der Schädel feierlich in der Fürstengruft bestattet. Eine DNA Analyse brachte im Jahr 2008 die traurige Gewissheit: Schädel und Skelett stammen nicht von Schiller. Aus diesem Grund ist der Sarg des Dichters leer.
Russisch-Orthodoxen Kapelle
Wir verlassen die Fürstengruft und widmen uns der Russisch-Orthodoxen Kapelle, die an die Fürstengruft anschließt. Sie ist die Begräbnisstätte von Herzogin Maria Pawlowna, der Tochter eines russischen Zaren. 1804 heiratet sie Carl Friedrich, den ältesten Sohn von Herzog Carl August. Besondere Bedeutung erlangt Maria Pawlowna als Förderin der Künste und von Wohlfahrtseinrichtungen.
Als Maria Pawlowna 1859 stirbt, steht ihr Sohn Carl Alexander vor einer kleinen protokollarischen Herausforderung. Da seine Mutter der russischen Zarenfamilie angehörte, musste sie in russischer Erde begraben werden. Um die Bedingung zu erfüllen fuhr man nach St Petersburg und brachte mehrere Wagenladungen russischer Erde nach Weimar. Die Erde wurde zu einem Hügel aufgeschüttet, auf welchem die Grabeskapelle errichtet wurde.
Damit die Großherzogin auch im Tod mit ihrem Mann Carl Friedrich vereint sein konnte, wurde die Kapelle mit der Fürstengruft unterirdisch verbunden. So ruht nun Maria Pawlowna in der Russisch Orthodoxen Kapelle direkt neben ihren Mann, der auf der anderen Seite der Verbindung in der Fürstengruft begraben liegt.
Goethes Wohnhaus am Frauenplan
Goethe lebte fast 50 Jahre seines Lebens im “Haus am Frauenplan”. Zuerst als Mieter, später als Hauseigentümer. Herzog Carl August machte auch dieses Haus dem Dichter aus Dankbarkeit für seine Verdienste zum Geschenk.
In Goethes Wohnhaus trafen sich Künstler, Gelehrte und Politiker. Die Gäste wurden stets großzügig bewirtet. Nur die Hausherrin bekamen sie nie zu Gesicht. Da Goethe sein Gspusi, die Vulpius, noch immer nicht geheiratet hatte, wäre es der Weimarer Gesellschaft unzumutbar gewesen, mit ihr an einem Tisch zu sitzen.
Goethe hatte die aus einfachen Verhältnissen stammende Christiane Vulpius nach seiner Rückkehr aus Italien kennengelernt. Nach ein paar “Schlampamps-Stündchen” und Bekanntschaft mit “Herrn Schönfuß”, Goethes bestem Stück, erwartete die Vulpius ein Kind vom Dichterfürsten.
Die Damen der Weimarer Gesellschaft reagierten empört über die nicht standesgemäße Beziehung und bezeichneten die Vulpius wenig schmeichelhaft als Bettschatz, Blutwurst oder das “runde Nichts”. Erst nach 18 Jahren “Wilder Ehe” beschloss Goethe seinen Bettschatz zu heiraten.
Ich denke, wenn Goethe ihr seinen Namen gibt, können wir ihr wohl eine Tasse Tee geben.
Johanna Schopenhauer, Mutter von Arthur Schopenhauer
Als im Jahr 1806 die Vulpius endlich Goethe hieß, konnte der Dichterfürst seine Frau in die Gesellschaft einführen. Christiane stirbt 1816, Goethe 16 Jahre später an einem Herzinfarkt am 22. März 1832 in seinem Haus am Frauenplan.
Schillers Wohnhaus
Nomen est omen! Wir spazieren durch die Schillerstraße zum Wohnhaus von Friedrich Schiller. Im Gegensatz zu Goethe, der sein Wohnhaus von Carl August geschenkt bekam, musste Schiller die finanziellen Mittel für den Hauskauf selbst aufbringen.
Erst ein großzügiges Darlehen seines Verlegers Cotta machte den Erwerb der Immobilie möglich. Schiller lebte und arbeitete hier von 1802 bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1805.
Um seine Schulden abzahlen zu können schreibt er Tag und Nacht. Trotz seines labilen Gesundheitszustandes verfasst er innerhalb kürzester Zeit die Dramen “Wilhelm Tell” und die “Braut von Messina”.
Vom Tod bereits gezeichnet, vollendet Schiller die Übersetzung von Jean Racines Tragödie Phèdre. Kurz darauf stirbt Friedrich Schiller im Alter von 45 Jahren an einer akuten Lungenentzündung. Wir verlassen das Schiller-Haus und spazieren wenige hundert Meter weiter zum Theaterplatz.
Theaterplatz
Goethe-Schiller-Denkmal
In der Mitte des Theaterplatzes steht das wohl meistfotografierte Denkmal Weimars, die Bronzestatuen von Goethe und Schiller. Bemerkenswert ist, dass die beiden Dichterfürsten in gleicher Körpergröße dargestellt sind, obwohl Schiller um 11 cm größer war, als Goethe.
Die erste persönliche Begegnung zwischen Goethe und Schiller fand 1788 in Rudolstadt. Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Erst als Goethe sich zur Mitarbeit an einer Monatszeitschrift Schillers bereit erklärt, entwickelt sich ein freundschaftlicher Briefwechsel. Als Schiller 1799 nach Weimar zieht, werden Goethe und er zum legendären Freundespaar der Weimarer Klassik. Die beiden Dichter besuchen sich fast täglich, tauschen sich literarisch, philosophisch und naturwissenschaftlich miteinander aus und motivieren sich gegenseitig.
Deutsche Nationaltheater
Wir werfen einen Blick auf das dahinterstehende Deutsche Nationaltheater, welches 1791 von Herzog Carl August als Weimarer Hoftheater gegründet wurde. Mit der Leitung des Theaters wird natürlich Goethe betraut. Goethe übt die Funktion des Theaterdirektors für 26 Jahre aus. Und dann kam die Jagemann, doch diese Geschichte kennt ihr schon vom Deutschritterhaus
Das Theater, das ihr heute an dieser Stelle seht, ist nicht aus der Zeit von Goethe und Schiller. Der neoklassizistische Bau wurde vom Architekten Max Littmann 1908 errichtet. Große Geschichte schreibt das Theater kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs. Im Februar 1919 tritt erstmals die Nationalversammlung im Theater von Weimar zusammen, da in Berlin die Sicherheit der Abgeordneten durch Unruhen nicht gewährleistet ist. Weimar wird für kurze Zeit Regierungs- und Parlamentssitz des Deutschen Reichs. Während dieser Zeit wird die Weimarer Verfassung ausgearbeitet und im August 1919 kundgemacht.
Wittumspalais
Das barocke Stadtpalais war der langjährige Wohnsitz von Herzogin Anna Amalia, welches sie bis zu ihrem Tode 1807 bewohnte. Nach dem Weimarer Schlossbrand von 1774 zog die Herzogin mit ihrer Entourage kurzerhand in das Wittumspalais. Anna Amalia wird 1739 geboren und heiratet 1756 Herzog Ernst August von Sachsen-Anhalt und Eisenach. Ein Jahr später kommt Thronfolger Carl August auf die Welt, der langjährige Freund Goethes.
Als Vormund ihres Sohnes Carl August übernimmt sie selbst die Regierungsgeschäfte. Unter der Regentschaft von Anna Amalia und Carl August entwickelte sich Weimar zum kulturellen Zentrum. Anna Amalia machte das Wittumspalais zum “Musenhof”, einem gesellschaftlichen Treffpunkt für Diskussionen, Lesungen, oder musikalische Veranstaltungen. Goethe, Schiller, Herder, und Wieland sind gern gesehene Gäste bei Anna Amalias “Tafelrunden“.
Hier trafen sich Adlige, Bürgerliche, Literaten, Künstler und Wissenschaftler. Ein wichtiges Mitglied des Musenhofs war auch Anna Amalias buckelige Hofdame Luise von Göchhausen. Von Goethe gerne als “Gnomide” bezeichnet, trug sie mit ihrem Humor und ihrer Klugheit viel zum Erfolg des Musenhofs bei.
Doch sie war auch gerne Opfer von Streichen. So sollen Goethe und Carl August die Tür zu ihrem Wohngemach zuerst zugemauert und dann tapeziert haben. Als die Göchhausen spätabends heimkehrte, irrte sie die halbe Nacht durch die Gänge um die Türe zu finden.
Trotz des Streiches hatte die Göchhausen ein gutes Verhältnis zu Goethe. Der Dichterfürst schätzte ihrer “schnelle Feder” und überließ ihr mehrfach Manuskripte zur Abschrift. So ist Goethes Urfaust nur durch eine Kopie der Göchhausen der Nachwelt erhalten geblieben. Jetzt ist es geschafft! Am Theaterplatz endet unser Stadtspaziergang durch Weimar. Genug von Goethe, Schiller und Anna Amalia. Nach so viel Kultur haben wir uns eine Thüringer Rostbratwurst oder eine Rindsroulade mit Thüringer Klößen verdient.
NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Stadtspaziergang durch Weimar inspirieren konnten. Noch mehr Fotos aus Weimar findet Ihr im Fotoalbum unter: WEIMAR – DIE STADT VON GOETHE, SCHILLER UND ANNA AMALIA