Diese rund zehn Kilometer lange wunderschöne Wanderung führt uns von St Gilgen über den Falkenstein nach St Wolfgang. Dabei wandeln wir auf den Spuren des Heiligen Wolfgang, der am Falkenstein als Einsiedler gelebt haben soll und zahlreiche Wunder vollbrachte. Dazu gibt es noch eine Schiffsreise am Wolfgangsee mit wunderschönen Fotomotiven.
Mit dem Schiff nach St Gilgen
St Wolfgang, sieben Uhr morgens. Pünktlich erschallen die Glocken von der nahen Wallfahrtskirche und lassen einem habt Acht im Bett stehen. Wollen sie uns daran erinnern, dass wir uns heute den traditionellen »Weg der Wallfahrer« von St Gilgen über den Falkenstein nach St Wolfgang vorgenommen haben?
Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es los. Zuerst nehmen wir das Schiff von St Wolfgang zu unserem Ausgangspunkt nach Gilgen. Eine Schiffsfahrt auf dem Wolfgangsee sollte man bei einem Besuch des Salzkammergutes auf keinem Fall versäumen.
Bereits zur Regierungszeit von Kaiser Franz Joseph verkehrte der ersten Schaufelraddampfer am Wolfgangsee und brachte die Sommerfrischler nach Strobl, St Wolfgang und St Gilgen. Rund 40 Minuten dauert die Schiffsreise, die an zahlreichen fotogenen Motiven vorbeiführt.
Dazu zählt sicherlich der Blick auf die Wallfahrtskirche und das »Weiße Rössl« in St Wolfgang oder die malerischen Bootshäuser unterschiedlichster Bauart, die sich im kristallklaren Wasser des Sees spiegeln.
Kurz nach der senkrecht in den See abfallenden Falkensteinwand entdecken wir eine winzig kleine Insel mit einem Bildstock. Ein Fleischauer hat den Bildstock für seine wundersame Errettung vor dem Ertrinkungstod im Jahre 1667 gestiftet.
Der Legende nach, trieb der Fleischhauer einen Ochsen über einen schmalen Weg zur Schlachtbank. Das Tier geriet jedoch in Panik und fiel in den Wolfgangsee. Der Fleischer, der versucht hatte, den Ochsen am Schwanz zurückzuhalten, wurde mit ins Wasser gerissen.
Für einen Nichtschwimmer eine bekanntlich überaus unangenehme Situation. Mit dem Fleischer im Schlepptau schwamm der Ochs kreuz und quer über den See bis zu jener winzigen Insel, wo heute das Ochsenkreuz steht.
Kurz darauf legt das Schiff in St Gilgen an. Bevor wir uns auf den »Weg der Wallfahrer« machen, unternehmen wir noch einen kurzen Rundgang durch den Ort.
St Gilgen am Wolfgangsee
Bekannt ist St Gilgen vor allem deshalb, weil der Ort eng mit der Familie Mozart verbunden ist. Die Mutter Mozarts – Anna Maria – kam hier 1720 als Tochter eines Amtsrichters in der Dienstwohnung des alten Gerichtsgebäudes auf die Welt. Sie verbrachte ihre ersten vier Lebensjahre in St. Gilgen.
Getauft wurde die Mutter Mozarts in der St. Gilgener Kirche zum Hl Ägidius. In derselben Kirche trat 1784 Mozarts Schwester Nannerl vor den Traualtar. Sie heiratete einen Amtsnachfolger ihres Großvaters und bewohnte mit ihm das Geburtshaus ihrer Mutter in St. Gilgen. Ihr Mann war deutlich älter, bereits zweimal verheiratet und Vater von fünf Kindern.
Die Ehe mit Johann Baptist von Berchtold zu Sonnenburg war eine reine Vernunftehe um finanziell abgesichert zu sein. Zwar verfügte sie genauso wie ihr Bruder Wolfgang Amadeus über ein außerordentliches musikalisches Talent, doch das Leben als Musikerin hatte in der Zeit des Rokoko etwas Anrüchiges. Nach dem Tod ihres Mannes 1801 kehrte Nannerl Mozart nach Salzburg zurück und verdiente ihren Unterhalt als Klavierlehrerin.
Das Geburtshaus der Mutter und Wohnhaus von Nannerl Mozart existiert noch heute. Es befindet sich in der Ischlerstraße 15 und wird als Mozart-Gedenkstätte genutzt.
Und Wolfgang Amadeus? Das berühmte Wunderkind hatte zwar nie seine Schwester in St Gilgen besucht, doch zu seinen Ehren ließen die Stadtväter einen Brunnen vor dem Rathaus errichten, der den jungen, Geige spielenden Mozart zeigt.
Genug der Mozarts, machen wir uns auf den Weg. Gemütlich geht es entlang des Wolfgangsees Richtung Brunnwinkel. Vorbei am Strandbad St Gilgen erreichen wir nach etwa 1,5 km die romantische Bucht von Brunnwinkel.
Brunnwinkl
Geprägt wird die Bucht von fünf alten Häusern, die der Wiener Arzt Anton Ritter von Frisch und seine Frau Marie am Ende des 19. Jhdt als Sommerfrische erworben hatten. Schon bald entwickelte sich der Sommersitz der Familie zu einem gesellschaftlichen Treffpunkt. Viele berühmte Gäste, wie der Mediziner Theodor Billroth oder die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach kamen zur Jause vorbei.
Während die »Alten« bei Kaffee und Kuchen plauderten, nutzte Sohn Karl die Zeit mit der Erkundung der Tierwelt am Wolfgangsee. Schon mit 17 Jahren legte er in Brunnwinkl eine naturwissenschaftliche Sammlung an. In den späteren Jahren erforschte Karl von Frisch die Tanzsprache der Bienen. Für diese Leistung erhielt er 1973 den Nobelpreis für Physiologie und Medizin. Die fünf Häuser von Brunnwinkl befinden sich noch heute im Besitz der Familie Frisch.
Fürberg
Der schöne flache Uferweg entlang des Wolfgangsees führt uns weiter nach Fürberg, wo ihr Euch im gleichnamigen Gasthaus noch einmal stärken könnt. Für alle Fußmaroden befindet sich hier auch eine Schiffsanlegestelle, wo regelmäßig die Schiffe nach St Gilgen und St Wolfgang anlegen.
In Fürberg ist es nun vorbei mit dem gemütlichen Wanderweg. Denn hier beginnt der knackige und steile Anstieg zum Falkenstein. 200 Höhenmeter müssen wir überwinden.
Wer Lust und Laune hat kann hier einem alten Pilgerritual frönen. Bevor der Weg auf den Falkenstein steil ansteigt, packen Pilger einen Stein als Bußübung in den Rucksack. Dieser soll die Sorgen und Sünden, die man mit sich trägt, symbolisieren. Mit anderen Worten: Je größer der Stein, desto größer die Buße.
Überlegt Euch jedoch gut, wie groß tatsächlich Eure Sünden sind! Übertreibt lieber nicht, denn der Anstieg ist schon so schweißtreibend genug.
Der Pilgerweg über den Falkenstein
Wir gewinnen nur langsam Höhenmeter auf dem steilen Schotterweg. Kreuzwegstationen entlang des Weges begleiten uns. Gerne sieht man sich die Steinkreuze etwas näher an um einen Grund zu haben um ein wenig zu pausieren.
Nach rund einem Kilometer Anstieg taucht vor uns die Schächerkapelle auf. Hier dürfen wir nun den mitgeschleppten Stein deponieren und unsere Sünden für die Ewigkeit zurücklassen.
Über die Jahrzehnte ist hier ein symbolisches Sodom und Gomorra entstanden. Nach der Anzahl und Größe der Steine zu schließen haben Pilger ein riesiges Sündenpfuhl den Berg hinaufgetragen.
Falkensteinkirchlein
Von der Schächerkapelle ist es nun nicht mehr weit bis zum Falkensteinkirchlein. Schon von der Ferne ist das Kirchlein zu sehen, das sich wie ein Adlerhorst an die senkrechte Felswand schmiegt. Der Legende nach soll hier der Regensburger Bischof Wolfgang als Einsiedler im Jahr 976 gelebt haben. Überdrüssig den Wirren eines Krieges zwischen Kaiser Otto II und Bayernherzog Heinrich dem Zänker zog sich Wolfgang zur inneren Einkehr hierher zurück. Bereits zu dieser Zeit war Bischof Wolfgang für seine heilenden Kräfte berühmt und wurde von der Bevölkerung wie ein Heiliger verehrt.
Tausende von Pilgern haben über die Jahrhunderte das Kirchlein am Falkenstein besucht um Buße zu tun oder von Krankheiten geheilt zu werden. Besonderer Bedeutung wird dabei einem engen »Durchschlupf« rechts oberhalb des Altars nachgesagt. Die Legende weiß zu berichten, dass der Hl Wolfgang vom Teufel verfolgt wurde. Als der Heilige die Felswand erreichte, öffnete sich diese. Während der Hl Wolfgang durch die Öffnung schlüpfen konnte, war Durchschlupf für den Teufel viel zu eng.
Noch heute zwängen sich Pilger durch den Durchschlupf um Krankheiten und Sünden am Stein abzustreifen. Der Zauber funktioniert aber nur, wenn ihr die Durchschlupfstelle schweigend und ohne zurückzuschauend durchsteigt. Im Volksmund heißt es, dass auch der »Dickste, wenn er frei von Sünden ist«, durch die enge Spalte hindurchkommt.
Habt Ihr einen Wunsch, der bisher noch nicht in Erfüllung gegangen ist? Dann empfehlen wir Euch die »Wunschglocke« im Kirchlein zu läuten. Bringt ihr mit einmal Anziehen am Seil die Glocke dreimal zum Läuten, dann geht Euer Wunsch in Erfüllung.
Brunnkapelle
In unmittelbarer Nähe zum Falkensteinkirchlein befindet sich die Brunnkapelle, in der sich eine Heilquelle befindet. Eine Legende besagt, dass ein Mönch, der den Hl Wolfgang auf den Falkenstein begleitet hatte unter großen Durst litt. Daraufhin soll der Heilige seinen Stab gegen einen Stein gestoßen haben und auf wunderbarerweise begann genau an dieser Stelle eine Quelle zu sprudeln.
Dem Quellwasser werden bis heute Heilkräfte zugeschrieben. Besonders bei Augenkrankheiten, Unfruchtbarkeit und Fußleiden soll es wahre Wunder bewirken. Für viele Pilger war das Heilwasser das ideale Mitbringsel für die Daheimgebliebenen. Es wurde dafür in speziell gefertigte »Wolfgangiflascherln« gefüllt und als Heilmittel an die Liebsten verschenkt.
Schlafkapelle
Nach rund 300 weiteren Metern erreichen wir die Schlafkapelle und den höchsten Punkt des Wallfahrerweges zwischen St Gilgen und St Wolfgang. An dieser Stelle wollte der Teufel den Hl Wolfgang wieder einmal den Garaus machen. Er schob die gegenüberstehenden Felsen zusammen um ihn zu zerdrücken.
Der Heilige stemmte sich mit seinen angespannten Armen gegen den Stein und es gelang ihm unter höchster Kraftanstrengung die Felsen aufzuhalten. Noch heute sind die Abdrücke von Wolfgangs Kopf und seiner Händen am Felsen zu sehen. Pilger, die ihren Kopf in die Vertiefung legen, sollen von Kopfschmerzen befreit werden.
Hackelwurfkapelle
Nur einen Steinwurf entfernt befindet sich die berühmte Hackelwurfkapelle. Als der Teufel dem Hl Wolfgang wieder einmal auf die Nerven ging, schleuderte der Heilige von dieser Anhöhe voller Wut seine Axt ins Tal hinunter und gelobte an jener Stelle eine Kirche zu errichten, wo er die Axt wiederfinden würde.
Mit Fug und Recht kann man sagen, dass mit diesem Wurf der Hl Wolfgang einen olympischen Rekord für alle Ewigkeiten aufgestellt hat, denn die Axt flog fast fünf Kilometer weit. Wie lange der Hl Wolfgang seine Axt danach suchen musste, darüber schweigt jedoch die Legende. Nur eines ist gewiss. Dort, wo sie einschlug steht heute die Wallfahrtskirche St Wolfgang, die wir von der Hackelwurfkapelle erstmals sehen können.
Hinunter nach St Wolfgang
Von nun an geht es mehr oder weniger steil bergab nach Ried und zum Ufer des Wolfgangsees. Wieder sind rund 200 Höhenmeter zu überwinden. Die geschotterte Forststraße erfordert durchwegs Konzentration, denn am Schotter kommen wir immer wieder leicht ins Rutschen.
Endlich ist das Ufer des Wolfgangsees erreicht. Den See entlang wandern wir gemütlich Richtung St Wolfgang, vorbei an schmucken Häusern mit direktem Seezugang.
Vor uns erhebt sich der Schafberg, der zu den markantesten Bergen des Salzkammergutes zählt. Seit 1893 schnauft die steilste Zahnradbahn Österreichs von St. Wolfgang hinauf bis zur Bergspitze.
St Wolfgang am Wolfgangsee
Mit flottem Schritt erreichen wir schon bald das historische Zentrum von St Wolfgang. Kurz nach einem wunderschönen gotischen Haus mit einem auffälligen Marienbild aus dem Jahre 1652 erreichen wird das Ziel unserer Pilgerwanderung. Vor uns erhebt sich Pfarr- und Wallfahrtskirche St Wolfgang im Salzkammergut.
Hier schlug also die Axt des Hl Wolfgang auf. Die Kirche von St Wolfgang wurde im Jahr 1183 erstmals urkundlich erwähnt. Seit Jahrzehnten ist sie ein beliebtes Motiv für Maler und Fotografen. Den besten Blick auf die Kirche hat man entweder vom Wasser oder vom Kalvarienberg.
Die romanische Kirche wurde mehrfach verändert und vergrößert. Ende des 15. Jhdt zählte sie neben Rom und Santiago de Compostela zu den meistbesuchten Wallfahrtsorten in Europa. Besonders beeindrucken ist der prächtige Flügelaltar von Michael Pacher. Knappe zehn Jahre hat der Holzschnitzer in seiner Werkstatt im Pustertal an dem Altar gearbeitet. Nach seiner Fertigstellung 1481 wurde er in seine Einzelteile zerlegt, mit Ochsenkarren nach St Wolfgang transportiert und in der Wallfahrtskirche wieder zusammengebaut.
Sehenswert ist auch der Pilgerbrunnen neben der Kirche. Hier konnten sich arme Pilger – die kein Geld für Wein hatten – nach Ihrer erfolgreichen Wallfahrt mit sauberem Wasser »betrinken«.
Gleich der Kirche gegenüber steht ein buntbemaltes Haus. Es ist das Lebzelter-Haus mit seinem barocken Freskenschmuck. Bereits seit 1520 werden hier Lebkuchen und Votivgaben aus Bienenwachs als Andenken an die Pilger verkauft.
Zum Abschluss unserer Wanderung pilgern wir noch zum wohl berühmtesten Gebäude in St Wolfgang, dem »Weißen Rössl«. Bekannt wurde es durch die gleichnamige Operette von Ralph Benatzky aus dem Jahr 1930 und der legendären Verfilmung mit Peter Alexander als Oberkellner Leopold und Waltraut Haas als Rösslwirtin.
Empfehlenswert ist auf alle Fälle der Besuch der Rösslerei, dem Souvenirshop des Hotels. Hier kann man köstliche Schokoladen (Unser Tipp: Himbeerschokolade) und einen hervorragenden Eierlikör käuflich erwerben.
Wir wünschen Euch viel Spaß beim »Nach«Wandern dieser wunderschönen Tour, die den Spuren der Wallfahrer und des Hl Wolfgang gefolgt ist.
FOTOALBUM
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Ausflug an den Wolfgangsee und ins Salzkammergut inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu diesem Ausflug findet Ihr im Fotoalbum unter: Wolfgangsee – Der Weg der Wallfahrer