WIENER STADTSPAZIERGANG – AUF DEN SPUREN VON JOHANN STRAUSS

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Johann Strauss Denkmal
Johann Strauss Denkmal im Stadtpark

Wir feiern den 200. Geburtstag von Johann Strauss mit einem Spaziergang zu seinen wichtigsten Wirkungsstätten – von seiner Wohnung in der Leopoldstadt bis hinaus nach Hietzing.

Johann Strauss Wohnung: »Oh Donau so blau, so blau, so blau«

Johann Strauss Wohnung
Johann Strauss Wohnung in der Praterstraße

Unser Spaziergang beginnt in der Praterstraße 54, wo Johann »Schani“ Strauss gemeinsam mit seiner ersten Frau Henriette von 1863 bis 1870 residierte – im ersten Stock, versteht sich, der feinen Beletage. Hier schrieb der 1825 geborene Walzerkönig seinen weltberühmten »Donauwalzer«, der neben dem Radetzkymarsch als inoffizielle Hymne Österreichs gilt.

Johann Strauss Wohnung
Johann Strauss Wohnung in der Praterstraße

Ein Jahreswechsel ohne Donauwalzer und Pummerin ist in Österreich undenkbar. Das feierliche Geläut der Pummerin ist noch kaum verklungen, schon erklingen die ersten sanften Takte der berühmten Melodie im Funk und Fernsehen. Und dann passiert es: Ganz Wien wiegt sich im Dreivierteltakt, ob im Wohnzimmer oder am Silvesterpfad.

Der liebliche Walzer mit seinen einschmeichelnden Rhythmen dürfte bald zu den populärsten des fruchtbaren Tanzkomponisten gehören.

Die Presse, 16. Februar 1867

Johann Strauss und der Donauwalzer
Der Donauwalzer hatte seinen ersten großen Auftritt im Dianabad, dessen Schwimmhalle im Winter zum Ballsaal umfunktioniert wurde. Noch im selben Jahr dirigierte der Schani den Walzer bei der Pariser Weltausstellung, wo die Melodie stürmischen Applaus erntete. Von dort aus begann der Siegeszug des Donauwalzers: von England über Russland bis in die USA. Ein kurioses Detail am Rande: Während Großvater Strauss aufgrund hoher Schulden in der Donau Selbstmord beging, verdiente sein Enkel mit dem Donaustrom eine goldene Nase.

NÜTZLICHE HINWEISE
Museum Johann Strauss Wohnung

1020 Wien, Praterstraße 54
Öffnungszeiten unter www.wienmuseum.at
Anreise:U1-Station Nestroyplatz

Johann Strauss Denkmal: »Trinke, Liebchen, trinke schnell«

Johann Strauss Denkmal
Johann Strauss Denkmal im Stadtpark

Da steht er nun der Schani, ganz in Gold und mit der Geige in der Hand. Seine Bewegungen beim Dirigieren und Geigenspiel sind genau einstudiert. Mit Erfolg! Wenn er mit dem Geigenbogen einen Walzer anstimmt, hyperventiliert das weibliche Publikum und fällt reihenweise in Ohnmacht. Johann Strauss Sohn ist der gefeierte Superstar der Ringstraßenzeit!

Johann Strauss Sohn und die Groupies
Im 19. Jh hieß es nicht »Sex, Drugs and Rock‘n’Roll«, sondern »Wein, Weib und Gesang«. Und »Weiber« hatte der schneidige Schani mit seinem wilden Backenbart reichlich. Er war ein Frauenschwarm, der dreimal heiratete und zahlreiche amouröse Abenteuer pflegte. Viele Kompostionen tragen die Namen seiner Musen. Für Olga aus Russland schrieb er eine Polka, für Annika und Marie eine Quadrille und seiner dritten Frau Adele widmete er einen Walzer.

NÜTZLICHE HINWEISE
Johann Strauss Denkmal im Stadtpark

1010 Wien, Parkring 1
U4-Station: Stadtpark
Öffnungszeiten: 24 Stunden frei zugänglich
Anreise: U1 bis Schwedenplatz, dann umsteigen in die U4 bis zur Station Stadtpark

Palais Todesco: »Ich lade gern mir Gäste ein …«

Palais Todesco
Palais Todesco

Im prächtigen Ringstraßenpalais Todesco lebte eine der bedeutendsten Salonière der Ringstraßenepoche – Sophie von Todesco. In ihrem Wiener Salon trafen sich die Spitzen der Wiener Gesellschaft in ungezwungener Atmosphäre zu intellektuellen Gesprächsrunden. Mit einem Glas Schampus in der Hand und Canapés auf dem Teller lernte Johann Strauss hier 1861 seine spätere Frau Henriette „Jetty“ Treffz kennen.

Henriette »Jetty« Treff – Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben …
Jetty Treff war kein Kind von Traurigkeit. Sie pflegte unzählige Männerbekanntschaften und schenkte sieben Kindern das Leben. Zwei von ihnen stammen von Sophies Schwager Moritz von Todesco, dessen Maitresse sie 18 Jahre lang war. Als sich Jetty und Johann im Palais Todesco treffen, ist es Liebe auf den ersten Blick. Mit Sack und Pack, aber ohne ihre Kinder, verlässt sie den verdutzten Moritz und heiratet kurz darauf den Schani.

NÜTZLICHE HINWEISE
Palais Todesco

1010 Wien, Kärnter Straße 51
Besichtigung nur von außen möglich
Anreise: U4 bis zur Station Karlsplatz

Wiener Staatsoper: »Der Versuch ist wirklich nicht gelungen!«

Wiener Staatsoper
Wiener Staatsoper

Auf seine alten Tage wagt Johann Strauss ein musikalisches Experiment. Er versucht sich als Opernkomponist. Das Ergebnis geht als »Ritter Pásmán« in die Musikgeschichte ein – allerdings als veritabler Flop. Das Publikum, das schmissige Walzer erwartet hatte, rümpfte die Nase und war maßlos enttäuscht..

Der letzte große Auftritt von Johann Strauss Sohn
Sieben Jahre später, 22. Mai 1899. Die Oper ist bis auf den letzten Platz ausverkauft. Das Publikum wartet auf Johann Strauss. Er steht erstmals selbst am Dirigentenpult, um die Ouvertüre seiner »Fledermaus« zu dirigieren. Der Auftritt des Walzerkönigs endet im Beifallssturm. Zwei Wochen später war der Schani tot, Opfer einer Lungenentzündung, die er sich an diesem denkwürdigen Abend zugezogen hatte.

NÜTZLICHE HINWEISE
Wiener Staatsoper

1010 Wien, Opernring 2
Führungen unter www.wiener-staatsoper.at

Evangelische Kirche: »Der Tod trat sanft und schmerzlos ein«

Evangelische Kirche im 1. Bezirk

Am 6. Juni 1899 nimmt Wien in der »Evangelischen Stadtkirche« Abschied von Johann Strauss Sohn. Sein Begräbnis wird zum spektakulären Finale eines glanzvollen Lebens. »A schöne Leich«, wie der Wiener sagt – ein üppiges Begräbnis voller Prunk, Pomp und Pompfüneberer. Tausende säumen die Straßen, als schwarze Rappen die Trauerkutsche mit dem Sarg des Walzerkönigs zum Zentralfriedhof ziehen, wo er in einem Ehrengrab seine letzte Ruhe findet.

Das Grabmal von Johann Strauss am Wiener Zentralfriedhof
Das Ehrengrab von Johann Strauss ist leicht zu finden. Spaziert vom Tor 2 die Hauptallee Richtung Karl-Borromäus-Kirche. Ungefähr auf halber Strecke befinden sich auf der linken Seite des Weges die Musiker-Ehrengräber von Brahms, Mozart, Schubert, Beethoven und Strauss (Gruppe 32 A, Nr. 27).

Wiener Zentralfriedhof
1110 Wien, Simmeringer Hauptstraße 234
Öffnungszeiten: April bis September von 7 bis 19 Uhr, November bis Februar von 8 bis 17 Uhr, die restlichen Monate von 7 bis 18 Uhr.
Anreise: Straßenbahnlinie 71 vom Karlsplatz bis Tor 2

NÜTZLICHE HINWEISE
Evangelische Kirche

1010 Wien, Dorotheergasse 16
Öffnungszeiten: zu Gottesdiensten
Anreise: Zu Fuß (ca 600 m) über die Kärntner Strasse – Donnergasse – Neuer Markt – Plankgasse – Dorotheergasse

Stephansdom: »Heiraten! Vivat!«

Stephansdom
Stephansdom

Am 27. August 1862 heiratete Johann Strauss im ehrwürdigen Stephansdom die nicht ganz unbescholtene Henriette »Jetty« Treffz. Er war 37, sie sieben Jahre älter – ein handfester Skandal! Die Wiener Gesellschaft rümpfte die Nase über ihr Vorleben und den Altersunterschied, während die Damenwelt in Tränen ausbrach.

Jetty, die starke Frau an der Seite von Johann Strauss
Trotz aller Unkenrufe verlief die Ehe glücklich: Jetty wurde nicht nur Ehefrau, sondern auch Haushälterin, Muse, Managerin und Sekretärin. Sie organisierte seine Konzerttourneen, erledigte die Korrespondenz, handelte Verträge aus, kümmerte sich um die Finanzen und führte den Haushalt. Über seine kleinen amourösen Eskapaden sah Jetty großzügig hinweg. Mit Jetty an seiner Seite konnte sich der Schani ganz auf das Komponieren konzentrieren.

NÜTZLICHE HINWEISE
Stephansdom

1010 Wien, Stephanplatz
Öffnungszeiten siehe unter Stephansdom
Anreise: Zu Fuß (ca 400 m) über Dorotheergasse und Graben zum Stephansplatz

Kirche Am Hof: »Mir ist auf einmal so eigen zumute«

Am Hof
Kirche Am Hof

Bei Joseph Drechsler, dem hochangesehenen Kapellmeister der Pfarrkirche »Am Hof«, lernt der junge Schani das Komponieren. Als er dort auf der Orgel einen Walzer spielte, soll Drechsler gesagt haben: »Aus Ihnen wird nichts.« Ein klassisches Beispiel für den Irrtum der Experten! Am 4. August 1844 legte Johann Strauss Sohn in derselben Kirche seine Meisterprüfung ab – mit der Komposition »Tu qui regis totum orbem«.

Johann Strauss Vater, »Jetzt will der Mistbub auch noch Walzer schreiben«
Johann Strauss Vater war ein treuloser Ehemann und verließ 1843 seine Frau Anna für Emilie Trampusch. Anna sinnte auf Rache und ermöglichte ihrem Sohn trotz karger Ersparnisse eine musikalische Ausbildung, die der Vater ihm verboten hatte. Noch während der Ausbildung beschloss der Schani, eine Musikkapelle zu gründen und öffentlich aufzutreten. Im Sommer 1844 beantragte er beim Magistrat die »Bewilligung zur Zusammenstellung und Leitung einer Kapelle als Musikdirektor«, die er mit Unterstützung von Drechsler erhielt.

NÜTZLICHE HINWEISE 
Kirche zu den neun Chören der Engel
1010 Wien, Am Hof 1
Untertags meist geöffnet
Anreise: Zu Fuß (ca 650 m) über Graben – Kohlmarkt – Bognergasse und Am Hof

Schottengymnasium: »Ja, das Schreiben und das Lesen«

Schottenstift
Schottengymnasium

Mit 11 Jahren tritt Klein-Johann in das Schottengymnasium ein und absolviert vier Klassen. Doch es interessieren ihn weder der Satz von Phytagoras, noch die Tierwelt im Mesozoikum. Lieber zeichnet er Notenlinien auf ein Stück Papier und komponiert kurze Musikstücke. Nach einem heftigen Streit mit einem Lehrer, fliegt Johann 1840 von der Schule und wechselt auf das Polytechnikum am Karlsplatz.

NÜTZLICHE HINWEISE
Schottengymnasium und Schottenstift

1010 Wien, Freyung 6
Die Schottenstift ist untertags geöffnet, die Schule ist nur von außen zu besichtigen
Anreise: Zu Fuß (ca 300 m) über Am Hof zur Freyung

Wiener Musikverein: Alles klatscht zum Radetzkymarsch!

Musikverein
Wiener Musikverein

Am 15. Januar 1870 spielt Johann Strauss Sohn beim Einweihungsball im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins auf. Nur zehn Tage zuvor hatte Kaiser Franz Joseph das Gebäude, welches nach den Plänen von Theophil Hansen errichtet worden ist, feierlich eröffnet. »Die Walzerklänge von Johann Strauss enthusiasmierten die Ballgäste, aber um getanzt zu werden, war das Gedränge zu groß«, berichten die Gazetten von der Einweihungsfeier.

Die Strauss-Dynastie und das Neujahrskonzert
Neujahrstag, 11 Uhr: Die weltweite Übertragung des Neujahrskonzerts aus dem Wiener Musikverein beginnt. Neujahrskonzert, Pummerin und Donauwalzer – die heilige Dreifaltigkeit des Jahreswechsels in Wien. Die Zuseher vor den Fernsehgeräten genießen die Polkas, Walzer und Quadrillen der Strauss-Dynastie. Zum Abschluss der Übertragung kommen die Zugaben. Das Motto lautet wie jedes Jahr: »The same procedure as every year«. Zuerst erklingt der Donauwalzer, gefolgt vom Radetzkymarsch, bei dem das Publikum fröhlich mitklatschen darf.

NÜTZLICHE HINWEISE
Musikverein Wien

1010 Wien, Musikvereinsplatz 1
Führungen unter https://www.musikverein.at/fuehrungen
Anreise: Zu Fuß (ca 250 m) über die Schottengasse bis zum Schottentor, weiter mit der U2 bis zur Station Karlsplatz

Karlskirche: »Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist«

Karlskirche
Karlskirche

Am 8. April 1878 stirbt Johanns geliebte Frau Jetty. Sie liegt noch kaum unter der Erde, heiratet der Walzerkönig bereits fünfzig Tage später die kokette Sängerin Angelika »Lily« Dittrich in der Karlskirche. Ob bei Dienstmädln oder Baronessen, die überstürzte Hochzeit sorgt für reichlich Gesprächsstoff: Er, 53 Jahre alt, sie 25 Jahre jünger. Man munkelt, dass der Schani die junge Dame noch zu Lebzeiten von Jetty im Theater verführt haben soll. Doch, wie heißt es so schön in Wien: »Man sagt ja nix, man red’t ja nur«.

Johann Strauss – »Immer das Gscher mit der Lily!«
Die Ehe mit Lily steht von Anfang an unter keinem guten Stern. Bald schon betrügt sie den Walzerkönig mit Franz Steiner, dem Direktor des »Theater an der Wien«. Drei Versöhnungsversuche scheitern, und nach fünf unglücklichen Jahren wird die Ehe schließlich »von Tisch und Bett« geschieden. Doch für den Schani sollten die Schwierigkeiten damit noch lange nicht vorbei sein – doch dazu später mehr.

NÜTZLICHE HINWEISE
Karlskirche
1040 Wien, Karlsplatz
Öffnungszeiten: Montag–Samstag 9.00–18.00 Uhr, Sonntag 9.00–19.00 Uhr
Anreise: Zu Fuß (ca 250 m) durch den Ressel-Park zur Karlskirche

Polytechnikum: »Mir is alles ans, ob i a Geld hab’ oder kans«

Technische Universität
Polytechnikum

Nach seinem unrühmlichen Abgang bei den »Schotten« besucht Johann Strauss Sohn das Polytechnikum am Karlsplatz. Hier soll er Buchhaltung und Warenkunde erlernen um später den Beruf eines Bankbeamten ausüben zu können. Soweit der Wunsch des Vaters.

Technische Universität
Polytechnikum

Tatsächlich nimmt Johann mit Unterstützung der Mutter heimlich Geigenunterricht und übt vor dem Spiegel gestenreich die Posen des Vorgeigers. Als er einmal vom Vater dabei ertappt wird, soll es mehr als eine g’sunde Watschen gegeben haben.

Johann Strauss – Das Ende einer hoffnungslosen Schul-Karriere
Sein Studium am Polytechnikum nimmt ein rasches Ende. Als er während einer Vorlesung geistesabwesend eine Melodie zu singen beginnt, fliegt Johann aus der nächsten Ausbildungsstätte. Statt »Soll und Haben« zu erlernen, kann sich der Schani nun ganz seiner musikalischen Weiterbildung widmen.

NÜTZLICHE HINWEISE
Polytechnikum am Karlsplatz, heute Technische Universität

1040 Wien, Karlsplatz 13
Gedenktafel
Anreise: Zu Fuß (ca 150 m) durch den Ressel-Park

Theater an der Wien: »Das ist bei mir so Sitte, Chaqun à son goût!«

Theater an der Wien - Papageno Tor
Theater an der Wien

Im Theater an der Wien feierten viele Strauss-Operetten ihre Uraufführung, darunter auch zwei seiner größten Erfolge: »Die Fledermaus« (1874) und »Der Zigeunerbaron« (1885). Nachdem seine Frau Lily ihn mit dem Direktor des Theaters, Franz Steiner, betrogen hatte, verlegt der Schani wutentbrannt die Premiere der Operette »Eine Nacht in Venedig« (1883) nach Berlin.

Theater an der Wien - Papageno Tor
Theater an der Wien

Doch die Aufführung dort endet für den erfolgsverwöhnten Schani in einem Desaster. Die Gründe lagen zum einen in der verworrenen Handlung, zum anderen in den schwachen Texten der Operette.

Adele Strauss, Ehefrau Nummer Drei
Adele Strauss befreit den Schani aus seiner Sinnkrise. Sie ist jung, schön und Witwe, er reich, dreißig Jahre älter und nach katholischem Kirchenrecht noch immer nicht geschieden. Obwohl beide Strauss heißen, sind sie weder verwandt noch verschwägert. Um Adele dennoch heiraten zu können, konvertiert der Schani zum Protestantismus und wird Bürger des Herzogtums Sachsen-Coburg-Gotha. Nachdem der musikbegeisterte Herzog Ernst II die Ehe mit Lily offiziell geschieden hatte, geben sich die beiden am 15. August 1887 in Coburg das »Ja-Wort«. Bis zu seinem Tod bleibt Adele seine Muse, Managerin und Nachlassverwalterin.

NÜTZLICHE HINWEISE
Theater an der Wien

1060 Wien, Linke Wienzeile 6
Programm, Karten etc unter: www.theater-wien.at
Anreise: Zu Fuß (ca 500 m) über die Wiedner Hauptstraße – Schaurhofergasse – Faulmanngasse – Naschmarkt – Linke Wienzeile

Casino Dommayer: »Gut ist’s gangen, nix is g’schehn!«

Das "alte" Dommayer
Relief über dem Eingang vom Parkhotel Schönbrunn

An der Stelle, wo heute das Parkhotel Schönbrunn steht, befand sich einst das legendäre Casino Dommayer. Das 1833 eröffnete Etablissement war eines der beliebtesten Vergnügungslokale der Vorstadt und erlangte Ruhm durch seinen prächtigen Tanzsaal und die rauschenden Ballnächte. Hier spielten bereits Johann Strauss Vater und sein Konkurrent Joseph Lanner zum Tanze auf.

Parkhotel Schönbrunn
Parkhotel Schönbrunn

Am 15. Oktober 1844 wird im Dommayer Musikgeschichte geschrieben. Der junge Johann Strauss tritt erstmals mit seinem Orchester vor Publikum auf. Der Andrang ist kolossal. Ganz Wien ist gespannt, ob Johann Junior dem legendären Vater das Wasser reichen kann. Der Abend endet für den jungen Strauss in einem überwältigenden Erfolg und markiert den Beginn seiner eigenen Karriere als Komponist und Dirigent.

Johann Strauss Statue Hietzing
Johann Strauss Denkmal in Hietzing

Musikkritiker überschlagen sich vor Begeisterung: »Gute Nacht, Lanner! Guten Abend, Strauss-Vater! Guten Morgen, Strauss-Sohn!« Die Zeitung »Humorist« ist gar der Überzeugung, dass »Tanzfreudige und Schuster« goldenen Zeiten entgegenblicken. Der Siegeszug von Johann Strauss Sohn konnte beginnen.

Cafe Dommayer
Cafe Dommayer

1907 wird das »Alte« Dommayer abgerissen und an seiner Stelle das Parkhotel Schönbrunn errichtet. Nach dem Ende der Monarchie wird das Dommayer als Cafe ein paar Gassen weiter wiedereröffnet. Wahrlich ein idealer Ort um sich nach dem Stadtrundgang mit einem Melange und einem Cremeschnitterl zu stärken.

Vater und Sohn – Die ewigen Rivalen
1843 steht Johann Strauss Vater (1804 – 1849) am Gipfel seiner Karriere. Nach dem Tod seines Konkurrenten Joseph Lanner ist er der unangefochtene Walzerkönig Wiens und regiert mit seinen Polkas und Walzern das Tanzparkett des Wiener Biedermeiers. Und dann rüttelt ausgerechnet der Sohnemann an dessen Stellung. Das musikalische Duell um die Vorherrschaft in den Tanzsälen sorgt für viel Gesprächsstoff in Wien. Mit dem Tod des Vaters am 25. September 1849 hat Strauss Junior den Wettkampf um den Walzerthron endgültig für sich entschieden.

NÜTZLICHE HINWEISE
Parkhotel Schönbrunn, ehemals Casino Dommayer

1130 Wien, Hietzinger Hauptstraße 12
Historische Abbildung des Casinos über dem Hoteleingang
Anreise: Zu Fuß (ca 500 m) über den Naschmarkt zur U4 Station Kettenbrückengasse, dann bis U4 Station Hietzing, dann ca 150 m die Hietzinger Hauptstraße entlang.

Cafe Dommayer
1130 Wien, Dommayergasse 1
Öffnungszeiten: täglich 7-22 Uhr
Anreise: Zu Fuß (ca 400 m) vom Parkhotel Schönbrunn die Hietzinger Hauptstraße entlang

Strauss-Villa Hietzing: »Mein Herr Marquis, ein Mann wie sie…«

Villa Johann Strauss in Hietzing
Johann Strauss-Villa in Hietzing

Im Jahr 1862 erwerben Johann und Jetty eine Villa in der Maxingstraße, die das frischvermählte Paar bis 1878 als Sommerquartier bewohnt. Inspiriert von Jacques Offenbach und auf Drängen seiner Frau Jetty, beginnt Johann Strauss, Operetten zu komponieren. Jetty spornt den Walzerkönig zu Höchstleistungen an, und so entsteht in der Hietzinger Villa ein Großteil seiner erfolgreichen Operette »Die Fledermaus«.Nach dem Tod seiner Frau kehrt Johann nie wieder in die Villa zurück und verkauft sie. Die Fassade der Villa steht noch heute im Originalzustand.

Johann Strauss und seine Brüder Josef und Eduard
Als sich Johann dem Komponieren von Operetten hinwendet, springen seine Brüder Josef (1827-1870) und Eduard (1835 bis 1916) erfolgreich als Kapellmeister der Strauss-Kapelle ein. 1870 fällt jedoch Josef während eines Konzerts in Warschau bewusstlos vom Dirigentenpodest. Als er kurz darauf in Wien verstirbt, übernimmt Eduard für über 30 Jahre die alleinige Leitung des Orchesters. Nachdem er in »840 Städten concertirt hatte«, löst er 1901 die Strauss-Kapelle auf und setzt sich zur Ruhe. Eduard verstirbt am 28. Dezember 1916 an einem Herzinfarkt in Wien.

NÜTZLICHE HINWEISE
Strauss-Villa

1130 Wien, Maxingstraße 18
Besichtigung nur von außen möglich
Anreise: Zu Fuß (ca 650 m) die Hietzinger Hauptstraße zurück zum Am Platz und dann die Maxingstrasse entlang

Hietzinger Friedhof: »Auch Wiener Madeln sterb´n, wenn´s der Herrgott will«

Hietzinger Friedhof
Hietzinger Friedhof – Grab von Jetty Strauss

Nach 16 Ehejahren stirbt am 8. April 1878 überraschend Jetty Strauss an den Folgen eines Schlaganfalls. Der Tod seiner Gattin trifft den Schani schwer. Nach der Einsegnung der sterblichen Überreste in der Pfarrkirche Hietzing, zieht der Trauerkondukt zum naheliegenden Hietzinger Friedhof, wo Jetty unter großer Anteilnahme ihre letzte Ruhestätte (Gruppe 13, Nummer 73) findet.

Der Schani und seine Ängste
Johann Strauss quälen tausende Ängste. Er hat Angst vor der Natur, vor dem Reisen, vor dem Alleinsein, vor Krankheiten und vor dem Tod. Begräbnisse hasst er besonders. Er geht nicht zu dem seiner Mutter Anna und dem seines Bruders Josef. Auch beim Begräbnis von Jetty suchen ihn die Trauergäste vergebens.

NÜTZLICHE HINWEISE
Hietzinger Friedhof

1130 Wien, Maxingstraße 15
Grab von Jetty Strauss (Gruppe 13, Nummer 73)
Öffnungszeiten: April bis September von 7 bis 19 Uhr, November bis Februar von 8 bis 17 Uhr, die restlichen Monate von 7 bis 18 Uhr.

Anreise: Zu Fuß (ca 600 m) die Maxingstrasse entlang
Am Hietzinger Friedhof befinden sich zahlreiche weitere Ehrengräber bedeutender historischer Persönlichkeiten, wie Gustav Klimt (Gr 4/Nr 194), Alban Berg (Gr 49/Nr 24F) Otto Wagner (Gr 13/Nr 131) oder Franz Grillparzer (G. 13/Nr 107).

Wir wünschen Euch viel Spass bei unserem Stadtspaziergang »Auf den Spuren von Johann Strauss«.