Matterhorn und Schokolade. Emmentaler und jodelnde Sennerinnen. Edle Uhren, Heidi und Bernhardiner. Typische Schweizer Klischees. Die Schweiz kann damit ganz gut leben.
Doch das kleine Land im Herzen von Europa hat mehr zu bieten. Beispiele gefällig? Da wären einmal der “langsamte Schnellzug”, die höchste Straßenbahnstrecke und die erste Zahradbahn der Welt. Oder eine Seilbahn, die auf eine Seehöhe von 3.900 m führt. Und, wo kann man in Europa an einem Aussichtspunkt gleich 29 Viertausendern bewundern?
Chur und Umgebung
Chur gilt als die älteste Stadt der Schweiz. Die lebendige kleine Bischofsstadt ist idealer Ausgangspunkt für Ausflüge in die nähere Umgebung.
Da wäre zuerst einmal eine Wanderung durch die Vorderrhein-Schlucht. Auch gerne als “Grand Canyon” der Schweiz tituliert. Kein Wunder, bietet die Schlucht doch steile Felsabbrüche, bizarre Felsformationen und einen ungebändigten Fluss. Die Vorderrhein-Schlucht verdankt ihre Entstehung einem vor ca. 10.000 Jahren ausgelösten riesigen Felssturz. Da der Vorderrhein gezwungen war sich einen neuen Weg zu suchen, entstand in tausenden von Jahren eine imposante Fluss- und Felslandschaft.
26 km und 1.000 m Höhenunterschied – so kann man die Eisenbahnstrecke von Chur nach Arosa beschreiben. Wie eine Straßenbahn umfährt die Arosa-Bahn zuerst die mittelalterliche Altstadt Churs. Dann schlängelt sie sich durch das Schanfigg Tal. Dabei meistert der Zug eine max. Steigung von 60‰ (60m auf 1 km). Höhepunkt der Strecke ist jedoch das Langwieser Viadukt – 287 m lang und mehr als 60 m hoch. Der Kurort Arosa selbst ist ziemlich touristisch.
Die Albulabahn – seit kurzem UNESCO Weltkulturerbe. Schon zur Zeit ihrer Entstehung galt sie als technische Meisterleistung. Die Kunstbauten der Bahn bilden mit der besonderen Topographie eine Einheit. Die interessantesten kann man auch erwandern. Am Bahnerlebnisweg zwischen Preda und Bergün. Um auf 5km Luftlinie – bei 3,5% Steigung – das 450 m höher gelegene Preda am Nordportal des Albulatunnels zu erreichen musste die Strecke um viele Kilometer künstlich verlängert werden. Mittels zweier großer Kehrschleifen und drei teils übereinander liegenden Spiraltunnels überwindet die Albulabahn den Höhenunterschied. Viermal überquert die Bahn dabei auf bis zu 28 m hohen Viadukten die Albula. Vom Lehrpfad aus bieten sich interessante Ausblicke und Fotomotive auf diese kühne Bahntrasse.
Brig und Umgebung
Ein Mann hat das Städtchen Brig nachhaltig geprägt – der Kaufmann und Politiker Kaspar Jodok von Stockalper (1609-1691). Neben vielen gemeinnützigen Bauwerken, ließ er auch den Stockalperpalast errichten. Markant sind die drei Türme des Barock-Schlosses.
Sie tragen die klingenden Namen Kaspar, Melchior und Balthasar. Imposant ist auch der südländisch wirkende und dreistöckige Arkadenhof. Der Palast ist der größte private Barockbau der Schweiz.
Der kleine Ort Realp (1.420 m) bietet ein besonderes Spektakel von Natur und Technik. Von hier starten die historischen Dampfzüge über den Furkapass. Hochalpine Landschaften, blühende Alpwiesen und der Rhonegletscher sind die Highlights der zweistündigen Fahrt. Mit Volldampf klettern die Dampfloks mittels Zahnstangen zum Bahnhof Furka auf 2.160 m Höhe bergwärts.
Die alten Dampfrösser plagen scih mühsam den Berg hinauf. Nach Durchfahren des Furka-Scheiteltunnels geht es auf der anderen Seite unterhalb des Rhonegletschers hinab nach Gletsch (1.760 m).
Zermatt und Umgebung
Am gemütlichsten erreicht man Zermatt mit dem Glacier Express. Seit 1930 verbindet der “langsamste Schnellzug der Welt” St. Moritz bzw. Chur mit Zermatt. Diese eindrucksvolle Reise durch die Hochalpen der Schweiz dauert rund 7,5 Stunden. 291 Brücken, 91 Tunnels und der 2.033 m hohe Oberalppass werden dabei überwunden. Die Ausblicke auf die Bergwelt sind atemberaubend und machen die Fahrt unvergesslich.
Am ersten Blick ist Zermatt ein netter kleiner Ort mit einer endlosen Aneinanderreihung von Hotels im Wechsel mit Souvenirshops. Der Ort ist autofreie Zone. Der Transport erfolgt ausschließlich mit Elektro-Autos und Pferdekutschen.
Doch was macht Zermatt für Millionen Touristen so attraktiv?
Viele Wege führen zum Gipfel des Matterhorns. Aber den schwierigsten, den durch die Nordwand, hatte noch keiner bewältigt.
Louis Trenker (1962)
Da wäre zuerst einmal das Matterhorn. Neben dem Mount Everest, der vielleicht berühmteste Gipfel der Welt. 4.478 m ist der meist fotografierteste Berg der Welt hoch. Majestätisch thront der Gipfel über Zermatt. Wegen seiner markanten Gestalt ist der Berg für die Schweiz das Wahrzeichen schlechthin. Die Erstbesteigung des Matterhorns gelang am 14. Juli 1865 dem Engländer Edward Whymper. Dieser große Erfolg Whympers löste die erste richtige Reisewelle nach Zermatt aus. Vor allem britischen Bergsteiger bestiegen im Zermatter Raum einen Viertausender nach dem anderen. Viele kamen dabei auch ums Leben. Der kleine Bergsteigerfriedhof in der Ortsmitte zeugt davon.
Von den vielen Gletschern rund um Zermatt ist der Gornergletscher der bekannteste. Bequem erreichbar mit der Gornergratbahn. Sie ist die zweithöchste Bergbahn in Europa. 1898 wurde diese imposante Ausflugsbahn eröffnet.
Rund eine Dreiviertelstunde benötigen die Triebwagen für die 9 km lange Zahnstangenstrecke hinauf zur 3.089 m hoch gelegenen Endstation. Schon während der Fahrt ergeben sich phantastische Ausblicke. An der Bergstation ist das Panorama auf die 29 Viertausender geradezu überwältigend. Das Matterhorn im Südwesten, das Monte Rosa Massiv im Osten und die Zwillingsgipfel Castor und Pullix im Süden.
Bei der Station Riffelalp auf 2.211 m kann man eine Fahrt mit der Riffelalptram unternehmen. Bei der Streckenplanung der Gornergratbahn wurde das bereits seit 1884 bestehende Grand Hotel Riffelalp nicht zufriedenstellend berücksichtigt. Die Zahnradbahn führt rund 600 m vom Hotel entfernt vorbei.
Um den Gästen dennoch einen bequemen Weg zum Hotel zu ermöglichen, plante der Hotelpionier Alexander Seiler eine Straßenbahn. 1899 wurde die Riffelalptram eröffnet und ist heute noch in Betrieb. Sie ist zwar nicht die längste, dafür aber Europas höchstgelegene Trambahnlinie. Ein weiteres Highlight ist die Fahrt mit der Seilbahn auf das 3.883 m hohe “Klein Matterhorn”. Die Gipfelstation gilt als der höchste Punkt der Alpen, welcher mit einer Seilbahn erreichbar ist. Die Fahrt ist beeindruckend und furchteinflößend zugleich. Die Gondel schweben hoch über dem Tal, manchmal knapp an Felskämmen vorbei. Bei der Gipfelstation befindet sich eine Aussichtsplattform. Von dort hat man eine enorme Weitsicht und einen 360° Rundblick auf die umliegenden Gipfel der schweizerischen, der italienischen und der französischen Alpen.
Luzern, die Leuchtenstadt und Umgebung
Luzern liegt am Rande des Vierwaldstättersees, eingebettet in einer sanften Hügellanschaft. Der Beiname “Leuchtenstadt” leitet sich nicht von der Intelligenz der Einwohner ab. Einer alten Legende zu folge, hatte ein Engel den ersten Bewohnern von Luzern mit einem Licht die Stelle gezeigt, wo sie St. Nikolaus, dem Patron der Fischer und Schiffsleute zu Ehren, eine Kapelle errichten sollten. Das historische Stadtzentrum von Luzern wird von zwei Sehenswürdigkeiten bestimmt: von der Kapellbrücke und der Museggmauer.
Die mittelalterliche Kapellbrücke ist die älteste und mit 204,70 m die zweitlängste überdachte Holzbrücke Europas. Sie wurde um 1365 als Wehrgang gebaut und verbindet die durch die Reuss getrennte Alt- und Neustadt. Im Giebel der Brücke befinden sich 111 dreieckige Gemälde, die wichtige Szenen der Schweizer Geschichte darstellen. In der Mitte der Brücke befindet sich der Wasserturm mit einem achteckigen Grundriss. Brücke wie Turm bildeten einst einen Teil der Stadtbefestigung.
Die Museggmauer mit ihrer 870m Länge war Teil der mittelalterlichen Befestigung. Von den Türmen – Schirmer-, Zyt- und Männliturm – bietet sich ein herrlicher Rundblick auf Stadt und Umgebung. Kurioses Detail: Am Zytturm befindet sich die älteste Uhr der Stadt aus dem Jahre 1535. Diese Uhr hat das Privileg, eine Minute vor allen anderen Uhren der Stadt die Stunden zu schlagen.
Aber auch moderne Architektur hat die Stadt zu bieten, wie das KKL (Kultur- und Kongresszentrum Luzern). Errichtet wurde es nach den Plänen des Pariser Architekten Jean Nouvel. Es gilt als eines der herausragensten Werke moderner Architektur in der Schweiz. Die kühne, weit in den See hinausragende Dachkonstruktion ist zwei Fußballfelder groß. Eröffnet wurde das KKL 1998 mit einem Konzert der Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Claudio Abbado.
Die Rigi
Eine Fahrt mit einem der historischen Raddampfer auf dem Vierwaldstättersee gehört zum Pflichtprogramm.
Als Ziel bietet sich Vitznau an. Von dort führt die erste Zahnradbahn Europas auf die 1.797 m hohe Rigi. Kein Fehler – es heißt tatsächlich “die Rigi”!
Ich bin auf dem Rigi, weiter braucht’ ich nichts zu sagen, denn Ihr kennt den Berg. Wenn es nur nicht alles so unbegreiflich schön wäre.
Mark Twain
Wahrscheinlich leitet sich der Name von Regina montium (“Königin der Berge”) ab. Seit 1871 ist die Rigi-Bahn im Betrieb. Vom Gipfel der Rigi. genießt en man einen atemberaubenden Panoramablick über das gesamte Schweizer Mittelland.
Der Ausblick von der Rigi ist einer der schönsten der Welt.
Leo Tolsoj, Aus dem Tagebuch des Fürsten Nechljudow
Neben Mark Twain besuchte auch Johann Wolfgang von Goethe und Leo Tolstoj die Rigi.
NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Urlaub in der Schweiz inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu den schönsten Plätzen in der Schweiz findet Ihr im Fotoalbum unter: Eine Rundreise durch die Schweiz