Die Wanderung ist eine Kombination aus dem Stadtwanderweg 1 und 2 und führt euch zu den schönsten Aussichtsplätzen am Kahlenberg und Hermannskogel, dem höchsten Berg Wiens. Mit viel Natur und Geschichte!
Stadtwanderweg 2 – In Sievering geht’s los!
Wir starten diese aussichtsreiche Tour in Ober-Sievering, genauer gesagt beim »Reisserkreuz«, das an der Ecke Agnesgasse und Salmannsdorfer Höhe steht. Es erinnert an die Pestopfer von 1679, die an dieser Stelle ihre letzte Ruhestätte fanden. Folgt nun dem Wegweiser »Stadtwanderweg 2«, der euch stetig bergauf führt. Vorbei an Weingärten zur Linken und dem Wienerwald zur Rechten, erreicht ihr nach etwa 2 km das Gasthaus »Häuserl am Stoan« – die erste Gelegenheit von vielen für eine kurze Pause.
Gleich danach unterquert ihr die Höhenstraße. Nach einem weiteren Kilometer lockt schon das nächste Ausflugslokal, der »Grüß Di a Gott Wirt«. Letzte Möglichkeit für einen »Weißen Spritzer«, bevor euch der steile, rund 1,5 Kilometer lange Anstieg zur Habsburgwarte auf dem Hermannskogel bevorsteht – man will ja schließlich nicht dehydrieren! Atmet noch einmal tief durch, lockert die Wadenmuskeln, sucht den Wegweiser »Stadtwanderweg 2« und los geht’s!
Habsburgwarte am Hermannskogel
Nach einer halben Stunde Gehzeit habt ihr es geschafft: Der höchste Gipfel Wiens, der Hermannskogel, ist erklommen. Mit stolzen 544 Metern ist er der kleinste unter den »Austrian Seven Summits«, einer Liste der sieben höchsten Berge der neun Bundesländer. Und warum nur sieben Berge? Die Erklärung ist einfach: Es gibt zwei Berge, die sich zwei Bundesländer teilen – Tirol und Kärnten den Großglockner sowie die Steiermark und Oberösterreich den Hohen Dachstein.
Widmen wir uns der Habsburgwarte. 1889 wurde sie feierlich in Anwesenheit von Erzherzog Karl Ludwig, dem Bruder von Kaiser Franz Joseph, eröffnet – mit viel Pomp und Trara, versteht sich! Während die berühmte Militärkapelle der Hoch- und Deutschmeister einen flotten Marsch spielte, erklomm der Erzherzog mühelos die enge Wendeltreppe zur Aussichtsplattform.
Lasst uns dem Erzherzog folgen und ebenfalls den 27 Meter hohen Aussichtsturm besteigen, der im neoromanisch-neogotischen Stil vom Architekten Franz von Neumann Junior errichtet wurde. Oben angekommen, erwartet euch ein prächtiger Panoramablick, der weit über Wien hinausreicht.
Auf zur Stefaniewarte
Von der Habsburgwarte steigen wir nun bergab zur Jägerwiese und steuern auf das »Gasthaus zum Agnesbrünnl« zu. Aber Vorsicht, der Weg dahin ist steinig, steil und rutschig. Die Mühsal dieses kurzen Streckenabschnitts wird jedoch mit dem fast unscheinbaren Gipfelkreuz des Hermannkogels belohnt. Alternativ könnt ihr das Stück bis zur Abzweigung zur Habsburgwarte zurückwandern und dort dem gemütlicheren Wanderweg zur Jägerwiese einschlagen.
Kurz nach der Jägerwiese verlasst ihr den »Stadtwanderweg 2« und geht rund 2,5 Kilometer weiter Richtung Sulzwiese, wo ihr auf den »Stadtwanderweg 1« wechselt. Diesem folgt ihr, bis ihr die Fußgängerbrücke über die Höhenstraße erreicht, deren Bau 1934 im Rahmen eines Projekts zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit beschlossen wurde. Mit einer Länge von knapp 15 km ist die Höhenstraße die längste Straße Wiens. Und für alle Freunde des unnützen Wissens: Die kürzeste Straße Wiens ist die Tethysgasse mit sagenhaften 11 Metern. Nach der Überquerung der Höhenstraße sind es dann nur noch wenige Meter bis zur Stefaniewarte.
Die Stephaniewarte am Kahlenberg
Die 22 Meter hohe Stefaniewarte auf dem Gipfel des 484 Meter hohen Kahlenbergs wurde 1887 nach den Entwürfen der Architekten Fellner und Helmer errichtet. Diese Herren hatten eine Vorliebe für Theaterbauten, so stammen das Ronacher und das Volkstheater in Wien aus ihrer Feder. Der Aussichtsturm trägt den Namen von Kronprinzessin Stephanie, der Gemahlin von Kronprinz Rudolf. Wir erinnern uns: Das ist jener Rudolf, der eine schicksalhafte Affäre mit Mary Vetsera hatte und sich mit ihr im Schloss Mayerling entleibte.
Auch die Aussichtsplattform der Stefaniewarte bietet euch einen grandiosen Blick auf Wien, das Donautal mit Stift Klosterneuburg und die Hügel des Wienerwalds. Sogar Kaiserin Sisi ließ es sich nicht nehmen, die Stefaniewarte zu besteigen und Wien aus der Vogelperspektive zu bewundern. Danach stieg ihre Majestät in ein Separat-Coupé der Zahnradbahn und fuhr nach Nussdorf hinab, wie die Gazetten seinerzeit berichteten.
Ja, ihr habt richtig gelesen. Am Kahlenberg fuhr tatsächlich eine dampfbetriebene Zahnradbahn! Noch dazu war sie die erste Zahnradbahn Österreichs. 1874 eröffnet, führte die 5,5 Kilometer lange Strecke von Nussdorf über Grinzing und Krapfenwald zur Stefaniewarte. Die »Ruckerlbahn«, wie sie im Volksmund genannt wurde, weil sie während der Fahrt immer wieder ruckelte, war schnell eine Wiener Attraktion. Doch die dramatische Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg führte 1919 zur Einstellung der Bahn und 1922 zum Abbau der Gleise. Erhalten blieb nur der Bahnhof in Nussdorf, bei der Endstation des D-Wagens.
Direkt neben der Stefaniewarte steht der Sender Kahlenberg, der hauptsächlich Wien, Teile von Niederösterreich und das Nordburgenland mit Radio- und Fernsehprogrammen versorgt. Die Baupläne des Senders stammen vom Architekten Gustav Peichl.
Vom Kahlenberg zum Cobenzl
Weiter geht’s! Vorbei an der Kaiserin-Elisabeth-Ruhe, einem ziemlich monumentalen »Sitzbankerl«, das 1904 zu Ehren der Kaiserin errichtet wurde, erreicht ihr nach wenigen Schritten die Panorama-Terrasse am Kahlenberg-Plateau mit einer himmlischen Aussicht auf Wien.
Dies hat sich auch unter den Touristen herumgesprochen, die in Massen auf den Kahlenberg strömen und beim Ausblick posieren, als gäbe es kein Morgen mehr. Da werden Pöpsche der Handykamera entgegengestreckt und aufgespritzte Schlauchbootlippen zu schmollenden Kussmündern geformt. Anyway!
Genauso hektisch muss es hier 1683 zugegangen sein, als sich ein Entsatzheer mit Truppen aus Österreich, Sachsen, Bayern und Polen unter der Führung des polnischen Königs Johann III. Sobieski sammelte, um dem von den Türken belagerten Wien zu Hilfe zu eilen. Der Rest der Geschichte ist bekannt: Die Türken unter ihrem Großwesir Kara Mustafa wurden vernichtend geschlagen, und die Stadt im letzten Moment von der Gefahr befreit. Eine Gedenktafel an der barocken Josefskirche erinnert noch heute an den glorreichen Sieg des polnischen Königs.
Kahlenberger Friedhof
Wir verlassen den »Stadtwanderweg 1« und folgen der Kahlenberger Straße bergab. Drei Kehren erreicht ihr den versteckten Kahlenberger Friedhof mit nur wenigen Gräbern, die aus der Zeit des Biedermeiers stammen. Zwei Namen sind besonders erwähnenswert: Fürst Charles Joseph de Ligne, der den Wiener Kongress leitete und den berühmten Ausspruch prägte: »Der Kongress tanzt, aber er kommt nicht weiter«. Damit spielte er darauf an, dass die rauschenden Bälle zwar die Teilnehmer unterhielten, die Verhandlungen über die Neuordnung Europas jedoch ins Stocken gerieten.
Der zweite Name ist Karoline Traunwieser, die zu ihrer Zeit als die schönste Wienerin galt. Leider starb sie am 8. März 1815 im Alter von nur 21 Jahren an Lungenschwindsucht. Da kein einziges Porträt von ihr existiert, können wir uns von ihrer Schönheit leider nicht überzeugen.
Auf zur Aussichtsplattform am Cobenzl
Stetig durch malerische Weingärten bergab gehend erreicht ihr schon bald das Krapfenwaldlbad. Wien ist bekanntlich die einzige Metropole weltweit, wo nennenswerter Weinbau betrieben wird. Besonders beliebt ist die Wiener Regionalspezialität »Gemischte Satz«. Dabei handelt es sich um eine Mischkulanz aus bunt gemischt angepflanzten Rebsorten in einem Weingarten, die gemeinsam geerntet und gekeltert werden. Nicht zum Verwechseln mit einem Cuvée, der aus mehreren fertigen Weinen »zusammengepanscht« wird. Nach dem Krapfenwaldbad heißt es noch einmal ein paar Höhenmeter durch den Wienerwald zu erklimmen, um die nächste Aussichtsplattform am Cobenzl zu erreichen.
Vom Cobenzl aus habt ihr erneut einen fantastischen Panoramablick auf Wien. Donauturm, Millennium Tower und die Müllverbrennungsanlage Spittelau liegen praktisch zu euren Füßen. Durch die gute Erreichbarkeit wimmelt es auch hier von Touristen, die verzweifelt versuchen, Instagram-taugliche und Pinterest-perfekte Fotos zu knipsen. Ein Schauspiel der Sonderklasse! Genießt die Aussicht und beobachtet das bunte Treiben – manchmal ist der Anblick der Touris fast genauso unterhaltsam wie die Aussicht selbst.
Vom Himmel in den G´spöttgraben
Kurz nach dem Cobenzl verläuft unsere Wanderung wieder am »Stadtwanderweg 2« . Unser nächstes Ziel ist der »Himmel«, wo ihr ein keltisches Baumhoroskop mit 40 Bäumen bewundern könnt. Ähnlich wie Sternzeichen symbolisiert jeder dieser Lebensbäume eine bestimmte Geburtsdekade. Wer Lust hat, kann sich auf die Suche nach seinem persönlichen Lebensbaum begeben und an einer Stele nachlesen, welche typischen Charaktereigenschaften ihm zugeschrieben werden. Viel Spaß beim Entdecken – vielleicht passt der Baum ja besser zu euch als euer Sternzeichen!
Wenn ihr schon einmal hier seid, dann macht auch noch einen kurzen Abstecher zur Sisi-Kapelle, die Johann Carl Freiherr von Sothen zur Hochzeit von »Sisi« und »Franzl« errichten ließ. Der »blade Baron« war berüchtigt für seinen Geiz und die schlechte Behandlung seiner Bediensteten. Ein Förster, den er wegen Lohnstreitigkeiten entlassen hatte, geriet darüber so in Rage, dass er den Baron kurzerhand erschoss. Das Begräbnis des Barons geriet zum Volksfest: Über 20.000 Menschen folgten dem Leichenwagen zur Gruft in der Sisi-Kapelle, sangen Spottlieder und bewarfen den Sarg mit Steinen. Bald prangte an der Kapelle: »Hier in dieser Gruft liegt ein großer Schuft, zeigt’s kan Zwanzger runter, sonst wird er wieder munter«.
Tipp
Mehr zur Sisi-Kapelle und einen weiteren Wandervorschlag findet ihr im Beitrag: WANDERN WIEN – VON GRINZING ÜBER DEN COBENZL ZUR SISI-KAPELLE
Nun beginnt der letzte Abschnitt der heutigen Wanderung, wo ihr einfach wieder dem Wegweiser »Stadtwanderweg 2« folgt. Der steile, aber asphaltierte Gspöttgraben bringt euch rasch hinunter zur Sieveringer Straße. Diese überquert ihr und setzt euren Weg am Haseleckersteig fort. Der Steig mündet in die Salmannsdorfer Höhe, nahe dem Ausgangspunkt dieser Tour.
Fakten
Diese Wanderung kombiniert den »Stadtwanderweg 1« Kahlenberg mit dem »Stadtwanderweg 2« Hermannskogel und führt euch zu den schönsten Aussichtsplätzen: Habsburgwarte, Stefaniewarte, Panorama-Terrasse am Kahlenberg und die Aussichtsterrasse am Cobenzl.
Die wichtigsten Fakten sind:
- knapp 21.000 Schritte,
- ca 14,5 Kilometer,
- ca 520 Höhenmeter (laut Navi)
- reine Gehzeit: ca 3:20 Stunden (abhängig von der eigenen Kondition)
Beschilderung
Die gesamte Rundtour ist in der Regel als Stadtwandeweg 1 bzw Stadtwanderweg 2 gut ausgeschildert.
Öffnungszeiten der Aussichtswarten
Die Habsburgwarte und die Stefaniewarte sind in der Regel von Anfang April bis Ende Oktober und bei Schönwetter an Samstagen von 13 bis 18 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet.