AM MARILLENBLÜTENRADWEG DURCH DIE WACHAU

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Unterwegs am von uns bezeichneten Marillenblütenradweg in der Wachau.
Marillenblütenradweg bzw Donuaradweg

Willkommen auf dem Marillenblütenradweg in der Wachau – einer Radtour, die ihr in keiner offiziellen Radkarte finden werden. Inspiriert von der einzigartigen Marillenblüte haben wir uns die Freiheit genommen, diesen Abschnitt des Donauradwegs kurzerhand inoffiziell umzutaufen.

Marillenblütenradweg: Stift Göttweig oder Mautern?

Marillenblütenradweg oder offiziell Donauradweg

Von Ende März bis Anfang April verwandelt sich die Wachau in ein atemberaubendes Blütenmeer, wenn tausende Marillenbäume ihre zarten rosa-weißen Blüten entfalten. Auf dieser Radtour erwarten Euch nicht nur blühende Obstgärten, sondern auch kulturelle Schätze: ehrwürdige Klöster, eine geheimnisvolle Kartause, imposante Burgruinen und malerische Ortschaften. Als Ausgangspunkt unseres inoffiziellen Marillenblütenradwegs, der dem bekannten Donauradweg folt, bietet sich aus kultureller Sicht Stift Göttweig oder das kräfteschonendere Mautern an.

Stift Göttweig – Gottes Segen auf allen Wegen!

Stift Göttweig

Stift Göttweig thront bekanntlich auf einem Hügel über dem Donautal. Sollen wir hier tatsächlich den Startpunkt unseres inoffiziellen Marillenblütenradwegs setzen? Die verlockende Abfahrt wäre schnell gemeistert, doch der quälende Anstieg am Ende lässt uns zögern. Der innere Schweinehund obsiegt, und wir entscheiden uns für einen Start in Mautern, direkt am Donauradweg und zu Füßen des Stifts Göttweigs.

Stift Göttweig

Dennoch können wir einem Besuch des Stifts nicht widerstehen. Kurzerhand fahren wir kräfteschonend mit dem Auto den 422 m hohen Stiftsberg hinauf. Majestätisch beherrscht das Stift, welches aufgrund seiner markanten Lage als österreichisches »Montecassino« bezeichnet wird, den Eingang in die Wachau und das Donautal. Gegründet im Jahr 1083 wurde das Benediktinerstift nach einem verheerenden Brand im Jahre 1718 als Barockbau nach den Plänen des kaiserlichen Hofarchitekten Johann Lucas von Hildebrandt wieder aufgebaut.

Kaiserstiege im Stift Göttweig

Aufgrund der hohen Kosten konnte das Projekt nur zu zwei Dritteln vollendet werden. Besonders beeindruckend sind die monumentale Fassade der Stiftskirche und die Kaiserstiege, die als größtes Barocktreppenhaus Österreichs gilt und deren prachtvolles Deckenfresko vom berühmten Maler Paul Troger gestaltet wurde. Ein amüsantes Detail offenbart sich dem aufmerksamen Betrachter: Verlasst Euch nicht auf die Uhren am Südturm. Diese wurden seinerzeit aus Kostengründen lediglich aufgemalt – ein charmantes Zeugnis barocker Sparsamkeit und Kreativität.

Mautern – Römer und Nibelungen!

Mautern

Nach der Besichtigung des Stifts Göttweig begeben wir uns zum Ausgangspunkt unseres Marillenblütenradwegs in Mautern, wo wir das Auto parken. Mautern ist ein Ort voller Geschichte, dessen Wurzeln bis in die Römerzeit zurückreichen, wovon noch heute alte Mauerreste zeugen. Hier wandelten nicht nur Kriemhild und ihre Nibelungen, sondern auch der Heilige Severin, der Römer und Barbaren zu bekehren suchte. Von dieser geschichtsträchtigen Atmosphäre inspiriert, schwingen wir uns voller Vorfreude aufs Rad.

An der schönen blauen Donau durch die Wachau

Weißenkirchen

Wie ein silbernes Band schlängelt sich die Donau durch die malerische Wachau, und wir folgen ihrem Lauf auf dem Donauradweg – oder besser gesagt, auf dem von uns umgetauften »Marillenblütenradweg«. Erstaunlicherweise hat noch kein findiger Touristiker die brillante Idee gehabt, diesen Abschnitt des Donauradweges offiziell so zu benennen.

Marillenblüte in der Wachau

Zwischen Rossatz und St. Lorenz entfaltet sich ein atemberaubendes Panorama vor uns: Weingärten wechseln sich mit blühenden Marillenbäumen ab und tauchen die Wachau in ein blütenweißes Meer.

Der tote Riese von St Lorenz

St Lorenz - Grab eines Riesen am Donauradweg

In St. Lorenz erwartet uns eine skurrile Überraschung: das Grab eines Riesen. Kein Grabstein kündet von seiner Existenz, nur eine gigantische Nase ragt aus dem Boden. Ein Wunder? Mitnichten! Es handelt sich um ein faszinierendes Kunstwerk im öffentlichen Raum.

Ruine Aggstein – Das Rosengärtlein, ein Ort des Schreckens!

Ruine Aggstein

Die Ruine Aggstein thront wie ein Adlerhorst auf einem steil abfallenden Felsen hoch über der Donau. Die Auffahrt mit dem Rad wäre eine echte Herausforderung – 2,3 km mit Steigungen von bis zu 20%. Wir entscheiden uns, die mächtige Burganlage aus der Ferne zu bewundern und lassen uns von ihrer imposanten Silhouette faszinieren.

Ruine Aggstein

Die Burgruine Aggstein ist untrennbar mit der Legende vom Rosengärtlein verbunden. Der berüchtigte Raubritter Schreck vom Wald soll seine Gefangenen auf einen schmalen, steilen Felsvorsprung an der Burgmauer – das sogenannte Rosengärtlein – gebracht haben. Dort stellte er sie vor die grausame Wahl: den Tod durch einen Sprung in die Tiefe oder qualvolles Verhungern.

Kartause Aggsbach – Beten allein war nicht mehr genug

Kartause Aggsbach

Von Aggstein ist es nur eine kurze Fahrt zur Kartause Aggsbach, die etwas abseits vom Marillenblütenradweg oder vulgo Donauradweg liegt. Dieses ehemalige Kloster, 1380 gegründet und knapp 400 Jahre später von Joseph II. aufgelöst, erzählt von einer Zeit, in der Beten und Schweigen nicht mehr ausreichten. Joseph II. vermisste einen konkreten Nutzen für die Allgemeinheit – ein Gedanke, der die Wandlung der Zeit widerspiegelt.

Kartause Aggsbach

Wir besuchen die Stiftskirche und lassen uns vom Meditationsgarten verzaubern. Hier werden durch kunstvoll arrangierte Pflanzen die zerstörten Mönchszellen und der große Kreuzgang symbolisch wieder zum Leben erweckt. Die Stille und Beschaulichkeit dieses Ortes laden förmlich zum Innehalten ein.

Natur pur und Schloss Schönbühel

Schloss Schönbühel

Von Aggsbach führt uns der Marillenblütenradweg durch ein unberührtes Augebiet zum Schloss Schönbühel. Obwohl das Schloss nicht zu besichtigen ist, da es sich in Privatbesitz befindet, ist ein Foto dieses markanten Wahrzeichens der Wachau ein Muss. Die pittoreske Lage des Schlosses direkt am Ufer der Donau bietet ein perfektes Fotomotiv.

Stift Melk – das schönste Barockstift Österreichs

Stift Melk

Majestätisch erhebt sich Stift Melk auf einem Felsen, zweifellos eine der schönsten Barockanlagen Österreichs. Ein Besuch und eine Führung durch das Stift sind ein absolutes Muss für jeden Kulturliebhaber. Zu den Höhepunkten des Stifts Melk zählen der prachtvolle Marmorsaal und die beeindruckende Stiftsbibliothek.

Stift Melk

Der Marmorsaal besticht durch sein atemberaubendes Deckenfresko, das 1731 von Paul Troger geschaffen wurde. Die Stiftsbibliothek beherbergt einen beachtlichen Bestand von rund 100.000 Bänden. Der Bibliothek und dem Stift Melk hat der Schriftsteller Umberto Eco in der Literaturgeschichte einen besonderen Platz gesichert. In seinem berühmten Roman “Der Name der Rose” lässt er die fiktive Hauptfigur Adson von Melk aus diesem Kloster stammen.

Stift Melk

Es wird Zeit, dass wir uns auf den Rückweg machen. Wir queren kurz nach Melk die Donau und radlen am nördlichen Donauufer zum Ausgangspunkt zurück.

Willendorf – Die älteste Frau Österreichs

Willendorf

Willendorf ist unser nächstes Ziel. Schon beim Ortseingang wird auf die berühmteste Tochter der Ortschaft hingewiesen. Sie war wahrlich keine Schönheit und entspricht so gar nicht den heutigen Magermodels: Fettleibig, schweren Brüste und breiten Hüfte. Die Rede ist von der Venus von Willendorf, einer 25.000 Jahre alten kleinen Statue, die 1908 beim Bau der Wachaubahn hier gefunden wurde.

Luzi und die Teufelsmauer

Teufelsmauer

Die Wachau ist reich an Sagen und Legenden. Am Weg nach Spitz passieren wir die sagenumwobene Teufelsmauer. An dieser Stelle wollte Luzi eine Mauer quer über die Donau errichten. Alle “Frömmler” sollten in der aufgestauten Donau ertrinken. Doch Luzi versagte. Heute durchquert der kürzeste Bahntunnel Österreichs die Teufelsmauer.

Spitz – Mariandl-andl-andl, aus dem Wachauer Landl-Landl!

Ruine Hinterhaus

Spitz an der Donau liegt malerisch am Fuße des 1.000 Eimer Berges und wird von der Ruine Hinterhaus bewacht. Schmale mit Steinmauern angelegte Weingärten ziehen beeindruckende geometrische Muster durch die Hügellandschaft.

Pfarrkirche Spitz

Als Filmkulisse für »Mariandl« erlangte der Ort Berühmtheit. Hans Moser, Rudolf Prack, Conny Froboess Peter Wecker und Waltraud Haas sangen und grantelten sich am Kirchenplatz von Spitz durch diesen Filmklassiker.

Am Weinwanderweg Spitz an der Donau
Nicht nur zur Marillenblüte wunderschön – Herbststimmung in Spitz

Mit dem Ohrwurm »Mariandl-andl-andl, aus dem Wachauer Landl-Landl« im Ohr treten wir beschwingt in die Pedale und radeln zügig von Weißenkirchen nach Dürnstein.

Dürnstein – Die touristische Perle der Wachau

Dürnstein

Dürnstein ist der Inbegriff der Wachau. Die Silhouette der Stadt wird vom weithin sichtbaren blauweißen Kirchturm des Augustiner Chorherrnstifts und von der Ruine Dürnstein dominiert. Mittelalterliche Häuserzeilen werden von Bürgerhäusern aus der Renaissance und des Barocks unterbrochen.

Dürnstein

In den Gassen dreht sich alles um Wein und Marillenprodukte. Ein Besuch in der Bäckerei Schmidl, wo 1905 das Original Wachauer Laberl erfunden wurde, ist ein Muss für Feinschmecker.

Ruine Dürnstein

Berühmtester Gast der Ruine Dürnstein war König Richard Löwenherz, der während eines Kreuzzuges, Herzog Leopold tief beleidigt hatte. Die Rache folgte auf dem Fuße. Auf der Rückreise wurde Löwenherz bei Wien erkannt, gefangen genommen und nach Dürnstein gebracht. Niemand kannte seinen Aufenthalt. Sein treuer Minnesänger Blondel zog singend und suchend von Burg zu Burg, bis er in Dürnstein endlich fündig wurde. Genug der Legenden.

Mautern

Wir verabschieden uns von Dürnstein und setzen unseren Rückweg fort. Kurz vor Stein an der Donau führt uns eine der ältesten Donaubrücken zurück zu unserem Ausgangspunkt in Mautern.

Fazit

Schöne Radtour durch geschichtsträchtige und pittoreske Orte mit Pilgerfaktor – Stift Göttweig, Stift Melk und Stift Dürnstein liegen auf der Strecke. Besonders schön ist die rund 68 km lange Tour während der Marillenblüte. In diesem Zeitraum sind nicht nur zahlreiche Radfahrer unterwegs, sondern auch Autofahrer, die beim Anblick der blühenden Bäume völlig unberechenbar in ihren Fahrkünsten werden. Also Obacht!

FOTOALBUM
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour durch die schöne Wachau inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: AM DONAURADWEG DURCH DIE WACHAU

 Streckenplan

Tourdaten

Radweg-Symbol: Grüne Tafel mit der Aufschrift Donauradweg, perfekt ausgeschildert!

Schwierigkeit: leicht

Strecke: ca 68 km

Highlights der Strecke:

  • Auf der gesamten Strecke finden sich zahlreiche Burgen, Klöster und geschichtsträchtige Orte