Diese Wandertour führt von der Mönichkirchner Schwaig über den Niederwechsel auf den 1743 Meter hohen Hochwechsel. Geprägt ist die Wanderung von ausgedehnten Almwiesen, herrlichen Ausblicken auf die Wiener Alpen und der berüchtigten Steinernen Stiege.
Hinauf zur Mönichkirchner Schwaig
Ausgangspunkt der Wanderung ist der Parkplatz bei der Talstation der Sonnenbahn. Von dort geht es gemütlich mit dem Sessellift hinauf zur Mönichkirchner Schwaig. Man braucht wahrlich kein schlechtes Gewissen haben, dass man diese Aufstiegshilfe benutzt, liegen doch noch rund 19 km vor uns.
Zum Hallerhaus und zur Stoa Alm
Ab der Mönichkirchner Schwaig ist Schluss mit der Gemütlichkeit. Statt eines »Warm-ups« führt der Wanderroute gleich einmal über eine steile Skiwiese hinauf zum Hallerhaus. Der Puls kommt dabei so richtig in Schwung. Nach rund 40 Minuten Gehzeit und der Überwindung von 200 Höhenmetern erreichen wir das auf 1350 Höhenmeter gelegene Hallerhaus.
Einmal durchschnaufen! Danach wandern wir am Hallerhaus vorbei und folgen dem bergaufwärtsführenden Waldpfad bis zur Stoa Alm. Der Anstieg ist nur mäßig anstrengend und so bleibt ein wenig Zeit, die zum Teil mächtigen Ameisenhügel zu bewundern, die den Wegrand säumen. Wandern macht bekanntlich den Kopf frei und schafft Platz für neue Ideen oder skurrilste Gedankengänge.
Beim Anblick der kleinen krabbelnden Gesellen muss ich unweigerlich an eine Szene aus »Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels« denken. Nachdem Indy einen Bösewicht niedergeschlagen hatte, fallen über den am Boden liegenden Spitzbuben eine Heerschar von südamerikanischen Riesenameisen her und schleifen ihn als lebenden Leckerbissen in ihren Ameisenhügel. Ich hoffe, ihr leidet nicht an Myrmekophobie! Aber zur Beruhigung, die österreichischen Waldameisen sind harmlos.
Über die Steinerne Stieg zum Niederwechsel
Mittlerweile haben wir die Stoa Alm erreicht. Sammelt nochmals Kraft, genießt den Ausblick von der Terrasse der Berghütte und bereitet Euch seelisch auf die Steinerne Stiege vor, die hier ihren Anfang nimmt. Mit Sicherheit ist das der anstrengendste Teil der Wanderung auf den Hochwechsel. Der Name Steinerne Stiege ist Programm, führt doch der zum Teil sehr steile Weg über tausende spitze und flache Steine. Achtet auf den Boden und passt auf, dass ihr Euch nicht verknöchelt.
Irgendwann hat jede Anstrengung ein Ende. Schon bald wird der Weg wieder flacher. Der Wald beginnt sich zu lichten und geht abrupt in weitläufige Almen über, die hier im Wechselgebiet übrigens »Schwaigen« heißen. Die Almwiesen zwischen Nieder- und Hochwechsel werden intensiv für die Viehwirtschaft genutzt. Unschwer an den zahlreichen Kuhgattern zu erkennen, die es zu passieren gilt. Obacht vor den Kuhfladen, denn wie sang einst Wolfgang Ambros, »Ich steh bis zu den Waden in einer Kuhfladen«.
Mit Vorliebe grasen heute die lieben Rindviecher direkt am Wanderweg. Doch beim Vorbeigehen würdigen sie uns keines Blickes und lassen sich beim Fressen kaum stören. Trotzdem lasst in solchen Fällen Vorsicht walten und haltet einen respektablen Sicherheitsabstand zur Herde.
Endlich, nach einer Gehzeit von knapp zwei Stunden erreichen wir den 1669 Meter hohen Niederwechsel, wo sich ein Heldenfriedhof aus dem Zweiten Weltkrieg befindet. In den letzten Kriegstagen kam es im Wechselgebiet zu erbitterten Kämpfen zwischen der Deutschen Wehrmacht und der Roten Armee. Täglich wechselten der Hochwechselgipfel und der Niederwechselgipfel die Besitzer. Unzählige Soldaten auf beiden Seiten kamen dabei ums Leben.
Erst mit der Kapitulation des Deutschen Reiches am 8. Mai 1945 fanden auch hier die Kampfhandlungen ein Ende. Da man nicht den Russen in die Hände fallen wollte, zogen sich die verbliebenen deutschen Verbände in die Obersteiermark zurück, wo sie sich den Amerikanern ergaben. Keiner der Überlebenden hatte nämlich Lust Bekanntschaft mit einem russischen Gulag im tiefsten Sibirien zu machen.
Vom Niederwechsel zum Hochwechsel
Vom Niederwechsel sehen wir schon die Kapelle und das Wetterkogelhaus am 1743 Meter hohen Hochwechsel. Für die rund drei Kilometer lange Etappe bis zum Gipfel müsst ihr eine gute Stunde veranschlagen. Der Weg führt entlang einer weitläufigen Almhochfläche und bietet wunderschöne Ausblicke auf die umliegende Bergwelt. Bei strahlendem Sonnenschein ein herrliches Bergpanorama genießen, was will der Mensch mehr!
Und dann ist es geschafft! Wir stehen beim Gipfelkreuz des Hochwechsels, welches zugleich die Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark markiert. Von hier bietet sich ein schöner Panoramablick weit über Semmering, Rax und Schneeberg hinaus. Zu dumm, dass ausgerechnet heute das Wetterkogelhaus geschlossen hat.
Aber kluge Wanderer bauen bekanntlich vor und zaubern aus dem Rucksack eine wohlschmeckende Jause. Nach einer wohlverdienten Rast werft noch einen Blick in die Kapelle, wo den Toten der zahlreichen Kriege der letzten Jahrhunderte in der Region gedacht wird. Die Deckenbemalung in der Kapelle stammte vom akademischen Maler Franz Weiss und zeigt das Leid der Kriege und eine Schutzmantelmadonna.
Der Rückweg über das Vorauer Schwaig
Zeit sich auf den Rückweg zu machen. Wir wandern die Aufstiegsroute ein Stück zurück und folgen bei einer Abzweigung einem stetig bergab führenden Pfad über Almwiesen zum Vorauer Schwaig. Eine Hütte lädt hier zur Einkehr ein. Frisch gestärkt geht es weiter über Wald- und Forstwege Richtung Studentenkreuz.
Kurz vor dem Studentenkreuz wandert ihr an einem echten Tatort vorbei, der durch einen Gedenkstein markiert ist. Dieser erinnert an den Gendarmen Emil Reiter, der an dieser Stelle bei der Verfolgung von Viehdieben im Jahre 1921 ums Leben kam. Drehen wir das Rad der Zeit kurz einmal zurück. Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg und dem Untergang der Donaumonarchie herrschte Nahrungsmittelknappheit in ganz Österreich.
Viehdiebstähle standen hier an der Landesgrenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark auf der Tagesordnung. Als am 26. Mai 1921 Gendarmen bei einem Patrouillengang auf eine Gruppe von Viehdieben stießen, kam es zu einem Feuergefecht, welches Reiter das Leben kostete. Die Täter wurden erst über ein Jahr später gefasst und zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
Mittlerweile haben wir das Studentenkreuz erreicht, welches auch an ein blutiges Ereignis erinnert. An jener Stelle kam einer Wiener Neustädter Student bei einem tödlichen Jagdunfall ums Leben.
Genug der tragischen Geschichten. Vom Studentenkreuz bis zur Bergstation des Sessellifts benötigt ihr nur mehr knappe 20 Minuten. Nun habt ihr die Qual der Wahl: Entweder mit dem Sessellift zurück ins Tal oder ihr brettert tollkühn mit einem Roller oder einem Mountain-Cart den Berg hinunter.
Fazit
Eine schöne und einfache Tour mit teilweise recht steilen Anstiegen. Dafür wird man mit schönen Ausblicken zwischen Niederwechsel und Hochwechsel belohnt. Für die gesamte Wanderung solltet ihr mit einer Gehzeit zwischen 5:30 bis 6:00 Stunden rechnen.