Radtouren Niederösterreich

Zahlreiche Vorschläge mit ausführlichen Beschreibungen und Tipps für Radtouren in Niederösterreich. Erlebt die Vielfalt von Niederösterreich auf zwei Rädern! Entdeckt malerische Landschaften, historische Sehenswürdigkeiten und gemütliche Einkehrmöglichkeiten auf abwechslungsreichen Radtouren durch die Region. Besonders beliebt sind Radwege entlang von Bahntrassen und Flüssen. Dazu zählt der Ybbstalradweg oder der Donauradweg. Folgt dem Polt-Radweg im Weinviertel und besucht eine der zahlreichen Kellergassen. Oder pilgert mit dem Rad nach Mariazell.


Die beliebtesten Radtouren

YBBSTALRADWEG – VON LUNZ AM SEE NACH WAIDHOFEN AN DER YBBS
YBBSTALRADWEG – VON LUNZ AM SEE NACH WAIDHOFEN AN DER YBBSDer 59 km lange Ybbstalradweg zwischen Waidhofen an der Ybbs und Lunz am See verläuft zum Großteil auf der ehemaligen Bahntrasse der Ybbstalbahn und zählt zu den landschaftlich reizvollsten Bahnradwegen Niederösterreichs. Der Ybbstalradweg – In welche Richtung? Nachdem wir das Höhenprofil der Strecke genauestens studiert haben, kann es nur ein Richtung unserer Tour geben: von Lunz am See (610 m) nach Waidhofen an der Ybbs (350 m). Schließlich wollen wir die Schwerkraft auf unserer Seite haben und die ganze Zeit gemütlich bergab rollen! Warum auf manchen Portalen ausgerechnet die umgekehrte Fahrtrichtung empfohlen wird, bleibt ein Rätsel. Vielleicht haben die Poster eine geheime Vorliebe für Schweißperlen auf der Stirn und Sonnencreme in den Augen. TIPP: Radtramper-Bus YbbstalradwegDie Buslinie 656 verkehrt zwischen 01.05.2024 bis 27.10.2024 an Samstagen, Sonn- und Feiertagen (Abfahrt Waidhofen: 8:45, 11:45, 15:45 Uhr) sowie Juli und August täglich zwischen dem Bahnhof Waidhofen/Ybbs und makabererweise bis zum Friedhof Lunz am See. Es gibt jeweils drei Abfahrtszeiten an den Betriebstagen. Ausführliche Informationen zu den Abfahrtszeiten findet Ihr hier: Radtramper-Bus Informationen. Zuerst ein Abstecher zum Lunzer See Nachdem wir mit dem Radtramper-Bus die malerische Ortschaft Lunz am See nach etwa einer Stunde Fahrzeit erreicht haben, steht ein kurzer Abstecher zum berühmten Lunzer See auf dem Programm. Obwohl Lunz am See als der Kältepol Österreichs gilt, ist davon an diesem Tag nicht viel zu spüren. Das Thermometer zeigt rasant steigende Temperaturen und klettert mutig an die 30-Grad-Marke. Eine erfrischende Abkühlung im glitzernden Wasser des Sees würde da gerade recht kommen. Eingebettet zwischen Bergen liegt der smaragdgrün schimmernde Lunzer See. Am See herrscht bereits Hochbetrieb. Zahlreiche Badegäste lassen im Seebad »die Seele baumeln«. Bei den Bootsverleihern klingelt die Kasse pausenlos. Das kristallklare Wasser ist verlockend, doch wir werden des Teufels Versuchung widerstehen, bewundern nur die wunderschöne Bergkulisse und schwingen uns wieder aufs Rad. Lunz am See – Das Amonhaus Zurück in Lunz unternehmen wir eine minimalistische Dorfbesichtigung. Berühmtestes Wahrzeichen des Ortes ist das Amonhaus, dessen Fassade reich mit Sgraffiti verziert ist. Im Jahr 1551 errichtet, gilt es als eines der schönsten Renaissancebauten Österreichs. Der Name des Hauses geht auf den Hammerherrn Johann Franz von Amon zurück. Über Jahrhunderte hinweg bestimmten die mächtigen Hammerherren, auch als »Schwarze Grafen« bekannt, das Schicksal des Ortes. Durch ihre Eisenverarbeitung und den Eisenhandel erlangten sie großen Wohlstand. Doch nicht nur ihre wirtschaftliche Bedeutung prägte den Ort, auch ein besonderer Gast sorgte für Aufsehen. Die Chronik des Hauses erzählt von keinem Geringeren als dem »guten Kaiser Franz I«, der auf seiner Durchreise gleich zweimal im Amonhaus übernachtete. Ybbstalradweg – Vorbei am Bahnhof Lunz am See Gerade als wir beim Bahnhof Lunz vorbeiradlen, hören wir in der Ferne das Pfeifen einer alten Diesellok. Wir legen einen kurzen Fotohalt ein und bewunderen die ruckelnde und zuckelnde Schmalspurbahn bei der Einfahrt in den Bahnhof von Lunz. Der Ybbstalradweg wurde auf der ehemaligen Trasse der im Jahr 2010 eingestellten Ybbstalbahn errichtet. Nur die Bergstrecke zwischen Kienberg-Gaming, Lunz und Göstling blieb als Museumsbahn erhalten. Am Wochenende kann man hier eine Fahrt mit dem “Ötscherland-Express”, der von einer über 100 Jahre alten Dampflok oder eben einer 80-jährigen Diesellok gezogen wird, unternehmen. Töpperbrücke Nun geht es aber wirklich weiter Richtung Göstling. Kurz nach Lunz radeln wir an der eleganten Töpperbrücke vorbei, die mit mächtigen gusseisernen Heiligenstatuen verziert ist. Errichtet wurde dieses Kleinod vom Hammerherrn Andreas Töpper, einem der größten Privatunternehmer in der Donaumonarchie. Dieser visionäre Unternehmer und Industrielle war bekannt für seine Eisenwalzwerke in Scheibbs und Lunz am See, die bis zu 800 Arbeiter beschäftigten. Göstling an der Ybbs Nach rund 11 km erreichen wir Göstling an der Ybbs. Auch Göstling war jahrhundertelang von der Eisenverarbeitung geprägt. Davon zeugen noch heute stattliche Herrenhäuser. Besonders sehenswert sind der Pfarrhof und das “Pfarrstöckl” bei der Kirche mit wunderschönen Sgraffitomalerein aus der Renaissance. Kurios mutet bei Temperaturen jenseits der 30 Grad ein Riesenschneemann an. Beharrlich trotzt er den hohen Temperaturen und erinnert an den Weltrekord im Schneemannbauen mit 3.580 Schneemännern, aufgestellt im Winter 2011. Ybbstalradweg – Von Götling nach Hollenstein Den nächsten Zwischenstopp planen wir im 17 km entfernten Hollenstein. Der Ybbstalradweg führt durch eine beeindruckende Berglandschaft. Bewaldete Berge begrenzen das meist breite Ybbstal. Nur an wenigen Stellen wird das Tal enger. Aus der Ferne grüßt der Ötscher. Die Landschaft ändert sich hinter jeder Kurve. Auf steil aufragende Felsen folgen Wiesen und Obstbäume. Alte Kilometersteine entlang des Radwegs errinnern an die längst vergangenen Zeiten der Ybbstalbahn. Sand- und Steinbänke in der Ybbs werden von den Einheimischen als Badeplätze genutzt. Zwischen den Ortschaften Göstling und Hollenstein begegnen wir einem faszinierenden architektonischen Meisterwerk. Wie ein gigantischer Regenwurm, dessen Hinterteil neugierig aus der Oberfläche hervorschaut, erstreckt sich eine imposante Rohrleitung über die Ybbs. Dieses eindrucksvolle Bauwerk ist der Ybbsdüker, der in den 1920er Jahren erbaut wurde, um das Kraftwerk Opponitz mit dem dringend benötigten Wasser zu versorgen. Während unserer Fahrt entlang des Ybbstalradwegs Richtung Hollenstein passieren wir auch die »Pfandlbrücke«, an der ein besonderes Marterl unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Es erinnert an einen tragischen Vorfall, der sich vor vielen Jahren an dieser Stelle ereignete. Am 2. Februar 1923, während eines verheerenden Hochwassers, brach die damalige Brücke zusammen und riss sechs Menschen in den Tod. Hollenstein Die auf einem Hügel thronende mächtige Pfarrkirche von Hollenstein ist schon von weitem sichtbar. Wir machen einen kurzen Abstecher in den Ort, wo die Zeit ein wenig stehen geblieben ist. Wie Lunz oder Göstling war auch Hollenstein jahrhundertelang von der Eisenverarbeitung geprägt. Nachdem jedoch die Blütezeit der Eisenindustrie Mitte des 19. Jhdt zu Ende ging, setzten die Hollensteiner auf Holz und errichteten Sägewerke und eine Papierfabrik. Sehenswert sind neben der Pfarrkirche auch das spätbarocke »Steinhaus« am Dorfplatz, sowie der Kalvarienberg mit einer barocken Kapelle. Ursprünglich hätte – einer Sage nach – die Hollensteiner Pfarrkirche am Kalvarienberg erbaut werden sollen. Doch das Schicksal hatte andere Pläne. Ein Zimmermann verletzte sich beim Holzsägen an der Hand und sein Blut färbte die umherliegenden Holzspäne tiefrot. Plötzlich erschien eine weiße Taube und nahm einen dieser blutgetränkten Späne auf, um damit auf den gegenüberliegenden Hügel zu fliegen. Dieses unerklärliche Ereignis deutete man als ein göttliches Zeichen und errichtete die Pfarrkirche an der neuen Stelle. Zurück am Ybbstalradweg. Rund 26 km sind es noch bis Waidhofen an der Ybbs. Flott geht es weiter Richtung Opponitz, wo der Radweg durch einen 87 m langen Tunnel führt. Hinter Opponitz wird das Ybbstal allmählich enger, bevor es beim »Ofenloch« zur Schlucht wird. Es ist vielleicht der spektakulärste Streckenabschnitt des Radweges. Aufwändige Hangsicherungen, wie Stützmauern und Fangnetze schützen die Benutzer des Radweges vor herabfallenden Steinen. Das Ybbstal wird wieder weiter. Waidhofen an der Ybbs – Stadt der Türme Nach rund 56 km erreichen wir Waidhofen an der Ybbs. Barocke Kirchtürme und mittelalterliche Wehrtürme prägen die Silhouette der Stadt. Wir bummeln ein wenig durch die Innenstadt und bewundere die zahlreichen Häuser, die noch aus der Zeit des Mittelalters stammen. Wahrzeichen der Stadt ist der mächtige Stadtturm am Oberen Stadtplatz. Eine Mär berichtet, dass der Turm als Zeichen des Sieges über die Türken, die 1529 hier ihr Unwesen trieben, errichtet wurde. Eine der vier Turmuhren zeigt stets dreiviertel Zwölf an und soll an die Vertreibung des letzten Türken aus der Stadt erinnern. Der Spruch »Eisen und Stahl ernähren die Stadt« am mittelalterlichen Ybbsturm stammte noch aus der Zeit als Waidhofen neben Steyr das wichtigste Zentrum der Eisenverarbeitung war. Auffallend ist der von Franz Hollein gestaltete Glasaufsatz am Bergfried des Rothschildschlosses. Heute befindet sich das Schloss im Besitz der Stadt und beherbergt ein Museum über die Stadtgeschichte. Vom Rothschildschloss sind es dann noch knappe zwei Kilometer bis zum Bahnhof, von Waidhofen. Der Ybbstalradweg – Fazit Der Ybbstalradweg bietet ein bisschen von allem: Liebevoll gepflegte Dörfer mit historischer Bausubstanz, eine spektakuläre Bergkulisse, den Lunzer See und die Ybbs zum Baden und genug Einkehrmöglichkeiten entlang der Strecke zur Stärkung. Es ist eine schöne und gemütliche Radtour durch das Ybbstal, die stets leicht bergab führt und angenehm zu befahren ist. Auffallend waren die zahlreichen Radler, die am heutigen Tag, trotz der hohen Temperaturen, unterwegs waren. Wir haben den Ybbstalradweg erstmals kurz nach der Eröffnung im Jahr 2017 befahren. Mittlerweile gab es kleinere Streckenanpassungen. Aus nostalgischen Gründen haben wir die seinerzeitige Route gewählt. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour am Ybbstalweg inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: AM YBBSTALRADWEG – VON LUNZ NACH WAIDOFEN Streckenplan Ybbstalradweg Version 2017- GPS-Daten Tourdaten Radweg-Symbol: Grünes Schild mit Aufschrift Ybbstalradweg Schwierigkeit: leicht Strecke: ca 59 km   Highlights der Strecke: Lunz am SeeGöstling an der YbbsHollensteinWaidhofen an der YbbsDie Streckenführung Der Weg ist sehr gut ausgeschildert. Eine zusätzliche Radkarte ist mE nicht notwendig. Hinweis Radtramper-BusDer Bus verkehrt zwischen 01.05.2023 bis 26.10.2023 an Samstagen, Sonn- und Feiertagen (Abfahrt Waidhofen: 8:45, 11:45, 15:45 Uhr) sowie Juli und August täglich zwischen Waidhofen an der Ybbs und Lunz am See. Es gibt jeweils drei Abfahrtszeiten an den Betriebstagen. Ausführliche Informationen zu den Abfahrtszeiten findet Ihr hier: Radtramper-Bus Informationen. Die Fahrscheine für den Radtramper-Bus sind beim Bus-Chauffeur erhältlich. Eine Reservierung ist nicht möglich. Alternativ gibt es auch Radtramper-Taxis. Mehr Infos dazu findet man hier: Radtramper-Taxis [...]
PILGERWEG – AM TRAISENTALRADWEG VON MARIAZELL NACH ST PÖLTEN
PILGERWEG – AM TRAISENTALRADWEG VON MARIAZELL NACH ST PÖLTENDer Traisental-Radweg zählt zu den beliebtesten Rad-Pilgerwegen nach Mariazell. Am besten fährt man mit der Mariazellerbahn in den Wallfahrtsort und dann mit dem Rad – meist leicht bergab – über Lilienfeld zurück nach St Pölten.   Mit der Mariazellerbahn in den Wallfahrtsort Mariazell Jetzt habe ich mir schon wieder einen heißen Tag für eine Radtour ausgesucht. Auch heute waren 38 Grad angesagt. Trotzdem wollte ich mich auf den Spuren der Pilger bewegen. Mein Ziel war Mariazell. Nachdem ich das Höhenprofil des Traisental-Radwegs studiert hatte, war auch die Richtung sofort klar. Ich beschloss mit der Mariazellerbahn nach Mariazell zu fahren und von dort zurück nach St Pölten. Mit Ausnahme zweier Steigungen geht der Traisental-Radweg zwischen Mariazell und St Pölten permanent bergab – von rund 900 auf 270 Höhenmeter. Und ich denke es war eine weise Entscheidung. Mit dem Auto begebe ich mich zuerst nach St Pölten. Dort bestieg ich die Himmelstreppe aufwärts zum Wallfahrtsort Mariazell, der auf knapp 900 Meter Höhe liegt. Weniger poetisch ausgedrückt: Ich überwand keine tausenden Stufen, sondern fuhr mit der Mariazellerbahn gemütliche zweieinhalb Stunden zum Ausgangspunkt dieser Radtour. Seit Herbst 2013 setzt die Mariazellerbahn moderne Niederflurtriebwagen („Himmelstreppe“) auf dieser Strecke ein, die sich als ausgesprochen bequem und klimatisiert – was bei den heutigen Temperaturen sicher kein Fehler war – präsentieren. Auch die Mitnahme eines Fahrrades funktioniert problemlos. Die Fahrscheine für den Zug kann man entweder online oder erst beim Schaffner im Zug kaufen. Ich war ja schon überrascht beim Einsteigen des Zuges. Selten habe ich so freundliches und hilfreiches Zugpersonal erlebt. Überraschenderweise verging die Zeit wie im Flug, trotz zweier unfreiwilliger Halts wegen Stromausfalls mitten auf der Strecke. Mariazell, Ziel vieler Pilgerwege und Pilgerreisen in Österreich Als ich Mariazell aus dem Zug stieg, fühlte ich mich ein wenig wie Gary Cooper. Es war “12 Uhr Mittags”. Statt Grace Kelly und einem Revolverduell gab es die obligate Mittagssirene. Bereits am Bahnhof beginnt die vorbildliche Beschilderung des Traisentalradweges. Das Ortszentrum und die berühmte Wallfahrtskirche liegen rund eineinhalb Kilometer vom Bahnhof entfernt. Am Hauptplatz von Mariazell herrschte ein ziemliches Remasuri, oder ein großes Remmidemmi, wie unsere nördlichen Nachbarn sagen würden. Insbesondere die Devotionalienhändler hatten Hochbetrieb. Hier bekommt man einfach alles: Beginnend von Heiligenfiguren, Kerzen und Kreuzen bis zum berühmten Magenbitter. Soviel Kitsch auf engsten Raum sieht man selten. Vielleicht noch in Fatima. Dort gibt es sogar Supermärkte für Devotionalien. Und inmitten des Geschehens thront die beeindruckende Wallfahrtskirche. Einen kurzen Besuch des Gotteshauses sollte man schon einplanen. Soviel Zeit muss sein. Gottes Segen kann ja nicht schaden, insbesondere auf den steilen Bergabfahrten. Unter dem Motto: “Lieber Gott, mach, dass meine Bremsen nicht versagen!” Bergab am Traisentalradweg zur Wuchtelwirtin beim Hubertussee Denn gleich auf den ersten drei Kilometern geht es in steilen Serpentinen abwärts Richtung Hubertussee. Hier erreichte ich auch gleich einmal die Höchstgeschwindigkeit des heutigen Tages. Und die Bremsen haben Gott sei Dank funktioniert. Auf einer wenig befahrenen Landstraßen gelangt man anschließen zum Hubertussee. Kurz davor habe ich sogar den seligen Kaiser Franz Joseph auf der Pirsch getroffen. Ich winkte ihm huldvoll zu. Ob es ihm gefreut hat mich zu sehen, weiß ich nicht. Auf alle Fälle setze ich meinen Weg durch das landschaftlich reizvolle Tal fort. Badehalt am Hubertussee? Ein kleines Päuschen bei der berühmten Wuchtelwirtin? Ich konnte des Teufels Versuchungen widerstehen. Aber es ist mir schwergefallen. Besonders eine frische Buchtel hätte mich gereizt. Und dazu einen Melange oder Häferlkaffee. Der längste Anstieg am Traisentalradweg – Hinauf zum Gscheid Pass Kurz nach der Wuchtelwirtin begann der lange Aufstieg zum Gscheid Pass auf 970 Meter Seehöhe. Bei diesen Temperaturen war das bergauf Radeln kein Honigschlecken. Frei nach Hamlet: “Quälen oder Schieben, das war hier die Frage”. Ich entschied mich mein Rad ein Stück zu schieben. Aber irgendwann ist jedes Ungemach überwunden und ab dann geht es tatsächlich nur mehr bergab. Es war ein wahrer Höllenritt. Die Kurven sind recht eng und man muss höllisch aufpassen, damit einem kein Fahrfehler passiert. Dummerweise kommen mir bei diesen steilen Abfahrten immer wieder ein Gedanke- was ist, wenn meine Bremsen plötzlich versagen? Gut ist´s gangen, nix ist g`schehen. Und dann ging es nur mehr bergab bis zum Stift Lilienfeld Vom Gscheid Pass bis nach Kernhof geht es gleich einmal 300 Höhenmeter hinunter auf vier Kilometer. Der steile Anstieg war sofort wieder vergessen. In Kernhof besteht die Möglichkeit ein Kameltheater zu besuchen, wo Kamele als Darsteller von einfachen Theaterstücken fungieren. Das Theater ließ ich im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und setzte meinen Weg Richtung Stift Lilienfeld fort. Auf den nächsten 26 Kilometern führt der Radweg auf idyllischen Uferwegen und entlang der Traisentalbahn über die Ortschaften St Aegyd am Neuwalde, Hohenberg und Freiland nach Lilienfeld. Das leichte Gefälle dieser Etappe mit rund 200 Höhenmetern läßt meinen Drahtesel beinahe von alleine laufen. Es hat so richtig Spass gemacht kräftig in die Pedale zu treten und Geschwindigkeit zu machen. Schon von weitem kann man das Stift Lilienfeld erkennen. Es handelt ich dabei um das größte mittelalterliche Kloster Österreichs mit einem wunderschönen Zisterzienserkreuzgang. Gegründet wurde es 1202 vom Babenbergerherzog Leopold VI, dem Glorreichen. Falls es die Zeit zulässt, sollte man die Klosteranlage unbedingt besuchen. Es zahlt sich aus. Die letzte Etappe von Lilienfeld nach St Pölten Von Lilienfeld sind es noch rund 25 km nach St Pölten, dem Ausgangspunkt meiner Radtour. Der Radweg führt auf asphaltierten Uferwegen und ruhigen Nebenstraßen über Wilhelmsburg direkt in das Regierungsviertel von St Pölten. Nach rund 89 Kilometern, vier Stunden reiner Fahrzeit und rund zwei Stunden Pausen ist es vollbracht. Der Ausgangspunkt beim Bahnhof ist wieder erreicht. Es war eine schöne Tour. Landschaftlich war für mich persönlich der erste Teil der Tour (bis nach St Aegyd am Neuwalde) am schönsten. Und es klingt komisch, aber trotz der Hitze war die Radtour gar nicht so anstrengend, mit Ausnahme der beiden Steigungen. Die Radtour ist auch für weniger durchtrainierte Radfahrer an einem Tag zu schaffen. Man muss halt früher von Mariazell starten, damit der Gemütlichkeitsfaktor erhalten bleibt. Und es gibt entlang der Strecke zahlreiche Einkehrmöglichkeiten. Mit kleinen Kindern ist die Tour nicht zu empfehelen, da es mehrere steile Abfahrten gibt. Ich bin mir ziemlich sicher, aber die Tour mache ich sicherlich noch einmal. Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: Grünes Schild “Traisentalradweg”, Radweg Nr 4 Schwierigkeit: mittel, nur zwei steilere Anstiege Strecke: ca 89 km   Highlights der Strecke: Fahrt mit der MariazellerbahnWallfahrstkirche MariazellStift LilienfeldAltstadt von St Pölten Der Weg ist perfekt  ausgeschildert. [...]
RADTOUR MARCHFELD – DIE BAROCKE VIER SCHLÖSSER-TOUR
RADTOUR MARCHFELD – DIE BAROCKE VIER SCHLÖSSER-TOURBarocke Pracht im Marchfeld. Die Radtour Marchfeld-Schlösser führt Euch zu Schloss Hof, Schloss Niederweiden, Schloss Orth und Schloss Eckartsau. Alle vier Marchfeld-Schlösser spielten einst im Leben von Maria Theresia, Kaiser Karl, Prinz Eugen und Kronprinz Rudolf eine große Rolle. Diese Radtour durch das Marchfeld verbindet Schloss Hof, Schloss Niederweiden, Schloss Orth und Schloss Eckartsau miteinander. Dabei handelt es sich um keine offizielle Strecke, sondern diese basiert auf Teilen verschiedener Radwege, ua dem Donauradweg, dem Marchfeldkanal-Radweg, dem Kamp-Thaya-March Radweg oder der Carnuntum-Schloss Hof-Bratislava-Tour. Kronprinz Rudolf, die Gebrüder Schrammel und Schloss Orth Noch nicht einmal gestartet und schon kann man das erste Schloss besichtigen. Einst eine mittelalterliche Wasserburg beherbergt Schloss Orth heute das Besucherzentrum des Nationalparks Donau-Auen. Im Schloss Orth feierte eine der ersten “Boybands” der Welt ihren musikalischen Durchbruch. Anlässlich einer Hofjagd lud Kronprinz Rudolf zur Unterhaltung der illustren Gästeschar die Gebrüder Schrammel, sowie den Kunstpfeifer und Fiaker Bratfisch ein. Die Schrammeln begeisterten die aristokratische Haute Volée derart, dass Kronprinz Rudolf das Fest spontan um zwei Tage verlängern ließ. Besonders angetan war Kronprinz Rudolf von der Darbietung des Kunstpfeifers Bratfisch. Es gibt sogar die Mär, dass Rudolf und Bratfisch das Lied “Das is´n Weana sein Schan” im Duett zum besten gaben. Gesichert ist jedoch, dass Rudolf an diesem Abend Bratfisch zu seinem Leibfiaker ernannte. Kaiser Karl und Schloss Eckartsau Von Orth geht es über den Donauradweg rund 9 km zum Schloss Eckartsau. Für mich persönlich das schönste Schloss der Runde. Das Schloss strahlt eine gewisse Ruhe und Würde aus. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Auf alle Fälle wurde hier Weltgeschichte geschrieben. Das letzte österreichische Kaiserpaar Karl I. und Zita lebten hier für knapp fünf Monaten, bevor es im März 1919 ins Exil in die Schweiz ging. Besichtigen kann man hier die original eingerichteten kaiserlichen Privaträume. Wer kein Interesse an den alten Habsburgern hat, kann auch ein wenig chillen. Überall im Schlosspark sind Liegestühle aufgestellt. Über eine wenig befahrene Landesstraße geht es über Pframa und Haringsee zum Marchfeldkanal-Radweg. Unweigerlich muss man bei dieser Tour an Arthur Schnitzler und an “Das weite Land” denken. Getreidefelder wechseln sich mit Gemüse- und Kukuruzfeldern ab. Blendet man die Hundsheimer Berge im Hintergrund aus, dann ist die höchste Erhebung ein Misthaufen. Und genau hier, wo die Strecke besonders windanfällig ist, frischte ein warmer kräftiger Wind auf. Natürlich Gegenwind, wie konnte es anders sein. Und obwohl die Strecke komplett eben ist, musste ich kräftig in die Pedale treten. Prinz Eugen und Schloss Niederweiden Die einen sammeln Nippes, die anderen Schlösser. Zu den Letzteren zählte Prinz Eugen, der große österreichische Feldherr. Wenn er nicht gerade Osmanen verdrosch, kaufte “der edler Ritter” Schlösser in Bausch und Bogen, wie Schloss Niederweiden oder Schloss Hof. Die fürstliche Zuwendungen durch das Kaiserhaus, als Dank für seine militärischen Siege, investiert der Prinz in Grundstücke, den barocken Ausbau von Schlössern, Gemäldesammlungen und den Ankauf von ganzen Biblotheken. Nach dem Tod von Prinz Eugen erbte seine 52 jährige unverheiratete Nichte Anna Victoria den Großteil seines Vermögens. Plötzlich war die alte Jungfer eine reiche Partie und fand prompt einen um 20 Jahre jüngeren Adeligen. Dummerweise konnte ihr Ehegatte nicht mit Geld umgehen und Anna Victoria begann den Nachlass des Prinzen Eugen komplett zu verschleudern. Als Schloss Niederweiden und Schloss Hof bei einer Versteigerung zum Kauf angeboten wurde, erwarb Kaiserin Maria Theresia beide Schlösser. Nach einer kurzen Schlossbesichtigung geht es entlang des Marchfeldkanal-Radweges zum imposantesten der Marchfeldschlösser, zu Schloss Hof. Maria Theresia und Schloss Hof Nachdem Prinz Eugen Schloss Hof erworben hatte, lässt er das Schloss zu einem prachtvollen barocken Schmuckkästchen ausbauen. Der Schlossgarten wird nach dem Vorbild von Versailles mit Terrassen, Treppenanlagen, Statuen und Brunnen gestaltet. Bereits zur Zeit von Prinz Eugen war Schloss Hof stets ein Schauplatz rauschender Feste und illustrer Gesellschaften. Es ist das Zeitalter der Inszenierung. Man tanzt Menuette unter Sternen, erfreut sich am Gesang von Kastraten und speist raffinierte Gaumenfreuden beim Schein tausender Fackeln. Zum Schrecken der Gästeschar lässt Prinz Eugen auch gerne seinen zahmen Löwen während des Bankettes frei herumlaufen. Das größte barocke Spektakel auf Schloss Hof plante Maria Theresia anlässlich der Hochzeit ihrer Lieblingstochter Marie Christine mit Prinz Albert von Sachsen. Doch die Freude Maria Theresias über die bevorstehende Hochzeit wurde vom plötzlichen Tod ihres geliebten Gatten getrübt. Die Trauung in der Schlosskapelle muss skurril angemutet haben. Aufgrund der einjährigen Hoftrauer trugen alle Hochzeitsgäste tiefschwarze Kleidung. Den Damen war nicht einmal gestattet ihre wertvollen Brasettln auszuführen. Nur das Brautpaar war davon ausgenommen. Marie Christine durfte in Weiß heiraten, Prinz Albert in Uniform. Nach der Trauung gab es anstelle eines rauschen Festes, ein bescheidenes Unterhaltungsprogramm in Form von Landlustbarkeiten. Dazu zählten Bauernwettlaufen, Sackhüpfen oder Armbrustschießen. Auch heute waren Partys und rauschende Feste nicht angesagt – vermutlich wäre ich auch “underdressed” gewesen – und so ging es wieder am Marchfeldkanal-Radweg zurück bis zum Rußbach. Von dort führt nun der Weg über Engelhartstetten und Stopfenreuth über den Donauradweg zurück nach Orth an der Donau. TIPP FÜR EINE WEITERE RADTOURBei Schloss Hof startet auch unsere Radtour: ENTLANG DER MARCH ZWISCHEN ÖSTERREICH UND DER SLOWAKEI FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour zu den Marchfeld-Schlössern inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: SCHLÖSSER-TOUR DURCH DAS MARCHFELD Streckenplan Radtour Marchfeld Tourdaten Radweg-Symbol: keines, die Radtour ist keine offizielle Strecke, sie basiert vielmehr auf Teilen verschiedener Radwege, ua dem Donauradweg, dem Marchfeldkanal-Radweg, dem Kamp-Thaya-March Radweg oder der Carnuntum-Schloss Hof-Bratislava-Tour. Obiges Radwegschild ist daher nur ein Symbolfoto. Schwierigkeit: leicht, wenn kein Wind geht Strecke: ca 56 km Highlights der Strecke: Schloss OrthSchloss EckertsauSchloss HofSchloss Niederweiden (Abstecher) Der Weg ist nicht ausgeschildert. Es empfiehlt sich daher auch eine Karte der Region mitzunehmen. Hinweis: Die Radtour ist sehr windanfällig und man sollte diese nicht unbedingt bei hohen Temperaturen fahren, da Schatten eher Mangelware ist. Am heutigen Tag war das erste Kriterium gleich einmal nicht erfüllt. Es hatte 34 Grad. Aber, in Orth an der Donau – dem Ausgangspunkt der Tour  – war es windstill. Und dieses Kriterium zählt mehr als ein heißer Sommertag. [...]
RADWEG WIENER NEUSTÄDTER KANAL – VOM ZENTRUM WIENS NACH WIENER NEUSTADT
RADWEG WIENER NEUSTÄDTER KANAL – VOM ZENTRUM WIENS NACH WIENER NEUSTADTHeute begebe ich mich auf eine historische “Schiffsreise” und folge dem Wiener Neustädter Kanal direkt aus dem Herzen Wiens (Wien Mitte) nach Wiener Neustadt. Die Länge der Radtour beträgt 64 km. INHALTSVERZEICHNIS Etappe 1: Vom ersten Wiener Hafen zum zweiten Wiener HafenEtappe 2: Vom zweiten Wiener Hafen bis zum LiesingbachEtappe 3: Vom Liesingbach bis nach Maria LanzendorfEtappe 4: Von Maria Lanzendorf bis nach LaxenburgEtappe 5: Von Laxenburg nach KottingbrunnnEtappe 6: Von Kottingbrunn bis Wiener Neustadt Etappe 1: Vom ersten Wiener Hafen zum zweiten Wiener Hafen Bahnhof Wien Mitte Zwischen Rechter Bahnzeile und dem Bahnhof Wien Mitte befand sich der erste Wiener Hafen des Wiener Neustädter Kanals. Die Ingenieure der Monarchie wälzten große Pläne, als im Jahr 1797 mit den Grabungsarbeiten zur Errichtung einer Wasserstraße zwischen Wien und Triest begonnen wurde. Mit Hilfe des Kanals sollten Kohle, Holz und Ziegel kostengünstig aus Niederösterreich nach Wien transportiert werden. Bis zu diesem Zeitpunkt waren täglich bis zu 40.000 Pferde auf der alten Reichsstraße unterwegs und verursachten eine “Verkehrshölle”. Die feierliche Eröffnung des Kanals erfolgte am 12. Mai 1803. Wir starten bei der Rechten Bahnzeile, radeln vorbei an den goldenen Kuppeln der Russisch-Orthodoxen Kathedrale und queren den Rennweg. Unser erstes Ziel ist der Platz der Opfer der Deportation. Platz der Opfer der Deportation Am Platz der Opfer der Deportation wurde 1848 der Wiener Hafen verlegt, da der alte Hafen dem Eisenbahnausbau im Weg lag. Mit der Fertigstellung der Südbahnstrecke und der Errichtung der Aspangbahn begann der Niedergang des Kanals. Im Juli 1879 wurde der Schiffsverkehr in Wien eingestellt und das Kanalwasser abgelassen. Das Hafenbecken wurde zugeschüttet und an dessen Stelle der Aspangbahnhof errichtet. Das trockengelegte Kanalbett nutzte man als Trasse für die Aspangbahn. Der Aspangbahnhof selbst fiel in den 1970er-Jahren der Abrissbirne zum Opfer. Traurige Berühmtheit erlangte der Bahnhof während der Nazizeit. Ein Denkmal im Park erinnert an die tausenden Juden, die von hier in die Vernichtungslager transportiert wurden. Etappe 2: Vom zweiten Wiener Hafen bis zum Liesingbach Weiter geht es entlang der Rubin Bittmann Promenade, der Otto Preminger Straße und der Leberstraße Richtung St Marxer Friedhof. Für einen Abstecher auf den St Marxer Friedhof müsst Ihr im Kreisverkehr der Leberstraße für weitere 600 Meter folgen. Ansonsten radelt Ihr dem Radweg-Schild “Schwechat” nach. HINWEIS: BIEDERMEIERFRIEDHOF ST MARXBesucht die letzte Ruhestätte Mozarts. Die genaue Lage seines Grabes ist jedoch unbekannt. Da Grabsteine zu Mozarts Zeit verboten waren, kannte nur der Totengräber die genaue Stelle. Mit seinem Tod ging das Wissen um die Lage von Mozarts Grab verloren. Ein trauerndes Engerl an einer abgebrochenen Säule bezeichnet heute jenen Ort, wo die letzte Ruhestätte Mozarts vermutet wird. Der Radweg folgt dem Straßenzug “Am Kanal” und der Schemmerlstraße, die an Joseph Schemerl erinnert. Dieser leitete  den Ausbau des Kanals zwischen 1799–1803. Warum man dem armen Mann im Straßennamen ein zweites “m” verpasste, kann uns vermutlich nur der zuständige Stadtrat verraten. Er hat wohl im Geschichtsunterricht nicht aufgepasst. Eine Brücke – mit Blick auf die Kuppel der mächtigen Karl Borromäus Jugendstilkirche – führt uns über den Zentralverschiebebahnhof Kledering. Über Wiesen und Felder geht es nun weiter Richtung Oberlaa und Unterlaa zum Liesingbach. Etappe 3: Vom Liesingbach bis nach Maria Lanzendorf Kurz nach Unterlaa folgt der Radweg ein Stück der Außenring-Autobahn. Unser nächstes Ziel ist die Wallfahrtskirche in Maria Lanzendorf. Wallfahrtskirche Maria Lanzendorf – Ein Ort mit Weltgeschichte In Maria Lanzendorf wurde Weltgeschichte geschrieben. Um 70 n Chr schaute der Apostel Lukas vorbei und verkündete das Wort Christi. 100 Jahre später stürmte der römische Kaiser Marc Aurel durch den Ort, tötete jeden Markomannen und ließ als Dank eine Kapelle errichten. 508 verirrte sich König Arthus in die Gegend. Warum weiß nur er. Karl der Große kam mit der Absicht die Awaren zu vernichten. Was ihm auch gelang. Er spendete eine neue Kapelle und ein Marienbild zur Verehrung. Der Babenberger Herzog Leopold VI verehrte es und dankte der Mutter Gottes für seine glückliche Heimkehr vom Kreuzzug. Zu den Tatsachen. Als Wallfahrtsort wird Maria Lanzendorf bereits 1418 erwähnt und gilt als einer der ältesten Wallfahrtsorte Österreichs. Nach der Zerstörung durch die Türken 1683 wurde die Kirche prachtvoll im barocken Stil wiedererrichtet. Ein besonderes Zeugnis barocken Frömmigkeit ist der künstlich errichtete Kalvarienberg, in dessen Nischen der Leidensweg Christi dargestellt ist. Nach der Eröffnung des Wiener Neustädter Kanals drohte der Wallfahrtskirche eine besondere Gefahr. Wasser aus undichten Kanalteilen drang in die Katakomben ein und brachten die Kirche in Einsturzgefahr. Das Wasser stand so hoch, dass sogar die Särge durch die Gruft schwammen. Etappe 4: Von Maria Lanzendorf bis nach Laxenburg Kurz nach Achau stoße ich erstmals auf den Wiener Neustädter Kanal, der hier in den Mödlingbach mündet. Auf der rund 60 km langen Strecke überwand der Kanal mit Hilfe von 50 Schleusen einen Höhenunterschied von etwa 100 Meter. Vom Kanal sind heute noch 38 km zwischen Biedermannsdorf und Wiener Neustadt erhalten geblieben. Der Rest wurde zugeschüttet. Mühlen und Spinnereien sind schuld daran, dass der Kanal nicht zur Gänze zugeschüttet wurde. Sie siedelten sich am Kanal an, um das Wasser zum Betreiben der Maschinen zu nutzten. Kleinkraftwerke versorgen heute noch die Region mit Strom. Laxenburg Schon bald darauf erreiche ich Laxenburg, wo die Habsburger gerne zur Sommerfrische weilten.  Besonders Maria Theresia und Kaiser Franz schätzen den Park von Schloss Laxenburg, den größten englischen Landschaftsgarten Österreichs. Für eine ausgiebige Besichtigung reicht heute leider die Zeit nicht. HINWEIS: SCHLOSS LAXENBURGKaiser Franz I schuf am Beginn des 19. Jhdt eine Art Ritter-Disneyland im Schlosspark. Highligt des Parks ist die Franzensburg. Die Wasserburg stellt ein Sammelsurium historischer Originalbauteile aus Klöstern und Burgen des ganzen Landes dar. Mehr Infos für einen Rundgang im Schlosspark Laxenburg. Etappe 5: Von Laxenburg nach Kottingbrunn Es geht weiter entlang des Bahndamms der Aspangbahn zu den Ausläufern des Industriegebiets NÖ-Süd. Ab hier führt der Radweg fast durchgehend entlang des Wiener Neustädter Kanals bis an sein Ende in Wiener Neustadt. Ich radle durch Guntramsdorf, wo 1797 Kettensträflinge und Zwangsarbeiter mit den Grabungsarbeiten für die Wasserstraße begannen. Unwetterschäden und Dammbrüche verzögerten eine rasche Fertigstellung des Kanals. Am 12. Mai 1803 konnte die Schifffahrt endlich den Betrieb aufnehmen. Bereits um fünf Uhr früh verließ das erste Schiff den Wiener Hafen. Der Lastkahn nahm in Guntramsdorf eine Ladung Ziegel an Bord und erreichte am Nachmittag des nächsten Tages Wiener Neustadt. Die Lastschiffe wurden von einem Pferd gezogenen, hatten eine Länge von 22 Meter und eine Breite von zwei Meter. Sie konnten 30 Tonnen Ladegut transportieren, was ungefähr 30 Pferdefuhrwerken entsprach. Es geht flott dahin durch die flache Landschaft. Der Radweg streift die bekannten Weinorte Gumpoldskirchen, Pfaffstätten oder Baden nur am Rande. Wer Lust und Laune hat, kann auf der Höhe von Pfaffstätten einen kleinen Abstecher in das historische Zentrum von Baden unternehmen. HINWEIS: BADEN BEI WIENEinen kleinen Stadtrundgang durch Baden findet ihr im Beitrag Helenentalradweg – Das Wegerl im Helenental. Durch den Abstecher verlängert sich die Radtour um rund vier Kilometer. Den Abstecher nach Baden lasse ich heute aber bleiben und radle weiter entlang des Kanals. Es geht an Wasserschleusen und historischen Ziegelbrücken vorbei. Schloss Kottingbrunn und der Kriminalfall Bohr In Kottingbrunn lege ich eine kurze Rast ein und bewundere das fast 1.000 jährige Wasserschloss. Sein heutiges Aussehen verdankt das Schloss dem Grafen Lamberg, der es nach der Zerstörung durch die Türken als Herrensitz wiederaufbauen ließen. Ich gebe zu, diese Info ist nicht sonderlich spannend. Spannender ist jedoch die Geschichte über Peter Ritter von Bohr, dem das Schloss von 1819 bis 1840 gehörte. Bohr stammte aus Luxemburg und kam als begabter Portraitmaler und Geschäftsmann nach Österreich. Er verfügte über ausgezeichnete Kontakte und machte mit undurchsichtigen Geschäften rasch ein großes Vermögen, das er laufend in Grundbesitz investierte. Bohr galt als Liebling von Kaiser Franz I und guter Freund des Fürsten Metternich. Er war auch Mitbegründer der Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft und der Ersten Österreichischen Spar-Casse. Durch eine Fehlinvestition schlitterte Bohr 1839 in den Konkurs. Kurze Zeit später verfügte er auf rätselhafte Weise wieder über beachtliche Geldsummen. Sechs Jahre später des Rätsels Lösung. Bohr wird als Geldfälscher entlarvt, nachdem seine Frau mit Falschgeld eine auffällige Uhr gekauft hatte. In einem Aufsehen erregenden Prozess wird das Ehepaar zum Tode verurteilt. Nach Intervention aus höchsten Kreisen wird Bohr zu acht und seine Gattin zu zwei Jahren Kerker begnadigt. Bohr stirbt 1847 in der Haft und wird in Kottingbrunn begraben. Etappe 6: Von Kottingbrunn bis Wiener Neustadt Ohne Steigung radle ich an den Gemeinden Schönau, Leobersdorf, Sollenau, sowie dem Truppenübungsplatz Großmittel vorbei. Die Strecke beginnt sich jetzt ein wenig zu ziehen. Der ideale Zeitpunkt für eine kleine Anekdote über Ludwig van Beethoven. Beethoven, der viele Sommer in Baden verbrachte, unternahm eines Tages einen Spaziergang  entlang des Kanals. Ganz in Gedanken vertieft, vergaß er umzukehren und folgte dem Kanal immer weiter. Völlig müde, staubbedeckt und hungrig erreichte er Wiener Neustadt. Da er wie ein Bettler und Lump aussah wurde er von der Polizei wegen Landstreicherei festgenommen. Bereits im Stadtgebiet von Wiener Neustadt überquert der Kanal die Warme Fischa auf einem kleinen Aquädukt. Die Wasserkreuzung zählt zu den sieben Wundern von Wiener Neustadt, die jedes Volksschulkind der Stadt kennt. Zumindest, wenn es rudimentär des Lesens mächtig ist. Die sieben Wunder von Wiener Neustadt sind eine Anspielung auf die Sieben Weltwunder und weisen auf sieben historischen Besonderheiten hin. Mehr dazu am Ende unserer Radtour. Der Hafen von Wiener Neustadt Ich folge dem Kanal weiter bis zur Einmündung in den Kehrbach, überquere diesen und radle entlang der Straße” Am Kanal” bis zur Ungargasse, wo sich einst der Hafen von Wiener Neudstadt befand. Das Hafenbecken wurde 1916 zugeschüttet. Nur eine unscheinbare Gedenktafel erinnert noch an das einstige Hafengelände. Geschafft, die meine “Schiffsreise” findet hier ihr Ende. Ich “schiffe” aus und unternehme noch einen kurzen Spaziergang zu den sieben Wundern von Wiener Neustadt. Die sieben Wunder von Wiener Neustadt Neukloster und Mozarts Requiem Nur einen Katzensprung vom ehemaligen Hafen entfernt steht das Neukloster. Dieses wurde von Kaiser Friedrich III, dem Vater des späteren Kaiser Maximilian, 1444 gegründet. Das Kloster zählt zwar nicht zu den “Wundern”, doch hier wurde am 14. Dezember 1793 Mozarts Requiem unter der Leitung von Graf Franz von Walsegg aufgeführt. Walsegg hatte Mozart anonym mit der Komposition eines Requiems beauftragt. Der sonderbare Adelige gab häufig Partituren bei berühmten Komponisten in Auftrag, um diese bei Privatdarbietungen als seine eigenen zu verkaufen. Erstmals wurden Teile vom Requiem bereits fünf Tage nach Mozarts Tod in der Wiener Michaelerkirche 1791 uraufgeführt. Mehr zum Leben Mozarts findet Ihr in meinem Beitrag Mozart in Wien. St-Georgs-Kathedrale Die St-Georgs-Kathedrale kann gleich mit zwei Wunder aufwarten, nämlich “Das Grab zwischen Himmel und Erde” und “Die Kirche unter der ein Heuwagen durchfahren kann”. Die St Georgs Kathedrale ist Teil der mehrfach umgebauten Wiener Neustädter Burg, wo sich heute die Militärakademie befindet. In der Burg wird Kaiser Maximilian I, der letzte Ritter, 1459 geboren. Von ihm soll der berühmte Spruch “Tu felix Austria nube” stammen. Mit diesem Motto prägte er die erfolgreiche Heiratspolitik der Habsburger und Österreichs Aufstieg zur Weltmacht. Seine letzte Ruhestätte fand er unter den Stufen des Hochaltars. Die Kirche wurde nachträglich über einem Burgtor errichtet. Das Tor blieb erhalten und ist so breit, dass noch heute ein Heuwagen unter der Kirche durchfahren könnte. Und da sich die Kirche quasi “im ersten Stock” der Burg befindet, liegt das Grab von Maximilian “zwischen Himmel und Erde”. Wiener Neustädter Dom Auf zum nächsten Wunder. Dieses befand sich am Wiener Neustädter Dom. Die beiden markanten Türme des Domes waren einst durch eine Hängebrücke in schwindelnder Höhe miteinander verbunden. Leider wurde die Hängebrücke durch einen Stadtbrand 1834 zerstört und nicht mehr wieder errichtet. Hauptplatz Weiter geht es zum Hauptplatz, wo ich eine kleine Ehrenrunde drehe und einen Blick auf das Alte Rathaus im klassizistischen Stil und die Mariensäule, die in Dankbarkeit für das Ende einer Pestepidemie errichtet wurde, werfe. Am Hauptplatz befinden mehr oder weniger zwei weitere Wunder. Der Babenberger Herzog Leopold V. gilt als Gründungsvater von Wiener Neustadt. Finanziert wurde der Bau der Stadt durch die Lösegeldzahlungen des englischen Königs Richard Löwenherz. Löwenherz hatte bekanntlich während eines Kreuzzuges den Babenberger zu tiefst beleidigt. Die Rache folgte auf dem Fuße. Auf der Rückreise wurde Löwenherz bei Wien gefangen genommen und erst nach Zahlung eines hohen Lösegelds frei gelassen. Der von Leopold ausgewählte Bauplatz für die neue “Wienerstadt” hatte leider einen entscheidenden Nachteil. Er lag mitten im Sumpfgebiet. Der Boden war so schlammig, dass die ersten Siedler beim Gehen das Gefühl hatten, der “Boden schwankt unter ihren Füßen”. Und schon war das nächste Wunder gefunden. Um dem schwankenden Boden mehr Stabilität zu verleihen, wurden Holzstämme in den Boden getrieben und darauf Häuser und Gärten errichtet. Als die Siedler später in ihren Gärten den Salat ernteten, wuchs dieser sozusagen auf den Bäumen. Welch ein Wunder! Reckturm Machen wir uns auf zum letzten Wunder, welches sich beim Wiener Tor befand. Es handelt sich dabei um das Haus ohne Nagel, welches angeblich ohne einen einzigen Nagel errichtet wurde. Leider machte es im 19. Jhdt eine unangenehme Bekanntschaft mit der Spitzhacke. Als Alternative für das entgangene Wunder bietet sich der Reckturm an. Errichtet im 13. Jhdt diente dieser lange Jahre als Gefängnis und Ort der “Peinlichen Befragung”. Hier erlebten Frauen, die der Hexerei angeklagt werden, wahre Wunder. Unter Folter gestanden sie alles. Ob die Freundschaft mit dem Teufel oder das Vergiften des Brunnenwassers. Genug von Schauergeschichten, Wundern und Kultur. Es wird Zeit zum Bahnhof zu radeln und mit dem nächsten Zug nach Wien zurück zu fahren. Fazit Schöne leichte Radtour von Wien Mitte bis nach Wiener Neustadt. Ideal zum Einfahren nach der Winterpause. Streckenweise ist die Tour sehr windanfällig, insbesondere nach Kottingbrunn. Zurück geht es gemütlich mit der Bahn. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour entlang des Wiener Neustädter Kanals inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: RADWEG WIENER NEUSTÄDTER KANAL Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: Die Radtour nutzt verschiedene lokale Radwege bis sie dann auf den EuroVelo9 bzw Thermenradweg stößt. Schwierigkeit: leicht/mittel Strecke: ca 62 km Highlights der Strecke: Wiener Neustädter KanalWallfahrtskirche und Kalvarienberg von Maria LanzendorfDie 7 Wunder von Wiener Neustadt Die Radtour ist ab Laxenburg sehr gut ausgeschildert bzw es geht immer dem Wiener Neustäter Kanal entlang. Davor empfiehlt sich eine Karte bzw die gps-Daten! [...]
PIESTINGTAL-RADWEG – VON WÖLLERDSORF NACH GUTENSTEIN
PIESTINGTAL-RADWEG – VON WÖLLERDSORF NACH GUTENSTEINWir haben für Euch den Piestingtal-Radweg durch das wunderschöne “Biedermeiertal” von Wöllersdorf nach Gutenstein erkundet und zeigen Euch die Highlights der Strecke. Wir wandeln auf den Spuren von Ferdinand Raimund, besuchen sein Grab in Gutenstein und unternehmen einen Abstecher zu den Myrafällen. “Ich habe dich gewählt, wildschönes Tal”, so schwärmte Ferdinand Raimund vom Piestingtal.Das Piestingtal ist der Inbegriff der biedermeierlichen Idylle. Neben Raimund fanden Johannes Brahms, sowie die Maler Friedrich Gauermann und Leopold Kupelwieser hier Inspirationen für neue Werke. Als Startpunkt für die heutigen Radtour entlang des Piestingtal-Radwegs habe ich den Bahnhof Wöllersdorf ausgewählt. Von hier sind es rund 28 Kilometer nach Gutenstein. Piestigtal-Radweg – Der schönste Biedermeier-Radweg Niederösterreichs Zügig geht es durch eine flache Wiesen- und Feldlandschaft nach Markt Piesting, wo das eigentliche Kernstück des Biedermeier-Radweges beginnt. Hier wurde auch der Maler Leopold Kupelwieser (Minnatal 3) geboren. Seine Hauptwerke sind religiöse Altarbilder und Portraits von Franz Schubert und dessen Freundeskreis. Das Geburtshaus befindet sich im Privatbesitz und ist nicht öffentlich zugänglich. Eine Gedenktafel erinnert jedoch an den berühmten Sohn des Ortes. In einem Bächlein helle, da schoss in froher Eil, die launische Forelle vorüber wie ein Pfeil …Franz Schubert Kein Wunder, dass mir am nächsten Abschnitt des Biedermeier-Radweges immer wieder “Das Lied von der Forelle” einfällt, führt doch der Radweg stets der Piesting und den Gleisen der Gutensteinbahn entlang. In der Nähe von Waldegg entdecke ich ein einzigartiges Naturdenkmal. Es handelt sich dabei um eine Kalk-Sinterader. Es ist dies eine “selbstaufbauende Kalkader”, die sich den Berg runterschlängelt. 60 Meter lang und 30 bis 40 Zentimeter hoch ist sie. Auf ihrem Kamm fließt in einer kleinen Rinne langsam das kalkhaltige Wasser ab und erreicht unten beim Radweg einen Brunnen. – derstandard.at/2000055540322/Niederoesterreich-Rundwanderung-im-PiestingtalDas Quellwasser schlängelt sich auf einer selbst aufgebauten “Kalk-Steinrinne” von 3 bis 4 cm Durchmesser rund 60 Meter den Berg hinunter zu einem Brunnen am Rand des Piestingtal-Radwegs. Dieses Naturphänomen erinnert ein wenig an ein Aquädukt. Kurz darauf erreiche ich den kleinen ehemaligen Friedhof von Waldegg mit dem Doppelgrabmal der Industriepioniere August und Matheus von Rosthorn. Die Familie Rosthorn gründete 1814 in Waldegg – Oed eine Blech- und Drahtfabrik, die zu den bedeutensten in Mitteleuropa zählte. Der mächtige Grabstein im neogotischen Stil ist kaum zu übersehen. Um 1900 errichten die Rosthorns das erste Kraftwerk für die Stromerzeugung des Piestingtales. Eine Statue mitten im Wald erinnert an die großen Leistungen der Industriellen. Nach der Ortschaft Oed, wo Johannes Brahms gerne zur Sommerfrische verweilte, führt der Radweg über eine an der Schluchtwand errichte überdachte Holzbrücke nach Pernitz. Zwischen Pernitz und Gutenstein – Ein Abstecher zu den Myrafällen In Pernitz besteht die Möglichkeit einen Abstecher zu den Myrafällen zu unternehmen. Zuerst geht es ja noch flach dahin, dann aber steigt die Straße stetig bergauf. Nach rund 2,5 km ist der Eingang zu den Myrafällen erreicht. Schon zur Zeit des Biedermeiers waren die Myrafälle ein beliebtes Wanderziel. Eine Erinnerungstafel am Beginn der Myrafälle berichtet vom Besuch Kaiser Franz I nebst Familie. Wie lange, die kaiserliche Familie das Naturschauspiel betrachtet hat und ob sie in die Klamm eingestiegen ist, davon weiß die Chronik leider nichts zu berichten. Tatsache ist, dass Brücken und Steige erst 84 Jahre später durch den Österreichischen Touristenklub errichtet wurden. Nach der Entrichtung eines kleinen Obolus wandere ich über zahlreiche Brücken und Stege durch die enge romantische Klamm. Rund 90 Höhenmeter muss ich auf einer Länge von rund 600 Meter überwinden. Über unzählige Kaskaden stürzt sich die Myra durch die enge Felsschlucht. Der Aufstieg ist abwechslungsreich, aber nicht anstrengend. Rastbankerl und Informationstaferl über Geschichte, Flora und Fauna der Region laden immer wieder zum Verweilen und Lesen ein. Nach einer knappen halben Stunde – nicht eingerechnet die zahlreichen Fotostopps – erreiche ich das Ende der Myrafälle in der Nähe vom Karnerwirt. Für einen kurzen Einkehrschwung beim Karnerwirt fehlt mir leider die Zeit und so wandere ich gleich wieder zurück.  Der Wein erfreut des Menschen Herz!Götz von Berlichingen, Johann Wolfgang von Goethe Zurück in Pernitz stoße ich noch schnell mit dem “Aufrechten Trangler“ an, der mir fröhlich zuprostet. Ich schwinge mich wieder in die Pedale und weiter geht es Richtung Gutenstein. Auf den Spuren von Ferdinand Raimund Kurz nach Pernitz führt der Radweg direkt an der repräsentativen Raimund-Villa vorbei. Viel sieht man nicht, da das Haus hinter einem dicht verwachsenen Zaun steht. Ferdinand Raimund verbrachte hier die schönste Zeit seines Lebens. 4.000 Gulden hat ihm dieses Vergnügen gekostet. Ob sich diese Investition gelohnt hat, kann ich nicht beurteilen, da sich die Villa in Privatbesitz befindet und nicht zu besichtigen ist. Ein Aschen! Ein Aschen!Der Bauer als Millionär, Ferdinand Raimund Trotzdem sollte man hier kurz verweilen und sich die Schautafeln am Rande des Radweges zu Gemüte führen. Sie sind Teil des rund 12 km langen Biedermeier Erlebniswanderwegs. Der “Aschenmann” aus Ferdinand Raimunds Theaterstück “Der Bauer als Millionär” ist das Symbol dieses Wanderwegs. Die Schautafeln vermitteln einen lebendigen Eindruck von der Zeit des Biedermeiers. Von der Lebensweise des Bürgertums bis hin zu den Themen Musik, Theater und Literatur. Und so erfahre ich, dass die berühmte Tänzerin Fanny Elssler mit ihrem berühmten Cachucha – einem andalusischen Tanz – die Herzen des Wiener Publikums eroberte. Gutenstein und Ferdinand Raimund So, nun aber flott nach Gutenstein. Hier erwartet uns neben einem kleinen Raimundmuseum auch die letzte Ruhestätte von Ferdinand Raimund am Bergfriedhof der Gemeinde. Nach kurzer Suche stand ich ehrfürchtig vor dem Grab des berühmten Schriftstellers. Das Ende seines Lebens war durchaus theatralisch. Jahrelang wurde Raimund von dem Wahn verfolgt, dass er von einem tollwütigen Hund gebissen werden könnte. 1836 ging dieser Albtraum in Erfüllung. Hals über Kopf brach er nach Wien auf, um sich von seinem Arzt untersuchen zu lassen. Ein schweres Gewitter zwang ihn aber zur Übernachtung im Pottensteiner Gasthaus „Zum goldenen Hirschen“, wo es jedoch zur Tragödie kam. Raimund jagte sich gegen Morgen eine Kugel in die Mund. Doch er war ein miserabler Schütze. Schwerverletzt überlebte er den Selbstmordversuch noch vier Tage lang. Dann schloss er für immer die Augen. Für wahre Raimund-Fans bietet sich noch ein Besuch von Raimunds Lieblingsplatzerl in Gutenstein an. Vom Bergfriedhof führt eine Straße weiter bergauf zur Wallfahrtskirche am Mariahilfberg. Hier soll Raimund hinaufgewandert sein und den Ausblick genossen haben. Von hier trete ich wieder die Reise zurück nach Wöllerdorf an. Alternativ kann man natürlich auch den Zug vom Bahnhof Gutenstein nehmen, wenn man den gleichen Weg nicht zweimal fahren will oder wenn die Müdigkeit die Oberhand gewinnt. Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: Radweg Nr 43 bzw grünes Schild mit einem Trachtenpärchen und der Aufschrift Biedermeier Erlebnisweg. Schwierigkeit: leicht, immer entlang der Piesting bzw leichter Anstieg zu den Myrafällen Strecke: ca 28 km (eine Richtung) + 5 km Umweg Myrafälle Highlights dieser Tour: Pernitz (Myrrafälle)Gutenstein, Bergfriedhof mit Grabmal von Ferdinand Raimund, RaimundmuseumWaldegg, Kalksinterader Der Weg ist sehr gut ausgeschildert und auch familienfreundlich. [...]
DREHORTE POLT FILME – AM POLTRADWEG DURCH DAS PULKAUTAL
DREHORTE POLT FILME – AM POLTRADWEG DURCH DAS PULKAUTALDer Hauptplatz von Jetzelsdorf ist der Ausgangspunkt für meine heutige Radtour zu den Schauplätzen und Drehorten der Krimiserie “Polt”. Schon mal was von Jetztelsdorf gehört? Ich bis dato auch nicht. Aber der Ort ist sympathisch. Jetzelsdorf – Ausgangspunkt des Poltradweges In der Kirche huldigt man nicht nur dem Allmächtigen, sondern auch dem Wein. Nach der Errichtung eines neuen, größeren Gotteshauses, wurde die ehemalige Pfarrkirche zur Weinkirche umgestaltet, wo man mit viel Andacht die Weine der Region verkosten und lobpreisen kann. Doch eine Weinverkostung steht heute nicht am Programm, sondern eine Fahrradtour durch das Pulkautal. Ich begebe mich auf die Spuren von Simon Polt, einem Gendarmerieinspektor, wie er im Buche steht. Genauer gesagt in den Büchern von Alfred Komarek, dem geistigen Vater dieser Romanfigur. Schauplatz der Polt-Romane und deren Verfilmung ist das Pulkautal. Und das ist der Grund, warum ich mit meinem Fahrrad in Jetzelsdorf stehe. Denn hier startet der Polt-Radweg, welcher zu den verschiedenen Drehorten im Pulkautal führt. Mit Hilfe der sehr detaillierten und interessanten Broschüre “Der Polt-Weg” lassen sich die sechzehn Drehorte leicht auffinden. Informationstafeln vor Ort liefern Wissenswertes und kurze Textpassagen aus den Romanen. Kellergasse von Peigarten Zahlreiche Kellergassen säumen den Polt-Radweg. Manche sind bis zu 200 Jahre alt. Eine besonders romantische Kellergasse entdecke ich in Peigarten. Die Versuchung ist groß unter den schattigen Kastanienbäumen eine gemütliche Rast bei einer herzhaften Brettljause und einem G´spritzen einzulegen. Doch erstens ist es noch zu früh und zweitens bin ich gerade einmal 3 km gefahren. Kellergassen spielen auch in den Polt-Romanen stets eine große Rolle, nicht nur als Ort von Mordermittlungen. Hier philosophiert Polt mit den alten Weinbauern über den Sinn des Lebens und das Pfefferl im Wein. In “Polt muss weinen” verliebt er sich bei einem Spaziergang durch eine Kellergasse in die Lehrerin Karin Walter. Vielleicht haben sie auch gemeinsam am “Energie & Kraftplatz”-Lehrpfad in Auggenthal Kraft getankt, wo laut Experten besonders starke Erdstrahlen, Kraftfelder und Wasseradern aufeinandertreffen sollen. Ich geb´s zu, ich hab´s nicht so mit dem esoterischen und tanke lieber Energie in Form eines Müsliriegels. Hadres Energiegeladen folge ich dem Polt-Radweg weiter nach Hadres, wo sich im Ortszentrum auf No 5 der Eingang zu Polts Wohnung befindet. Den mittlerweile pensionierten Gendarmerieinspektor treffe ich leider nicht an.   Vermutlich sitzt er in seinem – hinter Büschen versteckten – alten Presshaus am Ende der Kellergasse von Hadres und streichelt gedankenverloren seinen Kater Czernohorsky. Vielleicht treffe ich ihn ja dort und er lädt mich mit der typischen Weinviertler Begrüßungsformel “Griaß di, trink’ ma was!” auf ein Glaserl Veltliner ein. Die sanften Hügel des Weinviertels können beim Radfahren durchaus anstrengend werden, wie zwischen Obritz und Mailberg. Belohnt werde ich allerdings mit einem sehenswerten Ausblick ins Pulkautal und einem Weinbrunnen. Der Weinbrunnen kommt mir für eine kurze Pause gerade recht. Aus dem Brunnen können Wein und Mineralwasser gegen einen kleinen Obolus hochgekurbelt werden. Ich gönne mir ein Stifterl Veltliner und ein Mineral und mixe mir einen G´spritzten. Prost! Apropos Wein! Dieser kann bekanntlich recht gefährlich sein. So segnet die selige Pfarrersköchin Amalie in “Himmel, Polt und Hölle” das Zeitliche, nachdem sie einen mit Tollkirschen vergifteten Cabernet Sauvignon getrunken hatte. Schloss Mailberg Nachdem ich meinen G´spritzten überlebt habe, nehme ich die nächste Etappe zwischen Schloss Mailberg und Schloss Seefeld in Angriff. Schloss Mailberg thront malerisch über den Dächern des Dorfes inmitten von Weingärten. Bereits seit 1146 befindet es sich im Besitz des Malteser-Ritter-Ordens. Das Schloss kann man im Rahmen einer Führung besichtigen und den hauseigenen Wein kann man in der Vinothek verkosten. Großkadolz Am Weg zum Schloss Seefeld radle ich am alten Tonkino von Großkadolz vorbei. Im Film “Polt” sieht man den Gendarmerieinspektor auf seinem alten klapprigen Waffenradl mehrfach am ehemaligen Lichtspieltheater vorbeifahren. Schloss Seefeld Vom alten Tonkino ist es nur ein kurzes Stück zum beeindruckenden Schloss Seefeld, welches sich noch heute im Privatbesitz der Familie Hardegg befindet und von Fischer von Erlach erbaut wurde. Hier beginnt auch der mehr als 8 km lange und zähe Aufstieg zur Haidbergwarte, dem höchsten Punkt des Polt-Radwegs. Während ich mich mühsam den Hügel hinaufkämpfe, fallen mir die zahlreichen Marterln und Bildstöcke auf, die schon die ganze Zeit den Wegesrand säumen. Sie erinnern an menschliche Tragödien oder Freuden. Vielleicht sollte ich kurz innehalten und für ein Ende des Anstieges beten. Natürlich dürfen die Bildstöcke auch in den Polt-Verfilmungen nicht fehlen. Haidbergwarte Kurz vor der Haidbergwarte – hart an der tschechischen Grenze – steht das Urlauberkreuz, wo der Sohn des alten Weinbauers Fürnkranz von einer Schlägertruppe brutal zusammengeschlagen wird, weil er seine Spielschulden nicht begleichen konnte. Gespendet wurde dieser Bildstock von Wallfahrern, die in früheren Zeiten Urlauber genannt wurden, daher auch der Name Urlauberkreuz. Gott sei Dank findet jeder Anstieg ein Ende. Ab der Heidbergwarte geht es teilweise in rasanten Talfahrten durch die Kellergassen von Haugsdorf und Jetztelsdorf zurück zu meinem Ausgangspunkt bei der Weinkirche in Jetztelsdorf. Schön wars! FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour auf den Spuren von Simon Polt inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: AUF DEN SPUREN VON SIMON POLT Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: Oranges Schild “Poltweg” Schwierigkeit: leicht bis mittel, zwei längere Anstiege Strecke: ca 53 km   Highlights der Strecke: Drehorte der Polt-VerfilmungenDie längste Kellergasse der Welt in HadresSchloss Mailberg und Schloss Seefelddie Landschaft selbst Info-Material: “Der Polt-Weg” – Eine sehr detaillierten und interessanten Broschüre mit Wegbeschreibung und Karte [...]
WACHAU – AM DONAURADWEG VON MAUTERN ZUM STIFT MELK
WACHAU – AM DONAURADWEG VON MAUTERN ZUM STIFT MELKDie Wachau zur Marillenblüte – Meine heutige Radtour entlang des Donauradweges hat schon fast Pilgercharakter. Drei Klöster und eine Kartause erwarten mich, quasi ein Jakobsweg für Radfahrer. Nicht zu vergessen – Zahlreiche Burgruinen, malerische Orte und tausende blühende Marillenbäume. Stift Göttweig – Gottes Segen auf allen Wegen! Stift Göttweig liegt bekanntlich auf einem Hügel. Soll ich hier tatsächlich meine Radtour beginnen? Bergab geht es ja flott dahin, aber am Ende ein quälend langer Anstieg? Der innere Schweinehund siegt. Ich verlege den Start meiner Radtour nach Mautern, direkt am Donauradweg und am Fuße von Stift Göttweig gelegen. Stift Göttweig lasse ich mir trotzdem nicht entgehen. Ich fahre einfach mit dem Auto hin. Das österreichische “Montecassino” thront inmitten von Weinbergen auf einem Hügel und dominiert das Donautal. Vor allem die monumentale Fassade der Stiftskirche ist beeindruckend. Mautern – Römer und Nibelungen! Die Wurzeln von Mautern gehen auf die Römer zurück. Noch heute zeugen Mauerreste von dieser Zeit. Durch Mautern zogen nicht nur Kriemhild und ihre Nibelungen, sondern auch der Hl Severin, der Römer und Barbaren zu bekehren versuchte. Beeindruckt von so viel Geschichte schwinge ich mich aufs Rad. An der schönen blauen Donau durch die Wachau Gemütlich schlängelt sich die Donau durch die Wachau. Ich folge dem Donauradweg nach Rossatz und St Lorenz. Weingärten wechseln sich mit blühenden Marillenbäumen ab und verwandeln die Wachau in ein blütenweißes Meer. Der tote Riese von St Lorenz In St Lorenz treffe ich auf das Grab eines Riesen. Kein Grabstein erinnert an sein Wirken. Nur seine riesige Nase ragt aus dem Boden. Ein Wunder würde man meinen. In Wahrheit handelt es sich um Kunst im öffentlichen Raum. Ruine Aggstein – Das Rosengärtlein, ein Ort des Schreckens! Die Auffahrt mit dem Rad zur Ruine Aggstein ist eine Frage der Kondition. Enorme Muskelkraft wird auf dem 2,3 km langen Weg benötigt. Die Steigung beträgt teils 20%. Diese kräfteraubende Bergfahrt erspare ich mir und bewundere die mächtige Burganlage aus der Ferne. Wie ein Adlerhorst thront die Aggstein auf einem steil abfallenden Felsen hoch über der Donau. Mit der Burgruine Aggstein ist vor allem die Legende vom Rosengärtlein verbunden. Der Raubritter Schreck vom Wald ließ alle seine Gefangenen ins Rosengärtlein – einem schmalen und steilen Felsvorsprung an der Burgmauer – bringen. Dann stellte er sie vor die Wahl entweder vom Felsen in den Tod zu springen oder zu verhungern. Kartause Aggsbach – Beten allein war nicht mehr genug Von Aggstein ist es nur eine kurze Fahrt zur Kartause Aggsbach, die ein wenig abseits vom Donauradweg liegt. Das ehemalige Kloster wurde 1380 gegründet und knapp 400 Jahre später durch Joseph II aufgelöst. Nur Beten und Schweigen waren Joseph II zu wenig. Er vermisste einen konkreten Nutzen für die Allgemeinheit. Ich besuche die Stiftskirche und schlendere durch den Meditationsgarten, der in Form von Pflanzen die zerstörten Mönchszellen und den große Kreuzgang wieder sichtbar macht. Natur pur und Schloss Schönbühel Von Aggsbach führt mich der Donauradweg durch ein unberührtes Augebiet zum Schloss Schönbühel. Das Schloss ist nicht zu besichtigen, da es sich in Privatbesitz befindet. Doch ein Foto dieses markanten Wahrzeichens der Wachau ist Pflicht. Stift Melk – das schönste Barockstift Österreichs Majestätisch thront Stift Melk auf einem Felsen, vielleicht die schönste Barockanlage Österreichs. Ein Besuch und eine Führung durch das Stift ist wirklich zu empfehlen. Besonders beeindruckend ist der mächtige Marmorsaal mit einem riesigen Deckenbild von Paul Troger, sowie die Bibliothek, deren Bestand rund 100.000 Bücher umfasst. In der Bibliothek endet auch Umberto Ecos Klosterkrimi “Im Namen der Rose”. An der Schwelle des Todes schreibt der greise Mönch Adson von Melk  “die entsetzlichen Ereignisse nieder, die er als Augenzeuge miterlebte”. Es wird Zeit mich auf Rückweg zu machen. Ich quere kurz nach Melk die Donau und radle am nördlichen Donauufer zurück. Willendorf – Die älteste Frau Österreichs Willendorf ist mein nächstes Ziel. Schon beim Ortseingang wird auf die berühmteste Tochter der Ortschaft hingewiesen. Sie war wahrlich keine Schönheit und entspricht so gar nicht den heutigen Magermodels: Fettleibig, schweren Brüste und breiten Hüfte. Die Rede ist von der Venus von Willendorf, einer 25.000 Jahre alten kleinen Statue, die 1908 beim Bau der Wachaubahn hier gefunden wurde. Luzi und die Teufelsmauer Die Wachau ist reich an Sagen und Legenden. Am Weg nach Spitz passiere ich die sagenumwobene Teufelsmauer. An dieser Stelle wollte Luzi eine Mauer quer über die Donau errichten. Alle “Frömmler” sollten in der aufgestauten Donau ertrinken. Doch Luzi versagte. Heute durchquert der kürzeste Bahntunnel Österreichs die Teufelsmauer. Spitz – Mariandl-andl-andl, aus dem Wachauer Landl-Landl! Spitz an der Donau liegt malerisch am Fuße des 1.000 Eimer Berges und wird von der Ruine Hinterhaus bewacht. Schmale mit Steinmauern angelegte Weingärten ziehen geometrische Muster durch die Hügellandschaft. Spitz erlangte als Filmkulisse für “Mariandl” Berühmtheit. Hans Moser, Rudolf Prack, Conny Froboess Peter Wecker und Waltraud Haas sangen und grantelten sich am Kirchenplatz von Spitz durch diesen Filmklassiker. Mit einem “Mariandl-andl-andl, aus dem Wachauer Landl-Landl” auf den Lippen tritt es sich gleich schneller. Vorbei an zahlreichen blühenden Marillenbäumen geht es schnurstracks nach Weissenkirchen und Dürnstein. Dürnstein – Die touristische Perle der Wachau Dürnstein ist der Inbegriff der Wachau. Die Silhouette der Stadt wird vom weithin sichtbaren blauweißen Kirchturm des Augustiner Chorherrnstifts und von der Ruine Dürnstein dominiert. Mittelalterliche Häuserzeilen werden von Bürgerhäusern aus der Renaissance und des Barocks unterbrochen. In den Geschäften dreht sich alles um Wein und Marillenprodukte. Dazwischen die Bäckerei Schmidl, die das Original Wachauer Laberl 1905 erfunden hat. Ich kann bestätigen, die Laberln sind wirklich köstlich. Berühmtester Gast der Ruine Dürnstein war König Richard Löwenherz, der während eines Kreuzzuges, Herzog Leopold tief beleidigt hatte. Die Rache folgte auf dem Fuße. Auf der Rückreise wurde Löwenherz bei Wien erkannt, gefangen genommen und nach Dürnstein gebracht. Niemand kannte seinen Aufenthalt. Sein treuer Minnesänger Blondel zog singend und suchend von Burg zu Burg, bis er in Dürnstein endlich fündig wurde. Genug der Legenden. Ich verabschiede mich von Dürnstein und mache mich weiter auf den Weg. Kurz vor Stein an der Donau führt mich eine der ältesten Donaubrücken zurück zu meinem Ausgangspunkt in Mautern. Fazit Schöne Radtour durch geschichtsträchtige und pittoreske Orte mit Pilgerfaktor – Stift Göttweig, Stift Melk und Stift Dürnstein liegen auf der Strecke. Besonders schön ist die rund 68 km lange Tour während der Marillenblüte. In diesem Zeitraum sind nicht nur zahlreiche Radfahrer unterwegs, sondern auch Autofahrer, die beim Anblick der blühenden Bäume völlig unberechenbar in ihren Fahrkünsten werden. Also Obacht! FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour durch die schöne Wachau inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: AM DONAURADWEG DURCH DIE WACHAU  Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: Grüne Tafel mit der Aufschrift Donauradweg, perfekt ausgeschildert! Schwierigkeit: leicht Strecke: ca 68 km Highlights der Strecke: Auf der gesamten Strecke finden sich zahlreiche Burgen, Klöster und geschichtsträchtige Orte [...]
RADTOUR WALDVIERTEL – VON GMÜND NACH SCHREMS UND HEIDENREICHSTEIN
RADTOUR WALDVIERTEL – VON GMÜND NACH SCHREMS UND HEIDENREICHSTEINMoore, Teiche und Wackelsteine prägen diese gemütliche Radtour im nördlichen Waldviertel. Zu den Highlights der Tour zählen die Blockheide in Gmünd, die Wasserburg in Heidenreichstein und das Kunstmuseum in Schrems. Gmünd – Stadt an der Grenze Die heutige Radtour durch das Waldviertel starte ich am Stadtplatz von Gmünd. In der Mitte des Platzes steht das Alten Rathaus aus der Renaissancezeit. Unbedarfte Dilettanten wollten das prachtvolle Gebäude in den 1950er Jahren einfach abreißen und anstelle dessen einen Parkplatz errichten. Ein Glück, dass das Bundesdenkmalamt ein Machtwort sprach. Mein Blick schweift weiter zu zwei prachtvollen Sgraffito-Häusern aus dem 16. Jhdt. Die eine  Fassade zeigt Szenen aus der griechischen Mythologie, die andere besticht durch ihre großartige Diamantierung. Am westlichen Ende des Stadtplatzes steht Schloss Gmünd. 1859 erwarb Erzherzog Sigismund das Anwesen und verlieh diesem sein heutiges Aussehen. Rund um das Schloss ließ der begeisterte Botaniker einen großzügigen Landschaftspark mit zahlreichen botanischen Raritäten anlegen. Nach so viel Kultur wird es Zeit für Bewegung. Schwingen wir uns auf das Rad und folgen dem Radweg 73 nach Hohenwart, wo ein Besuch der Wallfahrtskirche am Programm steht. Das Wunder von Hohenwart Die Wallfahrtskirche von Hohenwart erfreute sich schon im Mittelalter bei Pilgern größter Beliebtheit. Mitte des 16. Jhdts breitete sich jedoch der evangelische Glauben im Waldviertel schnell aus. Dem protestantischen Lehensherr waren die katholischen Wallfahrer ein Dorn im Auge und er wollte dem Treiben ein Ende setzen. Er ließ alle Eingangstore der Kirche versperren und innwendig zumauern. Die Arbeiter waren dadurch genötigt bei einem Kirchenfenster hinauszuklettern. Als eine Gruppe von Pilgern vor den verschlossenen Türen stand, wanderte die fromme Schar betend und singend um die Kirche herum. Wie durch ein Wunder öffneten sich die versperrten Türen und die dahinterliegende Mauer fiel zusammen. Das Wunder von Hoheneich war geboren und noch mehr Pilger strömten in Scharen herbei. An das Wunder erinnert heute noch die “Mirakeltür” beim Kircheingang. Schrems – Stairway to heaven Treten wir wieder in die Pedale. Über Kleedorf und Niederschrems geht es weiter entlang des Braunaubaches zum Hauptplatz von Schrems. Mein erstes Ziel ist das Kunstmuseum Waldviertel. Das Museum wurde im Juni 2009 eröffnet und zeigt jährlich wechselnde Ausstellungen. Der Museumsbau ist umgeben vom weitläufigen “Park des Staunens”. Für mich persönlich der interessanteste Teil des Museums. Hier lassen sich zahlreiche Steinskulpturen, wie der “schlafende Poet”, Himmelssäulen sowie ein Marientempel und der Makis-Miro Backofen entdecken. Ein Sprung in das kühle Moorbad ist bei den heutigen Temperaturen verlockend. Doch ich widerstehen der Versuchung, mache anstelle dessen einen Abstecher zur Himmelsleiter im Naturpark Hochmoor. 108 Stufen sind zu überwinden um die 20 Meter hohe Aussichtsplattform zu erreichen. Wegen der Aussicht muss man die Himmelsleiter jedoch nicht besteigen. Es ist eher die Holz- Stahlkonstruktion, die die Himmelsleiter so interessant macht. Zwischen 58 paarweise angeordneten Fichtenstämmen führt die Leiter gegen den Himmel. Radeln wir weiter. Die Strecke nach Heidenreichstein ist abwechslungsreich und für das Waldviertel durchwegs eben. Waldwege wechseln sich mit Feldwege ab. Ein blühendes Mohnblumenfeld erfreut das Auge, der intensive Duft des Waldes die Nase. Kurz vor Amaliendorf stoße ich auf den “Kas im Loab”. Die Granitformation erweckt die Assoziation an einen Super Size Cheeseburger. Die Ahnen wissen zu berichten, dass hier ein Riese sein mit Käse befülltes Brot vergessen hatte und dieses dann im Laufe der Jahrhunderte zu Stein wurde. Burg Heidenreichstein – Die schönste Wasserburg Österreichs Mit Schwung und Elan erreiche ich Heidenreichstein, wo die wohl schönste Wasserburg Österreichs seit Jahrhunderten über die Stadtgemeinde wacht. Dieses Bild einer Burg besitzt alle Attribute, die ein Bollwerk sehenswert machen: Türme mit Kegeldächer, einen mächtigen Bergfried, Pechnasen, eine Zugbrücke oder originelle Rauchfänge. Die Besitzer der Burg wechselten häufig, das Aussehen weniger. Dieses besteht bereits seit 1549. Es gibt auch eine Stadt zur Burg. Diese ist rasch erkundet. Ältestes Gebäude in Heidenreichstein ist das Böhmhaus, welches um 1400 errichtet wurde und sich in der Nähe der Kirche befindet. Ich mache noch einen kurzen Abstecher zum Bahnhof der Waldviertler Schmalspurbahn, wo der Wackelstein-Express auf sein Abfahrtsignal wartet. Der Nostalgiezug mit seiner historischen Diesellok aus den 1930er Jahren verkehrt in den Sommermonaten zwischen Heidenreichstein und Alt-Nagelberg. Die Glasbläser von Alt-Nagelberg   Das 14 km entfernte Alt-Nagelberg ist auch mein nächstes Ziel. Ich radle den Wasserlandschaftsradweg entlang. Dieser führt mich vorbei an Feldern, Teichen und Wäldern in den Glaskunstort Alt Nagelberg. Hier steht ein kurzer Spaziergang durch den Glasgarten am Programm. Dutzenden Glasskulpturen rund um eine Teichlandschaft  sollen die Besucher erfreuen. Lauter Steine – Naturpark Blockheide Es wird Zeit die letzten knappen 12 Kilometer meiner heutigen Tour in Angriff zu nehmen. Ich folge weiter dem Wasserlandschaftsradweg. Wieder führt der Weg an Teichen und Wäldern vorbei. Meist geht es auf Schotterstraßen entlang. Rotföhren, Birken und Eichen prägen die Landschaft. Kurz nach Großeibenstein beginnt der Naturpark Blockheide mit seinen berühmten Wackelsteinen und den mächtigen Granitblöcken. Zahlreiche Märchen ranken sich um die mit Granitblöcken durchsetzte Heidelandschaft. So soll der liebe Gott bei der Erschaffung der Welt herumliegende Steine in einem Leinensack aufgesammelt haben. Der Sack wurde jedoch zu schwer, riss und sein Inhalt verteilte sich in der Gmünder Heide. Da Gott schon müde war, beschloss er die Steine einfach liegen zu lassen. Und so entstand die berühmte Blockheide. Der Radweg führt direkt vorbei an einem rund 30 Meter hohen Aussichtsturm. Dieser erweckt jedoch weniger Interesse, als das Schutzhaus in unmittelbarer Nähe. Ich kann der Versuchung nicht widerstehen und gönne mir passenderweise einen Radler. Vom Naturpark Blockheide ist es dann nur mehr ein Katzensprung zum Ausgangspunkt der heutigen Radtour zurück. Fazit Schöne und relativ flache Radtour durch das nördliche Waldviertel von Gmünd über Schrems, Heidenreichstein und Alt-Nagelberg. Besonders gefielen mir die vielen kleinen historischen Kleinode, wie die Wasserburg von Heidenreichstein oder die Sgraffito-Häuser von Gmünd. Zu den Highlights zählt aber auch der Naturpark Blockheide. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour durch das Waldviertel inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: Radtour Waldviertel – Gmünd, Schrems und Heidenreichstein Streckenplan   Tourdaten Radweg-Symbol: Diese Radtour nutzt verschiedene lokale Radwege, wie den Radweg 73, den Waldviertel-Radweg oder den Wasserlandschaftsradweg Schwierigkeit: leicht/mittel Strecke: ca 50 km Highlights der Strecke: Sehenswürdigkeiten Gmünd: Rathaus und Sgraffito-Häuser am Hauptplatz, Naturpark BlockheideSehenswürdigkeiten Hohenwart: WallfahrtskircheSehenswürdigkeiten Schrems: Kunstmuseum Waldviertel, Naturpark Hochmoor mit HimmelsleiterSehenswürdigkeiten Heidenreichstein: Wasserburg, WackelsteinexpressSehenswürdigkeiten Alt-Nagelberg: Glasgarten Die Mitnahme einer Radwegkarte bzw der gps-Daten wird empfohlen! [...]
RADWEG THAYARUNDE – AUF BAHNTRASSEN IN DIE RENAISSANCESTADT SLAVONICE
RADWEG THAYARUNDE – AUF BAHNTRASSEN IN DIE RENAISSANCESTADT SLAVONICEWerbung wirkt. In einer Zeitungsbeilage wurde der neue Radweg Thayarunde vorgestellt. Die Beschreibung dieser Tour hat mich sofort angesprochen. Die Thayarunde führt zu einem großen Teil auf einer Bahntrasse durch das nördliche Waldviertel nach Tschechien in die Renaissancestadt Slavonice. Mit 86 km nicht gerade die kürzeste Radtour, dafür aber mit vielen Highlights gewürzt. Mich erwarten die Burg Raabs, der alte jüdische Friedhof in Písečné oder die einzigartige Renaissancehäuser in Slavonice. Thayarunde – Von Groß-Siegharts nach Raabs/Thaya Zeitig in der Früh fahre ich ins Waldviertel. Es ist knapp vor 9 Uhr als ich meine Radtour in Groß-Siegharts starte. Noch ist es “angenehm” kühl, denn für den heutigen Tag sind 34 Grad angesagt. Ich unternehme noch einen schnellen Abstecher zur Kirche und Schloss und dann geht es endgültig los. Flott fahre ich auf der ehemaligen Bahntrasse der Lokalbahn Göpfritz–Raabs dahin, die meiste Zeit leicht bergab. Die Steigungen sind nicht der Rede wert. Felder und Wälder wechseln einander ab. Nach rund 11 km erreiche ich einen kleinen Rastplatz mit einem wundervollen Blick auf die Burg Raabs. Am Zusammenfluss der Mährischen und der Deutschen Thaya gelegen, erhebt sich die mächtige Burg über der Stadt. Sie ist eine der ältesten Steinburgen Österreichs. Einst ein wichtiges Bollwerk der Babenberger gegen Feinde aus dem Norden, ist sie heute beim alljährlichen Poetenfest im August ein Zentrum des geschliffenen Wortes. Nach einer rasanten Abfahrt erreiche ich den Stadtplatz von Raabs. Hier muss man aufpassen, dass man der richtigen Beschilderung folgt, denn es gibt auch einen Thayatalradweg. Prompt bin ich in die Falle getappt und ein Stück den falschen Radweg entlang gefahren. Gott sei Dank ist mir der Fehler recht schnell aufgefallen. Thayarunde – Von Raabs/Thaya nach Slavonice Während die ersten 11 km ideal zum Einfahren waren, sind die nächsten 30 km eine Spur anstrengender. Es geht Hügel rauf und Hügel runter, Waldviertel halt. Nach einer kurzen Abfahrt folgt ein – gefühlter – dreifacher Anstieg. Mittlerweile klettert auch das Thermometer gegen 30 Grad. Schatten gibt es recht wenig, denn der Radweg führt großteils durch Felder. Modsiedl, Großau und Schaditz sind die letzten Orte vor der Grenze. Und plötzlich bin ich an der Grenze. Vom “Eiserner Vorhang”, der einst Österreich und die damalige CSSR trennte, ist nichts mehr zu sehen. Nur eine einsame Grenztafel mit der Aufschrift Česká Republika weist mich darauf hin, dass ich nun in Tschechien bin. Größte Änderung ist, dass in Tschechien die Radwege Cyclotrasa heißen und mit gelben Schildern gekennzeichnet sind. Ich durchquere Hluboka und Rancirov. Der Radweg verläuft nun auf einer wenig befahrenen Landstraße. Sie folgt der historischen Poststraße zwischen Wien und Prag. Als Kaiser Rudolf II aus dem Hause Habsburg in seiner Prachtkutsche hier entlang nach Prag rumpelte, sah er sicherlich nicht den Bunker zur Grenzsicherung. Während Kaiser und Postkutschen zur nächsten Poststation in Slavonice weiterfuhren, mache ich einen kurzen Zwischenstopp in Pisečne. Hier befindet sich ein idyllisch gelegener alter jüdischer Friedhof. Märchenhaft verwunschen offenbart sich dieses Kulturjuwel. Zwischen Bäumen stehen mehr als 400 Grabsteine, die ältesten aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Ich spaziere ein wenig durch die Grabreihen und lese die hebräischen und deutschen Inschriften. Da der Grabstein eines Fabrikanten, dort die letzte Ruhestätte eines Mannes, der als “schlicht und ehrlich gut und fromm” beschrieben wird. Es herrscht eine ganz besondere Stimmung. Die Blätter der Bäume brechen die Sonnenstrahlen, werfen Schatten auf die Grabsteine und tauchen den Friedhof in ein ganz spezielles Licht. Es wird Zeit für den Aufbruch. Ich verlasse diesen verwunschenen Ort und bereite mich seelisch auf zwei langgezogene Anstiege vor. Der Radweg führt nun durch Böhmisch-Kanada (Česká Kanada). Die raue Natur, zahlreiche Seen und dichte Fichtenwälder erinnern an das echte Kanada und haben dieser Region den Spitznamen eingebracht. Mounties und Bären habe ich nicht gesehen, dafür Gewitterwolken, die plötzlich aufgezogen sind. Donnergrollen ist in der Ferne zu hören. Nach dem letzten Anstieg geht es flott nach Slavonice. Als ich das Stadttor passiere, beginnt es leicht zu regnen und artet am Hauptplatz zu einem Gewitter mit heftigem Regenguss aus. Auffallend sind die zahlreichen Radfahrer, die hier eine Rast einlegen und nun von den Gastgärten in die Lokale flüchten. Ich schaffe es rechtzeitig unter einem Arkadenbogen Schutz zu suchen. Nach 15 Minuten ist der ganze Spuk vorbei und ich beginne mit meiner Stadterkundung. Der Hauptplatz wird dominiert von wunderbaren Renaissancehäusern. Einige sind üppig mit kunstvollen figuralen Sgraffitos verziert, andere wirken durch die Malerei an der Fassade venezianisch. Viele werden von prächtigen und verspielten Hausgiebeln gekrönt, die an flämische Bürgerhäuser erinnern. Die Geschichte hat es mit Slavonice nicht immer gut gemeint. Stadtbrände, Pest und der Dreißigjähriger Krieg suchten die Stadt heim. Später verschwand Slavonice für vier Jahrzehnte hinter dem Eisernen Vorhang. Heute präsentiert sich Slavonice als herausgeputzte Bilderbuchstadt, die vom Massentourismus noch verschont geblieben ist. Thayarunde – Von Slavonice nach Waidhofen/Thaya Es ist Zeit von Slavonice Abschied zu nehmen. Von Slavonice bis Waidhofen sind es rund 30 km. Der Radweg verläuft nun auf der ehemaligen Bahntrasse der Thayatalbahn. Schon nach zwei Kilometer habe ich wieder österreichischen Boden unter den Rädern. Von hier geht es sanft bergab bis Waldkirchen, wo sich ein Friedhof für ausrangierte Eisenbahnwaggons befindet. Von nun an ist die Thaya mein ständiger Begleiter. Den Großteil der Strecke geht es flach dahin. Die alten Kilometersteine der Thayatalbahn stehen noch am Wegesrand. Die Orte Dobersberg, Merkengersch oder Edlitz lasse ich links liegen. Bei Thaya überquere ich den Fluss Thaya auf einer historischen Eisenbogenbahnbrücke aus dem Jahr 1903. Bald darauf ist Waidhofen erreicht. Hier stellt sich nun die Gewissensfrage, ob ich die längere Südstrecke (19 km) oder die kürzere Nordstrecke (15 km) nach Groß-Siegharts nehmen soll. Ich entscheide mich für die kürzere Variante. Ob es eine kluge Entscheidung war, sei dahin gestellt. Vermutlich würde ich beim nächsten Mal die längere Variante wählen. Mein kurzer Rundgang durch Waidhofen ist eine Enttäuschung. Verglichen mit Slavonice hat Waidhofen nicht viel zu bieten. Von Waidhofen/Ybbs nach Groß-Siegharts Auf diesen 15 km habe ich meine Sünden abgebüßt. Kurz nach Waidhofen beginnt schon ein stetiger Anstieg. Die Thayaroute führt nun durch ein Waldstück auf einer nicht asphaltierten Schotterstraße Richtung Predigtstuhl. Die Strecke bis Dietmanns ist absolut spaßbefreit. Mühsam quäle ich mich Höhenmeter für Höhenmeter hinauf. Endlich erreiche ich den Scheitelpunkt der Strecke. Von nun an geht’s wieder bergab. Freude kommt bei der Abfahrt jedoch nicht auf. Die Strecke ist ein einziger Höllenritt. Spurrinnen beuteln mich ordentlich durch. Ich bin froh, dass ich Dietmanns ohne Sturz erreiche. Von hier sind es nur mehr rund drei Kilometer bis Groß-Siegharts. Nach rund 86 km erreiche ich glücklich, aber ziemlich ausgepowert den Ausgangspunkt meiner Radtour wieder. Schön war’s, aber auch anstrengend. Thayarunde-Radweg – Fazit Eine wirklich schöne Runde, die mir, mit Ausnahme des Streckenabschnitts zwischen Waidhofen und Groß-Siegharts, gut gefallen hat. Beim nächsten Mal würde ich auf alle Fälle die andere Variante wählen. Meine persönlichen Highlights waren die Burg Raabs, der jüdische Friedhof in Písečné und die Renaissancestadt Slavonice. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour entlang alter Bahntrassen inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: IMPRESSIONEN VOM RADWEG THAYARUNDE Streckenplan Radweg Thayarunde – GPS-Daten Tourdaten Radweg-Symbol: Grünes Schild mit Logo Thayarunde Schwierigkeit: leicht (Groß-Siegharts – Raabs, Slavonice – Waidhofen); mittel (Raabs – Slavonice); mühsam (Waidhofen – Groß-Siegharts) Strecke: ca 86 km Highlights der Strecke: Raabs/ThayaJüdische Friedhof in PísečnéRenaissancestadt Slavonice Der Weg ist sehr gut ausgeschildert. Achtung in Raabs die Thayarunde nicht mit dem Thayatalradweg verwechseln. Eine zusätzliche Radkarte kann nicht schaden. [...]
WEINGARTENRADWEG – VON MÖDLING NACH BAD VÖSLAU MIT ARTHUR SCHNITZLER
WEINGARTENRADWEG – VON MÖDLING NACH BAD VÖSLAU MIT ARTHUR SCHNITZLERAuf den Spuren von Arthur Schnitzler am Weingartenradweg von Mödling nach Bad Vöslau. Zurück geht es entlang des Wiener Neustädter Kanals. Ausgangspunkt des Weingartenradwegs: Mödling Mödling Arthur Schnitzler war ein begeisterter Velozipedist und radelte am Wochenende gerne mit seinem »Bicycle« nach Baden und Vöslau. Wir werden es dem berühmten österreichischen Schriftsteller gleichtun und entlang des Weingartenradwegs nach Bad Vöslau fahren. Als fiktiver Radfreund wird uns Schnitzler persönlich begleiten und uns dabei mit der einen oder anderen Anekdote aus seinem bewegten Leben unterhalten. Altstadt von Mödling Wir treffen Schnitzler in der ältesten Fußgängerzone Österreichs. Diese befindet sich nicht in Wien, sondern in Mödling. Während wir noch die zahlreichen Bürgerhäuser aus der Spätgotik und Renaissance bewundern, trifft Schnitzler ein. Er hat sich nach der neuesten »Dreß-Ordnung« gekleidet und trägt Sakko mit Kniebundhose. Die Aufmachung wirkt ein wenig dandyhaft. Rathaus von Mödling Bevor es losgeht, werfen wir noch einen Blick auf das sehenswerte Rathaus. Dort, wo einst über Übeltäter Recht gesprochen wurde, wird heute besonders gerne der Bund fürs Leben geschlossen. Schnitzler grummelt vor sich hin, dass dieser bei ihm nur 18 Jahre gehalten hat. Seine Frau hatte ihn betrogen, ausgerechnet ihn, den Womanizer seiner Zeit. Weingartenradweg Seid ihr nun bereit für literarische Höhen und sportliche Tiefen? Dann schwingen wir uns aufs Rad! Beim Bahnhof von Mödling finden wir den Einstieg zum Weingartenradweg. Die rund 20 km lange Strecke führt meist eben durch Weingärten und berühmte Weinorte. Arthur Schnitzler kann kaum glauben, wie weit die Welt des Radfahrens fortgeschritten ist. Eigens gebaute Radwege für Velozipedisten – zu seiner Zeit hätte man ihn dafür ausgelacht! Am Weingartenradweg Während wir gemütlich am Weingartenradweg in die Pedale treten erzählt Schnitzler, dass er stets eine »Bic-Peitsche« zur Vertreibung von Passanten und lästigen Hunden mit sich trug. Heftige Aversionen von Fußgängern, Kutschern und Automobilisten gegenüber Radfahrern standen schon um die Jahrhundertwende an der Tagesordnung. Gott sei Dank war die Gottesgeisel e-Tretroller zur damaligen zeit noch nicht erfunden. Thallern und Gumpoldskirchen Freigut Thallern Flott geht es am Fuße des Anningers entlang zum Freigut Thallern, einem der ältesten Weingüter Österreichs, das bereits seit 1141 von den Zisterziensern bewirtschaftet wird. Schnitzler erzählt uns schmunzelnd, dass er viele seiner literarischen Weggefährten wie Hofmannsthal, Herzl oder Salten zu ausgedehnten Radtouren motivieren konnte. Kurz nach Thallern erreichen wir Gumpoldskirchen. Schneller als wir schauen können, ist Schnitzler in einem der zahlreichen Heurigen verschwunden. Der Weinbau spielte schon immer eine große Rolle in Gumpoldskirchen. Im 16. Jahrhundert rollten schwer beladene Kutschen mit Fässern des edlen Tropfens bis nach Schlesien, Böhmen oder Bayern. Der Weinhandel machte die Gumpoldskirchner Winzer reich und selbstbewusst. Davon zeugen noch heute zahlreiche Häuser aus dem 16. Jahrhundert und das Renaissance-Rathaus mit seinen hübschen Arkadengängen und dem markanten Turm. Wir schlendern weiter die Kirchengasse hinauf zur Kirche und dem Schloss, die gemeinsam das Wahrzeichen von Gumpoldskirchen bilden. Während wir noch das hübsche Ensemble bewundern, taucht plötzlich Schnitzler wieder auf und versichert uns mit unschuldigem Blick, dass er nur seinen Durst dringend löschen musste. Wasser scheint es nicht gewesen zu sein, denn sein Atem riecht verdächtig nach einem Rotgipfler. Der Busserl-Tunnel Busserl-Tunnel Auf ein Kuriosum stoßen wir in den Weingärten zwischen Gumpoldskirchen und Pfaffstätten. Nahe des Weingartenradwegs befindet sich der älteste Bahntunnel Österreichs, der »Busserl Tunnel«. Zu jeder schönen Bahnstrecke gehört ein Tunnel befand Kaiser Ferdinand I, der Gütige und so wurde der nur 156 m lange Tunnel im allerhöchsten Auftrag errichtet. Den Spitznamen erhielt der Tunnel deshalb, weil wegen der geringen Länge die Waggonbeleuchtung nicht eingeschaltet wurde und daher Zeit für ein Busserl im Dunkeln blieb. Schnitzler lächelt verschmitzt. Auch er nutze schon die Gunst der Stunde, wenn er zufällig mit einer Dame im Eisenbahn-Coupé reiste. Von Pfaffstätten nach Baden Hauptplatz in Baden bei Wien Über Pfaffstätten radeln wir weiter nach Baden bei Wien, welches zur Zeit des Biedermeiers Treffpunkt der Wiener Gesellschaft war. Der gute Kaiser Franz war der Sommerhitze in Wien entflohen und verbrachte seine Sommerfrische kurzerhand in einem Stadtpalais im Zentrum Badens. Reiche Bürger, Adelige und Künstler, die auch im Sommer die Nähe zum Kaiser suchten, folgten ihm umgehend. Kurpark in Baden bei Wien Im Kurpark erinnern zahlreiche Denkmäler, wie die Grillparzerbüste oder der Beethoventempel, an die berühmten Gäste der Stadt. Lanner und Strauss spielten im Kursalon zum Tanz auf. Udinebrunnen im Kurpark Schnitzler erzählt uns, dass er hier gerne mit Adele Sandrock und Olga Waissnix flanierte. Oft spazierte er mit den Damen zum Undinebrunnen, dessen Hauptfigur Mercédès Jellinek darstellt, die Namensgeberin einer nicht unbekannten Automarke. Die berühmte Mercedes Arthur Schnitzler wird oft als ein Frauenheld beschrieben, insbesondere aufgrund seiner zahlreichen Liebesaffären und seiner freizügigen Einstellung zur Liebe und Sexualität. Seine Werke reflektieren oft auch komplexe Liebesbeziehungen und die Vielschichtigkeit menschlicher Emotionen, die er aus persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen schöpfte. Am Weingartenradweg weiter nach Soss und Bad Vöslau Am Weg nach Sooss schwärmt Schnitzler von der Zeit als ihm mit Felix Salten – dem geistigen Vater von Bambi und der Mutzenbacherin – eine tiefe Freundschaft verband. Nicht nur einmal hat Salten ihm die eine oder andere lästig gewordene Angebetete abgenommen. Nachdem wir den Weinort Sooss passiert haben, geht es schnurstracks ins Zentrum von Vöslau, wo sich das altehrwürdige Thermalbad mit seinen historischen Kabanen befindet. Sein heutiges Aussehen verdankt das Vöslauer Bad dem bekannten Architekten Theophil Hansen. Schnitzler erinnert sich, dass er seine Ferienwochen öfters in Vöslau verbrachte und dabei in den lauen Quellenbädern schwimmen lernte. Der Schriftsteller pocht darauf in der Kabane 21, dem Restaurant im Thermalbad Vöslau zu soupieren. Nach dem Soupe – dieses bestand eigentlich nur aus Kaffee und Kuchen – bemerken wir, wie Schnitzler heftig mit einer Dame am Nachbartisch zu flirten beginnt. »Gnädige Frau, sie erinnern mich so an meine Jugendliebe Olga Waissnix. Sie war die einzig wahre Seelenfreundin” und mit keinem Frauenzimmer konnte ich so gescheidt Reden, wie mit der!«, waren nur einige Sätze, die wir aufschnappen. Schnitzler deutet diskret an, dass es an der Zeit ist, dass wir uns ohne ihn auf den Rückweg machen sollten. Wir nehmen höflich Abschied und folgen dem EuroVelo 9 entlang des Wiener Neustädter Kanals zurück nach Mödling. Entlang des Wiener Neustädter Kanals zurück nach Mödling Am Wiener Neustädter Kanal transportierten um 1800 von Pferden gezogene Lastkähne Kohle, Holz und Ziegel in die Residenzhauptstadt Wien. Zwischen Bad Vöslau und Guntramsdorf findet man noch Überreste dieser historischen Wasserstraße, die einst von Wien nach Triest führen sollte. Flott geht es an Wasserschleusen und kleineren Ziegelbrücken vorbei. In der Nähe von Baden überquert der Wiener Neustädter Kanal auf einem Aquädukt die Schwechat. Immer wieder treffen wir auch auf Industrieruinen. Der Kanal wurde einst nicht nur als Wasserstraße genutzt, sondern spielte auch eine wichtige Rolle als Energiequelle. Industriebetriebe, wie Mühlen oder Spinnereien siedelten sich am Kanal an, um das Wasser zum Betreiben der Maschinen zu nutzten. Bei Laxenburg mündet der Kanal in den Mödlingbach. Von hier bietet sich noch die Möglichkeit eines kurzen Abstechers zum Schlosspark Laxenburg an. MEHR DAZU HIER> Schloss Laxenburg lassen wir aber diesmal rechts liegen und folgen dem Mödlingbach zum Ausgangspunkt unserer heutigen Radtour zurück. Fazit Eine schöne gemütliche Radtour durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Und mein Zwiegespräch mit Schnitzler hat auch Spass gemacht. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour am Weingartenradweg inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: Weingartenradweg – Von Mödling nach Bad Vöslau Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: Grüne Tafel mit Aufschrift Weingartenradweg bzw retour am EuroVelo 9 Schwierigkeit: leicht, keine Steigungen Strecke: ca 50 km   Highlights der Strecke: Mödling Gumpoldskirchen Baden bei Wien Bad Voslau Heurige entlang der Strecke Wiener Neustadter Kanal Der Weingartenradweg ist prinzipiell gut beschildert, aber in den Ortschaften fehlen oft Wegweiser. Doch es kann folgende Regel aufgestellt werden: Fehlt ein Schild, dann fahre gerade aus. Vom Euro Velo 9 nach Mödling folgt man dem Radweg entlang des Mödlingbachs. Es empfiehlt sich entweder mit gps-Daten zu nutzen oder eine Karte der Region mitzunehmen. [...]
KAMPTALRADWEG – VON HORN ÜBER STIFT ALTENBURG NACH HADERSDORF
KAMPTALRADWEG – VON HORN ÜBER STIFT ALTENBURG NACH HADERSDORFDie mächtige Burgruine Gars, das prachtvolle Schloss Rosenburg, das barocke Stift Altenburg und eine reizvolle Flusslandschaft zeichnet den Kamptalradweg aus. Es fährt ein Zug nach Horn Unsere heutige Radtour beginnt in Hadersdorf am Kamp, von wo aus wir entspannt mit der Kamptalbahn zu unserem Startpunkt in Horn gelangen. Nach einer etwa fünfzigminütigen Bahnfahrt erreichen wir den Bahnhof. Von hier aus planen wir, zunächst dem Klosterradweg in Richtung Altenburg zu folgen. Leider sind die Hinweisschilder für den Klosterradweg an diesem Punkt recht rar gesät . Daher empfiehlt es sich am besten, einfach der Bahnhofstraße ins Zentrum zu folgen. Grasel-Turm Wir radeln vorbei am Grasel Turm, der nach dem legendären Räuberhauptmann Grasel benannt ist. Um 1800 trieben Grasel und seine Gefährten ihr Unwesen im Waldviertel. Ein bunter Strauß an Verbrechen schmückte ihre Liste: Mord, Entführung, Totschlag, Erpressung – so ziemlich jede Untat, die das Gesetzbuch zu bieten hatte. In der Legende heißt es, dass Grasel den Reichen nahm, um es den Armen zu geben – eine Art Robin Hood des Waldviertels, wenn man so will. Als man Grasel endlich habhaft wurde, verurteilte ihn das Gericht zum Tod durch Erhängen. Der Überlieferung nach sollen Grasels letzte Worte gewesen sein, »Jessas, so vül Leit!« Hauptplatz von Horn Die Suche nach dem Einstig zum Klosterradweg führt uns zum Hauptplatz von Horn, wo wir einen kurzen Stopp einlegen. Horn gilt als eine Stadt der Renaissance. Diesen Ruf verdankt sie dem einflussreichen Adelsgeschlecht der Puchheimer, welches einst zu den führenden protestantischen Adeligen des Landes zählte. Während ihrer Herrschaft wurden zahlreiche prächtige Renaissancehäuser am Hauptplatz erbaut. Darunter finden sich Juwelen wie das Sgraffitohaus und die Georgskirche. Die Georgskirche wurde Ende des 16. Jhdt als repräsentatives protestantisches Gotteshaus errichtet. Besonders bemerkenswert ist das steile Pyramidendach des Kirchturms, gekrönt von Ecktürmchen. Dieses architektonische Meisterwerk wurde dem Turm der berühmten Teynkirche in Prag nachempfunden und gilt heute als das unverwechselbare Wahrzeichen von Horn. Als Reicharts von Puchheim und andere protestantische Adelige während des Dreissigjährigen Krieges die aufständischen Stände in Böhmen unterstützen, führte dies zur Eroberung der Stadt durch kaiserliche Truppen und zur Verurteilung des Puchheimers. Stadt und Herrschaft Horn wurden ihm entzogen und in der Folgezeit rekatholisiert. Nun aber genug der Geschichte. Es geht weiter zur Brücke über die Taffa, wo wird endlich das erste Hinweisschild auf den Klosteradweg entdecken. Entlang der Taffa Wir folgen nun der Taffa Richtung Frauenhofen. Eine schöne ebene Strecke erwartet uns. Kurz nach Frauenhofen ist es vorbei mit der Gemütlichkeit. Ein knapp zwei Kilometer lange Anstieg nach Altenburg beginnt. Wälder und Felder wechseln sich entlang der Strecke ab. Am Scheitelpunkt des Anstiegs können wir erstmals in der Ferne das Stift erblicken.  Das Troger-Stift Altenburg Die Geschichte des Benedektinerstifts Altenburg reicht bis in das Jahr 1144 zurück und ist gekennzeichnet von Zerstörung und Wiederaufbau. Kumanen, Hussiten und der ungarische König Matthias Corvinus suchten die Klosteranlage heim. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Altenburg durch schwedische Truppen unter General Torstenson zum Großteil zerstört. Übrig blieb nur mehr ein »wüster Steinhaufen«, den Abt Benedikt Leiß einebnen ließ. Unter Abt Placidus Much entstand jene prachtvolle Barockanlage, die wir heute noch bewundern können. Der Abt holte die herausragendsten Künstler seiner Zeit, den Baumeister Josef Munggenast und den Maler Paul Troger, an Bord, um das prächtigste Barockjuwel des Waldviertels zu schaffen. Einen Besuch der Stiftskirche oder eine Führung durch die Klosteranlage solltet ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen. Besonders beeidruckend ist die mehr als 700 m² große Hauptkuppel der Stiftskirche, die zweifellos zu den eindrucksvollsten Werken Paul Trogers zählt. Krypta, Bibliothek oder Kaiserstiege, tragen ebenfalls die Handschrift des Malers und zählen zu den besonderen Highlights eines Rundgangs. Schloss Rosenburg, Juwel der Renaissance Unser nächstes Ziel ist die prächtige Rosenburg, die auf einem mächtigen Felsen über dem Kamptal thront. Ihrem Namen verdankt das Renaissanceschloss dem ehrwürdiger Ritter Gozwin, der vor rund 1.000 Jahren auf diesem Felsen hauste. Seine heldenhaften Taten – welche dies waren bleiben in der Dunkelheit der Geschicht verborgen – brachten ihm die Anerkennung von niemand Geringerem als Leopold V ein, der ihm den Ritterschlag verlieh. Fortan führte er den stolzen Titel Gozwin de Rosenberg. Die zart blühenden Wildrosen am Fuße des Kamptalfelsens erwiesen sich als Quelle seiner Namensinspiration. Das Renaissanceschloss wurde erstmals 1175 urkundlich erwähnt und befindet sich seit 1681 im Besitz der Familie Hoyos-Sprinzenstein. Falls es die Zeit erlaubt und ihr euch gerne zwei Kilometer den Schlossberg bergauf quält, dann solltet ihr der Rosenburg unbedingt einen Besuch abstatten. Belohnt werdet ihr mit einer einzigartigen Schlossanlage mit einem prächtigen Renaissance-Turnierhof und interessanten Ausstellungsräumen mit umfangreichen Sammlungen von alten Möbeln, Kunstobjekten und Waffen. Wer die Rosenburg nicht mit dem Fahrrad erkunden möchte, kann auch in etwa 20 Minuten zu Fuß zum Renaissanceschloss hinaufwandern. Startend im Dorf, in der Nähe der historischen »K.K. Taback Trafic«, die vermutlich zu den ältesten Trafiken der Region zählt, führt ein Wanderweg über den eisernen Kampsteg und den Burgsteig bis zum Schloss. Auf halbem Weg passiert man dabei die Graselhöhle, die laut Überlieferung ein Versteck des Räuberhauptmanns gewesen sein soll. Die Gänge der Höhle, die auch als »Zwerglloch« bekannt ist, erstrecken sich über eine Gesamtlänge von ungefähr 100 Metern. Es wird auch erzählt, dass von der Höhle aus ein Geheimgang in den Weinkeller der Rosenburg führte. Beide Geschichten gehören vermutlich eher ins Reich der Phantasie. Gesichert ist jedoch, dass die Höhle bereits in der Jungsteinzeit bewohnt war, wie Funde von zerbrochenen Tongefäßen bestätigen. Carmen meets Rigoletto in Gars am Kamp Nach dieser kleinen Wanderung setzen wir unsere Reise entlang des Kamptalradwegs in Richtung Gars fort. Ab diesem Punkt ist die Strecke des Kamptalradwegs deutlich markiert, und wir bewegen uns auf Fahrrad- und Güterwegen oder entlang ruhiger Nebenstraßen. Gars am Kamp wird von einer der ältesten Ritterburgen des Landes gut bewacht. Ein steiler Fußweg führt in zehn Minuten hinauf zur alten Babenbergerburg, die man kostenlos besichtigen kann. Im 11. Jhdt war die mächtige Garser Burg unter Markgraf Leopold II für einige Jahre Regierungssitz der Babenberger. Kaum zu glauben, aber damit war Gars für kurze Zeit die Hauptstadt des damaligen Österreichs. Doch der Sohn von Leopold II, Leopold III oder vulgo der »Der Heilige«, konnte sich so gar nicht mit dem rauhen Klima im Waldviertel anfreunden. Er verlegte seinen Regierungssitz nach Klosterneuburg, wo er gleich einmal ein Stift gründete. Der Legende nach genau an jener Stelle, wo der kostbare Schleier seiner Gattin durch eine Windstoß geweht worden war. Der Nordturm bietet nicht nur eine kleine Ausstellung über die Geschichte der Burg, sondern auch einen schönen Ausblick über das Kamptal und das Horner Becken. Seit Ende der 1980er dienen die jahrhundertealten Mauern als Kulisse für das jährliche Opernfestival. Wo einst der Minnesang die Burgherrn erfreute, erklingen heute Bizets Carmen oder Rossinis Barbier von Sevilla. Das Bürgertum schätzte Gars anfangs des 20. Jhdt als Ort der Sommerfrische. Alte Villen und der Kurpark zeugen noch heute von dieser großen Vergangenheit. Bekanntester Stammgast war der Opern- und Operettenkomponist Franz von Suppé. Das Traditionscafe Ehrenberger lädt am Hauptplatz zu einer kleinen Stärkung ein. Hier gibt’s nicht nur den Original Waldviertler Mohnzuzler – nicht verkostet – sondern auch hervorragende Kokoskuppeln. Davon habe ich mich persönlich überzeugt. Dem Kamp immer entlang Von Gars verläuft der Kamptalradweg stets in der Nähe des Flusses. Der Kamp ist kein geradliniger Fluss. Mäanderartig und geheimnisvoll fließt er durch ein enges Tal, welches sich erst südlich von Schönberg weitet. Mit 159 km ist der Kamp der längste Fluss des Waldviertels, der im Weinsberger Wald enspringt und bei Grafenwörth in die Donau mündet. Der Name Kamp ist keltischen Ursprungs und bedeutet soviel wie »krumm«. Mächtige historische Bogenbrücken der Kamptalbahn queren immer wieder den Fluss. Ab Stiefern und Schönberg ändert sich die Landschaft. Das Kamptal wird breiter. Die ersten Weingärten sind zu sehen. Grüner Veltliner und Riesling erfreuen sich hier größter Beliebtheit. Vom Heiligenstein winkt aus der Ferne die Kamptalwarte herüber. Eingebettet zwischen Wäldern und Weinterrassen könnt ihr diese nach einer rund dreißig minütigen Wanderung erreichen. Von der Weinstadt Langenlois zum Tor des Kamptals Von Zöbing ist es nicht mehr weit bis in das Zentrum der Weinstadt Langenlois. Rund um den sehenswerten Kornplatz reihen sich zahlreiche Bürgerhäuser aus der Renaissancezeit. »In Langenlois, in Langenlois, dort packt die Zenz den langen Lois und gibt ihm einen herzhaften Schmatz, in Langenlois mitten am Platz« sang einst Hermann Leopoldi. Gerüchteweise gilt dieses Lied noch immer als heimliche Hymne von Österreichs größter Weinbaustadt. Seit Jahrhunderten ist die Hauptstadt des Kamptals wegen ihrer hervorragenden Weine bekannt. Besonders die Reben des Grünen Veltliners finden auf den kalkhaltigen Lössboden ein ideales Terrain. Mit seiner prächtigen Fassade zählt das Ursin-Haus zu den schönsten Bauwerken am Kornplatz. Darin befindet sich ein Eldorado für Weinliebhaber, nämlich die Gebietsvinothek des Weinbaugebiets Kamptal mit über 300 Weinen von rund 60 Winzern. Schloss Haindorf Wir verlassen den weinseligen Ort und radeln entlang des Loisbachs zum Schloss Haindorf. Über Schloss Haindorf ist wenig Historisches überliefert. Es wird vermutet, dass die barocke Anlage an jener Stelle errichtet wurde, wo sich einst im Mittelalter die »Loisbachmühle« befand. Im Laufe der Geschichte wechselten die Besitzer häufig. Bekannt ist Schloss Haindorf als Kulisse für die »Operettenfestspiele Langenlois«. Hier trifft im Sommer die Csárdásfürstin die lustige Witwe und der Bettelstudent besucht den Zigeunerbaron im weißen Rössl. Schloss Gobelsburg Nur einen kurzen Sprint von Schloss Haindorf entfernt, steht Schloss Gobelsburg, gut bewacht von zwei grimmig schauenden Löwen. Diese zierten einst die alte Wiener Aspernbrücke über den Donaukanal, die im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht gesprengt wurde. Doch wie kamen die Löwen nach Gobelsburg? Nach dem man bei der Neuerrichtung der Aspernbrücke für die Raubkatzen keine Verwendung mehr hatte, beschloss die Stadt Wien sich mit einem Löwenpärchen bei den Langenloisern für eine »10.000 kg Weintrauben Spende« für Wiener Kinder im Jahr 1945 zu revanchieren. Sein heutiges barockes Aussehen verdankt das Schloss einem Umbau durch Joseph Munggenast im Jahre 1725. Munggenast gilt als der bedeutendste Baumeister des niederösterreichischen Barocks zu dessen Hauptwerken die Umbauten der Stifte Geras, Altenburg oder Melk zählen. Nach mehreren Besitzerwechsel erwirbt im Jahre 1740 das Stift Zwettl das Schloss mit seinen Weingärten und lässt es zu seinem wichtigsten Weingut ausbauen. Bekannt ist das Schlossweingut Gobelsburg für seinen Messewein, der nur mit der Erlaubnis des Bischofs produziert werden darf. Obwohl das Schloss nicht direkt am Kamptalradweg liegt, lohnt sich der kurze Umweg von nicht einmal 250 Meter. Die letzte Etappe: Hadersdorf am Kamp Der Kamptalradweg führt uns mitten auf den Hauptplatz von Hadersdorf, dem Tor zum Kamptal. Der Hauptplatz wird dominiert von einem riesigen Park um den sich Häuser aus der Zeit der Spätgotik, der Renaissance und des Barocks gruppieren. Bevor wir uns auf den Weg zum Bahnhof machen, drehen wir noch schnell eine Ehrenrunde um diesen “Marktplatz der Jahrhunderte”. Kurz danach erreichen wir den Bahnhof und unseren Ausgangspunkt. Fazit Schöne Radtour mit imposanten Burgruinen, prächtigen Schlössern, dem schönsten Barockstift des Waldviertels, sowie einer reizvollen Flusslandschaft. Streckenplan Tourdaten Die Radtour beginnt in Horn. Zuerst folgt man dem Klosterradweg nach Altenburg. Ab Altenburg wechselt man auf den Kamptalradweg, welcher einem über Gars und Langenlois nach Hadersdorf am Kamp führt. Radweg-Symbol: Grünes Schild “Klosterradweg” bzw “Kamptalweg” Schwierigkeit: mittel, mehrere kleinere Steigungen, ein langer Anstieg von Frauenhofen nach Altenburg, sowie fakultativ zum Schloss Rosenburg. Strecke: ca 49 km   Highlights des Kamptalradwegs: Stift AltenburgSchloss RosenburgBurgruine GarsHauptplatz von Langenlois und HadersdorfSchloss GobelsburgDie Flußlandschaft des Kamp Der Einstig in Horn war ein wenig schwierig zu finden. In Hadersdorf muss man auch aufpassen um den Weg zum richtigen Bahnhof zu finden. Es empfiehlt sich ein gps oder eine Radkarte mitzunehmen. Der Kamptalradweg wurde erstmals 2017 und nochmals im August 2023 befahren. [...]
PIELACHTALRADWEG – VON LOICH IM PIELACHTAL BIS MELK AN DER DONAU
PIELACHTALRADWEG – VON LOICH IM PIELACHTAL BIS MELK AN DER DONAUDer Pielachtalradweg zählt neben dem Ybbstal-Radweg und Traisental-Radweg zu beliebtesten Radwegen im Mostviertel. Er beginnt in Loich und endet in Melk in der schönen Wachau. Mit der Mariazellerbahn nach Loich Der offizielle Ausgangspunkt des Pielachtalradwegs ist die kleine Gemeinde Loich, welche ihr von St Pölten gemütlich in rund einer Stunde mit der Mariazellerbahn erreicht. Von hier führt der Radweg über Kirchberg, Rabenstein, Ober-Grafendorf und Loosdorf in das 57 km entfernte Melk, wo die Pielach in Donau mündet. Der Vorteil, wenn Ihr die Tour in Loich startet, liegt bei Studium des Höhenprofils klar auf der Hand – es geht den Großteil der Strecke leicht bergab. Durch das Dirndltal In Loich halten wir uns nicht lange auf und machen uns gleich auf den Weg Richtung Kirchberg an der Pielach. Gemütlich radeln wir am Pielachtalradweg an den Schienen der Mariazeller Bahn entlang. Die Landschaft ist geprägt von sanften Hügeln und einem breiten Tal, welches landwirtschaftlich genutzt wird. Berühmt ist das Pielachtal für seine »Dirndln«. Nicht von feschen jungen Damen, hübschen Trachten oder gar Bordsteinschwalben ist hier die Rede, sondern von der Kornelkirsche, deren Nutzung eine jahrhundertlange Tradition im Pielachtal hat. Die leuchtend roten Früchte – im Volksmund »Dirndln« genannt – werden gerne zu Marmeladen, Säfte, Chutneys oder Edelbrände verarbeitet. Kirchberg an der Pielach Nach vier Kilometer erreichen wir Kirchberg an der Pielach und betreten die Gemeinde durch den Toreingang von Schloss Kirchberg. Errichtet im 11. Jhdt dient das ehemalige Wasserschloss heute als Wohnhaus und kann daher nur von außen besichtigt werden. Viel gibt es aber eh nicht zu sehen. Nur auf das prächtige Marmorportal am Schlossturm sei hingewiesen. Allen Modelleisenbahnfans empfehlen wir einen kurzen Abstecher zum Bahnhof der Mariazellerbahn. Dort findet Ihr das Modellbahnmuseum »Bahn im Bahnhof« mit einer Modellanlage, die den Abschnitt der Mariazellerbahn zwischen Laubenbachmühle und Erlaufklause mit allen Bahnhöfen, Brücken und Tunnels zeigt. Und noch eine Empfehlung für einen kurzen Abstecher. Besucht auch die Kirche des Ortes und den »Skywalk«, der vom Kirchenvorplatz aus frei zugänglich ist. Die Aussichtplattform bietet euch einen wunderschönen Panoramablick auf die nähere Umgebung von Kirchberg. In der Nähe der Kirche befindet sich auch das alte Schulhaus, wo ein Gedenkstein an Kardinal König erinnert, der hier von 1911 bis 1919 in die Schule ging. By the way: Das ist übrigens ein kleiner feiner Unterschied zu unseren deutschen Freunden – wir gehen in die Schule, während man in Deutschland nur zur Schule geht ohne Garantie, dass Kinder diese auch tatsächlich betreten. Doch zurück zum Kardinal. Seinen täglichen Schulweg zwischen Kirchberg und dem elterlichen Hof in der Nähe von Rabenstein kann man heute noch am »Kardinal-König-Weg« nachgehen. Durch das Pielachtal nach Rabenstein Schwingt Euch wieder auf das Rad und tretet ordentlich in die Pedale. Aber Achtung, zwischen Kirchberg und Rabenstein wechselt der Radweg immer wieder die Straßenseite. Also Obacht, wenn ihr die Bundesstraße quert. Unseren nächsten Zwischenstopp legen wir in Rabenstein ein, der als ältester Ort im Pielachtal gilt und eine wichtige Rolle in der Besiedelung des »Dirndltales« spielte. Wenn Ihr beim Friedhof vorbei radelt, haltet kurz inne. Nicht um den Toten zu gedenken, sondern um in Erwägung zu ziehen eine kurze Wanderung zur Burgruine Rabenstein zu unternehmen. Für den Hin- und Rückweg müsst ihr etwa 40 min veranschlagen. Wir haben es getan und konnten uns eines schönen Ausblicks nach Süden bis hin zum Ötscher erfreuen. Urkundlich wird die Burg Rabenstein erstmals im Jahr 1136 erwähnt. Ein Meilenstein in der Burggeschichte ist das Jahr 1683. Als die Türken auch das Pielachtal heimsuchten, belagerten sie die Burg einen Monat lang ohne Erfolg. Was den Muselmännern nicht gelang, schaffte problemlos die berühmt berüchtigte Dachsteuer. Die Dachsteuer war eine Art Vermögensteuer, die von Kaiser Joseph II eingeführt wurde und deren Höhe auf der Grundlage der Dachfläche berechnet wurde. Nachdem im Jahr 1780 die Rabenstein nicht mehr bewohnt wurde, entfernten die Besitzer die Dächer, um Geld zu sparen. So begann langsam, aber sicher der stetige Verfall. Zurück vom Burgberg ist unser nächstes Ziel die Kirche von Rabenstein, die dem hl Laurentius geweiht ist. Im spätgotischen Gotteshaus empfing im Jahr 1905 der in Österreich hoch angesehene Kardinal Franz König das Sakrament der Taufe. König, am 3. August 1905 im Ortsteil Warth geboren, war das älteste von neun Kindern einer Bauernfamilie. Nach der Volksschule in Kirchberg und der Matura im Stiftsgymnasium in Melk studierte er Theologie und Philosophie in Wien und Rom. Kardinal König galt als Vorbild für das Miteinander. Es gelang ihm das seit der Ersten Republik gestörte Verhältnisse zwischen SPÖ und Kirche wieder zu normalisieren. Mit Vertretern der verschiedenen Weltreligionen suchte er stets den Dialog und er hatte gute Kontakte zur Wissenschaft, Kunst und Politik. König starb im Jahr 2004 im Alter von 99 Jahren. Seine letzte Ruhestätte befindet sich im Stephansdom in Wien. Von Rabenstein nach Ober-Grafendorf Die nächsten 15 km nach Ober-Grafendorf rollt ihr gemächlich den Pielachtalradweg dahin und passiert dabei die Orte Hofstetten-Grünau, Waasen, Weinburg und Klangen. Wer Lust und Laune hat macht einen kurzen Abstecher zur Pfarrkirche Hofstetten-Grünau. Das im Kern romanische Gotteshaus fällt besonders durch seinen hohen spätgotischen Chor auf, der fast die Höhe des Turms erreicht. Der Pielachtalradweg folgt weiterhin die meiste Zeit der Trasse der Mariazeller Bahn und dem namensgebenden Fluss dieses Radweges. Die Pielach legt von ihrem Ursprung nördlich von Annaberg bis zur Mündung in die Donau eine Strecke von knapp 70 km zurück. Schotterbänke und kleine Inseln entlang des Pielachtalradwegs laden immer wieder zu einem Sprung ins »Kalte Nass« ein. Durch den natürlichen Flussverlauf und dank ihrer naturnahen Uferbereiche ist die Pielach ausgesprochen fischreich. So lebt auch der bis zu 1,5 Meter groß werdende Huchen – auch Donaulachs genannt – in diesem Gewässer. Einst ein beliebter Speisefisch ist er heutzutage selten geworden und stark vom Aussterben bedroht. Mittlerweile haben wir Ober-Grafendorf erreicht. Der Ort hat nicht allzu viel zu bieten. Eisenbahnfans werden das Heizhaus des Eisenbahnclubs Mh6 besuchen, wo es die nostalgische Dampflok Mh6 und weitere historische Eisenbahnfahrzeuge der Mariazellerbahn zu besichtigen gibt. Am Weg dorthin kann man der Pfarrkirche Ober-Grafendorf einen Besuch abstatten. Währen der Ort zur Zeit der Türkeninvasion im Jahr 1683 niedergebrannt wurde, blieb die Kirche jedoch – abgesehen von der Verwendung als Pferdestall – verschont. Die Bewohner des Ortes fanden während des Angriffs Schutz im nahen Schloss Fridau, das nicht eingenommen wurde. Schloss Fridau ist neben der Pfarrkirche das zweite historisch wertvolle Gebäude in Ober-Grafendorf. Es befindet sich jedoch im Privatbesitz und kann nur von außen besichtigt werden. Von Ober-Grafendorf nach Loosdorf Der folgende Abschnitt des Pielachtalradwegs ist geprägt von ausgedehnten Feldern, wo Kukuruz und Getreide gedeihen. Bis hierher ging es meist leicht bergab, von nun an müsst ihr immer wieder kurze Anstiege überwinden. Die Landschaft kann durchaus als monoton beschrieben werden und ihr werdet förmlich nach ein wenig Abwechslung betteln. Prinzendorf, Hafnerbach, und Wimpassing sind die nächsten Ortschaften. Am Weg von Hafnerbach nach Wimpassing steht vis-à-vis vom Friedhof das »Kalabrunnkreuz« über das eine Legende existiert. Während des II. Weltkriegs spazierte eine Funkhelferin vom nahen Fliegerhorst Markersdorf mit einem Soldaten am Kreuz vorbei. Übermütig zog sie dessen Pistole und feuerte drei Schüsse auf die Jesusfigur ab. Nur wenige Tage später erlitt das Mädchen bei einem Luftangriff auf den Flugplatz an jenen Körperstellen tödliche Verletzungen, an welchen sie die Jesusfigur getroffen hatte. Über Haunoldstein erreichen wir Groß-Sierning und radeln kurz nach dem Bahnhof an der kleinen Bründlkapelle vorbei, die aus Dankbarkeit über die Heilkraft der hier entspringenden Quelle errichtet wurde. Nach den ersten wunderbaren Heilungen wurde im Jahr 1849 zunächst eine kleine Kapelle ohne Turm erbaut. Die außerordentliche heilende Wirkung des Quellwassers machte rasch die Runde und so strömten spendenwillige Pilger aus nah und fern herbei, die den Umbau der Kapelle im Jahr 1913 finanzierten. Nach einer kurzen Pause unter den schattigen Kastanienbäumen, die neben der Kapelle gepflanzt wurden, radeln wir am Pielachtalradweg weiter in das fünf Kilometer entfernte Loosdorf. Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Loosdorf zählt der Karner neben der Pfarrkirche, der erstmals 1499 urkundlich erwähnt wurde. Im Obergeschoß des aus unverputztem Bruchsteinmauerwerk errichteten Baus befand sich eine Kapelle und im Untergeschoß das Beinhaus. Die Kirche selbst wurde im 17. Jhdt als protestantisches Bethaus ohne Turm gebaut und im Zuge der Gegenreformation von der katholischen Kirche hemmungslos übernommen und umgebaut. Durch den Dunkelsteiner Wald nach Melk Schwingen wir uns wieder auf den Radsattel und nehmen wir die letzten neun Kilometer in Angriff. Der Pielachtalradweg führt auf seinen letzten Kilometern durch den Dunkelsteinerwald, der als ein »Ausläufer« des Waldviertels gilt. Kurz vor Melk mündet die Pielach in die Donau und unser Radweg in den Donauradweg. Von hier ist es dann nur mehr ein kurzer Sprint bis in die Stadt Melk, die auf eine jahrtausendlange Geschichte zurückblickt. Erstmals im Jahr 831 urkundlich als Medilica erwähnt, war Melk bereits um das Jahr 1000 das Machtzentrum der Babenberger in der Mark Österreich. Wahrzeichen von Melk ist das gleichnamige Benediktinerstift, welches majestätisch auf einem Felsen thront. Der heutige Barockbau wurde in den Jahren 1702–1746 von Jakob Prandtauer errichtet. Als Wahrzeichen der Wachau gehört es zum UNESCO-Welterbe. Eine Führung durch die schönste Barockanlage Österreichs können wir Euch nur wärmsten empfehlen. Beeindruckend ist der mächtige Marmorsaal mit einem riesigen Deckenbild von Paul Troger, sowie die Bibliothek, deren Bestand rund 100.000 Bücher umfasst. In der Bibliothek endet auch Umberto Ecos Klosterkrimi »Im Namen der Rose«. An der Schwelle des Todes schreibt der greise Mönch Adson von Melk die entsetzlichen Ereignisse nieder, die er als Augenzeuge miterlebte. Radeln am Pielachtalradweg: Hinweis für die Planung Wir haben uns bei der Planung für unsere Tour entlang des Pielachtalradwegs für folgende Reisevariante entschieden: Mit dem Auto nach St. Pölten und weiter mit der Mariazellerbahn nach Loich. Zurück ging es dann von Melk mit der Westbahn nach St Pölten. Die Anreise von Wien nach St Pölten ist natürlich auch mit der Eisenbahn möglich. Von Melk fahren Züge meist im halbstunden Takt zurück nach Wien. NOCH MEHR FOTOS VOM PIELACHTALRADWEG? Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour am Pielachtalradweg inspirieren konnten. Noch mehr Fotos vom Pielachtalradweg findet Ihr im Fotoalbum unter: PIELACHTALRADWEG – VON LOICH NACH MELK Radweg-Beschriftung: Pielachtalradweg Schwierigkeit: meist leicht bergab, wenige und sanfte Steigungen im zweiten Teil des Pielachtalsradwegs (etwa ab Durchfahrt unter der Westautobahn) Strecke: Der Pielachtalradweg ist ca 57 km lang Highlights der Strecke: Fahrt mit der MariazellerbahnKirchberg an der PielachRabenstein und Burgruine RabensteinBründlkapelleStift Melk [...]
RADWEGE WEINVIERTEL – AM EUROVELO 9 VON BRECLAV NACH WOLKERSDORF
RADWEGE WEINVIERTEL – AM EUROVELO 9 VON BRECLAV NACH WOLKERSDORFDer österreichische Abschnitt des EuroVelo 9 beginnt im äußersten Nordosten des Weinviertels. Der folgende Beitrag beschreibt den Abschnitt zwischen Břeclav und Wolkersdorf und informiert Euch über die interessantesten Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke. Für meinen heutigen Radausflug habe ich mir den EuroVelo 9 durch das östliche Weinviertel vorgenommen. Die rund 85 km lange Strecke führt von der tschechischen Grenze auf Nebenstraßen und asphaltierten Güterwegen nach Wolkersdorf. Die mährische Grenzstadt Břeclav Břeclav ist nicht gerade von Schönheit gesegnet. Am auffälligsten ist die moderne Wenzelskirche, die in den 1990er Jahren anstelle der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Barockkirche errichtet wurde. Der Einstiegspunkt des EuroVelo 9 befindet sich beim Schloss von Břeclav. Das Renaissanceschloss wurde während des Dreißigjährigen Krieges fast völlig zerstört. Erst als die Fürsten von Liechtenstein ihre mährischen Landgüter zwischen Valtice und Lednice zu einer riesigen Parklandschaft umgestalteten, wurde auch das Schloss von Břeclav als künstliche Ruine im romantischen Stil wiedererrichtet. Variante: Startpunkt Bernhardtsthal Als Alternative zum Ausgangspunkt Břeclav bietet sich auch Bernhardsthal an. Die Streckenlänge beträgt dann nur rund 77 km. Ihr folgt dem Radweg 914 bis nach Reintal, wo dieser auf den EuroVelo 9 trifft. Břeclav, Bernhardsthal und Wolkersdorf sind gut mit der Bahn von Wien erreichbar. Apropos Eisenbahn: In Bernhardsthal steht die älteste Bahnbrücke Österreichs. Sie stammt aus dem Jahr 1839 und wurde von Carl Ritter von Ghega für die Kaiser Ferdinand Nordbahn konstruiert. TIPP: Parklandschaft von Valtice und Lednice – Auf den Spuren der Fürsten LiechtensteinDie Parklandschaft von Valtice und Lednice lässt sich hervorragend und sehr gemütlich am Liechtenstein-Radweg erkunden. Mehr dazu hier: LIECHTENSTEINRADROUTE – VON VALTICE NACH LEDNICE Noch eine Variante: Schloss Pohansko Am Weg zur österreichischen Grenze bietet sich noch ein kleiner Umweg zum Schloss Pohansko an. Das im Empire-Stil erbaute Jagdschlösschen wurde nach den Plänen des Bleistifterfinders Josef Hardtmuth, erbaut. Falls Ihr diese Route wählt, verlängert sich der Weg von 85 auf 89 km. Auf Richtung Grenze nach Österreich Nach so vielen Hinweisen oder Tour-Varianten geht es jetzt endlich los. Den Stadtrand von Břeclav habe ich schnell erreicht. Waldstücke, Sonnenblumenfelder und der eine oder andere Bunker prägen die rund 8 km lange Strecke bis zur Grenze bei Reintal. Wo einst der “Eiserne Vorhang” die Welt trennte Und plötzlich habe ich die Grenze überquert. Vom “Eiserner Vorhang”, der einst Österreich und die damalige CSSR trennte, ist nichts mehr zu sehen. Nur eine Grenztafel weist mich darauf hin, dass ich nun wieder in Österreich bin. Von der Grenze führt der EuroVelo 9 über Reintal, Altlichtenwarth und St Ulrich nach Neusiedl an der Zaya. Immer wieder geht es kleine Hügel hinauf und hinunter. Unweigerlich muss ich an Arthur Schnitzler und an “Das weite Land” denken. Getreidefelder wechseln sich mit Gemüse- und Sonnenblumenfeldern ab. Dazwischen Erdölpumpen und zahlreiche Marterln, die am Wegesrand stehen. Altlichtenwarth – Von Schweden und Weinen Kurzer Halt bei der Kirche von Altlichtenwarth. Wir blicken 400 Jahre zurück. Blut rinnt in Bächen über die Kirchenschwelle. Schwedische Soldaten metzeln einen Großteil der Bevölkerung während eines Gottesdienstes nieder. Was die Soldaten so in Rage versetzte, darüber schweigt die Chronik. Vielleicht weigerten sich die Bewohner ihren kostenbaren Wein dem Feind zu überlassen. Diesem verdankt die Kellergasse des Ortes übrigens ihren Namen “Silberberg”. Da die Weine eine so hohe Qualität hatten, wurden sie nur gegen Silber gehandelt. Neusiedl an der Zaya – Das Dallas des Weinviertels In den 30er und 40er Jahren galt Neusiedl an der Zaya als das “Dallas” des Weinviertels. Während der Blütezeit der Erdölförderung prägten hunderte von Gittertürmen die Landschaft rund um Neusiedl. Einige davon konnten vor dem Verschrotten gerettet werden. Am Ortseingang von Neusiedl wurden sie auf einem Feld neu aufgestellt und mit Skulpturen behübscht. Zu meinem persönlichen Favoriten zählt der Pumpen-Bock von Herbert Petermandl. Prinzendorf –Nitsch und der Erdäpfelpfarrer Gemütlich geht es die nächsten 10 km bis Prinzendorf dahin. Die Monotonie der Landschaft verändert sich kaum. Gleich zwei Namen machen Prinzendorf bekannt. Pfarrer Johann Jungbluth verdanken wir quasi Chips und Pommes. Mitte des 18. Jhdt brachte er aus seiner Heimat Luxemburg die Erdäpfel ins Weinviertel. Die Nachwelt dankte es ihm mit einem Denkmal an der Rückseite der Pfarrkirche. Der zweite im Bunde ist Hermann Nitsch. Der anerkannte Aktionskünstler erwirbt 1971 das verfallende Schloss Prinzendorf und lässt es umfassend renovieren. Das Schloss wird zu seinem persönlichen und künstlerischen Mittelpunkt. Regelmäßig führt er hier seine “Orgien-Mysterien-Spiele” auf. Dabei handelt es sich um eine Performance aus Musik, Theater und Malerei. Legendär seine Aktionen mit Blut, Eingeweiden und Tierkadavern, die für rgelmäßig für Erregung und Skandale sorgen. Wilfersdorf – Sitz der Fürsten von Liechtenstein Es geht weiter in das rund 7 km entfernte Wilfersdorf, welches eng mit dem Namen Liechtenstein verbunden ist. Hier steht das Stammschloss des alten Adelsgeschlechts. Dieses befindet sich seit 1436 im Familienbesitz und dient bis heute der Verwaltung der fürstlichen Güter im Weinviertel. Es gibt kaum einen landwirtschaftlichen Betrieb, Weingarten oder ein Schloss im östlichen Weinviertel, welches nicht den Liechtensteins gehört oder gehörte. Paasdorf und seine Designer-Bushaltestelle Der Radweg verläuft nun flach entlang der Zaya, vorbei an Mistelbach nach Paasdorf. In der Ferne lugt ein Turm von Schloss Ebendorf hinter einem Baum hervor. Wie jeder gute Ort im östlichen Weinviertel besitzt auch Paasdorf ein Schloss. Es versteckt sich hinter dicken Mauern und ist kaum zu sehen. Bekanntester Schlossherr war Udo Proksch, das Enfant terrible der österreichischen Gesellschaft. Der Designer und ehemalige Besitzer der Konditorei Demel wurde als Drahtzieher des Falls Lucona 1992 wegen sechsfachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Ein paar Schritte entfernt, das Kunstwerk “Wolkon”, ein Designer-Buswartehäuschen mit begehbarem Dach. Ladendorf – Graf Daun, der Held im Siebenjährigen Krieg Mein nächstes Ziel ist das 5 km entfernte Ladendorf. Es geht flott dahin, nur das Wetter macht mir Sorgen. Dicke dunkle Wolken sind aufgezogen. In der Ferne ist Donner zu hören. Ein kurzer Abstecher zur Kirche und Schlosseingang gehen sich gerade noch aus, bevor die ersten Regentropfen fallen. Imposant ist das mächtige und reich verzierte Eingangstor zum Schlossgarten gleich neben der Ortskirche. Sein heutiges Aussehen verdankt Schloss Ladendorf Leopold Graf von Daun, der sich hier seinen Alterssitz schuf. Graf von Daun war Maria Theresias wichtigster Feldmarschall im Kampf gegen den Preußenkönig Friedrich II. Als Dank für seine Erfolge ist er am Maria Theresia Denkmal in Wien verewigt. Durch das Kreuttal nach Wolkersdorf Kurz habe ich die Hoffnung, dass sich das Wetter wieder bessert. Dem war leider nicht so. Heftiger Regen und Windböen begleiten mich am letzten Abschnitt meiner heutigen Radtour. Der EuroVelo 9 führt nun durch das enge bewaldete Kreuttal. Die Strecke wird hügeliger und dadurch anstrengender. Zwischen Oberkreuzstetten und Unterolberndorf befindet sich nicht nur der höchste Punkt des Radweges, sondern auch die Luisenmühle mit ihrem Zwiebelturm. Die Mühle aus dem 17 Jhdt gilt als das Wahrzeichen des Kreuttals. Napoleon im Schloss Wolkersdorf Über Schleinbach und Ulrichskirchen erreiche ich mein Endziel, den Bahnhof von Wolkersdorf. Bekanntestes Bauwerk der Stadt ist Schloss Wolkersdorf, welches erstmals 1187 urkundlich erwähnt wurde. Über die Jahrhunderte wechselte das ehemalige Wasserschloss mehrfach den Eigentümer. Während der Schlacht bei Wagram erkor Napoleon das Schloss als Hauptwohnsitz. Heute befindet es sich im Besitz der Stadtgemeinde Wolkersdorf. Fazit Schöne – aufgrund der Länge – mittelschwere Radtour entlang des EuroVelo 9 “Breclav-Wien” quer durch das Weinviertel. Zwischen Ladendorf und Wolkersdorf gibt es drei bis vier kurze knackige Anstiege, die aber mit Abfahrten belohnt werden. Besonders gefiel mir die Weite der Landschaft und die im Beitrag angeführten Weinviertler Sehenswürdigkeiten. Besonders interessant sind die alten Erdölbohrtürme in Neusiedl/Zaya. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour entlang des EUROVELO 9 inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: EUROVELO 9 VON BRECLAV NACH WOLKERSDORF Streckenplan Tourdaten < Radweg-Symbol: Grüne Tafel mit der Aufschrift “Breclav-Wien”, sowie ein blaues Quadrat mit der Ziffer 9 Schwierigkeit: mittel (aufgrund der Distanz) Strecke: ca 85 km Highlights der Strecke: Schloss BreclavSchloss Pohansko (Alternativroute)Alte Erdölbohrtürme in Neusiedl an der ZayaSchloss Wilfersdorf (Besichtigung möglich)Der Gedenkstein des Erdäpfelpfarrers in PrinzendorfDie Landschaft selbst Die Radtour ist perfekt ausgeschildert! [...]
THERMENRADWEG – AM EUROVELO 9 VON ASPANG NACH WIENER NEUSTADT
THERMENRADWEG – AM EUROVELO 9 VON ASPANG NACH WIENER NEUSTADTDer EuroVelo 9 “Thermenradweg” zählt zu den beliebtesten Radwegen in der Buckligen Welt. Der folgende Beitrag beschreibt den Abschnitt zwischen Aspang und Wiener Neustadt und informiert Euch über die interessantesten Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke. Mit der Aspangbahn nach Aspang Markt Sonntag, 9 Uhr 30. Ich stehe am Bahnhof von Aspang, rund 35 km südlich von Wiener Neustadt. Für meinen heutigen Radausflug habe ich mir den EuroVelo 9 – Thermenradweg ausgesucht. Die kleine Marktgemeinde Aspang am Fuße des Hochwechsels eignet sich als Ausgangspunkt aus zweierlei Gründen: Aspang ist leicht mit der Bahn von Wiener Neustadt zu erreichen und der Radweg führt stets leicht bergab zum Ausgangsort zurück. Noch ein kurzer Spaziergang über den Hauptplatz und dann geht es schon los. Von der Burg Grimmenstein … Von Aspang führt der EuroVelo 9 entlang der Pitten und den Schienen Aspangbahn über Edlitz nach Grimmenstein. Schon von weitem sehe ich die Burg Grimmenstein, die hoch oben auf dem Kulmriegel thront. Errichtet im 12. Jhdt sicherte die Burg Grimmenstein die Bucklige Welt vor feindlichen Übergriffen. Die Ritter von Grimmenstein dienten den Babenberger-Herzögen als Mundschenk und nahmen an den Kreuzzügen in das Heilige Land teil. Nach dem Tod des letzten Grimmensteiners im 13. Jhdt begann der langsame Verfall der Burg. Erst im Jahr 2014 wurde die Burg Grimmenstein aus ihrem Dornröschenschlaf geküsst und umfassend renoviert. Seit kurzem kann die Burg auch wieder besichtigt werden. Tipp: Wanderung zur Burg GrimmensteinIn Petersbaumgarten kreuzt der EuroVelo 9 bei einer Brücke den Kulmweg. Der Radweg geht rechts weiter, ihr biegt aber nach links in den Kulmweg ab und folgt diesem für ca 1,3 km. Die ersten 500 m verlaufen noch flach, danach geht es für rund 700 m bergauf bis zum Burgparkplatz (N 47°38.260 E 16°07.115). Je nach Kondition klettert man mit dem Rad den Hügel hinauf, schiebt das Rad und freut sich auf die Talfahrt oder lässt es am Beginn der Steigung stehen. Vom Parkplatz führt ein gut ausgeschildeter Wanderweg in rund 30 Minuten zur Burg. … über den Türkensturz Wie eine treue Gefährtin begleitet mich die Pitten bei meiner Radtour durch die Bucklige Welt. Ihren Namen erhielt die Bucklige Welt von den zahlreichen runden Hügeln, die von den Einheimischen “Buckln”genannt werden. Mittlerweile habe ich Scheiblingkirchen mit seiner sehenswerten romanischen Rundkirche aus dem 12. Jhdt erreicht. Schon kurz nach Scheiblingkirchen erhebt sich ein mächtiger schroffer Felsen auf dessen Spitze die Ruine Türkensturz steht. Namensgebend für das markante Felsmassiv ist eine Legende aus der Zeit der Türkenkriege. Immer wieder drangen türkische Soldaten aus der ungarischen Tiefebene über die Bucklige Welt in das Pittental ein. Sie plünderten die Dörfer und verschleppten die Bewohner in die Sklaverei. Eines Tages verfolgte ein Trupp türkischer Reiter lüstern und gierig ein Bauernmädchen. Als das Mädchen jedoch vor der Steilwand zur Seite sprang, stürzten die Verfolger im vollen Galopp blindlings in den Tod. Andere Quellen sind der Überzeugung, dass es sich bei dem Mädchen um die Jungfrau Maria gehandelt haben soll. Zur Erinnerung an dieses Ereignis ließ Fürst Johann I. von Liechtenstein 1824 die künstliche Ruine Türkensturz errichten. Von der Ruine selbst genießt man einen wunderschönen Ausblick auf die Wiener Alpen, die Bucklige Welt und das Pittental. … zur Burg Seebenstein Der EuroVelo 9 – Thermenradweg verläuft nun unterhalb des Türkensturzes nach Seebenstein. Über den Ort wacht die gleichnamige Burg über ihre Bewohner, die für Jahrhunderte Schutz vor den anstürmenden Ungarn und Türken bot. Am Beginn des 19. Jhdt war die Burg Seebenstein Sitz des Vereins ” Wildensteiner Ritterbund zur blauen Erde”. Der Verein hatte sich der Pflege des Rittertums und Minnesangs verschrieben. Zu den Mitgliedern zählte Erzherzog Johann, der deutsche Kaiser Wilhelm I. oder der Dichter Josef von Eichendorf. Trotz dieser Prominenz stand der Ritterbund unter Verdacht konspirativer Tätigkeit und wurde von Metternich kurzerhand aufgelöst. Die Burg ist heute ein Museum und kann besichtigt werden. Tipp: Wanderung zur Burg Seebenstein und zum TürkensturzEin gut markierter Wanderweg –direkt am Radweg gelegen- führt gleich nach dem Parkbad Seebenstein (N47° 41′ 51.720″ E16° 8′ 38.256″) zur Burg und zum Türkensturz hinauf. Für diese Wanderung (Hin und retour) benötigt man je nach Kondition zwischen 2 und 2,5 Stunden. Der “Neue Schlossweg” führt in rund 20 Minuten zur Burg. Von dort, bei der “Turnierwiese”, zweigt der Wanderweg zum Türkensturz ab. Pitten und der Rosengarten I beg your pardon. I never promised you a rose garden.Lynn Anderson Der Pfarrhof von Pitten ist mein nächstes Ziel. Dort befindet sich der zweitgrößte Rosengarten Niederösterreichs. Besonders zwischen Mai und Oktober bieten tausende Rosen ein prachtvolles Farbenspiel. Idyllische Sitzgelegenheiten inmitten der Rosenbeete überzeugen mich, dass es Zeit für eine Verschnaufpause ist. Von meinem Steinbankerl bewundere ich die Bergkirche von Pitten, die sich auf halber Höhe des Schlossbergs eng an den Felsen schmiegt. Von Bad Erlach nach Wiener Neustadt Leider muss ich weiter. Der Radweg führt durch Felder und Wiesen, vorbei an der Therme Linsberg Asia und einem aus Tiffany-Glas gestalteten Kreuzweg in Bad Erlach. Nach den Orten Lanzenkirchen und Katzelsdorf liegt Wiener Neustadt schon zum Greifen nahe. Die langgestreckte Mauer des Akademieparks und die Türme, der von Maria Theresia gegründeten Militärakademie, sind schon zu sehen. Von hier ist es nur mehr ein Katzensprung bis in das Zentrum von Wiener Neustadt. Ich drehe noch eine kleine Ehrenrunde um den Hauptplatz und werfe einen Blick auf das Alte Rathaus im klassizistischen Stil und die Mariensäule, die in Dankbarkeit für das Ende einer Pestepidemie errichtet wurde. Der Babenberger Herzog Leopold V. gilt als Gründungsvater von Wiener Neustadt. Finanziert wurde der Bau der Stadt durch das Lösegeld, welches Leopold für den englischen König Richard Löwenherz erhalten hatte. Wir erinnern uns – Löwenherz hatte während eines Kreuzzuges den Babenberger zu tiefst beleidigt. Die Rache folgte auf dem Fuße. Auf der Rückreise wurde Löwenherz bei Wien erkannt, gefangen genommen, nach Dürnstein gebracht und erst nach Zahlung eines hohen Lösegelds frei gelassen. Mehr dazu im Beitrag: WACHAU – AM DONAURADWEG VON MAUTERN ZUM STIFT MELK. Noch ein schneller Blick auf den Dom von Wiener Neustadt und dann geht es endgültig zum Bahnhof. Fazit Schöne und leichte Radtour entlang des EuroVelo 9 – Thermenradweg durch die Bucklige Welt. Sehenswert sind die genannten Burgen und der Rosengarten in Pitten. Anstrengend wird es nur, wenn man diese Radtour als eine “Hike & Bike Tour” anlegt und zur Burg Grimmnstein, Burg Seebenstein, sowie zum Türkensturz wandert. Dafür sollte man sich einen ganzen Tag Zeit nehmen. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour Von Aspang nach Wiener Neustadt inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: ASPANG NACH WIENER NEUSTADT Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: Grüne Tafel mit der Aufschrift Thermenradweg, sowie ein blaues Quadrat mit der Ziffer 9 Schwierigkeit: leicht Strecke: ca 46 km Highlights der Strecke: Burg GrimmensteinBurg SeebensteinTürkensturzRosengarten in Pitten Die Radtour ist die meiste Zeit perfekt ausgeschildert! [...]
KLÖSTER-KAISER-KÜNSTLER-RADTOUR: VON LAXENBURG NACH MAYERLING
KLÖSTER-KAISER-KÜNSTLER-RADTOUR: VON LAXENBURG NACH MAYERLINGDie rund 62 km lange Rad-Rund-Tour versetzt Euch in die Biedermeierzeit zurück. Sie führt vom Schlosspark Laxenburg über Baden und das Helenental nach Heiligenkreuz. Nach einer Schleife über Mayerling, geht es wieder zurück durch das Helenental und Baden. Von dort nutzen wir den Weingartenradweg über Gumpoldskirchen zurück nach Laxenburg. Schloss Laxenburg Ausgangspunkt der »Klöster-Kaiser-Künstler« Radtour ist Schloss Laxenburg. Kein anderer Habsburger prägte das Schloss und den Park, wie Kaiser Franz I von Österreich. Dem Zeitgeist um 1800 entsprechend schuf er sich hier ein von der Ritterromantik geprägtes Refugium. Dazu wurden Wasserläufe umgeleitet, ein künstlicher Schlossteich angelegt und eine Insel in der Mitte des Teichs aufgeschüttet. Auf der Insel ließ Kaiser Franz die nach ihm benannte Franzensburg erbauen. Die neogotische Wasserburg trägt den Spitznamen »kleines Schatzhaus Österreichs«, da für ihre Errichtung Originalbauteile von aufgelassenen Klöstern und alten Burgen verwendet wurden. Wenn Kaiser Franz nicht seinen Regierungsgeschäften nachging, dann war er mit Herz und Seele Gärtner. Während Napoleon mit seinen Truppen schon quasi vor den Toren Wiens stand, spazierte Kaiser Franz noch stundenlang mit einer Baumsäge bewaffnet durch den Schlosspark und verpasste Bäumen und Sträuchern die richtige Fasson. Seine botanische Leidenschaft trug den eifrig gartelnden Monarchen schon bald den Ruf als Blumenkaiser ein. Als Napoleon Wien besetzte und sich im Schloss Schönbrunn einquartierte, soll Kaiser Franz sorgenvoll den Franzosenkaiser gefragt haben »Aber Laxenburg werden’s mir doch lassen, oder«? Die Herrschaft von Kaiser Franz I ist geprägt von Napoleon und Metternich. Die zahlreichen militärischen Niederlagen während der Napoleonischen Kriege und die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation kennzeichneten seine ersten Regierungsjahre. Danach folgt der monströse Wiener Kongress 1814/15, wo Kaiser, Könige und Fürsten die napoleonische Hinterlassenschaft unter sich verteilten und die politische Landkarte Europas neu zeichneten. Das Zensur- und Spitzelwesen des mächtigen Kanzlers Metternich und die Biedermeierzeit verbindet man mit seinen letzten Lebensjahren. HINWEISMehr zum Schlosspark Laxenburg und seine zahlreichen Sehenswürdigkeiten findet Ihr in unserem Beitrag »SCHLOSS LAXENBURG – EIN SPAZIERGANG ZU DEN SCHÖNSTEN SEHENSWÜRDIGKEITEN« Genug vom »gartelnden« Kaiser Franz. Zeit sich auf das Rad zu schwingen. Wir verlassen Laxenburg in südlicher Richtung und folgen der Guntramsdorfer Straße bis zur Industriestraße. Diese führt uns zu einer Brücke über die Südautobahn und weiter zum Thermenradweg (EuroVelo 9), der entlang des Wiener Neustädter Kanals verläuft. Entlang des Wiener Neustädter Kanals In der Regierungszeit von Kaiser Franz I träumten die Ingenieure der Monarchie von einer Wasserstraße zwischen Wien und Triest um Waren kostengünstig transportieren zu können. Der steigende Kohle-, Holz- und Ziegelbedarf der Residenzstadt Wien sowie die heillos mit Transportfuhrwerken überlastete Reichsstraße gaben den Ausschlag für den Bau des Kanals. Kaiser Franz I war von dieser wahnwitzigen Idee so begeistert, dass er sich an den Baukosten mit einer großen Summe aus seiner Privatschatulle beteiligte. Nach sechsjähriger Bauzeit konnte im Jahre 1803 das erste Teilstück zwischen Wien und Wiener Neustadt eröffnet werden. Am Wiener Neustädter Kanal verkehrten 23 Meter lange und zwei Meter breite Lastschiffe, die von einem Pferd gezogen wurden. Diese konnten 30 Tonnen Ladegut transportieren, was ungefähr 30 Pferdefuhrwerken entsprach. Die »Bootsbesatzung« bestand aus dem Steuermann, der das Boot lenkte und dem »Treidler«, der das Pferd am Uferweg führte. Der Traum mit dem Schiff am Kanal von Wien an die Adria zu reisen ging jedoch nicht in Erfüllung, da der projektierte Ausbau nach Triest aus Kostengründen nicht weiter umgesetzt wurde. Auch die Eröffnung der Südbahnstrecke im Jahre 1842 machte der Kanalschifffahrt zu schaffen, da sich der Warentransport immer mehr auf die Schiene verlagerte. 1879 wurde der Schifffahrtsbetrieb am Wiener Neustädter Kanal eingestellt. Teile des Kanals wurden zugeschüttet oder als Bahntrasse für die Aspangbahn verwendet. Das der Kanal überhaupt noch existiert ist den zahlreichen Mühlen und Spinnereien zu verdanken, die sich am Kanal angesiedelt hatten. Sie nutzten die Wasserkraft zum Betreiben der Maschinen. Flott geht es auf dem flachen Thermenradweg entlang des Kanals dahin, vorbei an Wasserschleusen und historischen Ziegelbrücken. Kurz nach der Kreuzung mit der B212 – auf der Höhe Rudolf Kaspar Gasse – verlassen wir den Wiener Neustädter Kanal Richtung Westen und folgen nun dem Weingartenradweg bis in das Zentrum von Baden. Baden bei Wien Zur Zeit des Biedermeiers war Baden der Treffpunkt der Wiener Gesellschaft. Den Aufstieg zum mondänen Kurort verdankt Baden Kaiser Franz I, der hier zwischen 1803 und 1835 seine Sommerfrische verbrachte. Die feine Gesellschaft und die Geldaristokratie, die auch im Sommer die Nähe zum Kaiser suchten, folgten ihm umgehend und ließen sich elegante Villen errichten. Seither ist Baden voller wunderbarer Bauwerke und reich an Anekdoten. Wir peilen zuerst den Hauptplatz der Kurstadt an, wo ihr das schlichte Kaiserhaus, das imposante Rathaus von Joseph Kornhäusel und die barocken Pestsäule bewundern könnt. Kaiser Franz I erwarb das klassizistische Stadtpalais von Fürst Nikolaus II Esterházy im Jahr 1813. Der harsche Protest seiner dritten Ehefrau Maria Ludovika, die die neue Sommerresidenz für unbewohnbar hielt, nutzte nichts. Drei Jahre später war Maria Ludovika tot. Dahingerafft von der »Lungenschwindsucht« und nicht weil sie sich über die Entscheidung ihres Mannes zu Tode geärgert hatte. Die Trauerphase von Kaiser Franz war kurz. Bereits im nächsten Jahr kam er mit seiner vierten Ehefrau zur Sommerfrische nach Baden. Sie 24, er doppelt so alt. Angesichts der von Gesundheit strotzenden Braut ließ sich der Kaiser zur Aussage “Wenigstens hab ich dann nicht in ein paar Jahren wieder eine Leich!“ hinreißen. Er sollte Recht behalten, Karolina Auguste überlebte ihren Gatten um 38 Jahre. Baden war schon früh der Treffpunkt zahlreicher prominenter Künstler, darunter die Schriftsteller Franz Grillparzer und Eduard von Bauernfeld, die Maler Ferdinand Georg Waldmüller und Moritz von Schwind, sowie die Multi-Talente Ferdinand Raimund und Johann Nestroy, die im Stadttheater auf der Bühne standen. Die Aufzählung ist willkürlich und könnte noch ewig fortgesetzt werden. Auch der »Umzugskaiser« Ludwig van Beethoven weilte gerne in Baden. Der berühmte Musiker, der in seinem Leben mindestens 60-mal den Wohnsitz wechselte, verbrachte in Baden seine Sommer und komponierte hier seine 9. Symphonie. Wer den »Geist Beethovens« spüren möchte, besucht am besten seinen ehemaliges Wohnsitz in der Rathausgasse 10, wo sich heute ein kleines, aber feines Beethoven- Museum befindet. Apropos Museum! Sehenswert ist auch das Arnulf Rainer Museum im ehemaligen »Frauenbad«, welches 1821 im Stil des Klassizismus errichtet wurde. Nach Einstellung des Badebetriebs in den 1970er Jahren wurde das Baujuwel umfassend restauriert und zu einem Museum umgebaut. Nur einen Katzensprung vom Hauptplatz entfernt befindet sich der Kurpark, wo zahlreiche Denkmäler, wie die Grillparzerbüste oder der Beethoventempel, an die berühmten Gäste der Stadt erinnern. In einem Brief an seinen Freund Goethe beschreibt im Jahr 1819 Karl Friedrich Zelter das gesellschaftliche Treiben im Kurpark und vergleicht den Park mit einem türkischen Paradies. Er ist hin- und hergerissen von den schönen Weibern, die herausgeputzt durch den Park stolzieren. Franz Grillparzer blieb hingegen vom Anblick der schönen Frauen unbeeindruckt. Der österreichische Nationaldichter lauschte lieber den täglichen Kurkonzerten und konzipierte dabei seine Tragödie »Das goldene Vlies«. Joseph Lanner und Johann Strauss Vater spielten wiederum im Kursalon zum Tanz auf und verzauberten das Publikum in der Biedermeierzeit mit dem neumodischen Modetanz »Walzer«. Zum Abschluss werft auch noch einen Blick auf den Undinebrunnen, dessen Hauptfigur Mercédès Jellinek darstellt. Sie ist die Namensgeberin einer nicht unbekannten Automarke. Damit ist unser Stadtspaziergang durch Baden abgeschlosssen und wir treten wieder in die Pedale. Das Helenental wartet bereits auf uns.  Durch das liebliche Helenental Unsere Radtour führt uns weiter durch den Doblhoffpark zum Helenentalradweg, welcher entlang der Schwechat verläuft. Schon zur Zeit des Biedermeiers war das Helenental ein beliebtes Ausflugsziel der Wiener. Mit der Kutsche fuhr man zuerst nach Baden, unternahm anschließend einen Spaziergang in der freien Natur und ließ den Tag beim Heurigen ausklingen. Nachdem sich Wanderungen entlang der Schwechat bei Bürgern und Künstlern steigender Beliebtheit erfreuten, wurde eine Promenade am Schwechatufer bis zur Krainerhütte angelegt. Dies war die Geburtsstunde vom berühmten »Wegerl im Helenental«. Am Helenentalradweg könnt Ihr die eine oder andere kleine Sehenswürdigkeit entdecken, wie die beiden Burgruinen Rauheneck und Rauhenstein, die den Eingang des Helenentals bewachen oder die Villa Eugen, die ihren Namen einem Habsburger Erzherzog verdankt. Schon bald darauf erreichen wir den Urtelstein, der jahrhundertelang eine gefahrenlose Durchfahrt von Baden Richtung Mayerling und Heiligenkreuz unmöglich machte. Vor der Sprengung eines Tunnels im Jahr 1826 konnten Kutscher den mächtigen Urtelstein nur durch die Schwechat oder auf einem schmalen Holzsteg umfahren. Besonders der Weg durch die Schwechat hatte seine Tücken. Denn genau an dieser Stelle befand sich ein gefährlicher Strudel, der Kutscher, Pferde und Wagen bei höherem Wasserstand gerne in die Tiefe zog. Wir folgen dem romantischen Helenentalradweg weiter. Gemütlich mäandert die Schwechat dahin, die an heißen Tagen an vielen Stellen für ein Bad oder eine Abkühlung einlädt. Zahlreiche Künstler ließen sich von der Schönheit des Helenentals inspirieren. So schätze Beethoven den Abschnitt zwischen Urtelstein und Cholerakapelle wegen seiner Unberührtheit ganz besonders. Ein Spaziergang durch das Helenental war es auch, der Beethoven zu seiner »Ode an die Freude« – der Europahymne – inspirierte. HINWEISWer einmal auf den Spuren von Beethoven durch das Helenental und zum Hohen Lindkogel wandern möchte, empfehle ich den Beitrag »AUF DEN SPUREN VON BEETHOVEN AM BEETHOVEN-RUNDWANDERWEG« Beim Gasthaus »Zur Cholerakapelle« versteckt sich im Wald die Cholerakapelle, die wir zu Fuß in drei Minuten erreichen. Gestiftet hat die kleine Kapelle das Wiener Bürgerehepaar Carl und Elisabeth Boldrino aus Dankbarkeit für die Verschonung vor der Cholera im Jahr 1831. Vorbei an der Krainerhütte führt uns Helenentalradweg nach Sattelbach, wo dieser endet und wir auf den Stiftsradweg nach Heiligenkreuz wechseln. Von hier sind es noch rund drei Kilometer zum berühmten Stift im Wienerwald. Stift Heiligenkreuz Das Stift Heiligenkreuz wurde 1133 von Zisterzienser-Mönchen gegründet. Was die Kaisergruft für die Habsburger ist, das ist Heiligenkreuz für die Babenberger. Im romanisch-gotischen Stift fanden mehrere Babenberger ihre letzte Ruhestätte. Darunter auch der tugendhafte Herzog Leopold V, der in die Geschichte als Kidnapper von König Richard Löwenherz einging. Leopold designte auch die österreichische Fahne. Als Teilnehmer am dritten Kreuzzug erobertete er mit seinen Rittern die Stadt Akkon im Heiligen Land. Nach der Schlacht war sein weißer Waffenrock blutgetränkt. Nur ein Streifen, wo Leopold den Schwertgurt trug, blieb weiß. Somit war die rot-weiß-rote Fahne geboren. Viele Bereiche des Stifts sind nur mit Führung zugänglich. Dazu zählt der gotische Kreuzgang mit den kostbaren Glasfenstern, die mit Ranken und Blattwerk bemalt wurden. Vom Kreuzgang geht es weiter in den Kapitelsaal mit den Grabplatten der Babenberger und zur makabren Totenkapelle. Beeindruckend ist das Brunnenhaus mit den gotischen Glasfenstern, die den Stammbaum der Babenberger zeigen. Den Abschluss der Führung bildet der Besuch der Stiftskirche. Mächtige Kirchenfenster tauchen das Kircheninnere in eine mystische Atmosphäre. Unendlich hohe Steinsäulen streben gegen den Himmel und symbolisieren Gottesnähe. Es ist beeindruckend, welches gotische Gesamtkunstwerk die Baumeister der Kirche hier schufen. Habt Ihr Lust einmal ein Stück auf der Via Sacra zu wandern? Wenn ja, dann empfehle ich Euch den Beitrag »VIA SACRA – VON PERCHTOLDSDORF ZUM STIFT HEILIGENKREUZ« Mayerling – Schicksalsort der Habsburger Nach einer Stärkung im Klostergasthaus, nehmen wir nun den zwei Kilometer langen Anstieg auf die Allander Höhe in Angriff. Dabei habt Ihr die Wahl zwischen Mountainbike-Strecke oder Bundesstraße. Nachdem wir mit einem Tourenfahrrad unterwegs sind, fällt die Entscheidung zu Gunsten der Bundesstraße aus. Die Steigung zieht sich, doch sie ist nicht unangenehm. Trotzdem sind wir froh als wir den Scheitelpunkt der Steigung erreicht haben. Von hier geht es in engen Serpentinen hinunter nach Mayerling, welches aufgrund einer Tragödie in die Weltgeschichte einging. Wo sich heute das Karmelkloster Mayerling befindet, stand einst das Jagdschloss von Kronprinz Rudolf, dem Sohn von Kaiser Franz Joseph und der legendären Sisi. Mit dem 30. Jänner 1889 wird das Jagdschloss zum Schicksalsort für die Habsburgermonarchie. Der verheiratete Kronprinz hatte seit drei Monaten ein Pantscherl mit einer gewissen Mary Vetsera. An diesem Abend traf sich das Liebespaar im Jagdschloss, man champagnisierte und war ausgelassener Stimmung. Sie spielten vielleicht russisches Roulette oder machten es »Romeo und Julia« nach. Tatsache ist, dass man den Kronprinzen und seine Geliebte am nächsten Tag tot im Bett auffand. Der Skandal war perfekt. Die Leiche des Kronprinzen wurde in einem Sonderzug nach Wien gebracht, während Mary Vetsera in Heiligenkreuz in einer Nacht und Nebel Aktion eiligst am Ortsfriedhof verscharrte wurde. Auf Veranlassung von Kaiser Franz Joseph wurde das Jagdschloss noch im Jahr 1889 zu einem Kloster umgebaut. An der Stelle wo das Sterbebett des Liebespaares stand, erhebt sich heute der Hochaltar der neogotischen Kirche. Wie heißt es so schön in einem Heurigenlied von Heller und Qualtinger » Im grünen Wald von Mayerling, ein schöner Traum zu Ende ging. Zwei Herzen liebten sich so sehr und schlugen plötzlich nimmermehr!« Machen wir uns auf den Rückweg nach Laxenburg. Gleich nach dem Jagdschloss überqueren wir die Schwechat und folgen dem Hinweisschild »Helenentalradweg« Richtung Baden zurück. Dabei müssen wir ein kurzes Stück (zwei Kilometer) auf der Bundestraße radeln. Nach rund vier Kilometer erreichen wir wieder den uns schon bekannten Teil des Helenenetalradwegs. Wir radeln zurück bis nach Baden, wo wir nach dem Dobellhofpark auf den Weingartenradweg Richtung Pfaffstätten wechseln. Auf ein Kuriosum stoßen wir in den Weingärten zwischen Pfaffstätten und Gumpoldskirchen. Zwischen Pfaffstätten und Gumpoldskirchen Zwischen Gumpoldskirchen und Pfaffstätten befindet sich der älteste Bahntunnel Österreichs, der »Busserl Tunnel«. Zu jeder schönen Bahnstrecke gehört ein Tunnel befand Kaiser Ferdinand I, der Gütige und so wurde der nur 156 m lange Tunnel im allerhöchsten Auftrag errichtet. Den Spitznamen erhielt der Tunnel, weil wegen der geringen Länge die Waggonbeleuchtung nicht eingeschaltet wurde und daher Zeit für ein Busserl im Dunkeln blieb. In der Biedermeierzeit ein höchst frivoles Erlebnis! In der Ferne können wir schon den Kirchturm von Gumpoldskirchen und das Deutschordensschloss sehen. Ein kurzer Stopp im bekannten Weinort muss natürlich sein. Sehenswert ist neben der Pfarrkirche St Michael auch das Renaissance-Rathaus mit seinen schönen Arkadenbögen, sowie der alte Pranger. Flott geht es am Fuße des Anningers weiter zum Freigut Thallern, einem der ältesten Weingüter Österreichs, welches bereits seit 1141 von den Zisterziensern bewirtschaftet wird. An zahlreichen Weingärten vorbei radeln wir weiter entlang des Weingartenradwegs bis nach Neu-Guntramsdorf. Von hier ist es nur mehr ein Katzensprung bis wir auf die bereits bekannte Strecke nach Laxenburg treffen.  Autorenfazit Eine schöne und geschichtsträchtige Radtour, die durch die unterschiedlichsten Landschaften führt. An heißen Tagen lädt natürlich im Helenental die Schwechat für eine Abkühlung ein. Auf keinen Fall solltet Ihr einen Spaziergang durch Baden versäumen. Wenn Euch noch genug Zeit bleibt, dann ist natürlich auch noch ein Rundgang durch den Schlosspark Laxenburg empfehlenswert. HINWEISNachdem wir weder mit Trekking-Rad oder E-Bike unterwegs sind, haben wir die offizielle »Klöster-Kaiser-Künstler« Radtour ein wenig variiert. Dadurch erspart ihr Euch viele Höhenmeter und seht trotzdem alle wichtigen Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke. Einziger kleiner Nachteil: Ihr radelt dieselbe Strecke zum Teil wieder zurück. Dafür ist diese Tourenvariante bis auf die Allander Höhe meist flach und gemütlich zum Dahinradeln. Die offizielle Strecke verläuft wie folgt: Laxenburg – Baden – Helenental – Mayerling – Allander Höhe – Heiligenkreuz – Siegenfeld – Gaaden – Hinterbrühl – Mödling – Mödlingbach – Laxenburg (Quelle: www.wienerwald.info). FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour auf den Spuren von Kaisern und Künstlern inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: KLÖSTER-KAISER-KÜNSTLER-RADTOUR Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: kein einheitliches Symbol, mehrere verschiedene Radwege, wie Thermenradweg, Weingartenradweg, Helenentalradweg oder Stiftsradweg Schwierigkeit: mittel Strecke: ca 62 km Highlights der Strecke: Schlosspark LaxenburgWiener Neustädter KanalKaiserstadt BadenDas Wegerl im HelenentalStift HeiligenkreuzJagdschloss MayerlingGumpoldskirchen Der Weg ist meist sehr gut ausgeschildert. Trotzdem empfiehlt es sich zur Sicherheit eine Karte der Region mitzunehmen. [...]
WEINVIERTEL RADTOUR – VON SCHLOSS ZU SCHLOSS AM NATURJUWELEN-RADWEG
WEINVIERTEL RADTOUR – VON SCHLOSS ZU SCHLOSS AM NATURJUWELEN-RADWEGDer Naturjuwelen-Radweg – Verträumte Kellergassen, drei prächtige Schlösser in Mailberg, Seefeld und Jaroslavice, sowie eine Renaissance-Wassermühle bei Slup prägen diese Radtour. Naturjuwelen-Radweg: Ausgangspunkt Laa an der Thaya Auf der Suche nach einer neuen Radtour im Weinviertel bin ich auf den Naturjuwelen-Radweg bei Laa an der Thaya gestoßen. Das Auto habe ich in der Nähe des Bahnhofs geparkt. Mein erster Weg führt mich zum Stadtplatz mit seinem markanten Rathaus. Dieses wurde aus Anlass des 50-jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Josef im Stil des Historismus errichtet. Is she in Oberlaa, is she in Unterlaa oder Laa an der Thaya? Dann schrei i Feuer!Helmut Qualtinger, Bundesbahn-Blues Jahrzehntelang war Laa eine verarmte, von Sumpfland umgebene Provinzstadt. Der Pfarrer von Laa, Enea Silvio Piccolomini, verglich die Stadt vor rund 500 Jahren spöttisch mit Venedig. Du uralte Stadt Laa bist die Nebenbuhlerin Venedigs, so wie diese mitten im Kot, liegt jene mitten im MeerEnea Silvio Piccolomini Kurze Zeit später bestieg Piccolomini als Papst Pius II den Stuhl Petri. Erst mit der Thaya-Regulierung am Beginn des 19. Jhdt konnten die Sümpfe trocken gelegt werden. Genug der Geschichte! Ich schwinge mich aufs Rad und fahre entlang des Thayamühlbachs Richtung Hanfthal. Felder, Marterln, Kellergassen Die Landschaft rund um Laa ist brettleben. Ideal zum Radfahren, wenn der Wind nicht geht. Endlose Felder soweit das Auge reicht. Diese werden nur durch Windschutzgürtel unterbrochen. Nach Hanfthal wird die Landschaft noch monotoner. Wind kommt auf, fegt über die Äcker und erschwert das Fortkommen. Zwei Hasen und ein Reh kreuzen meinen Weg. Ich freue mich über diese Abwechslung. Auffällig die vielen Marterln und Bildstöcke, die den Wegesrand säumen. Die Inschriften erinnern an menschliche Tragödien oder Freuden. Ein Feldweg führt mich nach Grossharras und durch die Kellergasse von Diepolz. Die Dörfer ohne Rauchfang prägen zweifellos die Gegend und sind ein Markenzeichen des Weinviertels. Mir fällt das Weinviertler Begrüßungsritual “Griaß  di, trink’ ma was” aus den Polt-Filmen ein. Die Kellergasse ist jedoch wie ausgestorben, kein Winzer lässt sich blicken. Statt einem Achterl Veltliner gibt es einen Schluck Wasser aus der Trinkflasche. Von Schloss zu Schloss im Weinviertel Die Landschaft beginnt sich zu ändern, es wird ein wenig hügeliger und abwechslungsreicher. Mein nächstes Ziel ist Schloss Mailberg, welches ich bereits bei meiner Radtour „Fotos zum Naturjuwelen Radweg“ besucht habe. Schloss Mailberg thront malerisch über den Dächern des Dorfes inmitten von Weingärten. Bereits seit 1146 befindet es sich im Besitz des Malteser-Ritter-Ordens. Die Besichtigung des Schlosses ist im Rahmen einer Führung möglich und der hauseigene Wein kann in der Vinothek verkostet werden. Weiter geht es über die Kellergasse von Obritz zum Schloss Seefeld. Dieses beeindruckende Barockschloss befindet sich im Privatbesitz der Familie Hardegg und wurde von Fischer von Erlach erbaut. Eine Besichtigung ist leider nicht möglich. Ab Schloss Seefeld beginnt der langsame aber stetige Anstieg zur Grenze. Ein bisschen zäh ist der letzte Kilometer, dann ist aber der höchste Punkt des Naturjuwelen-Radwegs erreicht. Und plötzlich bin ich in Tschechien. Eine verblichene Grenztafel mit der Aufschrift “Achtung Staatsgrenze” weist mich darauf hin, dass ich die Grenze soeben überschritten habe. Besuch beim Nachbarn: Renaissance-Juwel Jaroslavice Während ich gemütlich die zwei Kilometer lange Straße nach Jaroslavice rolle, entdecke ich schon aus der Ferne den fotografischen Höhepunkt des heutigen Tages: Schloss Jaroslavice. Leider dämmert das Renaissance-Schloss von Jaroslavice  – an dessen barocken Umbau Fischer von Erlach mitwirkte – seit vielen Jahren ohne Nutzung dahin. Auf der Rückseite des herrschaftlichen Gebäudes führt eine schmale Straße zum verwilderten Schlosspark. Nach der Enteignung der Grundbesitzer durch die Kommunisten nach Ende des Zweiten Weltkriegs, wurde das Schloss jahrelang als Militärkaserne missbraucht. Ich spaziere die Schlossfassade entlang. Tatsächlich hat der Renaissancebau mit den hohen Arkadengängen schon bessere Zeiten erlebt. Der Verputz ist abgeschlagen, einige Ziegel fehlen. Im Schatten eines Baumes stehen zwei bemooste Putti. Das Schloss strahlt trotz seiner Narben eine friedliche Stimmung aus. Die historische Wassermühle in Slup Die letzte “Hügelwertung” des Tages bringt mich in das vier Kilometer entfernte Slup, wo mich eine Wassermühle aus der Zeit der Renaissance erwartet. Das Renaissance-Gebäude mit den vier funktionsfähigen Wasserrädern und dem Mühlgraben wurde erstmals 1512 urkundlich erwähnt. Grenzgebiet: Teiche, Felder und alte Bunker Nach einer kurzen Besichtigung der Wassermühle mache ich mich auf den Rückweg. Ein idyllischer Waldweg führt mich zurück an den Dorfrand von Jaroslavice, vorbei am drittgrößten Teich von Mähren. Die Bäume blühen, es riecht nach Frühling und Jasmin. Am Teichufer entdecke ich zwei verfallene Bunker, die einst zur Grenzsicherung dienten. Bald darauf erreiche ich den kleinen Ort Hrádek mit einer hübschen Kirche und einem Rundkarner aus dem 13. Jahrhundert. Weiter geht es über Dyjákovice und Hevlín Richtung österreichische Grenze.  Die Strecke wird wieder flacher, Gegenwind frischt auf. Kurz vor der Grenze, ein Hauch von Ostblock-Charme. Da ein Grenzbunker, dort eine Wechselstube und ein Shopping-Center. Am Grenzübergang von Laa wurde einst große Geschichte geschrieben. Am 17. Dezember 1989 durchschnitten die beiden damaligen Außenminister Mock und Dienstbier den Stacheldraht, der Österreich und Tschechien für Jahrzehnte trennte. Sehenswürdigkeiten Laa an der Thaya: Der beste Panoramablick Der Grenzübertritt ist völlig unspektakulär. Plötzlich steht das Ortsschild von Laa vor mir, ich bin wieder in Österreich. Bevor es aber zurück zum Auto geht, besuche ich noch die Burg von Laa mit ihrem Aussichtsturm. Von hier bietet sich ein grandioser Rundblick zum Buschberg, ins Pulkautal oder tief nach Tschechien. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour am Naturjuwelen-Radweg inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: Naturjuwelen Radweg Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: Gelbe Tafel mit braunem Streifen und einem Ziesel Schwierigkeit: leicht Strecke: ca 65 km   Highlights der Strecke: Schloss MailbergSchloss SeefeldSchloss JaroslaviceWassermühle in SlupAussichtsturm in Laa an der Thaya Der Weg ist zum Großteil sehr gut ausgeschildert. Etwas mangelhaft ist nur die Beschilderung am Rückweg zwischen Slup und Jarolavice. Es empfiehlt sich daher auch eine Karte der Region mitzunehmen. [...]
HELENENTALRAWEG – DAS WEGERL IM HELENENTAL …
HELENENTALRAWEG – DAS WEGERL IM HELENENTAL …Der Reiseführer “Wienerwald für Entdecker” inspirierte mich zu dieser kleinen KulturRadtour durch das wildromantische Helenental. Ausgangspunkt der Radtour ist das wunderschöne Baden bei Wien. Baden bei Wien und die Zeit des Biedermeiers Den Aufstieg zum mondänen Kurort verdankt Baden dem “guten” Kaiser Franz I. Auf der Suche nach einer Sommerresidenz fiel die Wahl auf ein Stadtpalais in Baden. Reiche Bürger, Adelige und Künstler, die auch im Sommer die Nähe zum Kaiser suchten, folgten dem Kaiser umgehend. Sie ließen sich elegante Villen errichten und verbrachten im Kurort Ihre Sommerfrische. Seither ist Baden voller wunderbarer Bauwerke und reich an Anekdoten. Marktplatz Bevor ich mich auf den Weg ins Helental mache, unternehme ich noch einen kleinen Spaziergang durch die ehrwürdige Kurstadt. Ich beginne meinen Rundgang am Marktplatz mit dem schlichten Kaiserhaus, dem imposanten Rathaus von Joseph Kornhäusel und der barocken Pestsäule. Über den “lieben” Kaiser Franz kursieren in Baden eine Menge an Anekdoten, wie zum Beispiel diese: Bei seinen Aufenthalten in Baden spielte der Kaiser Geige in einem Streichquartett im Haus des Greißlers Posch in der Wassergasse. Es heißt, wenn das Quartett bei offenem Fenster musizierte, dann war nur ein ganz jämmerliches Kratzen zu hören, sodass mancher Badener voller Verwunderung vor dem Fenster stehen blieb. Und noch eine Anekdote. Sie hat nur am Rande mit dem Kaiserhaus zu tun und handelt vom letzten kaiserlichen Hofzwerg. Der Zwerg hieß Mathias Gullia, war 89 cm groß und verstarb 1866 in Baden. Der Titel “Hofzwerg” existierte bis 1848 tatsächlich. Nach dem Ausscheiden aus dem kaiserlichen Zwergenstand arbeitete er als Kassier im ehemaligen Josefsbad. Kurios ist sein Tod. Die Presse wusste zu berichten, dass er “in Folge des Genusses von 24 Zwetschkenknödel starb, die wohl sein kleiner Magen nicht zu verdauen vermocht hatte.” Kurpark am Kaiser Franz Ring Nur einen Katzensprung vom Marktplatz entfernt befindet sich der Kurpark. Über das gesellschaftliche Treiben im Kurpark schrieb Karl Friedrich Zelter seinem Freund Goethe im Jahr 1819 folgendes: “Der Park ist Sonntags wie ein türkisches Paradies. Was an schönen Weibern in Wien ist, stellt sich hier nach 11 Uhr ein, aufs anmutigste geputzt und gestutzt, dass man lauter Augen sein möchte. Es gibt viele schöne Frauen hier, besonders von mittlerem Alter, glatt, rein, weder bedeckt noch versteckt”. Franz Grillparzer blieb hingegen vom Anblick der schönen Frauen unbeeindruckt. Der österreichische Nationaldichter lauschte lieber den täglichen Kurkonzerten und konzipierte dabei seine Tragödie “Das goldene Vlies”. Der weitläufige Kurpark lädt zu langen Spaziergängen ein. Wer Lust und Laune hat, könnte noch zum Beethoven-Tempel gehen, der einen schönen Blick über baden bietet. Beethovenhaus in der Rathausgasse 10 Ich spaziere noch beim Beethovenhaus vorbei, einem kleinen feinen Museum, welches sich im ehemaligen Wohnhaus Ludwig van Beethovens befindet. Beethoven verbrachte 15 Jahre lang seine Sommer in Baden und komponierte hier seine 9. Symphonie. Arnulf Rainer Museum am Josefsplatz 5 Das Arnulf Rainer Museum befindet sich im ehemaligen “Frauenbad”, das 1821 im Stil des französischen Klassizismus errichtet wurde. Nach Einstellung des Badebetriebs in den 1970er Jahren wurde das Baujuwel umfassend restauriert und zu einem Museum umgebaut. Dieses ist dem in Baden geborenen Maler Arnulf Rainer gewidmet. Auf ins Helenental Diejenigen, die sich zu Kaisers Zeiten keine Villa leisten konnten, fuhren für eine Landpartie nach Baden. Man unternahm zuerst einen kleinen Spaziergang in der freien Natur und danach ließ man den Tag beim Heurigen oder in einem der zahlreichen Gasthäuser entlang der Strecke ausklingen. Nachdem sich diese Wanderungen durch den Wienerwald bei Bürgern und Künstlern steigender Beliebtheit erfreuten, wurde eine Promenade am linken Schwechatufer bis zur Krainerhütte angelegt. Und das legedäre “Wegerl im Helenental” war geboren . Ich kenn ein kleines Wegerl im Helenental, dass ist für alte Ehepaare viel zu schmal …Alexander Steinbrecher Mit dieser bekannten Melodie auf den Lippen beginne ich meine kleine “Bike and Sightseeing”-Tour durch das wildromantische Helenental. Als Ausgangspunkt eignet sich der Doblhoffpark, wo man recht gut mit dem Auto parken kann. Bereits einen Kilometer später und der Überwindung eines kleinen Anstiegs erreiche ich mein erstes Ziel, den “Grabstein der Weilburg”. Ich bau Dir ein Schloss … “Ich bau dir ein Schloss, so wie im Märchen …”, dachte sich der frischverliebte Erzherzog Karl, der legedäre “Sieger von Aspern”. Er hatte gerade die Frau seines Lebens gefunden. Als Beweis seiner Liebe ließ er für seine junge Gemahlin Henriette die Weilburg durch den Architekten Josef Kornhäusl an dieser Stelle errichten. O wäre mein Arm vermögend genug, solches Gebäude, wohin es gehört, zu verschieben!Ludwig van Beethoven Beethoven, der auf Schloss Weilburg öfter zu Gast war, gefiel der “neumodische” Bau überhaupt nicht. Er hätte die Weilburg am liebsten an eine andere Stelle versetzt oder gleich abgerissen. Sein Wunsch ging knapp 140 Jahre später in Erfüllung. Das Schloss geriet in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges in Brand und wurde schwer zerstört. Die Reste der Ruine wurden in den 1960er Jahren endgültig geschliffen. Übrig blieb nur der Wappenstein, der an die Weilburg erinnert. Spuk in der Burgruine Rauheneck Vom Wappenstein führt auch ein etwa 500 Meter langer Wanderweg zur Burgruine Rauheneck. Das Rad lasse ich beim Wappenstein stehen und mache mich zur Fuß auf den Weg. Nach zehn Minuten und der Überwindung zahlreicher knarrender Holzstufen stehe ich am Bergfried der Ruine. Von hier hat man einen wunderbaren Ausblick auf das Helenental, die Stadt Baden und die Ruine Rauhenstein auf der vis-a-vis Seite des Tals. Vielleicht trefft Ihr auch auf den alten Ritter Turso, der hier als Geist sein Unwesen treiben soll. Wer den armen Geist erlösen will, hier eine kleine Checkliste, welche Aufgaben erfüllt sein müssen, dass seine Seele Ruhe findet. Checkliste: Es muss… am Bergfried der Burg Rauheneck eine Föhre wachsenaus dem Holz der Föhre eine Wiege gezimmert werdenin dieser Wiege ein Sonntagskind geschaukelt werdendieses Kind Priester werdendieser Priester seine erste Messe lesen Erst wenn alle diese Aufgaben erfüllt sind, dann findet die Seele von Ritter Turso ihre Ruhe. Was der arme Turso verbrochen hat, dass er so hart bestraft wurde, darüber schweigt die Geschichtsschreibung. Urtelstein – Das Verkehrshindernis Zurück zum „Grabstein der Weilburg“. Ich schwinge mich auf das Rad und genieße die kurze Abfahrt ins Tal. Von nun an geht es – mehr oder weniger eben – immer entlang der Schwechat. Zahlreiche Bankerl und Rastplätze laden zum Verweilen ein. An besonders heißen Tagen kann man in der Schwechat auch seine Füße wunderbar kühlen. Nächstes Ziel ist der Urtelstein. Jahrhundertelang versperrte der mächtige Fels das Helenental. Eine Umfahrung war für Kutscher nur durch die Schwechat oder auf einem schmalen Holzsteg möglich. Insbesondere der Weg durch die Schwechat hatte seine Tücken. Denn beim Urtelstein bildete die Schwechat einen Strudel, der Kutscher, Pferde und Wagen bei höherem Wasserstand gerne in die Tiefe zog. Das musste sich – als das Helenental vom guten Kaiser Franz als Ausflugsziel entdeckt wurde – rasch ändern. Der Fels wurde mit 15.000 Sprengschüssen beschossen. Und schon war die gefahrenlose Durchfahrt Richtung Mayerling und Heiligenkreuz möglich. Bewahre uns vor Seuchen Den Abschnitt zwischen Urtelstein und Cholerakapelle schätze Beethoven wegen seiner Unberührtheit ganz besonders. Ein Spaziergang durch das Helenental war es auch, der Beethoven zu seiner „Ode an die Freude” – der Europahymne – inspirierte. Flott erreiche ich mein nächstes Ziel beim Gasthaus “Zur Cholerakapelle”. Ein schmaler Weg führt am westlichen Ende des Parkplatzes zu einer kleinen Wallfahrtskapelle, die ein Wiener Bürgerpaar aus Dankbarkeit für die Verschonung vor der Cholera stiftete. Die Tragödie von Mayerling Der Helenentalradweg endet leider in Sattelbach, knapp neun Kilometer nach meinem Ausgangspunkt. Um mein letztes Ziel “Mayerling” zu erreichen, muss ich meine Radtour auf der Bundesstraße 210 fortsetzen, die leider stärker befahren ist. Rund vier Kilometer später erreiche ich jenes ehemalige Jagdschloss, wo sich die Tragödie von Mayerling ereignete. In der Nacht zum 30. Jänner 1889 erschoss Kronprinz Rudolf zuerst seine Geliebten Mary Vetsera und beging anschließend Selbstmord. Es könnte aber auch anders gewesen sein. Nichts Genaues weiß man nicht. Zurück nach Baden nehme ich den gleichen Weg. Fazit Ein kleiner feiner Kulturradweg mit interessanten Sehenswürdigkeiten. Leider ist die Fahrt nach Mayerling nur auf einer stärker befahrenen Straße möglich. Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: Radweg Nr 40 bzw grünes Schild mit Aufschrift Helenentalradweg Schwierigkeit: leicht, immer entlang der Schwechat: ca 9 km (eine Richtung Doblhoffpark – Sattelbach, + 4 km bei Verlängerung nach Mayerling) Highlights dieser Tour: Gedenkstein WeilburgBurgruine RauheneckCholerakapelleJagdschloss Mayerling Der Weg ist sehr gut ausgeschildert und bis Sattelbach sehr familienfreundlich. [...]
RADTOUR – VON DROSENDORF NACH RETZ MIT DEM REBLAUS EXPRESS
RADTOUR – VON DROSENDORF NACH RETZ MIT DEM REBLAUS EXPRESSIch wollte schon immer einmal mit dem „Reblaus Express“ von Retz nach Drosendorf fahren und mit dem Rad zurück zum Ausgangspunkt. Die Betonung liegt auf „wollte“, denn die historische Diesellok hatte ein technisches Gebrechen.  Eine Ersatzlok war nicht zur Hand, aber ein Postbus. Und ich hatte Glück, konnte ich doch mein Rad im Bus mitnehmen. Aufgrund des beschränkten Platzangebotes von vielleicht vier Rädern und dem großen Andrang an Radfahrern ein kleines Wunder. Die rund 50 km lange Radtour von Drosendorf nach Retz führt durch eine landschaftlich sehr schöne und abwechslungsreiche Landschaft mit zahlreichen lohnenswerten Ausflugszielen. Ein bisschen Kondition sollte man bei dieser Radtour schon mitbringen, denn es geht ständig bergauf und bergab. Natürlich kann man diesen Ausflug auch mit dem Auto unternehmen. Drosendorf Hoch über der Thaya erhebt sich das Städtchen Drosendorf. Als einzig österreichische Stadt ist Drosendorf noch heute durchgehend von einer mittelalterlichen Stadtmauer umgeben. Und hier wurde einst große Geschichte geschrieben, die sogar Eingang in die Weltliteratur fand. Erst stürmt er vierzehn Tage Drosendorf und lässt dem Kaiser Zeit, die Macht zu sammeln. Ich habe Drosendorf; der Rücken ist gesichert.Rudolf von Habsburg in König Ottokars Glück und Ende, Franz Grillparzer Am Weg zur finalen Schlacht gegen Rudolf von Habsburg vertrödelte König Ottokar wertvolle Zeit, weil er beim Vorbeireiten Drosendorf einnehmen wollte. Zwei Wochen leistete die Stadt erbitternden Widerstand. Die tapferen Drosendorfer verhalfen so Rudolf zu einem entscheidenden Vorteil. Dieser konnte in Ruhe sein Ritterheer bei Dürnkrut sammeln und aufstellen. Das Ende ist bekannt: Der zu spät ankommende Ottokar verlor nicht nur die Schlacht, sondern auch sein Leben. Genug der Geschichte. Bevor ich mich auf den Drahtesel schwinge, unternehme ich noch schnell einen kurzen Stadtrundgang. Sehenswert sind die zahlreichen barocken Bürgerhäuser, sowie das mit Sgraffitomalerei verzierte Rathaus am langgestreckten Hauptplatz. Dort steht auch der mächtige „Pranger Hansl“, wo einst Diebe und Gotteslästerer zum Gaudium der Bevölkerung zur Schau gestellt wurden. Mein Spaziergang endet beim Renaissanceschloss mit einem netten Innenhof, den man besichtigen kann. Nun geht es aber wirklich los. Erstes Ziel dieser Tour ist der knapp 15 km entfernte Badesee bei Langau. Baden in einem versunkenen Kohlebergwerk Langau war Anfang des 20. Jhdt der Waldviertler Ruhrpott. Hier wurde lange Jahre Braunkohle in Tagbauweise gewonnen. Nach der Einstellung des Bergbaus in den 60er Jahren füllten sich die Gruben mit Wasser. Heute erfreuen sich die Bergwerkseen großer Beliebtheit bei Badegästen. Nachdem ich keine Wasserratte bin, wurde der Badestopp gestrichen und ich fuhr gleich weiter in das 3 km entfernte Riegersburg, wo ein prachtvolles Schloss mich erwartete. Schloss Ruegers – Barocker Prunk im Grenzland Schloss Riegersburg bzw Schloss Ruegers, wie es seit 2017 genannt wird, gehört zu den schönsten Barockbauten Niederösterreichs. Die starke Ähnlichkeit mit dem Belvedere in Wien ist verblüffend. Kein Wunder, ist doch der Erbauer des Schlosses ein Schüler von Lukas Hildebrandt gewesen. Die Besitzer des Schlosses wechselten ständig, bis die Adelsfamilie Khevenhüller das Schloss erwarb und in der heutigen Form umbauen ließ. Bekanntester Spross dieser Adelsfamilie war Fürst Johann Joseph, der zu den wichtigsten Beratern Kaiserin Maria Theresia zählte. Zu den Höhepunkten einer Schlossbesichtigung zählt die Schlossküche und die Reste des ältesten Hundefriedhof Österreichs. Diesen findet man unter einem alten Nussbaum im Schlosspark. Nach dem Besuch dieses prachtvollen Anwesens tauche ich in die dichten Wälder des Nationalparks Thayatal ein. Flott und kurvenreich geht es bergab zur Thaya, wo die kleinste Stadt Österreichs auf mich wartet. Hardegg – Die kleinste Stadt Österreichs Hardegg – die kleinste Stadt Österreichs – lag jahrzehntelang an einer toten Grenze. In der Mitte der Thaya verlief der Eiserne Vorhang zwischen Österreich und der damaligen CSSR. Die Grenzbrücke über die Thaya war während des Kalten Krieges unpassierbar, da die Holzbretter auf tschechischer Seite herausgerissen waren. Panzersperren und Stacheldraht sicherten zusätzlich das tschechische Ufer ab. Es wurde alles unternommen um die Flucht in den Goldenen Westen unmöglich zu machen. Doch diese düsteren Zeiten sind Gott sei Dank vorbei. Heute können Fußgänger und Radfahrer die Thayabrücke wieder problemlos passieren. Bevor ich mich auf den Weg zur Burg Hardegg mache, beschließe ich noch eine kleine Stärkung im Gasthaus Thayabrücke – einem wunderschönen alten Holzsalettl direkt an Thaya und Grenze gelegen – zu mir zu nehmen.  Wenn man nicht mit dem Rad unterwegs ist, der ideale Ort für ein Mittagessen oder eine Jause. Mächtig thront die Burg Hardegg über der Stadt. Wie alle Burgen an der Thaya diente sie zur Verteidigung der Thayagrenze gegen Böhmen. Mit Ende des 30 jährigen Krieges begann der Verfall der Festung. Nach einem schweren Stadtbrand nutzte die Bevölkerung die Ruine als Baumarkt und schleppte tonnenweise Steine und Holz zum Wiederaufbau ihrer Häuser davon. Das endgültige Schicksal der Burg als Ruine schien besiegelt, wenn da nicht Fürst Johann-Carl Khevenhüller gewesen wäre, der am Ende des 19. Jhdt die Renovierung der Burg beauftragte. Nach einer kurzen Burgbesichtigung beginnt nun der anstrengendste Teil der heutigen Tour. Die „Lange Marter“ erwartet mich. Rund 1,5 km geht es in Serpentinen bergauf Richtung Merkersdorf. Die “Lange Marter” ist übrigens keine Anspielung erschöpfter Radfahrer auf den mühsamen Anstieg, sondern es handelt sich dabei um die Bezeichnung eines alten Bildstocks, wo einst Verbrecher hingerichtet wurden. Burgruine Kaja – Und noch eine Ruine Irgendwann geht auch die größte Anstrengung zu Ende und ich erreiche Merkersdorf, wo eine kurze Stichstraße hinunter in das Thayatal zur Burgruine Kaja führt. Einen Besuch der Burgruine kann ich nur empfehlen, auch wenn dadurch wieder ein paar Höhenmeter dazukommen. Aber man wird dafür mit dem einen oder anderen schönen Fotomotiv belohnt. Retz Von Merkersdorf führt die Tour durch Wiesen und Felder nach Niederfladnitz, wo H. C. Artmann und ein gewissen Manfred Nidl – besser bekannt als Paradeseemann Freddie Quinn – geboren wurden.  Ab hier ist es nur mehr ein Katzensprung nach Retz. Die Strecke führt stetig bergab, vorbei an der Retzer Windmühle. Ein kurzer Fotostopp ist obligatorisch, ebenso wie am sehenswerten Hauptplatz mit Rathausturm und Verderberhaus. Von hier ist es dann noch ein knapper Kilometer zum Bahnhof, wo ich mein Auto geparkt hatte. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour von Drosendorf nach Retz inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: VON DROSENDORF NACH RETZ MIT DEM REBLAUSEXPRESS Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: verschiedene, die Tour basiert zum Großteil auf der Kamp-Thaya-March Radroute, sowie am Beginn und am Ende am Reblaus Radl-Weg. Schwierigkeit: mittel Strecke: ca 50 km Highlights der Strecke: DrosendorfSchloss RiegersburgBurg HardeggRuine KajaRetz Wichtiger Hinweis: Der Reblaus Express verkehrt nur am Wochenende und an Feiertagen! Man kann diesen Ausflug natürlich auch nur mit dem Auto unternehmen. [...]
SCHWARZATAL RADROUTE – VON REICHENAU NACH WIENER NEUSTADT
SCHWARZATAL RADROUTE – VON REICHENAU NACH WIENER NEUSTADTDie rund 58 km lange Radtour zwischen Reichenau und Wiener Neustadt versetzt Euch in die Zeit der Jahrhundertwende zurück, als die Wiener Gesellschaft zur Erholung und Sommerfrische an die Rax fuhr. Bahnhof Payerbach-Reichenau Schöne Radpartien? Zum Beispiel Wiener Neustadt – Reichenau!Arthur Schnitzler an Hugo von Hofmannsthal, 1897 Arthur Schnitzler war ein begeisterter Velozipedist, der zahlreiche ausgedehnte Radtouren unternahm. Gekleidet nach der neuesten “Dreß-Ordnung” mit Sakko und Kniebundhose führten ihn seine Touren bis nach Reichenau an der Rax. Wir werden es dem berühmten Schriftsteller gleichtun, wählen aber die umgekehrte und gemütlichere Richtung. Zuerst geht es mit der Bahn von Wiener Neustadt nach Payerbach und anschließend mit dem Bicycle weiter zum Ausgangspunkt nach Reichenau. Bevor wir aber zum Ausgangspunkt nach Reichenau radeln, werfen wir noch einen Blick auf die historischen Fahrzeuge, die beim Bahnhof von Payerbach ausgestellt sind. Darunter eine Gondel der Raxseilbahn, die 1926 als erste Seilbahn Österreichs eröffnet wurde und eine Semmeringlokomotive der Reihe 95, die Vorspanndienste auf der Semmeringstrecke leistete. Reichenau an der Rax Reichenau an der Rax – Einst bevorzugte Sommerfrische der Wiener Gesellschaft zur Zeit des Fin de siècle. Adelige, das Großbürgertum und unzählige Künstler fanden sich im Nobelkurort der Donaumonarchie ein: Kaiser Franz Joseph und Sisi, die Schriftsteller Robert Musil, Heimito von Doderer, Franz Werfel, Peter Altenberg und Arthur Schnitzler, der “Vogeldoktor” Siegmund Freud, der Architekt Adolf Loos, sowie der Maler Oskar Kokoschka und die Muse Alma Mahler-Werfel. Den Vormittag verbummel und verspazier’ ich, nur nach Tisch arbeite ichArthur Schnitzler Reichenau ist voller Geschichten und Anekdoten. Sie handeln von heimlichen Tête-à-Têtes, Eifersuchtsdramen oder amourösen Skandalen. Arthur Schnitzler verliebte sich unsterblich in die schöne Hoteliersgattin Olga Waissnix. Täglich trafen sie sich beim Schachspiel, wo “beim Rücken der Figuren die Finger sich flüchtig berührten” und “dann ein Zittern durch ihre Glieder lief und die Wangen sich röteten”. Doch die Liebelei wurde von Olgas eifersüchtigem Mann rüde beendet. Schnitzler und seine Muse trafen sich jedoch bis zu Olgas frühen Tod in deren Villa in Bad Vöslau heimlich weiter. In Reichenau verfasste Schnitzler auch seinen “Leutnant Gustl” und das in einer Rekordzeit von nur sechs Tagen. Während Siegmund Freud dreimal wöchentlich die Rax bestieg, verführte Alma Mahler-Werfel den wesentlich jüngeren Oskar Kokoschka in ihrer Villa am Kreuzberg. Es sollte nicht das einzige amouröse Abenteuer bleiben. Auch Franz Werfel und Gerhard Hauptmann sollen im Bett der verführerischen Femme Fatale gelandet sein. Die Frau von Friedrich Torberg beschrieb Alma einst mit den Worten “Sie war eine große Dame und gleichzeitig eine Kloake”. Dem ist nichts mehr hinzu zufügen. Sehenswert bei einem kleinen Rundgang durch das Ortszentrum sind Schloss Reichenau, die spätklassizistischen Pfarrkirche und der Kurpark. In der Thalhofstraße 6 könnt ihr einen Blick auf die Rudolfsvilla erheischen. Namensgeber für die Villa war Kronprinz Rudolf, der hier mit seiner Schwester Gisela einige Sommer verbrachte. Für diejenigen, die vor Beginn unserer Radtour noch eine Stärkung benötigen, sei das Café in der Schlossgärtnerei Wartholz empfohlen, welches sich im Park von Schloss Wartholz befindet. Das Schloss, nach Plänen des Architekten Heinrich von Ferstel errichtet, war einst Sommerresidenz von Kaiser Karl I und Kaiserin Zita. Hier erblickte auch Sohn Otto von Habsburg das Licht der Welt. Schwarzatal-Viadukt Jetzt wird es wirklich an der Zeit, dass wir losradeln. Den Weg entlang der Schwarza Richtung Payerbach kennt ihr ja bereits. Am Ortsbeginn von Payerbach erwartet uns ein Stück österreichischer Ingenieurkunst. Mächtig erheben sich die Bogen des Schwarzatal-Viadukts über uns, errichtet nach den Plänen von Carl Ritter von Ghega, dem Vater der Semmeringbahn. Für viele Zeitgenossen Ghegas war die Vorstellung, dass man mit einer Lokomotive den Semmering überquert ein utopisches Hirngespinst. Ghega sollte seine Kritiker eines Besseren belehren. In einer Rekordbauzeit von nur sechs Jahren errichteten 20.000 Arbeiter die erste vollspurige Bergbahn Europas, die heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. 15, Tunnels, 16 Viadukte und 100 Brücken wurden auf der 41 km langen Strecke zwischen Gloggnitz und Mürzzuschlag errichtet. Payerbach Gemütlich velozipedieren wir durch das Ortszentrum von Payerbach. So wie Reichenau entwickelte sich Payerbach nach der Eröffnung der Semmeringbahn zu einer beliebten Sommerfrische des Wiener Großbürgertums. Davon zeugt noch heute so manche historische Villa aus der Zeit der Jahrhundertwende. Bei seinen ausgedehnten Radtouren führte Arthur Schnitzler stets eine “Bic-Peitsche” zur Vertreibung von Passanten und lästigen Hunden mit sich. Konflikte und Aggressionen zwischen Fußgängern, Kutschern, Automobilisten oder Radfahrern standen schon damals an der Tagesordnung. Von Payerbach nach Gloggnitz Steigungsfrei geht es entlang der Eisenbahngeleise durch die alpine Landschaft der Wiener Alpen. Alte Industriebauten lösen die Villen aus der Jahrhundertwende entlang der Strecke ab. Wir nähern uns der alten Industriestadt Gloggnitz, die wir aber nur am Rande streifen. Viel Charme strahlt die Gemeinde jedoch am ersten Blick nicht gerade aus. In der Ferne ist der wuchtige Kirchturm der Christkönigskirche zu erkennen, die in den 1960er Jahren nach den Plänen des Architekten Clemens Holzmeister errichtet wurde. Ein weiterer markanter Punkt in der Stadtsilhouette ist Schloss Gloggnitz, welches gerne als Hochzeitslocation genutzt wird. Immer der Schwarza entlang Ab Gloggnitz folgt der Radweg dem Verlauf der Schwarza. Wir durchqueren die Stuppacher Au und radeln weiter entlang des Schwarza-Damms. Schwarzawasser, ich kannte jeden deiner Gurgellaute, dein Brausen, dein Lärmen, dein Schweigen!Peter Altenberg Nachdem wir Ternitz im wahrsten Sinne des Wortes links liegen gelassen haben, erreichen wir schon bald das Naturschutzgebiet Peterwald.Eine vernachlässigbare Hügelwertung führt uns auf das Plateau des Petersberges, wo einst die Burg Dunkelstein über Ternitz wachte. Von der Festung sind heute nur mehr Spurenelemente übrig geblieben. An der Stelle der Burg steht heute die barocke St.-Peter-und-Paul-Kirche, deren Ursprünge bis ins tiefe Mittelalter zurückgehen. Ein idealer Ort für eine kurze Pause. Gleich neben der Kirche erhebt sich am höchsten Punkt des Petersbergers das sogenannte “Heimkehrerkreuz”, welches Kriegsheimkehrer errichten ließen, die die Apokalypse des II. Weltkrieges überlebt hatten. Apropos II. Weltkrieg: In den letzten Kriegsjahren wurde im Petersberg ein unterirdisches Stollensystem errichtet, wo man Teile und Rümpfe für das Jagdflugzeug Messerschmitt Bf 109 erzeugte. Nach Kriegsende wurden die Eingänge zur Stollenanlage gesprengt. Vom Petersberg nach Neunkirchen Radeln wir weiter nach Neunkirchen, welches am Rande der weiten Ebene des Steinfeldes liegt. Der Schwarzatal-Radweg führt uns über den 1903 eröffneten Stadtpark direkt auf den stimmungsvollen Hauptplatz von Neunkirchen. Umsäumt mit Häusern aus dem 17. und 18. Jhdt wird dieser von zwei Gebäuden dominiert. Auf der einen Seite von der Stadtpfarrkirche und auf der anderen vom Rathaus mit seinen Sgraffiti an der Fassade. Die Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt wurde erstmals 1094 urkundlich erwähnt. Dem Gotteshaus verdankt der Ort auch seinen Namen. Dieser leitet sich nicht von der Zahl “Neun” ab, sondern aus der Bezeichnung “Bei der niuwen Kirchen”. Daraus entwickelte sich zuerst der Name “Neuenkirchen” und später “Neunkirchen”. Werft bei Eurem Rundgang über den Hauptplatz auch einen Blick auf die hübsche Dreifaltigkeitssäule, die an schweren Cholera- und Pestepidemien in Neunkirchen erinnert. Von Neunkirchen nach Pitten Schwingen wir uns wieder auf den Drahtesel. Weiter geht es über Loipersbach nach Schwarzau, wo im ehemaligen Schloss ein Gefängnis untergebracht ist. Zu den prominenten Häftlingen der Justizanstalt zählte die Serienmörderin Elfriede Blauensteiner, die als “Schwarze Witwe” in die österreichische Kriminalgeschichte eingegangen ist. Während der offizielle Schwarzatal-Radweg über Förenau nach Lanzenkirchen führt, unternehmen wir einen Schlenker über Pitten und Brunn an der Pitten. Um Pitten zu erreichen radeln wir zuerst einen Hügel hinauf und anschließend gleich wieder hinunter. Vor uns ist schon die Bergkirche von Pitten zu sehen, die sich auf halber Höhe des Schlossbergs eng an den Felsen schmiegt. Eben 2 Stunden Bicycle gefahren, ziemlich todt!Arthuer Schnitzler an Richard Beer-Hofmann, 1893 Unser Ziel in Pitten ist der Pfarrhof, wo sich der zweitgrößte Rosengarten Niederösterreichs befindet. Besonders zwischen Mai und Oktober bieten tausende Rosen ein prachtvolles Farbenspiel. Die letzte Etappe nach Wiener Neustadt Unsere Radtour führt weiter durch Felder und Wiesen, vorbei am Schloss Linsberg, der Therme Linsberg Asia und einem aus Tiffany-Glas gestalteten Kreuzweg in Bad Erlach. Nach den Orten Lanzenkirchen – hier endet übrigens die offizielle Schwarzatal-Radroute – und Katzelsdorf liegt Wiener Neustadt schon zum Greifen nahe. Bevor es zum Ausgangspunkt am Bahnhof geht, drehen wir noch eine kleine Ehrenrunde um den Hauptplatz und werfe einen Blick auf das Alte Rathaus im klassizistischen Stil und die Mariensäule, die in Dankbarkeit für das Ende einer Pestepidemie errichtet wurde. Der Babenberger Herzog Leopold V. gilt als Gründungsvater von Wiener Neustadt. Finanziert wurde der Bau der Stadt durch das Lösegeld, welches Leopold für den englischen König Richard Löwenherz erhalten hatte. Noch ein schneller Blick auf den Dom von Wiener Neustadt und dann geht es endgültig zum Bahnhof. Fazit Schöne und leichte Radtour entlang des Schwarzatal-Radwegs und des Thermenradwegs (EuroVelo 9) von Reichenau nach Wiener Neustadt. Das große Plus: Es geht stets leicht bergab! Sehenswert sind Reichenau, Neunkirchen und – falls man den Schlenker über Pitten macht – der Rosengarten im Pfarrhof von Pitten. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour von Reichenau nach Wiener Neustadt inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: Schwarzatal-Radweg Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: Grünes Schild mit Aufschrift “Schwarzatal-Radroute” Schwierigkeit: leicht Strecke: ca 58 km Highlights dieser Tour: Jahrhundertwende-Feeling in Reichenau und PayerbachHauptplatz von NeunkirchenPetersbergRosengarten Pitten Die Strecke ist sehr gut ausgeschildert. Beim Wechsel auf den Thermenradweg empfehlen sich die gps-Daten oder eine Karte. [...]
HELDENBERG RADWEG – VOM SCHMIDATAL INS GÖLLERSBACHTAL
HELDENBERG RADWEG – VOM SCHMIDATAL INS GÖLLERSBACHTALEine Tour durch die Geschichte Österreichs. Vom Schloss Juliusburg am Wagram durch Weingärten und Kellergassen zum Heldenberg. Danach geht es weiter zur Kreisgrabenanlage Puch, sowie zu den Schlössern in Göllersdorf und Sierndorf. Stetteldorf am Wagram Meine heutige Radtour startet in der kleinen Weinbaugemeinde Stetteldorf am Wagram. Kaum zu glauben, aber hier wurde 1683 Weltgeschichte geschrieben. Genauer gesagt im Schloss Juliusburg. Das mächtige Schloss am Rande des steil abfallenden Wagrams ist kaum zu übersehen. Am 4. September 1683 trafen sich im Schloss der polnische König Jan Sobieski, Herzog Karl von Lothringen, sowie weitere deutsche Fürsten und planten die Befreiung Wiens von den Türken. Mit Fug und Recht kann behauptet werden, Planung und Kriegstaktik waren 1A. Schon eine Woche später, am 12.September schlug das Entsatzheer die türkischen Truppen vor den Toren Wiens vernichtend. Am Heldenberg Radweg Vorerst einmal genug der Heldengeschichten, widmen wir uns dem Heldenbergradweg (Radweg 841). Dieser führt anfangs immer entlang der Steilkante des Wagram und der Schmida. Bekannt ist der Wagram vor allem durch seinen Wein, für den der fruchtbare Lössboden und das günstige Klima beste Voraussetzungen bieten. Angebaut wird vorwiegend Grüne Veltliner. Und dieser lagert bekanntlich in den Weinkellern der Kellergassen. Eine davon – die Kellergasse von Absberg – erreiche ich bereits nach kurzer Fahrzeit. Großweikersdorf Für eine Weinverkostung ist es noch eindeutig zu früh und so radle ich am Radweg 840 gemütlich weiter entlang der Schmida durch Felder und Weingärten. Die Marterl-Dichte ist hoch, die der Fischteiche weniger. Schon von weitem ist der dritthöchste Kirchturm Niederösterreichs zu sehen. Er weist mir den Weg nach Großweikersdorf. Für die Planung der barocken Pfarrkirche von Großweikersdorf zeichnet sich Fischer von Erlach verantwortlich. Nicht der ganz Berühmte, sondern dessen Sohn Joseph Emanuel. Der Apfel fällt halt nicht weit vom Stamm. Der Kirchturm wurde jedoch aufgrund von Geldmangel erst rund 100 Jahre später fertiggestellt. Werft auch einen Blick auf das kunstvoll ausgeführte schmiedeeiserne Gittertor aus dem Jahr 1740 vor der Kirche. Wir schwingen uns wieder auf den Drahtesel und fahren dem Radweg 840 folgend, entlang der Schmida in das rund vier Kilometer entfernte Großwetzdorf. Hier steht nun ein Abstecher zum Heldenberg und Schloss Wetzdorf am Programm. Heldenberg – Heldenverehrung, Oldtimer und Lippizaner Der Heldenberg ist Österreichs Antwort auf die deutsche Walhalla. Der Armeelieferanten Josef Pargfrieder erwarb 1832 Schloss Wetzdorf, wo er seinen Traum einer monumentalen Ruhmesstätte für die Helden der kaiserlichen Armee verwirklichte. Pargfrieder ließ eine Siegeshalle und einen Obelisken mit unterirdischer Gruft errichten. Büsten von tapferen Kämpfern der kaiserlichen Armee und Monarchen des Hause Habsburgs säumen die Wege des Schlossparks. Ich schreite die in Spalier stehenden “Helden ohne Unterleib”, wie bei einem Staatsbesuch, ab. Zur perfekten Vollendung des Szenarios fehlen nur noch 21 Salutschüsse und eine Militärkapelle, die den Radetzkymarsch intoniert. Apropos Radetzky. Pargfrieder benötigte noch “das gewisse Etwas” für seine Ruhmesstätte. Ein echter Helden musste es sein. Dieser sollte mit ihm in der Gruft seine letzte Ruhestätte finden. Die Wahl fiel auf einen der berühmtesten Feldherrn der Monarchie: Josef Wenzel Radetzky von Radetz. Kaiser Franz Joseph hatte für seinen ruhmreichen Feldmarschall sogar einen Ehrenplatz in der Kapuzinergruft vorgesehen. Doch es kam anders. Radetzky war spielsüchtig und schwer verschuldet. Als Pargfrieder von der prekären Situation Radetzkys erfuhr, beglich er dessen Spielschulden. Im Gegenzug vermachte ihm Radetzky seine sterblichen Überreste. Und so kam es, dass Radetzky und Pargfrieder gemeinsam in der Gruft unter dem Obelisken auf den jüngsten Tag warten. Wer mit Helden nichts am Hut, dem empfehle ich aber unbedingt den Besuch von Kollers Automobilmuseum am Fuße des Heldenberges. 130 Jahre Automobilgeschichte wird in Form von 150 Oldtimern lebendig. Mein persönliches Lieblingsauto ist der Packard aus dem Jahre 1930. Es geht bergauf zum Windberg Genug der formvollendeten Oldtimer. Es wird Zeit die Radtour fortzusetzen. Durch die Kellergasse verlasse ich Großwetzdorf. Der Radweg 843 (Verbindungsradweg Rivaner) führt nun stetig steigend durch idyllische Weingärten über den Windberg nach Unterthern, Oberthern und Puch. Der rund 9 km lange Streckenabschnitt ist der anstrengendste der gesamten heutigen Tour. Dafür wird man am “Gipfel” des Windbergs mit einem herrlichen Blick ins Schmida-Tal belohnt. Ideal für eine kurze Rast. Puch – Zeitreise in die Jungsteinzeit Kurz vor Puch wechsle ich auf den Pankratz-Radweg (R1), der mich direkt in die kleine Gemeinde bringt. Dort entdecke ich das Tor zum Neolithikum, das den Eingang zu einer Kreisgrabenanlage markiert. Kreisgrabenanlage zählen zu den ältesten Monumentalbauten Europas und sind bis zu 6000 Jahre alt. Ihre Bedeutung ist nicht ganz geklärt. Forscher können sich nicht entscheiden, ob die mit Erdwällen und Palisaden befestigten Anlagen zur Verteidigung oder als Kultplatz dienten. Göllersdorf – Wo die schweren Jungs zu Hause sind Nach diesem Ausflug in die Jungsteinzeit schwinge ich mich wieder auf das Rad. Über Kleedorf, Breitenwaida (ab hier Radweg 83) und Großstelzendorf erreiche ich Göllersdorf. Sehenswert ist der langgezogene Marktplatz mit der der barocken Kirche und der beeindruckenden Pestsäule von Johann Lukas von Hildebrandt. Auffallend ist auch ein barocke Triumphbogen. Dieser wurde zu Ehren Kaiser Karls VI errichtet, der auf seiner Reise nach Spanien in Göllersdorf am 20. September 1703 nächtigte. Gleich dahinter verbirgt sich das Renaissanceschloss Göllersdorf, welches heute als “Häfen” für geistig abnorme Rechtsbrecher genutzt wird. Vor 400 Jahren unterschrieb im Schloss der berühmte Wallenstein seinen “neuen Dienstvertrag” als Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee. Entlang des Göllersbach zum Schloss Sierndorf Genug der Geschichte, ich radle weiter, folge dem Radweg entlang des Göllersbachs. Untermallebarn, Höbersdorf und Sierndorf liegen auf der Strecke. In Sierndorf erwartet Euch ein weiteres Schloss. Dieses kann aber nur von außen besichtigt werden, der Schlosspark ist jedoch frei zugänglich. Die Unendlichkeit des Tullnerfelds Es wird Zeit die letzte Etappe des heutigen Tages in Angriff zu nehmen. Die Bezeichnung der Radwege wechseln häufiger als das Aussehen der Landschaft. Am 840er geht es nach Unterhautzental, dann folge ich dem 842er nach Zissersdorf und danach der Radroute Hausleiten nach Seitzersdorf-Wolfpassing.Die Ausläufer des ebenen Tullnerfeldes sind eine Freude für die Beine und Kondition. Der Charme der Landschaft erschließt sich jedoch erst am zweiten oder dritten Blick. Bis Pettendorf blieb er mir verborgen. Nur der Radweg hat schon wieder einen neuen Namen. Er heißt nun Erlebnisweg “Kultur verbindet”. Doch dann ein Lichtblick. Die Landschaft ändert sich. Ich bin im Himmelreich. So heißt die Kellergasse bei Pettendorf. Von hier ist es am Radweg 841 nur mehr ein Katzensprung bis zu meinem Ausgangspunkt in Stetteldorf, wo mir Schloss und Kirchturm schon entgegenlachen. Fazit Schöne und abwechslungsreiche Radtour mit interessanten kulturellen Highlights. Leider sind die alten Tafeln des Heldenberg Radwegs verschwunden. Schade darum, da die Radtour viel touristisches Potential hätte. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour auf den Spuren von Pargfrieder und Radetzky inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: HELDENBERG RADWEG – VOM SCHMIEDATAL INS GÖLLERSBACHTAL Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: Diese Rad-Rundtour habe ich selbst zusammengestellt und nutzt verschiedene lokale Radwege (Details im Text). Sie kann an jedem beliebigen Ort begonnen werden. Wer öffentlich anreist, empfehle ich als Ausgangspunkt Sierndorf oder Göllersdorf. Schwierigkeit: leicht bis mittel, meist geht gemütlich dahin, jedoch zwischen Großwetzdorf und Puch ist ein längerer Anstieg. Für Kinder nur bedingt geeignet. Strecke: ca 64 km Highlights dieser Tour: Heldenberg mit Radetzky-Gedenkstätte, Kollers Automobilmuseum und Ausbildungsstätte der LippizanerKreisgrabenanlage Puch mit Tor zum NeolithikumDritthöchster Kirchturm von NÖ in GroßweikersdorfHauptplatz von Göllersdorf Es empfiehlt sich die Mitnahme einer Radkarte oder der gps-Daten fürs Navigieren. Nicht immer ist die Streckenführung eindeutig oder es fehlt ein wichtiger Wegweiser (zB Abzweiger zum Heldenberg). [...]
RIESLING RADWEG – VON WEHRHAFTEN STÄDTEN UND IDYLLISCHEN KELLERGASSEN
RIESLING RADWEG – VON WEHRHAFTEN STÄDTEN UND IDYLLISCHEN KELLERGASSENDer Riesling Radweg startet in Eggeburg und führt durch das westliche Weinviertel. Entdeckt dabei die mittelalterlichen Städte Eggenburg und Maissau, genießt die Ruhe der idyllischen Kellergassen und haltet Ausschau nach weiteren Kleinoden entlang des Rundwegs. Eggenburg – Startpunkt des Riesling Radwegs Eggenburg ist die westlichste Stadt des Weinviertels und damit Tor ins angrenzende Waldviertel. Die typische Weinviertler Kleinstadt, die erstmals im 12. Jhdt als »Eginpurch« urkundlich erwähnt wurde, versteckt sich noch heute hinter einer mächtigen Stadtmauer. Fangen wir unsere Radtour mit einem Stadtrundgang an! Ein guter Ausgangspunkt dafür ist der weitläufige Hauptplatz bei der Dreifaltigkeitssäule. Prächtige Bürgerhäuser aus allen Architektur-Epochen säumen den Hauptplatz. Vom Barock bis zur Renaissance oder Spätgotik. »O Mensch, trinck und iss, Gott daneben nit vergis« lautet einer der Sprüche am »Gemalten Haus«, welches mit Sgraffiti aus dem Alten und Neuen Testament verziert ist. In der Barockzeit entwickelte sich Eggenburg zum Zentrum der Steinmetzkunst. Grundlage für das Aufblühen des Steinmetzhandwerks war der Zogelsdorfer Kalksandstein, der südlich von Eggenburg abgebaut wurde. An diese wirtschaftliche Blütezeit von Eggenburg erinnert das prachtvolle Stadtpalais des Steinmetzmeisters Leopold Fahrmacher. Heute befindet sich in diesem barocken Prachtbau das Rathaus der Stadt. Zu den Sehenswürdigkeiten zählt auch die Pfarrkirche von Eggenburg, deren ältesten Bauteile aus der Zeit der Romanik stammen. Die weithin sichtbare Pfarrkirche gilt durch ihre zwei unterschiedlich hohen Kirchtürme, die beide niedriger sind als das mächtige Kirchenschiff, als das Wahrzeichen von Eggenburg. Es gäbe noch vieles zu sehen, wie das Krahuletzmuseum oder das ehemaligen Lichtspielhaus aus dem Jahre 1917, welches nach Plänen von Clemens Holzmeister erbaut wurde. Aber es wird langsam Zeit, dass wir uns auf den Weg machen. Die Kellergasse von Stoitzendorf Unser erstes Ziel ist die Kellergasse von Stoitzendorf, die sich selbst als das »Grinzing von Eggenburg« bezeichnet. Sein wir froh, dass sich dieser Slogan bis dato nicht über den Globus verbreitet hat. Denn wer möchte schon in dieser idyllischen Kellergasse auf Busladungen voll von gröhlender Touristen treffen. Schlösser, Klöster und Paläste findet man überall auf der Welt. Aber Kellergassen? Diese gehören zum Weinviertel, wie das Semmerl zum Gulasch oder der Senf zum Würstel. Einfache Keller und Presshäuser ohne Rauchfang reihen sich an beiden Hängen des breiten Hohlweges aneinander. Dazwischen spenden alte Nussbäume Schatten. Ein schöner Ort, der Ruhe und Gelassenheit ausströmt. Macht eine kurze Pause und lasst diese besondere Stimmung auf Euch wirken. Ein Weinhüterkreuz zwischen zwei Keller erinnert an frühere Traditionen. Jedes Jahr wurde das »Hiata-Kreuz« vor der Weinlese aufgestellt um Unwetter von den Weingärten abzuhalten. Gleichzeitig diente es potentiellen Traubendieben als Warnung sich von den Weinbergen fernzuhalten. Wurden die Spitzbuben beim Diebstahl erwischt, gab es zuerst einmal eine ordentliche Tracht Prügel und anschließend eine hohe Geldstrafe. Wir setzen unseren Weg fort. Nur ein paar Meter vom Riesling-Radweg entfernt liegt Schloss Stoitzendorf. Bis am Anfang des 20. Jhdt war das mehrfach umgebaute Schloss Sommersitz der Klosterneuburger Prälaten. Das Schloss befindet sich in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden. Da die Anlage auch von einer hohen Mauer umgeben ist, bleibt einem der Blick auf das Schloss leider verwehrt. Von verschwundenen Mühlen und den schwersten flugfähigen Vögeln Das Denkmal für die Wassermühlen Flott geht es auf der fast flachen Strecke vorwärts. Felder dominieren das Landschaftsbild. In der Ferne erhebt sich rechter Hand die Kirche von Wartberg wie ein Leuchtturm aus den Erdschollen. Linker Hand ist die Kirche der Weinbaugemeinde Röschitz zu sehen. Wir streifen das Ortsgebiet von Röschitz und folgen anschließend dem Lauf der Schmida. Jahrhundertelang nutzen bis zu 80 Mühlen zwischen Eggenburg und Tulln die Wasserkraft der Schmida als Antriebskraft. Nur eine davon ist heute noch in Betrieb. An die 79 verschwundenen Mühlen erinnert das »Denkmal für die Wassermühlen« des slowenischen Künstlers Misha Stroj. Das dreiteilige Denkmal stellt verschiedene Bauteile einer Mühle dar, wie die Schaufeln des Wasserrades oder das Kammrad, welches die Mühlstange mit dem Mühlstein antreibt. Über Kunst kann man vortrefflich diskutieren, denn Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Bei den Wasserradschaufeln könnte man meinen, »da hat jemand Betonplatten in einem Feld entsorgt«, während beim Kammrad die Assoziation mit einem esoterischen Anbetungsplatz nicht ganz von der Hand zu weisen ist. Der Trappenturm von Roseldorf Lenken wir unsere gesamte Aufmerksamkeit auf den Trappenturm von Roseldorf, der auf einem kleinen Hügel am Ortsende thront. Die vom Radweg aus leicht zu erklimmenden Aussichtswarte bietet nicht nur den besten Fotoblick auf Roseldorf, sondern auch die Möglichkeit sich über die hier lebenden Großtrappen zu informieren. Mit einem Gewicht von bis zu 16 kg zählen die seltenen und weltweit gefährdeten Großtrappen zu den schwersten flugfähigen Vögeln der Welt. Seid also nicht enttäuscht, wenn ihr keine Großtrappe vor die Kameralinse bekommt! Als Trost bleibt Euch immer noch ein Selfie mit den hölzernen »Vertreten dieser Spezies«. Nach so viel Ornithologie wird es wieder an der Zeit sich auf den Sattel zu schwingen. Der Riesling-Radweg folgt weiter dem Lauf der Schmida und führt uns über Braunsdorf und Goggendorf nach Sitzendorf. Der überdimensionierte Hauptplatz von Sitzendorf Sitzendorf empfängt uns typisch Weinviertlerisch! Mit einer 450 m langen Kellergasse, deren Presshäuser aus dem 19. Jhdt stammen und sich zeilenartig aneinanderreihen. Ein ausgesprochen schönes und stimmiges Entrée. Die Besonderheit von Sitzendorf ist der riesige mit Bäumen begrünte Hauptplatz. Diesen verdanken die Sitzendorfer den legendenumwobenen Kuenringern, die einst die Grundherren über Sitzendorf waren. Viele wunderschöne Häuser säumen den Platz, wobei zwei besonders hervorzuheben sind: das ehemalige Bürgerspital mit einem gotischen Erker und die Jugendstilvilla eines Schweizer Architekten. Nach einer Ehrenrunde über den Platz und einen kurzen Blick auf die leicht erhöht stehende Pfarrkirche verlassen wir nun die offizielle Riesling-Radroute und radeln weiter Richtung Niederschleinitz und Limberg. Von Schlüsselgeschichten bis zur Grenze der Tonalität Die Kellerschlüssel von Niederschleinitz Über die kleine Gemeinde Niederschleinitz gibt es nicht viel zu sagen. Vielleicht nur so viel, auch hier gibt es eine Kellergasse. Interessant ist die »Schlüsselstory« über die uns eine Hinweistafel informiert. Noch heute sieht man an einigen Kellertüren mehrere Schlösser. Dies geht auf eine Zeit zurück, als die Bauern eines Ortes über einen gemeinsamen Weinkeller verfügten um ihre wertvolle Ware darin zu lagern. Damit es jedoch nicht zu einem unerklärlichen Weinschwund kam, erhielt jeder Winzer ein eigenes Schloss mit Schlüssel, sodass der Keller nur gemeinsam betreten werden konnte. Diese Regelung brachte enorme Vorteile mit sich. So hatten die Winzer stets einen guten Grund sich zu treffen und dabei gleich den Wein zu verkosten. Andere konnten wiederum für ein paar Stunden dem keifenden Ehedrachen entfliehen. Das Schloss hinter der »Limberger Mauer« Bis Limberg gibt es auf unserer Tour kaum Steigungen, doch damit ist es jetzt vorbei. Die Strecke wird nun hügeliger und erfordert mehr Kraftanstrengung. Limberg wäre einen Zwischenstopp wert, denn hier steht ein hübsches Schlösschen. Nur leider ist davon nicht zu sehen. Der heutige Besitzer des Schlosses, der bekannte Künstler Erwin Wurm, ließ eine so hohe Mauer errichten, dass nur das Türmchen des Schlosses von weitem zu sehen ist. Also radeln wir gleich nach Oberdürnbach weiter. Gottfried von Einem in Oberdürnbach In dem am Fuße des Manhartsberges gelegenen Oberdürnbach verbrachte der Komponist Gottfried von Einem seine letzten Lebensjahre. Er bewohnte das ehemalige Schulhaus gegenüber der Kirche, wo heute ein kleines Museum eingerichtet ist. Einem gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen österreichischen Tonkünstler, dessen Kompositionen »innerhalb der Grenzen der Tonalität blieb«. Eine schöne Beschreibung, oder? Die Grenzen der Tonalität muss wahrscheinlich jeder persönlich für sich ausloten und bevor es philosophisch wird, machen wir uns lieber auf den Weg in das verschlafene Städtchen Maissau. Wie Maissau zu seinem Namen kam Maissau liegt am Fuße des Manhartsbergs, wo die unsichtbare Grenze zwischen Wein- und Waldviertel verläuft. Flott radeln wir durch das Znaimertor, wo schon die Postkutschen zwischen Wien und Prag durchrumpelten und einen Halt zum Wechseln der Pferde einlegten. Hier treffen wir auch wieder auf den offiziellen Riesling-Radweg. Die Herkunft des Ortsnamen gibt Experten Rätsel auf. Unwahrscheinlich ist, dass er sich von Mäusen ableitet. Während sich die Gelehrten noch heute die Köpfe darüber zerbrechen, kennt eine Legende des Rätsels Lösung. Dem Burggrafen und seinen Rittern rauchten im Rittersaal schon die Köpfe, weil sie sich auf keinen Namen einigen konnten. Plötzlich drang lauter Lärm vom Burghof in den Saal. Die Ritter eilten zum Fenster und sahen den Koch mit gezücktem Messer hinter einer Sau herlaufen, stets brüllend, »Hoit’s mei Sau!« Die Ritter blickten sich nur an und hatten alle denselben genialen Einfall: Die neue Stadt soll »Maissau« heißen. Das Ortsbild von Maissau wird geprägt von der Silhouette des mächtigen Schlosses. Im Kern gotisch wurde das Schloss im 19. Jhdt im Zeitgeist des Historismus umgestaltet. Die Herren von Maissau zählten im Spätmittelalter zu den mächtigsten, reichsten und angesehensten Adelsfamilien des Landes. Das Schloss befindet sich in Privatbesitz und kann leider nicht besichtigt werden. Atmen wir noch einmal durch, denn nun gilt es die Klippen des Urmeers zwischen Eggenburg und Maissau zu überwinden. Es ist der steilste Anstieg der Riesling-Radtour, quasi die »Glockner-Etappe«, die uns hinauf ins Waldviertel führt. Was für eine Symbolik für den nun beginnenden Leidensweg als wir über den Kreuzweg, Maissau verlassen. Zwei Kleinode in Burgschleinitz Ist der Berg erst einmal erklommen, geht es gemütlich weiter. Der Radweg führt nun entlang einer Hochebene durch lichte Wälder und Felder. Schon bald erreichen wir den Ort Burgschleinitz, der mit zwei Kleinoden aufwarten kann. Erstes Kleinod ist die Pfarrkirche mit dem spätgotischen Karner. Nicht nur ein hübsches Fotomotiv, sondern auch einen Besuch wert. Das zweite Kleinod von Burgschleinitz ist die gleichnamige Burg. Sie ist neben Heidenreichstein eine der letzten Wasserburgen des Waldviertels. Die Geschichte der Burg würde in Reiseführern als »bewegt« bezeichnet werden: Mehrere Besitzerwechsel, zerstört von den Hussiten, Wiederaufbau, niedergebrannt im 30jährigen Krieg, nochmaliger Wiederaufbau. Es gab im Laufe der Geschichte aber auch erfreuliche Momente. So verbrachte Franz Grillparzer einige Tage auf Burgschleinitz, wo ihm die Muse und nicht das Burggespenst küsste. Inspiriert von den alten Gemäuern skizzierte er die ersten Kapitel für das Drama »Die Ahnfrau«. Der »Weiße Stein« von Zogelsdorf Next and last Stopp: Zogelsdorf. Das kleine Örtchen ist seit Jahrhunderten für seine zahlreichen Steinbrüche bekannt. Einer davon ist der Johannessteinbruch, wo einst der bei Steinmetzen beliebte »Weiße Stein« abgebaut wurde. Seine Blütezeit erlebte dieser besondere Kalksandstein nachdem die Türkengefahr endgültig gebannt war und im Habsburgerreich ein wahrer Bauboom ausbrach. Von der Karlskirche bis zum Schloss Schönbrunn, vom Palais Liechtenstein in Wien bis zur figuralen Ausstattung der Stifte Geras, Altenburg, Herzogenburg und Melk – es gibt kaum einen Prunkbau in Ostösterreich, wo der Stein nicht verwendet wurde. Von Zogelsdorf sind es dann noch rund fünf gemütliche Kilometer bis wir wieder unseren Ausgangspunkt in Eggenburg erreichen. Autorenfazit Eine schöne Radtour mit vielen Kellergassen und zahlreichen Kleinoden entlang der Strecke. Auf alle Fälle empfiehlt sich auch ein Stadtspaziergang von Eggenburg. Mit Ausnahme des steilen Anstiegs bei Maissau und einem kurzen in Limberg, eine durchwegs gemütliche Radtour im Weinviertel. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour am Rieslingradweg inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: RIESLING-RADWEG – VON WEHRHAFTEN STÄDTEN UND IDYLLISCHEN KELLERGASSEN Streckenplan [...]
TULLNERFELD RADWEG UND DONAURADWEG – VON TULLN NACH TRAISMAUER UND ZURÜCK
TULLNERFELD RADWEG UND DONAURADWEG – VON TULLN NACH TRAISMAUER UND ZURÜCKDas Tullnerfeld ist weit und eben, ideal für eine gemütliche Radtour. Für den heutigen Tag habe ich mir den Tullnerfeld Radweg von Tulln nach Traismauer ausgesucht. Dieser bietet neben einer schönen Streckenführung auch zahlreiche kulturelle Highlights. Zurück nach Tulln geht es über den Donauradweg. Tulln an der Donau – Auf den Spuren von Egon Schiele Ausgangspunkt meiner heutigen Radtour durch die Weite des Tullnerfelds ist Tulln an der Donau, die Geburtsstadt von Egon Schiele. Sehenswürdigkeiten in Tulln Bevor ich mich auf den Drahtesel schwinge, spaziere ich ein Stück entlang des Egon Schiele –Wegs. Dieser führt zu den dreizehn wichtigsten Schauplätzen seiner Kindheit in Tulln. Egon Schiele wird am 12. Juni 1890 am Bahnhof von Tulln in der Dienstwohnung seines Vaters geboren. Einen Folder für den Egon Schiele-Themenweg erhält man bei der Tourist-Info, gleich neben der Minoritenkirche. Dort findet man auch das Denkmal “Salatgurken Modernistisch” von Erich Wurm. Die Ähnlichkeit mit einem Marterpfahl der Sioux-Indianer ist durchaus gegeben. Erstes Ziel ist der Hauptplatz mit seinen zahlreichen Bürgerhäusern aus der Zeit der Gotik, Renaissance und des Barocks. In der Mitte des Platzes steht die Dreifaltigkeitssäule, wo der kleine Egon mit seinen Mitschülern nach dem Unterricht Fangen gespielt haben soll. Der Themenweg führt mich weiter zur Stadtpfarrkirche St Stephan mit den beiden mächtigen Türmen. Mein Blick bleibt jedoch am Westportal der Kirche hängen, dessen Pfeiler mit zwölf Reliefs verziert sind. Die Experten streiten sich noch heute, ob es sich dabei um die Darstellung der zwölf Apostel oder von zwölf Bischöfen aus Passau handelt. Apostel oder Bischöfe? Dem kleinen Egon ließ diese Frage kalt. Lieber jagte er mit seinen Freunden am Kirchenplatz dem Fetzenlaberl hinterher. Sehr zum Missfallen des Herrn Pfarrers. Schaut Euch auch den Karner neben der Kirche an. Dieser wurde im Auftrag des letzten Babenbergers, dem streitbaren Friedrich, um 1240 errichtet. Das elfeckige Beinhaus zählt zu den schönsten seiner Art in Europa. Das Innere ist mit Malereien verziert, die das Gute und Böse zeigen. Besonders die Darstellung des Teufels soll den kleinen Egon schon früh in den Bann gezogen haben. Ich spaziere hinunter zur Donaulände, vorbei am Egon Schiele Museum und der Egon Schiele Statue. Mein kurzer Rundgang endet am Nibelungendenkmal, das an die erste Begegnung Kriemhilds mit dem mächtigen Hunnenkönig Attila in Tulln erinnert. Die Nibelungensage ist wohl das berühmteste Heldenepos aus der Zeit des Mittelalters. Wie in einer billigen Seifenoper dreht sich die Geschichte um Liebe, Eifersucht, Intrigen, Mord und blutiger Rache. Mit Hilfe des Hunnenkönigs will die frischgebackene Witwe Rache an den Burgundern nehmen, die ihren Mann Siegfried kaltblütig ermordet haben. Am Ende sind alle Protagonisten erdolcht, erschlagen oder in der Hochzeitsnacht gestorben. Genug von Schiele und den Nibelungen. Zeit die erste Etappe nach Judenau in Angriff zu nehmen. Über die Tullner Au verlasse ich die Stadt und folge der “Grossen Tulln”. Judenau Nach gemütlichen 9 km erreiche ich die kleine Gemeinde Judenau mit seinem prächtigen Schloss und stimmungsvollen Schlossplatz. Schloss Judenau, einst im Besitz der Herbersteins und Liechtensteins wird bereits seit 1872 als Waisenhaus und Schülerinternat genutzt. Am Tullnerfeld Radweg geht es flott dahin. Kein Hügel bremst den Kilometerschnitt. Zwischen Kukuruzfeldern windet sich die ruhige Nebenstraße mit ihren Bäumen leicht dahin. Eine Assoziation mit der Toskana drängt sich auf. Ich radle durch typische Tullnerfelder Ortschaften, wie Pixendorf, Atzelsdorf oder Michelhausen. Rust im Tullnerfeld Mein nächstes Ziel ist Rust im Tullnerfeld, wo 1902 der “Vater des Staatsvertrages” Leopold Figl geboren wurde. Kein andrer kam ihm gleich, denn er soff für Österreich!Otto Zernatto, Schriftsteller Die Trinkfestigkeit von Figl bei den Staatsvertragsverhandlungen mit den Russen gilt als legendär. Die Legende berichtet, dass Figl den russischen Außenminister Molotow “unter den Tisch” getrunken hat und so den Weg für Österreichs Freiheit ebnete. Nach zehn Jahren Besatzungszeit konnte Figl am  15. Mai 1955 endlich stolz verkünden, “Österreich ist frei!” Zur Schubertiade nach Atzenbrugg Das Bild von Leopold Figl, wie er einer jubelnden Menge den unterzeichneten Staatsvertrag vom Balkon des Schlosses Belvedere zeigt, begleitet mich bis nach Atzenbrugg. Im Schloss Atzenbrugg verbrachte der Komponist Franz Schubert mit seinen Freunden – die Schubertianer – den einen oder anderen Sommer. Zu Schuberts Freunden zählten die Maler Leopold Kupelwieser und Moritz von Schwind, sowie der Schriftsteller Eduard von Bauernfeld. Es wurde musiziert, getanzt, gesungen und manch weibliche Unschuld geraubt. Man genoss die ländliche Idylle und die frische Landluft. Aus der Mischung von freundschaftlichen Treffen und literarisch-musikalischem Salon entwickelten sich die berühmten Schubertiaden. Auf einem Hügel im Schlosspark entdecke ich einen kleinen barocken Gartenpavillon, den Schubert zum Komponieren genutzt haben soll. Wer mehr über das Leben und Schaffen Franz Schuberts und seiner Freunde erfahren möchte, dem ich empfehle ich den Besuch des Schubert-Museums im Schloss. Zwischen Atzenbrugg und Sitzenberg Zeit sich wieder in den harten Radsattel zu schwingen. Der Radweg verläuft weiterhin flach durch Wiesen und Felder. Auch der Windgott ist mir gnädig und so rolle ich mit einer gemütlichen Trittfrequenz durch Heiligeneich, Watzendorf und Reidling. Die vier zwiebelförmigen Türme von Schloss Sitzenberg grüßen mich schon aus der Ferne. Der Name des Schlosses lässt sich vermutlich auf “Sitz am Berg” zurückzuführen. Errichtet in der zweiten Hälfte des 16. Jhdt dient das Schloss heute als Schulgebäude. Ahrenberger Kellergasse Die nächste Etappe ist kurz, quasi eine Sprintetappe von knappen 1,5 km. Zu jeder guten Radtour in Niederösterreich gehört bekanntlich eine Kellergasse. Diese finde ich diesmal in Ahrenberg. Die einseitig bebaute Kellergasse mit rund 130 Weinkellern zählt zu den längsten in Niederösterreich. Da ganzjährig zumindest immer ein Heuriger geöffnet hat, der ideale Ort für eine Rast. In der Kellergasse führt ein steiler Pfad hinauf auf den Fuchsberg, wo sich die Aussichtswarte Korkenzieher befindet. Der 360 Grad Rundblick wird überall als famos beschrieben. Ich kann es leider nicht bestätigen, da mir der steile Anstieg über den Hauersteig heute einfach zu anstrengend war. Vielleicht beim nächsten Mal. Traismauer – Stadt der Römer und Nibelungen Nach einer kurzen Rast in der Kellergasse von Ahrenberg pedaliere ich – was für ein schönes Wort – entlang der Tullnerfelder Bahn bis in das Zentrum von Traismauer. Sehenswürdigkeiten von Traismauer Der Tullnerfeld – Radweg führt mich direkt zum Wahrzeichen von Traismauer, dem mächtigen Stadttor. Die Grundmauern des imposanten Römertors stammen noch aus der Zeit der römischen Besiedelung. Nur der Dachaufbau zwischen den Türmen ist aus dem Mittelalter. Um 60 n Chr errichteten die Römer zum Schutz der Grenze an der Donau das Reiterkastell Augustiana. Die Reste des Kastells liegen heute unter dem mittelalterlichen Stadtkern von Traismauer begraben. Doch wer mit offenen Augen durch Traismauer spaziert, entdeckt noch das eine oder andere Erinnerungsstück aus der Römerzeit. So findet man im Arkadenhof von Schloss Traismauer zwei römische Meilensteine und einige römische Grabsteine. Zu den Zeitzeugen aus dieser Epoche zählt auch noch der Hungerturm, der in der Nähe des romantischen Florianiplatzes zu finden ist. Bürgerhäusern aus der Zeit der Gotik, Renaissance und des Barocks prägen den historischen Stadtkern von Traismauer. Besonders sehenswert ist das barocke Giebelhaus  am Hauptplatz 4 oder das Bürgerhaus an der Wiener Straße 5, welches einst im Besitz von Badern, Chirurgen und Wundärzten war. Nach der Nibelungensage übernachtete Kriemhild im Schloss von Traismauer, bevor sie sich am nächsten Tag mit ihrem Gefolge auf den Weg nach Tulln machte. Ein Fresko an der Innenseite des Römertors erinnert an dieses Ereignis. Am Donauradweg zurück nach Tulln Es ist Zeit den Rückweg anzutreten. Ich verlasse Traismauer über die Traisenbrücke und wechsle auf den Donauradweg. Mit leichtem Rückenwind und bei absolut flacher Strecke spule ich einen Kilometer nach dem anderen ab. Das legendäre Atomkraftwerk Zwentendorf Nach rund 16 km lege ich einen kurzen Zwischenstopp ein. Vor mir erhebt sich ein Stück österreichischer Zeitgeschichte, ein Politikum der Sonderklasse – das Atomkraftwerk Zwentendorf. Die Erkenntnis meines Lebens ist, dass man gegen die Atomenergie sein muss!Bundeskanzler Bruno Kreisky, nach verlorener Abstimmung über das AKW Zwentendorf Der Bau des AKW spaltete das Land. Als das Atomkraftwerk fertig gestellt war, ließ Bundeskanzler Bruno Kreisky, das Volk über die Inbetriebnahme abstimmen. Er war der Meinung, dass Volk entscheidet für die Atomenergie. Kreisky irrte. Eine knappe Mehrheit war dagegen, das AKW ging nie in Betrieb. Ein teurer Spass für den österreichischen Steuerzahler. Von der größten Investitions-Ruine Österreichs sind es gerade einmal zwei Kilometer bis in das Zentrum von Zwentendorf. Ein kleiner Rundgang durch den Ort muss sein. Eine barocke Kirche, ein hübscher Pfarrhof und ein spätbarockes Schloss gibt es zu entdecken.  Ich schwinge mich wieder in den Sattel für die letzten 13 km des heutigen Tages. Der Donauradweg führt mich über Pischelsdorf und Langenschönbichl zum Ausgangspunkt in Tulln zurück. Fazit Das Tullnerfeld ist weit und sehr eben, ideal für eine schöne und gemütliche Radtour. Entlang des Radwegs findet der kulturinteressierte Radler zahlreiche Schmankerl. Sei es der Egon Schiele-Themenweg in Tulln, die Sommerfrische von Franz Schubert in Atzenbrugg oder die Römerspuren in Traismauer. Absolut empfehlenswert! FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour durch das Tullnerfeld inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: TULLNERFELD RADWEG Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: Weiße Tafel mit grünem Rand und der Aufschrift Tullnerfeld Schwierigkeit: leicht Strecke: ca 70 km   Highlights der Strecke: Gustav Klimt-Weg in TullnZu Besuch bei Franz Schubert auf Schloss AtzenbruggAuf den Spuren der Römer in Traismauer Die Radtour ist perfekt ausgeschildert! [...]
RADTOUR RETZER LAND – VERSTECKTE KLEINODE ZWISCHEN RETZ, PULKAU UND SCHRATTENTHAL
RADTOUR RETZER LAND – VERSTECKTE KLEINODE ZWISCHEN RETZ, PULKAU UND SCHRATTENTHALDie Radtour zeigt Euch das Retzer Land und seine Sehenswürdigkeiten. Die Tour startet in Retz und führt Euch durch Weingärten zu versteckten Kleinoden in Pulkau, Schrattenthal, Pillersdorf und Zellerndorf. Gegen Ende der Tour genießt Ihr noch den wunderschönen Ausblick von der Südmährer Warte bis nach Znaim.  Retz – Die Weinstadt Die Stadt Retz wurde 1279 von Graf Berchtold von Rabenswalde gegründet. Schwierig gestaltete sich die Namensfindung der neuen Siedlung. Der Graf und seine Ritter saßen lange schweigend herum, bis der Frau des Grafen der Geduldsfaden riss. Aufgebracht schrie sie in die Runde “Nau Mauna, redt’ s endlich!” Die Ritter schreckten auf und hatten die zündende Idee: “Redts” sollte die neue Stadt heißen! Soweit die Legende. Retz – Die Sehenswürdigkeiten Meine heutige Radtour startet am Hauptplatz von Retz. Dieser gilt als einer der schönsten Österreichs. Dominiert wird der Hauptplatz vom Rathaus mit seinem mächtigen Turm. Ursprünglich als Kirche geplant, beschlossen die zum Protestantismus übergetretenen Ratsherrn, den halbfertigen Kirchenbau zu stoppen. Und da gerade ein neues Rathaus benötigt wurde, baute man die geplante Kirche in ein Rathaus um. Prächtige Bürgerhäuser aus der Zeit der Renaissance und des Barocks säumen den Hauptplatz. Mein Blick schweift zuerst auf das Sgraffitohaus. Die Fassade zeigt Szenen aus der griechischen Mythologie, dem Alten Testament sowie eine Darstellung des menschlichen Lebensalters vom zehnten bis zum hundertsten Jahr. Das nennt man Optimismus, da die Lebenserwartung zu dieser Zeit nur 50 Jahre war. Auf der vis-à-vis Seite des Hauptplatzes steht das Verderberhaus, ein Bürgerhaus im venezianischen Stil. Seinen Namen erhielt der Renaissancebau von der Kaufmannsfamilie Verderber, die es im 19. Jhdt erwarb. Die Verderber betrieben einen schwunghaften Handel mit Retzer Wein, den sie mit ihren Kutschen bis nach St. Petersburg lieferten. Von der Rückfahrt brachten sie Leinen aus Schlesien mit, welches sie in ihrem Warenhaus auf der Tuchlauben in Wien gewinnbringend verkauften. Nach so viel Kultur wird es Zeit für Bewegung. Ich schwinge mich auf mein Rad und verlasse die Altstadt von Retz durch das Znaimer Tor Richtung Obernalb und Obersmarkersdorf. Dabei folge ich dem Radweg “Weinviertel DAC” bzw dem Weinkulturradweg (Rotes Quadrat mit weißen Trauben). Gleich am Beginn heißt es ordentlich in die Pedale treten. Es geht bergauf zur Windmühle. Das bekannteste Wahrzeichen von Retz ist die einzige betriebsfähige Windmühle Österreichs. In der TV-Steinzeit hatte die Retzer Mühle einen Auftritt in einer Folge der Serie “Der Kurier der Kaiserin” mit Klausjürgen Wussow. Mein Radweg zweigt jedoch knapp unterhalb der Windmühle ab. Wer gerne noch ein paar Höhenmeter klettern will, sollte bis zur Windmühle radeln. Als Belohnung winkt ein fantastischer Panoramablick ins Retzer Land. Der Radweg bis Pulkau führt größtenteils an Weingärten vorbei. Ich passiere Obernalb und Obermarkersdorf mit seinem hübschen Rathaus. Die Route ist ein ewiges Auf und Ab. Kurzen Anstiegen folgen Abfahrten zum Erholen. Intervalltraining in schönster Umgebung. Nach rund 14 Fahrkilometer erreiche ich nach einer längeren Abfahrt Pulkau, welches schon im Mittelalter für seinen Wein bekannt war. Davon zeugen noch heute die beiden Weinkrüge im Stadtwappen. Pulkau – Der sitzengebliebene Maurer Die Silhouette des kleinen Städtchen Pulkau wird geprägt durch die Türme der Blutkirche, der Michaelerkirche und vom gotischen Karner. Pulkau Sehenswürdigkeiten Der Radweg führt mich direkt zur Michaelerkirche und dem sagenumwobener Karner mit dem geheimnisvollen “Sitzengebliebenen Maurer”. Dieser versteckt sich auf einem Giebel des mythenumwobenen Kleinods. Eine Legende erzählt, dass der Maurer ewig dazu verdammt wurde, Ausschau nach der nächsten Steinlieferung für den Weiterbau zu halten. Die Rundbauweise des Karners ist der Grabeskirche in Jerusalem nachempfunden. Gerüchte besagen, dass sich unter dem Karner ein geheimer Raum der Tempelritter befindet. Ist hier gar der geheimnisvolle Schatz der Templer versteckt? Rasant geht es wenige hundert Meter weiter zur Blutkirche, die zu den interessantesten Kirchenbauten Österreichs zählt. Die Errichtung der Kirche geht auf ein Hostienwunder zurück. Während der lang andauernden Böhmenkriege herrschten Hunger und Elend in Pulkau. Mit den jüdischen Mitbürgern war ein Sündenbock für die Misere schnell gefunden. Es wurde ihnen vorgeworfen, dass sie eine Hostie mit einem spitzen Messer durchbohrt hätten, worauf diese heftig zu bluten begann. Daraufhin brach in weiten Teilen des Retzer Landes eine Judenverfolgung aus und die Pulkauer begannen zum Gedenken an das Hostienwunder mit dem Bau der Blutkirche. Geldmangel führte aber zur Einstellung des Kirchenbaus. Zurück blieb eine unvollendete Kirche, die nie mehr fertiggestellt wurde. Im Inneren der Blutkirche befindet sich der Pulkauer Flügelaltar, ein holzgeschnitzte Altar aus der Zeit um 1520. Er zählt zu den schönsten spätgotischen Flügelaltären Österreichs. Nur ein paar Schritte von der Blutkirche entfernt steht das schmucke Rathaus von Pulkau. Die prächtigen Lesehöfe zahlreicher Klöster wie der Schottenhof oder der Rote Hof zeugen von der jahrhundertelangen Bedeutung Pulkaus als Weinort. So hatten die “Schotten” schon früh das “Leutgeb-Recht”, welches sie zum Ausschank des Heurigen befugte. Genug Kultur, nächste Etappe. Diese beginnt gleich mit einer kurzen knackigen Bergwertung. Belohnt wird man für die Anstrengung mit einem fantastischen Blick auf Pulkau. Der Radweg 81 (Pulkau – Seefeld) führt über Rohrendorf, Dietmannsdorf und Deinzendorf Richtung Schrattenthal. Sonnenblumenfelder, Kürbisfelder und Weingärten säumen meinen Weg. Schrattenthal – Die zweitkleinste Stadt Österreichs Mit einem flotten Tritt rolle ich neun Kilometer später durch das Stadttor von Schrattenthal. Mit rund 870 Bewohnern ist Schrattenthal die zweitkleinste Stadtgemeinde Österreichs. Der Name Schrattenthal soll sich von den sagenumwobenen Schratteln ableiten. Schrattenthal Sehenswürdigkeiten Schratteln sind kleine Kobolde, die die Bewohner im Retzer Land immer wieder auf die Probe stellen. So soll ein Bauer aus Schrattenthal einen Schratt aus einem Dornengestrüpp befreit haben. Als Dank für die Rettung schenkte der Kobold dem Bauern einen Erdbrocken, der sich später als Goldklumpen entpuppte. Einmal kräftig in die Pedale getreten und schon habe ich das “Tal der Kobolde” durchquert. Den ehemaligen Standort der ältesten Druckerei Niederösterreichs hätte ich um ein Haar übersehen. 1501 wurde hier ein Marienandachtsbuch gedruckt, welches als ältestes gedrucktes Buch Niederösterreichs gilt. Schon vom Ortsende von Schrattenthal ist der Kalvarienberg von Pillersdorf mit seiner markanten Kreuzigungsgruppe zu sehen. Mir bleibt ausreichend Zeit den kahlköpfigen Hügel zu bewundern, da der Radweg wieder ansteigt. Pillersdorf – Kellergasse und Kreuzigungsgruppe Funde belegen, dass der auffällige Hügel zur Hallstattzeit als Grabhügel eines Fürsten gedient hat. Den fünfminütigen Spaziergang zur Kreuzigungsgruppe kann ich Euch nur ans Herz legen, denn von dort oben könnt ihr so richtig schön “ins Land einischaun”. In Pillersdorf folge ich wieder dem Radweg “Weinviertel DAC”, der mich in die Öhlbergkellergasse von Pillichsdorf führt. Die Kellergassen sind bekanntlich das heimliche Wahrzeichen des Weinviertels. Die Öhlbergkellergasse von Pillersdorf mit ihren rund vierzig Presshäusern und Kellern zählt für mich zu den schönsten ihrer Art. Zellerndorf und der liebe Herrgott Zwischen Pillersdorf und Zellerndorf führt der Radweg stetig bergab durch Weingärten. Kurz vor Zellerndorf treffe ich auf den “Knotzenden Herrgott”, der am Wegesrand eine Pause eingelegt hat. Müde schaut er von seinem Sockel und beobachtet die endlose Weite. Zellerndorf Sehenswürdigkeiten Schon von weitem grüßt mich der wehrhafte Kirchenbau von Zellerndorf, der etwas abseits des Dorfzentrums steht. Neben der Kirche ragt ein frühgotischer Karner aus dem Boden. Unheimlich ist das Untergeschoss des mittelalterlichen Beinhauses. Wirft man einen Blick durch das Fenster, entdeckt ihr tausende Totenschädel und Gebeine. Bei starkem Sonnenlicht seht ihr aber nur euer eigenes Spiegelbild. Also nicht erschrecken. Der liebe Gott höchstpersönlich soll den Bauplatz für die Kirche ausgesucht haben. Ursprünglich planten die Zellerndorfer ihre Kirche mitten im Ort zu bauen. Die Grundmauern waren schon errichtet, als eines Morgens die Zellerndorfer ein Ebenbild ihrer Kirche außerhalb des Ortes entdeckten. Die Bewohner sahen darin einen Fingerzeig Gottes und vollendeten den Bau an dieser Stelle. Weitgehend flach radle ich durch das Pulkautal weiter, vorbei an Watzelsdorf, Karlsdorf und Pfaffendorf. Auf zur Südmährer Warte In Pfaffendorf ist es vorbei mit der Gemütlichkeit. Die sanften Hügel des Weinviertels erwarten mich wieder. Kurz nach Pfaffendorf startet die Königsetappe des heutigen Tages, die mit einer “Bergankunft” am Schatzberg endet. Zuerst gilt es den Hügel nach Kleinriedenthal zu überwinden. Kaum ist diese erste Bergwertung geschafft, geht auch schon wieder flott bergab. Es sind verlorene Höhenmeter, denn kurz nach Kleinriedenthal beginnt die Klettertour von neuem. Keuchend quäle ich mich den Schatzberg hinauf. Die zweite Bergwertung mit rund zwei Kilometern ist die längste und anstrengendste Steigung dieses Tages. Als ich endlich die Südmährer Warte erreiche, fühle ich mich wie der Glocknerkönig. Der Blick von der Südmährer Warte reicht weit in das Mährische hinein. Im Dunst der Hitze kann ich in der Ferne Znaim ausmachen. Die Südmährer Warte wurde 1980 errichtet und soll an die Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung nach dem zweiten Weltkrieg erinnern.  Dem Bergauf folgt in der Regel das Bergab. Das Bergab ist diesmal besonders lang und führt in das fünf Kilometer entfernte Unterretzbach. Von Unterretzbach ist es dann nur mehr einen Katzensprung nach Retz zurück. Fazit Schöne mittelschwere Radtour von Retz über Pulkau, Schrattenthal, Pillersdorf und Zellerndorf zur Südmährer Warte am Schatzberg. Diese Radtour basiert auf verschiedenen lokalen Radwegen, wie dem Radweg “Weinviertler DAC” oder dem Weinkulturradweg und führt die meiste Zeit durch Weingärten. Besonders gefielen mir die vielen historischen Kleinode, wie die Kellergasse in Pillersdorf oder das Städtchen Pulkau. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour durch das Retzer Land inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: Retzer Land – Versteckte Kleinode zwischen Retz, Pulkau und Schrattenthal Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: Diese Radtour nutzt verschiedene lokale Radwege, wie zB Radweg “Weinviertel DAC”, Weinkulturradweg (Rotes Quadrat mit weißen Trauben), Städteradweg (Braunes Quadrat mit weißem Stadtor) Schwierigkeit: mittel Strecke: ca 57 km Highlights der Strecke: Sehenswürdigkeiten Retz: Rathaus, Hauptplatz und Windmühle von RetzSehenswürdigkeiten Pulkau: Karner, Blutkirche mit dem Pulkauer AltarSehenswürdigkeiten Pillersdorf: Kreuzigungsgruppe am Kalvarienberg, ÖhlbergkellergasseSehenswürdigkeiten Zellerndorf: Kirche und KarnerSüdmährer Warte am Schatzberg Für die Radtour ist eine Karte bzw sind die gps-daten unbedingt notwendig! [...]
RADTOUR – VOM STIFT HERZOGENBURG ZUM SCHLOSS GRAFENEGG
RADTOUR – VOM STIFT HERZOGENBURG ZUM SCHLOSS GRAFENEGGDie Radrundtour führt Euch vom Stift Herzogenburg über die sanften Weinberge im Traisental zum Urzeitmuseum in Nußdorf und weiter Schloss Grafenegg am Wagram. Die alte Römerstadt Traismauer besuchen wir am Rückweg. Barock pur: Stift Herzogenburg Ausgangspunkt dieser Radtour ist Stift Herzogenburg, welches im gleichnamigen Ort am Fluss Traisen liegt. Eine gute Parkmöglichkeit befindet sich beim prachtvollen Nordtor, von wo sich die barocke Klosteranlage wunderbar entdecken lässt. Gegründet wurde Stift Herzogenburg im Jahr 1112 am Zusammenfluss von Traisen und Donau. Im Nachhinein betrachtet keine gute Wahl, da häufige Überschwemmungen die Klosteranlage massiv bedrohten. Aus diesem Grund verlegten die Mönche das Stift im Jahr 1244 an den heutigen Standort. Ein prächtiges allegorisches Deckengemälde oberhalb der Prälatenstiege erinnert an den historischen Umzug. Sein heutiges Aussehen verdankt Stift Herzogenburg den beiden barocken Stararchitekten Jakob Prandtauer und Joseph Munggenast, die ab 1714 mit den Umbauarbeiten begannen. Die minimalistische Variante einer Stiftsbesichtigung ist der Besuch der Klosterkirche, welchen wir Euch auf alle Fälle ans Herz legen würden. Allein schon wegen der wunderbaren Fresken von Bartholomäus Hohenberg, besser bekannt als Bartolomeo Altomonte, der den Kirchenraum als Thronsaal Gottes gestaltete. Der berühmte barocke Freskenmaler Altomonte italianisierte aus kommerziellen Gründen seinen Namen, da Italiener zu dieser Zeit als Künstler den besten Ruf hatten und bei der Vergabe von Aufträgen bevorzugt wurden. Ein weiteres Highlight barocker Kunst ist die mächtige Kirchenorgel, die der Orgelbauer Johann Hencke gebaut hat und damit eine der bedeutendsten Orgeln unseres Landes schuf. Im Rahmen einer Stiftführung könntet ihr noch die Prälatenstiege, den Festsaal, den einzigartigen Bildersaal und natürlich auch die Bibliothek besichtigen. Interieur trifft Geschichte: Schloss Walpersdorf Zeit sich in den Sattel zu schwingen. Noch ein letzter Blick auf das Nordtor und dann »velozipedieren« wir am Weinbergradweg in das rund vier Kilometer entfernte Walpersdorf, wo uns bereits das gleichnamige Schloss erwartet. Von wechselnden Besitzern bewohnt, diente das Renaissanceschloss Walpersdorf als Adelssitz, Seidenspinnerei oder Ordenssitz eines katholischen Frauenordens. Heute nutzt ein Interieur-Fachgeschäft die Schlossräumlichkeiten als Verkaufsfläche. Einen Sessel oder ein Bücherregal werdet ihr heute wohl kaum mitnehmen, aber ein Packerl Servietten passt auch in den kleinsten Radrucksack. Die bekannteste Schlossherrin war vermutlich Eleonora Gonzaga, die zweite Frau von Kaiser Ferdinand II, dessen Regierungszeit vom Kampf gegen den Protestantismus geprägt war. Sein Wahlspruch lautete »Besser eine Wüste regieren als ein Land voller Ketzer«. Doch zurück zur frommen Eleonora, die in die Chronik der Habsburger als Stifterin der »Herzerlgruft« in der Wiener Augustinerkirche einging. Damit wurde für Jahrhunderte ein neues Begräbnis-Ritual begründet: Das »Ausbanlnden« der verstorbenen Herrscher aus dem Hause Habsburg. Die Eingeweide fanden ihre letzte Ruhestätte in der Krypta des Stephansdoms, die Herzen kamen in die Herzerlgruft in der Augustinerkirche und die Leichname wurden in der Kapuzinergruft bestattet. Am Weinbergradweg nach Nußdorf ob der Traisen Ab Walpersdorf verläuft der Weinbergradweg auf einer leichten Anhöhe durch das Weinbaugebiet Traisental. Die wenigen Anstiege sind moderat und mühelos zu überwinden, auch ohne eBike. Das Traisental ist das kleinste Weinanbaugebiet Niederösterreichs, doch dafür blickt es auf eine jahrtausendalte Siedlungsgeschichte zurück. Schon 30.000 Jahre vor Christus haben sich in der Region Menschen angesiedelt, Mammuts gejagt und sich vor Höhlenbären gefürchtet. Beim Bau der Schnellstraße S 33 von St. Pölten nach Krems entdeckten Archäologen in der Nähe von Nußdorf ob der Traisen einen riesigen bronzezeitlichen Friedhof mit hunderten Gräbern. Die Wissenschaftler konnten nicht nur kostbare Grabbeigaben sicherstellen, sondern auch – man lese und staune – Traubenkerne. Damit war es amtlich, dass in dieser Gegend schon lange vor den Römern Weinbau betrieben wurde. Ob die Kelten den reschen Grünen Veltliner oder den fruchtigen Riesling bevorzugten, darüber schweigen jedoch die Forschungsergebnisse. Vorbei an Wein- und Obstgärten führt der Weinbergradweg über Inzersdorf, Getzersdorf und Reichersdorf nach Nußdorf ob der Traisen. Ice Age lässt grüßen: Urzeitmuseum Nußdorf ob der Traisen Als Freunde des gemütlichen Pedalierens, sowie einem Interesse an Kultur und Geschichte ist ein kurzer Aufenthalt in Nußdorf ob der Traisen natürlich Pflicht. Hier besuchen wir das Urzeitmuseum, wo wir uns auf eine Entdeckungsreise von der Urzeit bis zur Bronzezeit begeben. Am Eingang des Museums werden wir stilecht von einem lebensgroßen Mammut begrüßt, welches friedlich vor dem Eingang grast. Fast scheint es so, als würde es auf seine Freunde »Sid« und »Diego« aus dem Film »Ice Age« warten. Kernstück des Museums sind die interessantesten Funde aus den bronzezeitlichen Gräbern. Gezeigt werden Keramikgefäße, Waffen, Bronzeschmuck, sowie Gräbernachbauten und Schädelknochen. Bei einem dieser Totenschädel kommt mir wieder die Inschrift in einer portugiesischen Kapelle in den Sinn, »Wir, die hier versammelten Knochen, warten auf die eurigen!« Vom Donauradweg bis zum Wagram Der Weinbergradweg verläuft nun weiter Richtung Hollenburg, wo dieser in den Donauradweg mündet. Schon wieder bewegen wir uns auf geschichtsträchtigem Boden. In den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs tobten in dieser Region erbitterte Kämpfe zwischen deutschen Truppen und der Roten Armee. Die Deutschen versuchten verzweifelt das Übersetzen der Russen über die Donau zu verhindern. Eine Gedenksäule am Wegesrand erinnert noch heute an die blutigen Kampfhandlungen im Bereich des sogenannten »Kremser Brückenkopfs«. Wir folgen dem Donauradweg für rund 2,5 km stromabwärts und queren die Donau in der Nähe von Traismauer. Auwälder, Felder und der Wagram begleiten uns die weitere Strecke bis nach Grafenegg. Das Wort Wagram kommt übrigens aus dem mittelhochdeutschen und  bedeutet so viel, wie »Grenze der Wogen«. Kein Wunder, war doch der bis zu 40 Meter hohe, langgestreckte Höhenzug ein urzeitlicher Meeresstrand. Wo sich vor 30 Millionen Jahren noch Seekühe, Haie oder Delphine an den steilabfallenden Hängen im tropischen Urmeer tummelten, gedeiht heute ein köstlicher Rebensaft. Ein Märchenschloss: Schloss Grafenegg Mittlerweile haben wir Schloss Grafenegg erreicht, welches zweifellos zu den bekanntesten Ausflugzielen dieser Region zählt. Am ersten Blick wirkt das Schloss so, als wäre es der britischen Kultserie »Downtown Abbey« entsprungen. Der Vergleich kommt nicht von ungefähr, war doch der Bauherr ein begeisterter Fan von englischen Schlössern im Stile der Tudorgotik. Mitte des 19. Jhdt beschloss der damalige Besitzer, ein gewisser Graf August von Breuner-Enckevoirt, dass der Vorgängerbau nicht mehr en vogue ist. Nachdem Geld keine Rolle spielte, ließ er die alte Bausubstanz großzügig mit Treppengiebeln, Türmchen, Erkern, Arkaden oder Wasserspeiern »behübschen«. So entstand ein Traumschloss, welches heute zu einem der drei bedeutendsten Schlossbauten des romantischen Historismus in Österreich zählt. Schwere Zeiten erlebte Grafenegg zwischen 1945 und 1955. Wie viele andere Schlösser in Niederösterreich wurde das Schloss vollkommen geplündert und devastiert. Möbel sowie Bücher landeten in den Öfen und spendeten Wärme. Wertvollere Gegenstände wurden am Schwarzmarkt gehandelt oder verschwanden auf Nimmerwiedersehen in den Weiten des Sowjetreiches. Von diesem Zerstörungswahn ist »Gott sei Dank« nichts mehr zu sehen und so präsentiert sich Grafenegg wieder von seiner schönsten Seite. Wenn ihr noch genug Zeit habt, empfehlen wir Euch einen kurzen Spaziergang durch den 32 Hektar großen englischen Landschaftspark zu unternehmen. Dieser zählt mit seinem historisch interessanten Baumbestand zu den bedeutendsten gartenarchitektonischen Denkmälern Österreichs. Sehenswert ist auch der östlich vom Schloss gelegene Wolkenturm, der von den Architekten Marie-Therese Harnoncourt und Ernst J. Fuchs entworfen wurde. Diese futuristische Open-Air-Bühne mit 1.700 Sitzplätzen ist jeden Sommer Schauplatz hochkarätiger Klassikkonzerte. Von Grafenegg zurück zur Donaubrücke Es wird Zeit wieder in die Pedale zu treten. Doch vorher gilt es noch eine Entscheidung zu treffen: Entweder gleich zurück Richtung Donaubrücke bei Traismauer oder eine Extraschleife von rund fünf Kilometern zu einem für diese Gegend ungewöhnlichen Bauwerk. Alle, die auf die Extrarunde verzichten, überspringen den folgenden Absatz und radeln über die kleinen Ortschaften Kamp und Jettsdorf zum Donauradweg. Diesem folgt ihr stromaufwärts bis zur bereits bekannten Brücke über den Donaustrom. Zusatzschleife: Die Friedenspagode am Wagram Schon von weitem sichtbar erhebt sich inmitten der Weinberge an der Wagramkante ein für diese Region außergewöhnlich exotisches Bauwerk: Ein Stupa, dessen Anblick uns gedanklich nach Südostasien versetzt. Das buddhistische Bauwerk steht als Symbol für ein friedvolles Miteinander. Wer von Euch den Stupa im Uhrzeigersinn umrundet erfährt Glück und sammelt gutes Karma. Beides kann man bekanntlich immer brauchen. Denn niemand will die Reinkarnationsleiter aufgrund eines miesen Karmas hinunterfallen und als Eintagsfliege enden. Steigt auf alle Fälle auch die Treppe an der Außenwand hinauf und genießt gemeinsam mit Buddha den Ausblick über das Tullnerfeld und den Wagram. Das Innere der Stupa kann auch betreten werden, vergesst aber nicht eure Schuhe auszuziehen.  Besonders ins Auge stechen die bullaugenartigen Fenster und die imposante Kuppel. Für ein ausgiebiges Meditieren bleibt keine Zeit mehr und wir schlagen symbolisch den Gong zum Aufbruch. Wir radeln wieder am selben Weg zurück nach Grafenegg und dann weiter auf der bereits weiter oben beschriebenen Route zur Donaubrücke. Von Donaubrücke bis Traismauer Nachdem wir die Donau überquert haben, folgen wir dem Donauradweg für rund 3,5 km stromabwärts. Beim Jachthafen von Traismauer verlassen wir den Donauradweg, pedalieren die Donaustraße entlang und erreichen kurz darauf den Traisental-Radweg, der uns direkt zu unserem nächsten Ziel führt. Traismauer – Stadt der Römer und Nibelungen Das Wahrzeichen von Traismauer ist ein mächtiges Stadttor, dessen Grundmauern noch aus der Zeit der römischen Besiedelung stammen. Nur der Dachaufbau zwischen den Türmen ist aus dem Mittelalter. Um 60 n Chr errichteten die Römer zum Schutz der Grenze an der Donau das Reiterkastell Augustiana, dessen Reste heute unter dem mittelalterlichen Stadtkern von Traismauer begraben liegen. Doch wer von Euch mit offenen Augen durch Traismauer spaziert, kann noch das eine oder andere Erinnerungsstück aus der Römerzeit entdecken. Als heißer Tipp gilt der Arkadenhof von Schloss Traismauer, wo man zwei römische Meilensteine und einige römische Grabsteine aufgestellt hat. Ein weiterer Zeuge aus der Römerzeit ist der Hungerturm, der in der Nähe des romantischen Florianiplatzes zu finden ist. Einst Teil der antiken Befestigungsanlage wurde er im Mittelalter zu einem Wohnturm umgebaut. Der Hungerturm ist auch als »Reckturm« bekannt, ein Hinweis, dass er auch als Gefängnis für Meuchelmörder, Diebe und »unzüchtige Weibsbilder« genutzt wurde. Bürgerhäusern aus der Zeit der Gotik, Renaissance und des Barocks prägen den historischen Stadtkern von Traismauer. Besonders sehenswert ist das barocke Giebelhaus  am Hauptplatz 4 oder das Bürgerhaus an der Wiener Straße 5, welches einst im Besitz von Badern, Chirurgen und Wundärzten war. Nach der Nibelungensage übernachtete Kriemhild im Schloss von Traismauer, bevor sie sich am nächsten Tag mit ihrem Gefolge auf den Weg nach Tulln machte. Ein Fresko an der Innenseite des Römertors erinnert an dieses epochale Ereignis. Zurück nach Herzogenburg Nach diesem kurzen Stadtspaziergang durch Traismauer pedalieren wir – was für ein herrlich altmodisches Wort – entlang des Traisental-Radweges gemütlich zurück nach Herzogenburg. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour am Weinbergradweg und nach Grafenegg inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: Vom Stift Herzogenburg nach Schloss Grafenegg Tourdaten Streckenplan Radweg-Beschriftung: Weinbergradweg, Donauradweg, Traisentalradweg, am Wagram bitte gps-Daten/Karte verwenden Schwierigkeit: leicht, nur geringe Steigungen am Weinbergradweg Strecke: zwischen 32 km (ohne Zusatzschleife Grafenegg) 59 km (ohne Zusatzschleife Stupa) und rund 64 km (das komplette Programm) Highlights der Strecke: Stift HerzogenburgUrzeitmuseum Nußdorf ob der TraisenSchloss GrafeneggStupa am WagramAuf den Spuren der Römer in Traismauer [...]
VELTLINER RADWEG – VON DÖRFERN OHNE RAUCHFANG UND MÄCHTIGEN BURGRUINEN
VELTLINER RADWEG – VON DÖRFERN OHNE RAUCHFANG UND MÄCHTIGEN BURGRUINENDer Veltliner Radweg zählt zu den schönsten Radtouren im Weinviertel. Zu den Highlights der Tour zählen die Burgruine Staatz, die Ruine Falkenstein und die einzigartige Kellergasse am Galgenberg bei Wildendürnbach. Am Veltliner Radweg durch das Weinviertel Es ist vielleicht nicht die beste Idee, sich den heißesten Julitag des Jahres mit rund 38 Grad für den durchwegs anstrengenden Veltliner-Radweg auszusuchen. Doch mit genügend Trinkvorräten ausgestattet machen wir uns von Poysdorf auf den Weg. 64 hügelige Kilometer mit romantischen Kellergassen und zwei mächtigen Burgruinen liegen vor uns. Von Poysdorf zur Burgruine Staatz Von Poysdorf radeln wir durch die typische hügelige Landschaft des Weinviertels. Mal geht es rauf, dann wieder hinunter. Bei den Abfahrten – und die können durchwegs rasant werden – sollte man tunlichst vorsichtig sein. Gleich viermal machen wir fast Bekanntschaft mit den heimischen Langohren – die wie aus dem nichts – auftauchen. Geschehen ist Gott sei Dank nichts, aber der ganze Schwung ist beim Teufel. Und eines ist Gewiss, der nächste Hügel kommt so sicher, wie das Amen im Gebet. Die Monotonie der endlosen Landschaft wird von keinen Bäumen gestört. Schatten ist auf diesem Teilstück des Veltlinerradweges eher Mangelware. Kukuruzfelder wechseln sich mit Getreidefeldern ab. Der Radweg führt uns über Kleinhadersdorf, Altruppersdorf und Waltersdorf direkt nach Staatz. Burgruine Staatz Schon von weitem können wir die auf einem rund 100 Meter hohen Felskegel thronende Burgruine Staatz erblicken. Errichtet wurde die Burg im 11. Jhdt um das Reich der Babenberger gegen Feinde aus dem Osten zu verteidigen. Für Jahrhunderte blieb die Burg Staatz uneinnehmbar. Erst schwedischen Truppen gelang es während des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1645 die Burg zu stürmen und zu zerstören. Danach verfiel die einst mächtige Burg zur Ruine. Natürlich stellt sich hier die Frage, die Burg ansehen oder nicht. Die Entscheidung ist rasch getroffen. Die Burg muss natürlich besichtigt werden. Der Aufstieg über die zahlreiche Stufen ist schweißtreibend, doch dafür werden wir mit einem phantastischen Ausblick über die Laaer Ebene und zu den Pollauer Bergen in Mähren belohnt. Durch die Laaer Ebene zur Kellergasse am Galgenberg in Wildendürnbach Nach der ausgiebigen Besichtigung der Staatzer Burg radeln wir weiter. Der Veltlinerradweg führt uns durch die Laaer Ebene über Wultendorf, Kottingneusiedl und Neudorf bei Staatz Richtung Wildendürnbach, wo das »Dorf ohne Rauchfang« auf uns wartet. Obwohl die Laaer Ebene Ebene heißt, ist sie leider nicht ganz so eben. Kellergasse am Galgenberg in Wildendürnbach Die Kellergasse am Galgenberg zählt sicherlich zu den schönsten im Weinviertel. Fotogen verteilen sich rund um den von den Einheimischen liebevoll genannten “Golingbir” 180 Presshäuser und Weinkeller auf drei Ebenen. Nehmt Euch die Zeit und spaziert einmal rund um den Kellerberg. Hier scheint tatsächlich die Zeit stehen geblieben zu sein. Zwischen den Presshäusern tollen Ziesel herum, Grillen und Zikaden veranstalten ein ein Sommerkonzert. Vielleicht entdeckt ihr ja bei Eurem Spaziergang die eine oder andere Lebensweisheit. Trinkt man Bier, dann lebt man lange. Trinkt man Wein, dann lebt man ewig!Weinviertler Weisheiten Den Namen erhielt der »Berg« durch einen Galgen, der bis 1827 am Gipfel stand. Heute wacht die Kirchturmspitze der im Jahr 1971 abgerissenen Dorfkirche über dem »Dorf ohne Rauchfänge«. Von Wildendürnbach nach Falkenstein Nach einem kurzen Spaziergang durch die idyllische Kellergasse mit ihren weiß gekalkten Presshäusern, nehmen wir über Pottenhofen und Ottenthal Kurs auf Falkenstein. Teilt Euch Eure Kräfte ein, denn die Strecke ist nun recht hügelig. Doch auch diese Anstrengung geht vorbei und wir radeln ein wenig erschöpft in Falkenstein ein. Falkenstein wird von seiner Pfarrkirche und der gleichnamigen Burg dominiert. Beide Bauwerke thronen förmlich wie Adlernester über dem Ort. So wie die Burg wurde die Kirche zur Zeit der Babenberger um 1050 errichtet. Auch hier stellt sich die Frage: »Burgbesichtigung – Ja oder Nein«. Der innere Schweinehund hat verloren und wir machen uns am Weg zum Burgtor. Burg Falkenstein Nach einem rund 20 minütigen Spaziergang durch Wald und Wiesen erreichen wir den Eingang zur Burgruine. Wie die Burg von Staatz liegt die Falkenstein auf einer mächtigen Kalkklippe und sicherte für Jahrhunderte die österreichischen Ländereien vor Feinden aus dem Osten. Nur den Angriffen der Schweden während des Dreißigjährigen Krieges im Jahr 1645 konnte auch die Burg Falkenstein nicht standhalten und wurde zerstört. Die Lage der Burg war stretegisch gut gewählt, denn vom höchsten Punkt der Burg überblickt man noch heute einen Großteil Südmährens. Vor uns liegen die Pollauer Berge oder die Stadt Mikulov.  Im Jahre 1539 wurden in der Burg Falkenstein 150 Anhänger der radikal-reformatorischen Täuferbewegung gefangen gehalten. Die »Ketzer« wurden in Eisen von hier nach Triest gebracht, um dort als Galeerensklaven im Kampf gegen die Türken zu enden. Ein kleines Museum im historischen Gewölbe der Burgruine und ein maßstabsgetreu nachgebauter Rumpf einer historischen Galeere im Burghof erinnern an das tragische Schicksal dieser Männer. Von Falkenstein zurück nach Poysdorf Nach soviel Anstrengung und geschichtlichen Abhandlungen haben wir uns eine Pause in der Falkensteiner Kellergasse verdient, die zu den längsten und schönsten Kellergassen in Niederösterreich zählt.  Die Kellergasse ist der ideale Ort um sich ein wenig zu erholen und Kraft zu tanken, bevor uns der Veltlinerradweg über mehrere Hügel über Poysbrunn zurück nach Poysdorf führt. Der Abschnitt zählt sicherlich zu kräfteraubensten der ganzen heutigen Tour. Fazit Die Tour ist ausgesprochen schön, setzt aber eine sehr gute Kondition voraus. Trotz einiger „Schiebepassagen“ hat mir die Tour gut gefallen. Aber vielleicht suche ich mir beim nächsten Mal einen weniger heißen Tag aus. Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: Weisses Schild mit grünem Eck und der Aufschrift Veltliner Schwierigkeit: schwierig, anspruchsvoll Strecke: ca 64 km   Highlights der Strecke: Burgruine StaatzDorf ohne RauchfangBurgruine und Kellergasse Falkenstein Der Weg ist perfekt  ausgeschildert. Trotzdem empfiehlt es sich zur Sicherheit eine Karte der Region mitzunehmen. [...]
MUSKATELLER-RADWEG – VOM MUSEUMSDORF NIEDERSULZ NACH ZISTERSDORF
MUSKATELLER-RADWEG – VOM MUSEUMSDORF NIEDERSULZ NACH ZISTERSDORFDer rund 63 km lange Muskateller Radweg im nordöstlichen Weinviertel führt Euch zum Museumsdorf Niedersulz, sowie zu den geschichtsträchtigen Schlössern Dürnkrut und Jedenspeigen. Zurück geht es über Zistersdorf. Entlang des Sulzbaches Obersulz im nordöstlichen Weinviertel  ist Ausgangspunkt unserer heutigen Radtour, einer Variante des Muskateller-Radwegs, dessen Streckenführung im Laufe der Jahre immer wieder geändert wurde. Von Obersulz sind es knappe zwei Kilometer bis zum Museumsdorf Niedersulz, dessen Besuch wir uns jedoch für das Ende der Radtour aufheben. Der Muskateller Radweg führt von Niedersulz weiter entlang des Sulzbaches Richtung March. Flott geht es auf der fast flachen Strecken an den Dörfern Erdpress, Spannberg und Velm-Götzendorf vorbei. Die Landschaft ist vorwiegend von Feldern geprägt. Zwischen Schloss Dürnkrut und Schloss Jedenspeigen In Waidendorf wechseln wir nun den Radweg und folgen nun dem Kamp-Thaya-March-Radweg (Nr 8) in nördliche Richtung. Von hier sind es noch rund zwei Kilometer nach Dürnkrut, wo wir einen Blick auf das gleichnamige Schloss werfen. Zwischen Dürnkrut und Jedenspeigen radeln wir auf geschichtsträchtigen Boden. Hier fand im Jahre 1278 die legendäre Schlacht zwischen Rudolf von Habsburg und König Ottokar von Böhmen statt. Sie gilt als eine der größten Ritterschlachten Europas und endete mit einem Sieg Rudolfs, der damit die 640 jährige Herrschaft der Habsburger in Österreich einläutete. König Ottokar hingegen starb am Schlachtfeld, vermutlich durch die Hände einer Gruppe von Verschwörern aus den eigenen Reihen. Sie stießen Ottokar vom Pferd und erschlugen ihn. Dieses wichtige historische Ereignis wird in Franz Grillparzers Drama »König Ottokars Glück und Ende« literarisch verarbeitet. HINWEISEin Denkmal an der B49 erinnert noch heute an die Kampfhandlungen. Dieses liegt jedoch nicht am Radweg. Wer es sehen will, muss zwischen Dürnkrut und Jedenspeigen die B49 entlang radeln. Mittlerweile sind wir in Jedenspeigen angekommen, wo wir der Hauptstraße bis zum Schloss folgen. Schloss Jedenspeigen, welches bereits 1276 urkundlich erwähnt und im Laufe der Geschichte stetig erweitert wurde, beherbergt heute eine Ausstellung über die größte Ritterschlacht Europas zwischen dem Habsburger Rudolf und dem Böhmenkönig Ottokar. Zwischen Jedenspeigen und Zistersdorf In Jedenspeigen haben wir einen kurzen, aber knackigen Anstieg durch die Kellergasse auf den Goldberg. Mitten in den Weingärten steht die Papstkapelle, die 1983 anlässlich des ersten Besuches von Papst Johannes Paul II in Österreich errichtet wurde. Von hier bietet sich Euch ein herrlicher Blick über die Marchauen bis zu den Karpaten in Mähren. Kurz vor Sierndorf entdecken wir einen Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg, der zur Überwachung des Luftraums errichtet wurde. Dieser Bunker war Teil einer ganzen Beobachtungskette entlang der March und Thaya. Für Weinviertler Verhältnisse radeln wir fast flach über Waltersorf, Drösing, Ringelsdorf und Niederabsdorf weiter nach Paltendorf. In Paltendorf angekommen bietet sich für geschichtsinteressierte ein kurzer Abstecher zu einem gotischen Wehrturm an, der einst von Wällen und Gräben umgeben war. Dieser dörfliche Wehrturm ist eine echte historische Rarität und kann auch besichtigt werden. Zistersdorf Zwischen Paltendorf und Zistersdorf wird die Strecke hügeliger und sie verläuft durch eine Landschaft mit zahlreichen Feldern und Windrädern, die in der Ferne zu sehen sind. Wir nähern uns Zistersdorf vom Nordosten, wo wir auf die Wallfahrtskirche Maria Moos treffen, die im 13 Jhdt von den Kuenringern über einem alten Brunnenheiligtum errichtet wurde. Die Wallfahrtskirche – ein Stilmix aus romanischen, gotischen und barocken Elementen – zählt zu den ältesten Quellheiligtümern Niederösterreichs. Sogenannte Mirakelbücher berichten von zahlreichen Heilungen nachdem Kranke sich mit dem Wasser gewaschen oder es getrunken hatten. Über die Hauptstraße radeln wir in das Zentrum von Zistersdorf. Gegründet wurde die Stadtgemeinde durch die Kuenringer im 13. Jhdt. Zistersdorf war im Laufe der Geschichte mehrmals Opfer von feindlichen Übergriffen. Hussiten, die Schweden während des 30-jährigen Krieges oder die Kuruzzen drangsalierten die Bevölkerung. Im Jahr 1705 richteten die Kuruzzen unter ihrem Anführer Graf Simon Forgács ein Blutbad unter der Bevölkerung an. Männer, Frauen und Kinder, die in der Kirche Schutz suchten, wurden ermordet und in Stücke gehauen. Die Kuruzzen waren ungarische Aufständische, die sich mit den Türken gegen die Habsburger verbündet hatten und immer wieder Dörfer in der Grenzregion überfielen. Aus dieser Zeit stammte übrigens auch der Fluch »Krutzitürken noch einmal«, der noch heute einen gewissen Unmut ausdrückt. Nach einer kurzen Stadtbesichtigung – sehenswert sind das Alte Rathaus, die Pestsäule, sowie die Stadtkirche – ist es wieder an der Zeit sich auf das Rad zu schwingen. Zurück nach Obersulz und Niedersulz Am Ortsrand von Zistersdorf beginnt nun der hügelige Abschnitt der heutigen Tour, quasi die Glockner-Etappe des Muskateller-Radwegs, dessen Schildern wir jetzt wieder folgen. Langsam aber stetig zieht sich der Weg den Gaiselberg hinauf. Zwischen Weingärten und Feldern tauchen die ersten Erdölpumpen auf, die wegen ihres Aussehens und ihrer Bewegung den Spitznamen »nickenden Pferdeköpfe« tragen. Bereits in den 1930er Jahren wurde hier das »Schwarzen Gold« zu Tage gefördert. Für Jahrzehnte sicherten die Funde rund um Zistersdorf die Versorgung Österreichs mit Erdöl. Besonders im Zweiten Weltkrieg spielten die Erdölvorkommen eine bedeutende Rolle für die deutsche Wehrmacht. Kein Wunder also, dass die Erdölfelder ein wichtiges Ziel der Russen bei ihrem Einmarsch in Österreich im Jahr 1945 waren. Während wir uns die Steigung mit eigener Muskelkraft »hinaufquälen« und über die Vorteile eines eBikes philosophieren, zieht ein eBike-Fahrer mit den aufmunternden Worten »I hob an klan Vurteil« lässig an uns vorbei. Nach rund drei Kilometer erreichen wir endlich den höchsten Punkt der heutigen Radtour. Von nun an wird es wieder gemütlicher. Über die Radwege 925, 947 und 926 kommen wir zuerst nach Blumenthal und etwa 2,5 km später radeln wir durch die Kellergasse von Obersulz. Von hier ist es nur mehr ein Katzensprung zum Ausgangspunkt der heutigen Radtour zurück. Museumsdorf Niedersulz Wenn Ihr Euch ein wenig erholt habt und Ihr noch Interesse an einem Besuch des Museumsdorfs habt, packt das Rad ins oder aufs Auto und fahrt damit zum Haupteingang des Museumsdorfes, wo sich auch das Besucherzentrum befindet. Ein Besuch des Museumsdorfes Niedersulz ist eine Reise in eine längst vergangene Zeit. Mehr als achtzig verschiedene Bauwerke aus zwei Jahrhunderten – vom Bauernhof bis zur Dorfkirche – könnt Ihr bei einem Spaziergang durch das Freilichtmuseum entdecken. Die meisten der Gebäude sind frei zugänglich und zeigen den Alltag und die Arbeitswelt um 1900. Gemütlich wirkt die die gute Stube des Bürgermeisters, karg hingegen die Einrichtung eines Kleinhäuslerhauses. Das ganze Dorfensemble wirkt harmonisch und stimmig. Alle Häuser, die Ihr hier sehen könnt, stammen aus der Region und wurden im Museumsdorf Niedersulz originalgetreu wieder aufgebaut, nachdem diese fast der Spitzhacke zum Opfer gefallen wären. Autorenfazit Eine schöne Radtour über geschichtsträchtigen Boden. Mit Ausnahme des längeren Anstiegs nach Zistersdorf eine schon fast flache Radtour im Weinviertel. Besonders sehenswert ist natürlich das Museumsdorf Niedersulz. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour am Muskateller-Radweg inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: MUSKATELLER-RADWEG – VOM MUSEUMSDORF NIEDERSULZ NACH ZISTERSDORF Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: Im Laufe der Jahre wurde die Streckenführung des Muskateller-Radwegs immer wieder geändert. Folgende Radwege werden bei dieser Streckenvariante befahren: Muskateller Radweg, KTM-Radweg, Radweg 7 und Radweg 8, sowie 925,926 und 947. Schwierigkeit: mittel Strecke: ca 62 km Highlights der Strecke: Museumsdorf NiedersulzSchloss DürnkrutSchloss JedenspeigenZistersdorf Es empfiehlt es sich eine Karte der Region und die gps-Daten mitzunehmen. Die Tour kann an jeder beliebigen Stelle begonnen werden. [...]
DAMPFROSS & DRAHTESEL RADWEG – AUF DEN SPUREN DER STAMMERSDORFER LOKALBAHN
DAMPFROSS & DRAHTESEL RADWEG – AUF DEN SPUREN DER STAMMERSDORFER LOKALBAHNDer Name des Radweges verrät es schon. Heute dreht sich alles um das Thema Eisenbahn. Der »Dampfross & Drahtesel« – Radweg führt von Stammersdorf über Pillichsdorf ins Eisenbahnmuseum Strasshof. Über Deutsch Wagram und den Marchfeldkanal geht es zurück nach Wien. Der Ausgangspunkt des »Dampfross & Drahtesel« Radwegs liegt bei der Endstation der Straßenbahnlinie 31 in Stammersdorf, wo eine kleine Diesellok den Beginn des Radwegs markiert. Was war das für ein Trara, als die 22 km lange Strecke zwischen Stammersdorf und Auersthal im Jahre 1903 eröffnet wurde. An jeder Haltestelle wartete schon die jubelnde Bevölkerung auf den Eröffnungszug der Stammersdorfer Lokalbahn. Musikkapellen intornierten die Volkshymne, Politiker hielten feierliche Ansprachen und Schulmädchen überreichten den Festgästen Blumen. Fertig zur Abfahrt? Na, dann los! Begeben wir uns auf die Spuren des Eröffnungszuges. Nächste Halt: Rendezvousberg Gleich am Beginn liegen 25 Promille Steigung vor uns. Es geht hinauf zum Rendezvousberg. Wie eine Dampflok schnaufen wir den Hügel hinauf. Der Anstieg ist nur von kurzer Dauer und der einzige auf dem gesamten Themenradweg. Der Name Rendezvousberg geht auf die Jagdleidenschaft der Habsburger zurück. Hier sammelte sich die kaiserliche Jagdgesellschaft vor und nach der Hofjagd. Oberhalb des Radwegs könnt ihr kurz vor der Landesgrenze einen von Gottfried Kumpf künstlerisch gestalteten Wasserbehälter sehen. Der kleine Umweg zum Wasserbehälter zahlt sich aus, denn von hier oben habt ihr einen wunderschönen Blick auf die Skyline von Wien. Nächster Halt: Hagenbrunn Hier erwartet uns das Kunstobjekt »Eisenbahnarchäologie«. Puffer, Kupplungen oder Räder ragen aus einem Schotterbett und sollen an eine Ausgrabungsstätte erinnern, die Geheimnisse einer längst vergangenen Epoche freigibt. Landpartien mit der Stammersdorfer Lokalbahn zum Heurigen in Hagenbrunn oder in die Kellergasse von Pillichsdorf erfreuten sich bereits kurz nach ihrer Eröffnung großer Beliebtheit. Da man nun von Wien bis in die »Bauerndörfer« fahren konnte, erhielt die Strecke schon bald den Spitznamen »Bauernbahn«. Die bäuerliche Bevölkerung nutzte die Bahn um die Wiener Märkte mit Milch, Obst, Gemüse, sowie Fleisch- und Wurstwaren zu versorgen. So richtig schön -im landschaftlichen Sinne- ist die flache Gegend hier nicht. Felder soweit das Auge reicht, dazwischen erheben sich unzählige Hochspannungsmasten aus der Ebene, die das Panorama dominieren. Nächster Halt: Eibesbrunn Direkt vor dem ehemaligen Lokalbahnhofsgebäude Eibesbrunn befindet sich ein »Signalpark«, wo die Funktionen von den verschiedensten Eisenbahnsignalen erklärt werden. Eibesbrunn ist ein kleines Dorf an der einst wichtigen Brünner Straße. 1722 befahl Kaiser Karl VI den Bau von fünf Kaiserstraßen, die alle Teile der riesigen Monarchie mit dem Zentrum von Wien verbinden sollten. Schon bald rumpelten Postkutschen und Transportfuhrwerke über die staubige Landstraße von Wien nach Brünn. Berühmt waren die unzähligen Kutschen mit Weinfässern, die den berüchtigten »Brünnerstrassler« nach Wien oder in das ferne St Petersburg in Russland transportierten. Der »Brünnerstrassler« war für Jahrzehnte ein Synonym für besonders saure und resche Weine. Böse Zungen meinten gar, dass man nach einem Doppler »Brünnerstrassler« einen Blindenhund brauchen würde. Na, dann Prost! Am 22.7.1866 stand Eibesbrunn für einen Tag im Mittelpunkt des Weltgeschehens. Nach der schweren Niederlage bei Königgrätz im preußisch-österreichischer Krieg von 1866 rückten die Preußen in Niederösterreich ein. Durch Vermittlung des französischen Kaisers Napoleon III konnte jedoch in Eibesbrunn eine Waffenruhe ausverhandelt werden. Eine Gedenktafel an der Brünner Straße 1 erinnert an die Unterzeichnung des Waffenstillstandes. Wir radeln weiter auf dem flachen und gut ausgeschilderten »Dampfross & Drahtesel« -Radweg Richtung Pillichsdorf. Kaum haben wir Eibesbrunn hinter uns gelassen, entdecken wir schon in der Ferne die »Europasäule«, die aus Eisenbahnrädern besteht und einen Dampflokschlot darstellen soll. Abstecher nach Wolkersdorf Wer Lust und Laune hat, kann von hier einen Abstecher in das rund 3 km entfernte Wolkersdorf unternehmen. Der »Greenways-Radweg Prag-Wien« führt Euch direkt ins Zentrum zum Schloss Wolkersdorf, welches Napoleon im Jahr 1809 während der Schlacht bei Deusch-Wagram als seinen Hauptwohnsitz auserkor. Von der »Europasäule« ist es nur mehr ein Katzensprung nach Pillichsdorf. Am Horizont seht ihr die Pfarrkirche von Großebersdorf, die weithin sichtbar auf einem Hügel thront. Nächster Halt: Pillichsdorf Am Weg in das Zentrum von Pillichsdorf, werfen wir einen kurzen Blick auf die Skulptur »Lokfahrrad«. Interessanter ist jedoch die Pfarrkirche des Ortes, die wegen ihrer Größe gerne scherzhaft als »Marchfelder Dom« bezeichnet wird. Die Kirche zählt zu den ältesten und größten Sakralbauten der Region. Besonders auffällig ist der überproportionale hohe Chor. Der Großteil der Kirche stammt aus der Zeit der Romanik und Gotik. Pillichsdorf besitzt nicht nur einen »Dom«, sondern auch eine der größten zusammenhängenden Kellergassen Österreichs. Schlösser, Klöster und Paläste findet man überall auf der Welt. Aber was sind diese Prachtbauten gegen eine idyllische Kellergasse im Weinviertel. Rund 240 Keller befinden sich in der weitläufigen Pillichsdorfer Kellergasse. Hier trafen sich die »Köllamauna« um bei einem Glas Wein zu tratschen, zu politisieren oder gute »Deals« zu machen. Im Volksmund hießen diese Treffen die »Köllastund«.  Nächster Halt: Großengersdorf Wir verabschieden uns von Pillichsdorf und radeln weiter nach Großengersdorf. Der Radweg führt vorbei am Dorfmuseum, welches in der ehemaligen Dorfmühle untergebracht ist und um 1900 erbaut wurde. Auch in Großengersdorf können wir einen mächtigen Kirchenbau bewundern, welcher zum Großteil um 1900 neu errichtet wurde. Von der ursprünglichen Kirche blieb nur mehr der wuchtige Wehrturm aus dem 15. Jhdt erhalten. Nächster Halt: Bockfließ Für alle Radfahrer ist Bockfließ ein historischer Boden. Am 28. Mai 1899 erfolgte hier die Eröffnung des vom Wiener Bicycle-Club mitfinanzierten Radwegs Floridsdorf–Bockfließ. Mehr als 1.500 Radfahrer nahmen an der Eröffnungsfahrt teil. Entlang der Strecke jubelte die Bevölkerung den Velozipedisten stürmisch zu und Musikkapellen empfingen die Helden der Landstraße in jedem Ort mit flotten Weisen. Zu den bekanntesten Radfahrern der damaligen Zeit zählte Arthur Schnitzler, der mit seinem Bicycle am Wochenende gerne das Umland von Wien erkundete. Die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach hingegen stand dem neuen Modesport »Radfahren« kritisch gegenüber. In ihrem Tagebuch vermerkt sie »Überall wimmelt es von Radfahrern! Auffallend ist, wie blödsinnig diese Menschen aussehen«. Auf nach Strasshof In Bockfließ verlassen wir nun die Strecke der ehemaligen Stammersdorfer Lokalbahn und radeln nun entlang endloser Felder Richtung Süden nach Strasshof zum Eisenbahnmuseum. Kurz nach Bockfließ tauchen die ersten Erdölpumpen auf, die wegen ihres Aussehens und ihrer Bewegung den Spitznamen »nickenden Pferdeköpfe« tragen. In der Ferne drehen sich gigantische Windräder und versorgen die Bevölkerung mit Windenergie. Bis zu unserem nächsten Ziel, dem Eisenbahnmuseum in Strasshof, liegen 11 Kilometer. Schier endlos reiht sich Feld an Feld. Die Gegend ist flach wie eine Flunder und so kommen wir flott voran. Strasshof ist vermutlich das längste Straßendorf Österreichs und sicher kein Siegerkandidat bei der Wahl um das schönste Ortsbild. Ein Zentrum werdet ihr vergeblich suchen. Die Gefahr von Over-Tourismus besteht hier eher nicht. Bekanntheit erlangte Strasshof durch die Entführung von Natascha Kampusch, die hier fast achteinhalb Jahre lang im Keller eines Einfamilienhauses gefangen gehalten worden war, bis ihr 2006 die Flucht gelang. Nächster Halt: Eisenbahnmuseum Strasshof – Das Heizhaus Hier schlägt das Herz eines jeden Eisenbahnfans höher. Mehr als 400 Schienenfahrzeuge der Österreichischen Eisenbahngeschichte können im Eisenbahnmuseum Strasshof bestaunt werden. Die Sammlung umfasst Dampf-, Diesel- und Elektroloks aller Epochen. Im Heizhaus, wo noch heute der typische Geruch von Kohle und Öl in der Luft liegt, könnt ihr beispielsweise das alte Dampfross 30.33 entdecken. Dieses fuhr einst auf der Strecke der heutigen Wiener U-Bahnlinien U4 und U6. Oder die »310er«, deren Räder einen Durchmesser von mehr als zwei Meter haben. Auf dem weitläufigen Freigelände sind noch zahlreiche weitere Schienenfahrzeuge zu bewundern, wie der berühmte »Blaue Blitz«, der in den 50er Jahren Wien mit Venedig, Prag und Berlin verband. Je weiter ihr Euch vom Heizhaus entfernt, desto mehr nagt der Zahn der Zeit an den Lokomotiven. Der Rost ist kaum zu übersehen. Blumen wachsen aus Eisenritzen, Kletterpflanzen und Büsche beginnen die hier abgestellten Lokomotiven zu verschlingen. Es scheint, dass dem Museum für die Restaurierung schlichtweg das Geld fehlt. Bei manchen Objekten wäre dringender Handlungsbedarf notwendig, denn die Waggons der Wiener Stadtbahn wirken jetzt schon ziemlich pittoresk. Nach einer ausgiebigen Besichtigung ist es an der Zeit, dass wir uns wieder auf den Weg zu machen. Wir müssen rund 5 km den gleichen Weg zurückradeln, bevor wir unsere »Dampfross-Drahtesel«-Radtour Richtung Deutsch-Wagram fortsetzen können. Kurz nach dem Bahnhof von Strasshof erinnert ein Mahnmal an die zahlreichen Opfer eines Arbeits– und Internierungslagers, welches die Nazis in den Jahren 1941-1945 in Strasshof errichtet hatten. Zehntausende Menschen aus ganz Europa wurden hierher verschleppt und als Zwangsarbeiter in den Rüstungsbetrieben oder in der Landwirtschaft eingesetzt. Dazu kamen noch rund 20.000 ungarische Juden, die von Strasshof mit der Eisenbahn in die Vernichtungslager Bergen-Belsen oder Theresienstadt weitertransportiert wurden. Nächster Halt: Deutsch-Wagram Der »Dampfross-Drahtesel«-Radweg führt uns direkt zum Bahnhof von Deutsch-Wagram, wo am 23.11.1837 österreichische Eisenbahngeschichte geschrieben wurde. Mit Jubelgeschrei, Blasmusik und Freudenschüssen empfing die enthusiastische Bevölkerung den Eröffnungszug der Kaiser Ferdinands-Nordbahn aus Floridsdorf. 26 Minuten hatte die Dampflok »Austria« mit acht Waggons und 164 Festgästen für die 14 km lange Strecke benötigt. Doch nicht allen gefiel diese technische Entwicklung. Ärzte warnten, dass man bei dem Tempo durch die vorbeirauschende Landschaft bewusstlos oder gar wahnsinnig werden könnte. Immerhin erreichte die »Austria« eine Geschwindigkeit von rund 30 km/h. Aber auch die Fuhrwerker fürchteten um ihr Geschäft. Genug der Eisenbahngeschichte, radeln wir weiter. Kurz bevor der »Dampfross & Drahtesel«-Radweg in den Marchfeldkanal-Radweg einmündet, sticht uns ein Heldendenkmal ins Auge, welches an die napoleonischen Kriege erinnert. Am 6.Juli 1809 erlitt Erzherzog Karl in der Schlacht bei (Deusch-)Wagram sein persönliches Waterloo, als die französischen Truppen die Österreicher vernichtend schlugen. Nur wenige Tage später wurde ein Waffenstillstand vereinbart. Am 14. Oktober 1809 unterzeichnete Napoleon und Kaiser Franz I den Frieden von Schönbrunn, der für Österreich große Gebietsverluste und hohe Kriegsentschädigungszahlungen mit sich brachte. Zurück nach Stammersdorf Die letzten 11 km des »Dampfross-Drahtesel«-Radwegs führen uns entlang des Marchfeldkanals direkt zum Ausgangspunkt unserer heutigen Tour zurück.Der Marchfeldkanal wurde gebaut, um die Wasserversorgung im Marchfeld zu sichern, welches als Kornkammer Österreichs und als Gemüselieferant Wiens gilt. Auf der flachen Schotterstrecke geht es flott dahin und schon bald erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt in Stammersdorf. Autorenfazit Gemütliche flache Radtour mit zahlreichen Informationstafeln über die Geschichte der Eisenbahn. Das Highlight dieser Tour ist sicherlich das Eisenbahnmuseum in Strasshof. Die landschaftlichen Reize sind jedoch enden wollend. Man muss schon genau hinsehen, wenn man die eine oder andere Perle entlang der Strecke entdecken will. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour auf den Spuren der alten Dampfrösser inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: Dampfross & Drahtesel Radtour Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: Weisses Schild mit Eisenbahnrad und der Aufschrift »Dampfross & Drahtesel« Schwierigkeit: leicht Strecke: ca 54 km Highlights der Strecke: Eisenbahnmuseum Strasshof – Das HeizhausDer Weinviertler Dom in PillichsdorfKellergasse von Pillichsdorf Der Weg ist sehr gut ausgeschildert. Trotzdem empfiehlt es sich zur Sicherheit eine Karte der Region mitzunehmen. [...]
CARNUNTUM – RADTOUR RUND UM DIE HUNDSHEIMER BERGE
CARNUNTUM – RADTOUR RUND UM DIE HUNDSHEIMER BERGEDie Radweg »Hundsheimer Berge« führt Euch von Hainburg über Carnuntum und Deutsch Altenburg. Die Radtour ist eine kleine Reise durch die Zeitgeschichte Österreichs. Sie beginnt bei Marc Aurel führt über die Türkenkriege und endet in der russischen Besatzungszeit. Rund um die Hundsheimer Berge – Start in Hainburg Am besten startet man die »Hundsheimer Berge Tour« in Hainburg in der Nähe der Uferpromenade bzw des Bahnhofes. Hier findet man in der Regel auch leicht einen Parkplatz. Bevor ich mich aber auf den Drahtesel schwang, wollte ich der sehenswerten Altstadt noch einen Besuch abstatten. Begonnen habe ich meinen Spaziegang beim Fischertor, welches sich in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof befindet. Die idyllische Blutgasse führt hinauf in die Altstadt. Von Idylle war aber hier im Jahr 1683 keine Spur, im Gegenteil. Die Türken standen kurz davor die Hainburg zu erobern. Die verzweifelten Bewohner versuchten durch das Fischertor in die Donauauen zu fliehen. Die Tore des Fischertores konnten jedoch nicht rechtzeitig geöffnet werden. Es kam es zu einer Massenpanik. Viele Bewohner wurden von den nachfolgenden Menschenmassen erdrückt. Die Überlebenden starben durch die Krummschwerter der Türken. Mehr als 8.000 Menschen fanden an diesem Tag den Tod, fast die gesamte Bevölkerung Hainburgs. Zu den wenigen Überlebenden zählte übrigens der Großvater von Joseph Haydn. Noch heute sollen die ruhelosen Seelen der Toten durch die Blutgasse wandeln. Sagt zumindest die Legende. Ich verlasse diesen tragischen Ort und spaziere über den Hauptplatz zum wohl bekanntesten und imposantesten Stadttor Österreich, dem Wiener Tor. Nach diesem kurzen Besichtigungsprogramm schwang ich mich auf meinen Drahtesel. und begann die rund 45 km lange Radtour rund um die Hundsheimer Berge. Auf der perfekt ausgeschilderten Tour radelte ich entlang des Braunsbergs nach Wolfsthal, wo sich gleich neben der Ortskirche der Ausgangspunkt des Jakobweges in Österreich befindet. Kurz nach Wolfsthal kann man in der Ferne bereits kann die ehrwürdige Burg von Bratislava erkennen. Futuristisch dagegen wirkt die Silhouette der zahlreichen Neubauten am Stadtrand der slowakischen Hauptstadt. Der tragische Tod des Arne Karlsson Unmittelbar vor der Grenze biegt der Radweg Richtung Berg ab. Kurz vor Berg sticht mir plötzlich ein Denkmal am Straßenrand ins Auge. Es handelt sich dabei um einen Gedenkstein, der Arne Karlsson gewidmet ist. Arne Karlsson war Mitarbeiter der schwedischen Hilfsorganisation Rädda Barnen (“Rettet das Kind”). Diese versorgte die hungernde Wiener Bevölkerung mit Lebensmittelspenden. Am 11. Juni 1947 wurde Arne Karlsson bei einer Kontrolle von einem russischen Militärposten an dieser Stelle erschossen. Die Hintergründe konnten nie wirklich aufgeklärt werden. Die Luft war zu dieser Zeit sehr bleihaltig, insbesondere in der russischen Besatzungszone. Von Edelstal nach Carnuntum Die Tour führt weiter über Edelstal und Prellenkirchen nach Carnuntum. Windräder und Kellergassen könnte das Motto dieses Streckenabschnitts sein. Und ein paar Hügel gibt es auch, zumindet zwischen Berg und Prellenkirchen.  Nach Prellenkirchen wird der Radweg wieder flach und führt durch weitläufige Felder mit mächtigen Windrädern. Ein wenig mulmig ist es schon, wenn man die mächtigen Rotorblätter surren hört.  Gott sei Dank war mir am heutigen Tag Aeolus, der römische Gott der Winde, gnädig, denn ansonsten kann dieser Teil der Strecke ziemlich “zach” werden. Carnuntum – Das Heidentor Und wenn wir schon beim Thema “Römer” sind. Diese bauten vor 2.000 Jahren in dieser Region nicht nur Wein an, sondern errichteten hier auch das bekannteste römische Denkmal Österreichs. Natürlich wollte ich dem berühmten Heidentor noch einen Besuch abstatten. Daher verließ ich kurz vor Carnuntum die “offizielle” Radroute und folge einem anderen Feldweg. Es ist nur ein kurzer Umweg von knapp zwei Kilometer, aber dieser zahlt sich aus. Noch heute hinterlässt das Heidentor einen imposanten Eindruck. Zur Zeit von Kaiser Marc Aurel stand es für Glanz und Ruhm des römischen Imperiums. Nachdem wir heute schon einmal beim Thema Legende waren, hier noch eine weitere. Nahe des Heidentores soll ein geheimnisvoller Römerschatz versteckt sein. Gefunden, hat diesen aber noch niemand.  Schon die Römer kurten in Bad Deutsch Altenburg Nachdem die Zeit drängte und ich auch keine Lust hatte den Römerschatz zu suchen, machte ich mich weiter auf den Weg nach Bad Deutsch Altenburg. Schon die alten Römer kurierten hier ihre Nervenleiden und rheumatischen Erkrankungen aus.  Und wer Kaiser Marc Aurel zum “meet and greet” treffen möchte, der hat beim Museum Carnuntinum in Bad Deutsch Altenburg die Möglichkeit dazu. Er erwartet Euch am Eingang des Museums, auf der rechten Säule. Wenn ihr aber lieber mit Kaiser Augustus plaudern möchtet, dann geht zur linken Säule. Von Bad Deutsch Altenburg geht es entlang der Donau wieder zurück zum Ausgangspunkt in Hainburg.  FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour rund um die Hundsheimer Berge und Carnuntum inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: Rund um die Hundsheimer Berge Streckenplan Tourdaten Radweg-Symbol: grünes Schild mit gelben Fahhrad Piktogram und der Aufschrift Hundsheimer Berge Tour. Schwierigkeit: leicht, ein wenig hügelig Strecke: ca 45 km   Highlights dieser Tour: Hainburg (Altstadt, Wienertor)Kellergasse EdelstalCarnuntum, HeidentorBad Deutsch Altenburg Die hier vorgestellte Radtour basiert auf der Route “Rund um die Hundsheimer Berge”. Sie wurde aber so abgeändert, dass die Tour auch beim Heidentor in Carnuntum vorbeiführt. Der Weg ist sehr gut ausgeschildert. Für den kleinen Umweg zum Heidentor schadet aber eine Karte nicht. [...]
ENTLANG DER MARCH ZWISCHEN ÖSTERREICH UND DER SLOWAKEI
ENTLANG DER MARCH ZWISCHEN ÖSTERREICH UND DER SLOWAKEIDiese Radtour führt euch von Schloss Hof zuerst zur Rochuskapelle in Mannersdorf und dann weiter auf die slowakische Seite der March zum Ausgangspunkt zurück. Schloss Hof Unsere heutige Radtour startet beim prächtigen Schloss Hof, welches einst dem »edlen Ritter« Prinz Eugen gehörte. Der große österreichische Feldherr beherrschte nicht nur die Kunst des Krieges, er hat auch die noble Kunst des Schlösserkaufs perfektioniert! Wenn er nicht gerade mit dem Säbel in der Hand herumfuchtelte, beschäftigte er sich mit der lebenswichtigen Angelegenheit des Immobilienerwerbs. Nachdem Prinz Eugen Schloss Hof erworben hatte, verwandelte er es in ein barockes Meisterwerk! Unter dem Motto » Warum nur einen langweiligen Garten haben, wenn man stattdessen eine Mini-Version von Versailles erschaffen kann« ließ der Prinz Terrassen, Treppen, Statuen und Brunnen errichten. Schon bald war Schloss Hof Schauplatz rauschender Feste und illustrer Gesellschaften. Man tanzte Menuette unter den funkelnden Sternen, lauschte den betörenden Klängen der Kastraten und schlemmte beim Schein tausender Fackeln. Zum Schrecken der Gästeschar ließ der Prinz auch gerne seinen zahmen Löwen während des Bankettes frei herumlaufen. Nichts belebt ein mondänes Fest mehr als die Aussicht auf delikate Köstlichkeiten und gleichzeitig selbst ein »Magenratzerl« für einen Löwen zu sein. Von Schloss Hof zum Schloss Marchegg Nach dieser kurzen Einführung in die barocke Opulenz schwingen wir uns in den Sattel und radeln entlang des Kamp-Thaya-March-Radweges nach Marchegg, wo bereits das nächste Schloss auf uns wartet. Die Stadt und das Schloss Marchegg wurden im Jahr 1268 von König Přemysl Ottokar II von Böhmen, der der zu jener Zeit über Teile Österreichs herrschte, errichtet, um die Grenze zu Ungarn zu sichern. Der böhmische König zählt wohl zu den berühmtesten Gestalten der österreichischen Geschichte. Als mächtiger böhmischer König fühlte er sich auch magisch von der römisch-deutschen Königskrone angezogen. Im Jahre 1273 stellte er sich der Wahl, doch das Schicksal hatte andere Pläne. Ausgerechnet Rudolf von Habsburg, der »ärmliche Graf«, wurde zum nächsten römisch-deutschen König gewählt. Welch Schmach und Niederlage! Nicht bereit, sich geschlagen zu geben, schlug Ottokar auf die Trommeln des Ungehorsams und verweigerte die königliche Huldigung. Ein Schachzug, der eine Kettenreaktion auslöste. Zuerst verhängte Rudolf die Reichsacht über Ottokar, danach trafen sich die beiden Kontrahenten auf dem Schlachtfeld bei Jedenspeigen. Es war die größte Ritterschlacht aller Zeiten. Am Ende des Gemetzels verließ Rudolf das Feld als strahlender Sieger. Ottokar hingegen fand sein Ende auf dem Schlachtfeld. Eine Gruppe von Verrätern soll ihn vom Pferd gerissen und erschlagen haben. In den Annalen der Literatur lebt König Ottokar weiter. Franz Grillparzer, der Federmeister der Dramatik, hat ihm im Drama »König Ottokars Glück und Ende« ein literarisches Denkmal gesetzt. Später bekam die Burg Niklas Graf Salm für seine Verdienste um die Verteidigung Wiens gegen die Türken geschenkt, Danach ging die Burg an die Fürstenfamilie Pálffy, die diese in der Barockzeit zu einem prächtigen Schloss umbauen ließ. In einer stillen Ecke des Schlossgartens könnt ihr noch heute das Familiengrab der Pálffys besichtigen, in deren Besitz sich das Schloss bis in die dunklen 1940er Jahre befand. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss von den Russen, geplündert und schwer in Mitleidenschaft gezogen. Sein heutiges Aussehen verdankt das Schloss einer umfassenden Renovierung in den 2010er Jahren. Von der Storchenstadt Marchegg nach Mannersdorf Wir verlieren uns in den Tiefen der Geschichte. Zeit wieder in die Peale zu treten. Wir radeln weiter entlang des Kamp-Thaya-March-Radweges, der uns durch ein Naturreservat mit einer Weißstorchen-Kolonie führt. Die March-Auen sind eine der bedeutendsten Brutstätten von Meister Adebar in Mitteleuropa. Doch dazu später. Die nächsten Kilometer sind geprägt von endlosen Feldern und einer flachen, nicht sehr abwechslungsreichen Landschaft. Wutzelburg alias Rochuskapelle Über Oberweiden und Zwerndorf erreichen wir Angern an der March, wo wir beim Bahnhof auf den Weinradweg »Traminer« wechseln. Von dort geht es weiter nach Mannersdorf, wo uns nach einem knackigen Anstieg auf den Kellerberg bereits die »Wutzelburg« erwartet. Die »Wutzelburg« ist eine Kapelle, die aufgrund der runden Form diesen Spitznamen erhielt. Die Errichtung der Kapelle, geht auf ein Gelöbnis von Freiherr Rudolf von Teuffenbach zurück. Der Feldmarschall, der im Dreissigjährigen Krieg an der Seite Wallensteins kämpfte, ließ die Kapelle aus Dankbarkeit errichten, weil seine Truppen von der grassierenden Pest verschont blieben. Das weithin sichtbares Wahrzeichen ist eines der wenigen Zeitzeugen italienischer Renaissance nördlich der Alpen. Gewidmet ist die Kapelle dem Hl Rochus. Seine Hilfe wurde in Zeiten der Verzweiflung angerufen, wenn die Geißel der Pest das Land in ihren Klauen hielt. Nach der Fertigstellung der Kapelle strömten schon bald »Wallfahrer diesseits und jenseits der March« hierher. Besonders an Kirchtagen pulsierte das Treiben – Wein wurde in reichen Strömen ausgeschenkt, und der Duft von gebratenem Braten, zubereitet von den kundigen »Bratlbratern«, füllte die Luft. Mit der Fähre über die March in die Slowakei Nachdem wir die Aussicht in jede Himmelsrichtung ausgiebig genossen haben, setzen wir unsere Reise fort. Ein kräftiger Schwung, ein leichtes Anheben der Beine, und wir finden uns wieder im Sattel unserer treuen Drahtesel.  Wir radeln nun durch Weingärten und Felder Richtung Stillfried, überqueren die Bahn und folgen dem Kamp-Thaya-March-Radweg zurück nach Angern, wo wir mit der Fähre gemütlich die March überqueren und unsere Radtour auf der slowakischen Uferseite fortsetzen. Záhorská Ves ist der slowakische Nachbarort von Angern, der auch nach sechs Achterl nicht den Beinamen »lieblich« verdient. Vorbei am Zollhaus, das noch den Charme und das Erbe des Ostblocks in sich trägt, durchqueren wir ein Stück den Ort und folgen anschließend dem Iron Curtain-Trail EV 13/C (rot) Richtung Vysoká pri Morave. Die kommenden Kilometer gestalten sich als ein einsamer Ritt durch das flache Land. Schnurgerade führt uns der Radweg durch die Weiten der riesigen Felder. Das monotone Surren der Räder auf Kies oder Asphalt wird zum hypnotischen Rhythmus, der uns schnell in einen Zustand der Meditation gleiten lässt. Vysoká pri Morave Plötzlich durchdringt uns ein sanftes Glockenläuten, als ob ein himmlischer Wecker uns aus unserer Gedankenreise zurückrufen würde. Vor uns erhebt sich der Pfarrkirche von Vysoká pri Morave, die dem hl Apostel Andreas geweiht ist. Ihr heutiges Aussehen im neoromanischen Stil verdankt der ehemals barocke Kirchenbau einem Umbau im Jahr 1892. Vysoká pri Morave ist nicht so bemerkenswert, wäre da nicht die Hauptstraße des Ortes, die direkt an der March entlangführt. Bis 1989 verlief hier der »Eiserne Vorhang«. Obwohl die Bezeichnung »Eiserner Vorhang« für die Grenzanlagen in Vysoká pri Morave vielleicht ein wenig übertrieben war. Ein Drahtzaun, der auf der Ufermauer entlang der Straße verlief, markierte die Grenze zwischen Ost und West. Es gab keinen ausgedehnten Grenzstreifen und die Wachtürme standen einige hundert Meter entfernt. Immer wieder versuchten Bürger an dieser Stelle in den Westen zu fliehen. Manchen gelang es, andere starben im Kugelhagel der Grenzsoldaten. Besonders spektakulär verlief die Flucht zweier DDR-Bürger. Sie parkten ihren Trabi direkt am Rande der Hauptstraße, durchschnitten den Drahtzaun vom Dach des Autos, kletterten darüber und schwammen mit Entschlossenheit und einer ordentlichen Portion Adrenalin durch die March Richtung Österreich. Dabei wurden sie aber von einer Grenzpatrouille entdeckt, die das Feuer sofort eröffnete. Trotz des heftigen Beschusses erreichten sie das rettende Ufer und erlangten ihre lang ersehnte Freiheit. Durch das Landschaftsschutzgebiet Záhorie Unsere Reise führt uns weiter auf dem Radweg EV 13/C (rot) in südwestliche Richtung . Wir durchqueren dabei das Landschaftsschutzgebiet Záhorie, dessen Name zu Deutsch etwa »Land hinter den Bergen« bedeutet. Die Záhorie ist geprägt durch eine harmonische Melange aus Auwäldern, weitläufigen Feuchtwiesen und landwirtschaftlich intensiv genutzten Feldern. Dazwischen ein Netz aus Altarmen der March. Für die majestätischen Weißstörche, die sich in den Nistplätzen rund um Marchegg niedergelassen haben, ist dies geradezu ein Paradies und Schlaraffenland. Hier finden sie reichlich Nahrung, von Fröschen über Heuschrecken bis hin zu Mäusen und Fischen. Immer wieder können wir Weißstörche beobachten, die majestätisch über die Feuchtwiesen gleiten oder sich an unvorsichtigen Feldbewohnern laben. Am besten lassen sich die Störche zwischen Ende März und Anfang August beobachten, danach treten sie wieder ihre 10.000 km lange Reise in ihre Winterquartiere nach Südafrika an. Über die Fahrradbrücke der Freiheit zurück nach Schloss Hof Ungefähr fünf Kilometer südlich von Vysoká pri Morave radeln wir an der im Jahr 2022 eröffneten Fahrrad- und Fußgängerbrücke »VysoMarch« vorbei, die über die March ins österreichische Marchegg führt. Wir bleiben aber noch auf der slowakischen Seite und folgen weiter dem EV 13/C (rot). Die weitere Strecke ist geprägt von einer kilometerlangen Fahrt durch eine Sumpflandschaft mit wunderschönen Auwäldern, die immer wieder zu einem Fotostopp einladen. Allzu lang solltet ihr in eurer fotografischen Verzückung nicht verweilen, denn hier gibt es reichlich Gelsen. Und die gierigen Blutsauger lauern förmlich auf ihre Opfer. Zum Fotografieren laden auch die kleinen Bunker ein, die ihr auf diesem Abschnitt der Radtour, entdecken könnt. Wie stumme Wächter stehen sie entlang der Strecke, als ob sie aus einer Zeitmaschine gefallen wären. Sie wurden in den 1930er Jahren errichtet, als die dunklen Wolken des Zweiten Weltkriegs schon am Horizont auftauchten. Sie sollten die damals noch junge Tschechoslowakei im Falle eines Angriffs zu schützen. Nachdem wir die historischen Bahnbrücke über die March passiert haben erreichen wir die Fahrradbrücke der Freiheit, die seit 2012 Devínska Nová Ves und Schloss Hof verbindet. Wundersam war ihre Namensfindung. Die Niederösterreicher hatten den genialen Einfall, das Bauwerk schlichtweg »Maria-Theresien-Brücke«” zu nennen, als eine Hommage an eine vergangene Ära, in der schon einmal eine Brücke über die March unter ihrer Herrschaft existierte. Doch die Slowaken schüttelten ihre Köpfe und sagten: »Lassen wir das Volk entscheiden!« Dummerweise stellte sich als Gewinner der Internetabstimmung die Benennung nach Chuck Norris heraus. Der legendäre US-Actionfilmheld wurde schlussendlich doch nicht zum Namensgeber der Brücke ernannt. Stattdessen kamen die klugen Köpfe zusammen, schüttelten Hände und einigten sich auf den Namen »Fahrradbrücke der Freiheit«. Über die Brücke radeln wir zurück nach Schloss Hof, wo wir unsere Radtour begonnen haben. Fazit Eine gemütliche Radtour durch viel Natur, die entlang des Kamp-Thaya-March-Radweges, dem Traminer-Weinradweg und dem Iron Curtain-Radweg (EuroVelo 13) verläuft. Bis auf zwei kleinere Steigungen verläuft die Route größtenteils flach. Obwohl die Landschaft zum Teil recht monoton ist, hat sie doch einen gewissen herben Charme. Das große Highlight sind aber die vielen Störche, die man hier zwischen März und August beobachten kann. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour entlang der March inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: Entlang der March zwischen Österreich und der Slowakei Streckenplan für die Tour entlan der March Tourdaten Radweg-Symbol: keines, die Radtour ist keine offizielle Strecke, sie basiert vielmehr auf Teilen verschiedener Radwege (Kamp-Thaya-March-Radweges, Traminer-Weinradweg, Iron Curtain-Radweg/EV 13) Schwierigkeit: leicht, wenn kein Wind geht Strecke: ca 68 km   Highlights der Strecke: Schloss HofSchloss MarcheggStorchenkolonie bei MarcheggRochuskapelle bei Mannersdorf an der MarchLandschaftsschutzgebiet Záhorie Es empfiehlt sich eine Karte der Region bzw die gps-Daten mitzunehmen. [...]
RADWEG BLAUBURGER – VOM ZAYATAL IN DIE LEISER BERGE
RADWEG BLAUBURGER – VOM ZAYATAL IN DIE LEISER BERGEDer Blauburger Radweg Die Weinradroute Blauburger führt uns ins Zayatal und in die Leiser Berge. Zu den Highlights des »Blauburgers« zählen Schloss Asparn an der Zaya, die Aussichtswarte in Oberleis und der Wildpark Ernstbrunn. Schloss Asparn an der Zaya Schloss Asparn an der Zaya Ausgangspunkt des Radwegs Blauburger ist Schloss Asparn an der Zaya. Die Ursprünge des Schlosses lassen sich bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts zurückverfolgen, als es von einem gewissen Hademar von Sonnberg errichtet wurde. Im Laufe der Jahrhunderte vielfach umgestaltet, erlangte Schloss Asparn sein heutiges Aussehen erst nach 1820. Schloss Asparn an der Zaya Wo einst die Herren von Sonnberg, Walsee oder Breuner residierten, ist heute das Urgeschichtemuseum MAMUZ untergebracht. Das Urgeschichtsmuseum besteht aus zwei Bereichen. Die Ausstellung im Schloss bietet Euch einen umfassenden Einblick in die Ur- und Frühgeschichte unserer Vorfahren. Das Freigelände zeichnet sich durch Nachbauten von Wohn- und Handwerkshäusern aus dieser Epoche aus. Am Blauburger Weinradweg Bevor wir uns in den Sattel schwingen und den Weinradweg Blauburgunder in Angriff nehmen, noch ein Wort zum wohl berühmtesten Asparner der Geschichte: Joseph Hardtmuth. Hardtmuth gilt als Erfinder des Bleistifts und entwarf für den Fürsten Johann von Liechtenstein zahlreiche Triumphbögen oder künstliche Ruinen am »Kalenderberg bei Mödling« oder im »Landschaftspark Valtice-Lednice«. Weinradweg Blauburger – Ein sanfter Beginn Blauburger Weinradweg entlang der Zaya Die ersten Kilometer der Radtour »Blauburger« verlaufen sanft und idyllisch entlang der Zaya. Auffällig ist die hohe Dichte von alten Steinbrücken, die das Flüsslein überqueren. Radarstationen der österreichischen Flugsicherung In der Ferne ist eine der beiden Radarstationen der österreichischen Flugsicherung zu sehen, die wie ein gigantischer »Golfball« auf einem »Tee« aussieht. Schlossruine Wenzersdorf Wir passieren Olgersdorf und das atomkraftwerklose Zwentendorf, bevor wir nach knapp 7 Kilometern Wenzersdorf erreichen. Unübersehbar thront dort die Schlossruine Wenzersdorf, die praktischerweise direkt am Radweg »Blauburger« liegt. Historischen Urkunden zufolge wurde das Schloss im Jahr 1560 im Stil der Renaissance errichtet. Der viergeschossige Bau mit seinen markanten Ecktürmen war bis 1919 bewohnt, verfiel danach und brannte in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs vollständig aus. Durch die Leiser Berge Wallfahrtskirche Maria Oberleis Von Wenzersdorf geht es gemütlich weiter über Gnadendorf und Eichenbrunn nach Röhrabrunn, wo die Bergetappe der Radtour Blauburger beginnt. Nun heißt es ordentlich in die Pedale treten, gilt es doch 160 Höhenmeter zu überwinden. Wir tauchen in den dichten Wald des Naturschutzgebietes »Leiser Berge« ein und werden erst rund vier Kilometer später, am höchsten Punkt dieser Radtour, wieder ausgespuckt. Vor uns ist die Aussichtswarte am Oberleiser Berg und die Wallfahrtskirche Maria Oberleis zu sehen, die förmlich zu einem kurzen Abstecher einladen. Das Gotteshaus, welches dem heiligen Mauritius gewidmet ist, wurde bereits um das Jahr 1050 erbaut. Aussichtswarte am Oberleiser Berg Die Aussichtswarte am 457 Meter hohen Oberleiser Berg bietet bei schönem Wetter einen atemberaubenden Panoramablick. Dieser erstreckt sich bis zu den Karpaten, den malerischen Pollauer Bergen, der majestätischen Rax und dem imposanten Schneeberg. Panoramablick von der Aussichtswarte am Oberleiser Berg Durch seine strategisch günstige Lage in der Nähe wichtiger Verkehrswege kann der Oberleiser Berg auf eine beeindruckende Besiedlungsgeschichte von sage und schreibe 6.000 Jahren zurückblicken. Schon in der zweiten Hälfte des 3. vorchristlichen Jahrhunderts ließen sich hier keltische Siedler nieder. TippLEISER BERGE: BUSCHBERG – DEN HÖCHSTEN BERG DES WEINVIERTELS ERKLIMMEN!Diese gemütliche Wandertour führt Euch zum Buschberg, der mit seinen 491 m die höchste Erhebung des Weinviertels ist. Auf zum Schloss Ernstbrunn Blick auf Schloss Ernstbrunn Radeln wir weiter. Nach dem langen Aufstieg folgt nun eine rasante Talfahrt durch den Ernstbrunner Wald. Vorbei an einem Rastplatz mit einem wunderschönen Ausblick auf Schloss Ernstbrunn, erreichen wir die Ausläufer des fürstlich Reuss’schen Schlossparks. Schüttkasten im fürstlich Reuss’schen Schlosspark Vor uns erhebt sich ein prachtvolles Gebäude. Wer glaubt, es sei das Schloss, liegt falsch. Es ist ein Schüttkasten, der einst als Speicher für Getreide und Saatgut diente. Jetzt heißt es Obacht geben, denn der »Blauburger« führt uns über ein paar sehr steile, aber kurze Abfahrten rasant durch den fürstlich Reuss’schen Schlosspark hinunter nach Dörfles. Schloss Ernstbrunn Wenn ihr Lust und Laune habt, könnt ihr noch einen kurzen Fußmarsch zum Schloss Ernstbrunn unternehmen. Die Baugeschichte von Schloss Ernstbrunn reicht bis in das 11. Jhdt. zurück. Sein heutiges Aussehen verdankt die mächtige Anlage den Erweiterungen in der Spätrenaissance, im Barock und im Klassizismus, wo immer neue Gebäudeteile angebaut wurden. Seit dem 19. Jhdt steht es im Privatbesitz der Fürsten Reuss, die es auch heute noch bewohnen. Mittendrin im Schlosspark befindet sich der Wildpark Ernstbrunn, ein beliebtes Ausflugziel im Weinviertel. Der Park beherbergt vor allem heimische Tierarten, sowie ein Wolfsforschungszentrum. Von Ernstbrunn zurück nach Asparn/Zaya Dampflok-Denkmal in Ernstbrunn Wir radeln am Bahnhof Ernstbrunn vorbei, wo das Denkmal einer Dampflok der Baureihe 93 an die Lokalbahn Korneuburg–Hohenau erinnert. Eisenbahnfans können an den Wochenenden und Feiertagen von Mai bis Oktober das Reisegefühl von anno dazumal mit dem »Nostalgie-Express Leiser Berge« erleben. Bespannt mit historischen Dieselloks aus den 1950er und 1960er Jahren, rattern die gemütlichen Waggons zwischen Wien Praterstern über Korneuburg nach Ernstbrunn. Nostalgie-Express Leiser Berge Wären wir nicht mit dem Rad unterwegs, könnten wir von Ernstbrunn zu unserem Ausgangspunkt auch mit der Fahrraddraisine zurückfahren. Diese gesellige Art des Radfahrens auf Schienen bietet Spaß für zwei bis vier Personen: Während zwei kräftig in die Pedale treten, können es sich die anderen beiden auf den Mittelsitzen gemütlich machen und die Fahrt genießen. Am Blauburger Weinradweg Statt auf den Schienen geht es für uns am »Blauburger« weiter. Gemütlich radeln wir jetzt wieder durch eine eher ebene Landschaft, die von Feldern geprägt ist. Über die kleinen Gemeinden Pürstendorf, Eggersdorf, Ladendorf und Huttendorf erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt Asparn an der Zaya. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unserer Tourenbeschreibung zu einer Radtour entlang des Blauburgers inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zum Weinradweg Blauburger findet Ihr im Fotoalbum unter: Weinradweg Blauburger – Vom Zayatal in die Leiser Berge. Streckenplan Tourdaten Radweg: Weinradtour Blauburger (weißes Schild mit blauer Umradung) Schwierigkeit: mittel Strecke: ca 53 km Highlights der Strecke: Urgeschichtsmuseum MAMUZ im Schloss Aspern/ZayaLeiser Berge mit AussichtsturmWildpark Ernstbrunn [...]