Was gibt es schöneres, als bei einem Gläschen Port und köstlichen Salzmandeln einfach nur “ins Land einizuschauen” und die Kreuzfahrtschiffe am Douro zu beobachten?
Wir stehen auf der Aussichtsterrasse der Casa de Casal de Loivos, einem alten Herrenhaus aus dem 17 Jhdt. Die Casa liegt idyllisch auf einer Anhöhe oberhalb von Pinhão, inmitten von Weingärten umgeben.
Von der Terrasse des historischen Anwesens genießen wir einen einzigartigen Panoramablick auf Weinberge und Douro. Schon die BBC schwärmte von dieser Aussicht und kürte diese zu einer der sechs schönsten weltweit.
Über 80 verschiedene Rebsorten werden auf einer Fläche von 40.000 Hektar (das entspricht in etwa der Anbaufläche in ganz Österreich) in der Region Douro angebaut. Aus den Trauben wird neben Weinen auch der berühmte Portwein gewonnen.
Die Casa de Casal de Loivos ist Ausgangspunkt unserer Reise entlang des Douros nach Porto. Zwischen Pinhão und Peso da Régua präsentiert sich der Douro von seiner schönsten Seite. Gemütlich schlängelt sich der Fluss durch ein tief eingeschnittenes Tal. Schmale mit Steinmauern angelegte Weingärten ziehen geometrische Muster durch die Hügellandschaft.
Es gibt verschiedene Wege das Douro-Tal zu bereisen. Mit dem Zug, dem Schiff oder dem Mietauto. Wir haben uns für das Auto entschieden, da wir auch die Sehenswürdigkeiten abseits des Douro-Tals besichtigen wollen. Und die sollte man auf keinen Fall “links” oder “rechts” liegen lassen.
Pinhão
Nur mit schweren Herzen trennen wir uns von dieser einzigartigen Aussicht und fahren die steile, rund 7 km lange Straße hinunter ins Tal nach Pinhão, dem Zentrum der Portweinherstellung. Unser Ziel ist der Bahnhof des kleinen Ortes, dessen Außenwände mit zahlreichen Fließenbildern dekoriert sind, die Szenen des ländlichen Lebens darstellen.
Nachdem wir uns ja auch mitten im Zentrum des Weinbaus befinden, darf natürlich auch ein Besuch einer Portweinkellerei nicht fehlen.
Wir haben uns für die Quinta do Seixo entschieden, welche zum Sandeman Konzern gehört. Das Logo des Unternehmens kennt wahrscheinlich jeder. Es handelt sich dabei um die schwarze Silhouette eines Mannes mit Caballero-Hut und langem Mantel. Das Logo erinnert uns ein wenig an die Romanfigur Zorro oder an Mr. Anonymus aus der früheren Merkur-Markt Werbung.
Die Quinta do Seixo liegt hoch über dem Douro-Tal auf einem Hügel und ist nur über eine schmale und kurvenreiche Straße zu erreichen. Viele Ausweichstellen gibt es nicht auf der rund zwei Kilometer langen Strecke. Nichts für schwache Nerven, insbesondere wenn einem ein Autobus entgegen kommt. Die Fahrt zur Quinta lohnt aber auf alle Fälle.
Von der Terrasse des eleganten und stylischen Verkostungsraumes hat man einen herrlichen Ausblick ins Douro-Tal. Doch wir sind ja nicht nur wegen des Ausblicks da. Bei einer Führung durch die Quinta erfahren wir einiges über die Portweinherstellung und über die die Geburtsstunde des Portweines.
Im 17. Jhdt erschwerte ein Handelskrieg zwischen Frankreich und England zunehmend die Einfuhr französischer Weine auf die Insel. Englische Kaufleute suchten Ersatz und wurden in Porto fündig. Um die Weine für den langen Transport haltbar zu machen, beschlossen die Engländer diese mit Brandy zu konservieren – der Portwein war geboren.
Soviel Geschichte macht durstig. Genau der richtige Zeitpunkt um im stylischen Verkostungsraum unterschiedliche Portweine, wie einen White-, Ruby-, Tawny- oder LBV-Port zu verkosten.
Nach der Verkostung und dem Besuch des obligaten Souvenirshops machen wir uns weiter auf den Weg. Unser nächstes Ziel ist das Städtchen Lamego mit seiner imposanten Wallfahrtskirche, rund 12 km südlich von Peso da Régua.
Lamego
Die Wallfahrtskirche Nossa Senhora dos Remédios in Lamego thront hoch über dem Ort. Um diese zu besichtigen ist ein bisschen Sport angesagt. Genauer gesagt müssen wir rund 690 Stufen einer imposanten Treppe überwinden um an das Kirchenportal zu gelangen.
Ob diese nun dem Rokoko oder dem Barock zuzurechnen sind, darüber streiten sich unsere beiden Reisehandbücher. Wir wissen es auch nicht und bewundern lieber die mit zahlreichen Fließenbildern und mächtigen Statuen verzierte Treppenanlage. Nachdem wir unsere Sünden abgebüßt haben, geht es zurück Richtung Peso da Régua. Wir überqueren den Douro um an unser nächstes Ziel zu gelangen, dem Palácio de Mateus.
Palácio de Mateus
Der im 18. Jhdt errichtete Palácio de Mateus -in der Nähe von Vila Real- zählt für uns zu den schönsten Herrenhäusern Portugals. Besonders beeindruckend ist das Spiegelbild der prächtigen Barockfassade im Palastteich.
Umgeben ist der Palast von einem wunderschönen Landschaftsgarten mit zahlreichen Statuen und einem Tunnel aus Zypressen. Ein idealer Ort zum Entspannen und die Seele baumeln zu lassen.
Nirgendwo erfährt man so viel über portugiesischer Geschichte, Kultur und Lebensart als bei einem Besuch oder einem Aufenthalt in einem der alten Herrenhäuser. Die alten Herrenhäuser sind voll mit Erinnerungs- und Familienerbstücken.
Oft führt der Graf selbst oder eines der Familienmitglieder durch den Familienwohnsitz und erzählt über die Geschichte des Hauses und der Ahnen.
In vielen dieser Herrenhäuser besteht auch die Möglichkeit zu übernachten. Mehr dazu im Beitrag EINMAL WOHNEN WIE EIN GRAF. Übernachten ist aber im Palácio de Mateus leider nicht möglich und so geht unsere Reise weiter Richtung Porto.
Porto und Vila Nova de Gaia
Porto erlebt man am besten zu Fuß. Parkplätze sind rar und die Straßen sind eng und überfüllt. Wir besuchen Porto im Rahmen eines Tagesausfluges mit der Bahn von Guimarães, wo wir uns einige Tage in einem Herrenhaus einquartiert haben.
Die Züge von Guimarães enden am Bahnhof São Bento mitten im Zentrum Portos. Der Ausflug mit der Bahn ist vielleicht ein bisschen langwieriger, dafür aber garantiert stressfreier. Und die Bahnhofshalle, welche mit monumentalen und sehenswerten Azulejos ausgestaltet wurde, ist auch sehenswert.
Porto ist eine Stadt der Gegensätze. Mittelalter und Barock inmitten von Baulücken und bröckelnden Hausfassaden. Reiche Stadtpaläste verstecken sich im Grau. Noch heute flattert die Wäsche auf schmiedeeisernen Balkonen. Die ganze Stadt wirkt irgendwie verschachtelt.
Trotzdem strahlt Porto einen gewissen Reiz aus. Vielleicht liegt es an ihrer malerischen Lage am Ufer des Douro.
Unser erster Weg führt uns in die Fußgängerzone in der Rua Santa Caterina zum berühmten Cafe Majestic, wo – so sagt die Mär – Joanne K. Rowling einige Kapitel des ersten Harry Potter Romans geschrieben haben soll.
Nachdem wir uns mit Kaffee und einem Pastel de Nata gestärkt haben, geht es durch verwinkelte Gässchen weiter zur Kathedrale „Se“ und anschließend über die Brücke Dom Luis zur gegenüberliegenden Schwesternstadt „Vila Nova de Gaia“.
Die zweistöckige Eisenbrücke Dom Luis wurde im Stile Gustav Eiffels errichtet und ist wohl das bekannteste Fotomotiv Portos. Von der oberen Ebene hat man einen wunderschönen Ausblick auf das historische Stadtviertel Ribeira und die barcos rabelos.
Diese traditionellen Boote dienten einst zum Transport des Portweins aus dem Dourotal. Heute liegen sie nur mehr als Dekoration am Ufer des Douro.
Insbesondere entlang der Uferpromenade hat sich das Stadtviertel Ribeira von einem ärmlichen “Kleine-Leute-Viertel” zu einer Vergnügungsmeile mit zahlreichen Restaurants und Souvenirläden gewandelt.
Die Schwesternstadt Vila Nova de Gaia ist quasi das Zentrum des Portweins. Hier haben sich zahlreiche Portweinkellereien angesiedelt. Fast alle Portweinhersteller bieten auch hier Kellerführungen und Portweinverkostungen an. Nachdem wir eine Führung bei Calem mitgemacht haben, müssen wir langsam aber sicher wieder zurück zum Bahnhof spazieren um unseren Zug nach Guimarães zu erreichen.
FOTOALBUM
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Reise durch das Douro-Tal von Pinhão nach Porto inspirieren konnten. Noch mehr Fotos aus dem Douro-Tal findet Ihr im Fotoalbum unter: DURCH DAS MALERISCHE DOURO-TAL NACH PORTO