Nirgendwo erfährt man so viel über portugiesischer Geschichte, Kultur und Lebensart als bei einem Aufenthalt in einem der alten Herrenhäuser und Landgüter.
Auf unseren Reisen durch Portugal übernachten wir gerne in Solares. Dabei handelt es sich um geschichtsträchtige Herrenhäuser oder Landgüter aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Viele davon befinden sich im Familienbesitz und die Besitzer wohnen meistens noch heute auf diesen Anwesen.
Die Landsitze haben meist nur fünf oder sechs Gästezimmer. Fast immer gibt es gemütliche Aufenthaltsräume, die geschmackvoll mit alten Möbeln eingerichtet sind. Hier trifft man sich zum Plausch mit anderen Gästen oder mit dem Gastgeber.
Man fühlt sich hier wie zu Hause und nicht wie ein Gast auf der Durchreise. Gastfreundschaft wird hier sehr groß geschrieben, wie in der Herdade da Roterta in der Nähe von Serpa.
Umgeben von zahlreichen Olivenbäumen liegt dieses Herrenhaus aus dem frühen 19 Jhdt. Ein Ort der Ruhe und ideal zum Relaxen. Die Eigentümer haben das wunderschöne Anwesen mit sehr viel Geschmack eingerichtet. Und sie stehen mit Lokal- und Ausflugstipps gerne zur Seite.
Besonders das Frühstück hat es uns hier angetan. Dieses wird mit viel Liebe von der Gastgeberin angerichtet. Blumen aus dem Garten, frisches Gebäck, Käse, Schinken, selbstgemachter Kuchen, Früchte und vieles mehr standen jeden Tag am Frühstückstisch.
Die alten Herrenhäuser sind voll mit Erinnerungs- und Familienerbstücken. Oft führt der Graf selbst durch den Familienwohnsitz und erzählt über die Geschichte des Hauses und seiner Ahnen. An den Wänden hängen die Portraits der Vorfahren.
Oder riesige handbemalte Wandtapeten aus dem frühen 19.Jhdt, die Szenen aus Indien, Amerika oder Europa zeigen, wie in der Casa de Sezim in der Nähe von Guimarães. Dieses prachtvolle Herrenhaus betritt man durch einen mächtigen Torbogen, der das eindrucksvolle Wappen der Familie trägt.
Seit mehr als 700 Jahren befindet sich das Anwesen im Familienbesitz.
Bei schönem Wetter wird das Frühstück auf einer wundervollen Veranda mit Blick in den Garten serviert. Abends genossen wir hier ein köstliches Abendessen und den hervorragenden und mehrfach prämierten Vino Verde aus eigener Produktion.
Viele der alten Anwesen findet man in einer landschaftlich schönen Umgebung, meist etwas außerhalb der Ortschaften, wie beispielsweise die Casa de Casal de Loivos im Dourotal. Das alte Herrenhaus aus dem 17 Jhdt liegt idyllisch auf einer Anhöhe oberhalb von Pinhao, inmitten von Weingärten.
Von der Terrasse des Anwesens genossen wir einen einzigartigen Panoramablick auf Weinberge und Douro. Schon die BBC schwärmte von dieser Aussicht und kürte diese zu einer der sechs schönsten weltweit.
Was gibt es schöneres, als bei einem Gläschen Port und köstlichen Salzmandeln einfach nur „ins Land einizuschauen“, die Kreuzfahrtschiffe am Douro zu beobachten oder die Seele baumeln zu lassen?
In den Herrenhäusern spürt man noch förmlich das goldene Zeitalter Portugals, als Vasco da Gama, Magellan & Co die Weltmeere beherrschten. Zahlreiche Adelige verdienten ihr Geld in Brasilien, der größten und reichsten Kolonie Portugals.
Einer davon war ein gewisser Luís de Albuquerque de Mello Pereira e Cáceres, seines Zeichens Gouverneur der brasilianischen Provinz Mato Grosso. Bei seiner Rückkehr ließ er sich die Casa da Ínsua errichten.
Dieser mächtige barocke Adelssitz hat uns mehrfach ins Staunen versetzt. Nicht nur die Größe des Anwesens ist beeindruckend, sondern auch der liebevoll gepflegte Barockgarten mit einem kleinen Schwanenteich, die prächtigen historischen Salons mit zahlreichen Antiquitäten oder die hauseigene Kapelle.
Man spürt aber auch, dass das Herrenhaus von einer Hotelkette übernommen wurde. Das Personal war nicht unfreundlich, aber wir vermissten ein wenig die liebenswürdige Herzlichkeit, die einem sonst in den „kleineren“ Herrenhäusern entgegenschlägt.
In einigen der Häuser findet man aber auch einen gelungenen Stilmix aus alt und neu, wie beispielsweise in der Casa de Santo António de Britiande.
Mit sehr viel Geschmack und Fingerspitzengefühl wurde hier ein altes Herrenhaus aus dem 17. Jdht grundlegend renoviert und modernisiert. Beonders gut gefielen uns die Aufenthaltsräume, wo wir mit Australiern bei einer Flasche Wein einen ausgesprochen kurzweiligen Abend verbrachten.Sehenswert ist auch die Hauskapelle, die ins Haus integriert ist und mit wundervollen Azulejos und einer geschnitzen und bemalten Holzdecke beeindruckt.
Das Anwesen eignet sich für Ausflüge ins Dourotal oder nach Lamego mit seiner einzigartigen Wallfahrtskriche.
In Portugal muss man nicht unbedingt ein Graf sein um ein herrschaftliches Anwesen sein Eigen zu nennen. Französische Ingenieure, die beim Ausbau der portugiesischen Eisenbahnstrecken mitwirkten, errichteten für sich und ihre Familien repräsentative Landsitze.
Dazu zählen beispielsweise die Vila Duparchy oder die Casa d’ Óbidos am Fuße des mittelalterlichen Burghügels von Obidos. Die Casa d’ Óbidos eignet sich hervorragend für Ausflüge zu den drei berühmtesten Klöstern Portugals:Tomar, Batalha, Alcobaça.
FOTOALBUM
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Reise nach Portugal inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu den portugiesischen Herrenhäusern: HERRENHÄUSER UND LANDGÜTER IN PORTUGAL