Diese Wanderung folgt den Spuren von Ludwig van Beethoven. Der 27 km lange Beethoven – Rundwanderweg führt von Bad Vöslau nach Baden, durch das Helenental, auf den Hohen Lindkogel und über Gainfarn zurück zum Ausgangspunkt. Eine Wanderung rund um Wien, die sich lohnt!
Bad Vöslau
Als Einstiegspunkt in den Beethoven Rundwanderweg wählen wir das Thermalbad in Bad Vöslau. Sein heutiges Aussehen verdankt das Vöslauer Bad dem bekannten Ringstraßen-Architekten Theophil Hansen der in Wien die Börse, das Parlament oder das Musikvereinsgebäude geplant hatte.
Während seiner Sommeraufenthalte in Baden unternahm Ludwig van Beethoven des Öfteren eine Wanderung nach Bad Vöslau. Auf Anraten seines Arztes sollte Beethoven das Wasser der »Vöslauer-Heilquelle« trinken, um seine heftigen Koliken und fortschreitende Taubheit in den Griff zu bekommen.
Von Beethovens Taubheit und anderen Krankheiten
Mit 28 Jahren ist Beethoven schwerhörig, mit 40 benutzt er Hörrohre. Als auch die Hörrohre nicht mehr helfen, kommuniziert er mit Hilfe von Konversationsheften. In diese schreiben seine Gesprächspartner hinein, was sie Beethoven mitteilen möchten. Trotz dieses Handicaps komponiert Beethoven unermüdlich weiter und schafft bis zu seinem Tod noch großartige Musikstücke. Wollt Ihr mehr über Beethoven wissen? Dann empfehle ich Euch auch den Beitrag »BEETHOVEN IN WIEN – EIN STADTSPAZIERGANG ZU BEETHOVENS WOHNUNGEN IM 19. BEZIRK«
Nicht nur die Heilquelle zog Beethoven nach Vöslau, sondern auch Graf Moritz von Fries, der die Sommermonate auf seinem Schloss in Vöslau verbrachte. Dieser galt als reichster Mann der Monarchie und großzügiger Mäzen. Als begeisterter Musikliebhaber förderte der Graf zahlreiche Künstler, wie Haydn oder Beethoven.
Als Dank für seine finanzielle Großzügigkeit widmete Beethoven dem Grafen dafür die Frühlingssonate. Das Ende des Grafen war jedoch tragisch. Aufgrund seines aufwendigen Lebensstils schlitterte der Graf in den Konkurs und stirbt völlig verarmt in Paris. Sein tragisches Leben diente Ferdinand Raimund als Vorlage für die Figur des Flottwell im Theaterstück »Der Verschwender«.
Der Lausturm in Soos
Machen wir uns auf den Weg. Über die Jägermayer-, Flora- und Waldandachtstraße erreichen wir die Waldandacht. Dabei passieren wir prachtvolle Villen und den Lausturm, der schon von Weitem mitten in den Weingärten zu sehen ist. Das Wahrzeichen von Soos wurde zum Dank für die Ausrottung der Reblaus 1892 vom Weingutsbesitzer Robert Schlumberger erbaut.
Der errungene Sieg über die Reblaus musste natürlich gebührend gefeiert werden. Nach etlichen Gläsern Rotwein, entstand die Legende, dass man die letzte Reblaus in ein Weinfass einsperrt hatte und dieses in die Grundmauern einmauern ließ.
Von der Waldandacht geht es weiter in Serpentinen bergauf durch den Wald von Soos zur Ruine Raueneck. Folgt dabei immer dem Wanderweg 40 bzw der Markierung mit dem Konterfei Beethovens (Steinmauerweg). Den Wegweiser »Vöslauer Beethovenweg (B3)« kurz nach den Serpentinen ignoriert bitte.
Beethoven war ein großer Naturliebhaber und liebte die Spaziergänge durch die Wälder rund um Baden. »Mein unglückseliges Gehör plagt mich hier nicht. Ist es doch, als ob jeder Baum zu mir spräche«, notierte er später in sein Skizzenbuch.
Burgruine Rauheneck
Mittlerweile haben wir die Burgruine Rauheneck erreicht. Im Mittelalter sicherte die Rauheneck gemeinsam mit der gegenüberliegenden Burg Rauhenstein den Weg von Baden durch das Helenental. Empfehlenswert ist der schöne Ausblick vom Bergfried der Burg. Dafür müsst ihr aber zahlreiche knarrende Holzstufen überwinden.
Ob Beethoven die Sage über den alten Ritter Turso kannte, der hier als Geist durch die Ruine herumspuken soll? Der arme Turso ist nicht eher erlöst, bis aus dem Holz einer Föhre, die aus dem Mauerwerk des Bergfrieds gesprossen ist, eine Wiege gezimmert und in dieser ein Sonntagskind geschaukelt wird, welches später in den Priesterstand tritt. Eine einfache Aufgabe, oder?
Helenental
Von der Ruine Rauheneck folgen wir nun dem Wanderweg hinunter ins Helenental. Am Ende dieses Weges erinnert der »Grabstein der Weilburg« an eines der bedeutendsten klassizistischen Schlösser in Österreich.
»Ich bau dir ein Schloss, so wie im Märchen«, dachte sich der frischverliebte Erzherzog Karl, der legendäre »Sieger von Aspern«. Er hatte gerade die Frau seines Lebens gefunden. Als Beweis seiner Liebe ließ er für seine junge Gemahlin Henriette die Weilburg nach den Plänen des Architekten Josef Kornhäusl hier errichten. Beethoven, der auf Schloss Weilburg öfter zu Gast weilte, gefiel der »neumodische« Bau überhaupt nicht.
»O wäre mein Arm vermögend genug, solches Gebäude, wohin es gehört, zu verschieben«, schrieb er in sein Skizzenbuch. Sein Wunsch ging knapp 140 Jahre später in Erfüllung. Das Schloss geriet in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges in Brand und wurde schwer zerstört. Die Reste der Ruine machten in den 1960er Jahren Bekanntschaft mit der Abrissbirne. Übrig blieb nur der Wappenstein, der im Volksmund der »Grabstein der Weilburg« genannt wird.
Ich kenn ein kleines Wegerl im Helenental, das ist für alte Ehepaare viel zu schmal …
Komponist Alexander Steinbrecher
Nun beginnt der gemütliche Teil des Beethovenrundwanderweges. Wir wandern auf dem viel besungenen »Wegerl im Helenental« entlang der Schwechat bis zur Augustinerhütte. Schon zur Zeit Beethovens war das Helenental ein beliebtes Ausflugsziel der Wiener.
Mit der Kutsche fuhr man zuerst nach Baden, unternahm anschließend einen Spaziergang in der freien Natur und ließ den Tag beim Heurigen ausklingen. Nachdem sich Wanderungen entlang der Schwechat bei Bürgern und Künstlern steigender Beliebtheit erfreuten, wurde eine Promenade am Schwechatufer bis zur Krainerhütte angelegt. Damit war das legendäre »Wegerl im Helenental« geboren.
Urtelstein
Am Wegerl könnt Ihr die eine oder andere kleine Sehenswürdigkeit entdecken.Wie etwa den Urtelstein, der jahrhundertelang eine gefahrenlose Durchfahrt von Baden Richtung Mayerling unmöglich machte. Vor der Sprengung eines Tunnels im Jahr 1826 konnten Kutscher den mächtigen Felsen nur durch die Schwechat oder auf einem schmalen Holzsteg umfahren. Besonders der Weg durch die Schwechat hatte seine Tücken.
Denn genau an dieser Stelle befand sich ein gefährlicher Strudel, der Kutscher, Pferde und Wagen bei höherem Wasserstand gerne in die Tiefe zog. Wir folgen dem romantischen Uferweg weiter. Gemütlich mäandert die Schwechat dahin. Den Abschnitt zwischen Urtelstein und Cholerakapelle schätze Beethoven wegen seiner Unberührtheit ganz besonders. Ein Spaziergang durch das Helenental war es auch, der Beethoven zu seiner »Ode an die Freude« – der Europahymne – inspirierte.
Cholerakapelle
Wer Lust und Laune hat, kann gleich nach der Antonsgrotte einen kurzen Abstecher zur Cholerakapelle unternehmen, die auf der anderen Seite der Schwechat über eine Brücke t zu erreichen ist. Gestiftet hat die kleine Kapelle das Wiener Bürgerehepaar Carl und Elisabeth Boldrino aus Dankbarkeit für die Verschonung vor der Cholera im Jahr 1831.
Beethovenstein
Von hier ist es nicht mehr weit zum Beethovenstein, einem der Lieblingsplätze des berühmten Komponisten. Hier genoss er die »Süße Stille des Waldes« oder ließ sich von den Vogelstimmen zu neuen Kompositionen inspirieren. Habt Ihr schon einmal von der Engländerin Madeleine Slade gehört? Durch Zufall bin ich auf Ihren Namen gestoßen. Die 1892 geborene Engländerin war seit ihrer Kindheit eine glühende Verehrerin Beethovens.
1925 ging sie nach Indien und kämpfte an der Seite Ghandis für die Unabhängigkeit des Landes. In den 1960er Jahren kehrte Slade zurück nach Europa und verbrachte ihren Lebensabend in Österreich. Sie starb 1982 in Kracking, einem kleinen Ort im Wienerwald. Ihr Leichnam wurde verbrannt und ein Teil Ihrer Asche soll hier beim Beethovenstein verstreut worden sein.
Hinauf auf den Hohen Lindkogel
Ihr folgt dem »Wegerl durch das Helenental« noch bis zur Augustinerhütte, wo es dann mit der gemütlichen Wanderung endgültig vorbei ist. Über den »Steinigen Weg« geht es knapp 600 Höhenmeter hinauf zum »Eisernen Tor«, wie der Hohe Lindkogel im Volksmund genannt wird.
Der Legende nach geht der Name auf ein mit einem »Eisernen Türl« verschlossenes Heiligenbild zurück, welches von frommen Leuten aus der Umgebung am höchsten Baum des Gipfels angebracht wurde. Rasch entwickelte sich das Heiligenbild zu einem beliebten Ziel bei Wallfahrern. Durch den Pilgerstrom fühlten sich einige Wilderer gestört und stahlen zuerst das Bild und dann noch das »Türl«. Trotz des Diebstahls pilgerten die Wallfahrer weiterhin auf den Berg. Noch heute gibt es ein Marterl am Hohen Lindkogel. Dieses befindet sich ca 100 Meter vom Schutzhaus entfernt.
Der Weg ist steil, steinig und anstrengend. Nur langsam geht es jetzt auf den nächsten vier Kilometern voran. Eine dichte Waldlandschaft und Lichtungen wechseln einander ab.
Nach rund 80 Minuten erreichen wir die »Karlsruhe«, von wo ihr bei klarem Wetter einen wunderbaren Ausblick bis nach Wien habt. Ob Beethoven tatsächlich diesen qualvoll langen Aufstieg auf sich genommen hat?
Zur Zeit Beethovens galten Bergwanderer, die den Gipfel des Hohen Lindkogel erklommen hatten, noch als verwegene Abenteurer. Es gab weder Schutzhaus noch eine Warte. Und Beethovens Kleidung war für solche Touren auch nicht geeignet. Er bevorzugte einen Frack von feinem blauen Tuch mit metallenen Knöpfen und trug stets »weiße Pantalons und weiße Strümpfe nach der Mode«. Dazu eine weiße Weste und Halsbinde. Von den Schuhen wollen wir gar nicht reden.
Nach einer kurzen Verschnaufpause machen wir uns wieder auf den Weg. Gute 20 Minuten später ist es dann endlich geschafft. Wir stehen am Gipfel des Hohen Lindkogel, wo uns schon das 1884 eröffnete Schutzhaus und ein Aussichtsturm erwarten. Mit seinen 843 Metern ist der Lindkogel der dritthöchste Berg des Wienerwaldes. Nur Schöpfel (893 m) und Gföhlberg (885 m) sind höher.
Bevor es jetzt wieder Richtung Bad Vöslau geht, genießen wir noch eine Stärkung im Gastgarten des Schutzhauses und werfen dabei einen Blick auf den 14 Meter hohen Aussichtsturm, welchen Bankier Simon Freiherr von Sina 1856 zum »Vergnügen des Publikums« errichten ließ.
Von nun an geht es bergab
Vom Schutzhaus nehmen wir den steinigen Brennersteig abwärts. Eine kurze Steilpassage erfordert beim Gehen erhöhte Konzentration. Aber keine Angst, ein Eisengeländer gibt Euch Sicherheit.
Trotzdem fällt mir gerade bei diesem Wegstück Beethovens Fünfte ein, deren Anfang weltbekannt ist.Ta-ta-ta-taaaa! Als »Schicksalssinfonie« ging sie in die Musikgeschichte ein, deren Eingangssequenz gerade einmal mit vier Tönen auskommt.
Der steinige Waldpfad geht nach etwa zwei Kilometer in eine breite Forststraße über. Hier befindet sich der Rastplatz Brezelbuche. Doch nach einem Naturdenkmal werdet Ihr vergeblich suchen.
Denn die Brezelbuche ist verschwunden. Wurde sie Opfer eines Sturms oder »Fichtenmopeds«? Die Antwort auf diese Frage ist nirgends zu finden.
Immer dem Richtungsschild »Opfersteine« folgend, geht es nun weiter durch den Kalkgraben. Dabei passiert ihr die mächtige Herrgottsbuche. Rund 350 Jahre ist die Buche alt und hat einen Durchmesser von mehreren Metern.
Wenn Beethoven seine Spaziergänge durch die Wälder und Weingärten unternahm, trug er in den Rocktaschen seines Gehrocks stets ein Notenheft, ein Konversationsheft, einen dicken Bleistift und das Hörrohr mit sich. Mit schnellem Schritt und mit den Armen den Takt angebend, wanderte Beethoven vor sich hin summend durch die Natur. Bauern, denen er über den Weg lief, hielten ihn sehr oft für einen entflohenen Narren.
Unweit von der Herrgottsbuche befindet der uralte Kultplatz mit mehreren Opfersteinen. Sehenswert ist jener Felsen aus dem eine mächtige Schwarzföhre wächst und deren riesige Wurzel sich eng an den Stein schmiegt.
Es wird gemunkelt, dass hier vor mehr als 4.000 Jahren Menschenopfer dargebracht wurden.
Schon bald nach den Opfersteinen erreichen wir den Fuß des Berges. Von hier geht es wieder gemächlich über das Granerbründl zum Vöslauer Beethovengedenkstein.
Waldstücke und Weingärten wechseln einander ab. Der Wein spielte im Leben von Beethoven eine große Rolle. »Ich liebe Landpartien und ihre Heurigen«, sagte Beethoven einst zum Komponisten Carl Maria von Weber.
Insbesondere der Genuss von Wein inspirierte Beethoven zu gewaltigen Tonschöpfungen. Als das Musikgenie mit nur 56 Jahren auf dem Sterbebett lag traf in seiner Wohnung noch eine Weinlieferung ein. Als er die Weinflaschen sah, sprach er seine letzten Worte »Schade, schade, zu spät« und verstarb.
Vom Beethovengedenkstein bringen uns die Steinbruch-, Berg- und Oberkirchengasse in den rund drei Kilometer entfernten Kurpark von Bad Vöslau. Von dort wandern wir weiter durch das Maital bis zum Ausgangspunkt unseres Beethovenrundwanderweges beim Thermalbad.
Zum Abschluss noch ein kleines geschichtliches Detail: In der Maigasse No 4 befindet sich jener Felsenkeller, wo ein gewisser Herr Schlumberger als Erster in Österrreich Champagner erzeugte. Da jedoch Schlumbergers Schaumwein nicht aus der Champagne kam, hieß der Vöslauer Champagner fortan »Sekt«.
Wir wünschen Euch viel Spaß beim »Nach«Wandern dieser wunderschönen Tour!
FOTOALBUM
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Wanderung auf den Spuren Beethovens inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Wanderung findet Ihr im Fotoalbum unter: Am Beethoven-Rundwanderweg