Reiseziele in Europa

Von Deutschland nach Portugal, von Kroatien nach Tschechien. Hier findest Du Reisetipps, Sightseeing-Touren, Routenvorschläge uvm quer durch Europa.

Usedom! Prachtvolle Bäderarchitektur, die berühmte Seebrücke von Ahlbeck und endlose Sandstrände werdet ihr auf dieser Wander- oder Radtour entlang der längsten Strandpromenade Deutschlands entdecken. Unsere 12 km lange Tour beginnt im Kaiserbad Bansin und führt über Heringsdorf und Ahlbeck in das polnische Swinemünde. Ausgangspunkt ist die Seebrücke in Bansin. Kaiserbad Bansin Das Seebad Bansin wurde 1897 eigens zu Zwecken des Badebetriebes »aus dem Boden« gestampft. Grund für die Gründung war das in Deutschland in Mode kommende Baden im Meer, für die der endlose Sandstrand beste Voraussetzungen bot. Doch um die Jahrhundertwende konnte man nicht einfach in die Fluten der Ostsee hüpfen, da Sitte und Anstand besonders großgeschrieben wurden. Davon zeugen noch heute die an der Promenade stehenden nachgebauten Badekarren. In dieser hölzernen Umkleidekabine auf vier Rädern zogen sich die Badegäste, geschützt vor den neugierigen Blicken Anderer, ihr Badetrikot an. Anschließend schleppte ein Pferd den Badekarren ins Wasser. Nur so konnten die Badewilligen sittlich unbedenklich im Meer baden, da der Badekarren gleichzeitig als Sichtschutz diente. Denn es galt als moralisch verwerflich, wenn Frauen und Männer in Sichtweite zueinander im Wasser planschten, auch wenn die damalige Bademode viel mehr verhüllte als heute. Bansin hatte sich jedoch in den Anfangsjahren seines Bestehens einen antisemitischen Ruf eingehandelt. Man vermarktete sich gerne »als deutsches Seebad mit ausschließlich christlichen Häusern und frei von Juden«. Damit wollten sich die Bansiner von Heringsdorf abgrenzen, wo das jüdische Großbürgertum herzlich willkommen war und auch in koscheren Restaurants dinieren konnte. Genug der Einführung. Starten wir los. Im Gegensatz zu ihren Pendants in Heringsdorf und Ahlbeck ist die 285 Meter lange Seebrücke in Bansin puristisch einfach gestaltet und weist kein Land- oder Brückengebäude auf. Trotzdem ist sie bei jedem Wetter als Flaniermeile bei den Touristen beliebt. In unserem persönlichen Ranking der schönsten Seebrücken auf unserer Tour belegt sie Platz 2. Die Bäderarchitektur in den Kaiserbädern von Usedom Das Sehenswerte bei unserer Wanderung entlang der Strandpromenade von Bansin nach Heringsdorf und Ahlbeck sind die vielen prachtvollen Bädervillen. Die Bäderarchitektur vereint Elemente des Klassizismus, Historismus und Jugendstils: Säulen schmücken das Eingangstor, Loggien mit großen Fenstern oder Holzveranden lockern die Hausfassade auf. Ein gemütlicher Erker und ein kleines Türmchen dürfen meist auch nicht fehlen. Als im 19. Jhdt das Baden im Meer in Mode kam, entdeckten Adelige und die Berliner Hautevolee Usedom als idealen Ort für ihre Sommerfrische und ließen sich standesgemäße Villa als Sommerresidenz errichten. Nur wenige Jahre später galt die Insel Usedom bereits als »Berlins Badewanne«. Usedom hat sich in den Jahren nach der Wende zu einem touristischen Hotspot entwickelt und viele der denkmalgeschützten Bädervillen wurden in Hotels und Ferienwohnungen umgebaut. Traurig, aber wahr: Schon einige der alten Villen wurden das Opfer der Spitzhacke und durch charmebefreite Neubauten mit dutzenden Ferienwohnungen ersetzt. Die Künstler in den Kaiserbädern Auch viele Künstler zog es in die Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck. Darunter Thomas Mann, Leo Tolstoi, Theodor Fontane, Kurt Tucholsky oder den Wiener Walzerkönig Johann Strauß. Sie alle flanierten entlang der Strandpromenade, lauschten den kreischenden Möwen und atmeten die würzige Seeluft ein. Wir verlassen nun kurz die Strandpromenade und suchen die Maxim-Gorki-Straße Nr 13 auf, die parallel zur Strandpromenade verläuft. Hier steht die Villa Irmgard, wo sich im Jahr 1922 der russische Schriftsteller Maxim Gorki von seiner Tuberkuloseerkrankung erholte. Ein Gerücht besagt, dass Lenin den Schriftsteller persönlich zur Kur geschickt hatte, um ihn wegen ideologischer Auseinandersetzungen auf elegante Art loszuwerden. Im Gästebuch des Hauses verewigte sich Gorki mit dem Satz »Und dennoch und trotz alledem werden die Menschen eines Tages wie Brüder leben«. In der Villa Irmgard befindet sich ein kleines Museum, wo ihr die Wohn- und Arbeitsräume des Schriftstellers besichtigen könnt. Kaiserbad Heringsdorf Wieder zurück auf der Strandpromenade erreichen wir schon bald das Kaiserbad Heringsdorf, das in der Kaiserzeit zum »Nizza des Ostens« avancierte. Bis in das Jahr 1820 war Heringsdorf ein kleines namenloses Fischerdorf. Einer Legende nach verdankt der Ort seinen Namen dem Kronprinzen und späteren Preußen-König Friedrich Wilhelm IV, der mit seinen Brüdern und seinem Vater eine Rundreise durch Pommern machte. Auf Einladung des Gutsbesitzers Georg Bernhard von Bülow reisten sie auch nach Usedom. Als man das namenlose Fischerdorf besichtigte, bat man den Kronprinzen untertänigst dem kleinen Nest einen Namen zu geben. Inspiriert vom Salzen und Weiterverarbeiten der fangfischen Heringe am Strand fiel Friedrich Wilhelm spontan der Name »Heringsdorf« ein. Das kleine Fischerdorf entwickelte sich jedoch ab dem Jahre 1825 rasant zu einem mondänen Seebad, wo sich die Mitglieder des Kaiserhauses, Großindustrielle und das »Who-is-Who« der Berliner High Society ein Stelldichein gaben. Die Herren flanierten im Anzug und mit Gehstock entlang der Strandpromenade und knüpften gewinnbringende Geschäftskontakte oder diskutierten die wirtschaftlichen Auswirkungen des Russisch-Osmanische Krieges. Damen in weißen Sommerkleidern und dem obligatorischen Sonnenschirm fädelten standesgemäße Partien ihrer Kinder ein oder erfuhren den neuesten Klatsch und Tratsch aus Berlin. Zum gesellschaftlichen Zentrum von Heringsdorf zählte zur Kaiserzeit die Villa Staudt, wo Kaiser Wilhelm II regelmäßig mit Elisabeth Staudt auf der Terrasse Tee trank, wenn er auf Usedom weilte. Der Kaiser schätze die Treffen mit der Gastgeberin, da Elisabeth, nicht nur eine Augenweide war, sondern auch als intelligent, charmant und witzig galt. Im Garten der Villa erinnert eine Statue an den Großvater von Wilhelm II, der 1820 erstmals Heringsdorf gemeinsam mit seinem Bruder, König Friedrich Wilhelm IV besuchte. Sehenswert auf unserer Tour sind auch die Villa Oechsler und die Villa Oppenheim, wo einst der Maler Lyonel Feininger wohnte, der mit seinen Arbeiten am Bauhaus zu den bedeutendsten Künstlern der Klassischen Moderne zählt. Betrachten wir nun die Seebrücke von Heringsdorf. Sie ist mit 508 Metern die längste Seebrücke Deutschlands. 1995 eröffnet, beherbergt sie im Landgebäude eine Reihe von Geschäften, Lokalen und mehrere Appartements. Die alte Kaiser-Wilhelm-Brücke, die einst Lyonel Feininger malte, wurde in den 1950er Jahren ein Raub der Flammen. Über Architektur könnte man ja bekanntlich nächtelang diskutieren, doch einen Schönheitspreis gewinnt diese Brücke unseres Erachtens nicht. In einem Zeitungsartikel wurde sie mit ihrer windabweisenden Plexiglaszwischenwand und den vielen allzu hellen Lichtern treffenderweise mit einer überdimensionierten Straßenbahnhaltestelle verglichen. In unserem persönlichen Ranking der schönsten Seebrücken auf unserer Tour belegt sie den 3. und letzten Platz. Die Strandpromenade und die Strände der Kaiserbäder Man hat Ruhe und frische Luft, und diese beiden Dinge wirken wie Wunder und erfüllen Nerven, Blut und Lungen mit einer stillen Wonne! Theodor Fontane über Heringsdorf Von Ruhe kann auf der 12 km langen Kaiserbäderpromenade von Bansin über Heringsdorf und Ahlbeck bis ins polnischen Swinemünde dieser Tage keine Rede sein. Massen an Rädern, Rollatoren, Spaziergehern oder Walkern im enganliegenden Sportdress und mit Wanderstöcken bewaffnet, bevölkern die längste Strandpromenade Europas. Wir wollen uns gar nicht vorstellen, wie es hier erst im Hochsommer zugeht. Wir verlassen für ein kurzes Stück die Strandpromenade und spazieren am feinen, weißen Sandstrand weiter, wo es am heutigen Tag überraschenderweise viel ruhiger zugeht. Sanft schlagen die Wellen der Ostsee an den bis zu 70 Meter breiten Strand an, der mit Buhnen geschützt ist. Dabei handelt es sich um Holzpfähle, die aus dem Wasser ragen und das Abtragen des Strandes verhindern sollen. Über uns kreischen Möwen auf der Jagd nach Futter. Der intensive Duft von Sonnenöl, der hier im Hochsommer vorherrscht macht sich noch nicht bemerkbar. Nur eine schwache salzige Meeresbrise weht über die vielen bunten Strandkörbe. Diese sind im späten Nachmittagslicht ein besonders beliebtes Fotomotiv. Dem Erfinder des Strandkorbes gebührt wahrlich ein Orden. Im Strandkorb ist man – wie in Mutters Schoß – geschützt gegen Wind und intensiver Sonneneinstrahlung. Außerdem bietet er ein bisschen Privatsphäre inmitten hunderter Touristen. Steht der Strandkorb auch noch in der ersten Reihe, dann kann man stundenlang die schöne Aussicht auf das Meer genießen. Nette Strandbars laden immer wieder zu einer kurzen Erholungspause ein. Was gibt es Schöneres als bei einem Glas Bier und einer Bockwurst den Tag zu genießen. Kaiserbad Ahlbeck Zurück auf der Strandpromenade erreichen wir schon bald darauf das Kaiserbad Ahlbeck. Auch in Ahlbeck finden sich zahlreiche Villen im Stile der Bäderarchitektur. Doch das unbestrittene Highlight des östlichsten Kaiserbades auf der Insel Usedom ist die historische Seebrücke. Die Seebrücke Ahlbeck wurde 1899 mit einem 280 m ins Meer reichenden Seesteg errichtet und gilt als die älteste Seebrücke Deutschlands. Das blütenweiße Brückengebäude mit seinen vier pittoresken Türmchen im Gründerzeit-Stil ist wohl das beliebteste Fotomotive der Insel Usedom. Auch zahlreiche Filmemacher fanden großen Gefallen am Wahrzeichen von Ahlbeck und nutzen die Seebrücke als Filmkulisse. So drehte der Meister des deutschen Humors Vicco von Bülow, alias »Loriot« einige Filmszenen von »Pappa ante Portas« auf der Ahlbecker Seebrücke. Für uns ist die Seebrücke von Ahlbeck der klare Sieger unseres internen Seebrücken-Rankings. Auf dem Platz vor der Seebrücke steht eine Jugendstiluhr mit verspielter Girlanden-Ornamentik, die ein Kurgast 1911 der Gemeinde stiftete. Sie ist zumindest ein Erinnerungsfoto wert. Während Künstler das Seebad Bansin aufsuchten und die Reichen und Schönen sich im Seebad Heringsdorf vergnügten, reiste das Bürgertum und die weniger Wohlhabenden nach Ahlbeck. Doch auch prominente Gäste residierten in Ahlbeck, wie der selige österreichische Kaiser Franz Joseph im Jahr 1905. Ob die örtliche Kurkapelle wohl die Kaiserhymne bei seiner Ankunft intonierte? Vermutlich schon, aber wir konnten es trotz intensiver Recherche nicht herausfinden. Macht nichts, auf zur letzten Etappe! Auf nach Swinemünde in Polen Nur drei Kilometer von der Seebrücke in Ahlbeck entfernt verläuft seit 1945 die Staatsgrenze zu Polen, die bis zum Beitritt Polens zum Schengen-Abkommen durch einen Zaun mit Wachtturm abgeriegelt war. Heute erinnert nur mehr eine Markierung im Boden und ein Tor in Form einer Klammer an die jahrzehntelange unüberwindbare Grenze. Wir folgen der Strandpromenade weiter bis nach Świnoujście, wie Swinemünde auf Polnisch heißt. Auch Swinemünde kann auf eine lange Tradition als Seebad zurückblicken. Bereits im Jahre 1821 nahm die Stadt den Badebetrieb auf. Wie auch in den drei Kaiserbädern entstanden zahlreiche prachtvolle Bädervillen. Doch bei einem verheerenden amerikanischer Luftangriff während des Zweiten Weltkriegs wurde das »alte« Swinemünde großteils zerstört. Tausende Menschen kamen im Bombenhagel dabei ums Leben. Darunter zahlreiche Flüchtlinge aus Ostpreußen, die vor den Russen geflüchtet waren und auf einen Weitertransport mit dem Schiff in den Westen warteten. Viele Tote konnten nicht identifiziert werden und wurden anonym in Massengräbern beerdigt. Seit dem Wiederaufbau wird Swinemünde von wenigen Bädervillen, Plattenbauten und vielen Neubauten geprägt. Swinemünde war, als wir Sommer 1827 dort einzogen, ein unschönes Nest, aber zugleich ein Ort von besonderem Reiz. Theodor Fontane Mit diesen Worten beschrieb Theodor Fontane die Stadt seiner Kindheit, wo sein Vater die Adler-Apotheke gekauft hatte. Später machte er Swinemünde zum Schauplatz seines Romans über das tragische Schicksal der »Effi Briest«, die als unglückliche Ehebrecherin in die Weltliteratur einging. Nach genau 12 km ist es geschafft! Ihr habt das Ende der Strandpromenade erreicht, wo das Wahrzeichen von Swinemünde, die Mühlenbake steht. Der in Form einer Windmühle errichtete Leuchtturm wurde 1874 erbaut und zeigt den Schiffen die Einfahrt in die Swine an. Wer nach dieser Wanderung oder Radtour noch Lust und Laune hat, könnte noch einen Abstecher zu zwei sehenswerten preußischen Festungsanlagen an der Swine unternehmen. Die Festung »Engelsburg«, die ihren Namen von der Ähnlichkeit mit der Papstburg in Rom hat und das Fort »Redoute« mit seinen Wassergräben, Wällen und Kasematten. Beide Befestigunganlagen hatten die Aufgabe die Zufahrt zur Ostsee zu sichern. HinweisFür den Rückweg empfiehlt sich für alle Wanderer die Bahn von Swinemünde zum jeweiligen Ausgangspunkt zurückzunehmen. Die Wanderung kann übrigens von jedem beliebigen Kaiserbad begonnen werden. Gemütlich, aber überlaufen ist der Teilabschnitt Bansin – Heringsdorf – Ahlbeck. Sportlich, aber ein wenig ruhiger, ist die Etappe Ahlbeck – Swinemünde. NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?Wir hoffen, dass wir Euch zu einer Wanderung oder Radtour entlang der 12 km langen Strandpromenade, welche die Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck mit dem polnischen Swinemünde verbindet, inspirieren konnten. Noch mehr Fotos von der Insel Usedom findet Ihr im Fotoalbum unter: WANDERN USEDOM – DIE KAISERBÄDER BANSIN, HERINGSDORF, AHLBECK UND SWINEMÜNDE [...]
Ob Naumburger Dom oder ein Spaziergang an der Saale – Ihr erfahrt in diesem Beitrag die perfekte Route für einen Stadtspaziergang durch das malerischen Naumburg, sowie zwei Ausflugtipps in die nähere Umgebung. Ein bisschen Geschichte … Die Stadt Naumburg blickt auf eine mehr als 1.000-jährige Geschichte zurück, deren Namen auf die neu errichtete Burg »Nuwenburg« der Markgrafen von Meißen zurückgeht. Bereits 1028 wurde Naumburg Bischofssitz und der Bau eines Doms begonnen. Durch die Verleihung des Marktrechts fünf Jahre später und der Lage an der Kreuzung zweier wichtiger Handelsstraßen, entwickelte sich Naumburg schon bald zu einem wichtigen Handelsplatz. Vom einstigen Reichtum der Stadt zeugen heute noch viele Bürgerhäuser rund um den Marktplatz. Kurioses Detail: Sowohl der Bereich rund um den Dom als auch die Händler- und Bürgerstadt waren über mehrere Jahrhunderte jeweils von einer eigenen Stadtmauer umgeben. Naumburger Dom Unseren Spaziergang durch Naumburg beginnen wir beim bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Schon von weitem sind die vier mächtigen Türme des Naumburger Doms zu sehen. Der Naumburger Dom, dessen Baugeschichte bis in das Jahr 1028 zurückreicht, zählt heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das Meisterwerk spätromanischer und frühgotischer Architekturgeschichte solltet ihr bei einem Besuch in Naumburg auf keinen Fall versäumen. Die Geschichte des Doms ist eng mit dem Namen »Uta« verbunden. Uta ist eine der zwölf lebensgroßen Stifterfiguren im Naumburger Dom, die um 1250 von einem unbekannten Bildhauer geschaffen wurden und deren Besonderheit in ihrer detailverliebten Darstellung liegt. Der Schriftsteller Umberto Ecco bezeichnete Uta in seiner »Geschichte der Schönheit«“ als die »schönste Frau des Mittelalters« und träumte von einem romantischen Abend mit ihr. Anmutig, vornehm und selbstbewusst, steht die kühle Schönheit im Westchor des Doms und lässt sich von den zahlreichen Besuchern des Gotteshauses bewundern. »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die schönste im ganzen Land?« Dies fragt einst die böse Königin im Walt Disney Zeichentrickfilmklassiker »Schneewittchen und die sieben Zwerge« ihren Spiegel. Und was hat die Widersacherin von Schneewittchen mit Uta zu tun? Wenn ihr Euch das Gesicht von Uta genau anseht werdet ihr bemerken, dass sie der bösen Königin ihr Gesicht lieh. West- und Ostchor sind durch zwei mittelalterliche Lettner vom Kirchenschiff getrennt. Besonders beeindruckend ist der Westlettner mit acht farbigen Reliefs, welche die Leidensgeschichte Christi darstellen. Im Ostchor befindet sich der Hauptaltar und ein unscheinbares Kapitell mit zwei schachspielenden Affen. Der Legende nach stritten zwei Domherren, ob Martin Luthers Lehren auch im Naumburger Dom Einzug halten werden. Worauf der eine Geistliche meinte, dass eher seine beiden Äffchen daheim das Schachspiel erlernen würden. Was für ein gewaltiger Irrtum! 1542 fanden Luthers Lehren ihren Weg auch nach Naumburg und die Äffchen wurden in Stein gehauen im Dom verewigt. Zum Abschluss der Besichtigung des Naumburger Doms empfehlen wir Euch auch den Kreuzgang des Gotteshauses zu besichtigen, der zum Domschatzgewölbe führt. Die Bürgerstadt von Naumburg Wir verlassen nun das UNESCO-Weltkulturerbe und spazieren durch die Herrengasse Richtung Marktplatz, der von Häusern aus der Zeit der Renaissance und des Barocks gesäumt wird. Sie alle wurden nach dem großen Stadtbrand von 1517 errichtet. Nehmt Euch Zeit und bewundert die vielen kleinen Details, die ihr bei genauem Hinsehen entdecken könnt. So weist ein Wappenstein mit einem Lorbeerbaum am Erker einer Apotheke auf den Namen des ehemaligen Apothekers hin. Oder werft einen Blick auf das Stadtmuseum »Hohe Lilie« mit seinem spätgotischen Staffelgiebel. Sicherlich werden Euch auch die mehrgeschossigen Dachaufbauten aufgefallen sein, die im Mittelalter den Kaufleuten als Warenlager dienten. Sie erinnern an jene Zeit, als Naumburg eine wichtige Handelsmetropole an der Handelsstraße Via Regia war, die West- und Osteuropa verband. Charakteristisch für Naumburg sind auch die übergroßen Zwerchgiebel, die mehrere Bürgerhäuser und das Rathaus zieren. Dominiert wird der Marktplatz von der spätgotischen Wenzelskirche, deren Turm nicht nur als Glockenturm, sondern auch als Wachturm diente. Hier versah der »Hausmann«, wie der Türmer in Naumburg genannt wurde, seinen Dienst. Der Türmer sollte Alarm schlagen, wenn sich Feinde der Stadt näherten oder Häuser in Flammen standen. Doch oft wurden Brände nicht rechtzeitig bemerkt, weil der Türmer seinen Rausch vom Vortag ausschlief. Was mit jenem Türmer geschah, der den großen Stadtbrand von 1517 nicht rechtzeitig meldete, der ganz Naumburg in Schutt und Asche legte, darüber schweigt die Stadtchronik. Hauptattraktion der Wenzelskirche ist die prachtvolle Hildebrandt-Orgel, die elegant unter der Kirchendecke thront. Sie gilt heute als die einzige erhaltene Orgel, die Johann Sebastian Bach maßgeblich mitkonzipierte und persönlich einweihte. Ein wenig versteckt hinter der Wenzelskirche führt ein Torbogen in die enge Jüdengasse, wo sich im Mittelalter das jüdische Viertel von Naumburg befand. Viele Juden übten zur damaligen Zeit die Tätigkeit als Geldverleiher aus. Als sich jedoch die Stadträte, über die angeblich hohen Wucherzinsen der jüdischen Geldverleiher und deren rücksichtslose Eintreibung beschwert hatten, wurde die jüdische Bevölkerung 1494 aus Naumburg ausgewiesen. Wir gehen weiter durch die Jakobsstraße zum Holzmarkt, wo uns ein besonders schöner Renaissancebau mit einem Erker ins Auge fällt. Hier befand sich einst der Gasthof »Zum Güldenen Harnisch«. Zu den berühmtesten Gästen des Hauses zählte Frankreichs Kaiser Napoleon und der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe. Napoleon war unterwegs zur nächsten Schlacht, Goethe hingegen traf eine Muse zum Tête-à-tête. Doch das ist geschichtlich nicht belegt und geht auf die Phantasie des Autors dieses Beitrages zurück. Der Holzmarkt diente einst als Holzstapel- und Trockenplatz des auf der Saale geflößten Holzes aus Thüringen. Wenn Ihr über den Platz schlendert, entdeckt ihr gleich das Denkmal für Friedrich Nietzsche, der auf einen Stuhl mit einem Buch sitzt und zu einem Mädchen blickt. Hat der Philosoph mit dem Riesen-Schnauzbart das Mädchen mit der Aussage »Das Weib war der zweite Fehlgriff Gottes« gerade geschockt? Oder zitierte er aus seinem Werk »Also sprach Zarathustra« den Satz »Wenn Du zu Frauen gehst, vergiss die Peitsche nicht!«? Man weiß es nicht. Bekannt ist jedoch, dass der Philosoph nicht nur seine Kindheit in Naumburg, sondern auch einen Großteil seiner letzten Lebensjahre verbrachte. Das Haus seiner Mutter mit der Adresse »Im Weingarten 18« ist nur ein paar Gehminuten vom Holzmarkt entfernt. Ab seinem 45. Lebensjahr litt Nietzsche unter einer schweren psychischen Krankheit., die ihn zum Pflegefall machte. Seine Mutter holte ihn nach Naumburg, wo sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1897 für den Schwerkranken sorgte. Danach kam er in die Obhut seiner Schwester in Weimar, wo er am 25. August 1900, im Alter von 55 Jahren, starb. Das nächste Ziel unseres Stadtspaziergangs durch Naumburg ist das Marientor, dem einzigen heute noch erhaltenen Stadttor der Stadtbefestigung. Die Ursprünge von Turm und Torhaus gehen bis in das 14. Jhdt zurück. Die Räumlichkeiten des Marientors, die über Jahrhunderte als Wohnung des Torwächters und als Gefängnis dienten, sowie den Wehrgang könnt Ihr gegen einen kleinen Obolus besichtigen. Gleich gegenüber vom Marientor befindet sich das Depot der »Wilden Zicke«. So wird die Naumburger Straßenbahn im Volksmund liebevoll genannt, die seit 1892 ihre Runden um die Altstadt dreht. Das auf der Strecke eingesetzte Wagenmaterial wurde ausnahmslos zu DDR-Zeiten gebaut. Schon von weitem ist die »Wilde Zicke« mit ihrem markanten Elektromotorengeräusch und dem Klingeln bei der Abfahrt zu hören. Eine Fahrt lohnt sich auf alle Fälle, nicht nur für Ostalgie-Fans. Ausflugtipps rund um Naumburg Ausflugtipp 1: Ein Weinspaziergang an der Saale Naumburg liegt in der Weinregion »Saale-Unstrut«, die als die nördlichste und kleinste Weinbauregion Deutschlands gilt und wo seit mehr als 1.000 Jahren Wein angebaut wird. Dieser Umstand lädt doch förmlich zu einer kurzen Weinwanderung ein, oder? Idealer Ausgangspunkt für unsere Wanderung ist die Naumburger Wein- und Sektmanufaktur. Der Geburtsort des Deutschen Sekts liegt rund 3 km vom Zentrum entfernt, direkt an der Saale. Gegründet wurde die Manufaktur im Jahr 1824. Das noch heute bestehende Fabriksgebäude stammte übrigens aus 1856. Ein kleiner Gastgarten mit schattigen Bäumen lädt zum Verkosten der Sekte und Weine ein. Wir folgen nun dem Blütengrund-Rundweg, der gemütlich entlang der Saale und später durch die Weinberge verläuft. Vorbei an Weinbergen und Gartenlauben erreicht ihr nach knapp zwei Kilometern den Zusammenfluss von Saale und Unstrut, einem ausgesprochen romantischen Plätzchen, welches zum Verweilen einlädt. Entlang des Weges werdet ihr immer wieder über »Straußwirtschaften« stolpern. Was in Österreich Buschenschank bezeichnet wird, heißt in der »Saale-Unstrut-Weinregion« Straußwirtschaft. Hier schenken Winzer und Weinbauern zu bestimmten Zeiten ihren eigenen Wein aus und bieten kleine Speisen an. Eine geöffnete Straußwirtschaft erkennt ihr an einem ausgesteckten Zweig, Buschen, Besen oder Kranz. Als Verehrer des Grünen Veltliners oder des Wiener Gemischten Satzes konnten wir uns mit den hier gekelterten Weinen nicht so richtig anfreunden. Doch bekanntlich sind Geschmäcker verschieden. Etwa 600 Meter vom Zusammenfluss von Saale und Unstrut entfernt, spaziert ihr am barocken »Steinernen Bilderbuch« vorbei. Dieses außergewöhnliche Bildrelief ließ der Hofjuwelier Johann Christian Steinauer anlässlich des zehnjährigen Thronjubiläums von Herzogs Christian von Sachsen-Weißenfels in den Sandstein seines Weinbergs meißeln. Das 150 Meter lange Relief mit zwölf Bildern zeigt biblische Szenen zum Thema Weinbau, wie beispielweise die Hochzeit zu Kanaa, wo Jesus Wasser in Wein verwandelte. Nur einen Katzensprung vom »Steinernen Bilderbuch« entfernt, erwarb im Jahre 1903 der berühmte Grafiker, Maler und Bildhauer Max Klinger einen Weinberg samt Winzerhäuschen, das er zu einem hübschen Landhaus ausbauen ließ. Hier konnte er sich zwischen den Reben vom hektischen Leipziger Großstadtleben erholen und sich mit seinen Musen vergnügen. Nach seinem Tod im Jahre 1920 fand Max Klinger am Weinberg seine letzte Ruhestätte. Sein Grab ziert die Skulptur »Der Athlet«, die Klinger noch selbst entworfen hatte. Landhaus und Grab könnt ihr besichtigen. Es zahlt sich aus, den Weinberg zu besteigen, denn von hier habt ihr einen wunderschönen Blick auf die Silhouette von Naumburg. Und ein kleines Café gibt es zur Stärkung hier auch. Nun habt ihr die Möglichkeit dem Blütengrund-Rundweg durch die Weinberge weiter zu folgen oder ihr spaziert den gleichen Weg wie vorhin zurück. Wir haben uns für den Hinweg entschlossen. Ausflugtipp 2: Freyburg – Elisabeth, der dicke Wilhelm und Rotkäppchen Ein weiterer Ausflugtipp ist das kleine Städtchen Freyburg, rund 10 km von Naumburg entfernt und leicht mit dem Rad entlang des Unstrut-Radweges zu erreichen. Zu sehen gibt es einiges. Da wäre beispielsweise die Stadtpfarrkirche Sankt Marien, die gerne als die kleine Schwester des Naumburger Doms tituliert wird. Die spätromanische Basilika wurde im Auftrag des Thüringer Landgrafen Ludwig IV und seiner Gattin, der Heiligen Elisabeth errichtet, die durch ihren aufopfernden Einsatz für Arme und Kranke als Sinnbild tätiger Nächstenliebe verehrt wird. Hoch über Freyburg wacht die Neuenburg über der Stadt, die um 1090 vom Thüringer Grafen Ludwig dem Springer errichtet wurde. Seinen Beinamen erhielt Ludwig der Sage nach, durch den waghalsigen Sprung aus einem Burgturm in die Saale, nachdem er wegen eines Mordes an einem Rivalen zum Tode verurteilt worden war. Ludwig gründete nicht nur die Neuenburg, sondern auch die viel bekanntere Wartburg. Mit der Neuenburg sind auch viele berühmte Namen verbunden. So lebte die hl Elisabeth von Thüringen zeitweise in ihren Mauern. Auch Kaiser Friedrich Barbarossa war zu Gast. Die Legende weiß zu berichten, dass er seit Jahrhunderten in einer Höhle des Kyffhäuserbergs – rund 80 km von Freyburg entfernt – an einem Steintisch sitzend schläft, während sein roter Bart um den Tisch wächst. Wenn jedoch der Bart dreimal den Tisch umkreist hat, wird er seine Höhle verlassen um in seinem Reich wieder Ordnung zu schaffen. Architektonische Kleinod der Burg ist die doppelgeschossige Kapelle, deren Räume mit einer kleinen Fußbodenöffnung verbunden sind. Während die obere Kapelle prachtvoll ausgestattet und ausschließlich der adeligen Familie vorbehalten war, musste das einfache Volk der liturgischen Zeremonie im Untergeschoss beiwohnen. Überragt wird die Neuenburg vom »Dicken Wilhelm«, dem rund 20 Meter hohen Bergfried, der in der Mitte des 12. Jhdt errichtet wurde und als Wohnturm diente. »Frisch, fromm, fröhlich und frei« war der Wahlspruch von »Turnvater« Friedrich Ludwig Jahn, der seinen Lebensabend bis zu seinem Tod 1852 in Freyburg verbrachte. Mit Reck und Barren wollte er die deutsche Jugend auf den Widerstand und den Kampf gegen die napoleonische Besatzung vorbereiten. Seine letzte Ruhestätte fand Jahn im Ehrenhof seines Wohnhauses, welches heute das kleine Friedrich-Ludwig-Jahn-Museum beherbergt. Nach so viel Kultur habt ihr Euch wahrlich eine Erfrischung verdient. Wie wäre es mit einem kleinen Glas Sekt in der Rotkäppchen Sektkellerei? Diese wurde 1856 als »Ersten Freyburger Champagner-Fabrik-Gesellschaft« gegründet. Namensgeber der Sektkellerei ist nicht das berühmte Märchen der Gebrüder Grimm, sondern die rote Kapsel der Freyburger Sekte. Wer Lust und Laune hat kann an einer Führung durch die Sektkellerei teilnehmen und sich anschließend im Shop mit Sekt, Fruchtsecco oder sonstigen Mitbringseln eindecken. NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Stadtspaziergang durch Naumburg inspirieren konnten. Noch mehr Fotos aus Naumburg und seine Umgebung findet Ihr im Fotoalbum unter: NAUMBURG UND SEINE SEHENSWÜRDIGKEITEN AN EINEM TAG ZU FUSS ENTDECKEN [...]
Die perfekte Route für einen Stadtspaziergang durch Weimar! Entdeckt die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und hört Anekdoten über Goethe, Schiller, sowie über weitere Protagonisten der Weimarer Klassik. Markt Morgenstimmung in Weimar. Markstandler errichten ihre Verkaufsstände. Käufer überprüfen das Angebot von Obst, Gemüse und Kräutern. Zwiebelzöpfe und Strohblumensträuße werden bereits feilgeboten. Sie sind Vorboten für den traditionellen Zwiebelmarkt am zweiten Wochenende im Oktober. Der Duft von Bratwürsten liegt in der Luft. Wir stehen am Marktplatz von Weimar, wo einst Turniere ausgetragen wurden und die herzogliche Garde exerzierte. Der quadratische Platz ist bereits seit dem Spätmittelalter das Herz der Stadt. Wir drehen uns einmal um die eigene Achse und nehmen den Platz genauer unter die Lupe. Rathaus Die Westseite des Marktplatzes dominiert das neugotische Rathaus. Es wurde 1841 von Baurat Heinrich Hess geplant. Bereits 1396 befand sich ein Rathaus an dieser Stelle. Es wurde ebenso ein Raub der Flammen, wie sein Nachfolgerbau, den Goethe und Schiller noch kannten. In einer halben Stunde, pünktlich um 10.00 Uhr, wird das Glockenspiel aus Meißner Porzellan erklingen. Die 35 Glocken hängen seit 1987 im Giebel des Rathausturms und spielen um 10, 12, 15 und 17 Uhr insgesamt vierzehn unterschiedliche Melodien mit Weimar-Bezug. Cranachhaus und Stadthaus Wenden wir uns der Ostseite des Marktplatzes zu. Dieser wird von drei Renaissance-Gebäuden gesäumt. Ganz links an der Ecke des Platzes das Stadthaus mit der Tourist-Information. Gleich anschließend steht das Cranach-Haus mit seiner reichverzierten Fassade. Lucas Cranach der Ältere zählt zu den wichtigsten Malern der Renaissance. Mit 80 Jahren kommt er 1552 nach Weimar und gründet hier eine Malerwerkstätte. In dieser produziert er mit seinen Schülern durch standardisierte Arbeitsabläufe Porträts und Altarbilder am laufenden Band. Trotz seines hohen Alters beginnt er noch mit den Arbeiten am Flügelaltar für die Herderkirche. Als er ein Jahr später stirbt, vollendet sein Sohn Lucas die Altargemälde. Werfen wir noch schnell einen Blick auf die zwei „Tratschsteine“ in den Rundbögen des Cranach-Hauses. Auf diesen erholten sich die Mägde von den Anstrengungen des Tages und lästerten dabei über ihre Herrschaften oder tauschten den neuesten Tratsch aus. Väter nutzten den Ort um ihre Töchter unter die Haube zu bringen. Sie steckten die jungen Damen in kostbare Gewänder und hofften auf einen heiratswilligen Mann. Hotel Elephant Mit illustren Gästen kann das Traditionshotel Elephant aufwarten. Franz Grillparzer bezeichnete es als das „Vorzimmer zu Weimars lebender Walhalla“. Goethe trank hier gerne sein Glas Madeira und philosophierte mit Schiller über Gott und die Welt. Im Gästebuch finden sich die Namen von Richard Wagner, Leo Tolstoi, Franz Liszt oder Adolf Hitler. Letzterer ließ sich bei seinen Aufenthalten im Hotel stets mit den Worten „Lieber Führer komm heraus, aus dem Elefantenhaus“ auf den Balkon bitten. Der erste Weihnachtsbaum Zum Abschluss noch schnell eine Legende. Wahrscheinlich traute Goethe seinen Augen nicht, als er am Vorweihnachtstag über den Marktplatz spazierte und dort einen mit Äpfeln und Zuckerwerk behangenen Nadelbaum entdeckte. Es war der der erste öffentlich geschmückte Weihnachtsbaum der Welt. 1815 stellte der Buchhändler Johann Wilhelm Hoffmann den Christbaum diesen vor seinen Laden auf und machte mit dieser Geste Kindern aus ärmlichen Familien eine Freude. Herderplatz Nächstes Ziel ist der stimmungsvolle Herderplatz. Zurzeit von Goethe und Schiller hieß der Herderplatz noch Töpfermarkt und war ein Marktplatz. Dominiert wird der Herderplatz von der Stadtpfarrkirche St Peter und Paul. Herder-Denkmal Beim Kircheneingang erwartet uns bereits der Dichter und Theologe Gottfried Herder. Er zählt neben Goethe, Schiller zu den vier Protagonisten der Weimarer Klassik. Durch die Fürsprache seines Freundes Goethe wird Herder zum Generalsuperintendent und Oberpfarrer nach Weimar berufen. Goethe hatte Herder während seiner Studienzeit in Straßburg kennen gelernt. Aber Dichter und Denker sind auch ganz normale Menschen mit ganz normalen Verhaltensmustern. Als Herder scharfe Kritik an Goethes Urfaust übt, kühlt die gute Beziehung merklich ab. Dies sollte sich bis zum Tod Herders im Jahr 1803 auch nicht mehr ändern. Seine letzte Ruhestätte fand Herder in der Herderkirche. Die Stadtkirche St Peter und Paul Der heutige Kirchenbau geht auf eine gotische Kirche zurück, die später barockisiert wurde. Betreten wir das Innere der Stadtkirche und wenden uns gleich dem  Cranach-Altar zu, einem der wichtigsten Werke der Renaissance und Zeugnis der Thüringer Reformationsgeschichte. Lucas Cranach der Ältere beginnt 1552 mit den Arbeiten am dreiflügeligen Altar. Als er 1553 stirbt, vollendet sein Sohn Lucas drei Jahre später die Altargemälde. Im Mittelpunkt des Cranachaltars steht die Kreuzigung Christi. Neben Martin Luther hat sich auch Vater Cranach selbst auf dem Flügelaltar verewigt. Deutschritterhaus Unser nächstes Ziel ist das Deutschritterhaus. Prominenteste Hauseigentümerin war die Schauspielerin Karoline Jagemann. Von Goethe an das Weimarer Theater geholt, wird sie rasch zum umjubelten Bühnenstar. Herzog Carl August unterliegt ihren Reizen und macht sie zu seiner Mätresse. Als Dank schenkt sie ihm drei Söhne. Er revanchiert sich und ernennt die Jagemann zur „Freifrau von Heygendorff“. Als Draufgabe gibt es noch ein Rittergut. Die Jagemann will aber noch mehr. Sie strebt das Amt des Theaterdirektors an, welches Goethe innehat. Die Schauspielerin intrigiert so lange gegen den Dichterfürsten bis dieser nach jahrelangen Streitereien 1817 als Theaterdirektor zurücktritt. Auslöser für den Rücktritt ist ein dressierten Pudel, der während einer Aufführung auf der Bühne erscheinen darf und Goethe empört. Kirms-Krackow-Haus Nur ein paar Schritte weiter, werfen wir einen Blick in den Innenhof des Kirms-Krackow-Hauses. Benannt nach dem Besitzerehepaar zählt das Bürgerhaus mit seiner Pawlatsche zu den schönsten in Weimar. Franz Kirms und seine Frau Caroline Krackow machten das Haus zu einem kulturellen Zentrum der Biedermeierzeit. In ihrem Salon trafen sich Adelige, Künstler und Damen der Gesellschaft zu intellektuellen Gesprächsrunden. Zur illustren Gästeschar zählten der Schauspieler August Wilhelm Iffland, der Dichter Hans Christian Andersen oder der Komponist Franz Liszt. Residenzschloss Wie mit Hilfe einer Zeitmaschine werden wir beim Residenzschloss um 100 Jahre in die Vergangenheit zurückversetzt. Komparsen im Jahrhundertwende-Gewand warten auf Instruktionen einer Filmcrew. Bis zu ihrer Abdankung 1918 residierten die Weimarer Herzöge im Residenzschloss. Gleich mehrere Schlossbrände legten die Residenz in Schutt und Asche. Ebenso oft wurde sie wiederaufgebaut. Nur der Schlossturm und die Bastille überstanden die zahlreichen Feuersbrünste meist unbeschadet. Sein heutiges Aussehen verdankt der Schlossbau Herzog Carl August. Nach einem weiteren Schlossbrand 1774 verlegt die herzogliche Familie ihre Residenz ins Fürstenhaus. Erst 15 Jahre später gründet Herzog Carl August eine Kommission zum Wiederaufbau des Schlosses unter Leitung Johann Wolfgang Goethes. Schlossturm und Bastille Wenden wir uns dem markanten Schlossturm und der Bastille zu, deren Keller lange Jahre als Gefängnis diente. Berühmtester Häftling war der Komponist Johann Sebastian Bach. Sein Vergehen: Bach wollte den Weimarer Hof ohne Erlaubnis von Herzog Wilhelm Ernst verlassen. Doch von Anfang an. 1708 beruft der Herzog Bach als Hoforganist nach Weimar. Die Anstellung erweist sich als finanzieller Glücksfall. Sie hat nur einen Haken. Der Adelige betrachtet Bach als seinen Lakaien, der vor ihm buckeln und gehorchen muss. Als die Stelle des Weimarer Kapellmeisters vakant wird, macht sich Bach berechtigte Hoffnung auf diesen Posten. Doch der Komponist kommt nicht zum Zug. Bach ist verärgert und zögert nicht lange, als ihm Fürst Leopold von Anhalt-Köthen eine Stelle als Hofkapellmeister anbietet. Er unterschreibt den Vertrag ohne Einwilligung seines bisherigen Dienstherrn. Zur damaligen Zeit ein Vergehen der Extra-Klasse. Von dieser Aufmüpfigkeit des Musikers verärgert, lässt der Herzog Bach wegen „Halsstarrigkeit“ in den Kerker werfen. Vier Wochen schmort der Musiker in einer Zelle bei Wasser und Brot. Erst auf Betreiben von König August, dem Starken und Fürst Leopold wird Bach am 2. Dezember 1717 freigelassen und kann seiner Wege ziehen. Fürstenhaus und Carl August Denkmal Wir stehen nun am Platz der Demokratie. Vor uns die Reiterstatue von Herzog Carl August, dahinter das Fürstenhaus, welches nach dem großen Schlossbrand von 1774 als Ausweichquartier für den Weimarer Hof diente. Als der Vater von Herzog Carl August kurz nach seiner Geburt stirbt, übernimmt seine Mutter Anna Amalia die Vormundschaft und die Regierungsgeschäfte bis zu seiner Volljährigkeit. Während einer Bildungsreise lernt Carl August Goethe kennen und lädt ihn nach Weimar ein. Goethe folgt dem Ruf des Herzogs und es entwickelt sich bald eine tiefe Freundschaft, die sich in hohen Regierungsämtern auswirkt. „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.“ Leitspruch der Weimarer Klassik In die Geschichte geht Carl August als Förderer und Begründer der Weimarer Klassik ein. Darunter wird jene Zeit verstanden, als das „Viergestirn“ Wieland, Goethe, Herder und Schiller am Weimarer Musenhof wirkte. Herzogin Anna Amalia Bibliothek Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek zählt zu den schönsten Bibliotheken Deutschlands.  Berühmt ist ihr ovaler und über drei Geschosse reichender Rokokosaal. Die Bibliothek wird 1691 als „Herzogliche Bibliothek“ von Herzog Wilhelm Ernst im Residenzschloss gegründet. Wir erinnern uns, dass ist jener Herzog, der Johann Sebastian Bach für vier Wochen im Kerker schmoren ließ. Unter der Regentschaft von Herzogin Anna Amalia erfolgt 1766 der Umzug der Büchersammlung an den heutigen Standort. Gemeinsam mit ihren Sohn Carl August betrauen sie Goethe 1797 mit der Leitung der Bibliothek, die er 35 Jahre lang bis zu seinem Tod ausübt. Durch die finanzielle Großzügigkeit von Herzogin Anna Amalia konnte Goethe den Buchbestand auf 80.000 Bücher mehr als verdoppeln. Die Bibliothek gilt als eines der wichtigsten Archive der Weimarer Klassik. Denn sie bewahrt Buchbestände auf, in denen schon Wieland, Herder, Schiller und Goethe schmökerten. Park an der Ilm Wir verabschieden uns von den Bücherwürmern und spazieren durch den Park an der Ilm, an dessen Gestaltung Goethe maßgeblich Einfluss hatte. Seit Goethes Zeit hat sich die englische Gartenanlage kaum verändert und zählt zu den am besten erhaltenen Parkanlagen des Klassizismus. Die wichtigste Sehenswürdigkeit im Park ist ohne Zweifel Goethes Gartenhäuschen, welches unser nächstes Ziel ist. Goethes Gartenhaus Um Goethe an den Weimarer Hof zu binden, ernannte Herzog Carl August  den Dichter kurzerhand zum Geheimrat und Minister seines Herzogtums. Dafür benötigte Goethe jedoch Grund- und Wohnbesitz. Als Goethe großes Interesse an dem zum Verkauf stehenden Gartenhaus zeigte, fackelte Carl August nicht lange und machte Goethe das Haus zum Geschenk. Übermütig sieht’s nicht aus, hohes Dach und niedres Haus! Goethe über sein Gartenhäuschen Bis zu seinem Umzug an den Frauenplan diente das Gartenhäuschen Goethe als Wohn- und Arbeitsort. In der Nähe des Gartenhauses lässt Goethe den „Stein des guten Glücks“ aufstellen. Die Skulptur zeigt eine auf einem Kubus ruhende Kugel. Der Kubus symbolisiert Festigkeit und Beständigkeit, die Kugel das Schwankende und Unbeständige. Tempelherrenhaus und Haus der Frau von Stein Vor uns erhebt sich die Ruine des Tempelherrenhauses, welches gegen Ende des 18. Jhdt aus einem alten Gewächshaus entstanden ist. Der Anbau des Turms wurde auf Anraten Goethes errichtet. Das Tempelherrenhaus diente für gesellige Veranstaltungen der herzöglichen Familie.Nach einem Bombentreffer kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Tempelherrenhaus nicht wiederaufgebaut. Beim Tempelherrenhaus befindet sich eine Sichtachse zum Haus der Frau von Stein. Die verheiratete Charlotte von Stein war mehr als nur eine enge Freundin Goethes. Der Dichter und die Stein pflegten zwölf Jahre ein schlampiges Verhältnis. Als glühende Verehrerin Goethes lernt sie diesen 1775 persönlich kennen. 1.700 Briefe schrieb Goethe der sieben Jahre älteren Frau und Mutter von sieben Kindern. Mehr braucht man dazu nicht zu sagen. Goethes zweijährigen Italien-Reise löste jedoch die erste Beziehungskrise aus. Als der Dichter kurz nach der Rückkehr auch noch seine spätere Frau kennenlernte, war es um die Beziehung endgültig geschehen. Bauhaus-Universität Wir verlassen den Park an der Ilm und spazieren vorbei an der Bauhaus-Universität. Das von Henry van der Velde zwischen 1904 und 1905 errichtete Hauptgebäude beeindruckt durch seine ellipsenförmige, freischwingende Haupttreppe. Weimar gilt nicht nur als Stadt der Klassik, sondern auch als Geburtsort des Bauhaus Stils, der Schönheit, geometrische Formen und Zweckmäßigkeit propagiert. Die Form ordnet sich komplett der Funktionalität unter, so das Credo. Die Vertreter des Bauhaus Stils entwerfen alles: Gebäude, Möbel, Teppiche, Lampen oder Heizkörper. Zu den bekanntesten Direktoren der Universität zählt Walter Gropius, der Ex-Mann von Künstlermuse Alma Mahler-Werfel. Historischer Friedhof mit der Fürstengruft Unser nächstes Ziel ist der historische Friedhof mit der Fürstengruft. Hier fanden viele berühmte Weimarer ihre letzte Ruhestätte, wie die Frau von Stein oder die Familie Goethe. Die bedeutendsten Familienmitglieder des Goethe-Clans sind allesamt nicht in diesem Grab bestattet. Johann Wolfgang Goethe selbst fand seine letzte Ruhestätte in der Fürstengruft, seine Frau Christiane liegt am alten Jakobsfriedhof begraben und deren Sohn August am protestantischen Friedhof in Rom, wo er 1830 während einer Italienreise an den Pocken starb. Fürstengruft Auf der höchsten Stelle des Friedhofs steht die Fürstengruft, die Herzog Carl August für seine verstorbenen Familienmitglieder errichten ließ. Um auch im Tod mit Goethe und Schiller vereint zu sein, verfügte er, dass die beiden Dichter in der Fürstengruft  bestattet werden sollten. Sind sie es wirklich? Schillers Sarg ist nämlich leer. Als Schiller starb wurde sein Leichnam in einem Massengrab für Personen von Stand und Adel beigesetzt. Zwei Jahrzehnte später sollten die sterblichen Überreste in die Fürstengruft überführt werden. Doch das richtige Skelett in einem Massengrab zu finden, ist bekanntlich schwer. Kurzerhand barg man 23 Schädel, verglich sie mit der Totenmaske Schillers und bestimmte den größten als des Dichters Schädel. Garniert mit ein paar Knochen wurde der Schädel feierlich in der Fürstengruft bestattet. Eine DNA Analyse brachte im Jahr 2008 die traurige Gewissheit: Schädel und Skelett stammen nicht von Schiller. Aus diesem Grund ist der Sarg des Dichters leer. Russisch-Orthodoxen Kapelle Wir verlassen die Fürstengruft und widmen uns der Russisch-Orthodoxen Kapelle, die an die Fürstengruft  anschließt. Sie ist die Begräbnisstätte von Herzogin Maria Pawlowna, der Tochter eines russischen Zaren. 1804 heiratet sie Carl Friedrich, den ältesten Sohn von Herzog Carl August. Besondere Bedeutung erlangt Maria Pawlowna als Förderin der Künste und von Wohlfahrtseinrichtungen. Als Maria Pawlowna 1859 stirbt, steht ihr Sohn Carl Alexander vor einer kleinen protokollarischen Herausforderung. Da seine Mutter der russischen Zarenfamilie angehörte, musste sie in russischer Erde begraben werden. Um die Bedingung zu erfüllen fuhr man nach St Petersburg und brachte mehrere Wagenladungen russischer Erde nach Weimar. Die Erde wurde zu einem Hügel aufgeschüttet, auf welchem die Grabeskapelle errichtet wurde. Damit die Großherzogin auch im Tod mit ihrem Mann Carl Friedrich vereint sein konnte, wurde die Kapelle mit der Fürstengruft unterirdisch verbunden. So ruht nun Maria Pawlowna in der Russisch Orthodoxen Kapelle direkt neben ihren Mann, der auf der anderen Seite der Verbindung in der Fürstengruft begraben liegt. Goethes Wohnhaus am Frauenplan Goethe lebte fast 50 Jahre seines Lebens im „Haus am Frauenplan“. Zuerst als Mieter, später als Hauseigentümer. Herzog Carl August machte auch dieses Haus dem Dichter aus Dankbarkeit für seine Verdienste zum Geschenk. In Goethes Wohnhaus trafen sich Künstler, Gelehrte und Politiker. Die Gäste wurden stets großzügig bewirtet. Nur die Hausherrin bekamen sie nie zu Gesicht. Da Goethe  sein Gspusi, die Vulpius, noch immer nicht geheiratet hatte, wäre es der Weimarer Gesellschaft unzumutbar gewesen, mit ihr an einem Tisch zu sitzen. Goethe hatte die aus einfachen Verhältnissen stammende Christiane Vulpius nach seiner Rückkehr aus Italien kennengelernt. Nach ein paar „Schlampamps-Stündchen“ und Bekanntschaft mit „Herrn Schönfuß“, Goethes bestem Stück, erwartete die Vulpius ein Kind vom Dichterfürsten. Die Damen der Weimarer Gesellschaft reagierten empört über die nicht standesgemäße Beziehung und bezeichneten die Vulpius wenig schmeichelhaft als Bettschatz, Blutwurst  oder das „runde Nichts“. Erst nach 18 Jahren „Wilder Ehe“ beschloss Goethe seinen Bettschatz zu heiraten. Ich denke, wenn Goethe ihr seinen Namen gibt, können wir ihr wohl eine Tasse Tee geben. Johanna Schopenhauer, Mutter von Arthur Schopenhauer Als im Jahr 1806 die Vulpius endlich Goethe hieß, konnte der Dichterfürst seine Frau in die Gesellschaft einführen. Christiane stirbt 1816, Goethe 16 Jahre später an einem Herzinfarkt am 22. März 1832 in seinem Haus am Frauenplan. Schillers Wohnhaus Nomen est omen! Wir spazieren durch die Schillerstraße zum Wohnhaus von Friedrich Schiller. Im Gegensatz zu Goethe, der sein Wohnhaus von Carl August geschenkt bekam, musste Schiller die finanziellen Mittel für den Hauskauf selbst aufbringen. Erst ein großzügiges Darlehen seines Verlegers Cotta machte den Erwerb der Immobilie möglich. Schiller lebte und arbeitete hier von 1802 bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1805. Um seine Schulden abzahlen zu können schreibt er Tag und Nacht. Trotz seines labilen Gesundheitszustandes verfasst er innerhalb kürzester Zeit die Dramen „Wilhelm Tell“ und die „Braut von Messina“. Vom Tod bereits gezeichnet, vollendet Schiller die Übersetzung von Jean Racines Tragödie Phèdre. Kurz darauf stirbt Friedrich Schiller im Alter von 45 Jahren an einer akuten Lungenentzündung. Wir verlassen das Schiller-Haus und spazieren wenige hundert Meter weiter zum Theaterplatz. Theaterplatz Goethe-Schiller-Denkmal In der Mitte des Theaterplatzes steht das wohl meistfotografierte Denkmal Weimars, die Bronzestatuen von Goethe und Schiller. Bemerkenswert ist, dass die beiden Dichterfürsten in gleicher Körpergröße dargestellt sind, obwohl Schiller um 11 cm größer war, als Goethe. Die erste persönliche Begegnung zwischen Goethe und Schiller fand 1788 in Rudolstadt. Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Erst als Goethe sich zur Mitarbeit an einer Monatszeitschrift Schillers bereit erklärt, entwickelt sich ein freundschaftlicher Briefwechsel. Als Schiller 1799 nach Weimar zieht, werden Goethe und er zum legendären Freundespaar der Weimarer Klassik. Die beiden Dichter besuchen sich fast täglich, tauschen sich literarisch, philosophisch und naturwissenschaftlich miteinander aus und motivieren sich gegenseitig. Deutsche Nationaltheater Wir werfen einen Blick auf das dahinterstehende Deutsche Nationaltheater, welches 1791 von Herzog Carl August als Weimarer Hoftheater gegründet wurde. Mit der Leitung des Theaters wird natürlich Goethe betraut. Goethe übt die Funktion des Theaterdirektors für 26 Jahre aus. Und dann kam die Jagemann, doch diese Geschichte kennt ihr schon vom Deutschritterhaus Das Theater, das ihr heute an dieser Stelle seht, ist nicht aus der Zeit von Goethe und Schiller. Der neoklassizistische Bau wurde vom Architekten Max Littmann 1908 errichtet. Große Geschichte schreibt das Theater kurz nach Ende des Ersten Weltkriegs. Im Februar 1919 tritt erstmals die Nationalversammlung im Theater von Weimar zusammen, da in Berlin die Sicherheit der Abgeordneten durch Unruhen nicht gewährleistet ist. Weimar wird für kurze Zeit Regierungs- und Parlamentssitz des Deutschen Reichs. Während dieser Zeit wird die Weimarer Verfassung ausgearbeitet und im August 1919 kundgemacht. Wittumspalais Das barocke Stadtpalais war der langjährige Wohnsitz von Herzogin Anna Amalia, welches sie bis zu ihrem Tode 1807 bewohnte. Nach dem Weimarer Schlossbrand von 1774 zog die Herzogin mit ihrer Entourage kurzerhand in das Wittumspalais. Anna Amalia wird 1739 geboren und heiratet 1756  Herzog Ernst August von Sachsen-Anhalt und Eisenach. Ein Jahr später kommt Thronfolger Carl August auf die Welt, der langjährige Freund Goethes. Als Vormund ihres Sohnes Carl August übernimmt sie selbst die Regierungsgeschäfte. Unter der Regentschaft von Anna Amalia und Carl August entwickelte sich Weimar zum kulturellen Zentrum. Anna Amalia machte das Wittumspalais zum „Musenhof“, einem gesellschaftlichen Treffpunkt für Diskussionen, Lesungen, oder musikalische Veranstaltungen. Goethe, Schiller, Herder, und Wieland sind gern gesehene Gäste bei Anna Amalias „Tafelrunden“. Hier trafen sich Adlige, Bürgerliche, Literaten, Künstler und Wissenschaftler. Ein wichtiges Mitglied des Musenhofs war auch Anna Amalias buckelige Hofdame Luise von Göchhausen. Von Goethe gerne als „Gnomide“ bezeichnet, trug sie mit ihrem Humor und ihrer Klugheit viel zum Erfolg des Musenhofs bei. Doch sie war auch gerne Opfer von Streichen. So sollen Goethe und Carl August die Tür zu ihrem Wohngemach zuerst zugemauert und dann tapeziert haben. Als die Göchhausen spätabends heimkehrte, irrte sie die halbe Nacht durch die Gänge um die Türe zu finden. Trotz des Streiches hatte die Göchhausen ein gutes Verhältnis zu Goethe. Der Dichterfürst schätzte ihrer „schnelle Feder“ und überließ ihr mehrfach Manuskripte zur Abschrift. So ist Goethes Urfaust nur durch eine Kopie der Göchhausen der Nachwelt erhalten geblieben. Jetzt ist es geschafft! Am Theaterplatz endet unser Stadtspaziergang durch Weimar. Genug von Goethe, Schiller und Anna Amalia. Nach so viel Kultur haben wir uns eine Thüringer Rostbratwurst oder eine Rindsroulade mit Thüringer Klößen verdient. NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Stadtspaziergang durch Weimar inspirieren konnten. Noch mehr Fotos aus Weimar findet Ihr im Fotoalbum unter: WEIMAR – DIE STADT VON GOETHE, SCHILLER UND ANNA AMALIA [...]
Die alte bayrische Herzogstadt Landshut bietet Ihren Besuchern eine wahre Flut an wunderhübschen Bürgerhäusern aus der Gotik und Renaissance. Landshut war uns bisher nur von der gleichnamigen Lufthansa Maschine bekannt, die in den 1970er Jahren von Terroristen nach Mogadischu entführt wurde und das war es auch schon. Dies sollte sich nach einem Tagesbesuch der hübschen Bilderbuchstadt an der Isar schlagartig ändern. Ein Stadtrundgang durch Landshut Landshut blickt auf eine jahrhundertlange Geschichte zurück. Gegründet wurde die Stadt im Jahr 1204 vom bayerischen Herzog Ludwig der Kelheimer. Geprägt wird die historische Innenstadt von den beiden Straßenzügen »Altstadt« und »Neustadt« mit ihren bunten Giebelhäusern aus der Gotik und Renaissance. Flaniermeile Altstadt Ausgangspunkt unseres Stadtrundganges ist die Heiligengeistkirche, die am Ufer der Isar liegt. Die dreischiffige, spätgotische Hallenkirche wird dieser Tage als Ort für Ausstellungen der Museen der Stadt Landshut genutzt. Von der Heiligengeistkirche folgen wir nun der Prachtstraße »Altstadt«, die uns direkt in das historische Zentrum der Stadt führt. Landshut war jahrhundertelang eine wichtige Handelsstadt. Davon zeugen noch heute die prächtigen Patrizierhäuser mit ihren bunten Fassaden, unterschiedlichen Giebeln und Arkadengängen. Einen Augenschmaus bietet auch die neugotische Fassade des Rathauses, welche durch die Zusammenlegung und Umgestaltung von drei ursprünglich einzelnen gotischen Häusern entstand. Sehenswert ist auch das »Pappenbergerhaus« mit seinem spätgotischen Treppengiebel mit aufgesetzten durchbrochenen Zinnen. Schon Ludwig Thoma, der in Landshut einen Teil seiner Schulzeit verbrachte, gefiel »die wohlhäbige Stadt sehr gut. Die breite Altstadt mit ihren hochgiebligen Häusern und der mächtigen Martinskirche als Abschluss war die Hauptstraße, auf der nachmittags die Herren Offiziere, Beamten, Fähnriche und Gymnasiasten bummelten, um den zahlreichen hübschen Bürgertöchtern Beachtung zu schenken«. Landshuter Hochzeit Daran hat sich nicht viel geändert. Noch heute ist die »Altstadt« die Flaniermeile in Landshut, wo zahlreiche Cafés zum Verweilen und Rasten einladen. Vielleicht versetzt Ihr Euch gedanklich auch in das Jahr 1475 zurück, als die Straßen der Altstadt voll mit edlen Rittern, ehrsamen Ratsherren, herumschwänzelnden Pagen, Edeldamen in kostbaren Brokatkleidern und raffinierten Beutelschneidern waren. Sie alle feierten die Hochzeit der polnischen Königstochter Hedwig mit dem Landshuter Herzogssohn Georg dem Reichen. Die Hochzeit war von großer politischer Bedeutung, denn in der Verbindung der beiden Geschlechter sah man ein starkes Bündnis gegen das kriegerische Osmanische Reich. Alle vier Jahre gedenkt Landshut dieser historischen Hochzeit mit einem prächtigen Umzug, wo über 2.500 Komparsen in mittelalterliche Kostüme schlüpfen, um den Brautzug nachzustellen. Martinskirche Die Trauung des Herzogpaares fand in der Martinskirche statt, die unser nächstes Ziel auf unserem Rundgang durch Landshut ist und als das Wahrzeichen der Stadt gilt. Wie ein riesiger Schiffsmast ragt der schlanke Turm des prächtigen gotischen Kirchenbaus zu den Wolken empor. Mit 130 Metern ist er der höchste Backsteinturm der Welt und der höchste Kirchturm Bayerns. Eine Legende besagt, dass die Bürger der Stadt den Turm deshalb so hoch errichten ließen, um »den Herzögen auf der Burg Trausnitz in die Suppe spucken zu können«. »A ganz a liabe G´schicht«, aber vermutlich nicht wahr. Mehr als 120 Jahre benötigte man für die Fertigstellung des Kirchenbaus, der um 1500 eingeweiht wurde. Beeindruckend auch das Kircheninnere des gotischen Prachtbaus. Das Gewölbe ruht auf 29 Meter hohen schlanken Säulen. Das langgezogene Kirchenschiff zieht den Blick der eintretenden Besucher sofort nach vorne zu den großen Glasfenstern, die die Kirchenhalle in ein mystisches Licht tauchen. Ein kleiner Show-Effekt aus dem Mittelalter, denn das Licht galt als Gabe Gottes und sollte die Gläubigen an der Pforte zum Himmelreich wähnen. Burg Trausnsitz Wenden wir uns wieder den irdischen Dingen zu und machen wir uns auf den Weg zur Burg Trausnitz, die wie ein Adlerhorst über der Stadt thront. Wir folgen zuerst der »Altstadt« bis zum Dreifaltigkeitsplatz, biegen links in die »Alte Bergstraße« ab und erreichen nach rund 150 Meter die »Fürstentreppe«, die uns bergauf zum äußeren Burghof führt. Im Volksmund wird diese Treppe aus Backsteinen auch »Ochsenklavier « genannt, da diese gebaut wurde, um den Burgberg auch mit Pferden erklimmen zu können. Der Aufstieg ist nicht unanstrengend und frei nach Helene Fischer werdet ihr »Atemlos« den Burghof erreichen. Errichtet wurde die Burg Trausnitz unter der Regentschaft von Herzog Ludwig der Kelheimer am Beginn des 13. Jahrhunderts. Schon bald nach ihrer Fertigstellung im Jahr 1235 galt die Burg als kulturelles Zentrum in Bayern, wo sich die Minnesänger, wie Tannhäuser oder Walther von der Vogelweide die Klinke in die Hand gaben. Über die Jahrhunderte wurde die Burg Trausnitz mehrfach erweitert und ausgebaut. Im 18. Jahrhundert war das Leben auf der Burg nicht mehr »en vogue«, da die Burgräumlichkeiten so gar nicht mehr dem barocken Zeitgeschmack entsprachen. Die Kurfürsten strebten lieber nach prachtvollen Schlössern. In dieser Zeit begann man die Burganlage abwechselnd als Kaserne, Gefängnis, Seidenmanufaktur, Lazarett oder Cholerahospital zu nutzen. Nach einem verheerenden Brand im Oktober 1961, der durch einen Tauchsieder ausgelöst wurde, musste die Burg aufwendig restauriert werden. Wer keine Zeit hat die Burg zu besichtigen, sollte zumindest den wunderbaren Rundblick auf Landshut vom »Schanzl« im Hofgarten genießen. Der Hofgarten mit seinen zahlreichen Spazierwegen und alter Baumriesen gilt als Landshut grüne Lunge. Die Neustadt Der »Schluchtweg« und »Hauptweg« führen Euch wieder hinunter in das Zentrum von Landshut, genauer gesagt in die »Neustadt». Auch bei der »Neustadt« handelt es sich nicht um ein Stadtviertel, sondern um eine weitere Prachtstraße, die parallel zur »Altstadt« verläuft. Die Neustadt entstand im Zuge der Stadterweiterung in der zweiten Hälfte des 13. Jhdt und ist ebenso geprägt von wunderschönen Handwerkerhäusern, sowie von größeren Palais des Adels und des gehobenen Beamtentums. Bis zum 19. Jhdt waren hier zahlreiche Wein- und Bierwirte ansässig, die den Bauern und Handwerkern, die zu den Märkten kamen, eine Herberge boten. Am Ende der »Neustadt« ist es nur mehr ein Katzensprung zu unserem Ausgangspunkt zurück, jedoch solltet ihr davor den zahlreichen Seitengässchen, die die »Neustadt» mit der »Altstadt« verbinden, einen Besuch abstatten, da diese zahlreiche weitere interessante Motive für Fotografen bieten. Wir hoffen, dass wir Euch mit unserem Beitrag zu einem Ausflug oder Kurztrip nach Landshut inspirieren konnten und wünschen Euch viel Spass beim Entdecken. Noch mehr Fotos von Landshut findet Ihr im Fotoalbum unter: LANDSHUT – EINE STADT, WIE AUS DEM MITTELALTER [...]
Ihr erfahrt in diesem Beitrag die perfekte Route für einen Stadtspaziergang, entdeckt die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Wismar und gönnt Euch zum Abschluss ein Fischbrötchen im Alten Hafen. Wismar – Zuerst ein wenig Geschichte im Zeitraffer Erstmals im Jahr 1229 urkundlich erwähnt, entwickelte sich Wismar innerhalb kürzester Zeit zu einer der wichtigsten Handelsstädte an der Ostsee. Schwerbeladene Koggen transportierten Pelze und Holz aus dem Norden, Weine aus Frankreich und feinstes Tuch aus Flandern. Die mit wertvoller Fracht beladenen Handelsschiffe waren natürlich eine begehrte Beute von Piraten. Als die Überfälle über Hand nahmen und den gesamten Seehandel lahmzulegen drohten, schlossen die Städte Wismar, Lübeck und Rostock einen Schutzvertrag gegen die zunehmende Seeräuberei ab. Aus diesem Vertrag ging später die berühmte Hanse hervor, eine Vereinigung norddeutscher Kaufleute, deren Ziel die Vertretung gemeinsamer wirtschaftlicher Interessen im Ausland war. Als Mitglied der Hanse blühte Wismar im Spätmittelalter auf, was noch heute im Stadtbild durch viele prachtvolle Patrizierhäuser mit aufwändig gestalteten Fassaden und Sakralbauten im Stile der Backsteingotik erkennbar ist. Mit dem Niedergang der Hanse im 17. Jhdt verlor auch Wismar seine wirtschaftliche Bedeutung. Nach dem Dreißigjährigen Krieg kam Wismar im Jahr 1648 unter schwedische Herrschaft, die offiziell erst 1903 endete. Schwer machte Wismar der Zweite Weltkrieg zu schaffen. Mehrere wichtige Baudenkmäler wurden durch Fliegerbomben schwer beschädigt. Während zu DDR-Zeiten die Farbe »Grau« atmosphärisch dominierte und Trostlosigkeit in den Gassen von Wismar herrschte, wurden nach der Wende 1989 vieles wieder aufgebaut und aufwendig saniert. Und diese zahlreichen Schönheiten wollen wir Euch bei diesem Stadtspaziergang zeigen. Alter Hafen Der »Alte Hafen« mit seinen zahlreichen Parkplätzen ist ein idealer Ausgangspunkt für einen Stadtspaziergang durch Wismar. Wo zur Zeit der Hanse schwerbeladene Koggen mit Waren aus aller Welt vor Anker gingen, flanieren dieser Tage Einheimische und Touristen an Booten vorbei, die Fischbrötchen in allen Variationen feilbieten. Überseht beim Erkunden des »Alten Hafens« auf keinen Fall das barocke Baumhaus. Der Name Baumhaus geht darauf zurück, dass früher die Hafeneinfahrt bei Nacht oder bei drohender Gefahr mit einem Baum versperrt wurde und so feindliche Schiffe nicht in das Hafenbecken einfahren konnten. Besonders fotogen sind die beiden »Schwedenköpfe« beim Eingang des Gebäudes, die einst auf Baumpfählen die Einfahrt in den Wismarer Hafen markierten. Tipp für FotografenBesonders im Abendlicht habt ihr vom »Alten Hafen« einen wunderschönen Blick auf die Silhouette der Altstadt von Wismar. Wassertor Gerade als wir die Altstadt von Wismar durch das gotische Wassertor, welches das letzte erhaltene Stadttor der Wismarer Stadtbefestigung ist, betreten wollen, tauchen vor uns zwei furchterregende Riesengestalten auf. Es handelt sich dabei um rund vier Meter große Figuren, die durch Puppenspieler zum Leben erweckt werden. Gekonnt spielen sie an den Originaldrehorten den Stummfilmklassiker »Nosferatu – Symphonie des Grauens« aus dem Jahre 1921 nach. Der Horrorfilm erzählt die Geschichte des Grafen Nosferatu, eines Vampirs aus den Karpaten, der sich in die schöne Ellen verliebt und Schrecken über ihre Heimatstadt Wismar bringt. Unter der Regie von Friedrich Wilhelm Murnau entstanden zahlreiche Szenen des Filmklassikers in Wismar. Gedreht wurde am »Alten Hafen«, im Innenhof der Heiligen-Geist-Kirche und bei der Georgskirche. Gewölbe und Grube Nachdem wir den Puppenspielern einige Zeit fasziniert zugesehen haben, schlendern wir weiter zum »Gewölbe«, einem Fachwerkhaus, das sich ausgesprochen fotogen über die »Grube« spannt. Der im 13. Jhdt angelegte Wasserlauf diente für Jahrhunderte den Bewohnern von Wismar als Wasserversorgung und als Platz zum Wäsche waschen. Lastkähne nutzen den Wasserweg zum Transport von Getreide, Salz oder Heringen vom Hafen in die Innenstadt. Man stelle sich vor, wie eine fleißige Hausfrau mit Aschenlauge, die verschmutze Leibwäsche einer ganzen Familie in der Grube reinigt, eine andere Küchenabfall entsorgt und eine dritte ein paar Meter weiter mit einem Krug Wasser zum Trinken entnimmt. Kein Wunder, dass im Mittelalter die Cholera fröhliche Urständ´ feierte. Nikolaikirche Dem Flusslauf der »Grube« folgend, erreichen wir schon bald die Nikolaikirche, die im Zeitpunkt unseres Besuches gerade umfassend renoviert wurde. Die dreischiffige Basilika gilt als Meisterwerk der Spätgotik im nordeuropäischen Raum. Das Hauptschiff ist mit 37 m Gewölbehöhe das vierthöchste Kirchenschiff Deutschlands und das zweithöchste im Stil der Backsteingotik, nach der Marienkirche in Lübeck. Rekordartig war auch die Höhe des Kirchenturms, der mit seinem Spitzhelm eine Höhe von 120 m erreichte. Vielleicht wertete der liebe Gott diese Gigantomanie als Versuch der Menschheit, ihm gleichzukommen und ließ als Strafe dieser Selbstüberschätzung den fast 60 m hohen Turmhelm auf das Dach und Gewölbe der Nikolaikirche im Jahre 1703 stürzen. Dabei wurde die mittelalterliche Ausstattung zerstört und beim Wiederaufbau durch eine barocke ersetzt. Schweinsbrücke Bei der Kirche überqueren wir die Grube über die »Schweinsbrücke«, deren Brückenpfosten mit vier Schweinen verziert sind. Diese kleinen feinen Fotomotive erinnern an jene Zeiten als noch Schweine über diese Brücke zum Markt getrieben wurden. Beim Anblick dieser possierlichen Tierchen beginnt plötzlich der Wunsch nach einem Schweinsbratl oder einem Schweinsschnitzerl aufzukeimen. Kein Wunder, es ist Mittagszeit! Schabbellhaus Gleich neben der Schweinsbrücke steht das Schabbelhaus mit einem wunderschönen Treppengiebel im Stile der Niederländischen Renaissance. Errichtet für den Bierbrauer, Ratsherrn und späteren Bürgermeister der Stadt Wismar, Hinrich Schabbell diente das Kaufmannshaus als Wohn- und Geschäftshaus, sowie als Brauerei. Heute befindet sich in den Räumen des Schabbellhauses, ein Museum über die »Stadtgeschichte von Wismar«, dessen Besuch wir Euch empfehlen können. Das Museum dokumentiert die Zeit der Zugehörigkeit Wismars zur Hanse bis zur Wende 1989. Wir folgen nun der Krämerstraße, die uns sanft ansteigend in das Zentrum der Altstadt von Wismar führt. So wie viele andere Straßenzüge Wismars ist auch diese von prachtvollen historischen Häuserensembles gesäumt. Doch das war nicht immer so, denn zu DDR-Zeiten herrschte hier eine von Grau dominierte Tristesse. Bekanntlich hat der Mythos vom Arbeiter und Bauernstaat im Jahre 1989 ein jähes Ende gefunden und schon bald darauf begann die aufwendige Sanierung der alten Bausubstanz. Viele der wunderschönen Patrizierhäuser mit den prächtigen Giebeln stammen aus dem 15. Jhdt als die Städte der Hanse noch den Seehandel in der Nord- und Ostsee beherrschten und die Kaufleute mit dem Zählen der Goldmünzen kaum nachkamen. Die Kontore der Stadt waren randvoll mit Wachs aus Russland, Stockfisch aus Norwegen, Salz aus Lüneburg, Getreide aus Preußen oder Tuch aus Flandern. Das wichtigste Handelsprodukt von Wismar war Bier. So gibt es historische Aufzeichnungen, dass im Jahre 1465 rund 180 Brauereien in der Stadt existieren, die geschätzte sechs Millionen Bier produzierten. Davon wurden mehr als Zweidrittel der Menge nach Holland, Flandern, England und in den skandinavischen Raum exportiert. Der Marktplatz Mittelerweile haben wir unser nächstes Ziel erreicht. Der 100 x 100 Meter große Marktplatz ist bereits seit dem Mittelalter das pulsierende Herz der Stadt. Am besten dreht ihr Euch einmal um die eigene Achse um die Schönheit des Platzes besser erfassen zu können. Die komplette Nordseite nimmt das klassizistische Rathaus ein, welches zwischen 1817 und 1819 errichtet wurde, nachdem der spätgotische Vorgängerbau einfach eingestürzt war. Im südöstlichen Eck des Platzes steht die »Wismarer Wasserkunst“«, das Wahrzeichen der alten Hansestadt. Der prachtvolle Renaissance-Wasserspeicher wurde von 1579 bis 1602 zum Zwecke der Trinkwasserversorgung erbaut. Das zierliche Wasserreservoir wurde mit Hilfe von Holzrohren aus einer vier Kilometer entfernten Quelle mit Wasser gefüllt und versorgte die Stadt und öffentliche Schöpfstellen mit frischem Trinkwasser. Wenn ihr den Brunnen genauer unter die Lupe nehmt, dann werden Euch sicherlich die zwei Bronzefiguren »Nix und Nixe« auffallen, die seit Jahrhunderten den Spitznamen »Frau- und Mannloch« tragen, weil Wasser unter ihnen herausläuft. Ziemlich frivol in Zeiten der überbordenden political correctness. Da wir schon beim Thema »Frivol« sind. Auf der östlichen Seite des Marktes findet ihr das meistfotografierte Straßenschild in Wismar. Es erinnert an einen schmalen Durchgang zwischen zwei Häusern, der einst im Volksmund den Namen »Tittentasterstraße“ trug. Der Durchgang war so eng, dass wenn sich zwei Personen dort begegneten, unausweichlich mit der Brust berührten. Nur einen Katzensprung entfernt steht das älteste Bürgerhaus der Stadt Wismar, das den Spitznamen »Alter Schwede« trägt. Das vor rund 650 Jahren errichte Gebäude im späten backsteingotischen Stil könnt ihr leicht am treppenförmigen Giebelaufbau erkennen. Der Schwedenkopf oberhalb der Eingangstür erinnert an die Zeit als Wismar unter schwedischer Herrschaft stand. Mit einer hübschen Jugendstil-Fassade kann das Haus links vom »Alten Schweden« aufwarten, während das rechte nach Fritz Reuter benannt ist, einem bekannten deutschen Dichter, der die niederdeutschen Sprache salonfähig machte. Nachdem Ihr Euch an den zahlreichen wunderschönen Giebelhäusern satt gesehen habt, spazieren wir weiter Richtung Marienkirche. Die Marienkirche Nur ein paar Schritte vom Marktplatz entfernt steht die Marienkirche beziehungsweise das, was von ihr übrig blieb. Das Gotteshaus, welches zu den ältesten Bauwerken Wismars zählte, wurde in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs durch Luftangriffe stark beschädigt. Obwohl keine Gefahr für Leib und Leben bestand, beschloss die SED-Führung der DDR das Kirchenschiff unter massiven Protesten der Bevölkerung im Jahre 1960 zu sprengen. »Ja, wir werden Türme haben, zum Beispiel einen Turm fürs Rathaus, einen Turm fürs Kulturhaus. Andere Türme können wir in der sozialistischen Stadt nicht gebrauchen«, verkündete SED-Chef Walter Ulbricht im Jahr 1953 mit sächselnder Stimme, dem jeder Kirchturm ein Dorn im Auge war. Doch was für ein Glück für Wismar: Den 80 Meter hohen Kirchenturm der Marienkirche konnte Ulbricht aber wegen seiner Bedeutung als Seezeichen nicht in Schutt und Asche legen lassen. Die niedrigen Mauern, die ihr beim Turm sehen könnt, symbolisieren den Grundriss des ehemaligen Kirchenschiffs. Die Georgenkirche Nur einen Hupfer vom Turm der Marienkirche entfernt, erhebt sich die Georgenkirche über der Stadt, deren Geschichte bis in das Jahr 1295 zurückreicht. Die monumentale dreischiffige gotische Basilika ereilte im Zweiten Weltkrieg das gleiche Schicksal, wie die Marienkirche. Kurz vor Kriegsende wurde das Gotteshaus bei einem Luftangriff durch Fliegerbomben schwer beschädigt. Obwohl das Kirchenschiff schwer zerstört war, wurde es wundersamerweise durch die DDR-Führung nicht einfach in die Luft gesprengt. Vielleicht war den »Kummerln« der Abriss einer weiteren Kirche in Wismar doch ein wenig zu heikel. So setzte man auf den Faktor Zeit und setzte den Kirchenbau einfach dem Verfall aus. Wo einst fromme und scheinheilige Gläubige zu Gott beteten, entstand schon bald eine wilde »Gstett’n«, wo Büsche, Gräser oder Brennnesseln prächtig gedeihten und sich in den zahlreichen Mauernischen »fliegende Ratzen« – vulgo Tauben – hemmungslos vermehren konnten. Der Einsturz eines Giebels mit Verletzten und zerstörten Häusern kurz nach der Wende gab den Anstoß das verfallene Gotteshaus wieder aufzubauen. Im Jahr 2010 wurde die Kirche mit einem feierlichen Festakt wiedereröffnet. Mit einer Länge von 78 m, einer Breite von 44 m und einer Gewölbehöhe von bis zu 35 m kann das Gotteshaus im Stile der Backsteingotik als durchaus imposant bezeichnet werden. Von der Georgenkirche führt uns die Große Hohe Straße leicht bergab zur Lübsche Straße, wo sich unser nächstes Ziel, das ehemalige Heiligen-Geist-Hospital befindet. Heiligen-Geist-Hospital und Kirche Ein besonders schönes und stimmungsvolles Fleckerl in Wismar ist der Innenhof des ehemaligen Heiligen-Geist-Hospitals, welches bereits um 1250 als Armen- und Krankenhaus gegründet wurde. Die dazugehörige Kirche war leider am Tag unseres Besuches geschlossen. Sehenswert soll insbesondere die herrlich bemalte Balkendecke sein. Mit Nosferatu haben wir unseren Rundgang durch Wismar begonnen und mit ihm wollen wir unseren Spaziergang durch die Stadt beenden. Auch im Hof des Heiligen-Geist-Hospitals entstanden einige Szenen dieses Horrorklassikers aus 1921. Eine Plakette im Boden erinnert an dieses Ereignis. Der Eingang zum Hof dient auch als Kulisse für die Serie SOKO Wismar. Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Reise nach Wismar inspirieren konnten. Noch mehr Fotos aus Wismar findet Ihr im Fotoalbum unter: WISMAR UND SEINE SEHENSWÜRDIGKEITEN AN EINEM TAG ZU FUSS ENTDECKEN Für unseren Stadtspaziergang durch Wismar empfehlen wir folgende Route: Alter Hafen mit Baumhaus > Wassertor > Grube mit Gewölbe > Frische Grube > Nikolaikirche > Schweinsbrücke > Schabbellhaus > ABC Straße > Bademutterstraße > Krämerstraße > Marktplatz > Marienkirche > Georgenkirche > Große Hohe Straße > Lübsche Straße > Heiligen-Geist-Hospital [...]
Sopron ist immer eine Reise wert. Nicht nur für Blunzenhamsterer. Die westlichste Stadt Ungarns hat auch archetektonisch viel zu bieten. Ein Stadtspaziergang durch Sopron mit zahlreichen Anekdoten.  Die bekannteste Sehenswürdigkeit von Soporon – Der Feuerturm Es gibt verschiedene Wege, die Innenstadt zu erkunden. Die bequemste Art ist eine rund 30 minütige Fahrt mit dem Bummelzug, der am Hauptplatz, dem Fő tér startet. Dabei erfährt man neben der Geschichte einzelner Häuser auch die eine oder andere Anekdote. Dazu aber später. Oder man besteigt den Feuerturm und verschafft sich so einen Überblick über die Stadt. Der 68 Meter hohe Feuerturm ist übrigens das Wahrzeichen von Sopron und kaum zu übersehen. Beim Aufstieg auf die Aussichtsplattform fühlt man sich ein wenig wie die Turmwächter, die hier einst residierten. Diese mussten nicht nur Feuer in der Stadt melden, sondern auch die Stadtbewohner alarmieren, wenn sich fremden Soldaten oder Kutschen mit fremden Wein näherten. Napoleon, der Blaufränkische und die Winzer von Sopron Insbesondere beim Wein verstand man keinen Spaß. Davon wissen auch Napoleons Soldaten ein Lied zu singen, die während der Napoleonischen Kriege 1809 in Sopron einquartiert waren. So ein Kriegszug macht in der Regel durstig. Wie gut, dass der lokale Rotwein den Geschmack der Franzosen besonders traf. Die Zeche wurde natürlich in Francs bezahlt. Zu dieser Zeit hat Napoleon seine Truppen mit „roten“ Francs bezahlt, wobei die offizielle Währung in Frankreich „blaue“ Francs waren. Die Weinbauern wussten über die zwei verschiedenen Währungen bescheid und verkauften diesen Rotwein nur für „blaue“ Francs (blau = kék, Francs = Frank), da die roten Francs viel weniger Wert waren. Aus der Zusammensetzung der Wörter entstand der Name „Kékfrankos“, was übersetzt Blaufränkischer bedeutet. Die Geißkirche am Hauptplatz Zurück zum Fő tér, dem Hauptplatz der Stadt. Neben zahlreichen Prachtbauten findet man hier auch die Geißkirche. Den Namen erhielt das Gotteshaus von der Geiß auf dem Stifterwappen der Patrizierfamilie Gaissel über dem Hauptportal. Die Esterházys und Anekdoten über Franz Liszt Und welche berühmte Adelsfamilie darf in keiner ungarischen Stadt fehlen? Richtig, die Esterházys. Folgt man der Kirchengasse, dann stößt man auf das repräsentative Palais der Familie, wo einst auch Kaiserin Maria Theresia bei ihrem Besuch der Stadt residierte. Auch Franz Liszt war mehrfach in Sopron zu Besuch. Im Palais Bezerédj gab er 1840 ein Hauskonzert. Von den anwesenden Damen wurde der Klaviervirtuose angehimmelt. Ob die Damen ihr Korsett auf die Bühne warfen oder mit Liszt „backstage“ verschwanden ist nicht überliefert, aber dafür eine Anekdote. Nach dem Konzert vergaß Liszt seine Handschuhe am Klavier. Die weiblichen Groupies stürmten wie Hyänen auf das wertvolle Souvenir. Tragödien sollen sich abgespielt haben. Alle wollten ein Stück von des Meisters Reliquie. Die Handschuhe wurden daraufhin zerrissen und so und so bekam jede Dame ein Stück des Komponisten. Die 40er Jahre des 20. Jahrhunderts zählen zur dunklen Geschichte zahlreicher Städte, so auch in Sopron. In der Új utca erinnert eine Gedenktafel, dass die jüdischen Bewohner im Juni 1944 vor ihrer Deportation in die Vernichtungslager hier in einem Ghetto eingesperrt waren. Das „Steinerne Hündchen“ von Sopron und andere Details Wenn man mit offenen Augen durch die Stadt geht, lassen sich zahlreiche kleine Details entdecken, wie zum Beispiel das „Steinerne Hündchen“ oder alte deutsche Inschriften. Auf keinem Fall sollte man auch den Spaziergang entlang der Stadtmauer versäumen. Dabei geht es vorbei an zahlreichen langgestreckten Innenhöfen. Es ist eine kleine verborgene Welt, die man hier entdecken kann. Die Höfe sind oft mit freiwilligen Durchgängen von einer in die andere Gasse verbunden. Zum Abschluss eines Spazierganges durch die malerische Altstadt Soprons sollte man sich noch einen Kaffee mit Somloer Nockerl gönnen und die Eindrücke des Gesehenen nochmals Revue passieren lassen. [...]
Bad Radkersburg ist die südöstlichste Stadt der Steiermark und ein idealer Ausgangspunkt für die Erkundung des Vulkanlands und der Thermenregion. Bad Rakersburg erkunden Dort wo die Mur Österreich von Slowenien trennt liegt im südöstlichsten Zipfel der Steiermark Bad Radkersburg. Schon seit dem Spätmittelalter gehörte die alte Grenzstadt zu den wichtigsten Handelszentren der Steiermark. Besonders das Stapelrecht und der Weinhandel sorgten für den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt und den Wohlstand der Bürger. Zu den schönsten Flecken von Bad Radkersburg zählt der Hauptplatz, wo den Besuchern ein Hauch von südlichem Flair entgegenschlägt. Dominiert wird der Hauptplatz vom mächtigen Rathausturm, der das Wahrzeichen von Bad Radkersburg ist. Durch seine Grenzlage zum Ungarischen Reich und die ständige Bedrohung durch Türken und Kuruzzen beschlossen die Stadtväter im 16. Jhdt die Stadtmauer massiv zu verstärken. Mit dieser Aufgabe wurde der italienischen Baumeister Domenico dell’Allio beauftragt, der sich einen ausgezeichneten Ruf als Festungsbauer erworben hatte. So entstand eine prächtige Renaissancebefestigung mit Bastionen, Kurtinen und einem tiefen Graben. Weite Teile der Stadtmauer sind bis heute in Bad Radkersburg erhalten geblieben. Schräg vis-à-vis vom Rathaus steht das Palais Herberstorff. Der Name des Palais geht auf Karl Freiherr von Herberstorff zurück, der ein bedeutender Vertreter des Protestantismus im Raum um Radkersburg war. Herberstorff ließ das prächtige Gebäude nach den Plänen des italienischen Baumeisters Giovanni Battista della Porta de Riva errichten. Im Inneren des Palais verbirgt sich ein wunderschöner dreigeschoßiger Renaissance-Arkadenhof, der leider nicht öffentlich zugänglich ist. Über den Dechanthof erreichen wir die Stadtpfarrkirche von Bad Radkersburg, deren Bausubstanz bis in das 14. Jdht zurückreicht. Das gotische Kirchenschiff wurde an einen Wehrturm angebaut und war seit jeher Teil der Stadtmauer. Aus diesem Grund befindet sich der Haupteingang mit seinem prächtigen Portal nicht an der traditionellen West-, sondern an der Ostseite des Gotteshauses. Ungewöhnlich ist auch, dass man zum Kircheneingang nicht hinauf-, sondern hinuntersteigen muss. Dies kommt daher, weil nach Stadtbränden der Schutt nicht weggetragen, sondern auf den umliegenden Straßen gleichmäßig verteilt wurde. Zurück zum Hauptplatz von Bad Radkersburg, der von zwei- und dreigeschossigen Häusern, die vorwiegend aus dem 16. Jhdt stammen, gesäumt wird. Von dort betritt man durch einen barocken Torbogen den stimmungsvollen Frauenplatz mit der spätbarocken Frauenkirche. Bis zur Vertreibung der jüdischen Bevölkerung durch Kaiser Maximilian I am Ende des 15. Jhdt befand sich in dieser Ecke das jüdische Viertel von Bad Radkersburg. Die Synagoge wurde abgerissen und anstelle dieser der Vorgängerbau der Frauenkirche errichtet. Zum Abschluss dieses kurzen Stadtbummels durch Bad Radkersburg spaziert ihr noch über die Murgasse zum südlichen Ende der Langgasse, wo sich ein Turm befinde, der im Volksmund »Puchhaus« genannt wird. Hier befand sich einst eine Schlosserei, wo der Fahrzeugbauer und legendäre Gründer der »Puch-Werke« Johann Puch in die in die Lehre ging. Ausflugtipp 1: Schloss Oberradkersburg, der schönste Blick auf die Stadt Am gegenüberliegenden Ufer der Mur thront Schloss Oberradkersburg hoch über der Stadt. Das Schloss ist zu Fuß einfach zu erreichen und die Gehzeit beträgt vom Hauptplatz von Bad Radkersburg etwa 30 Minuten. Gleich nach dem Grenzübergang führen rund 290 Stufen zum Schloss hinauf, von wo ihr den schönsten Blick auf Bad Radkersburg genießen könnt. Das im Kern mittelalterliche Schloss wechselte im Laufe der Jahrhunderte nicht nur mehrfach sein Aussehen, sondern auch seine Besitzer. Die Stubenbergs, Herbersteins, Trautmannsdorfs oder die Grafen Wurmbrand-Stuppach, all diese klingenden Namen waren einst Eigentümer der mächtigen Schlossanlage. Von der prächtigen Innenausstattung des Schlosses ist heute kaum mehr was zu sehen. Russische Plünderer sorgten am Ende des zweiten Weltkriegs dafür, dass Wandgemälde, Teppiche oder Einrichtungsgegenstände auf Nimmerwiedersehen in den Weiten der sibirischen Taiga verschwanden. Zwischen 1945 und 1974 wurde das Schloss als Schule genutzt, danach stand es für viele Jahre leer. Kurz vor dem endgültigen Verfall des Schlosses erwarb im Jahre 1992 ein slowenischer Geschäftsmann die Schlossanlage und ließ sie sukzessive sanieren. Ausflugtipp 2: Wanderung entlang des Traminerweges in Klöch Unser nächster Ausflugtipp führt Euch nach Klöch, das findige Touristiker als »Perle des südoststeirischen Weinlandes« bezeichnet haben. Diesen Namen verdankt der kleine Ort seinen edlen Trauben, die hier auf den fruchtbaren vulkanischen Böden der »Klöcher Berge« gedeihen und zu vorzüglichen Weinen verarbeitet werden. Klöch ist die Heimat des Traminers, der als »Wein mit dem Duft einer Rose« vermarket wird. Am besten lassen sich die »Klöcher Berge« durch eine Wanderung entlang des 13,5 km langen Traminerweges erkunden. Der Traminerweg kann in zwei Etappen bewältigt werden. Die erste Etappe führt um den ehemaligen Vulkan »Seindl« und beträgt sieben Kilometer. Bei der zweiten Etappe mit einer Länge von 6,5 km wandert man rund um den Basalthügel »Hochwart«. Ausgangspunkt für beide Etappen ist die Klöcher Vinothek. Wir haben uns für die zweite Etappe entschieden, die über Wiesen, sanfte Hügel und Weingärten, sowie durch Wälder führt. Die An- und Abstiege bei dieser Tour sind mäßig, aber dafür regelmäßig. Kurz und knackig ist jedoch der Aufstieg zur Burgruine Klöch gleich am Anfang des Rundwanderweges. Dafür werdet ihr nach der Plackerei mit einem schönen Rundblick über die Klöcher Weinberge vom 75 m hohen Wehrturm der Ruine belohnt. Ein besonders idyllischer Rastplatz auf dieser Tour befindet sich beim »Alten Kellerstöckl« am Ölberg inmitten eines Weingartens. Dort kann man sich nach Bezahlung eines kleinen Obolus selbst Welschriesling, Weissburgunder oder Traminer einschenken. Was gibt es Schöneres als die Landschaft bei einem guten Glas Wein zu genießen. Bekanntlich macht eine Wanderung durstig und hungrig. Daher empfehlen wir Euch nach der Wanderung einen der zahlreichen Buschenschanken zu besuchen und die regionalen Spezialitäten zu verkosten, wie beispielsweise einen Käferbohnensalat mit Kernöl, das scherzhaft als das »Grüne Gold« der Steiermark bezeichnet wird. Streckenplan Ausflugtipp 3: Von Mureck über die Wallfahrtskirche St Veit nach Straden Bei dieser kleinen Rundreise durch die Südoststeiermark lernt ihr drei Kleinode kennen. Zuerst besucht ihr die Schiffsmühle in Mureck, danach trefft ihr Karl Marx in der Wallfahrtskirche St Veit am Vogau und zum Abschluss unternehmt ihr einen kleinen Rundgang durch den stimmungsvollen Ort Straden. Schiffsmühle Mureck Das Rathaus von Mureck mit seinem prächtigen sechsgeschossigen Uhrturm ist der ideale Ausgangspunkt für einen kurzen Spaziergang durch die Mur-Auen zur Murecker Schiffsmühle. Schiffsmühlen prägten bis ins 19. Jhdt die Uferlandschaften großer Flüsse, wie der Donau oder der Mur. Hochwässer und die aufkommende Industrialisierung ließen diese Mühlen verschwinden. Die Murecker Schiffsmühle wurde 1997 nach originalen Vorbildern wieder aufgebaut und ist voll funktionstüchtig. Die gesamte Mühlen- und Mahltechnik sowie das Wasserrad sind bei diesem Mühlentyp auf einer schwimmenden Plattform errichtet. Wallfahrtskirche St Veit am Vogau Der Besuch des kleinen Ortes St Veit lohnt. Denn hier befindet sich die größte Kirche der südöstlichen Steiermark. Die mächtige spätbarocke Wallfahrtskirche mit ihren beiden Kirchtürmen wurde nach den Plänen des Grazer Stadtbaumeisters Josef Hueber errichtet. Bekannt ist das Gotteshaus, welches dem hl Vitus geweiht ist, durch seine Deckenfresken, die der Maler Felix Barazutti zwischen 1914 und 1921 schuf. Werft besonders einen Blick auf das Deckenfresko über der Orgel. Dieses zeigt eine ausgesprochene Rarität. Zwischen einer Handvoll Arbeitern könnt ihr Karl Marx erkennen, wie er mit erhobener Hand das Volk aufzuwiegeln versucht. Sehenswert sind auch die überlebensgroßen Apostelfiguren in gleißenden goldenen Gewändern und der Hochaltar, wo der hl Veit dem Märtyrertod entgegenblickt. Straden Straden ist einen Abstecher wert. Schon von weitem könnt ihr die drei Kirchtürme der vier Kirchen von Straden auf einem Hügel sehen. Der Name der Gemeinde ist Programm, kommt er doch aus dem slawischen und bedeutet so viel wie »Aussichtswarte«. Den kurzen Rundgang durch Straden beginnt ihr am besten bei der Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, die baulich mit dem Pfarrhof verbunden ist. Eine Legende weiß zu berichten, dass anstelle der heutigen Kirche eine Marienstatue im dichten Gestrüpp stand. Gläubige aus nah und fern pilgerten in Scharen zur Statue der Gottesmutter und flehten um deren Hilfe. So auch ein Graf, dessen einziges Kind plötzlich verschwunden war. Natürlich half Maria dem armen Mann. Das Kind, welches sich im Wald verirrt hatte, wurde gefunden und der Graf löste sein Gelöbnis ein. Nach mehrfachen Umbauarbeiten präsentiert sich die Kirche heute im spätgotischen Stil. Aus dieser Zeit stammte auch die »Himmelsbergerin«, eine Marienstatue auf dem Hochaltar. Nachdenklich stimmt die Inschrift am Grabdenkmal, welches an einen gewissen Isaac Neuhoffer erinnert, »Der Du nun dies gelesen hast, bist in der Welt auch nur Gast. Musst sterben sowie ich, glaub mir Du bleibst nicht übrig«. Sehenswert ist auch der Arkadengang im Pfarrhof. Gleich hinter der Pfarrkirche steht eine Doppelkirche, die dem hl Sebastian und der »schmerzhaften Muttergottes« geweiht ist. Der Kirchenbau ist Teil der bis zu zehn Meter hohen Wehrmauer, die die Stradener vor den Einfällen der Heiducken, Kuruzzen und Osmanen schützen sollte. Zum Abschluss des Rundganges spazieren wir noch zum höchsten Punkt des »Himmelsberges«, wo die jüngste der vier Kirchen von Straden steht. Das dem hl Florian geweihte Gotteshaus wurde auf den Resten einer Burgruine im 17. Jdht errichtet, nachdem immer mehr Wallfahrer die kleine Gemeinde stürmten. Ausflugtipp 4: Besuch von Schloss Kornberg und ein Abstecher zum Freilichtmuseum Trautmannsdorf Schloss Kornberg Schloss Kornberg wurde erstmals im Jahre 1284 urkundlich erwähnt und hatte die wichtige Aufgabe die nahegelegene Riegersburg vor herannahenden Feinden aus dem Ungarnland zu warnen. Sein heutiges Aussehen verdankt das Schloss den Freiherrn von Stadl, die dieses im 16. und 17. Jhdt zu einem Renaissanceschloss umgestalten ließen. Im Jahr 1871 erwarb Charles François Bardeau Schloss Kornberg von der Familie Liechtenstein. Die aus Frankreich stammende Familie Bardeau war mit Handelsgesellschaften und Werften in Triest reich geworden. Charles Bardeau ließ Kornberg wohnlich einrichten und im Stil der Zeit restaurieren. Auf keinen Fall solltet ihr eine Führung durch das Familienmuseum versäumen bei der man viel über die Geschichte des Schlosses und der Familie erfährt. Der Rundgang führt Euch vom Herrensalon weiter in das Speisezimmer, welches mit Möbeln im Stile der Neorenaissance eingerichtet ist. Weiter geht es in den kleinen Damensalon, wo die Damen des Hauses ihren Tee einnahmen. Beeindruckend sich auch die Ahnengalerie im »Grünen Salon«, sowie die Schlosskapelle und die Freilichtmuseum Trautmannsdorf Das Freilichtmuseum Trautmannsdorf mit seinen historischen Bauwerken ist ein kleines feines Museumsdorf, dessen Besuch auf alle Fälle lohnt. In sechs Gebäuden wird das Leben längst vergangener Zeiten in der Südoststeiermark gezeigt. Zu sehen gibt es eine komplett eingerichtete Dorfschmiede, eine Offiziersbaracke aus dem Kriegsgefangenenlager Feldbach aus dem Jahre 1914 mit Ausstellungsstücken beider Weltkriege, sowie einen Hexenturm. Dieser gibt Einblicke in die traurige Geschichte der Trautmannsdorfer Hexenprozesse zwischen 1689 und 1690. 37 Männer und Frauen wurden wegen »Wettermacherei« oder wilder Orgien mit dem Teufel zum Tod auf den Scheithaufen oder durch das Henkerbeil verurteilt. Themenwanderweg Herzspur Zum Abschluss noch ein Tipp für Paare und Verliebte, die ihre Beziehung vertiefen wollen. Der rund acht Kilometer lange Wanderweg Herzspur führt entlang von 12 Stationen in einer Achterschleife von Trautmannsorf nach Bad Gleichenberg und retour. Die einzelnen Stationen sollen Euch animieren über Fragen, wie »Was ich an dir mag«, »Kann ich Dir vergeben« oder »Warum können wir nicht miteinander reden«, nachzudenken. Wie heißt es so schön im Begleitheft zu dieser letzten Frage: »Reden ist Silber, Schweigen ist Gold – ein Sprichwort, dass ein Mann erfunden haben muss«. Ausflugtipp 5: Am K13 Wanderweg durch die Mur-Auen Der letzte Ausflugtipp führt Euch durch das zweitgrößte, geschlossene Auwaldgebiet Österreichs. Start und Ziel des rund 13 km langen Wanderweges ist Halbenrain. Jedoch könnt ihr die Wanderung je nach Tageslaune und Kondition verkürzen. So sind wir erst in der kleinen Gemeinde Dietzen in den Wanderweg eingestiegen. Der K13 führt Euch über Wiesen und Wälder zum Ufer der Mur und ist ideal, wenn man keine Kirchen, Burgen oder Museen mehr sehen möchte. Streckenplan FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Kurzurlaub in die Südoststeiermark inspirieren konnten. Noch mehr Fotos aus dem Vulkan- und Themenland findet Ihr im Fotoalbum unter: Tour durch die Südöststeiermark [...]
Ihr wollt das Umland von Wismar besser kennen lernen? Dann empfehlen wir Euch die Ausflüge nach Kühlungsborn, Bad Doberan, Warnemünde und die Insel Poel. Ausflugtipp 1: Strandwanderung von Kühlungsborn West nach Kühlungsborn Ost Raus aus Wismar, auf nach Brunshaupten und Arendsee! Doch die beiden Ostseebäder werdet ihr auf keiner Landkarte mehr finden. Denn Brunshaupten und Arendsee vereinten sich 1938 zum neuen Ort Kühlungsborn. Der Name »Kühlungsborn« ist ein Kunstwort, das sich aus den Begriffen »Kühlung«, (Name eines Höhenzuges südlich des Ortes) und »Born« (Quelle) zusammensetzt. Und damit war auch schon der Werbeslogan geboren: »Kühlungsborn, die Quelle der Gesundheit und neuer Kraft«! Die Geschichte von Kühlungsborn als Badeort reicht bis in das Jahr 1857 zurück. Der gewiefte Landwirt Ferdinand Wittholz erkannte schon frühzeitig den neuen Trend »Erholung am Meer« und errichtete ein zweistöckiges Logierhaus. Mit einem eigens gedruckten Badeprospekt empfahl er sich zur Aufnahme von Badegästen und berechnete für eine Person pro Woche für Aufwartung, Beköstigung, Logis und Bäder je nach Zimmerwunsch 7 bis 9 Reichstaler. Schon bald darauf entstanden die ersten Hotels und Villen im Stile der Bäderarchitektur. Seinen endgültigen Aufstieg zum größten Ostseebad Mecklenburgs verdankt Kühlungsborn der Anbindung an das Schienennetz der Bäderbahn »Molli« im Jahre 1910. Ausgangspunkt der rund drei Kilometer langen Wanderung ist der Bahnhof Kühlungsborn Ost, wo wir gemütlich mit der Bäderbahn »Molli« wie anno dazumal nach Kühlungsborn West reisen. Vom Bahnhof in Kühlungsborn West – dem ehemaligen Arendsee – spaziert ihr dann rund 15 Minuten bis zur Seepromenade. Die Wanderung bzw der Spaziergang zwischen den beiden »Stadtteilen« entlang der Strandpromenade fällt mit 0% Steigung in die Kategorie »besonders leicht«. Bei dieser Tour erwarten Euch ein kilometerlanger weißer Sandstrand, garniert mit zahlreichen Strandkörben, hübsche Villen im Stile der Bäderarchitektur, eine 240 m lange Seebrücke und ein Ostsee-Grenzturm aus DDR-Zeiten. Der Grenzturm, nahe der Seebrücke in Kühlungsborn, wurde 1972 errichtet und diente dazu Schiffsbewegungen auf der Ostsee zu beobachten und Fluchtversuche zu vereiteln. Neben dem Grenzturm befindet sich ein kleines Museum, sowie einige Schautafeln, die über gelungene und auch durch die Grenztruppen verhinderte Fluchtversuche berichten. Noch ein Zusatztipp: Gute 6 km von Kühlungsborn entfernt steht auf einer Anhöhe der weithin sichtbare Leuchtturm von Bastorf. Obwohl der 1878 erbaute Leuchtturm nur knapp 21 Meter hoch ist, gilt er aufgrund seiner topografischen Lage als der höchstgelegene Leuchtturm Deutschlands. Vom Turm, den ihr auch besichtigen könnt, habt ihr einen wunderschönen Panoramablick auf das Meer, Kühlungsborn und die umliegenden Felder. Ausflugtipp 2: Bad Doberan – Der Münster von Bad Doberan Die Geschichte des Münsters von Bad Doberan beginnt mit einer Legende. In den Hauptrollen, Fürst Heinrich Borwin I, ein Schwan und ein Hirsch. Bei einem Jagdausflug gelobte der Fürst an jener Stelle ein Kloster zu errichten, wo er einen Hirschen erlegen würde. Tatsächlich war ihm das Jagdglück hold, nur dummerweise in einem sumpfigen Gelände. Und wie der Zufall will, flog genau in diesem Moment ein Schwan auf und fauchte »dobre, dobre«, was übersetzt aus dem slawischen »gut, gut« bedeutet. Wo einst sich der Schwan in die Lüfte erhob, steht heute der im 13.Jhdt errichtete Münster von Bad Doberan. Die »Perle der norddeutschen Backsteingotik« war einst die Kirche eines ehemaligen Zisterzienserklosters. Beeindruckend sind nicht nur die Größe des Gotteshauses, sondern auch die fast vollständig erhaltene mittelalterliche Innenausstattung, die von Kriegswirren und Bilderstürmen weitgehend verschont blieb. Als Begräbnisstätte der mecklenburgischen Fürsten erlangte der Münster bereits im Mittelalter höchste politische und gesellschaftliche Bedeutung. Der Münster von Bad Doberan enthält eine Vielzahl an Kunstschätzen, aber auf keinen Fall solltet ihr den Hochalter, der als ältester Flügelaltar Deutschlands gilt, die frühgotische Grabfigur von Königin Margarete von Dänemark, die unzähligen imposante Grabmäler der mecklenburgischen Herzöge und das Reiterstandbild des Samuel Behr, das Herzogs Adolf Friedrich I seinem Kanzler aus Dankbarkeit errichten ließ, versäumen. Ausflugtipp 3: Eine Fahrt mit Molli Die Bäderbahn »Molli«, die Bad Doberan mit Kühlungsborn verbindet ist eine der größten Touristenattraktionen an der Ostsee. Wo sonst noch, raucht und pfaucht eine Dampflok mitten durch eine Fußgängerzone. Schon von weitem kann man das heftige Bimmeln der Dampflok hören, wenn sie durch Bad Doberan zuckelt. Rund 40 Minuten benötigt Molli für die rund 15 km lange Strecke, die 1886 von mecklenburgischen Großherzog Friedrich Franz III eröffnet wurde. Die Spitzengeschwindigkeit beträgt dabei 40 km/h. Damit ist Molli die schnellste Schmalspurbahn Deutschlands. Den Namen eigenwilligen Namen »Molli« trägt die Dampflok schon seit jeher. Schuld daran soll ein Mops gewesen sein, besagt eine Anekdote. Einst wollte eine vornehme Dame mit ihrem dicken Mops von Bad Doberan nach Heiligendamm reisen. Doch dem Mops war das fauchende und rauchende Ungeheuer so unheimlich, dass er sich von der Leine losriss und weglief. Auf ihr hysterische Gekreische »Molli, bleib stehen!« reagierte jedoch nicht der fette Mops, sondern der Lokführer. Ein kurzer, kräftiger Ruck ging durch den gerade angefahrenen Zug, da der Lokführer geglaubt hatte, er und sein Zug wären gemeint und hatte eine Vollbremsung eingeleitet. Fortan hieß die Dampflok im Volksmund »Molli«. Diesen Ausflugtipp könnt ihr leicht mit Ausflugtipp 1 und 2 verbinden. Zuerst die Besichtigung des Münsters von Bad Doberan und anschließend eine nostalgische Zugreise mit »Molli« nach Kühlungsborn West. Dann wandert ihr die Strandpromenade entlang nach Kühlungsborn Ost. Von dort geht es wieder gemütlich mit »Molli« zum Ausgangspunkt zurück. Ausflugtipp 4: Warnemünde, der Geburtsort des Strandkorbes Für Jahrhunderte war Warnemünde ein kleiner Hafen- und Fischerort, bis am Anfang des 19. Jhdt das Baden im Meer in Mode kam und sich Warnemünde allmählich zum Seebad entwickelte. Viele der Bewohner von Warnemünde vermieteten ihre Häuser in diesen Jahren an zahlungskräftige Badegäste, die man spöttisch nur »Berliners« nannte, egal ob sie aus der Hauptstadt kamen oder nicht. Die Besitzer selbst zogen sich ins Hinterhaus oder in der Dachkammer zurück. Um den Gästen noch mehr Platz zu bieten wurden viele Häuser um eine auf- und abbaubare Veranda erweitert. Theodor Fontane bezeichnete bei seinem Besuch des Seebades 1875 diese Anbauten scherzhaft als »Warnemünder Baustil«. So richtig dürfte es dem Dichter hier nicht gefallen haben, beschreibt er doch Warnemünde mit den Worten » Es wäre reizend, wenn es nicht so reizlos wäre«. Warnemünde verfügt einen bis zu 150 Meter breiten Sandstrand, der Platz für unzählige Strandkörbe bietet. Erfunden wurde dieses an deutschen Küsten nicht mehr wegzudenkende Möbelstück vom Korbmacher Wilhelm Bartelmann in seiner Werkstatt in Warnemünde. Auf Wunsch einer an Rheuma erkranken feinen Dame fertigte er im Jahre 1882 eine »Sitzgelegenheit für den Strand« an, wo sie vor rauen Windböen und stechenden Sonnenstrahlen geschützt war. Anfangs noch als »aufrecht stehender Wäschekorb« verspottet, stieg die Nachfrage nach einem Strandkorb sprunghaft an. Bereits im Sommer 1883 eröffnete Bartelmanns Frau in der Nähe des Warnemünder Leuchtturms die erste Strandkorbvermietung. Zu den bekanntesten Gästen von Warnemünde zählte der norwegische Maler Edvard Munch, der im Jahr 1907 für Angst und Schrecken bei allen Müttern sorgte. Gerüchte über Bilder mit nackten Mädchen machten rasch die Runden. Man sah Munch häufig mit Farben, Pinseln, Leinwänden und Staffelei bewaffnet, an den Strand spazieren stets auf der Suche nach Modellen für seine Aktmalereien. Am Strand lernte er einen jungen Bademeister kennen, der sich tatsächlich ohne Feigenblatt von Munch portraitieren ließ. Jedoch nicht ohne Folgen: Wegen unsittlichen Verhaltens wurde der Bademeister aus dem Dienst entlassen. Am besten startet ihr Euren Spaziergang durch Warnemünde bei den beiden fotogenen Wahrzeichen des Ortes, dem 37 Meter hohen Leuchtturm und dem Teepott, der von Ulrich Müther entworfen wurde. Der Teepott fällt besonders durch sein muschelförmiges Betondach auf und gilt als Beispiel für die Hyparschalenarchitektur. Anschließend empfehlen wir Euch »Am Alten Strom« weiter zu spazieren. Neben zahlreichen Geschäften und Lokalen, die zum Besuch einladen, könnt ihr hier auch noch das eine oder andere Häuschen mit den erwähnten Veranden entdecken. Hungrige gönnen sich ein Fischbrötchen, die von den zahlreichen Booten am Ufer-Kai angeboten werden. Sehenswert ist auch das Heimatmuseum, welches in einem niedrigen Fachwerkhäuschen in der Alexandrinenstraße untergebracht ist. Während sich die Besucher »Am Alten Strom« zeitweise drängen, geht es in der Alexandrinenstraße ausgesprochen ruhig zu. Architekturfans sollten auf alle Fälle noch das alte Kurhaus im Kurpark aufsuchen, welches im Stil des »Neuen Bauens« errichtet und mit Elementen des Art Déco gestaltet wurde. Es wurde Ende der 1920er Jahre eröffnet und sollte das gesellschaftliche Leben in Warnemünde mit Theateraufführungen, Konzerte und Bälle beleben. Direkt daneben steht das legendäre »Hotel Neptun«, welches zu DDR-Zeiten den Spitznamen »Stasi-Hotel« trug. Denn neben den einheimischen Urlaubern übernachteten auch Geschäftsleute und Politiker aus dem Westen gerne im Neptun. Für die Staatssicherheit der DDR war das Neptun der ideale Ort Informationen zu sammeln. Besonders in der ersten Diskothek der DDR, die sich im Keller des Neptuns befand und wo weibliche Lockvögel auf die Besucher aus dem Westen angesetzt waren. Ausflugtipp 5: Insel Poel Auf vielen Internetseiten wird die Insel Poel als Geheimtipp angepriesen, den man nicht weitersagen soll. Freunde, das kann doch nicht Euer Ernst sein bei fast zwei Millionen Treffern bei den Suchergebnissen. Tatsache ist, dass es auf der Insel Poel tatsächlich ruhiger zugeht als in anderen Seebädern an der Ostsee. Zehn Kilometer nördlich von Wismar bietet die drittgrößte Insel Mecklenburg-Vorpommerns kleine beschauliche Orte und lange Sandstrände. Die höchste Erhebung der flachen und weitgehend waldlosen Insel ist der Kickelberg mit heißen 26 Metern. Da kommen doch glatt Assoziationen zu einem österreichischen vertikal beeinträchtigen« Politiker auf. Kirchdorf ist der Hauptort der Insel Poel, der an einer fjordartigen Bucht liegt. Schon von weitem könnt ihr den 47 Meter hohen Kirchturm des Ortes erkennen, der die »Skyline« von Kirchdorf prägt. Das dazugehörige Gotteshaus stammt aus dem 13. Jhdt und lag einst innerhalb einer imposanten Festungsanlage in Form eines fünfzackigen Sternes mit einem Sternschweif. Zur Festungsanlage gehörte auch ein Schloss, welches nach dem Dreißigjährigen Krieg komplett verfiel und dieser Tage nicht einmal mehr in Spurenelementen sichtbar ist. Gut erkennen kann man jedoch noch die Erdwälle, von wo man einen schönen Ausblick auf Wismar hat. Zu einem Strandspaziergang lädt die kleine Ortschaft Timmendorf ein, deren Wahrzeichen ein Leuchtturm aus dem Jahre 1872 ist. Wer Zeit und Muße hat, kann vom Timmendorfer Hafen entlang der Küste zum Badestrand »Schwarzer Busch« spazieren (ca 5 km eine Richtung). In der Siedlung »Schwarzer Busch« erinnert ein Gedenkstein an die Toten der Cap Arcona. Das Schiff wurde in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs durch britische Flugzeuge versehentlich versenkt. An Bord befanden sich tausende von KZ-Häftlingen, die bei diesem tragischen Ereignis verbrannten, ertranken oder von der SS erschossen wurden, wenn sie lebend den Strand erreichten. Vom »Schwarzen Busch« bietet sich ein weiterer Spazier- und Wanderweg an, der Euch entlang der Steilküste in den Ort Gollwitz führt. Dieser führt durch einen schattenspendenden Küstenwald, der aber immer wieder Ausblicke auf die Ostsee freigibt. Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Ausflugtipps rund um Wismar inspirieren konnten und wünschen Euch viel Spass beim Entdecken. Noch mehr Fotos von diesen Ausflügen findet Ihr im Fotoalbum unter: AUSFLÜGE RUND UM WISMAR [...]
Mikulov – so nah und doch unbekannt! Nur eine knappe Autostunde von Wien entfernt, liegt dieses reizende mittelalterliche Städtchen gleich nach der österreichisch-mährischen Grenze. Das mittelalterliche Mikulov Nur fünf Kilometer von Drasenhofen entfernt, liegt das kleine mährischen Städtchen Mikulov. Schon vor der Grenze ist das imposante Schloss Nikolsburg zu sehen, welches sich majestätisch über der Stadt erhebt. In den letzten 200 Jahren war es Schauplatz wichtiger historischer Ereignisse. Im Jahr 1805 übernachtete Napoleon auf dem Weg von Brünn nach Wien im Schloss. 61 Jahre später, am 26. Juli 1866 wurde hier nach der schweren Niederlage bei Königgrätz ein Friedensvertrag zwischen Österreich und Preußen unterzeichnet. Vom Schloss ist es nicht weit zum sehenswerten Stadtplatz. Viele der Häuser stammen aus der Zeit der Renaissance. Dominiert wird der Stadtplatz vom Turm der Wenzelskirche und einer monumentalen Barocksäule, die von einem Fürsten von Dietrichstein in Auftrag gegeben wurde. Besonders prachtvoll ist das Bürgerhaus „Zu den Rittern“ mit seiner auffälligen Sgraffito-Fassade. Die Dietrichsteins prägten für viele Jahrhunderte das Gesicht von Mikulov. Ihre letzte Ruhestätte fanden die Mitglieder der Familie in der Dietrichstein-Gruft, am unteren Ende des Hauptplatzes. Der Kirchenbau mit den sterblichen Überresten von 45 Dietrichsteinern, wurde nach einem Entwurf von Fischer von Erlach errichtet. Zu einem besinnlichen Spaziergang lädt der jüdische Friedhof am nördlichen Rand der Altstadt ein. Für viele Jahre war die jüdische Gemeinde von Mikulov die größte in Mähren. Von den mehr als 4.000 Grabsteine stammt der älteste lesbare aus dem Jahr 1605. Die Zeremonienhalle des Friedhofs im Stil des Historismus plante der Architekt Max Fleischer, der sein Handwerk in Wien bei August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll erlernte. Ganz in der Nähe befindet sich die Obere Synagoge aus den 1720er Jahren, die als einzige von 12 Synagogen erhalten blieb. Ein Besuch ist durchaus empfehlenswert. Wer noch Lust und Laune hat, folgt dem Kreuzweg auf den Heiligen Berg hinauf. Die Barockkapelle am Gipfel des Berges zählt zu den ältesten Wallfahrtsstätten Mährens. Von hier habt ihr einen wunderbaren Panoramablick auf Mikulov. Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Ausflug nach Mikulov inspirieren konnten. Wir haben Mikulov im Rahmen unserer Radtour: LIECHTENSTEIN RADROUTE ZWISCHEN MIKULOV, LEDNICE UND VALTICE besichtigt. [...]
Ihr erfahrt in diesem Beitrag die perfekte Route für einen Stadtspaziergang durch Bamberg, lernt Bamberger Geheimnisse kennen und erfahrt zahlreiche Anekdoten über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Was macht ihr eine Woche in Bamberg? Diese Frage haben wir vor unserer Reise oft gestellt bekommen. Die Antwort ist einfach. Bamberg ist eine wunderbare Stadt mit engen mittelalterlichen Gassen, prächtigen Kirchen, schönen Fachwerkhäusern und interessanten Museen. Die Lage an der Regnitz ist malerisch und die Stadthügel bieten einen wunderschönen Ausblick auf die Altstadt. Schon Kaiser Heinrich II gab Bamberg im Jahr 1000 den Beinmanen „Fränkisches Rom“, weil die Stadt auf sieben Hügel errichtet wurde. Die UNESCO Weltkulturerbe-Stadt eignet sich auch hervorragend für Ausflüge in die Fränkische Schweiz oder in die Städte Coburg, Bayreuth oder Nürnberg. Genug der einführenden Worte. Guten Morgen Bamberg! Die Kirchenglocken sämtlicher Kirchen der Stadt haben uns pünktlich um 7.00 Uhr geweckt. Ein Überhören ist unmöglich, denn die Turmuhren läuten alle Viertelstunden. Nach einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns auf den Weg die Sehenswürdigkeiten Bambergs zu erkunden. Altes Rathaus Wir beginnen unseren Spaziergang durch Bamberg beim bekanntesten Postkartenmotiv der Stadt, dem Alten Rathaus. Wer ein Foto von diesem Prachtbau ohne wild herumfuchtelnden Selfie-Sticks, amerikanischen Touristengruppen oder eigenartig posierenden Influencern machen möchte, sollte sich spätestens um 9.00 Uhr an Ort und Stelle einfinden. Am besten lässt sich das gotisch-barocke Wahrzeichen in seiner ganzen Pracht vom Geyerswörthsteg erfassen. Das Alte Rathaus steht mitten im Fluss und ist nur über Brücken zu erreichen. Der Legende nach, weigerte sich der Bischof Grund und Boden zur Errichtung des Rathauses zur Verfügung zu stellen. Deshalb schütteten listige Bürger eine künstliche Insel in der Regnitz auf und erbauten darauf das wahrscheinlich am meisten fotografierte Wahrzeichen Bambergs. Bemerkenswert sind die farbenfrohen Fresken an der Fassade des Alte Rathauses. Sie stammen aus dem 18. Jhdt und wurden von Johann Anwander geschaffen. Wer genau schaut, entdeckt das kleine Beinchen eines Putto, das aus dem Wandfresko ragt. Der bewusste Hingucker lenkt den Blick auf den Namen des Malers, der sich an dieser Stelle für die Nachwelt verewigt hat. Und noch ein witziges Detail. Weil der Fürstbischof dem Künstler weniger bezahlen wollte als vereinbart, verpasste Anwander einem Frauenbildnis zwei zusätzliche Brüste. Da der Fürstbischof als Geistlicher sich mit der weiblichen Anatomie nicht auskennen durfte, konnte er auch nicht gegen die Frau mit den vier Brüsten protestieren. Goblmoo – Brunnen Über die Obere Brücke überqueren wir die Regnitz und treffen am Grünen Markt auf den Gabelmann, einer bekannten Bamberger Neptunfigur, die wegen ihres Dreizacks im Dialekt Goblmoo genannt wird. Auch um die Errichtung des Goblmoo – Brunnen rankt sich eine Legende. Ein ehemaliger Ratsherr aus Bamberg vermachte der Stadt nach seinem Tod testamentarisch 800 Gulden zur Errichtung eines Brunnens. Dummerweise verstarb er in Nürnberg und die Nürnberger weigerten sich das Geld auszubezahlen. Und so mussten Freunde des Ratsherrn das Geld in einem Salzgefäß versteckt aus der Stadt schmuggeln. Jesuitenkirche – Pfarre St Martin Nur einen Steinwurf vom Goblmoo entfernt befindet sich die ehemalige Jesuitenkirche, deren barocke Fassade den Grünen Markt dominiert. Ihr Aussehen verdankt der Sakralbau dem Brüderpaar Dientzenhofer. Sie nahmen dabei Anleihe an der Jesuitenkirche Il Gesù in Rom. Weitaus interessanter ist die Geschichte über das jährliche Treffen der Bamberger Muttergottes-Statuen eine Woche nach Maria Himmelfahrt. In einer feierlichen Prozession wird die „Freudenreiche Muttergottes“ von der „Oberen Pfarre“ zur Jesuitenkirche getragen, wo schon die „Schmerzhaften Muttergottes“ auf sie wartet. Nach einer alten Legende kommt es zu einem Krieg, wenn das jährliche Treffen der beiden Marien entfällt. Als Beweis werden die Jahre 1914 und 1939 genannt, wo der Besuch nicht zustande kam. Die Humsera Schon seit Jahrhunderten verkaufen Marktstandler Obst und Gemüse am Grünen Markt. Einen gewissen Kultstatus erlangte dabei die alte Humsera, an die eine kleine Brunnenfigur in der Nähe der Jesuitenkirche erinnert. Die für ihr loses Mundwerk bekannte Marktfrau war berüchtigt für ihre derben Sprüche und Verkaufstricks. Sie betrog beim Abwiegen der Ware oder schummelte schimmeliges Obst in den Einkauf. Wer sich beschwerte bedachte sie mit den Worten „Mich konnst gern hom, waßt scho wu“! Der Ochse, der niemals ein Kalb war – Altes Schlachthaus Über die Fischstraße spazieren wir zurück zum Ufer der Regnitz. Unser Ziel ist das Alte Schlachthaus. Wo einst Kälber und Schweine geschlachtet wurden, büffeln heute Studenten. Nur der Ochse im Hausgiebel erinnert noch an die einstige Funktion des spätbarocken Gebäudes. Der Ort war gut gewählt. Denn Blut und Schlachtabfälle konnten direkt in die Regnitz entsorgt werden. Zum Ochsen gibt es auch noch eine Geschichte zu erzählen. Seine Hörner wurden bei Volksfesten solange als Stromkabelhalterung missbraucht, bis eines davon abbrach. Die Stadtväter mussten bis in die ungarischen Partnerstadt Esztergom reisen um passende Ersatzhörner aufzutreiben. Statue der Heiligen Kunigunde Wir verlassen den blutrünstigen Ort und schlendern über die Untere Brücke auf die andere Uferseite. Von der Brücke habt ihr einen schönen Blick auf Klein Venedig, welches wir auf unserem Stadtspaziergang durch Bamberg später noch besichtigen werden. Werft auch einen Blick auf die Statue der Heiligen Kunigunde. Gemeinsam mit ihrem Mann Kaiser Heinrich II veranlasste sie die Errichtung des Bamberger Doms. Doch dazu später. Über Kunigunde kursieren zahlreiche Legenden. So wird erzählt, dass sie des Ehebruchs bezichtigt wurde. Kunigunde besteht zum Beweis ihrer Unschuld auf einem Gottesurteil. Sie läuft barfuß über glühende Pflugscharen, bleibt unverletzt und erklärt dem erstaunten Publikum, dass noch nie mit irgendeinem Mann intim war. Auch nicht mit dem armen Heinrich! Wir verabschieden uns von Kunigunde und folgen der Dominikanerstraße. Braugaststätte Schlenkerla Vor der historischen Braugaststätte Schlenkerla in der Dominikanerstraße herrscht zu jeder Tages- und Nachtzeit dichtes Gedränge. Einheimische und Touristen versammeln sich gleichermaßen vor dem Lokal um das berühmte Rauchbier zu verkosten. Ganz ehrlich, uns hat das rauchig herbe Bier, dessen Geschmack an Schwarzwälder Schinken erinnert, so gar nicht begeistert. Anderen hat es – den wankenden Bewegungen entnehmend – umso mehr geschmeckt. Apropos wankende Bewegungen. Seinen Namen verdankt die Braugaststätte Braumeister Andreas Graser. Dieser war beim Ausladen der Fässer unter die Räder eines Pferdefuhrwerks geraten und musste fortan seinen Gehfehler durch auffälliges Schlenkern mit den Armen ausgleichen. Klein Venedig Ortswechsel! Wir spazieren die Kasernenstraße entlang bis zur Regnitz und folgen ein Stück dem Leinritt. Der Leinritt wurde unmittelbar am Ufer der Regnitz angelegt, damit Pferde mit Hilfe langer Seile Frachtschiffe flussaufwärts ziehen konnten. Wir schauen auf die andere Uferseite und entdecken ihn: Den Postkartenblick auf Klein Venedig! Der Vergleich mit der Serenissima ist ambitioniert. Prachtvolle Palazzi und die Rialto-Brücke suchen wir vergeblich. Dafür entdecken wir einen Gondoliere der mit sanften Ruderschlägen seine original venezianische Gondel durch die Fluten der Regnitz steuert. Bambergs Klein Venedig besteht nur aus einer einzigen Zeile von mittelalterlichen Fachwerkhäusern, die sich dicht am Ufer der Regnitz drängen. Über Jahrhunderte hinweg wurden diese von Fischern und Schiffern bewohnt. Charakteristisch für die Fischerhäuser sind die kleinen Vorgärten und die breiten Holzbalkone. Wo einst Fischernetze trockneten, wuchern heute Geranien aus Blumentöpfen. „O sole mio“ liegt mir auf der Zunge. Ich lasse es lieber bleiben, spare mir die Luft für den Weg zum Domplatz. Der Domplatz – 1.000 Jahre Geschichte Wir gehen die Kasernenstraße zurück und folgen dem Anstieg auf den Katzenberg. Nach dem wir noch ein paar Stufen überwunden haben, erreichen wir den mit Kopfsteinen gepflasterten und leicht abfallenden Domplatz. Stellt Euch etwa in die Mitte des Platzes, blendet die Touristengruppen aus und lasst diesen eindrucksvollsten Platz Bambergs auf Euch wirken! Von der Romanik über die Renaissance bis zum Barock und Rokoko – Ihr atmet hier mehr als 1.000 Jahre Geschichte. Bamberger Dom Beginnen wir mit dem romanischen Bamberger Dom, der mit seinen vier markanten Türmen das beherrschende Bauwerk der Bamberger Altstadt ist. Gestiftet wurde das mächtige Gotteshaus von Kaiser Heinrich und seiner Gattin Kunigunde im Jahr 1004, die auch im Dom ihre letzte Ruhestätte fanden. Am Sargdeckel des mächtigen Hochgrabs ist das heiliggesprochene Kaiserehepaar überlebensgroß dargestellt. Das bedeutendste Kunstdenkmal des Doms ist jedoch der Bamberger Reiter. Wen der Ritter darstellt, darüber streiten noch heute die Experten. Zurzeit gilt der Heiligen Stephan von Ungarn, der Schwager Heinrichs II als aussichtsreicher Kandidat. Einer Legende zufolge soll Stephan – damals noch als Heide – bei seinem ersten Besuch in Bamberg geradewegs in den Dom galoppiert sein. Später heiratete er die Schwester von Heinrich II und wurde Ungarns erster christlicher König. Es lohnt sich auch den Bamberger Dom von außen genauer unter die Lupe zu nehmen. Werft zuerst einen Blick auf die beiden Westtürme, wo ihr kurioserweise in luftiger Höhe steinerne Kühe entdecken könnt. Das tierische Denkmal erinnert an die zahlreichen Kühe, Ochsen und Esel, die das schwere Baumaterial für den Dombau von den Steinbrüchen auf den Domplatz schleppten und dieses dann mittels Flaschenzügen nach oben zogen. Mit vielen Details ist auch das nur an Festtagen geöffnete Fürstenportal geschmückt. Das Bogenfeld oberhalb des Türsturzes zeigt das Weltgericht mit Jesus als Richter. Links von Jesus die Seligen kurz vor ihrer Himmelfahrt, rechts die Verdammten, die in der Hölle schmoren müssen. Schaut Euch auch die einzelnen Gesichter näher an. Besonders gut gelungen sind die glücklich lächelnden Mönche, die in den Himmel auffahren dürfen. Und zum Abschluss noch ein kurioses Detail. An der rechten Eingangspforte ragen Metallknöpfe aus der Mauer. Diese symbolisieren die Bamberger-Längeneinheiten Fuß und Elle. Die Länge des Fußes betrug 26,8 cm. Einer Überlieferung nach, entsprach dies exakt der Schuhgröße von Kunigunde. Aus heutiger Sicht ist dies eher unwahrscheinlich, denn dann hätte die Kaiserin Schuhe in der Größe 44 benötigt. Die Bamberger Elle maß übrigens 67 cm oder exakt 2,5 Fuß. Alte Hofhaltung Die Südwestseite des Domplatzes wird von der Alten Hofhaltung aus dem 15. und 16. Jhdt begrenzt. Das prachtvolle Renaissancegebäude mit seinem Fachwerk und den Galeriebalkonen diente einst den Fürstbischöfen als Residenz. Davor stand an dieser Stelle das „Castrum Babenberg“, die ehemalige Kaiserpfalz von Kaiser Heinrichs II. Nach dem Umzug des Fürstbischofs in die Neue Residenz im Jahr 1602 wurden die Gebäude der Alten Hofhaltung als Kanzlei, Bibliothek und Ratsstube genutzt. Heute befindet sich hier das sehenswerte Historische Museum der Stadt Bamberg. Neue Residenz Bekanntlich benötigt ein Erzbischof eine repräsentative Bleibe. Da die Alte Hofhaltung nicht mehr den Geschmack der Zeit traf, ließen sich die geistlichen Herren ab 1602 die Neue Residenz errichten. Um 1700 erhielt die Neue Residenz unter Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn ihr heutiges barockes Aussehen. Besonders prachtvoll gelangen die Prunkräume und der Kaisersaal, die im Rahmen einer Führung besichtigt werden können. Nach der Säkularisation von 1803 verloren die Fürstbischöfe ihre Macht und die bayrischen Könige hatten nun das Sagen in der Neuen Residenz. Bekanntester Bewohner war der aus Bayern stammende König Otto I von Griechenland. Nach einem Militärputsch kehrte Otto mit seiner Frau nach Bayern zurück, wo sie bis zu ihrem Tode in der Neuen Residenz im Exil lebten. Der Rosengarten Auf keinem Fall solltet Ihr den Rosengarten hinter der Residenz versäumen. Besonders sehenswert ist die kleine Gartenanlage zur Zeit der Rosenblüte. Genießt aber auch den Blick auf die oft schiefen Dächer der Altstadt. Den Blick auf die schiefen Dächer war auch das Letzte was Alexander Berthier am 1. Juni 1815 sah, bevor er in der Residenzstraße aufschlug und starb. Nur ein paar Meter vom Rosengarten entfernt, fiel der Marschall Napoleons freiwillig oder unfreiwillig aus einem Fenster im zweiten Stock der Neuen Residenz. Gerüchten zufolge soll Berthier von sechs maskierten Männern getötet worden sein, die den verhassten Franzosen aus dem Fenster warfen. Auf den Spuren von E.T.A Hoffmann: Das Apfelweibla Bevor es zu unserem letzten Ziel unseres Stadtspaziergangs durch Bamberg geht, machen wir vom Domberg noch einen Abstecher in die Eisgrube. Keine Angst, arktische Temperatuten werden Euch hier nicht erwarten, sondern nur der berühmteste Türknopf der Literaturgeschichte. Der witzige Messing-Türknopf am Haus in der Eisgrube 14 inspirierte den Schriftsteller E.T.A Hofmann zu seiner Figur des „Apfelweibla“ in der Novelle „Der goldene Topf“. In dieser Geschichte erscheint dem Studenten Anselmus das Apfelweibla als Horrorfigur in einem Traum. Hoffmann war in diesem Haus öfter zu Gast, da hier sein Freund Carl Friedrich Kunz lebt. Auf den Keller gehen Zeit für eine Belohnung! Bamberg ist bekanntlich eine Bierstadt mit einer 1.000 jährigen Braukunst-Geschichte. Es liegt also auf der Hand, dass wir als letztes Ziel des heutigen Stadtspaziergangs durch Bamberg einen Bierkeller anpeilen. Jedoch geht man in Bamberg nicht „in“, sondern „auf“ den Keller, da diese auf den Hügeln der Stadt liegen. Wir sind am Weg zum „Spezialkeller“ am Stephansberg. Der Spruch „auf den Keller gehen“ geht zurück auf jene Zeit, als es noch keine elektrischen Kühlschränke gab und das Bier in tiefen Felskellern gelagert wurde, damit es nicht verdarb. Über den Kellern pflanzten die Bierbrauer ein paar Rosskastanien, stellten Tische und Stühle auf, errichteten eine Schank und schon waren die Keller magische Anziehungspunkte für Spaziergeher. Mittlerweile haben wir den „Spezialkeller“ erreicht und sitzen unter einer schattenspendenden Rosskastanie. Das Bier ist süffig, die fränkische Brotzeit deftig und der wunderschöne Panoramablick auf Bamberg einmalig. Der ideale Ort um sich zu erholen und den Tag Revue passieren zu lassen. Weitere Sehenswürdigkeiten in und rund um Bamberg Schloss Seehof An erster Stelle steht sicherlich das rund drei Kilometer nordöstlich von Bamberg entfernte Schloss Seehof. Das barocke Schlossgebäude mit seinen markanten Türmen war einst die Sommerresidenz der Bamberger Fürstbischöfe und wurde im Auftrag des Fürstbischofs Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg errichtet. Nach der Säkularisation im Jahr 1803 kamen Schloss und Garten in den Besitz der Familie von Zandt. Mit dem Tod von Baron Franz Joseph von Zandt, der 1951 unter mysteriösen Umständen im Schlossweiher ertrank und der Wiederheirat seiner Witwe mit dem Baron von Hessberg begann der Verfall der Schlossanlage. Absoluter Tiefpunkt in der Geschichte von Schloss Seehof war das Jahr 1956. Das Ehepaar von Zandt-Hessberg verkaufte im großen Stil das Originalmobiliar des Schlosses, um nicht komplett zu verarmen. Hinter vorgehaltener Hand war auch von hohen Spielschulden die Rede. 1975 erwarb der Freistaat Bayern die Liegenschaf, der das Schloss aufwendig sanieren ließ. Heute erstrahlen einige Räume des Schlosses wieder in altem Glanz, die im Rahmen einer empfehlenswerten Führung besichtigt werden können. Auch der Schlossgarten konnte zum Teil wiederhergestellt. Von der einstigen Pracht zeugen noch heute die Wasserspiele der Kaskade, die von Mai bis Ende September jeweils zur vollen Stunde zu bewundern sind. Spaziergang entlang der Regnitz Empfehlen können wir auch einen Spaziergang entlang der Regnitz zur Schleuse 100. Ihr startet am besten bei der Tourist Information und folgt einfach dem Fluss. Die Schleuse 100 ist die letzte der Schleusen des unter König Ludwig I von 1836 – 1845 erbauten Ludwig-Main-Donau Kanals, einem Industriedenkmal aus der Zeit vor der Erfindung der Eisenbahn. Die 172 km lange künstliche Wasserstraße verband die Donau bei Kelheim mit dem Main bei Bamberg. Somit bestand eine schiffbare Verbindung zwischen der Nordsee bei Rotterdam und dem Schwarzen Meer bei Constanța. Der anfangs noch lebhafte Schiffsverkehr litt schon bald unter der Konkurrenz der Eisenbahn und das unaufhaltbare Ende des Ludwig-Main-Donau Kanals nahm seinen Lauf. Von der Schleuse 100 habt ihr einen schönen Blick auf die barocke Villa Concordia, die der Hofbeamte Ignaz Tobias Böttinger zwischen 1716 und 1722 in Auftrag gab. Heute ist die Villa Concordia ein Internationales Künstlerhaus mit den Schwerpunkten neuer Literatur, bildender Kunst und Musik untergebracht. Weiter geht es durch den Stadtpark Hain, wo bereits E.T.A. Hoffmann spazieren ging und den sprechenden Hund Berganza traf. Ob Hoffmann vor der Begegnung zu tief ins Glas geblickt hat oder zu viele Bewusstsein erweiternde Substanzen erwischte, ist leider nicht überliefert. Im Stadtpark Hain befindet sich auch das Bootshaus mit seinem schönen Biergarten, der ideal Platz um am Wasser zu sitzen, ein Bier zu trinken und den Ruderern beim Training zu zusehen. Der E.T.A Hoffmann Weg Ein von der Stadt Bamberg angelegter E.T.A Hoffmann Weg führt zu den wichtigsten Spuren des Schriftstellers. Unteranderem könnt Ihr seine Wohnung am Schillerplatz 26 besichtigen, wo er mit seiner Frau Michaelina zwischen 1808 und 1813 lebte. Besonders skurril mutet das Loch in der Decke zwischen ersten und zweiten Stock an. Hoffmann nutzte es nicht nur zur Konversationen mit seiner Frau, sondern auch für komische Überraschungen. So warf er Handtücher und Stiefel durch die Lucke, um die arme Frau zu erschrecken. Man munkelt, dass ihm seine Frau auch heißen Punsch durch das Loch in der Decke reichen musste. An eine unglückliche Liebe erinnert die Gedenktafel in der Lange Straße 13. Hier lebte die 14 jährige Julia Mark, in die sich der 20 Jahre ältere Hoffmann unsterblich verliebte. Hoffmanns skurriles Wesen, sein ausschweifender Lebenswandel und seine grotesken Werke über Wahnsinnige, Tiere oder Geistererscheinungen brachten ihm den Spitznamen „Gespenster-Hoffmann“ ein. HINWEISWer Bamberg in Ruhe genießen möchte, sollte die Stadt unter der Woche besuchen. Meiden sollte man Bamberg hingegen am Wochenende, denn die Stadt zieht Junggesellenabschiede in laienschauspielartigen Kostümen oder Alt-Herrenrunden magisch an. Und noch ein letzter Tipp: Bamberg liegt in Oberfranken und gehört politisch gesehen zu Bayern. Einen Franken aber als Bayern zu bezeichnen, gleicht schon einem Sakrileg. Das kommt ungefähr so gut an, wie einen Österreicher mit einem Deutschen in einen Topf zu werfen. NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Ausflug nach Bamberg inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser wunderschönen Stadt in Franken findet Ihr im Fotoalbum unter: BAMBERG – EINE STADT ZUR FUSS ENTDECKEN [...]
Taucht ein in das Labyrinth verschwiegener Kanäle und enger Gassen. Entdeckt prachtvolle Palazzi und Kirchen. Alles, was ihr für unsere Casanova-Tour benötigt, ist ein wenig Zeit und bequeme Schuhe. Markusplatz Giacomo Casanova, Schriftsteller, Abenteurer, Diplomat, Alchemist und der größte Liebhaber aller Zeiten, kam im Jahr 1725 in Venedig zur Welt. Geboren als Kind eines Schauspielerehepaares, verbringt der kleine Giacomo seine ersten Lebensjahre in den Gassen rund um die Kirche San Samuele. Geburtshaus von Casanova in Venedig Sein Vater stirbt früh, seine Mutter, die Schauspielerin Zanetta Farussi, tingelt ständig mit einer Theatertruppe quer durch Europa. Giacomo wächst bei seiner Großmutter auf, die ihm eine Ausbildung an der Universität Padua ermöglicht. Er promoviert in Jus und Theologie und schlägt die Priesterlaufbahn ein. Für ein Kind aus ärmlichen Verhältnissen die einzige Chance auf einen sozialen Aufstieg. Kirche San Samuele Chiesa di San Samuele In der Kirche San Samuele hält Casanova seine erste Predigt und begeistert das Publikum, besonders das weibliche. Im Klingelbeutel landen mehr Liebesbriefe als Münzen. Seine zweite Predigt endet jedoch in einem Fiasko. Völlig betrunken fällt er mitten in der Predigt von der Kanzel. Damit fand seine kirchliche Karriere ein jähes Ende. Campo dei Frari Frari-Kirche Vom Campanile der Frari-Kirche ertönt ein Glockenschlag, fast so, als würde der schlichte Backsteinbau auf sich aufmerksam machen wollen. Doch das hat Frari-Kirche gar nicht notwendig, denn das Innere ist voll mit prächtigen Kunstwerken von Tizian und Bellini. Frari-Kirche Für den Hochaltar hat Tizian ein Meisterwerk geschaffen, »Die Himmelfahrt Marias«, welches Casanova als das schönste Gemälde der Welt bezeichnete. In der Frari-Kirche befindet sich auch die letzte Ruhestätte des berühmten Malers. Haus von Carlo Goldoni Wohnhaus von Carlo Goldoni Im Jahr 1707 wird in diesem gotischen Palazzo der Komödiendichter Carlo Goldoni geboren. Zuerst schlägt Goldoni die Laufbahn eines Advokaten ein, doch seine Liebe gilt dem Theater und den Schauspielerinnen. Bei einem Auftritt in Verona lernt Goldoni Casanovas Mutter kennen und ist begeistert von der »sehr hübschen und talentierten« Schauspielerin. Mehrfach ist Casanovas Mutter zu Gast im Hause Goldoni. Ob die beiden eine Affäre hatten? Man weiß es nicht. Bekannt ist aber, dass Goldoni für sie die Komödie »Das Mündel« schrieb. Campo San Polo Campo San Polo Der Campo San Polo ist nach dem Markusplatz der zweitgrößte Platz Venedigs und für Casanova der wichtigste Ort in seinem Leben. Wir schreiben das Jahr 1746. Casanova, stets knapp bei Kasse, nimmt ein Engagement als Geiger zur Unterhaltung einer Hochzeitsgesellschaft im Palazzo Soranzo an. Als er spätnachts den Palazzo verlässt, bemerkt er, wie ein wohlhabender Mann im Vorbeigehen einen Brief verliert. Er eilt dem Adeligen nach, als dieser plötzlich zusammenbricht. Casanova leistet Erste Hilfe und begleitet den Unbekannten ihn in sein Haus. Palazzo Soranzo Ein Glücksfall, wie sich herausstellen sollte, denn der Fremde ist der einflussreiche Senator Matteo Bragadin. Casanova schlüpft in die Rolle eines Arztes, wacht tagelang am Krankenbett des Senators und pflegt ihn aufopferungsvoll. Seine Behandlungsmethoden zeigen Erfolg und Bragadin gesundet. Aus Dankbarkeit behandelte er Casanova wie seinen Sohn und stattet ihn mit einer Gondel, einem Diener und einer großzügigen Apanage bis zu seinem Lebensende aus. Ponte Bernado Ponte Bernado Enge Gassen und kleine Brücken über schmale Kanäle gibt es viele in Venedig. Sie sind perfekte Orte für einen Überfall. Einen solchen plante Casanova am Ponte Bernado. Sein Opfer war Antonio Razzetta, ein windiger Kaufmann. Als Casanovas Großmutter stirbt werden Giacomo und seine Geschwister bei Pflegeeltern untergebracht. Haus und Möbel werden verkauft. Den Verkauf der Möbel wickelt Razzetta ab, der den Verkaufserlös aber selbst in die Tasche steckt. Als Casanova davon erfährt, sinnt er auf Rache. Maskiert lauert er Razetta auf, prügelt ihn windelweich und wirft ihn ins Wasser. Seine Rache ist zwar gestillt, aber sein Geld sieht Casanova trotzdem nicht. Ponte del le tete Brücke der Brüste Zur Zeit von Casanova befand sich rund um die »Brücke der Brüste« das Rotlicht-Viertel Venedigs. Der Name der Brücke kommt von den Prostituierten, die von Balkonen und Fenstern rund um die Brücke ihr blankes Dekolleté zur Schau stellten, um Kunden anzulocken. Prostitution war in der Serenissima zwar nicht gerne gesehen, aber eine »Sex-Steuer« spülte viel Geld in die Kassen der Lagunenstadt. Die Stadtväter hofften auch, dass die entblößten Brüste Homosexuelle »von der Sünde gegen die Natur« heilen würden. Rialtomarkt Rialtomarkt in Venedig Jahrhundertelang war die Gegend rund um die Rialto-Brücke der wichtigste Handelsplatz der Stadt, wo das Leben pulsierte. Händler aus aller Herren Länder löschten am Kai ihre Waren und versorgten die Venezianer mit wertvollen Stoffen, Gewürzen und anderen Luxusartikeln. Stellt euch das Treiben früh morgens zur Zeit Casanovas vor. Der Uferkai ist von Lärm, Rufen und Flüchen erfüllt. Händler preisen lautstark die hohe Qualität ihrer Fische und Meerestiere an. Mägde eilen von Stand zu Stand, um frisches Obst und Gemüse für ihre Herrschaften einzukaufen. Rialtomarkt in Venedig Dazwischen stolziert Casanova herum und erwirbt bei den Händlern in den Seitengassen seidene Strümpfe oder gestickte Strumpfbänder mit goldenen Spangen für seine Angebeteten. Oder besorgt Zutaten für Heilmittel, die er für Freunde selbst herstellt. So berichtet Casanova in seinen Memoiren, dass er für eine hübsche Freundin, die ungewollt schwanger wurde, ein Abtreibungsmittel aus Safran, Myrrhe und Kräutersäften braute. Rialtomarkt in Venedig Diese Salbe musste dann vor der täglichen Anwendung nur noch mit frischem Sperma vermischt werden. Selbstlos wie Casanova nun einmal war, steuerte er das Sperma gerne bei. Er strich sich die Salbe auf seine Penisspitze, führte diese der Freundin ein und hatte eine Woche lang sein Vergnügen. Dass dieses Mittel nichts half, könnt ihr euch wohl denken. Die aufgebrachten Eltern steckten das Mädchen in ein Kloster, wo es heimlich das Kind auf die Welt brachte. San Giacomo di Rialto San Giacomo di Rialto Die Kirche San Giacomo di Rialto gilt als die älteste Kirche der Serenissima und wurde gerne von den Händlern der Umgebung aufgesucht. Vielleicht ermahnt deshalb eine Inschrift an der Kirche, die Kaufleute, ihr Gewerbe mit Anstand auszuüben, die Waagen nicht zu manipulieren und nicht zu betrügen. Gobbo di Rialto Erwischte man einen Kaufmann, der seine Kunden betrog, so bekam er beim »Buckligen von Rialto« (Gobbo di Rialto) die Peitsche zu spüren. Damals war halt die Welt noch in Ordnung. Rialto-Brücke Rialtobrücke in Venedig Die Rialtobrücke ist neben dem Dogenpalst sicherlich das bekannteste Bauwerke der Stadt. 48 Meter lang und 22 Meter breit verbindet sie die Stadtbezirke San Marco und San Polo. Campo San Bartolomeo Carlo Goldoni in Venedig Wir spazieren weiter über den Campo San Bartolomeo, wo wir von Carlo Goldoni persönlich begrüßt werden. Auch er schreitet mit angemessenem Schritt über den Platz. Es scheint fast so, als ob er jeden Vorbeigehenden grüßen würde. Campo Santa Sofia, Campo Santi Apostoli Chiesa dei Santi Apostoli Wir schlendern weiter über den Campo Santa Sofia und den Campo Santi Apostoli bis zur Chiesa della Madonna dell’Orto, wo der großartige Maler Tintoretto seine letzte Ruhestätte fand. Es gibt kaum einen Campo in Venedig, wo Casanova nicht nach schönen Frauen Ausschau hielt. Der größte Frauenheld aller Zeiten hatte unzählige Amouren mit Dienstmägden, Ehefrauen reicher Aristokraten, Kurtisanen und Tänzerinnen. Ca’ d’Oro Sie hießen Lucia, Annita, Caterina, Henriette oder Marina. Mehr als 300 sollen es gewesen sein. Doch kaum hatte er das Herz einer Angebeteten erobert, verliebte sich Casanova bereits unsterblich in sein nächstes Opfer. »Die Sinneslust war mir immer die Hauptsache«, schreibt Casanova in seinen Memoiren, »niemals hat es für mich etwas Wichtigeres gegeben. Ich habe die Frauen immer geliebt und mich von ihnen lieben lassen«. Er beherrschte die Kunst der Verführung perfekt, wusste den Damen zu schmeicheln und hatte Charme und Humor. Fondamenta della Misericordia Stadtteil Cannaregio Mittlerweile haben wir den Stadtteil Cannaregio erreicht und folgen der Fondamenta della Misericordia. Hier lernte Casanova die damals erst vierzehnjährige Caterina kennen, in die er sich sofort unsterblich verliebte. Als Casanova im tief ausgeschnittenen Mieder die Knospen ihrer Brüste sieht, verspricht er ihr sofort die Ehe. Fondamenta della Misericordia Als der Vater des Mädchens von den Hochzeitplänen hört, lässt er Caterina sofort in ein Kloster auf der Insel Murano bringen. Doch das Kloster war kein Ort, an dem man seine jungfräulichen Töchter in Sicherheit wiegen konnte, im Gegenteil. Mittelsfrauen spielten Postillon d’amour und schmuggelten Liebesbriefe in das Kloster hinein und heraus. Campo Madonna dell’Orto Kirche Madonna dell’Orto Unser nächstes Ziel ist die Kirche Madonna dell’Orto am gleichnamigen Platz. Bekannt ist die Kirche, weil sie zahlreiche Werke von Tintoretto beherbergt, der in der Nähe der Kirche gewohnt hat und hier auch seine letzte Ruhestätte fand. Tintoretto gehört zusammen mit Tizian und Veronese zu den bedeutendsten Malern Venedigs im 16. Jahrhundert. Er malte religiöse Bilder, mythologische und allegorische Themen, sowie Porträts und Schlachtengemälde. Kirche Madonna dell’Orto Die Kirchen in Venedig waren zur Zeit Casanovas ein beliebter Ort, um auf »Aufriss« zu gehen oder Kurtisanen kennen zu lernen. Unauffällig spazierten die Damen als Kirchgängerinnen mit Rosenkranz und Gebetsbuch getarnt rund um das Kirchenportal herum. Oder Sie täuschten eine tief im Gebet versunkene trauernde Witwe vor. In Wahrheit warteten sie nur auf das Hüsteln oder ein unauffälliges Handzeichen eines Interessenten, dem sie dann folgten. Campo dei Mori Campo dei Mori Seinen Namen verdankt der Campo dei Mori den drei Skulpturen, die Orientalen mit Turbanen darstellen. Es handelt sich dabei um drei Brüder aus der Kaufmannsfamilie Mastelli, die im 12. Jhdt von Morea nach Venedig ausgewandert waren und sich hier einen Palazzo errichten ließen. Palast des Kamels in venedig Ihr erkennt ihn leicht, da seine Fassade mit einem Relief verziert ist, welches einen Kaufmann mit einem Kamel zeigt und dem Palazzo den Spitznamen »Palast des Kamels« einbrachte. Campo dei Mori Einer der Brüder soll eine besonders gute Nase für erfolgreiche Geschäfte gehabt haben. Schaut Euch nach der Statue mit der dunklen Nase um. Es soll Glück bringen, wenn man diese berührt. Geburtshaus von Tintoretto Nur einen Steinwurf entfernt steht das Geburtshaus von Tintoretto, der von seinen Malerkollegen spöttisch das Färberlein genannt wurde, weil sein Vater Seidenfärber war. Santi Giovanni e Paolo San Zanipolo Die Kirche Santi Giovanni e Paolo wird von den Venezianer liebevoll nur San Zanipolo genannt. Sie zählt mit einer Länge von rund 100 m zu den größten Gotteshäusern in Venedig. Die Klosterkirche der Dominikaner gilt als Pantheon Venedigs, da hier unzählige Dogen, reiche Adelsfamilien und Künstler bestattet wurden. Casanova war von dem gotischen Backsteinbau beeindruckt, doch viel mehr interessierte ihm das Reiterstandbild vor der Kirche. Feldherr Bartolomeo Colleoni Die dem Feldherrn Bartolomeo Colleoni gewidmete Statue war Casanovas Lieblingsort, um sich mit der Nonne Marina zu treffen, die er bei einem Besuch von Caterina im Kloster kennengelernt hatte. In seinen Memoiren erinnert sich Casanova, dass »er voller Vorfreude bereits eine Stunde vor der angesetzten Zeit zum Stelldichein eingetroffen war«. Als endlich eine Gondel am Kai anlegt, steigt nicht Marina sondern ein maskierter Mann aus dem Boot. San Zanipolo Der Maskierte nähert sich, redet ihn an und reicht ihm die Hand. Jetzt endlich erkennt er die Liebste, die sich als Mann verkleidet hat. Ihre männliche Verkleidung »turnt ihn sogar richtig an«. Die Verliebten eilen Richtung Markusplatz, wo Casanova für dieses Treffen Räumlichkeiten angemietet hat. Dort sinkt er trunken vor Liebe und Glück in ihre Arme und gibt ihr sieben Stunden hindurch den Beweis seiner Glut. Campo Santa Marina Palazzo Bragadin Wir haben den Campo Santa Marina erreicht, wo sich der Palazzo von Senator Matteo Bragadin befindet. Nachdem Casanova Bragadin nach einem Schlaganfall das Leben gerettet hat, behandelt der Senator ihn wie seinen Sohn. Durch Bragadin erhält Casanova Zugang in höchste aristokratische Kreise. Er lernt einflussreiche Freunde des Senators kennen und beeindruckt sie mit seinem scheinbar allumfassenden Wissen über Alchemie und Astrologie. Seine gutgläubigen Zuhörer merken jedoch nicht, dass Casanova ein raffinierter Blender ist. Palazzo Bragadin Wird über ein Leben auf dem Mond diskutiert, kennt er Pflanzen, die auf dem Mond blühen oder er nimmt vor dem erstaunten Publikum Kontakt mit Verstorbenen auf. Casanova war ein vortrefflicher Menschenkenner und es bereitet ihm Spass die Dummen reinzulegen. Schon bald tauchen aber bösartige Gerüchte auf. Man munkelte, dass zwischen Casanova und Bragadin mehr als nur eine Freundschaft besteht. Ja, man sprach sogar »von der Sünde gegen die Natur«. Nach einer anonymen Anzeige beginnt sich der venezianische Geheimdienst für den umtriebigen Casanova näher zu interessieren. Uhrturm Uhrturm am Markusplatz Zu den bekanntesten Gebäuden am Markusplatz zählt der prächtige Uhrturm aus der Renaissancezeit. Berühmt sind die beiden Mohren am Dach des Turmes, die mit zwei Hämmern jede Stunde die große Glocke schlagen, um die Uhrzeit zu verkünden. Was muss sich Casanova gedacht haben, als er beim Erklingen der Glocke von Geheimpolizisten über den Platz zum Dogenpalast geschleppt wird? Die Mohren am Uhrturm Hat mein letztes Stündlein geschlagen? Man wirft ihm Gotteslästerung, Besitz verbotener Bücher und Spionage vor. Zwei Tatbestände auf die in Venedig die Todesstrafe oder viele Jahre Kerker drohen. Markusplatz Campanile di San Marco in Venedig Der Markusplatz, das Herz von Venedig! Napoleon bezeichnete ihn gar als den schönsten Festsaal Europas. Der Platz ist geprägt vom Markusdom, seinem Campanile, dem Uhrturm und vom Dogenpalast. Hier tummeln sich Touristen, Fotografen und Tauben. Bereits zu Casanovas Lebzeiten zählte der Markusplatz zur Flaniermeile. Markusplatz Männer mit gepuderten Perücken promenierten mit der Dame ihres Herzens über den Platz. Der Anblick der hübschen Venezianerinnen mit weiten Röcken und tiefem Dekolleté, welches von einem zarten Gazetüchlein bedeckt war, erweckten nicht nur in Casanova den Wunsch nach einem amouröse Abendteuer, der das bunte Treiben gerne von einem Café aus beobachtete. Dogenpalast, Seufzerbrücke Dogenpalast Der Palazzo Ducale war für Jahrhunderte Regierungssitz der Dogen, Symbol der Macht Venedigs und Staatsgefängnis. Thomas Mann bezeichnete den Dogenpalast mit seiner filigranen Fassade und den offenen Säulengängen gar als Märchentempel. Casanova war vermutlich anderer Meinung, nachdem man ihn ohne Anklage und Urteil fünfzehn Monate in den Bleikammern eingekerkert. Dogenpalast Am 26. Juli 1755 hatte es die Geheimpolizei tatsächlich gewagt ihn trotz seiner einflussreichen Freunde zu verhaften. Er wurde vernadert, von einem Neider oder einem gehörnten Ehemann, der auf Rache sann. Gotteslästerung, der Besitz verbotener Bücher und seine sexuellen Eskapaden werden ihm in einer anonymen Anzeige vorgeworfen. Denunzianten hatten es leicht in Venedig. Sie konnten jederzeit ihre schriftliche Bezichtigung in einen Briefkasten in Form eines Löwenmauls, den »bocche di leone« werfen. Casanova wird in den Dogenplast zum Verhör gebracht und obwohl er seine Unschuld beteuert, landet er ihm Kerker. Seufzerbrücke Beim Gang über die Seufzerbrücke ist ihm ein letzter Blick auf sein geliebtes Venedig gestattet. Seine Zelle liegt direkt unter dem Dach des Dogenpalastes, welches mit Bleiplatten gedeckt ist. Schon bald beginnt Casanova Fluchtpläne zu schmieden. Er entdeckt, dass die Deckenbalken der Bleikammern aus Holz sind. Mit Hilfe eines zugespitzten Eisenstücks bohrt er ein Loch durch die Balken, durch das er dann fliehen kann. Campanile di San Marco Campanile di San Marco Der Markusturm ist mit seiner Höhe von knapp 100 Meter das höchste Gebäude Venedigs und wird von den Venezianern »Hausherr «genannt. Ursprünglich diente seine Turmspitze den Schiffen als Leuchtturm. Als der im Jahr 888 errichtete Markusturm bei Umbauarbeiten 1902 unerwartet einstürzt, wird er originalgetreu wieder errichtet. Nach seinem spektakulären Ausbruch aus den Bleikammern, flieht Casanova mit einer Gondel aufs Festland. Markusplatz Vermutlich blickt er sehnsüchtig auf den Campanile, den er noch von der Ferne aus sehen kann. 18 Jahre wird Casanova seine Heimatstadt nicht wiedersehen. Doch der Ausbruch aus dem sichersten Gefängnis der damaligen Zeit macht ihn zur Legende. Seine Flucht führt in durch alle Metropolen Europas, wo er in den Salons der Reichen und Schönen ein gern gesehener Gast ist. Denn sie alle wollen seine Geschichte vom spektakulären Ausbruch hören. Markusdom Markusdom Das schönste Gebäude am Markusplatz ist sicherlich der Markusdom. Von byzantinischen Kirchenbauten geprägt, wirkt das Gotteshaus mit seinen fünf Kuppeln und seinen prachtvollen goldglänzenden Mosaiken orientalisch. Errichtet wurde die Kirche im Jahr 828 als letzte Ruhestätte für die aus Alexandria geraubten Gebeine des Evangelisten Markus. Nach der Überlieferung hatten zwei venezianische Kaufleute die Gebeine gestohlen, unter gepökeltem Schweinefleisch versteckt und hurtig mit dem Schiff nach Venedig transportiert. Markusdom Jetzt hatte Venedig nicht nur eine hochkarätige Reliquie eines Heiligen, sondern auch einen Schutzpatron, versinnbildlicht durch den geflügelten Löwen. Von der Schönheit dieses Gotteshauses war auch Casanova begeistert. Vielleicht träumte er davon, dass nach seinem Tod die sterblichen Überreste im Markusdom aufgebahrt werden, damit die weibliche Bevölkerung Gelegenheit zum Abschied hat. Doch dazu kam es nicht. 18 Jahre nach seiner Flucht aus den Bleikammern darf er 1774 noch einmal in Venedig einreisen. Markusdom Als er jedoch den venezianischen Adel in einer Schmähschrift verspottet, muss er neun Jahre später Venedig für immer verlassen. Seinen Lebensabend verbringt Casanova auf Schloss Dux in Böhmen, wo ihm eine Stelle als Bibliothekar angeboten wird. Dort verfasst er seine berühmten Memoiren, wo er sich an die »schönsten Weiber Europas« erinnert. Casanova stirbt in seinem Exil am 4. Juni 1798 an einem Prostataleiden und wird in Dux am Ortsfriedhof begraben. Calle Vallaresso – Ridotto Calle Vallaressso In der Calle Vallaressso befand sich einst das berüchtigte Spielcasino Ridotto. Aufgrund der hohen Einsätze konnten es sich nur Adlige leisten an den Spieltischen Platz zu nehmen. Dazu kam noch eine strenge Kleiderordnung, die jedem Spieler Augenmaske und Dreispitz vorschrieb. Casanova verbrachte im Ridotto unzählige Nächte. Oft auch im Beisein der hübschen Nonne Marina, die sich bei den Casinobesuchen stets als Mann verkleidete. Pharao oder Basetta waren damals die angesagten Kartenspiele und Casanova verlor dabei ein Vermögen. »Jetzt brauchen wir keine Räuber mehr zu fürchten«, stellte einmal Marina fest, nachdem sie keinen Heller mehr in der Tasche hatten. Campo San Maurizo Palazzo Bellavista Ecke Campo San Maurizo und Calle del Piovan befindet sich der Palazzo Bellavista, wo einst der Poet Giorgio Baffo lebte. Er galt als der größte Dichter erotischer Verse zur Zeit Casanovas. »Wenn die Wollust schreit, hat das Loch einer Bettlerin so viel Wert wie das einer Edelfrau«, lautet eines seiner Gedichte. Baffo war ein Freund der Familie, Verehrer von Casanovas Mutter und der Mentor des jungen Casanovas. Campo San Maurizo Er überzeugte Giacomos Großmutter den Knaben auf die Universität nach Padua zu schicken. Baffo soll dem Jungen auch die Kunst der Verführung beigebracht haben. Und das höchst erfolgreich, wenn man Casanovas Memoiren Glauben schenken darf. Soll er doch in seinem Leben mehr als 300 Frauen verführt haben. Campo Santo Stefano Campo Santo Stefano Letzte Station unseres Rundganges ist der Campo Santo Stefano. Er ist einer der größten Plätze Venedigs und war zur Zeit Casanovas ein Ort der Gaukler, Beutelschneider und Flaneure. Man vergnügte sich hier bei der Stierhatz oder promenierte mit der Dame seines Herzens über den Platz. Andere gingen zum Gottesdienst in die Kirche Santo Stefano, die zu den bedeutendsten spätgotischen Kirchen Venedigs zählt. Der Schriftsteller Niccolò Tommaseo Hervorstechend ist das Portal mit seinem gotischen Spitzbogen und der 60 Meter hohe Kirchturm, der sich um zwei Meter zur Seite neigt. Werft noch unbedingt einen kurzen Blick auf das Denkmal des Schriftstellers Niccolò Tommaseo. Da der Dichter auf einem Bücherstapel sitzt wird das Denkmal von den Venezianern liebevoll auch der »Bücherscheißer« genannt. FOTOALBUMWir hoffen, dass wir Euch mit unserem Stadtrundgang auf den Spuren von Casanova zu einer Städtereise nach Venedig inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu diesem Stadtrundgang findet Ihr im Fotoalbum unter: Venedig – Auf den Spuren von Casanova Streckenplan [...]
Gössweinstein, Bayreuth, Coburg oder in die »Fränkische Schweiz« – Die Stadt Bamberg eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt für zahlreiche Tagestouren in das nordöstliche Franken. Wir haben für Euch unsere persönlichen Highlights rund um Bamberg in diesem Beitrag zusammengefasst. No 1 Gössweinstein in der Fränkischen Schweiz Beginnt die Besichtigung von Gössweinstein am besten mit einem kurzen Spaziergang auf den Kreuzberg. Vom Hochkreuz, das das Ende des Kreuzwegs markiert, habt ihr den besten Blick auf die zwei wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Ortes: Die Wallfahrtskirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit und die Burg Gössweinstein. Wallfahrtskirche Gössweinstein Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn ließ den »herrlichen Tempel zu Ehren der hl. Dreifaltigkeit« nach Plänen des berühmten Architekten Balthasar Neumann Mitte des 18. Jhdts errichten. Die barocke Pracht der Basilika beeindruckte seit jeher die Gläubigen und ließ sie beim Betreten des Gotteshauses vor Ehrfurcht erstarren. Besonders die Protestanten mit ihren schlichten Gotteshäusern sollten durch die barocke Üppigkeit vor Neid erblassen. Warum Pilger Gössweinstein als Wallfahrtsort auserkoren ist ein wenig unklar. Es gab weder spontane Heilungen, noch irgendwelche himmlischen Erscheinungen. Vermutlich ließen Gewalt, Krankheiten und Seuchen während des 30-jährigen Krieges die Menschen nach Gössweinstein pilgern. Burg Gössweinstein Ein kurzer Wanderweg führt hinauf zur Burg Gössweinstein, die hoch über den Ort thront. Schon Richard Wagner verirrte sich auf den Burgberg und wählte die Befestigungsanlage als Vorbild für die Gralsburg in seiner Oper Parsifal. Soweit die Mär. Errichtet wurde die mehrfach zerstörte Burg im Jahr 1000 von einem gewissen Grafen Gozwin. Ihr heutiges Aussehen verdankt sie der verklärten Burgenbegeisterung des 19. Jhdts, wo die Befestigungsanlage im neugotischen Stil wiedererrichtet wurde. Der Aufstieg zur Burg lohnt sich allein schon wegen der Aussicht. Diese könnt Ihr genussvoll vom Burggarten genießen, da sich hier auch eine kleine Getränke-Ausschank befindet. No 2 Villa Wahnfried in Bayreuth Bayreuth ist untrennbar mit dem Namen Richard Wagner verbunden, wo der Meister epischer Opern seine letzten zwölf Lebensjahre verbrachte. Großzügig vom bayrischen König Ludwigs II unterstützt, ließ sich Richard Wagner am Rande des Bayreuther Hofgartens die Villa Wahnfried errichten. Wo einst der Tonkünstler die »Götterdämmerung« vollendete und »Parsifal« komponierte, ist heute das sehenswerte Richard Wagner Museum untergebracht. Das Museum besteht aus drei Häusern. In der Villa Wahnfried wird das Leben von Richard und Cosima Wagner dokumentiert. Farbenprächtig präsentieren sich Eingangshalle und der Saal des Hauses. Das Originalmobiliar wurde durch einen schweren Bombentreffer im April 1945 leider vollkommen vernichtet. Jedoch deuten weiße Laken über Möbelformen an, wo einst Tische, Sessel oder Polstermöbel standen. Es wirkt so, als hätte sich der Hausherr gerade auf eine Reise begeben. In einem Neubau wird die Geschichte der Wagner-Festspiele anhand zahlreicher Original-Bühnenkostüme gezeigt. Im Haus von Siegfried Wagner, dem Sohn des Maestros, wird die Beziehung der Wagners zu Hitler thematisiert. Gerade Siegfrieds Frau Winifried war eine glühende Verehrerin des Führers, der ein gern gesehener Gast des Hauses war und hier auch übernachtete. Im Garten hinter dem Haus befindet sich das unscheinbare Grab von Richard Wagner, seiner Ehefrau Cosima, der Tochter von Franz Liszt und seines Lieblingshundes Russ. No 3 Marktplatz von Coburg Ohne Zweifel, der Marktplatz von Coburg darf bei keiner Besichtigungstour durch Franken fehlen. Im Zentrum des weitläufigen Platzes blickt Prinz Albert auf sein Volk herab. Das Denkmal ist ein Geschenk der britischen Königin Victoria an die Heimatstadt ihres verstorbenen Gatten. Sie ließ es sich nehmen, das Denkmal unter dem frenetischen Jubel der Bevölkerung persönlich zu enthüllen. Das Bratwurstmännle am Rathaus von Coburg Die Südseite des Marktplatzes wird vom Coburger Rathaus dominiert. Interessant ist die Skulptur am Rathausgiebel, die den Stadtpatron Mauritius darstellt. Für die Coburger ist der 31 cm lange Marschallstab in der rechten Hand der Figur das Maß aller Dinge. Dieser gibt die Länge der Original Coburger Bratwurst vor. Dies brachte dem Heiligen Mauritius den Spitznamen »Bratwurstmännle« ein. Werft auch einen Blick auf das mächtige Coburger Stadthaus an der Nordseite des Marktplatzes, welches unter Herzog Johann Casimir errichtet wurde. In dem repräsentativen Renaissancegebäude befanden sich die Amtsräume der herzoglichen Beamtenschaft. Schaut Euch besonders die Details der Fassade an. Von jedem Hausgiebel blickt streng eine überlebensgroße steinerne Ritterfigur herab. Die beiden prächtigen Eck-Erker sind mit den zahlreichen Symbolen, Köpfen oder Figuren verziert. Danach solltet ihr auf alle Fälle eine Coburger am Marktplatz verkosten. Traditionell wird die Coburger Spezialität über Kiefernzapfen gegrillt und in einem halben Weckerl mit Senf serviert. HINWEISWollt Ihr mehr über die touristischen Highlights von Coburg wissen? Dann empfehle ich Euch diesen Beitrag: FRANKEN – EIN KURZER SPAZIERGANG DURCH DIE ALTSTADT VON COBURG No 4 Basilika Vierzehnheiligen bei Bad Staffelstein Die Gründungslegende erzählt, dass im Jahr 1446 eine bedrohliche Kinderschar einen Schafhirten umringte. Unmissverständlich forderte die »Kinder-Gang« den Bau einer Kapelle an dieser Stelle. Der Anführer der »Gang« offenbarte sich als Klein-Jesus, seine »Hawara« als die die vierzehn Nothelfer. Als ein paar Tage später am gleichen Ort eine unheilbare Magd auf wunderbare Weise gesundete, pilgerten die ersten Wallfahrer hierher. Schon bald darauf wurde an der Erscheinungsstätte eine Kapelle errichtet. Die besagte Kapelle wurde mehrfach zerstört und 1743 durch einen »repräsentativen Neubau« nach den Plänen des Architekten Balthasar Neumann ersetzt. Die Fassade gilt als eine der imposantesten des Barock-Zeitalters. Leider war sie zum Zeitpunkt unseres Besuches eingerüstet. Der freistehende Rokoko-Altar ist das spektakuläre Herzstück der 1772 eingeweihten Basilika. Er steht genau an jener Stelle, wo die göttliche Kinderschar dem Schafhirten erschienen ist. Noch heute pilgern zahlreiche Wallfahrer zu den Nothelfern Ägidius, Dionysius, Eustachius, Barbara, Margareta, Blasius, Christophorus, Erasmus, Achatius, Cyriacus, Vitus, Katharina, Georg und Pantaleon, um den passenden Schutzheiligen bei Krankheiten, Katastrophen oder als Beistand anzurufen. Das durch viele Fenster indirekt einfallende Licht trägt zur besonderen Atmosphäre des Kirchenraumes bei. No 5 Die Felsnadeln von Tüchersfeld Ein kurzer Stopp in Tüchersfeld lohnt sich vor allem für Fotografen. Hier befindet sich eines der beliebtesten Fotomotive der Fränkischen Schweiz: Fachwerkhäuser, die scheinbar an einer mächtigen Felsnadel kleben. Die Fachwerkhäuser gehören zum ehemaligen Judenhof, einer Gebäudegruppe aus dem 17. Jhdt. Heute ist in der Häusergruppe das durchaus interessante Fränkische-Schweiz-Museum untergebracht. Sehenswert ist die Synagoge aus dem Jahr 1763. No 6 Schloss Seehof bei Bamberg Vor den Toren der Stadt Bamberg liegt das barocke Schloss Seehof mit seinen markanten Ecktürmen. Die Sommerresidenz der Bamberger Fürstbischöfe wurde im Auftrag des Fürstbischofs Stauffenberg errichtet. Nach der Säkularisation im Jahr 1803 kamen Schloss und Garten in den Besitz der Familie von Zandt. Mit dem Tod von Baron Franz Joseph von Zandt, der 1951 unter mysteriösen Umständen im Schlossweiher ertrank, begann der Verfall der Schlossanlage. 1975 erwarb der Freistaat Bayern die Liegenschaf, der das Schloss aufwendig sanieren ließ. Heute erstrahlen einige Räume des Schlosses wieder in altem Glanz, die im Rahmen einer empfehlenswerten Führung besichtigt werden können. Auch der Schlossgarten konnte zum Teil wiederhergestellt. Von der einstigen Pracht zeugen noch heute die Wasserspiele der Kaskade, die von Mai bis Ende September jeweils zur vollen Stunde zu bewundern sind. HINWEISBAMBERG UND SEINE SEHENSWÜRDIGKEITEN AN EINEM TAG ZU FUSS ENTDECKENIhr erfahrt in diesem Beitrag die perfekte Route für einen Stadtspaziergang durch Bamberg, lernt Bamberger Geheimnisse kennen und erfahrt zahlreiche Anekdoten über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. No 7 Die Eremitage vor den Toren der Stadt Bayreuth Es gibt nicht nur eine Eremitage in Sankt Petersburg, sondern auch vor den Toren der Stadt Bayreuth. Was war das für ein Volksfest als Markgraf Georg Wilhelm das einfache Volk zur Einweihung der barocken Gartenlandschaft und seines Sommerschlösschen – dem Altes Schloss – im Jahr 1719 einlud. Die Schlossanlage erhielt deswegen den Namen Eremitage, da hier das Markgrafen-Ehepaar und sein Hofstaat in den Sommermonaten ein Eremitenleben nachspielten. Man tauschte die prächtigen Gewänder gegen einfache Kutten ein, speiste mit Holzlöffeln und lebte enthaltsam. Ein besonderes Highlight stellt die berühmte »Muschel-Grotte« im »Alten Schloss« dar. Zum Gaudium des Markgrafen konnten mehr als 200 versteckte Düsen Wasserstrahlen aus den Wänden spritzen. Das Wasser ergoss sich nicht nur über die auftoupierten Puderfrisuren der ahnungslosen Damen, sondern fand auch seinen Weg unter deren Reifröcke. Die ideale Einstimmung für das nachfolgende Eremitenleben. Zum Schluss die schlechte Nachricht für alle Fotografen: Das Fotografieren ist in den Räumlichkeiten verboten. Um 1750 lässt Markgräfin Wilhelmine, die Schwester vom »Alten Fritz« das »Neue Schloss« errichten. Die Besonderheit des Neuen Schlosses ist die Farbigkeit seiner Außenwände, die durch Steine, Kristalle und Glasstücke entsteht. Den Mittelpunkt der Schlossanlage bildet der Sonnentempel, der von einer Quadriga gekrönt wird. Nach einem schweren Bombentreffer im April 1945 baute man nur die Außenwände des Schlosses wieder auf, die Innenräume wurden nicht rekonstruiert. Heute befindet sich in einem Teil des »Neuen Schlosses« ein Kaffeehaus, wo man gemütlich bei Kaffee und Kuchen die Wasserspiele der »Oberen Grotte« genießen kann. NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Urlaub in Franken inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu den schönsten Plätzen in Franken findet Ihr im Fotoalbum unter: FRANKEN – DIE SIEBEN SCHÖNSTEN AUSFLÜGE RUND UM BAMBERG [...]
Ein Ausflug und Spaziergang durch die entzückende ungarischen Kleinstadt Köszeg in der Nähe von Lockenhaus, gleich hinter der österreichischen Grenze. Kennst Du Köszeg, fragte mich kürzlich eine Arbeitskollegin und schwärmte von einer entzückenden ungarischen Kleinstadt in der Nähe von Lockenhaus, gleich hinter der österreichischen Grenze. Den Namen Köszeg hatte ich zwar schon einmal gehört, aber damit war ich mit meinem Wissen schon am Ende. Eine kurze Recherche im Internet brachte nicht viel über Köszeg zutage. Jedoch machten mich die Treffer in der Bildersuche neugierig. Warum also nicht einen Sonntagsausflug nach Köszeg unternehmen. Köszeg oder Güns, wie die Stadt zur Zeit der Donaumonarchie hieß, ist tatsächlich ein Schmuckkästchen. Die Altstadt bietet das gesamte Spektrum der Architekturgeschichte an: Barocke Häuserzeilen werden von Bürgerhäusern aus der Renaissance und des Mittelalters unterbrochen. Eine neogotische Kirche trifft wiederum auf einen Heldenturm im eklektischen Stil. Der schönste Platz von Köszeg ist für uns der Jurišić-Platz, benannt nach Nikola Jurišić. Diesem gelang 1532 die Stadt erfolgreich gegen Sultan Süleyman und seine Osmanen zu verteidigen. Damit war auch ein erneuter Angriffsversuch der Osmanen gegen die Kaiserstadt Wien gescheitert. Zur Erinnerung an dieses Ereignis läuten noch heute die Kirchenglocken von Köszeg um 11 Uhr, da die letzten türkischen Belagerer nach einer Legende um 11 Uhr verschwunden waren. Anlässlich des 400-jährigen Jubiläums der erfolgreichen Verteidigung der Stadt wurde 1932 der mächtige Heldenturm am südlichen Ende des Jurišić-Platz erbaut. Am Jurišić-Platz gibt es viel zu entdecken. Das wäre einmal das älteste Rathaus Ungarns mit schönen Wappenbildern an der Fassade, das hübsch verzierte Sgraffito Haus aus der Zeit der Renaissance, ein alter Stadtbrunnen oder eine Mariensäule, die anstelle des mittelalterlichen Prangers errichtet wurde. Die Legende weiß zu berichten, das die Errichtung der Mariensäule aus Bußgeldern finanziert wurde, die Protestanten zu entrichten hatten, wenn sie sich wieder einmal über die Marienverehrung der Katholiken lustig machten. Fast schon skurril, die zwei nebeneinander stehenden Kirchen am Jurišić-Platz. Bis ins 17. Jhdt feierten die ungarischen und deutschsprachigen Bewohner der Stadt gemeinsam den Gottesdienst. Doch plötzlich wollten die Ungarn die heilige Messe ohne die andere Bevölkerungsgruppe zelebrieren und erbauten sich ihr eigenes Gotteshaus. Den Hauptplatz der Stadt – den Fő tér – dominiert die neogotische Herz Jesu Kirche, die vom Wiener Architekten Ludwig Schöne errichtet wurde. Auffallend sind die bunten Kirchenfenster und die bunten Säulen im Inneren der Kirche, die schon fast ein wenig orientalisch anmuten. Sehenswert ist auch die Synagoge von Köszeg, die aber seit 1944 dem Verfall preisgegebene ist. Das Ende unseres Stadtspazierganges durch Köszeg führt uns zur Burg, die einst Teil der Stadtmauer war. Im Inneren der Burganlage steht eine Statue von Nikola Jurišić, der sich mit grimmigem Blick von den Besuchern fotografieren lässt. Die Burg wirkt auf uns, als wäre sie zu Tode restauriert worden. Verputz und Farbe passen irgendwie nicht zusammen. Uns soll`s recht sein, denn wir haben uns nun eine Belohnung in Form von einer Cremeschnitte – die guten mit Puddingcreme – und eines Kaffees mehr als verdient. [...]
Begleitet uns bei einem Entdeckungsspaziergang durch Abbazia/Opatija, dem schönsten Seebad der Donaumonarchie, wo einst der Jetset des Fin de Siècle seine Sommerfrische verbrachte. Wir sitzen auf der Terrasse des Hotels Miramar, genießen ein wunderbares Abendessen und lassen nochmals unsere Entdeckungstour durch Abbazia Revue passieren. Abbazia – Sommerfrische an der österreichischen Riviera Abbazia, die Perle der österreichischen Riviera, die Traumdestination des Jetsets der Donaumonarchie. Hier verbrachten die Reichen, Schönen und Adeligen ihre Sommerfrische. Sie erholten sich vom Regieren, knüpften lukrative Geschäftskontakte oder fanden Ideen für neue Romane. Ende des 19. Jhdt wurde Abbazia – das heutige Opatija – zum angesagtesten „Curort“ Österreich-Ungarns. Namhafte Mediziner – wie Theodor Billroth – priesen die Vorzüge des lokalen Klimas. Ein Spaziergang in der mit Salz angereicherten Luft, dem Aerosol, galt als wichtiges therapeutisches Mittel gegen Tuberkulose und Atemswegerkrankungen. Seine Blütezeit erlebte Abbazia zwischen 1890 und 1914. Hotels, Badeanstalten und Sanatorien schossen wie Schwammerl aus dem Boden. Wer über genügend Kleingeld verfügte ließ sich eine elegante Villa mit Seezugang errichten. Ein Spaziergang durch das alte Abbazia, dem heutigen Opatija Viele dieser alten Villen mit ihren -zum Teil verspielten – stuckverzierten Fassaden, Türmchen, Erkern, Veranden, Balkonen und Ziergiebeln, haben wir auf unserer Entdeckungstour durch die Stadt entdeckt. Leider findet man auch Bausünden aus der Zeit Titos. So ist das Hotelhochhaus Ambasador das krasse Gegenteil zu den wunderschön erhaltenen Villen der Gründerzeit. Die alten Villen sind Häuser voller Geschichten. Wenn sie reden könnten, hätten sie viel zu erzählen. Von Liebe und Leidenschaft, von seinen berühmten Bewohnern und von rauschenden Festen. Dazu aber noch später. Die Gästeliste des mondänsten Seebades der Donaumonarchie liest sich wie das „Who-is-Who“ des Fin de Siècle: Arthur Schnitzler, Kronprinz Rudolf, Alexander Girardi, Isadora Duncan, der deutsche Kaiser Wilhelm II, Kaiser Franz Joseph – die Aufzählung könnte noch ewig fortgesetzt werden. Lungomare – Sehen und Gesehen werden beim Flanieren über die Uferpromenade Die Uferpromenade, der Lungomare, ist nach Kaiser Franz Joseph benannt. Sie führt vorbei an kleinen Kiesbuchten, Jachthäfen und an der Statue „Mädchen mit Seemöwe“. Das Mädchen blickt hinaus auf das offene Meer. Vielleicht wacht es auch über die Seelen von Graf Kesselstatt und Gräfin Fries, die hier 1891 ertrunken sind. Die Staue ist übrigens ein beliebtes Fotomotiv. Zahlreiche Touristen posieren vor ihr – mit oder ohne Selfiestick. Herrliche Paläste, Prunk und Pracht, schöne Frauen! Ich liebe das Meer und bade darin mein Herz!Peter Rosegger Am Lungomare flanierte bereits Katharina Schratt, Gustav Mahler oder Peter Rosegger. Schneidige k.u.k. Offiziere hielten Ausschau nach einer „Liebelei“. Herren mit Girardi-Hut und Spazierstock diskutierten über die politische Situation am Balkan. Damen in weißen Sommerkleidern und dem obligaten Sonnenschirm fädelten standesgemäße Partien ihrer Kinder ein oder tauschten den neuesten Klatsch und Tratsch aus. Man sagt ja nix, man red’t ja nur – Von der Schratt bis zur Duncan Und es wurde viel gred’t in Abbazia. Beispielsweise über das heimliche Tête-à-Tête von Kaiser Franz Joseph mit der Burgschauspielerin Katharina Schratt in der Villa Madonna. Gerüchteweise soll auch Kaiserin Sisi in Abbazia frischen Schwung in ihr Liebesleben gebracht haben. In der Villa Minich vergnügte sie sich mit dem ungarischen Grafen Andrássy. Ihre Tochter Marie Valerie soll ein Ergebnis dieser Liaison sein. Aber nichts Genaues weiß man nicht. Man sagt ja nix, man red’t ja nur. Gerade schockiert war man über Konsul Kremensek. Der vergriff sich nämlich in seiner Villa am Dienstmädchen. Dummerweise hatte die junge Dame schnell ein Messer bei der Hand. Ein Schnitt und der Konsul stand ohne sein bestes Stück da. Wer erinnert sich nicht mit Wonne an das köstliche Bad von Abbazia! So schattig, so kühl, das Wasser so krystallrein, ein wahres Götterbad!Erzherzog Ludwig Salvator Für Aufsehen sorgte auch der „Dicker Luigi“, wie Erzherzog Franz Salvatot hinter vorgehaltener Hand genannt wurde. Sein besonderes Markenzeichen war seine nachlässige Kleidung. Er trug abgewetzte Anzüge und hatte die Manschetten mit Spagat zusammengebunden. Viele Gerüchte beschäftigen sich auch mit seinem Liebesleben. Der Erzherzog war niemals verheiratet, soll aber den Reizen beider Geschlechter zugetan gewesen sein. Weilte der „Dicker Luigi“ in Abbazia, dann quartierte er sich in der Villa Neptun ein, einem Abbild des Schlosses Miramare bei Triest. Nur kein Knie zeigen – Die Bademode um die Jahrhundertwende Das Hotel Quarnero – heute Hotel Kvarner – ist das älteste Hotel Abbazias. Hier feierte und tanzte die Hautevolee der Donaumonarchie im großen Kristallsaal mit funkelnden Kronleuchtern und blanken Marmorböden die Nächte durch. In der Villa Amalia – einer Dependance des Quarnero für betuchte Gäste – stiegen nicht nur der deutsche Kaiser Wilhelm II, sondern auch die amerikanische Tänzerin Isadora Duncan ab. Die Duncan sorgte am hoteleigenen Strand des Quarnero gleich einmal für einen handfesten Skandal. Die Tänzerin wagte doch tatsächlich ein ärmelloses und kniefreies Badekleid zu tragen. Noch dazu tief dekolletiert. In einer Zeit als Frauen mit einem langen Rock, Strümpfen und Badeschuhen schwimmen gingen. Während die holde Weiblichkeit in eine Schockstarre verfiel, konnte Erzherzog „Luziwuzi“ Ludwig Viktor, der für seine homosexuellen Eskapaden berrüchtigt war und normalerweise für weibliche Reize nicht viel übrig hatte, seine Augen von der Duncan nicht lassen. Und noch ein Gerücht ist von der Duncan aus Abbazia überliefert. Die vom Wind bewegten Palmblätter sollen sie zu neuen Tanzbewegungen inspiriert haben. Den Zuseher blieb bei der Vorführung des neuen Tanzes im wahrsten Sinne des Wortes die Luft weg. So wie der Künstlerin selbst am Ende ihres Lebens. Ihr langer roter Seidenschal, den sie um ihren Hals geschlungen hatte, verfing sich in den Radspeichen ihres Cabrios und strangulierte die Tänzerin. So eine Entdeckungstour durch die Geschichte macht natürlich hungrig und durstig. Da bietet sich doch ein Besuch des Traditionscafés Wagner an, wo noch die gute alte Wiener Kaffeehaustradition gelebt wird. Bereits zu Kaisers Zeiten traf man sich beim Wagner auf eine Schale Gold und eine Cremeschnitte oder Sachertorte. Beide Mehlspeisen sind noch heute zu empfehlen. Und gerade als wir über die Mehlspeisen im Wagner reden, bringt der Kellner des Hotel Miramar den letzten Gang unseres Abendessen – ein wunderbares Nuss-Krokant-Parfait. NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Reise nach Abbazia, dem schönsten Seebad der kuk Donaumonarchie, inspirieren konnten. Noch mehr Fotos aus Abbazia findet Ihr im Fotoalbum unter: ABBAZIA – ZU BESUCH IM SCHÖNSTEN SEEBAD DER DONAUMONARCHIE [...]
Auf unserer Tour durch Franken haben wir auch einen Zwischenstopp in Coburg gemacht. Erfahrt in diesem Beitrag, welche Sehenswürdigkeiten Ihr bei einem kurzen Stadtspaziergang auf keinen Fall versäumen solltet. Dazu gibt es Anekdoten über das Bratwurstmännle, Johann Strauss, und den »Gurken-Alex«. Der Marktplatz Ohne Zweifel, der Marktplatz von Coburg darf auf keinem Fall bei einer Stadtbesichtigung fehlen. Dieser ist bereits seit dem Spätmittelalter das pulsierende Herz der Stadt. Statue von Prinz Albert Im Zentrum des fast quadratischen Platzes blickt erhaben Prinz Albert auf uns herab. Das Denkmal ist ein Geschenk der britischen Königin Victoria an die Heimatstadt ihres verstorbenen Gatten. Sie ließ es sich nehmen, das Denkmal im August 1865 unter dem frenetischen Jubel der Bevölkerung selbst zu enthüllen. Durch geschickte Heiratspolitik gelang es dem Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha mit vielen europäischen Königshäusern verwandt zu sein – »Tu felix Sachsen-Coburg-Gotha nube!« Das Bratwurstmännle am Rathaus Wenden wir uns der Südseite des Platzes zu, die vom Coburger Rathaus dominiert wird. Unser Interesse gilt der Skulptur am Rathausgiebel. Sie stellt den Stadtpatron Mauritius dar, der seit 400 Jahren über die Länge der Coburger Bratwurst wacht. Dies brachte dem Heiligen den Spitznamen »Bratwurstmännle« ein. Für die Coburger ist der Marschallstab in der rechten Hand der Figur von immenser Bedeutung, gilt er doch als Maß aller Coburger Bratwürste. 31 cm muss die Original Coburger Bratwurst sein. Wehe ein Fleischhauer vermisst sich! Die Coburger Bratwurst Natürlich könnt ihr die Bratwurst gleich an Ort und Stelle verkosten. Schon am Morgen weht der Duft der Wurst über den Marktplatz. Traditionell wird diese Spezialität über Kiefernzapfen gegrillt und in einem halben Weckerl mit Senf serviert. Stadthaus Die Nordseite des Marktplatzes wird vom mächtigen Coburger Stadthaus begrenzt. Herzog Johann Casimir veranlasste den Bau des repräsentativen Gebäudes im Renaissancestil. Hier befanden sich einst die Amtsräume der Beamtenschaft des Herzogtums. Am Fassadenschmuck wurde wahrlich nicht gespart. Von jedem Hausgiebel blickt streng eine überlebensgroße steinerne Ritterfigur herab. Die beiden prächtigen Eck-Erker sind mit den Darstellungen der Tugenden »Gerechtigkeit, Hoffnung, Glaube und Liebe« verziert. Hofapotheke Zu den ältesten Gebäuden am Coburger Marktplatz zählt die Hofapotheke. Unserer Aufmerksamkeit gilt dabei der Gebäudeecke mit dem kleinen Erker und einer Muttergottesfigur aus dem Jahr 1500. Gurken-Alex Wir verlassen den Markplatz über die Herrengasse, die uns zu einem Coburger Original führt. Hier erinnert ein Brunnen an den kleinwüchsigen Alexander Otto, der auf Volksfesten und in Gasthäusern eingelegte Salzgurken verkaufte. Der Gurken-Alex war bekannt für seine Redegewandtheit und Schlagfertigkeit. Obwohl er fast blind war, meisterte er das Leben mit viel Humor. Schloss Ehrenburg und Schlossplatz Am Ende der Herrengasse erwartet uns schon am Schlossplatz das Stadtschloss der Herzöge von Sachsen-Coburg-Gotha. Seinen Namen verdankt Schloss Ehrenburg dem Habsburgerkaiser Karl V, da das Schloss ohne Frondienste der Untertanen errichtet wurde. Sein heutiges Aussehen verdankt das Schloss dem berühmten Berliner Architekten Karl Friedrich Schinkel. Mit Schloss Ehrenburg ist auch ein Stück österreichische Musikgeschichte verbunden. Am 15. August 1887 geben sich Johann »Schani« Strauss und seine Adele das »Ja-Wort« in der Schlosskapelle. Johann Strauss Sohn und seine drei Frauen Im 19. Jhdt hieß es nicht Sex, Drugs and Rock‘n‘Roll, sondern Wein, Weib und Gesang. Und von »Weibern« hatte der schneidige Schani reichlich. Johann Strauss Sohn war dreimal verheiratet und genoss zahlreiche amouröse Abenteuer. Seine erste Frau Jetty starb an Scharlach. Von der zweiten Frau Lily ließ er sich scheiden, da sie ihm mit einem Theaterdirektor betrog. Und dann lernte er die Witwe Adele Strauss kennen und lieben. Obwohl beide Strauss heißen, sind sie weder verwandt noch verschwägert. Adele ist jung, hübsch und auf der Suche nach einer guten Partie. Der Schani, reich, dreißig Jahre älter und einsam. Johann Junior möchte Adele heiraten, doch dummerweise ist der Walzerkönig in den Augen der Kirche noch immer verheiratet. Die Lösung des Problems liegt im protestantischen Coburg. Der musikbegeisterte Herzog Ernst II – sein Reiterdenkmal steht im Hofgarten – erklärt sich bereit, den Schani rechtmäßig von Lily zu scheiden. Dieser kleine Gefallen ist nur an zwei Bedingungen geknüpft: Johann muss Bürger des Herzogtums werden und zum Protestantismus konvertieren. Der verliebte Schani stimmt den beiden Bedingungen zu. Er verzichtet auf die österreichische Staatsbürgerschaft, wird Bürger des Herzogtums von Sachsen-Coburg-Ghota und wechselt kurzerhand den Glauben. Damit steht einer Hochzeit nichts mehr im Wege. Genug besichtigt, der Magen knurrt. Es wird Zeit eine Coburger Bratwurst zu verkosten und danach unsere Erkundungstour durch Franken fortzusetzen. NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Ausflug nach Coburg inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu diesem Ausflug findet Ihr im Fotoalbum unter: FRANKEN – DIE SIEBEN SCHÖNSTEN AUSFLÜGE RUND UM BAMBERG [...]
Die prächtige Altstadt von Mikulov und die Kellergasse am Galgenberg prägen die Radrundtour »Hallo Nachbar, Ahoj sousede«, die in Laa/Thaya startet. Der schöne und grenzüberschreitende Radweg Hallo Nachbar verläuft meist flach entlang des ehemaligen »Eisernen Vorhangs«, der einst Europa in Ost und West teilte. Eine Radtour mit viel Natur und Zeitgeschichte. Laa an der Thaya – Ausgangspunkt der Radtour »Hallo Nachbar« Laa an der Thaya ist Ausgangspunkt unserer heutigen Radtour »Hallo Nachbar, Ahoj sousede«. Das Auto parkt ihr am besten in der Nähe des Bahnhofs. Doch bevor es so richtig mit der Radtour losgeht, unternehmen wir noch eine kurze »Stadtrundfahrt« durch die von den Babenbergern gegründete alte Grenzstadt. Unser erstes Ziel ist der Stadtplatz mit seinem markanten Rathaus, welches aus Anlass des 50-jährigen Regierungsjubiläums von Kaiser Franz Josef im Stil des Historismus errichtet wurde. Das für eine Kleinstadt fast überdimensioniert wirkende Neorenaissance-Rathaus, sollte Laas Aufstieg zu einem politischen und wirtschaftlichen Zentrum der Region widerspiegeln. Weiter geht es zur Stadtpfarrkirche, wo einst ein gewisser Enea Silvio Piccolomini zu seinen Schäfchen predigte. Piccolomini verglich die Stadt gerne spöttisch mit Venedig, da Laa jahrzehntelang als eine verarmte, von Sumpfland umgebene Provinzstadt galt. »Du uralte Stadt Laa bist die Nebenbuhlerin Venedigs. So wie diese mitten im Kot, liegt jene mitten im Meer« Enea Silvio Piccolomini Die Kirche selbst wurde im 13. Jdht errichtet und zählt zu den großen spätromanischen Gotteshäusern des Viertels. Sie ist dem Hl Vitus geweiht. Zu höheren Weihen kam auch noch Piccolomini. Der einstige Pfarrer Laas wurde 1458 als Papst Pius II auf den Stuhl Petri gewählt. Gleich in der Nähe der Kirche befindet sich die Hoffmann Mühle. 1526 bewilligte Kaiser Ferdinand I die Stadtmauer zu durchbrechen um eine Wassermühle zu errichten. Während das Wohnhaus der Müller innerhalb der Stadtmauer erbaut wurde, befand sich das Mühlhaus außerhalb der Befestigungsanlage. Die Mühle wechselte im Laufe der Jahrhunderte mehrfach den Besitzer. Der Verkaufspreis wurde stets mit einer erklecklichen Anzahl von Weinflaschen bezahlt. Ihr heutiges Aussehen verdankt die Getreidemühle der Familie Hoffmann, die diese in der Mitte des 19. Jhdt durch einen Umbau modernisierte und technisch auf den letzten Stand brachte. Zum Abschluss unserer »Stadtrundfahrt« besuchen wir noch die Laaer Burg, die einst als Rückzugsort bei Bedrohungen diente. Der imposante Bau mit seinem Butterfassturm stammte aus dem 13. Jhdt und war für Jahrhunderte landesfürstliches Erblehen der Grafen Trautson. Auf keinem Fall solltet ihr den Ausblick vom rund 26 Meter hohen Butterfassturm versäumen. Von der Aussichtsplattform genießt ihr einen wunderschönen Panoramablick über die Stadt bis zum Buschberg oder zu den Pollauer Bergen in Mähren. Von der Grenze über Hevlín nach Jevišovka Genug der Geschichte! Schwingen wir uns wieder auf das Rad und fahren Richtung Grenze. Der Grenzübertritt ist unspektakulär. Spektakuläres und Historisches hingegen passierte hier am 17. Dezember 1989. An diesem Tag durchschnitten die beiden damaligen Außenminister Mock und Dienstbier den Stacheldraht, der Österreich und Tschechien für Jahrzehnte trennte. Kurz nach der Grenze, ein Hauch von Ostblock-Charme. Da ein Grenzbunker, dort eine Wechselstube und ein Shopping-Center, wo es billigen Alkohol zu kaufen gibt. Schon bald nach der Grenze erreichen wir den kleinen Ort Hevlín (Höflein) mit einer spätbarocken Kirche am Dorfplatz. Der Blick in den reichverzierten Innenraum der Kirche ist auf alle Fälle einen Blick wert. Von hier radeln wir am Radweg »Hallo Nachbar, Ahoj sousede« gemütlich und ohne nennenswerte Steigungen weiter Richtung Jevišovka. Sonnenblumenfelder wechseln sich mit Getreidefeldern ab. Die Monotonie der Landschaft wird nur von kleinen Wäldchen, die als Windschutz dienen oder von versteckten Bunkeranlagen, die einst zur Sicherung  der Grenze errichtet wurden, durchbrochen. Bei Jevišovka (Fröllersdorf) lädt der gemütliche Storchen-Rastplatz für eine kurze Erholungspause ein. Wer dem Dorf einen kurzen Besuch abstatten will, muss nur über den Bahnübergang beim Rastplatz radeln. Jevišovka wurde bereits im 13. Jhdt gegründet. Durch die wiederholte Zerstörung während der Hussitenkriege und des böhmisch-ungarischen Krieges verödete die Ortschaft. Erst mit der Ansiedlung kroatischer Familien, die am Beginn des 16. Jhdt aus ihrer Heimat vor den türkischen Invasoren geflohen waren, begann das Wiedererwachen von Jevišovka. An dieses Ereignis erinnert noch heute eine Stele beim Ortseingang. Sehenswert sind neben der Ortskirche, einige Häuser mit typischen kroatischen Stuckschmuck. Während die deutschsprachige Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Tschechoslowakei fliehen musste oder brutal vertrieben wurde, siedelte man die als »politisch unverlässlich« geltenden Kroaten aus Jevišovka zwangsweise in andere mährische Dörfer im Landesinnern um. Von Jevišovka nach Mikulov Radeln wir weiter. Die Landschaft ändert sich überraschenderweise nicht. Gemüse- und Getreidefelder soweit das Auge reicht. Am Wegesrand sorgen jedoch Mohnblumen, Wiesenmargeriten und bunt blühende Distelbüsche für farbige Abwechslung. Bei Nový Přerov erinnert ein alter Wachturm inmitten von Weingärten, dass die österreichische Grenze zum Greifen nahe ist. Wo sich heute Radler mit »Ahoi« grüßen, verlief bis 1989 der »Eiserne Vorhang«, der Europa in Ost und West teilte. Am gut ausgebauten Radweg geht es trotz Gegenwindes flott an den Dörfern Dobré Pole und Březí vorbei. Bereits kurz nach Březí eröffnet sich erstmals der Blick auf das imposante Barockschloss von Mikulov, welches sich majestätisch über der Stadt erhebt. Ein Stadtspaziergang durch Mikulov (Nikolsburg) Den Abstecher in das reizende mittelalterliche Städtchen Mikulov können wir absolut empfehlen. Ein gut markierter Radweg führt Euch direkt in das Zentrum der Altstadt und zum imposanten Schloss Nikolsburg. Das heutige Aussehen erhielt das Schloss durch einen großzügigen Umbau in den Jahren 1719–1730 unter den Fürsten von Dietrichstein, die das Schloss im 16. Jhdt erworben hatten. Am 26. Juli 1866 war das Schloss Schauplatz eines wichtigen historischen Ereignisses. An diesem Tag wurde hier, nach der schweren Niederlage bei Königgrätz, ein Friedensvertrag zwischen Österreich und Preußen unterzeichnet. Machen wir einen kurzen Spazieren über den sehenswerten Stadtplatz. Viele der Häuser stammen aus der Zeit der Renaissance. Besonders prachtvoll ist das Bürgerhaus »Zu den Rittern« mit seiner auffälligen Sgraffito-Fassade. Dominiert wird der Stadtplatz vom Turm der Wenzelskirche und einer monumentalen Barocksäule, die von einem Fürsten von Dietrichstein in Auftrag gegeben wurde. Die Dietrichsteins prägten für viele Jahrhunderte das Gesicht von Mikulov. Ihre letzte Ruhestätte fanden die Mitglieder der Familie in der Dietrichstein-Gruft, am unteren Ende des Hauptplatzes. Der Kirchenbau mit den sterblichen Überresten von 45 Dietrichsteinern, wurde nach einem Entwurf von Fischer von Erlach errichtet. Zu einem besinnlichen Spaziergang lädt der jüdische Friedhof am nördlichen Rand der Altstadt ein. Für viele Jahre war die jüdische Gemeinde von Mikulov die größte in Mähren. Von den mehr als 4.000 Grabsteine stammt der älteste lesbare aus dem Jahr 1605. Die Zeremonienhalle des Friedhofs im Stil des Historismus plante der Architekt Max Fleischer, der sein Handwerk in Wien bei August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll erlernte. Wer noch Lust, Laune und genug Energie hat, folgt dem Kreuzweg auf den Heiligen Berg hinauf. Der Anstieg ist ein wenig anstrengend, doch dafür habt ihr den schönsten und besten Blick auf Mikulov. Sehenswert ist auch die Barockkapelle am Gipfel des Berges, die zu den ältesten Wallfahrtsstätten Mährens zählt. Von Mikulov nach Wildendürnbach Wir verabschieden uns von Mikulov und radeln wieder zur Abzweigung zurück und folgen dort ein Stück dem EuroVelo 13 in südlicher Richtung bis zur österreichischen Grenze. Direkt an der Grenze erinnert ein Denkmal des tschechischen Bildhauers Jan Koblasa an das Schicksal der Familie Kyncl. Die Kyncls waren 1968, nach Niederschlagung des Prager Frühlings durch sowjetische Truppen, aus der Tschechoslowakei geflohen. Als Ausdruck ihres Dankes an die österreichischen Nachbarn, die ihnen bei der Flucht ins Exil geholfen hatten, ließen die Kyncls diesen Gedenkstein 1998 errichten. Während auf der tschechischen Seite der Radweg fast eben verläuft, wird es im Weinviertel nun ein wenig hügeliger. Auch auf der österreichischen Seite dominieren Getreide- und Gemüsefelder die Landschaft. Schon bald nach Pottenhofen könnt ihr in der Ferne den Galgenberg ausmachen, auf welchem wir nun direkt Kurs nehmen. Kellergasse am Galgenberg Die Kellergasse am Galgenberg zählt sicherlich zu den schönsten im Weinviertel. Fotogen verteilen sich rund um den von den Einheimischen liebevoll genannten „Golingbir“ 180 Presshäuser und Weinkeller auf drei Ebenen. Den Namen erhielt der »Berg« durch einen Galgen, der bis 1827 am Gipfel stand. Heute wacht die Kirchturmspitze der im Jahr 1971 abgerissenen Dorfkirche über dem »Dorf ohne Rauchfänge«. Nach einem kurzen Spaziergang durch die idyllische Kellergasse mit ihren weiß gekalkten Presshäusern, radeln wir nun Richtung Wildendürnbach. Von Wildendürnbach zurück nach Laa an der Thaya Von Wildendürnbach führt uns die Radroute weiter durch die Laaer Ebene über Neudorf bei Staatz zurück nach Laa an der Thaya. Vor uns liegen noch rund zwölf leicht hügelige Kilometer. Wieder erwartet uns viel Natur auf der Strecke. Bäume und Schatten sind jedoch leider Mangelware. Für Abwechslung sorgen diesmal einige Marterln am Wegesrand. Doch dann ist es geschafft. Vor uns taucht das Ortsschild Laa auf. Von hier ist es dann nicht mehr weit bis zu unserem Ausgangspunkt. Autorenfazit Schöne und relativ flache Radtour durch das Weinviertel und Mähren. Besonders gefiel uns der Blick vom Butterfassturm in Laa, der Stadtspaziergang durch Mikulov und die Kellergasse am Galgenberg. FotoalbumWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour ins Burgenland inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: Radweg Hallo Nachbar – Von Laa nach Mikulov Streckenplan Hinweise Radweg-Symbol: hellgrünes Schild mit der Aufschrift »Hallo Nachbar, Ahoj sousede« Schwierigkeit: mittel Strecke: ca 62 km  Highlights der Strecke: Besichtigung der Sehenswürdigkeiten von Mikulov Kellergasse Galgenberg Ausblick vom Butterfassturm in Laa an der Thaya [...]
Währing, die Perle der Bezirke Wiens. Dieser Stadtspaziergang durch den 18. Bezirk bietet euch eine abwechslungsreiche Mischung aus Natur, Architektur und Geschichte. U6 Station Währinger Straße-Volksoper Gleich zu Beginn unseres Spaziergangs durch Währing stoßen wir auf ein echtes architektonisches Schmuckstück – die U6-Station »Währinger Straße« vom bekannten Architekten Otto Wagner. Diese Station ist nicht einfach nur eine Haltestelle! Otto Wagner hat hier ein Gesamtkunstwerk geschaffen und sich bei jedem Detail Gedanken gemacht – von den Beleuchtungskörpern bis zu den Bodenfliesen. Der Verlauf der Stadtbahnstrecke – der heutigen U6 – prägt noch immer das Stadtbild von Wien und zählt neben der Ringstraße zu den bedeutendsten städtebaulichen Leistungen. Werft auch noch einen Blick auf die monumentale Stadtbahnbrücke, die förmlich ein imposantes »Eingangstor nach Währing« bildet. Gertrudkirche und Kutschkermarkt Der Beginn unseres Streifzugs durch Währing führt uns entlang der Währinger Straße. Sie ist nicht nur das pulsierende Herz des 18. Bezirks, sondern auch eine lebendige Einkaufsmeile. Unsere erste Station ist der Kutschkermarkt, flankiert von der eindrucksvollen Gertrudkirche, die 1934 unter der Leitung von Architekt Karl Holey eine neue Gestalt erhielt. Auf einem der letzten verbliebenen Straßenmärkte Wiens könnt ihr den Puls des bürgerlichen Lebens in Währing spüren. Besonders am Samstag entfaltet der Markt seine volle Pracht, wenn zu den festen Marktständen auch Bauern ihre frischen regionalen Produkte anbieten. Auch für kulinarische Genüsse ist in und um den Kutschkermarkt gesorgt. Hier treffen sich Herr und Frau Währing zum gepflegten Tratscherl bei einem Espresso Macchiato oder einem Glaserl Prosecco. Schubertpark Nächstes Ziel unseres Spaziergangs durch Währing ist der Schubertpark an dessen Stelle sich einst der Währinger Ortsfriedhof befand. Zu den berühmtesten Persönlichkeiten, die auf dem Währinger Ortsfriedhof bestattet wurden, zählen Ludwig van Beethoven und Franz Schubert, deren ursprüngliche Grabmäler ihr noch heute besichtigen könnt. Die sterblichen Überreste der beiden Komponisten wurden am 1863 exhumiert und in Ehrengräbern auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet. Damit sollte das negative Image des frisch angelegten Zentralfriedhofs verbessert werden, der wegen seiner Trostlosigkeit so unattraktiv war, dass sogar Geister beschlossen, dort nicht zu spuken. Um diesen Ort der ewigen Ruhe aufzuhübschen, beschloss der Gemeinderat die Errichtung einer Ehrengräberanlage. Man grub die Überreste vieler Prominenter von verschiedenen Wiener Friedhöfen aus und verlegte deren Gräber auf den Zentralfriedhof. Zu den weiteren bekannte Persönlichkeiten, die auf dem Währinger Ortsfriedhof beerdigt wurden, waren Johann Nestroy und Franz Grillparzer. 1924 bis 1925 wurde der Friedhof in eine Parkanlage umgewandelt. Von den ursprünglichen Gräbern blieb lediglich ein von einer Mauer umschlossener Gräberhain mit rund vierzig historisch wertvollen Biedermeier-Grabmälern erhalten. Cottage-Hof Für Architektur-Enthusiasten offenbart sich an der Ecke Währingerstraße und Teschnergasse ein wahres Fest für die Augen. Hier präsentiert sich der Cottage-Hof von Hans Dworak als kleines Juwel im Stil der Secession. Die Fassade zeichnet sich durch charakteristische Dekorelemente des Jugendstils aus, darunter beeindruckende Frauenköpfe, die dem Gebäude eine einzigartige und ansprechende Note verleihen. Im Cottage-Viertel Wir schlendern weiter durch die Argauergasse und die Cottagegasse und erreichen schließlich das berühmte Cottage-Viertel, das der typische Wiener gerne mit einem nasalen Hauch von französischem Akzent als »Koteesch« bezeichnet. Die »Koteesch« gilt als eine der vornehmsten und exklusivsten Wohngegenden in Wien. Zahlreiche alte Villen und elegante Einfamilienhäuser mit oft großzügigen Gärten prägen dieses schöne Viertel Wiens. Diese wurden ab etwa 1870 als Antwort auf die teuren Zinspaläste in der Wiener Innenstadt errichtet. Viele Prominente wohnen und wohnten hier, darunter Arthur Schnitzler, Theodor Herzl, Felix Salten, Arik Brauer, Peter Alexander oder Emmerich Kálmán. In der Cottagegasse 37 erinnert eine kleine Reh-Statue an Felix Salten, der in diesem Haus den bekannten Kinderroman »Bambi« verfasste. Die Idee zum Buch kam Salten ausgerechnet bei einem Jagdausflug. 1942 brachte dann Walt Disney das Rehkitz auf die große Leinwand und machte es zum Star. Übrigens, Salten gilt auch als Verfasser des erotischen Skandalromans »Josefine Mutzenbacher«. Nur einen Hupfer weiter, in der Colloredogasse 30, wohnte der Maler und Musiker Arik Brauer, der nicht nur Töne, sondern auch Wandgemälde an der Hauswand kunstvoll in Szene setzte. Eine der prachtvollsten Villen in der »Koteesch« ist zweifellos die »Villa Schmutzer« in der Sternwartestraße 62-64. Ferdinand Schmutzer erlangte zu seiner Zeit Berühmtheit durch seine Radierungen und Porträts bekannter Persönlichkeiten der Wiener Gesellschaft, wie Sigmund Freud, Albert Einstein, Kaiser Franz Josef und Karl Lueger. Die Villa diente nicht nur als Wohnsitz, sondern auch als Treffpunkt für Schmutzers Freunde aus der Nachbarschaft, darunter Persönlichkeiten wie Arthur Schnitzler, der in direkter Nähe zur Villa Schmutzer wohnte, sowie Felix Salten. Villa Gessner, Cottage-Sanatorium Wir setzen unseren Weg auf der Sternwartestraße fort, spazieren an der Villa Gessner vorbei und erreichen schließlich die Hausnummer 74, wo das »Cottage-Sanatorium für Nerven- und Stoffwechselkranke« steht. Obwohl das Gebäude imposante Ausmaße von 100 mal 40 Metern und fünf Geschossen aufweist, bot es lediglich Platz für 76 Patientenzimmer. Die übrigen Räume wurden für therapeutische Zwecke sowie als Vergnügungsbereiche genutzt, darunter Rauchzimmer, Bibliothek, Billardzimmer und Musikzimmer. Prominente Patienten waren Sigmund Freud, Adolf Loos, der österreichische Abenteurer Slatin Pascha und Mustafa Kemal Atatürk, der erste Präsident der modernen Türkei. Heute dient das historische Gebäude als Schule und Wohnhaus für russisches diplomatisches Personal. Türkenschanzpark Der Türkenschanzpark in Währing ist für uns so etwas wie der Superstar unter den Parkanlagen Wiens. Diese grüne Oase wurde um 1885 im Stil eines englischen Landschaftsgartens aus dem Boden gestampft und wurde von keinem Geringeren als Kaiser Franz Joseph persönlich im Jahr 1888 eröffnet. Seinen Namen verdankt die Parkanlage dem Umstand, dass sich hier während der beiden Türkenbelagerungen ein Gefechtsstand der Türken befand, von wo sie wunderbar die alte Innenstadt unter Beschuss nehmen konnten. Neben Teichen, Springbrunnen, Ballsport- und Skateanlagen gibt es hier eine ganze Reihe von Denkmälern, als hätte der Park eine eigene Ruhmeshalle. Dichter wie Adalbert Stifter und Arthur Schnitzler blicken auf euch würdig herab und sogar Frauenrechtlerin Auguste Fickert hat im Park ihren Platz gefunden. Wenn das nicht schon genug wäre, steht auf dem höchsten Punkt des Türkenschanzparks die Paulinenwarte. Der Name klingt fast königlich, und das hat auch seinen Grund: Die Warte ist nach Fürstin Pauline von Metternich benannt und ist fallweise an Wochenenden in den Sommermonaten geöffnet. Je nach Lust und Laune könnt ihr eine Zeit lang durch den Park lustwandeln oder ein Päuschen auf einer der zahlreichen Parkbänke einlegen. Windmühlhöhe Wir verlassen den Türkenschanzpark kurz nach dem »Türkischen Brunnen« und folgen der Route Peter Jordan Straße, Hartäckerstraße, Scheimpfluggasse und Wilbrandtgasse bis zur Windmühlhöhe. Von hier bietet sich ein beeindruckender Ausblick auf den Leopoldsberg, den Kahlenberg und den Hermannskogel, welcher mit seinen 544 Metern der höchste Berg Wiens ist. Der Name „Windmühlhöhe“ erinnert an die Zeit, als hier zwei Windmühlen majestätisch über das Gelände thronten. Villa Rezek Nur einen Katzensprung von der Windmühlhöhe entfernt erwartet Architekturliebhaber in der Wilbrandtgasse 37 ein echtes Schmankerl: Die Villa Rezek. Das Gebäude, das 1932/33 für das Ärzteehepaar Anna und Philipp Rezek errichtet wurde, gilt als Hauptwerk des Architekten Hans Glas, der sein Handwerk bei Adolf Loos und Max Fabiani lernte. Die Villa zählt zu den bedeutendsten Häusern der Wiener Moderne und wird von Architekturhistorikern gerne mit der berühmten Villa Tugendhat von Mies van der Rohe in Brünn verglichen. Geymüllerschlössel Unser nächstes Ziel ist das Geymüllerschlössel, welches nach seinem Erbauer Johann Jakob benannt ist. Errichtet um 1800 erlebte die ehemalige Sommerresidenz ihre gesellschaftliche Blütezeit unter dem Großindustriellen Isidor Mautner und seiner Frau Jenny, die hier rauschende Festen und Konzerte gaben. Heute dient das Schlössel als Außenstelle des MAK Museums, das einen Einblick in die Wohnkultur der Empire- und Biedermeierzeit gibt. Ägydiuskapelle Vis-a-vis vom Geymüllerschlössel steht die ehemalige Pötzleinsdorfer Pfarrkirche, die dem Hl Ägydius geweiht ist und deren Wurzeln bis ins Jahr 1529 zurückreichen. Pötzleinsdorfer Schlosspark Ein kurzer Spaziergang entlang der Pötzleinsdorfer Straße führt uns zu einem Nebentor des Pötzleinsdorfer Schlosspark – 35 Hektar purer Naturzauber! Die Geschichte dieses grünen Refugiums reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück, als Gräfin Herberstein diese Ländereien an Johann Heinrich Geymüller verkaufte, der als Mitbegründer der Österreichischen Nationalbank gilt. Geymüller hatte Großes im Sinn und zauberte einen Park im Stil eines englischen Landschaftsgartens. Bald wurde der Park zum angesagten Treffpunkt der Wiener High Society. Als besonderes Highlight begegnen uns im Park das »Singende Quartett«, vier Figuren, die einst das Ringtheater zierten und dem tragischen Feuerkatastrophe im Jahr 1881 hier ein neues Zuhause gefunden haben. Auf zum letzten Streckenabschnitt Wir verlassen nun den Pötzleinsdorfer Schlosspark durch das Haupttor und werfen einen kurzen Blick auf die Pötzleinsdorfer Pfarrkirche. Dieser moderne Sakralbau aus den 1960er Jahren wurde nach den Plänen des Architekten Karl Schwanzer errichtet. Unsere weitere Route durch Währing verläuft nun stets am Fuße des Schafbergs. Auf dem letzten Streckenabschnitt sind noch einige Sehenswürdigkeiten zu entdecken, darunter die Villa Gartner in der Schafberggasse 15, ein Bauwerk des Architekten Jakob Gartner, der auch den Bauplan für jenen Ringstraßenbau erstellte, in dem sich das Café Prückel befindet. Ebenfalls erwähnenswert ist die denkmalgeschützte Dürwaringbrücke aus dem Jahr 1910. Ihr folgt nun der Bastiengasse bis zum Ende, wo euch dann die Gersthofer Straße zur Station Gersthof der Vorortline S45, wo unsere Tour durch Währing endet, führt. Strecke: U6 Station – Währinger Straße > Kutschkermarkt > Währinger Straße > Weimarer Straße > Schubertpark > Argauergasse > Cottagegasse > Colleredogasse > Gregor Mendel Straße > Sternwartestraße > Josef-Kainz-Park > Türkenschanzpark > Peter Jordan Straße > Hermann Pacher Gasse > Wilbrandtgasse > Windmühlhöhe > Starkfriedgasse > Büdingergasse > Khevenhüllerstraße > Pötzleinsdorfer Straße > Pötzleinsdorfer Schlosspark > Schafberggasse > Hockegasse > Geyergasse > Scheibenbergstraße > Dürwaringbrücke > Bastiengasse > Gersthofer Straße > Station Gersthof der Vorortline S45 Statistik: ca 13.200 Schritte, ca 9,5 km WEITERE TIPPS FÜR WIENER STADTSPAZIERGÄNGE EINE AUSSICHTSREICHE WANDERUNG DURCH OBER ST VEITDIE JUGENDSTIL BAUWERKE VON OTTO WAGNEREINE SIGHTSEEING TOUR DURCH DIE JOSEFSTADTVOM GRABEN BIS ZUM SPITTELBERG NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?Noch mehr Fotos vom Wiener Stadtspaziergang findet Ihr im Fotoalbum unter: »Wiener Stadtspaziergang Währing«. Streckenkarte Wiener Stadtspaziergang Währing [...]
Die Insel Krk hat viele Gesichter: Schroffe, karge Karstberge, Maccia und Olivenbaumhaine im Landesinneren und eine Küste mit vielen Kiesbuchten. Auf unserem Tagesausflug auf die Insel Krk wollten wir die Städte Krk, Baška und Vrbnik erkunden.  Stadt Krk Die Stadt Krk ist die erste Station dieser Rundreise. Römer, das einheimische Fürstengeschlecht der Frankopanen und Venezianer haben das Gesicht der größten Stadt der Insel geprägt. Der markante Zwiebelturm der Kathedrale überragt als Wahrzeichen die Altstadt.  Enge und verwinkelte Gassen sind in der Altstadt vorherrschend. Das Gute, man kann sich trotzdem nicht verlaufen. Erstens, weil die Stadt nicht allzu groß ist. Zweitens, haben alle Straßen, die eine Hauptverkehrsverbindung darstellen, in der Längsrichtung eine Steinreihe in der Mitte. Folgt man allen anderen Straßen steht man entweder in einem Hinterhof oder in einer Sackgasse.  Oder man hat doch Glück und es gibt einen schmalen Durchgang. Die Einwohner von Krk werden in kroatischen Witzen häufig als geizig charakterisiert: „Ein Mann kauft eine teure Flasche Wein. Als er eine Treppe hinaufsteigt stolpert er und fällt hin. Er spürt wie sein Rücken nass wird und betet, dass es nur sein Blut ist.“ Unser kurzer Stadtbummel durch Krk führt uns auch zu einem Turm, der zur Zeit der Venezianer das Rathaus der Stadt beherbergte. Genauer unter die Lupe sollte man sich die Uhr am Turm nehmen, denn sie hat ein 24 Stunden Ziffernblatt, die Tagesstunden oben, die Nachtstunden unten.  Baška Auf der Straße nach Baška begrüßt uns eine riesige, drei Meter hohe Gabel am Wegesrand. Der erste Gedanke – eine originelle Werbung für eine Konoba, einem typischen kroatischen Restaurant. Ist es aber nicht! Vielmehr handelt es sich um das glagolitische A. Die glagolitische Schrift ist eine alte slawische Schrift, die von einem gewissen Kyrill aus Saloniki für seine Missionstätigkeit um das Jahr 860 erdacht wurde. Und nachdem man in Kroatien besonders stolz auf diese Schriftzeichen ist und diese als Teil des nationalen Erbes sieht, hat man rund um Baška den „glagolitischen Pfad“ mit weiteren glagolitischen Buchstaben angelegt. Umringt von steilen Karstbergen liegt Baška in einer langgezogenen, sichelförmigen Bucht. Entlang der Uferpromenade bieten zahlreiche Konobas landestypische Gerichte, wie Cevapcici, Pljeskavica und natürlich Fisch in allen Variationen, zum Essen an. Kleine Boote schaukeln im Hafenbereich und der über zwei Kilomer lange Kieselstrand lädt zu einem Sprung in die Adria ein. Doch wir machen hier nur eine kurze Kaffeepause und fahren Richtung Vrbnik weiter. Vrbnik Malerisch thront das mittelalterliche Städtchen Vrbnik auf einem Felsen über dem Meer. Die Gassen sind eng und verwinkelt. Der Putz bröckelt von den Fassaden. Das Steinpflaster ist uneben und rutschig. Der Ort wirkt ein wenig verfallen. In den Gassen stößt man auf Vinotheken, Kunstgalerien und kleine Restaurants. Bekannt ist Vrbnik vor allem für seinen Wein, dem Žlahtina (sprich: Schlatina). Die für den Wein verwendete Rebsorte wächst vorwiegend in unmittelbarer Umgebung der Stadt. Der Žlahtina ist ein trockener, frischen Sommerwein, der sehr gut zu Fleisch- und Fischgerichten passt – sagen die Weinexperten. Der Autor dieser Zeilen kann dies nach einer Verkostung nur bestätigen. Er mundete vorzüglich. Spaziert man durch die Stadt, dann führen Hinweisschilder unweigerlich zur „größten“ Attraktion des Ortes. Genauer gesagt ist die größte Attraktion eher recht schmal. In Vrbnik befindet sich die engste Gasse der Welt. Sie ist sage und schreibe gerade 43 cm breit. Korpulentere Besucher sollten lieber Abstand nehmen, die Gasse zu durchwandern. Die Bewohner Vrbniks behaupten sogar, dass Frauen, die nicht durch die enge Gasse passen, keinen Mann bekommen werden. Ob diese Geschichte tatsächlich stimmt, haben wir nicht überprüft. Auf alle Fälle haben wir uns nach dem Besuch Vrbniks wieder zurück auf den Weg zum Festland gemacht. Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Rundreise auf Krk inspirieren konnten. [...]
Auf was habe ich mich da wieder eingelassen? Diese verfluchte Höhenangst. Langsam und nicht nach unten blickend, steige ich die schmale Holztreppe des 60 Meter hohen Campanile von Rovinj hinauf. Die Holzbretter knarren, wirken nicht sehr vertrauensvoll. Ich überlege, ob ich nicht wieder umdrehen soll. Doch was macht man nicht für ein tolles Foto. Ich beiße die Zähne zusammen, steige weiter hinauf und bin heilfroh, als ich oben angekommen bin. Und diese Plackerei zahlt sich wirklich aus. Der Blick vom Kirchturm auf Rovinj ist traumhaft. Malerisch liegt einem die Stadt zu Füßen. Am Horizont sieht man die lange Hafenpromenade mit zahlreichen Restaurants. Wie Spielzeug wirken die vielen Segel- und Motorboote im Hafen. Auch der markante rote Uhrturm ist zu erkennen. Gleich daneben steht ein wunderschönes barockes Tor, die Porta Baldi. Sowohl Uhrturm als auch Torbogen sind geschmückt mit dem geflügelten Löwen der Venezianischen Republik. Überhaupt mutet die Stadt sehr venezianisch an, kein Wunder, gehörte Rovinj doch für rund 500 Jahre zur Serenissima. Rovinj ist quasi Klein-Venedig ohne Kanäle. Die Altstadt ist verwinkelt. Enge schmale Gassen führen vorbei an versteckten Plätzen. Ein Saxophonist spielt einsam „Desafinado“ von Stan Getz. Das Kopfsteinpflaster ist uneben und sehr rutschig. Wäsche hängt zwischen den Häusern zum Trocknen. Am höchsten Punkt der Innenstadt erhebt sich die Kirche der heiligen Euphemia mit dem bereits erwähnten 60 Meter hohen Kirchturm, dessen Vorbild der Campanile in Venedig ist. Und auf diesem stehe ich noch immer und genieße die Aussicht auf die Stadt. Ober mir – auf der Turmspitze – thront die Statue der Heiligen Euphemia. Sie dient den Bewohnern vorn Rovinj als Wetterfahne. Blickt sie zum Festland gibt es schlechtes Wetter, schaut sie jedoch zum Meer, wird das Wetter freundlich. Doch nun ist es an der Zeit die Aussichtsplattform wieder zu verlassen. Langsam und vorsichtig begebe ich mich wieder über die schmale Holztreppe hinunter. Auch wenn mich der Aufstieg sehr viel Überwindung gekostet hat, der phantastische Ausblick auf Rovinj hat diese Plackerei mehr als wettgemacht. [...]
Seit jeher übt der Harz eine magische Anziehungskraft auf alle Reisen aus. Sind es die bunten Fachwerkstädte, die Magie der Berge oder die zahlreichen Burgen, die bereits Goethe, Fontane oder Heine in den Bann zogen? Wir wollten es wissen und machten uns auf den Weg in den Harz. Genauer gesagt nach Wernigerode, von wo wir Tagesausflüge in die verschiedensten Orte des Harzes unternahmen. Wernigerode – Die bunte Stadt im Harz Der Dichter Hermann Löns, nannte Wernigerode einst „die bunte Stadt“. Und auch uns zieht Wernigerode gleich in den Bann. Bei einem Streifzug durch die Gassen entdeckt man zahlreiche liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser. Der Marktplatz wird von einem prächtigen mittelalterlichen Rathaus dominiert. Schon von Weitem sichtbar ist das Schloss Wernigerode, welches sich majestätisch über den Dächern der Stadt erhebt. Aber auch eine kuriose Gebäude kann man bei einem Stadtspaziergang entdecken. Da wäre einmal das das kleinste Haus, mit einer Höhe von 4,20 m, einer Breite von 2,95 m und einer Wohnfläche von 8 m2. Oder das schiefe Haus, welches fast so schief wie der Turm von Pisa ist. Schuld daran ist das Wasser des Mühlgraben, welches die Hausfundamente unterspülte. Der Brocken Der Brocken, mit einer Höhe von 1.141 m ist der höchste Berg des Harzes. Seit der frühen Neuzeit gilt er als der berühmteste „Hexentreffpunkt“ in Europa, den auch Goethe in seinem Faust beschreibt. Man glaubt es kaum, aber am Brockengipfel herrscht raues Klima. Heftige Stürme mit einer Geschwindigkeit von bis zu 250 km/Stunde wurden hier bereits gemessen. Statistisch gesehen gibt es rund 300 Nebeltage im Jahr. Aber immerhin: Auch sechs Tage mit ausgezeichneter Fernsicht. Das Wetter wechselt häufig. Sonnenschein und dichter Nebel wechseln scih innerhalb kürzester Zeit ab. Der Dichter Heinrich Heine hat seine Erfahrungen mit dem Wetter am Brocken im Gästebuch der Brockenherberge verewigt: Große Steine, müde Beine, saure Weine, Aussicht keine.Heinrich Heine Heine war regelrecht vernarrt in den Harz. Schon als Student marschiert er vom nahen Göttingen mehrfach in den nahe gelegenen Harz. Als Zerstreuung, wie er meint.  In seinem Tagebuch hält er fest: Die Berge wurden steiler, die Tannenwälder wogten unten wie ein grünes Meer, und am blauen Himmel oben, schifften die weißen Wolken!Heinrich Heine Auch Goethe bestieg öfter den Gipfel. Seine Eindrücke verwendete er später bei der Beschreibung der Walpurgisnacht im Faust. Fahrt mit der Harzer Schmalspurbahn Schon von weitem hört man das Schnaufen und Stöhnen der 700 PS starken Stahlrösser. Kräftige Auspuffschläge nähern sich rasch. Die Rede ist von einer der schönsten Schmalspurstrecken Deutschlands – Der Brockenbahn. Eine Fahrt mit den rauchenden und schnaufenden Dampfloks zählt zum Muss eines jeden Harzbesuches. Am besten lässt sich die Fahrt in Wernigerode beginnen. Rund 2 Stunden benötigen Dampfloks um den 34 km entfernten Brockengipfel zu erreichen. Auch wir waren von den alten Dampfloks fasziniert. Es war eine Reise wie anno dazumal, ein Hauch von Nostalgie. Quedlinburg Schon mal einen „Pubarschknall“ getrunken? Oder einen „Knuttenforz“? In Quedlinburg hat man die Möglichkeit dazu. Eine hiesige Brauerei stellt diese alten Biere nach jahrhundertealten Rezepten wieder her. Die Namen erinnern übrigens an die Wirkung des Bieres auf die Verdauung. Wir haben diese nicht ausprobiert, sondern haben uns gleich der Stiftskirche gewidmet. Schon von weitem sichtbar überragt die romanische Stiftskirche St. Servatius die Stadt. Hier führten die Quedlinburger Äbtissinnen ein strenges Regiment. Genauer gesagt, sie regierten im Mittelalter vom Stift aus die Geschicke der Stadt. Nur Frauen aus höchstem Adel und Königshäusern wurden in das Stift aufgenommen. In der historischen Altstadt mit ihren kopfsteingepflasterten Straßen, verwinkelten Gassen und kleinen Plätzen befinden sich rund 1.200 Fachwerkhäuser aus sechs Jahrhunderten. Am Markt liegt das Renaissance-Rathaus mit der Roland-Statue, südlich davon der Schlossberg mit der romanischen Stiftskirche und dem Domschatz als Zeugnisse des Quedlinburger Damenstiftes. Altstadt und Stiftskirche gehören seit 1994 zum Unesco-Weltkulturerbe. Stolberg Die einstige Bergbau-, Handels- und Residenzstadt Stolberg bezaubert durch ihren mittelalterlichen Stadtkern. Heute ein friedliches Städtchen – in früheren Zeiten, Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen. Unter dem hier geborenen Bauernführer Thomas Müntzer war Stolberg im Deutschen Bauernkrieg Stätte mehrerer Kämpfe. Müntzer war ein evangelischer Theologe und Revolutionär in der Zeit des Bauernkrieges und Gegenspieler Martin Luthers. Am 2. Mai 1525 drangen aufständische Bauern in die Stadt ein und zwangen den regierenden Graf Botho zu Stolberg zur Annahme ihrer Forderungen (24 Stolberger Artikel), der sie nach der Niederlage der Bauern jedoch schnell wieder rückgängig machte. Hexentanzplatz bei Thale Hexen spielen im Harz eine große Rolle. Man denke nur an den Brocken und Goethes Faust. Aber auch in Thale tummeln sich die Hexen – auf einem 451 m hohen Felsplateau. Insbesondere in der Walpurgisnacht ist hier die Hölle los – im wahrsten Sinne des Wortes. Hexen und Teufel tummeln sich zwischen den Bäumen. Springen den Besuchern plötzlich vor die Füße. Rezitieren das „Hexen-Einmaleins“ aus Goethes Faust. Oder behelligen die Umstehenden mit teuflischem Gebräu und Gezänk. Den Besuchern gefällts. Und auch die obligaten Souvenirstände dürfen nicht fehlen. Wie wäre es mit einer Hexenmarionette oder einem Hexenbesen? Vielleicht auch ein Hexenamulett dazu? Du musst verstehn!Aus Eins mach Zehn,und Zwei lass gehnund Drei mach gleich -so bist du reich!Verlier die Vier!Aus Fünf und Sechs –so sagt die Hex –mach Sieben und Acht:Dann ist’s vollbracht.Und Neun ist Einsund Zehn ist keins.Das ist das Hexen-Einmaleins Johann Wolfgang von Goethe Goslar „Nordisches Rom“ oder „Schatzkammer der deutschen Kaiser“ – so wird Goslar auch gerne bezeichnet. Das hat zweierlei Gründe. Da wäre zuerst einmal der Rammelsberg. Ohne den Rammelsberg und sein Erz wäre Goslar ein unbedeutendes Dorf. Der Erzhandel bescherte den Bürgern Wohlstand und Ansehen. Und eine rege Bautätigkeit. Insbesondere von Kirchen. Fünf große Kirchen befinden sich in der Goslar. Daher auch der Beiname „Nordisches Rom“. Mit den liebevoll gepflegten Fachwerkhäusern, den romanischen Kirchen, Befestigungsanlagen, der Kaiserpfalz und dem Bergwerk steht Goslar seit 1992 auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes. Das ehemalige Erzbergwerk Rammelsberg zählt zu den schönsten Industriedenkmälern und den größten musealen Einrichtungen Deutschlands. Riesige Wasserräder unter Tage oder eine rumpelige Grubenbahn machen den Besuch des Bergwerkes zu einem interessanten Erlebnis. Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Ausflug in den Harz inspirieren konnten. [...]
Vom Alexander Platz bis zum Reichstagsgebäude – ich habe die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Berlins an einem Tag zur Fuß erkundet. Welche Route ich dabei gegangen bin und welche Sehenswürdigkeiten ihr auf keinen Fall versäumen solltet, findet ihr in diesem Beitrag. Alexanderplatz – Fernsehturm, Weltzeituhr Berlin, Alexanderplatz! Der Verkehrsknotenpunkt im Osten der Stadt eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt für meine Sightseeing-Tour durch Berlin. Der „Alex“ ist der größte, aber zugleich auch hässlichste Platz in ganz Berlin. Ein Hauch von Osteuropa weht über die Betonwüste. Hunderte Menschen strömen aus U- und S-Bahn, hetzen über den Platz und verschwinden in den Kaufhäusern. Touristen mit Selfie-Stick bewaffnet sind auf der Suche nach der Weltzeituhr. Am „Alex“ steht mit 368 Metern das höchste Gebäude Deutschlands, der Berliner Fernsehturm. Die Errichtung des Fernsehturms galt als Prestigeobjekt der damals noch jungen DDR. SED-Chef Walter Ulbricht überwachte persönlich die Baufortschritte. Eine Kleinigkeit hatten die Genossen bei der Planung übersehen. Bei Sonnenschein erscheint auf der Kugel des Fernsehturms ein weithin sichtbar strahlendes Kreuz. Spott und Hohn aus dem Westen ließen nicht lange auf sich warten. Die West-Berliner sprachen von der „Rache des Papstes“ und tauften den Turm „Sankt Walter“. Ein paar Schritte vom Fernsehturm entfernt steht die Weltzeituhr. Der futuristisch anmutende Zeitmesser ist ein beliebter Treffpunkt der Berliner und ein noch beliebteres Fotomotiv. Das Nikolaiviertel Ich verabschiede mich vom Alex. Mein Weg führt vorbei am „Roten Rathaus“ direkt ins Nikolaiviertel. Dieses zählt zu den ältesten Wohnvierteln Berlins. Kritische Zeitgenossen verspotten es als Disneyland von Berlin, denn kaum ein Gebäude ist älter als 40 Jahre. Im Krieg schwer zerstört, ließ die DDR anlässlich der 750 Jahr-Feier einen alten Stadtkern in Plattenbauweise rekonstruieren. Zu den wenigen Originalbauten zählen die mächtige Nikolaikirche und das Ephraim-Palais. Das Palais gilt als eines der schönsten historischen Bürgerhäuser der Stadt und wird gerne als „die schönste Ecke Berlins“ bezeichnet. Ehrlichgesagt, ich habe bei meinen Streifzügen durch Berlin schönere Ecken gesehen. Berliner Dom, Stadtschloss Nächstes Ziel, Berliner Dom. Ich spaziere vorbei am Schlossplatz, wo soeben das Berliner Stadtschloss wieder errichtet wird. Das „alte“ Stadtschloss musste in den 50er Jahren dem Palast der Republik weichen. Dieser diente für SED-Parteiveranstaltungen und war Sitz der DDR-Volkskammer. Für den Palast der Republik gab es zahlreiche Spitznamen wie „Palazzo Prozzo“ oder dank der verschwenderischen Beleuchtung, „Erichs Lampenladen“. Nach der Wiedervereinigung wurde der Palast wegen Asbestverseuchung geschlossen und abgerissen. Der Berliner Dom wurde auf Befehl von Kaiser Wilhelm II errichtet und sollte die protestantische Antwort auf den Petersdom in Rom werden. Die Museumsinsel Nur ein paar Schritte vom Berliner Dom entfernt, liegt die Museumsinsel mit ihren fünf Museen. Diese zählen zu den vielbesuchten Highlights eines jeden Berlin-Trips. Touristen und Schulklassen aller Länder drängen vor den Eingangstoren und stehen Schlange. Ich durchschreite das prachtvolle Ischtar Tor im Pergamonmuseum. Verweile noch ein wenig am Marktplatz von Milet und mache mich dann am Weg ins Neue Museum. Dort blicke ich Nofretete tief in die Augen und bin begeistert vom imposanten Stiegenaufgang. Ein Abstecher in das Deutsche Historische Museum muss sein. Der Besuch ist ein ausgedehnter Spaziergang durch 2.000 Jahre deutsche Geschichte mit viel Bezug zu Österreich. Man denke nur an das „Heilige Reich deutscher Nationen“ oder an die Scharmützel zwischen Maria Theresia und dem „Alten“ Fritz. Gendarmenmarkt Mein nächstes Ziel ist der Gendarmenmarkt. Dieser gilt als der „schönste Platz Berlins“. In der Mitte des Platzes steht das Konzerthaus, welches vom Deutschen und Französischen Dom flankiert wird. Rund um den Gendarmenmarkt siedelten sich in Frankreich verfolgte Hugenotten an, welchen Kurfürst Friedrich Wilhelm politisches Asyl gewährte. Mit ihren Handwerkskünsten bereicherten sie die Entwicklung der Stadt. Begriffe, wie Amüsement, Bouletten, Trottoir oder Portemonnaie hielten daraufhin Einzug in die deutsche Sprache. Was für ein Gewinn, wenn man an heute denkt. Checkpoint Charlie Ich spaziere weiter zum Checkpoint Charlie in der Friedrichstraße. Der berühmteste Grenzübergang des Kalten Krieges zählt zu den absoluten Touristen-Hot-Spots in Berlin. Hier standen sich West-Alliierten, sowie DDR-Grenzer und sowjetische Soldaten argwöhnisch gegenüber. Kontrollbaracke, Flagge, Sandsäcke und verkleidete G.I.s sind beliebte Fotomotive. Potsdamer Platz Es geht weiter zum Potsdamer Platz. Bis zum Zweiten Weltkrieg einer der belebtesten Plätze Europas. In den 20er Jahren entwickelte er sich zu einem Ausgehviertel. Tagsüber bestimmten Angestellte und Sekretärinnen das Bild, nachts Amüsierwillige und Prostituierte. Am Potsdamer Platz schlug der Puls der Zeit. Restaurants und Varietés überboten sich mit Attraktionen. Berühmt waren die Wettersimulationen im Restaurant Rheinterrasse. Zu jeder Stunde wurden Donner, Blitz und Wolkenbrüche simuliert. Aufgrund des steigenden Verkehrsaufkommens nahm man hier 1924 die erste Ampelanlage in Betrieb. Ein Nachbau existiert noch heute Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Potsdamer Platz in Schutt und Asche. Mit dem Bau der Berliner Mauer war das Schicksal des Platzes besiegelt. Nahezu alle übriggebliebenen Gebäude wurden für die Errichtung eines enorm breiter Todesstreifens abgerissen. Der Potsdamer Platz verkam zu einer riesigen städtebaulichen Wüste. Die Situation ändert sich schlagartig mit der Wiedervereinigung Deutschlands. Der Potsdamer Platz wird zur größten Baustelle Europas. Heute dominieren Hochhäuser aus Stahl und Glas den Platz. Zu meinen persönlichen architektonischen Highlights zählen der Forum-Tower, der Kollhoff-Tower und das Sony Center mit seiner spektakulären Dachkonstruktion. Am Weg zum Holocaust Mahnmal entdeckte ich noch die „Boxer“ von Keith Haring. Holocaust Mahnmal Das “ Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ bewegt mich tief. Es erinnert an die rund sechs Millionen Juden, die unter den Nazi ermordet wurden. Das großflächige Mahnmal besteht aus 2.711 grauen Beton-Stelen, die in parallelen Reihen aufgestellt wurden. Schmale Wege führen zwischen den Stelen hindurch. Es ist ein wenig beklemmend diese entlang zu gehen. Manche Stelen sind nur ein paar Zentimeter hoch, andere bis zu vier Meter. Der wellenförmige Boden scheint sich förmlich zu bewegen. Licht und Schatten wechseln ständig. Gerade in Zeiten wie diesen, wo eine neue Form des Antisemitismus durch moslemische Flüchtlingen nach Europa importiert wurde, sind diese Gedenkstätten besonders wichtig. Brandenburger Tor Noch schwer beeindruckt mache ich mich am Weg zum Brandenburger Tor. Dieses darf auf keiner Sightseeing Tour durch Berlin fehlen. Vor dem berühmtesten Denkmal Berlins finden täglich unzählige Foto-Sessions statt. Die besten Fotoplätze sind hart umkämpft, Knipser fuchteln wild und gefährlich mit ihren Selfie-Sticks durch die Gegend. Das Brandenburger Tor war für Jahrzehnte das Symbol der deutschen Teilung. Es bildete die markante Grenze zwischen West- und Ostberlin. 28 Jahre lang stand es streng bewacht im Niemandsland. Als die Berliner Mauer fiel, gingen die Bilder von tanzenden Menschen auf der Mauer rund um die Welt. Das Dach des Brandenburger Tores krönt die Quadriga. 1806 besetzten die Franzosen Berlin und Napoleon ließ das Vierergespann als Beutegut nach Paris schaffen. Was muss das für ein Remasuri gewesen sein, als die Quadriga nach der Niederlage der Franzosen bei Leipzig, im Triumphzug nach Berlin zurückkehrte. Reichstagsgebäude Das Ende der Tour naht. Die Besichtigung der Reichstagskuppel steht am Programm, für die ich mich anmelden musste. Kaiser Wilhelm II. legte persönlich den Grundstein für das Reichstagsgebäude. Der Prachtbau sollte die Größe und Stärke des deutschen Reiches symbolisieren. Kurz nach der Machtübernahme der Nazis 1933 steht das Reichstagsgebäude in Flammen. Über die Brandstifter herrscht bis heute Unklarheit. Die Nazis nehmen den Brand jedoch für die totale Machtkontrolle zum Anlass. Der Spuk war erst beendet, als 1945 Soldaten der Roten Armee die sowjetische Fahne als „Banner des Sieges“ über den Nationalsozialismus auf dem Dach des Gebäudes hissten. Mit dem Fall der Mauer wird das Reichstagsgebäude wieder Sitz des deutschen Parlaments. Das bis dahin verwaiste Gebäude wird nach den Plänen des Architekten Sir Norman Foster komplett umgebaut und saniert. Die nachträglich konzipierte Glaskuppel hat sich zur vielbesuchten Attraktion und zu einem Wahrzeichen Berlins entwickelt. Nicht zu Unrecht, wie ich meine. Spiralförmige Rampen von rund 230 Meter Länge führen zu einer Aussichtsplattform hinauf. Der Ausblick auf die Stadt – falls es nicht regnet – kann sich sehen lassen und fällt in die Kategorie „Spektakulär“. Siegessäule Wer heute noch nicht genug gegangen ist, kann den Spaziergang bis zur Siegessäule fortsetzen. Es sind vom Reichstagsgebäude knappe zwei Kilometer. Diese erinnert an die militärischen Siege Preußens über Dänemark, Frankreich und Österreich. Die Spitze der Säule ziert die Statue der Göttin Viktoria, die im Volksmund „Goldelse“ genannt wird. Hackenschen Höfe Mir reicht es für heute. Die Füße schmerzen, ich mache mich zurück auf den Weg Richtung „Alex“ mit einem kleinen Abstecher zu den Hackeschen Höfen. Um die Jahrhundertwende zählten sie zu den größten Wohn- und Gewerbeanlagen in Deutschland. Besonders schön sind die vom Jugendstil inspirierten Hausfassaden im Hof 1. Als Belohnung für den langen Spaziergang gönne ich mir eine Original Berliner Currywurst mit Pommes. NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Stadtrundgang durch Berlin inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Tour in Berlin findet Ihr im Fotoalbum unter: STADTRUNDGÄNGE DURCH BERLIN [...]
Auf an den Bodensee! Wir bewundern die barocke Wallfahrtskirche Birnau, überzeugen uns von der Schönheit des Klosters Salem, unternehmen eine Reise in die Bronzezeit in Unteruhldingen, besuchen die Städte Meersburg und Überlingen und spazieren durch die Weinberge in Hagnau. Kloster und Schloss Salem Das ehemalige Zisterzienserkloster Salem zählt sicherlich zu den Highlights bei einer Reise an den Bodensee. Bereits im Jahr 1134 vom großzügigen Adeligen Guntram von Adelsreute gestiftet, vereint der Klosterkomplex gotische Würde mit barocker Pracht und die strenge Geometrie des Klassizismus. Übrigens geht der Name des Klosters auf die Siedlung Salemanneswilare zurück. Die Mönche hatten jedoch ein geschicktes Händchen für Marketing und entschieden sich, das Kloster fortan Salem zu nennen. Mit diesem Namen spielten sie auf das biblische Salem an, welches als »Ort des Friedens« und »Himmlisches Jerusalem« bekannt war. Eine clevere Wahl, die die spirituelle Ausstrahlung des Klosters unterstrich und zugleich die Neugier der Besucher weckte. Münster Salem Schwerer Weihrauchgeruch hängt in der Luft als wir das majestätische gotische Münster von Salem betreten. Wir haben Glück, denn kurz nach Einlass haben sich noch keine Besucher in das Kircheninnere verirrt. In diesem Moment herrscht eine ganz besondere Stimmung im hellen Kirchenschiff, das von warmem Sonnenlicht durchflutet wird. Während die äußere Gestalt des Münsters von Salem, das im Zeitraum von 1285 bis 1420 erbaut wurde, größtenteils unverändert geblieben ist, hat das Innere im Laufe der Jahrhunderte so manche Veränderung durchgemacht. Die heutige Gestaltung des Kircheninneren ist ein wahres Meisterwerk und verdankt ihren Reiz dem visionären Einfluss von Abt Anselm II. Nach einer inspirierenden Reise nach Paris war er wie elektrisiert von den neuesten architektonischen Trends des Frühklassizismus. Voller Begeisterung kehrte er nach Salem zurück und ließ den Geist des neuen Stils in die Umgestaltung des Münsters einfließen. Das Ergebnis ist eine atemberaubende Verbindung aus den beeindruckenden gotischen Kreuzgewölben und der eleganten Anmut des Frühklassizismus. Prälatur Salem Bereits kurze Zeit nach seiner Gründung im 12. Jhdt erlangte das Kloster Salem einen bemerkenswerten Wohlstand und großen Einfluss in der Region um den Bodensee. Innerhalb kürzester Zeit schufen die Mönche des Kloster eine blühende Landschaft mit Weinbergen, Obstgärten und Fischteichen. Doch in den Wirren des 30-jährigen Krieges wurde es mehrfach geplündert und durch einen verheerenden Großbrand im Jahr 1697 beinahe vollständig zerstört. Aber wie der Phönix aus der Asche stieg das Kloster unter Abt Anselm II zu neuen Höhen des Reichtums und des Glanzes empor. Davon zeugt heute noch die barocke Pracht der Prälatur des Klosters, die nach den Plänen des renommierten Vorarlberger Baumeisters Franz Beer errichtet wurde. Die prunkvollen und sehenswerten Innenräume könnt ihr im Rahmen einer Führung besichtigen. Besonders faszinierend ist der Kaisersaal, der mit seiner opulenten Ausstattung viele weltliche Repräsentationssäle in den Schatten stellt. Markgräflicher Wohnsitz, Schule, Touristenattraktion Die große Zeit des Klosters endete mit der Säkularisation im Jahr 1802. Die Abtei wurde aufgelöst und kam in den Besitz der Markgrafen von Baden. Noch heute dienen Teile der Prälatur als Wohnsitz der markgräflichen Familie. Ebenso beherbergt das ehemalige Kloster seit 1920 eine renommierte Internatsschule. Pfahlbauten Unteruhldingen am Bodensee Im Pfahlbaumuseum von Unteruhldingen am Bodensee wird die Steinzeit und Bronzezeit wieder lebendig. Bereits um 4.000 Jahre vor Christus haben die ersten Siedler hier Pfahlbauten aus Holz, Lehm und Schilf im Uferbereich errichtet. Holzstege, die majestätisch über die Wasseroberfläche des Bodensees führten, ermöglichten es den Dorfbewohnern, trockenen Fußes von einer Hütte zur nächsten zu gelangen. Denn wer will schon mit triefend nassen Socken den Nachbarn besuchen? Die Lage der Dörfer am See brachte den Bewohnern eine Vielzahl von Vorteilen. So konnten sie vor ihrer Haustür angeln! Der Bodensee, eine wahre Fischergoldgrube, bot ihnen eine reiche Auswahl an Delikatessen wie Felchen, Hecht und Zander. Die Dorfbewohner beherrschten nicht nur das Angeln, sondern auch das Jagen und Sammeln. Ergänzt wurde der Speiseplan durch Getreide wie Dinkel, Weizen und Emmer. Die stimmungsvolle Lage der Dörfer am Bodensee hatte aber auch eine wichtige strategische Bedeutung. Durch die freie Sicht über das Wasser waren feindliche Überraschungsangriffe kaum möglich. Aber dem noch nicht genug! Die Bewohner der Pfahlbauten nutzten den Bodensee als Handelsweg, um mit ihren eleganten Einbäumen kostbares Salz und funkelndes Kupfer aus den tiefen Bergwerken der Alpen zu transportieren. Einen Besuch des 23 Pfahlbauhäuser umfassenden Freilichtmuseums könne wir euch empfehlen, zeigt es doch anschaulich den Alltag die Welt der ersten Bauern, Händler und Fischer am Bodensee im Zeitraum von 4.000 bis 850 vor Christus. Wallfahrtskirche Birnau Der Panoramablick von der Wallfahrtskirche Birnau über den Bodensee ist zweifellos ein Highlights eines jeden Urlaubs in dieser Region. Majestätisch erhebt sich dieses barocke Juwel über dem »Schwäbischen Meer« und scheint wie ein Bindeglied zwischen der göttlichen Schöpfung und dem Himmel über dem See zu schweben. Selbst der renommierte Baumeister Peter Thumb, der die Kirche im 18. Jhdt plante, opferte die übliche Ausrichtung des Altars nach Osten, um den grandiosen Blick auf den Bodensee See zu bewahren. Die künstlerische Ausgestaltung des Innenraums im reich verzierten Stil des Rokoko zieht uns sofort in den Bann. Die Pracht der Kirche ist dabei kein Selbstzweck, sondern ein geplanter Effekt, der die Gläubigen von der Größe Gottes überzeugen sollte. Himmel und Jenseits werden dabei buchstäblich auf die Erde geholt, so dass die Schäflein Gottes diese nicht nur ahnen konnten, sondern plastisch vor sich sahen. Die Opulenz des Rokoko hatte nicht nur den Zweck, die Gläubigen in Staunen zu versetzen, sondern auch eine klare Botschaft an die Protestanten während der Gegenreformation zu senden. Man wollte ihnen vermitteln: »Kommt zurück zu uns, denn in unseren prachtvollen Kirchen seid ihr dem Himmel viel näher als in euren schmucklosen Gotteshäusern«. Hinweis: Das Fotografieren im Innenbereich ist leider verboten. Meersburg am Bodensee Meersburg am Bodensee ist zweifellos ein pittoreskes Städtchen, das direkt aus einem Bilderbuch zu stammen scheint. Mit seiner imposanten Burg, dem prächtigen Schloss und den verwinkelten mittelalterlichen Gassen fühlt man sich beinahe ins Mittelalter zurückversetzt. Doch leider bleibt dieser nostalgische Eindruck nur ein Hauch inmitten der Realität. Denn Meersburg ist ein regelrechtes Muss für jeden Besucher des Bodensees, und das spürt man deutlich. Das Städtchen ist von Touristen überfüllt, die sich durch die Uferpromenade schieben. Die Magische Säule Wir beginnen unseren Stadtspaziergang trotzdem an der Uferpromenade, genauer gesagt bei der »Magischen Säule«, die vom Bildhauer Peter Lenk geschaffen wurde. Bekannte Meersburger Bürger wurden hier für die Ewigkeit in Szene gesetzt. Auf der Spitze der Säule thront eine Möwe mit dem Gesicht der Annette von Droste-Hülshoff, die in Meersburg ihren Lebensabend verbrachte. TIPPEin Stadtspaziergang durch Meersburg auf den Spuren der bekannten Schriftstellerin findet ihr im Beitrag »MEERSBURG AM BODENSEE – AUF DEN SPUREN DER DROSTE«. Die Statue in der Mitte der »Magischen Säule« stellt das Edelfräulein Wendelgard von der Haltnau dar, das als äußerst unattraktiv galt und von Zeitgenossen als »schweinsrüsselige bucklige Jungfrau« beschrieben wurde. Sie besaß jedoch ein riesiges Weingut, das sie der Stadt Meersburg unter einer außergewöhnlichen Bedingung anbot. Ein Meersburger Ratsherr sollte täglich mit ihr dinieren und sonntags eine Kutschenfahrt unternehmen. Da sich kein Meersburger Ratsherr für dieses Angebot fand, übernahm ein Ratsherr aus Konstanz diese Aufgabe. Bis heute profitieren die Konstanzer von den Vorzügen des Weinguts. Die Chronik verschweigt jedoch, ob der Mann sich vor jedem Treffen hemmungslos betrank oder ob Konstanz einfach einen Blinden ausgewählt hatte. Aufstieg zur Burg Wir verabschieden uns vom Trubel der überfüllten Promenade und nehmen stattdessen ein steiles Gässchen, das von blumengeschmückten Fachwerkhäusern gesäumt ist. Dieser malerische Weg führt uns in die Oberstadt, wo es ein wenig ruhiger zugeht. Etwas außer Atem kommen wir bei der »Alten Burg« an. Die mächtige Befestigungsanlage gilt als Deutschlands älteste bewohnte Burg und stammt aus dem 7. Jahrhundert. Ein Rundgang durch die Burg ist ein absolutes Muss. Vom Rittersaal über die Burgküche bis hin zum Burgverlies – in der »Alten Burg« könnt ihr das Mittelalter hautnah erleben. Hier findet man auch die Wohnräume und das Sterbezimmer von Annette von Droste-Hülshoff. Der schönste Ausblick Den schönsten Ausblick auf Meersburg und den Bodensee habt Ihr von der Terrasse des »Neuen Schlosses«, welches sich die Fürstbischöfe von Konstanz als Sommerresidenz am Beginn des 18. Jhdt errichten ließen. Das Schloss selbst bietet nicht besonders viel. Auf Grund der Säkularisation 1802 ging das Schloss an das Land Baden über und wurde in den folgenden Jahren als Fräulein-Institut, Amtsgefängnis, Seemannsschule oder Taubstummenanstalt genutzt. Daher sind nur ganz wenige Originaleinrichtungsgegenständen erhalten geblieben. Der originellste Brunnen Zu den originellsten Kleinoden des Städtchens zählt zweifellos der »Schnabelgiere-Brunnen« der gleichnamigen Meersburger Narrenzunft in der Winzergasse. Hier spritzt das Wasser nicht nur aus den offensichtlichen Stellen, nein, die Narrenfiguren haben noch so manche Überraschung für euch parat! Also passt auf, dass ihr nicht unerwartet nass werdet. Fürstenhäusle Das Fürstenhäusle der berühmten Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff bildet den krönenden Abschluss unseres Stadtspaziergangs durch Meersburg. Sie ersteigerte das Anwesen inmitten der malerischen Weinberge bei einer Auktion, finanziert durch das Honorar ihrer bekannten Novelle »Die Judenbuche«. Doch leider konnte die Droste aufgrund ihrer gesundheitlichen Probleme das Anwesen, das sie nur fünf Jahre vor ihrem Tod erwarb, kaum noch genießen. Heute beherbergt das Fürstenhäusle ein kleines Museum, das an das Leben und Werk der Droste erinnert. Hier könnt ihr ihre Möbelstücke bewundern und ihren Biedermeier-Sekretär bestaunen, an dem viele ihrer Werke entstanden sind. Überlingen am Bodensee Unsere Entdeckungstour durch Überlingen startet an der idyllischen Bodensee-Promenade. Palmen und Blumenrabatte verströmen mediterranes Flair. Ausgangspunkt ist der belebte Landungsplatz, wo uns sofort die Warteschlange von Touristen ins Auge fällt, die darauf warten, mit einem der Bodenseeschiffe in See zu stechen. Am Landungsplatz von Überlingen Wir widmen uns aber der »Greth«, die an vergangene Handelszeiten erinnert und eines der größten Warenumschlagplätze am Bodensee war. Durch den Handel mit Getreide und Wein erlangte Überlingen bereits im Mittelalter den Ruf einer wohlhabenden Handelsstadt. Dieser Tage beherbergt das spätbarocke Gebäude vorwiegend Geschäfte und gastronomische Einrichtungen. Der Blickfang am Landungsplatz ist jedoch der Brunnen »Bodenseereiter« von Peter Lenk. Inspiriert wurde der Künstler von einer Legende, der zufolge ein Reiter unwissentlich den im Winter zugefroren Bodensee überquerte. Erst am anderen Ufer angekommen, wurde ihm plötzlich die Gefahr bewusst, in der er sich befand. Die erschreckende Erkenntnis löste bei ihm einen Herzinfarkt aus, und er stürzte tot vom Pferd. In der Rolle des Bodenseereiters ist Martin Walser auf einer eigensinnigen Mähre reitend, dargestellt, was der Szene eine humorvolle Note verleiht. Am Brunnen sind aber auch andere karikierte Prominente zu finden. Wie etwa zwei örtliche Bankdirektoren, die sich angeblich weigerten, das Brunnenprojekt finanziell zu unterstützen. Eine weitere interessante Figur ist die ältere nackte Badenixe, von der gemunkelt wird, dass es sich um die Schwiegermutter des Künstlers handelt. Münster St Nikolaus Unser Spaziergang führt uns weiter durch die charmante Altstadt, die von imposanten Patrizierhäusern geprägt ist. Unser Ziel ist das beeindruckende Münster St. Nikolaus, das sich majestätisch über die verwinkelten Gassen der historischen Altstadt von Überlingen erhebt. Stolz ragt der hohe Nordturm wie ein Leuchtturm in den Himmel. Als größtes spätgotisches Bauwerk am Bodensee ist das Münster St Nikolaus das Wahrzeichen von Überlingen. Im Inneren des Münsters erwartet uns ein wahres Kunstwerk – der geschnitzte Hochaltar. Dieses Meisterwerk der Holzschnitzkunst wurde zwischen 1613 und 1616 von dem Überlinger Holzschnitzer Jörg Zürn geschaffen. Der Altar, der aus unbemaltem Lindenholz gefertigt ist, beeindruckt mit seinen 23 lebensgroßen Figuren und über 50 kleinen Figuren, die in atemberaubenden szenischen Darstellungen zum Leben erweckt werden. Franziskanerkirche und Franziskanertor Nur einen Katzensprung vom imposanten Münster entfern liegt die Franziskanerkirche. Ursprünglich im Stil der Spätgotik erbaut, wurde sie um 1750 aufwendig barockisiert. Besonders beeindruckend ist der Hauptaltar, der von Joseph Anton Feuchtmayer geschaffen wurde., einem der bedeutendsten Stuckateure und Bildhauer seiner Zeit. Seine Werke finden sich praktisch in jeder Kirche und jedem Schloss rund um den Bodensee. Ob im Kloster Salem, in der Wallfahrtskirche Birnau oder im Neuen Schloss in Meersburg – Feuchtmayer hatte überall seine Finger im Spiel. Gleich neben der Franziskanerkirche erhebt sich das gotische Franziskanertor, von dem erzählt wird, dass die Maurer nicht nur fröhlich dem Wein zusprachen, sondern ihn auch beim Anmischen des Mörtels für den Verputz verwendeten. Ein fataler Fehler! Denn die Säure des edlen Rebensaftes griff das Mauerwerk an und der Putz löste sich kurzerhand wieder ab. Und so begannen die Arbeiten wieder von vorne. Der schönste Ausblick Zum Abschluss unseres Rundganges spazieren wir noch zum städtischen Museum der Stadt, das sich in einem prächtigen Renaissancegebäude verbirgt. Dieses Schmuckstück der Architektur wurde einst vom berühmten Arzt Andreas Reichlin von Meldegg errichtet. Im Museum könnt ihr eine Vielzahl an Exponaten aus der Geschichte Überlingens und der Bodenseeregion bewundern. Doch das wahre Highlight des Museums ist der Terrassengarten, von wo ihr einen atemberaubenden Ausblick auf die Überlinger Altstadt, das majestätische Münster St. Nikolaus und natürlich den glitzernden Bodensee. genießen könnt. Die Wilhelmshöhe Wer genug von Kirchen, Klöstern, Schlössern oder Stadtbesichtigungen hat und nach etwas mehr Bewegung und Natur sucht, hätten wir zum Abschluss noch folgenden Tipp: Wie wäre es mit einem kurzen Spaziergang durch die malerischen Weinberge von Hagnau? Die Geschichte der kleinen Bodenseegemeinde ist untrennbar mit dem Weinbau verbunden. Hagnau ist weithin bekannt für seine ausgedehnten Weinanbaugebiete. Diese kurze Wanderung von etwa vier Kilometern startet am Osthafen von Hagnau. Euer erster Halt führt euch zu den Verkaufsräumlichkeiten des renommierten Hagnauer Winzervereins, wo ihr nicht nur eine beeindruckende Auswahl an Weinen erwartet, sondern auch die Möglichkeit habt, einige davon zu verkosten. Besonders der Müller-Thurgau ist hier sehr beliebt. Vorbei an der Pfarrkirche St Johann Baptist, die alle wichtigen Architekturstile der letzten Jahrhunderte umfasst – Turm romanisch, Chor gotisch, Kirchenschiff barock – geht es schon kurz danach in die Weinberge zur Wilhelmshöhe. Der schattige Aussichtspunkt bietet einen atemberaubenden Blick auf den glitzernden Bodensee. Nehmt Platz auf den Liegebänken und genießt die Ruhe und den Moment. Benannt ist die Wilhelmshöhe nach Prinz Wilhelm von Baden, der für die Errichtung de hier stehenden »Gipfelkreuzes« 50 Gulden spendete. Nur einen Katzensprung von der Wilhelmshöhe entfernt steht ein Starenturm, der extra für die Beobachtung von Starenschwärmen errichtet wurde. Im Herbst sind hier die Weingartenwächter aktiv und erzeugen viel Lärm, wenn ein »Starengeschwader« im Anflug ist. Damit sollen die gefräßigen Vögel vetrieben und von den kostbaren Trauben ferngehalten werden. Vom Starenturm aus führt euch der Weg nun wieder bergab durch die malerischen Weinberge und entlang des Ufers des Bodensees zurück zum Ausgangspunkt. FotoalbumWir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Reise an das Nordufer des Bodensees inspirieren konnten. Noch mehr Fotos vom Bodensee findet Ihr im Fotoalbum unter: Sechs Lieblingsorte am Nordufer des Bodensees [...]
Dieser Beitrag entführt Euch in die Usedomer Schweiz. Entdeckt gemeinsam mit dem Maler Lyonel Feininger idyllische Dörfer mit kleinen feinen Sehenswürdigkeiten. Wie der Name Usedomer Schweiz entstand Einst trafen sich findige Touristiker und diskutierten, wie sie Usedoms Hinterland besser vermarkten könnten. Denn »Achterland«, wie die Region hinter den drei Kaiserbädern Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck heißt, klingt zwar recht nett, aber nicht besonders sexy. Nach endlosen Brainstormings fiel endlich der Groschen! Nennen wir doch die hügelige Gegend mit Wäldern, Wiesen und sieben Seen einfach »Usedomer Schweiz«. Der Einwand, dass es keinen 4.000er hier zu besteigen gibt, wurde rasch verworfen, denn immerhin kann man mit dem Kückelsberg aufwarten, der sage und schreibe 56 Meter misst. Eine nette Geschichte, aber ich gebe zu, diese ist frei erfunden! Die Radtouren des Malers Lyonel Feininger Wenn in den Kaiserbädern zu viel Trubel herrscht, dann bietet sich eine Tour in das ruhigere Inselinnere von Usedom an. Die Ruhe und Schönheit dieser Gegend schätzte auch der deutsch-amerikanischen Maler Lyonel Feininger, der viele seiner Urlaube auf Usedom verbrachte. Zu seinen Lieblingsmotiven zählte die St-Petri-Kirche in der kleinen Gemeinde Benz, deren Geschichte bis in die erste Hälfte des 15. Jhdt zurückreicht. Geboren 1871 als Sohn deutscher Eltern in New York, kam Feininger mit 16 Jahren zurück nach Deutschland und besuchte die »Königlichen Akademie der Künste« in Berlin. Zuerst als freier Illustrator für verschiedene Zeitschriften tätig, widmete sich Feininger am Beginn des 20. Jhdt immer mehr der Malerei. Benz, das Zentrum der Usedomer Schweiz Im Jahr 1908 besucht Lyonel Feininger erstmals die Insel Usedom. Von Heringsdorf aus unternahm Feininger unzählige Radausflüge in die Usedomer Schweiz, wo er Landschaften und Gebäude skizzierte. Mit seinem für die damaligen Verhältnisse hypermodernen Fahrrad mit Luftreifen erregte er bei den Einheimischen überall Aufsehen. In Benz verewigte er nicht nur die St-Petri-Kirche auf Papier, sondern auch die Holländermühle auf dem Berg oberhalb des Ortes, die im Jahre 1830 erbaut wurde. Von diesem wahrlich schönen Plätzchen habt ihr einen schönen Ausblick auf die Landschaft und den Schmollensee. Ein Jahr nach seinem ersten Aufenthalt auf Usedom wird er Mitglied der Berliner Secession, die sich dem Impressionismus verschrieben hatte. Im Jahr 1919 gründet Feininger gemeinsam mit Walter Gropius das Bauhaus in Weimar und gehört mit seinen Arbeiten schon bald zu den bedeutendsten Künstlern der Klassischen Moderne. 1937 muss Feininger in die USA zurückkehren, da seine Bilder im Nazi-Deutschland als »entartete Kunst« gelten. Der Maler stirbt 1956 in New York. Lyonel Feininger in Neppermin Auf der Suche nach geeigneten Motiven führten Feininger seine Radtouren auch in die kleine Ortschaft Neppermin, die erstmals im Jahr 1254 urkundlich erwähnt wurde. Der Ortsname geht auf die erste Besiedelung der Insel durch Slawen zurück und bedeutet so viel wie »der Ort an einem stehenden Gewässer«, was sich auf die Lage am Achterwasser bezieht. Feininger gab den Ort die liebevollen Spitznamen »Nevermind« und »Peppermint«. Die Bockwindmühle von Pudagla Am Weg zwischen Pudagla und Neppermin fertigte Feininger Skizzen von der Bockwindmühle in Pudagla an. Sie gilt als letzte noch im Originalzustand erhaltene Bockwindmühle auf Usedom. Das Merkmal einer Bockwindmühle ist, dass das gesamte Mühlenhaus auf einem senkrechten dicken Pfahl – dem »Bock« – steht. Die Geschichte der Mühle geht bis in das Jahr 1779 zurück und sie war bis 1937 in Betrieb. Nach umfassenden Restaurierungsarbeiten ist heute ein kleines Museum in der Mühle eingerichtet. Mellethin – Der Mittelpunkt von Usedom So manche Radtour führte Feininger auch in das Gutsdorf Mellethin mit einer hübschen mittelalterlichen Backsteinkirche aus dem 14. Jahrhundert. Das Wort »Mellenthin« kommt aus dem slawischen und bedeutet »Mittelpunkt«. Und wie der Zufall will, steht genau dort, wo sich der Mittelpunkt der Insel Usedom befinden soll, das Wasserschloss Mellenthin. Das Renaissance-Schloss Mellethin ist das einzige Wasserschloss auf Usedom. Errichtet um 1575 wurde das Schloss zu DDR-Zeiten für Wohnzwecke, als Kindergarten und als Gaststätte genutzt. Nach der Wende wurde das Wasserschloss im Jahr 2001 aufwendig renoviert und zu einem beliebten gastronomischen Ausflugziel umgebaut. Unserer Meinung nach kann, aber man muss es nicht zwingend besuchen, denn das Schloss ist ein magischer Anziehungspunkt für alle Reisebusse und – jetzt wird es böse – »Rollatoren-Touren« . Die »Lyonel-Feininger-Tour« Alle diese Motive könnt ihr im Rahmen der »Lyonel Feininger Radtour« besuchen. Plaketten im Boden markieren alle seinen Wirkungsstätten. Natürlich ist diese Tour auch mit dem Auto möglich. Weitere Infos findet ihr auf der Seite usedom.de NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?Wir hoffen, dass wir Euch zu einer Rundreise in die Usedomer Schweiz inspirieren konnten. Noch mehr Fotos von der Insel Usedom findet Ihr im Fotoalbum unter: USEDOMER SCHWEIZ – AUF DEN SPUREN DES MALERS LYONEL FEININGER [...]
Durch die Leopoldstadt Die »Mazzesinsel«, wie die Leopoldstadt einst scherzhaft wegen des hohen jüdischen Bevölkerungsanteils genannt wurde, bietet mit dem Karmeliterviertel und dem Augarten wahre Kleinode. Das Tor zur Leopoldstadt Das Tor zur Leopoldstadt Wir starten unsern Spaziergang bei der Schwedenbrücke. Wie die Wachtürme einer alten Ritterburg, die den Weg in die Leopoldstadt bewachen, wirken die zwei schiefen Hochhaustürme am Beginn der Taborstraße. Den linken Turm, ein Geniestreich von Hans Hollein, wurde im Jahr 2000 sogar mit dem »Bauherrnpreis« ausgezeichnet. Nouvel-Tower Der rechte Turm, der Nouvel-Tower, besser bekannt als Sofitel, wurde nach den visionären Plänen des französischen Architekten Jean Nouvel errichtet. Kleine Randnotiz, beide Architekten erhielten für ihre Werke den begehrten Pritzker-Preis, einer weltweit renommierten Auszeichnung für Architektur. Börse für landwirtschaftliche Produkte Börse für landwirtschaftliche Produkte in der Leopoldstadt Wir folgen der Taborstraße und flanieren an der »Börse für landwirtschaftliche Produkte« vorbei, einem Prachtbau im Stil der französischen Renaissance. Dieses Schmuckstück wurde gegen Ende des 19. Jhdt errichtet und war bis zum Ersten Weltkrieg die wichtigste Börse für agrarische Produkte in der österreichisch-ungarischen Monarchie. Danach verfiel das Gebäude in einen ausgedehnten Dornröschenschlaf und wurde erst in den 1980er-Jahren wieder wachgeküsst. Das Odeon Theater zog ein und hauchte dem prunkvollen Börsesaal neues Leben ein. Fassadenschmuck an der Börse für landwirtschaftliche Produkte Die Taborstraße zählt zu den ältesten Straßen Wiens. Über Jahrhunderte hinweg war sie der wichtigste Handelsweg in den Nordosten des Habsburger-Reiches. Sie stellte die einzige Verbindung über den damals unregulierten Donaustrom dar, die die Innere Stadt mit der Leopoldstadt verband. Und da auf Handelsstraßen bekanntlich Reisende, Beamte oder Kaufleute unterwegs waren, die alle ein Dach über dem Kopf und etwas Anständiges im Magen suchten, haben sich in der Taborstraße zahlreiche Beherbergungsbetriebe angesiedelt. Hotel Stefanie – Ältestes Hotel in Wien Hotel Stefanie – Ältestes Hotel in Wien Eine dieser Herbergen, die noch heute existiert, ist das Hotel Stefanie. Die »Weiße Rose«, wie es damals hieß, gilt als das älteste, kontinuierlich geführte Hotel Wiens, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1600 zurückreichen. Seinen heutigen Namen erhielt es anlässlich der Hochzeit von Kronprinz Rudolf mit Prinzessin Stephanie. Ältestes Hospital in Wien In unmittelbarer Nachbarschaft des Hotels Stefanie liegt das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, stolzer Träger des Titels »ältestes Hospital Wiens«. Die Geschichte der »Barmherzigen Brüder« geht zurück auf das Jahr 1539, als der portugiesische Söldner João Cidade dem blutigen Soldatenleben überdrüssig wurde und beschloss, der Menschheit etwas Gutes zu tun. Statt Schwert und Rüstung wählte er Kutte und Barmherzigkeit. Barmherzigenkirche Um abtrünnige Gläubige nach der Reformation zurück in den Schoß der katholischen Kirche zu locken, initiierte Kaiser Mathias nach 1600 eine regelrechte Kirchen- und Klosteroffensive. 1614 berief er die Barmherzigen Brüder in die Leopoldstadt, wo sie im Karmeliterviertel ein Kloster und Spital errichteten. Nachdem zu jedem Klosterkomplex eine Kirche gehört, werfen wir noch einen kurzen Blick in das Innere des Gotteshauses, falls es nicht versperrt ist. Dort sticht besonders das Ölgemälde “ »Taufe Christi« am Hochaltar hervor, ein Werk von Daniel Gran, einem wahren Kapazunder der barocken Malkunst. Kunstinteressierte kennen ihn auch als Schöpfer des Kuppelfreskos der Nationalbibliothek. Im Karmeliterviertel Im Werd – Karmeliterviertel, Leopoldstadt Wir befinden uns nun im Herzen des ältesten Viertels der Leopoldstadt, dem Karmeliterviertel, welches sich links von der Taborstraße erstreckt. Bis zum Holocaust war es das Zentrum des jüdischen Lebens in Wien, was dem Viertel mit seinen engen Gassen den Spitznamen »Mazzesinsel« einbrachte. Dieser geht auf das ungesäuertes Brot »Mazzes« in der jüdischen Tradition zurück. Karmeliterplatz Trotz der fast gänzlichen Auslöschung der jüdischen Gemeinde während der NS-Zeit haben sich Nachkommen emigrierter Juden oder Zuwanderer aus den ehemaligen Ostblockstaaten erneut in der Leopoldstadt niedergelassen. So kann man auch heute wieder streng orthodoxe Juden mit Schläfenlocken in ihren charakteristischen schwarzen Gewändern und traditionellen Hüten sehen, die das Stadtbild Wiens zur Jahrhundertwende prägten. Karmeliterkirche Karmeliterkirche in der Leopoldstadt Wir stehen nun vor der Karmeliterkirche, die bei ihrer Einweihung eine Mischung aus Staunen und Verwirrung auslöste. Offenbar hatten die Architekten beschlossen, einen Hauch italienischen Flairs hinzuzufügen –anstatt eines majestätischen Turms entschieden sie sich für eine turmlose, dreigeschossige Fassade. Im Karmeliterviertel – Heilige auf der Fassade der Karmeliterkirche Im Jahr 1623 hatte Kaiser Ferdinand II die Spendierhosen an und schenkte dem Karmeliter-Orden ein riesiges Grundstück in der Leopoldstadt. In einem Akt architektonischer Kraftanstrengung errichteten die Karmeliter innerhalb eines Jahres ein kleines Kirchlein. 1639 erfolgte die Einweihung des heutigen frühbarocken Kirchenbaus. Werft noch einen Blick ins Innere der Kirche, speziell auf das Hochaltarbild, welches der berühmte Malers Kremser Schmid schuf. Haus „Zum Goldenen Hirschen“ Familie Strauß im Haus „zum Goldenen Hirschen“ Dreht euch nun um gute 180 Grad und lasst euren Blick auf das Dach des vis-à-vis Hauses wandern, wo ihr eine bronzene Hirschstatue seht. Hier stand einst das Haus »Zum Goldenen Hirschen«, wo für ein halbes Jahrhundert echte Walzerseligkeit herrschte. Johann Strauß Vater zog 1834 im Hirschenhaus ein, Eduard Strauß erblickte an diesem Ort das Licht der Welt und seine Brüder Johann Junior und Josef verbrachten hier ihre Jugend. Das Epizentrum des 3/4-Takts war für Josef Strauss auch seine letzte Wohnadresse, als er 1870 die Bühne des Lebens verließ. Ludwig Hirsch Platz Ludwig Hirsch Platz Wir folgen der Karmelitergasse und erreichen nach ein paar Minuten einen kleinen Platz, der einem legendären Liedermacher gewidmet ist, Ludwig Hirsch. Seine düsteren Lieder, wie »Die Omama», »Komm schwarzer Vogel« oder » I lieg am Ruckn« lassen euch in die morbide Melancholie Wiens der 70er und 80er Jahre eintauchen, als die Stadt zwar »grau«, aber noch frei von Missionaren der »woken cancel culture« und Sprach-Talibans war, die mit ihrem aggressiven Missionierungs-Trieb der Menschheit mit stets neuen »Wortwichserein« auf den Sack gehen. Oder selbsternannte Tugendwächter, die Kinder mit erhobenen Zeigefinger belehren, welches Faschingskostüm als angemessen gilt. Ludwig Hirsch Platz Wir schweifen ab. Eine Statue erinnert zwar nicht an den beliebten Künstler, dafür könnt ihr ein Ensemble aus nostalgischen Schriftzügen längst verschwundener Geschäfte an einer Feuerwand entdecken. Diese Relikte aus den 50er, 60er und 70er Jahren erinnern uns an Zeiten, als Geschäftsschilder noch ihren eigenen, unverwechselbaren Charakter hatten. Der Karmelitermarkt Karmelitermarkt Ein paar Schritte weiter erreicht ihr das Herz des Karmeliterviertels und der Leopoldstadt – den Karmelitermarkt. Dieser Markt ist nicht nur ein Markt, sondern das lebendige Geschichtsbuch des Viertels. Seine Wurzeln reichen bis ins Jahr 1671 zurück, als Kaiser Leopold I, der wegen seiner markanten Unterlippe den Spitznamen »Fotzenpoidl« trug, den Bewohnern der Leopoldstadt die Austragung eines Wochenmarktes erlaubte. Karmelitermarkt Besonders am Samstag erwacht der Karmelitermarkt zu buntgemischtem Leben, wenn Fleisch, Speck, Wurst, Brot, sowie saisonales Obst und Gemüse aus der nahen Umgebung feilgeboten werden. Vor dem düsteren Schicksalsjahr 1938 gehörten drei Viertel aller Marktstände jüdischen Kaufleuten. Einer davon war der legendäre Rudolf Sonnenschein, der als Erster Bananen nach Wien brachte und sich daher stolz »Bananenkönig« nennen durfte. Stolpersteine in der Leopoldstadt Auf unserem Spaziergang durch die Leopoldstadt werdet ihr auf zahlreiche Stolpersteine stoßen. Die überwiegend in Gehsteigen eingelassenen, aber auch an Hausfassaden angebrachten Gedenktafeln erinnern an die jüdischen Bewohner, die einst hier lebten. Diese kleinen Gedenksteine tragen die Namen, Lebensdaten und Schicksale der Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Wiener Kriminalmuseum Wiener Kriminalmuseum im Karmeliterviertel in der Leopoldstadt Machen wir einen kurzen Abstecher in die Große Sperlgasse 24. Hier, im ehemaligen Seifensiederhaus, einem der ältesten Gebäude der Leopoldstadt, befindet sich das »Wiener Kriminalmuseum«. Dieses historische Baujuwel steht an jener Stelle, wo sich einst das Gemeindehaus des jüdischen Ghettos befand, bevor Kaiser Leopold I die jüdische Bevölkerung aus der Leopoldstadt verbannte. Das Museum selbst lädt zu einer packenden Zeitreise durch 300 Jahre Wiener Kriminalgeschichte ein. Lichtstele Polnische Schul Lichtstele im Karmeliterviertel Wir schlendern nun die Leopoldgasse entlang, bis wir vor einer bemerkenswerten Lichtsäule stehen. Ihr leuchtender Davidstern erinnert an die vielen Synagogen und Bethäuser, die während des Novemberpogroms 1938 in Flammen aufgingen. Es war der Auftakt der systematischen Verfolgung und Vernichtung des jüdischen Volkes. Die Lichtsäule in der Leopoldgasse ist der »Polnischen Schul« gewidmet, einer einst prächtigen Synagoge im maurischen Stil, die vom aufgestachelten Mob zerstört wurde. Bürgerhaus Goldener Hase Bürgerhaus Goldener Hase in der Leopoldstadt Wir setzen unseren Spaziergang durch die Leopoldgasse fort, biegen in die Große Pfarrgasse ein, die uns schnurstracks zur Kirche St. Leopold führt. Doch bevor wir den spirituellen Ort besuchen, werfen wir noch einen flüchtigen Blick auf das schmucke Barockhaus in der Großen Pfarrgasse Nr. 19. Dieses prächtige Bürgerhaus wurde im Jahr 1732 errichtet, als man offensichtlich noch wusste, wie man Häuser mit Klasse baut. Besonders hervorstechend ist das barocke Haustor mit den alten Beschlägen, das sich im Originalzustand erhalten hat. Kirche St Leopold Kirche St Leopold und Bürgerhaus Goldener Hase Drehen wir das Rad der Zeit auf das Jahr 1670 zurück. Dort, wo heute die Kirche St Leopold steht, befand sich einst eine Synagoge. Auf Drängen seiner streng katholischen Gattin Margarita ließ Kaiser Leopold I die jüdische Bevölkerung aus dem »Unteren Werd«, wie das Viertel damals hieß, vertreiben. Der Anlass für die Vertreibung war so konstruiert wie eine Opernhandlung: Nachdem Margarita zwei Fehlgeburten erlitten hatte und ein Brand im neuerbauten Leopoldinischen Trakt der Hofburg ausgebrochen war, benötigte man dringend einen Sündenbock – und voilà, die Juden wurden auserkoren. Heiliger Leopold Kaum waren die letzten jüdischen Bewohner aus dem »Unteren Wird« vertrieben, wurde die Synagoge kurzerhand dem Erdboden gleichgemacht, und an ihrer Stelle die Kirche St. Leopold errichtet. Seit dieser Zeit wird der »Untere Werd« – nach dem Kaiser – Leopoldstadt genannt. Was die Gestaltung eines Altarbildes im Inneren der Kirche betrifft, sei besonders ein Künstler erwähnt, nämlich Johann Georg Schmidt. Dabei handelt es sich nicht um dem berühmten Kremser Schmidt, sondern um einen Namensvetter, der gerne auch als Wiener Schmidt bezeichnet wird. Palais Grassalkovics Palais Grassalkovics in der Leopoldstadt Auf geht’s zum nächsten Ziel unserer Tour durch die Leopoldstadt. Bevor wir jedoch durch den prächtigen Haupteingang des Augarten spazieren, werfen wir noch einen flüchtigen Blick auf das gegenüberliegende Palais Grassalkovics. Die Geschichte dieses klassizistischen Gebäudes liest sich wie ein Drehbuch einer Tragikomödie. Palais Grassalkovics Das Finanzgenie Anton Grassalkovics I, war Jurist, Wirtschaftsexperte und treuer Untertan von Kaiserin Maria Theresia, der maßgeblich zur Reduzierung der Staatsverschuldung der Habsburgermonarchie beitrug. Sohn Anton Grassalkovics II, nutzte das finanzielle Polster seines Vaters, um das heutige Palais zu errichten. Enkel Anton Grassalkovics III war dagegen ein Hallodri und verprasste das Familienvermögen. Um seine Schulden zu begleichen, musste er das Anwesen verkaufen. Danach wechselten die Eigentümer des Palais mehrfach. Dieser Tage dient es als Bürohaus. Der Augarten Eingangsportal in den Augarten Wir schreiten durch das triumphbogenartige Eingangsportal über dem die Worte prangen: »Allen Menschen gewidmeter Erlustigungs-Ort, von Ihrem Schätzer«. Und wer war dieser großzügige Schätzer? Kein Geringerer als Kaiser Joseph II, der im Jahr 1775 den Augarten der Allgemeinheit öffnete. Seitdem lädt die älteste barocke Gartenanlage Wiens mit ihren geometrischen, schattenspendenden Alleen dazu ein, die Seele baumeln zu lassen. Im Augarten Doch nicht jeder war von der großzügigen Geste des Kaisers angetan. Als sich ein hochnäsiger Adeliger über die Öffnung des Augartens für das gemeine Volk beim Kaiser beschwerte, konterte dieser nur trocken: »Wenn er unter seinesgleichen bleiben wollte, bliebe ihm nur mehr die Kaisergruft«. Im Augarten Im Augarten traf sich vorwiegend die » beau monde de Vienne« um zu sehen und gesehen zu werden. Die Sorgen des Adeligen waren übrigens unbegründet, denn der Pöbel fühlte sich zwischen den »reich und schön geputzten Weibern« mit ihren »rauschenden seidenen Frauenzimmerschleppen« unwohl und mied den Augarten, wie der Teufel das Weihwasser – so berichtete zumindest ein Zeitzeuge. Porzellanmanufaktur Augarten Im Gartensaal des Schlosses Augarten, dem heutigen Standort der berühmten Porzellanmanufaktur Augarten, fanden einst die berühmten Morgenkonzerte statt. Mozart, Beethoven und Franz Schubert gaben sich hier ein musikalisches Stelldichein. Die Konzerte begannen um 7 Uhr morgens, denn zu dieser Zeit waren die arbeitenden Massen bereits fleißig bei der Arbeit, und die adlige Gesellschaft konnte ungestört unter sich sein. Im Augarten Wenn ihr heute durch den Augarten schlendert, werden euch sicherlich die beiden monströsen Flaktürme ins Auge stechen. Mit ihrer bizarren Erscheinung sind sie mittlerweile zu einem Charakteristikum des Augartens geworden. Vom Gaußplatz bis zur U4 Station Roßauer Lände Gaußplatz Wir verlassen nun den Augarten und steuern zielsicher auf den Gaußplatz zu, einst der Schrecken aller Fahrschüler, kamen doch fünf Straßen und eine querende Straßenbahn auf einer Kreuzung zusammen. Wenn ihr noch Lust und Laune habt, könnt ihr noch einen raschen Blick in die Muttergotteskirche im Augarten werfen, einem kleinen Kirchenbau aus dem Jahre 1948. Muttergotteskirche im Augarten Wir folgen nun der Oberen Augartenstraße, queren den Donaukanal über den Siemens-Nixdorf Steg und erreichen nach ein paar Schritten die U4 Station Roßauer Lände. Damit endet unser Spaziergang durch die Leopoldstadt. Wir hoffen, ihr habt genauso viel Spaß beim Nachgehen dieser Tour wie wir. Die Route durch die Leopoldstadt im Überblick Schwedenplatz (U1/U4) > Schwedenbrücke > Taborstraße > Karmeliterplatz > Karmelitergasse > Ludwig-Hirsch-Platz > Große Sperlgasse > Haidgasse > Karmelitermarkt, Karmeliterviertel > Leopoldgasse > Große Pfarrgasse > Alexander-Poch-Platz > Kleine Pfarrgasse > Leopoldgasse > Malzgasse > Obere Augartenstraße > Augarten > Wasnergasse > Obere Donaustraße > Siemens-Nixdorf Steg > Roßauer Lände (U4). knapp 5.000 Schritte, ca 4 Kilometer Streckenkarte [...]
Weimar, Wartburg oder Schmalkalden – Wollt Ihr wissen, welche Orte und Sehenswürdigkeiten in Thüringen sehenswert sind? Oder wo sich der Mittelpunkt Deutschlands befindet? Wir haben für Euch unsere persönlichen Highlights von Thüringen in diesem Beitrag zusammengefasst. In diesem Beitrag führen wir Euch zu folgenden Orten und Sehenswürdigkeiten in Thüringen: Wartburg – Wo Martin Luther die Bibel übersetzteErfurt – Die Krämerbrücke, das Wahrzeichen der Hauptstadt von ThüringenSchmalkalden – Stadt der FachwerkhäuserWeimar – Die Stadt der deutschen Klassiker: Goethe, Schiller & CoMühlhausen – Ein Spaziergang auf der StadtmauerGotha – Schloss Friedenstein und das älteste Barocktheater der Welt No 1 Wartburg – Der Mittelpunkt Deutschlands Findige Touristiker errechneten, dass die Wartburg, genau in der Mitte Deutschlands liegt. Welch ein Zufall, ist doch keine andere Burg so mit der Geschichte Deutschlands verbunden, wie die Wartburg. Von Eisenach führen alle Wege zur mächtigen Burganlage. Wir entscheiden uns für eine dreißig minütige Wanderung durch den Wald. Oben angekommen, herrscht reges Treiben. Sämtliche Touristen Thüringens scheinen heute die Wartburg besuchen zu wollen. Vor der Burg liegt eine Burgschanze. Von dieser erscheint die Wartburg wie eine mächtige Filmkulisse. Um die schönsten Räumlichkeiten der Wartburg sehen zu können, muss man an einer Burgführung teilnehmen. Abhängig vom Tour-Guide erfahrt ihr zahlreiche Anekdoten über Ereignisse und Personen auf der Wartburg. So residierte die hl Elisabeth, die Mutter Theresa des Mittelalters, in der Wartburg. Sie widmete ihr Leben der Kranken- und Armenpflege. In der Elisabeth-Kemenate wird das Leben der Heiligen in farbenfrohen Glasmosaiken nacherzählt. Im Sängersaal der Wartburg fand im Jahr 1206 der „Eurovision Song Contest“ der Minnesänger statt. Diesem Sängerkrieg auf der Wartburg setzte Richard Wagner mit der Oper Tannhäuser ein musikalisches Denkmal. Vielleicht entdeckt ihr auch den berühmtesten Tintenfleck der Geschichte. Er stammt von Martin Luther, der dem Teufel wutentbrannt ein Tintenfass nachwarf. Der Leibhaftige höchstpersönlich versuchte Luther von der Übersetzung der Bibel abzuhalten. Dem Reformator, der sich auf der Wartburg vor Kaiser und Kirche versteckte, gelang es trotzdem das Neue Testament in nur elf Wochen zu übersetzen. Kleiner Sidestep: Luther verdanken wir viele Ausdrücke, die wir heute noch benutzen. Dazu zählen Lückenbüßer, Lästermaul und Rotzlöffel. Aber auch die Redewendungen, wie „Perlen vor die Säue werfen“, „ein Buch mit sieben Siegeln“ oder „ein Herz und eine Seele“. Weitere Anekdoten wollen wir Euch an dieser Stelle nicht mehr verraten. Eines ist aber Gewiss, ein Ausflug zur dieser Top Sehenswürdigkeit in Thüringen zahlt sich auf alle Fälle aus. No 2 Erfurt – Die Krämerbrücke Die Krämerbrücke ist das bekannteste Wahrzeichen der Stadt Erfurt. Manche Touristen spazieren über die schmale Brücke, ohne zu wissen, dass unter ihnen die Gera durch fünf Gewölbebögen fließt. Kein Wunder, die Krämerbrücke ist die längste durchgehend mit schmucken Fachwerkhäusern bebaute Brücke Europas. Sagt zumindest Wikipedia. Wir glauben es. Das ursprünglich aus Holz errichtete Wahrzeichen der Stadt Erfurt wird erstmals 1117 in historischen Dokumenten erwähnt. Schon damals stellten Händler links und rechts der Krämerbrücke ihre „Standeln“ auf. Da die Holzbrücke in schöner Regelmäßigkeit abbrannte, beschlossen die Ratsherren von Erfurt die Holzbrücke durch eine Steinbrücke zu ersetzen. 1325 feierten die Erfurter die Eröffnung der 120 Meter langen Steinbrücke, bereits 20 Jahre vor der Fertigstellung des berühmten Ponte Veccio in Florenz. Und auch die Krämer kamen wieder. Das ist nicht weiter verwunderlich, da jeder Reisende und Besucher, der trockenen Fußes in die Stadt wollte, durch dieses enge Nadelöhr hindurch musste. Einen besseren Platz für einen Krämerladen gab es also nicht. Nach und nach wurde die Krämerbrücke mit schmalen Fachwerkhäuschen bebaut. In den oberen Stockwerken wohnten die Hausherren und „zu ebener Erde“ verkauften Händler ihren „Kram“. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Anstelle von Tuch, Leinen und Schuhe bieten die Läden heute Spezialitäten aus Thüringen, Schokolade, Altwaren oder Produkte für Linkshänder an. Uns gefällt die Krämerbrücke und deshalb erklären wir diese zur Top Sehenswürdigkeit von Thüringen. No 3 Schmalkalden – Stadt der Fachwerkhäuser Schmalkalden ist Romantik pur. Fachwerkhäuser aus dem Spätmittelalter prägen noch heute das Zentrum von Schmalkalden. Kleine verträumte Gassen erzählen von großer Geschichte. Von Martin Luther, der in der spätgotischen Stadtpfarrkirche predigte und im Lutherhaus seine berühmten Schmalkaldischen Artikel veröffentlichte. Diese wurden als Glaubensbekenntnis der lutherischen Kirche weltweit bekannt. Oder von protestantischen Fürsten, Grafen und Vertretern zahlreicher Hansestädte. Sie trafen sich im Rathaus um den Schmalkaldischer Bund zu schließen. Das Bündnis diente zur Verteidigung des protestantischen Glaubens gegen die katholischen Habsburger. Über der Stadt wacht Schloss Wilhelmsburg. Es gilt als Juwel der Renaissance-Baukunst. Sehenswert sind die Schlosskirche und der große Festsaal. HINWEIS:Nehmt unbedingt an einer Stadtführung teil um mehr über Schmalkalden zu erfahren. Sportliche Besucher besteigen den Kirchturm. Eine abenteuerliche Wendeltreppe mit rund 140 Stufen führt hinauf zur Türmerstube. Nichts für schwache Nerven. Die Treppe ist so eng und schmal, dass ihr Euch mit einer Klingel ankündigen müsst. Gegenverkehr wäre fatal, es gibt keine Ausweichstelle. Zur Belohnung erwartet Euch ein phantastischer Rundblick auf Schmalkalden und die Umgebung. Zur Recht zählt Schmalkalden zu einer der Top Sehenswürdigkeiten in Thüringen. No 4 Weimar – Die Stadt der deutschen Klassiker Was wäre Weimar ohne Goethe, Schiller oder Anna Amalia? Unter der Regentschaft von Herzogin Anna Amalia und ihres Sohnes Carl August entwickelte sich Weimar zum kulturellen Zentrum Deutschlands. Die Liste der Sehenswürdigkeiten von Weimar ist lang – die Anna Amalia Bibliothek, das Wohnhaus von Goethe am Frauenplan, das Schiller Wohnhaus am Schillerplatz und das gemeinsame Denkmal der beiden Dichterfürsten am Theaterplatz. Die Highlights von Weimar in vier Absätzen abzuhandeln ist unmöglich. Daher findet ihr einen ausführlichen Beitrag über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten – garniert mit zahlreichen Anekdoten – hier: WEIMAR UND SEINE SEHENSWÜRDIGKEITEN AN EINEM TAG ZUR FUSS ENTDECKEN No 5 Historische Wehranlage in Mühlhausen Mühlhausen, Stadt der Türme und Kirchen. Im Mittelalter war Mühlhausen nach Erfurt die zweitgrößte Stadt Thüringens. Davon zeugt heute noch die fast vollständig erhalten gebliebene Stadtmauer. Eine echte Rarität! Ein Spaziergang auf der Befestigungsanlage gehört zum Pflichtprogramm eines jeden Stadtrundgangs. Der Einstieg befindet sich nahe des Rabenturms, von dessen Aussichtsplattform ihr einen herrlichen Blick auf Mühlhausen genießt. Der mächtige Turm der Marienkirche dominiert das Stadtbild Mühlhausens. Mit rund 87 m ist er der höchste Thüringens. Die Marienkirche war Wirkungsstätte von Thomas Müntzer. Der Sozialrevoluzzer kämpfte um 1520 für die Befreiung der Bauern, sowie die Abschaffung der Privilegien des Adels und der Kirche. Rechts von der Marienkirche seht ihr die Türme der gotischen Divi-Blasii-Kirche. Hier erfreute Johann Sebastian Bach die Kirchengeher mit seinem Orgelspiel. Die gotischen Bogenfenster dienten dem in Mühlhausen geborenen und nach New York ausgewanderten Architekten Johann August Röbling als Vorbild für die Planung der Brückentürme der Brooklyn Bridge. Wir verlassen den Rabenturm und spazieren ein Stück auf der Stadtmauer entlang. Die kleinen Wehrtürme der Befestigungsanlage werden heute als Ausstellungsfläche genutzt. Unser persönlicher Favorit, der Turm im Biedermeierstil. Anschließend locken noch die verwinkelten Gassen Mühlhausens zum Bummeln ein. Versäumt nicht einen Blick auf das gut versteckte gotische Rathaus zu werfen. Auch diese Top Sehenswürdigkeit dürft Ihr nicht versäumen. No 6 Schloss Friedenstein in Gotha Blaublut-Experten verbinden mit Gotha ein Nachschlagewerk über Adelsfamilien. Doch wer im Gotha stehen will, muss einen lückenlosen Stammbaum nachweisen. So wie die Mitglieder des Hauses  Sachsen-Coburg-Gotha, die Besitzer von Schloss Friedenstein in Gotha. Und damit sind wir schon beim Thema. Das frühbarocke Schloss Friedenstein zählt zu den größten Schlossbauten Deutschlands. Friedenstein bietet alles was man von einem Schloss erwartet. Repräsentationsräume, eine Schlosskirche und unzählige Ölgemälde von Vorfahren, die stumm und streng von den Wänden blicken.  So wie in hunderten anderen Schlössern. Doch Schloss Friedenstein bietet mehr. Hier befindet sich das älteste Barocktheater Deutschlands.  Einrichtung und die hölzerne Bühnenmaschinerie aus dem 17. Jhdt sind fast vollständig im Original erhalten geblieben. Ein absolutes Highlight auf der Besichtigungstour. Anschließend empfehlen wir noch einen kurzen Spaziergang durch die historische Altstadt von Gotha. Besonders sehenswert ist der Marktplatz mit dem repräsentativen Alten Rathaus. NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Rundreise in Thüringen inspirieren konnten. Noch mehr Fotos aus Thüringen findet Ihr im Fotoalbum unter: SECHS ORTE, DIE MAN IN THÜRINGEN GESEHEN HABEN MUSS [...]
Im Hinterland Istriens gibt es zahlreiche mittelalterliche Bergdörfer, die interessante Geschichten zu erzählen haben. Meist mit einer massiven Stadtmauer umgeben, wachen diese kleinen Ortschaften auf steilen Felsen über Täler oder Meerengen. In der Regel betritt man die Bergdörfer durch ein schmales Stadttor, welches oft mit dem Habsburgerwappen oder dem venezianischen Löwen verziert ist. Kein Wunder stand doch Istrien jahrhundertelang unter dem Einfluss der Serenissima oder des Kaiserhofes zu Wien. Wir haben auf unserer Reise durch Istrien einige dieser alten Bergdörfer besucht. Zwei davon möchten wir Euch in diesem Beitrag vorstellen. Labin Eine besonders interessante Geschichte hat uns die Altstadt von Labin zu erzählen, die auf einem rund 320 m hohen Hügel liegt. Rund um Labin wurde jahrhundertelang Steinkohle unter Tage abgebaut. Als Istrien nach dem Ersten Weltkrieg an Italien angeschlossen wurde, begannen sich die Bergarbeiter gegen die schlechten Arbeitsbedingungen und die Ausbeutung durch die italienischen Minenbesitzer zu wehren. Die rigorose Zwangsitalianisierung, wie das Verbot der kroatischen Sprache, war der Tropfen, der das Fass im März 1921 zum Überlaufen brachte. Die Bergarbeiter probten den Aufstand, die Bauern und Einwohner von Labin schlossen sich an. Man besetzte die Minen und die Stadt und es wurde die Republik Labin ausgerufen. Der Traum eines eigenen Staates währte 36 Tage lang, dann wurde der Aufstand vom italienischen Militär blutig niedergeschlagen. Von diesen dramatischen Ereignissen bemerken wir bei unserem Spaziergang durch die reizvolle Altstadt natürlich nichts mehr. Beim Stadttor folgen wir einer Treppengasse, die uns an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbeiführt. Hier trifft Renaissance auf Gotik und Romanik auf Barock. Die Venezianer haben in Labin zahlreiche Spuren hinterlassen. So findet man den Markuslöwen nicht nur am Stadttor, sondern auch auf der Fassade der Pfarrkirche Mariä Geburt. Besonders beeindruckend ist der Palazzo Battiala-Lazzarini. Dieser wunderbare Palazzo aus dem 18. Jhdt beherbergt heute ein interessantes Museum über die Geschichte der Stadt. Sehenswert ist im Kellergeschoss ein begehbarer Kohlebergwerksstollen, wo man den anstrengenden Arbeitsalltag der Kumpels hautnah miterleben kann. Groźnjan Das zweite istrische Hügeldorf, welches wir Euch vorstellen wollen, ist das Künstlerdorf Groźnjan. Das Städtchen liegt auf einem 228 m hohen Hügel und bietet einen wunderschönen Ausblick ins Mirna-Tal auf Weinberge und Olivenhaine. Groźnjan soll nie von einer feindlichen Armee angegriffen worden sein. Vermutlich wollte sich kein Heerführer den mühsamen Aufstieg zum Dorf je antun. Touristen sind da anders gestrickt. Ein wahrer Ansturm ist heute in Groźnjan eingefallen, trotz des Regenwetters. Enge, verwinkelte Gassen mit Kopfsteinpflaster führen vorbei an alten massiven Steinhäusern. Pflanzentröge mit Oleanderbäumen bringen Farbe ins Grau der Hausfassaden. Von einer unentdeckten Perle, wie wir in verschiedenen Reiseführern gelesen haben, kann keine Rede sein. Dazu bevölkern einfach zu viele Touristen die Stadt. Groźnjan ist bekannt für seine zahlreichen Kunstgalerien, sowie den kleinen Läden, die heimischen Käse, Olivenöl, Wein und verschiedenste Trüffelprodukte feilbieten. Am Weg zur Stadtloggia, die einst als öffentlicher Gerichtssaal diente, und dem Palazzo Spinotti-Morteani, entdecken wir einen der zahlreichen Künstler des Dorfes. Nicht umsonst trägt Groźnjan den Beinamen Künstlerdorf. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde das bisher italienische Istrien, Jugoslawien zugesprochen. Der Exodus der italienischsprachigen Bewohner von Grožnjan führte dazu, dass der Ort in den 1950er Jahren zu einem Geisterdorf wurde. In den roaring sixties wurde Grožnjan jedoch durch den Bildhauer Aleksandar Rukavina wiederentdeckt. Mit befreundeten Künstlern begann er die Häuser zu renovieren und Ateliers einzurichten. Noch heute leben und arbeiten zahlreiche Künstler in Groźnjan. Unseren Stadtbummel beenden wir im Cafe Vero mit seiner Terrasse, wo man einen wunderschönen Panoramablick ins Tal hat. Bei einem Cappuccino und einem Espresso lassen wir nochmals die heutigen Eindrücke Revue passieren. Dabei fällt uns auch unser letzjähriger Trip nach Hum, der kleinsten Stadt der Welt, wieder ein. NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Rundreise nach Kroatien inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu den Bergdörfern findet Ihr im Fotoalbum unter: BERGDÖRFER IN ISTRIEN [...]
Willkommen zu einer atemberaubenden Reise durch die bayerische Fjordlandschaft des Königssees. Ein wahrer Schatz des Berchtesgadener Landes erwartet euch, und es ist offensichtlich, dass der See ein beliebtes Touristen-Ziel ist. Das erkennt man schon am riesigen Parkplatz am Rande des Ortszentrums. Von dort aus führt euch ein kurzer Spaziergang vorbei an Gasthäusern, Cafés, Sportgeschäften und Souvenir-Shops direkt zur Bootsanlegestelle. Malerischer Königsee Der Königssee zählt sicherlich zu den malerischsten aller Alpenseen. Eingebetter in einer gewaltigen Bergkulisse erinnert der See an einen skandinavischen Fjord. Was den Königssee besonders macht, ist die Tatsache, dass ihr ihn nur mit dem Schiff erkunden könnt. Keine Straßen, keine Wanderwege, und schon gar keine Radwege säumen sein Ufer. Lautlos verlässt das Elektroboot der Königssee-Schifffahrt den Hafen und gleitet durch das klare, smaragdgrüne Wasser, welches stellenweise bis zu 190 Meter tief ist. Bereits seit 1909 werden die Ausflugsschiffe mit Elektromotoren angetrieben. Die Geschichte der Personenschifffahrt auf dem Königssee reicht aber bis ins 18. Jhdt zurück. Mit Ruderbooten wurden einst Einheimische, Reisende, Maler und Waren zu den verschiedenen Stellen des Sees befördert. Während die beeindruckende Landschaft gemächlich an uns vorbeizieht, erzählt das Bootspersonal Anekdoten über den See, garniert mit launigen Witzen, die bei zartbesaiteten »Woke Pflänzchen« sicher Schnappatmung auslöst. Tja Freunde, so ist einmal das wahre Leben außerhalb eurer spießigen »Political Correctness Blase« . Was die Stimmung an Bord des Ausflugsschiffes noch weiter zum Brodeln gebracht hätte, wäre der wilde Tanz der Königin vom Königssee gewesen. Dieser wurde einst von der Band Kiz in einem Klassiker der »Neuen Deutschen Welle« in den 1980er Jahren besungen. Doch dieses Schauspiel blieb uns leider verwehrt. Echo vom Königsee Etwa auf halber Strecke zwischen dem Hafen und unserem Ziel, der Wallfahrtskirche St. Bartholomä, heißt es Bühne frei für das berühmte Echo vom Königssee. Mit einer Trompete demonstriert das Bootspersonal das Echo an der Echowand, welches einfach oder auch doppelt zu hören ist. Früher wurden auch gerne Böller zu Demonstrationszwecken abgeschossen, doch aus Sicherheitsgründen ist das Mitführen von Schwarzpulver heute untersagt. Wallfahrtskirche St. Bartholomä Rund 30 Minuten dauert die Fahrt bis zur Wallfahrtskirche St. Bartholomä. Das barocke Kirchlein mit seinen auffälligen weinroten Zwiebeltürmen und der imposanten Watzmann-Ostwand im Hintergrund, zählt wohl zu den meistfotografierten Motiven im Berchtesgadener Land. Der hl. Bartholomäus, dem die Kirche geweiht ist, gilt als Schutzpatron der Senner und Almbauern. Jedes Jahr am Samstag nach dem 24. August (Bartholomäustag), ist das Kirchlein Ziel der traditionellen Almer Wallfahrt, deren Anfänge auf die Zeit um 1635 zurückgeht. Damals pilgerten erstmals Salzburger Bürger zum Dank für die überstandene Pest über das Hochgebirge nach St. Bartholomä am Königssee. Watzmann, Watzmann, Schicksalsberg! Wer kennt es nicht, das berühmte Rustikal »Der Watzmann ruft« von Wolfgang Ambros, Manfred Tauchen und Joesi Prokopetz. Groß, mächtig und Schicksalsträchtig erhebt sich die 1.800 m steilabfallende Ostwand des Watzmanns über dem Königsee. Seit der Erstdurchsteigung im Jahr 1881 hat sie schon mehr als 100 Todesopfer gefordert. Das Wahrzeichen des Berchtesgadener Landes besteht aus mehreren Gipfeln, dessen höchste Erhebung die Watzmann-Mittelspitze mit 2.713 m ist. Um den Watzmann und seine Nebengipfel, die Watzmannfrau und die Watzmannkinder, ranken sich zahlreiche Sagen und Mythen. Der Sage nach wurde das Land einst vom grausamen König Wazemann beherrscht, der mit seiner Familie unter den Einheimischen Furcht und Schrecken verbreitete. Doch irgendwann wurde es auch dem lieben Gott zu viel und er verwandelte die gesamte Familie zur Strafe zu Stein. Ab St. Bartholomä setzen die Ausflugsschiffe ihre Reise über den Königssee fort und bringen euch noch weiter, bis nach Salet, ganz am südlichen Ende des Königssees. Von Salet aus könnt ihr in nur etwa 15 Minuten zum Obersee wandern, einem weiteren bezaubernden Fotomotiv, das bei Königsseetouristen hoch im Kurs steht. Fazit: Trotz vieler Touristen dürft ihr eine Bootsfahrt auf den Königssee auf keinen Fall versäumen. Die beeindruckende Bergkulisse, die sich auch im smaragdgrünen Wasser des Sees spiegelt, raubt einem dem Atem vor Schönheit. Schlimm dürfte es aber hier in der Sommer- und Ferienzeit zugehen, wenn lange Menschenschlangen auf die Abfahrt der Ausflugsschiffe warten. WEITERE TIPPS FÜR EINEN KURZURLAUB IM BERCHTESGADENER LAND BERCHTESGADEN VON OBEN ENTDECKENHINTERSEE – INBEGRIFF EINES ROMANTISCHEN BERGSEESBAYERNS SCHÖNSTER WANDERWEG: DURCH DIE WIMBACHKLAMM ZUM WIMBACHSCHLOSSDUNKLE GESCHICHTE: OBERSALZBERG UND KEHLSTEINHAUS NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?Noch mehr Fotos aus der Region Berchtesgadener Land findet Ihr im Fotoalbum unter: »Eine Reise durch das Berchtesgadener Land«. [...]
Ein weiterer Ausflugstipp in der Nähe von Berchtesgaden ist eine Wanderung durch die Wimbachklamm und weiter zum Wimbachschloss. Das wir die Wimbachklamm durchwandern können, verdanken wir den wagemutigen Ramsauer Holzknechten, die hier erstmals einen Steig anlegten. Die Wimbachklamm Aufgrund des reichen Waldbestands in der Region wurde der Wimbach über Jahrhunderte hinweg für die Holztrift genutzt. Mit Hilfe der Kraft des Wassers beförderte man die gefällten Baumstämme durch die enge Schlucht in Richtung Tal. Das Holz wurde hauptsächlich für die Salzgewinnung in Berchtesgaden benötigt. Das Hauptproblem aller Salinen bestand darin, immer ausreichend Holz für das Versieden des Salzes zur Verfügung zu haben. Da jedoch die Baumstämme in der Wimbachklamm immer wieder steckenblieben, legten die Holzknechte einen Pfad durch die Schlucht an, um die Baumstämme mit Haken zu befreien. Ein gefährliches Unterfangen, welches nicht wenigen das Leben kostete. Schon vier Jahre nach der Einstellung der Holztrift im Jahr 1843 begannen die ersten Touristen und Sommerfrischler die Wimbachklamm zu durchwandern. Ausgangspunkt für die Wanderung durch die Wimbachklamm ist der große Parkplatz an der Wimbachbrücke. Von dort führt zunächst einmal ein knackiger Anstieg zum Eingang der Wimbachklamm, wo ihr an einem Kartenautomaten einen Obolus für die Besichtigung der Klamm zu entrichten habt. Der Weg durch die Wimbachklamm verläuft über Holzstege, Brücken und Pfade, die in die steil aufragenden Felswände gebaut wurden und von Moos und Farnen bewachsen sind. Über die Jahrtausende grub sich das Wasser in den Felsen und schuf dieses Naturschauspiel. Zahlreiche Wasserläufe fließen über die Steilwände nach unten in die Klamm. Die Wassermassen schillern in den unterschiedlichsten Farben von »milchigweiß« bis »eisblau«. Das ständige Rauschen des kühlen Nass und das Echo in der Schlucht schaffen eine einzigartige Geräuschkulisse. Hier kannst du die urwüchsige Kraft der Natur hautnah spüren. Die Wanderung durch die Wimbachklamm ist ein kurzes Spektakel, denn bereits nach 200 m verlässt man diese schon wieder durch ein Drehkreuz. Entlang des Wimbachgries Am Ende der Wimmbachklamm führt uns ein stets leicht ansteigender Wanderweg taleinwärts zwischen den imposanten Bergrücken von Hochkalter und Watzmann. Zuerst begleitet uns noch der Wimbach, der sich mäanderartig durch sein Schotterbett schlängelt. Doch plötzlich verschwindet dieser aus unserer Sicht. An seiner Stelle erstreckt sich vor uns eine gewaltige, vegetationslose Schotterebene, die an eine Mondlandschaft erinnert. Diese eindrucksvolle Schuttfläche ist charakteristisch für das Wimbachtal und hat dem Tal den Namen »Wimbachgries« eingebracht. Unter dem Einfluss der Schwerkraft bewegt sich der Wimbachgries ständig, wenn auch kaum merklich. Der Wimbach selbst verläuft ab diesem Punkt unterirdisch, während die eindrucksvolle Schuttlandschaft das Tal beherrscht. Unser Ziel: Das Wimbachschloss Nach einer guten Stunde Gehzeit erreichen wir das Wimbachschloss, das seinen Namen vielleicht etwas großspurig trägt. In Wirklichkeit handelt es sich um eine charmante Berggaststätte, die ihre Wurzeln bis ins 17. Jhdt zurückverfolgen lässt. Einst als Forsthaus auf einer Seehöhe von 937 Metern errichtet, verdankt es sein heutiges Aussehen dem legendären Prinzregent Luitpold von Bayern, der das Wimbachschloss als Stützpunkt für seine Jagdausflüge nutzte. Wo einst der Prinzregent logierte, können wir heute gemütlich einkehren und uns laben. Nach einer herzhaften Brettljause machen wir uns bereit für den Rückweg, der dem Hinweg entspricht, mit einer kleinen Ausnahme: Da die Wimbachklamm sozusagen als »Einbahnstraße« fangelegt wurde, müssen wir die Klamm auf einem Wanderweg oberhalb umgehen. Wir hoffen, die Tour gefällt Euch und wir wünschen viel Spaß beim »Nach«Wandern. WEITERE TIPPS FÜR EINEN KURZURLAUB IM BERCHTESGADENER LAND BERCHTESGADEN VON OBEN ENTDECKEN HINTERSEE – INBEGRIFF EINES ROMANTISCHEN BERGSEESKÖNIGSSEE – BOOTSFAHRT DURCH EINEN BAYERISCHEN FJORDDUNKLE GESCHICHTE: OBERSALZBERG UND KEHLSTEINHAUS NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?Noch mehr Fotos aus der Region Berchtesgadener Land findet Ihr im Fotoalbum unter: »Eine Reise durch das Berchtesgadener Land«. Wanderkarte Wimbachklamm [...]
Meersburg am Bodensee ist ein Städtchen wie aus dem Bilderbuch mit einer imposanten Burg und engen mittelalterliche Gässchen. Hier verbrachte Annette von Droste-Hülshoff ihre schönsten Jahre. Ein Stadtspaziergang durch Meersburg auf den Spuren der bekannten Schriftstellerin. Ich mag und will jetzt nicht berühmt werden, aber nach hundert Jahren möcht ich gelesen werden!Annette von Droste-Hülshoff Sonntag, früher Nachmittag. Wir begeben uns auf eine ganz spezielle Stadtführung. Im Mittelpunkt der Tour steht die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, die hier in Meersburg, die schönsten Jahre ihres Lebens verbrachte. Wer kennt sie nicht, die Droste. Ihre bekannteste Novelle „Die Judenbuche“ steht noch heute auf dem Lehrplan zahlreicher Schulen. Und viele von uns mußten sie einst lesen. Droste meets Edelfräulein Wendelgard – Die magische Säule Ausgangspunkt unserer Spurensuche ist das Kunstwerk „Magische Säule“ an der Uferpromenade der Stadt. Im Jahr 2007 wurde das Denkmal vom Bildhauer Peter Lenk errichtet. Bekannte Meersburger Bürger wurden hier für die Ewigkeit in Szene gesetzt. Auf der Spitze der Säule thront eine Möwe mit dem Gesicht der Droste. Zu sehen ist auch der gefürchtete Exorzist Joseph Gaßner. Er leidet nicht an Flatulenz, sondern ihm fährt im wahrsten Sinne des Wortes der Teufel aus dem Allerwertesten. Und noch eine Figur sei hier kurz erwähnt, nämlich das Edelfräulein Wendelgard von der Haltnau. „Schiach wie ein Zinshaus“ soll sie gewesen sein. Zeitzeugen beschreiben sie als schweinsrüsselige bucklige Jungfrau. Und sie hatte keinen Mann, aber ein riesiges Weingut. Dieses bot sie der Stadt unter einer einzigen Bedingung an. Ein Ratsherr müsse mit ihr täglich dinieren und sonntags eine Kutschenfahrt unternehmen. Dummerweise stand kein Meersburger Ratsherr für diesen Deal zur Verfügung. Dafür aber ein Ratsherr aus Konstanz. Und so erfreuen sich die Konstanzer des Weinguts noch heute. Ob sich der Mann vor jedem Rendezvous betrank oder ob er blind vor Liebe war, darüber weiß die Chronik nichts zu berichten. Relaxen an der Uferpromenade Weiter geht es entlang der schönen Uferpromenade Richtung Oberstadt. Hier lässt es sich vortrefflich unter Platanen prominieren. Zahlreiche Bankerl – aber leider meist besetzt – laden zum Verweilen ein. Alternativ bietet sich auch die Seeterrasse des Hotels „Zum Schiff“ an, wo man bei Kaffee und Kuchen den wunderbaren Ausblick auf den See gemütlich genießen kann. Auch die Droste unternahm lange Spaziergänge am Seeufer, wenn es ihre Gesundheit zuließ. Zeit ihres Lebens hatte die Schriftstellerin massive Gesundheitsprobleme und litt an schweren Depressionen. Verwinkelte mittelalterliche Gassen Unser Stadtrundgang führt uns nun weiter bergauf Richtung „Alte Burg“. Enge verwinkelte Gässchen mit prächtigen Fachwerkhäusern prägen die mittelalterliche Stadt. In Meersburg verbrachte die Droste die schönsten Tage ihres Lebens. Hier war sie frei von gesellschaftlichen Zwängen und Pflichten. Die Lebensbestimmung einer Frau im Biedermeier war es, Hausfrau und Mutter zu sein. Davon wollte die Droste nichts wissen. Sie hatte einen siebzehn Jahre jüngeren Lover, war unverheiratet und ein Multitalent. Sie schrieb Gedichte und Romane, sprach mehrere Sprachen, spielte Klavier, komponierte Lieder und versuchte sich auch als Theaterschauspielerin. Den meisten Männern war sie aufgrund ihres hohen Intellekts unheimlich. Die Droste und ihr jugendlicher Liebhaber – die „Alte Burg“ Etwas außer Atem kommen wir bei der „Alten Burg“ an. Die mächtige Befestigungsanlage geht bis in das siebte Jahrhundert zurück und gilt als älteste bewohnte Burg Deutschlands. Den Rundgang durch die Burg sollte man auf keinen Fall versäumen. Vom Rittersaal bis zur Burgküche und dem Burgverlies – in der „Alten Burg“ kann man das Mittelalter hautnah erleben. In der Burg befinden sich auch die Wohnräume und das Sterbezimmer von Annette von Droste-Hülshoff. Von ihrem Zimmer hat man einen wunderbaren Rundblick auf den Bodensee. Hatte Annette überhaupt Zeit diesen zu genießen? Wohl kaum, denn entweder verbrachte sie die meisten Stunden des Tages in den Armen ihres siebzehn Jahre jüngeren Liebhabers Levin Schücking oder schrieb – inspiriert von ihrem Lover – ein Gedicht nach dem anderen. Sie nennt ihn „Meine Muse“, will ihn heiraten. Doch die Muse erhört sie nicht. Er macht sich auf den Staub, verliebt sich in eine Jüngere und heiratet diese – Glück in der Lyrik, Pech in der Liebe. Das „Neue Schloss“ Einen kurzen Halt legen wir beim „Neuen Schloss“ ein, welches sich in unmittelbarer Nähe der „Alten Burg“ befindet. Hier wohnten die betuchten geistlichen Würdenträger der Stadt. So wie die „Alte Burg“ thront der Barockbau imposant über See und Stadt. Die letzten Jahre der Droste – das Fürstenhäusle Ich bin seit acht Tagen eine grandiose Grundbesitzerin. Ich habe das Fürstenhäuschen, nebst dem dazugehörigen Weinberge erstanden, und wofür? Für 400 Reichsthaler!Annette von Droste-Hülshoff Das nächste Ziel unseres Droste-Rundganges ist das Fürstenhäusle inmitten von Weinbergen, welches die Dichterin im Rahmen einer Auktion ersteigert hatte. Finanziert wurde die Immobilie vom Honorar für ihre Novelle „Die Judenbuche“. Die Droste konnte ihr Eigentum, das sie erst fünf Jahre vor ihrem Tod erworben hatte, aus Gesundheitsgründen kaum mehr genießen. Annette von Droste-Hülshoff blieb zeit ihres Lebens unverheiratet. Sie verstarb 1848 im Alten Schloss an einer schweren Lungenentzündung und fand am Ortsfriedhof von Meersburg in der Nähe der alten Friedhofskapelle ihre letzte Ruhestätte. Heute beherbergt das Fürstenhäusle ein kleines sehr gemütliches Museum, das an die Droste erinnert. Zu sehen sind Möbelstücke und ihr Biedermeier-Sekretär, an dem viele ihrer Werke entstanden sind. Noch heute ist die Droste in Meersburg allgegenwärtig. In zahlreichen Souvenirshops findet man ihr Bildnis auf Kaffeehäferl oder Postern. Am Fürstenhäusle endet auch die Stadtführung. Soviel Kultur macht hungrig, Kaffee und Kuchen oder Sauerbraten mit Spätzle? „Schau ma mal“, was uns die Lokalszene in Meeresburg so bieten wird. [...]
Raus aus Berlin, Zeit für einen Ausflug ins Grüne. Ich bin am Weg nach Potsdam. Mein Ziel ist Schloss Sanssouci, das preußische Versaille von Friedrich dem Großen. Krieg zu spielen und Staatsgeschäfte zu führen ist anstrengend. Da sehnt sich jeder Monarch nach ein wenig Zerstreuung. Was eignet sich dafür besser als ein kleines Sommerschlösschen vor den Toren Berlins. Friedrich der Große hatte ganz genaue Vorstellungen, wie seine künftige Sommerresidenz aussehen sollte. Wegen der schönen Lage wurde als Bauplatz für das Lustschloss der „Wüsten Berg“ bei Potsdam auserkoren. Der preußische König ließ Weinterrassen anlegen, eine Prunktreppe errichten und am höchsten Punkt des Hügels das Schloss im Rokoko-Stil erbauen. Sans souci – ohne Sorge – nennt Friedrich sein Lustschloss. Mit einem weiten Blick in die Landschaft und inmitten der Natur, verbringt der „Alte Fritz“ hier seine Sommermonate. Er schreibt Gedichte, spielt Flöte und empfängt Philosophen. Bach, Goethe und Voltaire sind gern gesehene Gäste des Königs. Frauen weniger. Ihnen wird der Zutritt verweigert. Sanssouci ist ein Schloss „sans femmes“. Auch seine Ehefrau darf das Schloss nicht betreten. Diese verbannt Friedrich auf Schloss Schönhausen. Der König plant auch höchstpersönlich die Gestaltung des Schlossparks. Es entsteht ein barocker Zier- und Nutzgarten mit Blumenrabatten, Statuen, Hecken und Obstbäumen. Nach den Wünschen Friedrichs werden kleine Tempel, Springbrunnen und eine Bildgalerie errichtet. Eine Windmühle soll die ländliche Idylle des Ortes zusätzlich unterstreichen. Ich spaziere kreuz und quer durch den Schlosspark und stoße auf weitere Bauwerke. Vor mir erhebt sich auf einem Hügel die Orangerie. Davor steht die Reiterstatue des „Alten Fritz“. Ein Stück weiter stoße ich auf ein chinesisches Teehaus mit seinen goldenen Figuren. Im hohen Alter zählte das kleine Teehaus zu den Lieblingsorten des Preußenkönigs. Hier fand er Ruhe und Inspiration für seine Gedichte. Eine schnurgerade und 2,5 km lange Hauptallee bringt mich zum „Neuen Palais“, welches rund zwanzig Jahre nach Schloss Sanssouci errichtet wurde. Nach erfolgreicher Beendigung des Siebenjährigen Krieges sollte das Palais Preußens neue Rolle unter den Mächtigen Europas verkünden. Das Palais dient Friedrich als prunkvolles Sommergästehaus in dem glanzvolle Feste gefeiert werden. Den fürstlichen Gästen standen zweihundert Räume, vier Festsäle und ein Rokokotheater zur Verfügung. Der „Alte Fritz“ nennt das Palais eine kleine Prahlerei. Die Fassade ist mit über 400 Statuen reich verziert. Das Ende der Parkanlage von Sanssouci markiert ein mächtiger Triumphbogen, der von zwei Pavillons flankiert wird. In den Pavillons – den sogenannten Communs – waren Küchen, Wirtschaftsräume, sowie Unterkünfte für Gäste des Königs und deren Dienerschaft untergebracht. Genug gesehen. Es wird Zeit sich auf den Rückweg zu machen und ich spaziere wieder gemütlich zurück zum Ausgangspunkt Fazit: Schloss Sanssouci in Potsdam Bei einem Städtetrip nach Berlin MUSS man auch Schloss Sanssouci in Potsdam besuchen. Das Lustschloss Friedrich der Großen mit der prachtvoller Gartenanlage zählt sicherlich zu den Highlights eines Berlinaufenthalts. Aus meiner Sicht: Absolut sehenswert. Man sollte sich auf alle Fälle genug Zeit nehmen, um in Ruhe durch den Schlosspark spaziern zu können. Mit der S-Bahn oder einem Regionalzug ist Potsdam schnell zu erreichen. Vom Bahnhof geht es entweder weiter zur Fuß oder man nimmt die Straßenbahn. [...]

Alle Beiträge

  • IPHOFEN: WO MITTELALTER AUF WEIN UND SCHÖNE AUSSICHTEN TRIFFT!

    Iphofen, das charmantes Städtchen in Unterfranken, besticht durch seine vollständig erhaltene mittelalterliche Stadtmauer und eine lebendige Weinkultur.

  • WÜRZBURG UND SEINE 9 HIGHLIGHTS AN EINEM TAG ZU FUSS ENTDECKEN

    Würzburg Dieser gemütliche Stadtspaziergang durch Würzburg führt euch zu den neun Highlights der Stadt und ist ideal für einen Tagesbesuch in der Mainstadt.

  • LÜBECK UND SEINE SEHENSWÜRDIGKEITEN AN EINEM TAG ZU FUSS ENTDECKEN

    Altstadt von Lübeck Lust auf Kopfsteinpflaster, Kirchtürme und Marzipan? Dann folge uns auf unserem Stadtrundgang durch Lübeck zu den wichtigsten und schönsten Sehenswürdigkeiten.

  • ALGARVE – AUF DEN SPUREN DER KRIMIREIHE „LOST IN FUSETA“

    UPDATE: Juni 2025. Die Krimi-Reihe „Lost in Fuseta“ von Gil Ribeiro hat uns wahrlich begeistert – von der Handlung, über die Figuren bis zur Schilderung der portugiesischen Lebensweise. Daher machten wir uns auf den Weg, jene Orte an der Ostalgarve zu besuchen, die in den bisher fünf Bänden erwähnt werden.

  • MÜNSTER SEHENSWÜRDIGKEITEN: 6 HIGHLIGHTS FÜR EINEN RUNDGANG DURCH DIE ALTSTADT

    Münster Sehenswürdigkeiten entdecken: Die Altstadt von Münster bietet historische Highlights, gotische Giebel und Sehenswürdigkeiten voller Geschichte. Egal ob du den Prinzipalmarkt, den Paulus Dom oder die Drehorte von Tatort und Wilsberg suchst – hier findest du alle Münster Sehenswürdigkeiten für deinen Rundgang.

  • FREUDPROMENADE – EIN GEMÜTLICHER SPAZIERGANG AM RITTEN

    Sigmund Freud war nur einer der vielen prominenten Gäste am Ritten. Anlässlich seines 150. Geburtstags wurde die Freudpromenade eingeweiht, die von Klobenstein nach Oberbozen führt. Bereits am Beginn des 20. Jh zählte der Ritten bei Bozen zu den beliebtesten Ausflugszielen der »Belle Époque«.

  • MERAN – 8 GRÜNDE FÜR EINEN KURZURLAUB IN DER KURSTADT

    Blick auf Meran Die alte kuk Kurstadt Meran verzaubert mit mediterranem Flair, beeindruckenden Bergpanoramen, charmanten Altstadtgassen und zahlreichen Sehenswürdigkeiten – ein Paradies für Naturfreunde und Kulturliebhaber.

  • SÜDTIROL – DIE 3 SCHÖNSTEN SCHLÖSSER RUND UM MERAN

    Wir möchten Euch drei wunderschöne Schlösser in Südtirol vorstellen, die ihr bei einem Urlaub in der Nähe von Meran auf keinen Fall versäumen solltet.

  • GRADO – DIE PERLE AN DER OBEREN ADRIA

    Historische Architektur, wunderschöne Strände und eine einzigartiger Lagunenlandschaft macht Grado zu einem unvergesslichen Reiseziel.

  • RADWEG BLAUBURGER – VOM ZAYATAL IN DIE LEISER BERGE

    Der Blauburger Radweg Die Weinradroute Blauburger führt uns ins Zayatal und in die Leiser Berge. Zu den Highlights des »Blauburgers« zählen Schloss Asparn an der Zaya, die Aussichtswarte in Oberleis und der Wildpark Ernstbrunn.

  • RAPPOTTENSTEIN, LOHNBACHFALL – VON BURGEN UND NATURJUWELEN

    Diese Wanderung rund um Rappottenstein führt euch zur mächtigsten Burg des Waldviertels, zum Lohnbachfall und vielen weiteren Naturjuwelen im Waldviertler Hochland.

  • SONNTAGBERG – VON DER WALLFAHRTSKIRCHE BIS ZUM KLANGTURM

    Eine wunderschöne Wanderung rund um den Sonntagberg mit einer prächtigen Wallfahrtskirche und einem atemberaubenden Bergpanorama.

  • LEOPOLDSTADT – EIN SPAZIERGANG DURCH DIE MAZZESINSEL

    Durch die Leopoldstadt Die »Mazzesinsel«, wie die Leopoldstadt einst scherzhaft wegen des hohen jüdischen Bevölkerungsanteils genannt wurde, bietet mit dem Karmeliterviertel und dem Augarten wahre Kleinode. Das Tor zur Leopoldstadt Das Tor zur Leopoldstadt Wir starten unsern Spaziergang bei der Schwedenbrücke. Wie die Wachtürme einer alten Ritterburg, die den Weg in die Leopoldstadt bewachen, wirken die zwei schiefen Hochhaustürme am Beginn der Taborstraße. Den linken Turm, ein Geniestreich von Hans Hollein, wurde im Jahr 2000 sogar mit dem »Bauherrnpreis« ausgezeichnet. Nouvel-Tower Der rechte Turm, der Nouvel-Tower, besser bekannt als Sofitel, wurde nach den visionären Plänen des französischen Architekten Jean Nouvel errichtet. Kleine Randnotiz, beide Architekten erhielten für ihre Werke den begehrten Pritzker-Preis, einer weltweit renommierten Auszeichnung für Architektur. Börse für landwirtschaftliche Produkte Börse für landwirtschaftliche Produkte in der Leopoldstadt Wir folgen der Taborstraße und flanieren an der »Börse für landwirtschaftliche Produkte« vorbei, einem Prachtbau im Stil der französischen Renaissance. Dieses Schmuckstück wurde gegen Ende des 19. Jhdt errichtet und war bis zum Ersten Weltkrieg die wichtigste Börse für agrarische Produkte in der österreichisch-ungarischen Monarchie. Danach verfiel das Gebäude in einen ausgedehnten Dornröschenschlaf und wurde erst in den 1980er-Jahren wieder wachgeküsst. Das Odeon Theater zog ein und hauchte dem prunkvollen Börsesaal neues Leben ein. Fassadenschmuck an der Börse für landwirtschaftliche Produkte Die Taborstraße zählt zu den ältesten Straßen Wiens. Über Jahrhunderte hinweg war sie der wichtigste Handelsweg in den Nordosten des Habsburger-Reiches. Sie stellte die einzige Verbindung über den damals unregulierten Donaustrom dar, die die Innere Stadt mit der Leopoldstadt verband. Und da auf Handelsstraßen bekanntlich Reisende, Beamte oder Kaufleute unterwegs waren, die alle ein Dach über dem Kopf und etwas Anständiges im Magen suchten, haben sich in der Taborstraße zahlreiche Beherbergungsbetriebe angesiedelt. Hotel Stefanie – Ältestes Hotel in Wien Hotel Stefanie – Ältestes Hotel in Wien Eine dieser Herbergen, die noch heute existiert, ist das Hotel Stefanie. Die »Weiße Rose«, wie es damals hieß, gilt als das älteste, kontinuierlich geführte Hotel Wiens, dessen Wurzeln bis ins Jahr 1600 zurückreichen. Seinen heutigen Namen erhielt es anlässlich der Hochzeit von Kronprinz Rudolf mit Prinzessin Stephanie. Ältestes Hospital in Wien In unmittelbarer Nachbarschaft des Hotels Stefanie liegt das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, stolzer Träger des Titels »ältestes Hospital Wiens«. Die Geschichte der »Barmherzigen Brüder« geht zurück auf das Jahr 1539, als der portugiesische Söldner João Cidade dem blutigen Soldatenleben überdrüssig wurde und beschloss, der Menschheit etwas Gutes zu tun. Statt Schwert und Rüstung wählte er Kutte und Barmherzigkeit. Barmherzigenkirche Um abtrünnige Gläubige nach der Reformation zurück in den Schoß der katholischen Kirche zu locken, initiierte Kaiser Mathias nach 1600 eine regelrechte Kirchen- und Klosteroffensive. 1614 berief er die Barmherzigen Brüder in die Leopoldstadt, wo sie im Karmeliterviertel ein Kloster und Spital errichteten. Nachdem zu jedem Klosterkomplex eine Kirche gehört, werfen wir noch einen kurzen Blick in das Innere des Gotteshauses, falls es nicht versperrt ist. Dort sticht besonders das Ölgemälde “ »Taufe Christi« am Hochaltar hervor, ein Werk von Daniel Gran, einem wahren Kapazunder der barocken Malkunst. Kunstinteressierte kennen ihn auch als Schöpfer des Kuppelfreskos der Nationalbibliothek. Im Karmeliterviertel Im Werd – Karmeliterviertel, Leopoldstadt Wir befinden uns nun im Herzen des ältesten Viertels der Leopoldstadt, dem Karmeliterviertel, welches sich links von der Taborstraße erstreckt. Bis zum Holocaust war es das Zentrum des jüdischen Lebens in Wien, was dem Viertel mit seinen engen Gassen den Spitznamen »Mazzesinsel« einbrachte. Dieser geht auf das ungesäuertes Brot »Mazzes« in der jüdischen Tradition zurück. Karmeliterplatz Trotz der fast gänzlichen Auslöschung der jüdischen Gemeinde während der NS-Zeit haben sich Nachkommen emigrierter Juden oder Zuwanderer aus den ehemaligen Ostblockstaaten erneut in der Leopoldstadt niedergelassen. So kann man auch heute wieder streng orthodoxe Juden mit Schläfenlocken in ihren charakteristischen schwarzen Gewändern und traditionellen Hüten sehen, die das Stadtbild Wiens zur Jahrhundertwende prägten. Karmeliterkirche Karmeliterkirche in der Leopoldstadt Wir stehen nun vor der Karmeliterkirche, die bei ihrer Einweihung eine Mischung aus Staunen und Verwirrung auslöste. Offenbar hatten die Architekten beschlossen, einen Hauch italienischen Flairs hinzuzufügen –anstatt eines majestätischen Turms entschieden sie sich für eine turmlose, dreigeschossige Fassade. Im Karmeliterviertel – Heilige auf der Fassade der Karmeliterkirche Im Jahr 1623 hatte Kaiser Ferdinand II die Spendierhosen an und schenkte dem Karmeliter-Orden ein riesiges Grundstück in der Leopoldstadt. In einem Akt architektonischer Kraftanstrengung errichteten die Karmeliter innerhalb eines Jahres ein kleines Kirchlein. 1639 erfolgte die Einweihung des heutigen frühbarocken Kirchenbaus. Werft noch einen Blick ins Innere der Kirche, speziell auf das Hochaltarbild, welches der berühmte Malers Kremser Schmid schuf. Haus „Zum Goldenen Hirschen“ Familie Strauß im Haus „zum Goldenen Hirschen“ Dreht euch nun um gute 180 Grad und lasst euren Blick auf das Dach des vis-à-vis Hauses wandern, wo ihr eine bronzene Hirschstatue seht. Hier stand einst das Haus »Zum Goldenen Hirschen«, wo für ein halbes Jahrhundert echte Walzerseligkeit herrschte. Johann Strauß Vater zog 1834 im Hirschenhaus ein, Eduard Strauß erblickte an diesem Ort das Licht der Welt und seine Brüder Johann Junior und Josef verbrachten hier ihre Jugend. Das Epizentrum des 3/4-Takts war für Josef Strauss auch seine letzte Wohnadresse, als er 1870 die Bühne des Lebens verließ. Ludwig Hirsch Platz Ludwig Hirsch Platz Wir folgen der Karmelitergasse und erreichen nach ein paar Minuten einen kleinen Platz, der einem legendären Liedermacher gewidmet ist, Ludwig Hirsch. Seine düsteren Lieder, wie »Die Omama», »Komm schwarzer Vogel« oder » I lieg am Ruckn« lassen euch in die morbide Melancholie Wiens der 70er und 80er Jahre eintauchen, als die Stadt zwar »grau«, aber noch frei von Missionaren der »woken cancel culture« und Sprach-Talibans war, die mit ihrem aggressiven Missionierungs-Trieb der Menschheit mit stets neuen »Wortwichserein« auf den Sack gehen. Oder selbsternannte Tugendwächter, die Kinder mit erhobenen Zeigefinger belehren, welches Faschingskostüm als angemessen gilt. Ludwig Hirsch Platz Wir schweifen ab. Eine Statue erinnert zwar nicht an den beliebten Künstler, dafür könnt ihr ein Ensemble aus nostalgischen Schriftzügen längst verschwundener Geschäfte an einer Feuerwand entdecken. Diese Relikte aus den 50er, 60er und 70er Jahren erinnern uns an Zeiten, als Geschäftsschilder noch ihren eigenen, unverwechselbaren Charakter hatten. Der Karmelitermarkt Karmelitermarkt Ein paar Schritte weiter erreicht ihr das Herz des weiterlesen

  • WÄHRING – EIN STADTSPAZIERGANG DURCH DEN SCHÖNSTEN BEZIRK WIENS

    Währing, die Perle der Bezirke Wiens. Dieser Stadtspaziergang durch den 18. Bezirk bietet euch eine abwechslungsreiche Mischung aus Natur, Architektur und Geschichte. U6 Station Währinger Straße-Volksoper Gleich zu Beginn unseres Spaziergangs durch Währing stoßen wir auf ein echtes architektonisches Schmuckstück – die U6-Station »Währinger Straße« vom bekannten Architekten Otto Wagner. Diese Station ist nicht einfach nur eine Haltestelle! Otto Wagner hat hier ein Gesamtkunstwerk geschaffen und sich bei jedem Detail Gedanken gemacht – von den Beleuchtungskörpern bis zu den Bodenfliesen. Der Verlauf der Stadtbahnstrecke – der heutigen U6 – prägt noch immer das Stadtbild von Wien und zählt neben der Ringstraße zu den bedeutendsten städtebaulichen Leistungen. Werft auch noch einen Blick auf die monumentale Stadtbahnbrücke, die förmlich ein imposantes »Eingangstor nach Währing« bildet. Gertrudkirche und Kutschkermarkt Der Beginn unseres Streifzugs durch Währing führt uns entlang der Währinger Straße. Sie ist nicht nur das pulsierende Herz des 18. Bezirks, sondern auch eine lebendige Einkaufsmeile. Unsere erste Station ist der Kutschkermarkt, flankiert von der eindrucksvollen Gertrudkirche, die 1934 unter der Leitung von Architekt Karl Holey eine neue Gestalt erhielt. Auf einem der letzten verbliebenen Straßenmärkte Wiens könnt ihr den Puls des bürgerlichen Lebens in Währing spüren. Besonders am Samstag entfaltet der Markt seine volle Pracht, wenn zu den festen Marktständen auch Bauern ihre frischen regionalen Produkte anbieten. Auch für kulinarische Genüsse ist in und um den Kutschkermarkt gesorgt. Hier treffen sich Herr und Frau Währing zum gepflegten Tratscherl bei einem Espresso Macchiato oder einem Glaserl Prosecco. Schubertpark Nächstes Ziel unseres Spaziergangs durch Währing ist der Schubertpark an dessen Stelle sich einst der Währinger Ortsfriedhof befand. Zu den berühmtesten Persönlichkeiten, die auf dem Währinger Ortsfriedhof bestattet wurden, zählen Ludwig van Beethoven und Franz Schubert, deren ursprüngliche Grabmäler ihr noch heute besichtigen könnt. Die sterblichen Überreste der beiden Komponisten wurden am 1863 exhumiert und in Ehrengräbern auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet. Damit sollte das negative Image des frisch angelegten Zentralfriedhofs verbessert werden, der wegen seiner Trostlosigkeit so unattraktiv war, dass sogar Geister beschlossen, dort nicht zu spuken. Um diesen Ort der ewigen Ruhe aufzuhübschen, beschloss der Gemeinderat die Errichtung einer Ehrengräberanlage. Man grub die Überreste vieler Prominenter von verschiedenen Wiener Friedhöfen aus und verlegte deren Gräber auf den Zentralfriedhof. Zu den weiteren bekannte Persönlichkeiten, die auf dem Währinger Ortsfriedhof beerdigt wurden, waren Johann Nestroy und Franz Grillparzer. 1924 bis 1925 wurde der Friedhof in eine Parkanlage umgewandelt. Von den ursprünglichen Gräbern blieb lediglich ein von einer Mauer umschlossener Gräberhain mit rund vierzig historisch wertvollen Biedermeier-Grabmälern erhalten. Cottage-Hof Für Architektur-Enthusiasten offenbart sich an der Ecke Währingerstraße und Teschnergasse ein wahres Fest für die Augen. Hier präsentiert sich der Cottage-Hof von Hans Dworak als kleines Juwel im Stil der Secession. Die Fassade zeichnet sich durch charakteristische Dekorelemente des Jugendstils aus, darunter beeindruckende Frauenköpfe, die dem Gebäude eine einzigartige und ansprechende Note verleihen. Im Cottage-Viertel Wir schlendern weiter durch die Argauergasse und die Cottagegasse und erreichen schließlich das berühmte Cottage-Viertel, das der typische Wiener gerne mit einem nasalen Hauch von französischem Akzent als »Koteesch« bezeichnet. Die »Koteesch« gilt als eine der vornehmsten und exklusivsten Wohngegenden in Wien. Zahlreiche alte Villen und elegante Einfamilienhäuser mit oft großzügigen Gärten prägen dieses schöne Viertel Wiens. Diese wurden ab etwa 1870 als Antwort auf die teuren Zinspaläste in der Wiener Innenstadt errichtet. Viele Prominente wohnen und wohnten hier, darunter Arthur Schnitzler, Theodor Herzl, Felix Salten, Arik Brauer, Peter Alexander oder Emmerich Kálmán. In der Cottagegasse 37 erinnert eine kleine Reh-Statue an Felix Salten, der in diesem Haus den bekannten Kinderroman »Bambi« verfasste. Die Idee zum Buch kam Salten ausgerechnet bei einem Jagdausflug. 1942 brachte dann Walt Disney das Rehkitz auf die große Leinwand und machte es zum Star. Übrigens, Salten gilt auch als Verfasser des erotischen Skandalromans »Josefine Mutzenbacher«. Nur einen Hupfer weiter, in der Colloredogasse 30, wohnte der Maler und Musiker Arik Brauer, der nicht nur Töne, sondern auch Wandgemälde an der Hauswand kunstvoll in Szene setzte. Eine der prachtvollsten Villen in der »Koteesch« ist zweifellos die »Villa Schmutzer« in der Sternwartestraße 62-64. Ferdinand Schmutzer erlangte zu seiner Zeit Berühmtheit durch seine Radierungen und Porträts bekannter Persönlichkeiten der Wiener Gesellschaft, wie Sigmund Freud, Albert Einstein, Kaiser Franz Josef und Karl Lueger. Die Villa diente nicht nur als Wohnsitz, sondern auch als Treffpunkt für Schmutzers Freunde aus der Nachbarschaft, darunter Persönlichkeiten wie Arthur Schnitzler, der in direkter Nähe zur Villa Schmutzer wohnte, sowie Felix Salten. Villa Gessner, Cottage-Sanatorium Wir setzen unseren Weg auf der Sternwartestraße fort, spazieren an der Villa Gessner vorbei und erreichen schließlich die Hausnummer 74, wo das »Cottage-Sanatorium für Nerven- und Stoffwechselkranke« steht. Obwohl das Gebäude imposante Ausmaße von 100 mal 40 Metern und fünf Geschossen aufweist, bot es lediglich Platz für 76 Patientenzimmer. Die übrigen Räume wurden für therapeutische Zwecke sowie als Vergnügungsbereiche genutzt, darunter Rauchzimmer, Bibliothek, Billardzimmer und Musikzimmer. Prominente Patienten waren Sigmund Freud, Adolf Loos, der österreichische Abenteurer Slatin Pascha und Mustafa Kemal Atatürk, der erste Präsident der modernen Türkei. Heute dient das historische Gebäude als Schule und Wohnhaus für russisches diplomatisches Personal. Türkenschanzpark Der Türkenschanzpark in Währing ist für uns so etwas wie der Superstar unter den Parkanlagen Wiens. Diese grüne Oase wurde um 1885 im Stil eines englischen Landschaftsgartens aus dem Boden gestampft und wurde von keinem Geringeren als Kaiser Franz Joseph persönlich im Jahr 1888 eröffnet. Seinen Namen verdankt die Parkanlage dem Umstand, dass sich hier während der beiden Türkenbelagerungen ein Gefechtsstand der Türken befand, von wo sie wunderbar die alte Innenstadt unter Beschuss nehmen konnten. Neben Teichen, Springbrunnen, Ballsport- und Skateanlagen gibt es hier eine ganze Reihe von Denkmälern, als hätte der Park eine eigene Ruhmeshalle. Dichter wie Adalbert Stifter und Arthur Schnitzler blicken auf euch würdig herab und sogar Frauenrechtlerin Auguste Fickert hat im Park ihren Platz gefunden. Wenn das nicht schon genug wäre, steht auf dem höchsten Punkt des Türkenschanzparks die Paulinenwarte. Der Name klingt fast königlich, und das hat auch seinen Grund: Die Warte ist nach Fürstin Pauline von Metternich benannt und ist fallweise an Wochenenden in den Sommermonaten geöffnet. Je nach Lust und Laune könnt ihr weiterlesen

  • BERCHTESGADEN VON OBEN ENTDECKEN

    Königssee, Hintersee oder Kehlstein – die Umgebung von Berchtesgaden hat eine Vielzahl an Naturschönheiten oder interessanten Plätzen zu bieten. Auch in Berchtesgaden selbst gibt es einiges hübsche Orte, die wir Euch auf diesem Rundweg zeigen möchten.

  • BAYERNS SCHÖNSTER WANDERWEG: DURCH DIE WIMBACHKLAMM ZUM WIMBACHSCHLOSS

    Ein weiterer Ausflugstipp in der Nähe von Berchtesgaden ist eine Wanderung durch die Wimbachklamm und weiter zum Wimbachschloss. Das wir die Wimbachklamm durchwandern können, verdanken wir den wagemutigen Ramsauer Holzknechten, die hier erstmals einen Steig anlegten.

  • KÖNIGSSEE – BOOTSFAHRT DURCH EINEN BAYERISCHEN FJORD

    Willkommen zu einer atemberaubenden Reise durch die bayerische Fjordlandschaft des Königssees. Ein wahrer Schatz des Berchtesgadener Landes erwartet euch, und es ist offensichtlich, dass der See ein beliebtes Touristen-Ziel ist. Das erkennt man schon am riesigen Parkplatz am Rande des Ortszentrums. Von dort aus führt euch ein kurzer Spaziergang vorbei an Gasthäusern, Cafés, Sportgeschäften und Souvenir-Shops direkt zur Bootsanlegestelle.

  • HINTERSEE – INBEGRIFF EINES ROMANTISCHEN BERGSEES

    Der Hintersee ist der Inbegriff eines romantischen Bergsees. Von majestätischen, steil aufragenden Gipfeln umgeben, galt das idyllische Kleinod bereits im 19. Jdht als Mekka für Künstler aus ganz Europa. Auf der Suche nach ultimativen Malerlandschaften spazierten so bekannte Maler, wie Carl Rottmann, Ferdinand Waldmüller, Friedrich Gauermann, Carl Spitzweg oder der legendäre Wilhelm Busch mit Pinsel, Farben und Leinwand bewaffnet, entlang des Seeufers.

  • DUNKLE GESCHICHTE: OBERSALZBERG UND KEHLSTEINHAUS

    Dieser Ausflug von Berchtesgaden führt euch zum Obersalzberg und Kehlsteinhaus, zwei Orte, die mit dem dunkelsten Kapitel des 20. Jhdt verbunden sind. Dokumentation Obersalzberg Am Obersalzberg begann eines der dunkelsten Kapitel des 20. Jahrhunderts. Einst ein idyllisches Bergbauerndorf, entwickelte sich die Gegend in den 1920er Jahren unter Wohlhabenden und Prominenten zu einem touristischen Geheimtipp. Berühmte Persönlichkeiten wie der Erfinder der Kältetechnik, Carl von Linde, oder die angesehene Klavierherstellerfamilie Bechstein verbrachten hier ihre Sommerfrische. Nach seiner Machtergreifung im Jahr 1933 erwarb Hitler ein Landhaus, das er in die repräsentative Residenz »Berghof« umbauen ließ. Um die Sicherheit des Diktators zu gewährleisten, wurde die gesamte Umgebung zum »Führersperrgebiet« erklärt und die ansässige Bevölkerung zwangsumgesiedelt. Diejenigen, die sich weigerten, landeten im KZ Dachau. Ein Treffen mit Hitler auf dem Obersalzberg galt als besondere Ehre für Politiker und Parteimitglieder. Allerdings war dies nicht der Fall für den österreichischen Bundeskanzler Kurt Schuschnigg. Unter der Drohung des Einmarschs deutscher Truppen sah er sich gezwungen, ein Abkommen zu unterzeichnen, welches nur einen Monat später zum Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich führte. Hitler verstand es meisterhaft, den »Berghof« für medienwirksame Inszenierungen zu nutzen, um sich als volksnaher Politiker, Kinder- und Naturfreund, guter Nachbar und großer Staatsmann zu präsentieren. Doch hinter der idyllischen Fassade des Berghofs traf der Diktator im engsten Kreis seiner Vertrauten weitreichende Entscheidungen über Krieg und Völkermord. Die Dokumentation Obersalzberg bietet Euch die Möglichkeit tief in Geschichte des Obersalzbergs und des Nationalsozialismus einzutauchen. Hier erhaltet ihr einen gut aufbereiteten und umfassenden Einblick in das dunkelste Kapitel des 20. Jahrhunderts. Das Gebäude der Dokumentation Obersalzberg liegt in der Nähe von Hitlers Berghof, der kurz vor Kriegsende durch einen alliierten Luftangriff schwer beschädigt und 1952 schließlich dem Erdboden gleichgemacht wurde. Das Kehlsteinhaus »Eagle´s Nest« Majestätisch thront das Kehlsteinhaus wie ein Adlerhorst auf einem Felssporn in 1.834 m Höhe über Berchtesgaden. Im Jahr 1938 errichtet, diente Hitler das Kehlsteinhaus für Repräsentationszwecke, wo er Freunde und Gäste vor einer imposanten Bergkulisse empfangen konnte. Erstaunlicherweise hat das Kehlsteinhaus den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden und ist weitgehend im Originalzustand erhalten geblieben, während die meisten anderen Gebäude aus der NS-Zeit am Obersalzberg abgerissen wurden. Seit den 1950er Jahren wird das architektonisch einzigartige Gebäude als Berggaststätte genutzt. Bereits die Busfahrt zum Kehlsteinhaus ist spektakulär. Die nach nur 13 Monaten Bauzeit fertiggestellte 6,5 km lange Kehlsteinstraße führt spektakulär entlang von steil abfallenden Felswänden durch fünf Tunnel und überwindet den gewaltigen Höhenunterschied von 800 m mit nur einer einzigen Kehre. Dabei erreicht die Steigung bzw das Gefälle bis zu 24%. Die im Jahr 1938 eröffnete Kehlsteinstraße gilt als Pionierleistung der damaligen Zeit. Hinweis: Die Kehlsteinstraße zum Kehlsteinhaus ist für den Individualverkehr gesperrt und darf nur von öffentlichen Bussen befahren werden, die Unweit vom Parkplatz des Dokumentationszentrums losfahren. Bei der Endstation der Busse führt ein 124 m langer Tunnel zu einem goldglänzenden Aufzug inmitten des Kehlsteins, der bereits die Gäste Hitlers zum »Gipfel der Macht« brachte. Die mit polierten Messingplatten und venezianischen Spiegeln verkleidete Aufzugskabine ist weitgehend original erhalten geblieben, einschließlich Wandtelefon aus Bakelit und mechanischer Uhr. Genau 41 Sekunden benötigt der historische Aufzug, um euch auf die Terrasse des Kehlsteinhauses zu bringen. Von hier oben erwartetet euch ein atemberaubender Panoramaausblick auf die Berchtesgadener Bergwelt – vom Hohen Göll bis Watzmann, Untersberg und Hochkalter. Deutlich ist auch der Königssee zu erkennen. Lasst euch auf keinen Fall das Gipfelkreuz des Kehlsteins entgehen, welches in rund 10 Minuten vom Kehlsteinhaus zu erreichen ist. Bei einem Foto des Gipfelkreuzes besteht die Herausforderung darin, dass nicht gerade 50 andere Touristen gleichzeitig in eure Linse strahlen oder ihre WhatsApp-Nachrichten checken. Bevor es mit dem Linienbus wieder tollkühn die Bergstraße hinuntergeht, könnt ihr euch noch im Kehlsteinhaus stärken und Mut für die Rückfahrt antrinken. WEITERE TIPPS FÜR EINEN KURZURLAUB IM BERCHTESGADENER LAND BERCHTESGADEN VON OBEN ENTDECKENHINTERSEE – INBEGRIFF EINES ROMANTISCHEN BERGSEES KÖNIGSSEE – BOOTSFAHRT DURCH EINEN BAYERISCHEN FJORD BAYERNS SCHÖNSTER WANDERWEG: DURCH DIE WIMBACHKLAMM ZUM WIMBACHSCHLOSS

  • CALW – EIN SPAZIERGANG DURCH DIE GEBURTSSTADT VON HERMANN HESSE

    Calw ist ein geschichtsträchtiges Fachwerkstädtle im Schwarzwald. Hier könnt ihr ein bedeutendes Kloster entdecken und auf den Spuren des weltbekannten Schriftstellers Hermann Hesse wandeln.

  • BODENSEE-NORDUFER: UNSERE 6 PERSÖNLICHEN LIEBLINGSORTE

    Auf an den Bodensee! Wir bewundern die barocke Wallfahrtskirche Birnau, überzeugen uns von der Schönheit des Klosters Salem, unternehmen eine Reise in die Bronzezeit in Unteruhldingen, besuchen die Städte Meersburg und Überlingen und spazieren durch die Weinberge in Hagnau.

  • SCHWARZWALD: DIE KLÖSTER MAULBRONN, HIRSAU UND ALPIRSBACH

    Diese wunderschöne Zwei-Tagestour durch den Schwarzwald führt euch mit dem Auto vom Kloster Maulbronn über die Klosterruine Hirsau zum Kloster Alpirsbach im Kitzingtal.

  • GENGENBACH – EIN SPAZIERGANG DURCH DIE »PERLE DES SCHWARZWALDS«

    Gengenbach mit seinen romantischen Gässchen und den drei Stadttürmen zählt sicherlich zu den schönsten Städten von Baden-Württemberg. Ein Städtle-Spaziergang zu den schönsten Ecken und Winkel der Stadt und ein Ausflugtipp zum Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach.

  • LIECHTENSTEIN RADROUTE ZWISCHEN MIKULOV, LEDNICE UND VALTICE

    Schloss Valtice Die Liechtenstein Radroute zählt zu den schönsten Radtouren zwischen Mikulov, Lednice und Valtice. Sie führt Euch zu den schönsten Plätzen im österreichisch-mährischen Grenzgebiet.

  • VON RETZ NACH ZNAIM AM »WEIN UND KULTUR RADWEG«

    Der »Wein und Kultur Radweg« verbindet die beiden Schwesternstädte Retz und Znaim. Bei dieser Tour zeigen wir euch interessante historische Kleinode und atemberaubende Aussichtspunkte von wo Ihr die Schönheit der hügeligen Weinberge und Heidelandschaften genießen könnt.

  • 5 AUSFLÜGE RUND UM WISMAR – KÜHLUNGSBORN, BAD DOBERAN, INSEL POEL, WARNEMÜNDE

    Ihr wollt das Umland von Wismar besser kennen lernen? Dann empfehlen wir Euch die Ausflüge nach Kühlungsborn, Bad Doberan, Warnemünde und die Insel Poel.

  • LANDSHUT – EINE STADT, WIE AUS DEM MITTELALTER

    Die alte bayrische Herzogstadt Landshut bietet Ihren Besuchern eine wahre Flut an wunderhübschen Bürgerhäusern aus der Gotik und Renaissance.

  • WISMAR UND SEINE SEHENSWÜRDIGKEITEN AN EINEM TAG ZU FUSS ERKUNDEN

    Ihr erfahrt in diesem Beitrag die perfekte Route für einen Stadtspaziergang, entdeckt die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Wismar und gönnt Euch zum Abschluss ein Fischbrötchen im Alten Hafen.

  • USEDOMER SCHWEIZ – AUF DEN SPUREN DES MALERS LYONEL FEININGER

    Dieser Beitrag entführt Euch in die Usedomer Schweiz. Entdeckt gemeinsam mit dem Maler Lyonel Feininger idyllische Dörfer mit kleinen feinen Sehenswürdigkeiten. Wie der Name Usedomer Schweiz entstand Einst trafen sich findige Touristiker und diskutierten, wie sie Usedoms Hinterland besser vermarkten könnten. Denn »Achterland«, wie die Region hinter den drei Kaiserbädern Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck heißt, klingt zwar recht nett, aber nicht besonders sexy. Nach endlosen Brainstormings fiel endlich der Groschen! Nennen wir doch die hügelige Gegend mit Wäldern, Wiesen und sieben Seen einfach »Usedomer Schweiz«. Der Einwand, dass es keinen 4.000er hier zu besteigen gibt, wurde rasch verworfen, denn immerhin kann man mit dem Kückelsberg aufwarten, der sage und schreibe 56 Meter misst. Eine nette Geschichte, aber ich gebe zu, diese ist frei erfunden! Die Radtouren des Malers Lyonel Feininger Wenn in den Kaiserbädern zu viel Trubel herrscht, dann bietet sich eine Tour in das ruhigere Inselinnere von Usedom an. Die Ruhe und Schönheit dieser Gegend schätzte auch der deutsch-amerikanischen Maler Lyonel Feininger, der viele seiner Urlaube auf Usedom verbrachte. Zu seinen Lieblingsmotiven zählte die St-Petri-Kirche in der kleinen Gemeinde Benz, deren Geschichte bis in die erste Hälfte des 15. Jhdt zurückreicht. Geboren 1871 als Sohn deutscher Eltern in New York, kam Feininger mit 16 Jahren zurück nach Deutschland und besuchte die »Königlichen Akademie der Künste« in Berlin. Zuerst als freier Illustrator für verschiedene Zeitschriften tätig, widmete sich Feininger am Beginn des 20. Jhdt immer mehr der Malerei. Benz, das Zentrum der Usedomer Schweiz Im Jahr 1908 besucht Lyonel Feininger erstmals die Insel Usedom. Von Heringsdorf aus unternahm Feininger unzählige Radausflüge in die Usedomer Schweiz, wo er Landschaften und Gebäude skizzierte. Mit seinem für die damaligen Verhältnisse hypermodernen Fahrrad mit Luftreifen erregte er bei den Einheimischen überall Aufsehen. In Benz verewigte er nicht nur die St-Petri-Kirche auf Papier, sondern auch die Holländermühle auf dem Berg oberhalb des Ortes, die im Jahre 1830 erbaut wurde. Von diesem wahrlich schönen Plätzchen habt ihr einen schönen Ausblick auf die Landschaft und den Schmollensee. Ein Jahr nach seinem ersten Aufenthalt auf Usedom wird er Mitglied der Berliner Secession, die sich dem Impressionismus verschrieben hatte. Im Jahr 1919 gründet Feininger gemeinsam mit Walter Gropius das Bauhaus in Weimar und gehört mit seinen Arbeiten schon bald zu den bedeutendsten Künstlern der Klassischen Moderne. 1937 muss Feininger in die USA zurückkehren, da seine Bilder im Nazi-Deutschland als »entartete Kunst« gelten. Der Maler stirbt 1956 in New York. Lyonel Feininger in Neppermin Auf der Suche nach geeigneten Motiven führten Feininger seine Radtouren auch in die kleine Ortschaft Neppermin, die erstmals im Jahr 1254 urkundlich erwähnt wurde. Der Ortsname geht auf die erste Besiedelung der Insel durch Slawen zurück und bedeutet so viel wie »der Ort an einem stehenden Gewässer«, was sich auf die Lage am Achterwasser bezieht. Feininger gab den Ort die liebevollen Spitznamen »Nevermind« und »Peppermint«. Die Bockwindmühle von Pudagla Am Weg zwischen Pudagla und Neppermin fertigte Feininger Skizzen von der Bockwindmühle in Pudagla an. Sie gilt als letzte noch im Originalzustand erhaltene Bockwindmühle auf Usedom. Das Merkmal einer Bockwindmühle ist, dass das gesamte Mühlenhaus auf einem senkrechten dicken Pfahl – dem »Bock« – steht. Die Geschichte der Mühle geht bis in das Jahr 1779 zurück und sie war bis 1937 in Betrieb. Nach umfassenden Restaurierungsarbeiten ist heute ein kleines Museum in der Mühle eingerichtet. Mellethin – Der Mittelpunkt von Usedom So manche Radtour führte Feininger auch in das Gutsdorf Mellethin mit einer hübschen mittelalterlichen Backsteinkirche aus dem 14. Jahrhundert. Das Wort »Mellenthin« kommt aus dem slawischen und bedeutet »Mittelpunkt«. Und wie der Zufall will, steht genau dort, wo sich der Mittelpunkt der Insel Usedom befinden soll, das Wasserschloss Mellenthin. Das Renaissance-Schloss Mellethin ist das einzige Wasserschloss auf Usedom. Errichtet um 1575 wurde das Schloss zu DDR-Zeiten für Wohnzwecke, als Kindergarten und als Gaststätte genutzt. Nach der Wende wurde das Wasserschloss im Jahr 2001 aufwendig renoviert und zu einem beliebten gastronomischen Ausflugziel umgebaut. Unserer Meinung nach kann, aber man muss es nicht zwingend besuchen, denn das Schloss ist ein magischer Anziehungspunkt für alle Reisebusse und – jetzt wird es böse – »Rollatoren-Touren« . Die »Lyonel-Feininger-Tour« Alle diese Motive könnt ihr im Rahmen der »Lyonel Feininger Radtour« besuchen. Plaketten im Boden markieren alle seinen Wirkungsstätten. Natürlich ist diese Tour auch mit dem Auto möglich. Weitere Infos findet ihr auf der Seite usedom.de NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?Wir hoffen, dass wir Euch zu einer Rundreise in die Usedomer Schweiz inspirieren konnten. Noch mehr Fotos von der Insel Usedom findet Ihr im Fotoalbum unter: USEDOMER SCHWEIZ – AUF DEN SPUREN DES MALERS LYONEL FEININGER

  • WANDERN USEDOM – DIE KAISERBÄDER BANSIN, HERINGSDORF, AHLBECK UND SWINEMÜNDE

    Usedom! Prachtvolle Bäderarchitektur, die berühmte Seebrücke von Ahlbeck und endlose Sandstrände werdet ihr auf dieser Wander- oder Radtour entlang der längsten Strandpromenade Deutschlands entdecken. Unsere 12 km lange Tour beginnt im Kaiserbad Bansin und führt über Heringsdorf und Ahlbeck in das polnische Swinemünde. Ausgangspunkt ist die Seebrücke in Bansin. Kaiserbad Bansin Das Seebad Bansin wurde 1897 eigens zu Zwecken des Badebetriebes »aus dem Boden« gestampft. Grund für die Gründung war das in Deutschland in Mode kommende Baden im Meer, für die der endlose Sandstrand beste Voraussetzungen bot. Doch um die Jahrhundertwende konnte man nicht einfach in die Fluten der Ostsee hüpfen, da Sitte und Anstand besonders großgeschrieben wurden. Davon zeugen noch heute die an der Promenade stehenden nachgebauten Badekarren. In dieser hölzernen Umkleidekabine auf vier Rädern zogen sich die Badegäste, geschützt vor den neugierigen Blicken Anderer, ihr Badetrikot an. Anschließend schleppte ein Pferd den Badekarren ins Wasser. Nur so konnten die Badewilligen sittlich unbedenklich im Meer baden, da der Badekarren gleichzeitig als Sichtschutz diente. Denn es galt als moralisch verwerflich, wenn Frauen und Männer in Sichtweite zueinander im Wasser planschten, auch wenn die damalige Bademode viel mehr verhüllte als heute. Bansin hatte sich jedoch in den Anfangsjahren seines Bestehens einen antisemitischen Ruf eingehandelt. Man vermarktete sich gerne »als deutsches Seebad mit ausschließlich christlichen Häusern und frei von Juden«. Damit wollten sich die Bansiner von Heringsdorf abgrenzen, wo das jüdische Großbürgertum herzlich willkommen war und auch in koscheren Restaurants dinieren konnte. Genug der Einführung. Starten wir los. Im Gegensatz zu ihren Pendants in Heringsdorf und Ahlbeck ist die 285 Meter lange Seebrücke in Bansin puristisch einfach gestaltet und weist kein Land- oder Brückengebäude auf. Trotzdem ist sie bei jedem Wetter als Flaniermeile bei den Touristen beliebt. In unserem persönlichen Ranking der schönsten Seebrücken auf unserer Tour belegt sie Platz 2. Die Bäderarchitektur in den Kaiserbädern von Usedom Das Sehenswerte bei unserer Wanderung entlang der Strandpromenade von Bansin nach Heringsdorf und Ahlbeck sind die vielen prachtvollen Bädervillen. Die Bäderarchitektur vereint Elemente des Klassizismus, Historismus und Jugendstils: Säulen schmücken das Eingangstor, Loggien mit großen Fenstern oder Holzveranden lockern die Hausfassade auf. Ein gemütlicher Erker und ein kleines Türmchen dürfen meist auch nicht fehlen. Als im 19. Jhdt das Baden im Meer in Mode kam, entdeckten Adelige und die Berliner Hautevolee Usedom als idealen Ort für ihre Sommerfrische und ließen sich standesgemäße Villa als Sommerresidenz errichten. Nur wenige Jahre später galt die Insel Usedom bereits als »Berlins Badewanne«. Usedom hat sich in den Jahren nach der Wende zu einem touristischen Hotspot entwickelt und viele der denkmalgeschützten Bädervillen wurden in Hotels und Ferienwohnungen umgebaut. Traurig, aber wahr: Schon einige der alten Villen wurden das Opfer der Spitzhacke und durch charmebefreite Neubauten mit dutzenden Ferienwohnungen ersetzt. Die Künstler in den Kaiserbädern Auch viele Künstler zog es in die Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck. Darunter Thomas Mann, Leo Tolstoi, Theodor Fontane, Kurt Tucholsky oder den Wiener Walzerkönig Johann Strauß. Sie alle flanierten entlang der Strandpromenade, lauschten den kreischenden Möwen und atmeten die würzige Seeluft ein. Wir verlassen nun kurz die Strandpromenade und suchen die Maxim-Gorki-Straße Nr 13 auf, die parallel zur Strandpromenade verläuft. Hier steht die Villa Irmgard, wo sich im Jahr 1922 der russische Schriftsteller Maxim Gorki von seiner Tuberkuloseerkrankung erholte. Ein Gerücht besagt, dass Lenin den Schriftsteller persönlich zur Kur geschickt hatte, um ihn wegen ideologischer Auseinandersetzungen auf elegante Art loszuwerden. Im Gästebuch des Hauses verewigte sich Gorki mit dem Satz »Und dennoch und trotz alledem werden die Menschen eines Tages wie Brüder leben«. In der Villa Irmgard befindet sich ein kleines Museum, wo ihr die Wohn- und Arbeitsräume des Schriftstellers besichtigen könnt. Kaiserbad Heringsdorf Wieder zurück auf der Strandpromenade erreichen wir schon bald das Kaiserbad Heringsdorf, das in der Kaiserzeit zum »Nizza des Ostens« avancierte. Bis in das Jahr 1820 war Heringsdorf ein kleines namenloses Fischerdorf. Einer Legende nach verdankt der Ort seinen Namen dem Kronprinzen und späteren Preußen-König Friedrich Wilhelm IV, der mit seinen Brüdern und seinem Vater eine Rundreise durch Pommern machte. Auf Einladung des Gutsbesitzers Georg Bernhard von Bülow reisten sie auch nach Usedom. Als man das namenlose Fischerdorf besichtigte, bat man den Kronprinzen untertänigst dem kleinen Nest einen Namen zu geben. Inspiriert vom Salzen und Weiterverarbeiten der fangfischen Heringe am Strand fiel Friedrich Wilhelm spontan der Name »Heringsdorf« ein. Das kleine Fischerdorf entwickelte sich jedoch ab dem Jahre 1825 rasant zu einem mondänen Seebad, wo sich die Mitglieder des Kaiserhauses, Großindustrielle und das »Who-is-Who« der Berliner High Society ein Stelldichein gaben. Die Herren flanierten im Anzug und mit Gehstock entlang der Strandpromenade und knüpften gewinnbringende Geschäftskontakte oder diskutierten die wirtschaftlichen Auswirkungen des Russisch-Osmanische Krieges. Damen in weißen Sommerkleidern und dem obligatorischen Sonnenschirm fädelten standesgemäße Partien ihrer Kinder ein oder erfuhren den neuesten Klatsch und Tratsch aus Berlin. Zum gesellschaftlichen Zentrum von Heringsdorf zählte zur Kaiserzeit die Villa Staudt, wo Kaiser Wilhelm II regelmäßig mit Elisabeth Staudt auf der Terrasse Tee trank, wenn er auf Usedom weilte. Der Kaiser schätze die Treffen mit der Gastgeberin, da Elisabeth, nicht nur eine Augenweide war, sondern auch als intelligent, charmant und witzig galt. Im Garten der Villa erinnert eine Statue an den Großvater von Wilhelm II, der 1820 erstmals Heringsdorf gemeinsam mit seinem Bruder, König Friedrich Wilhelm IV besuchte. Sehenswert auf unserer Tour sind auch die Villa Oechsler und die Villa Oppenheim, wo einst der Maler Lyonel Feininger wohnte, der mit seinen Arbeiten am Bauhaus zu den bedeutendsten Künstlern der Klassischen Moderne zählt. Betrachten wir nun die Seebrücke von Heringsdorf. Sie ist mit 508 Metern die längste Seebrücke Deutschlands. 1995 eröffnet, beherbergt sie im Landgebäude eine Reihe von Geschäften, Lokalen und mehrere Appartements. Die alte Kaiser-Wilhelm-Brücke, die einst Lyonel Feininger malte, wurde in den 1950er Jahren ein Raub der Flammen. Über Architektur könnte man ja bekanntlich nächtelang diskutieren, doch einen Schönheitspreis gewinnt diese Brücke unseres Erachtens nicht. In einem Zeitungsartikel wurde sie mit ihrer windabweisenden Plexiglaszwischenwand und den vielen allzu hellen Lichtern treffenderweise mit einer überdimensionierten Straßenbahnhaltestelle verglichen. In unserem persönlichen Ranking der schönsten Seebrücken auf unserer Tour belegt sie den 3. und weiterlesen

  • NAUMBURG UND SEINE SEHENSWÜRDIGKEITEN AN EINEM TAG ZU FUSS ENTDECKEN

    Ob Naumburger Dom oder ein Spaziergang an der Saale – Ihr erfahrt in diesem Beitrag die perfekte Route für einen Stadtspaziergang durch das malerischen Naumburg, sowie zwei Ausflugtipps in die nähere Umgebung. Ein bisschen Geschichte … Die Stadt Naumburg blickt auf eine mehr als 1.000-jährige Geschichte zurück, deren Namen auf die neu errichtete Burg »Nuwenburg« der Markgrafen von Meißen zurückgeht. Bereits 1028 wurde Naumburg Bischofssitz und der Bau eines Doms begonnen. Durch die Verleihung des Marktrechts fünf Jahre später und der Lage an der Kreuzung zweier wichtiger Handelsstraßen, entwickelte sich Naumburg schon bald zu einem wichtigen Handelsplatz. Vom einstigen Reichtum der Stadt zeugen heute noch viele Bürgerhäuser rund um den Marktplatz. Kurioses Detail: Sowohl der Bereich rund um den Dom als auch die Händler- und Bürgerstadt waren über mehrere Jahrhunderte jeweils von einer eigenen Stadtmauer umgeben. Naumburger Dom Unseren Spaziergang durch Naumburg beginnen wir beim bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Schon von weitem sind die vier mächtigen Türme des Naumburger Doms zu sehen. Der Naumburger Dom, dessen Baugeschichte bis in das Jahr 1028 zurückreicht, zählt heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das Meisterwerk spätromanischer und frühgotischer Architekturgeschichte solltet ihr bei einem Besuch in Naumburg auf keinen Fall versäumen. Die Geschichte des Doms ist eng mit dem Namen »Uta« verbunden. Uta ist eine der zwölf lebensgroßen Stifterfiguren im Naumburger Dom, die um 1250 von einem unbekannten Bildhauer geschaffen wurden und deren Besonderheit in ihrer detailverliebten Darstellung liegt. Der Schriftsteller Umberto Ecco bezeichnete Uta in seiner »Geschichte der Schönheit«“ als die »schönste Frau des Mittelalters« und träumte von einem romantischen Abend mit ihr. Anmutig, vornehm und selbstbewusst, steht die kühle Schönheit im Westchor des Doms und lässt sich von den zahlreichen Besuchern des Gotteshauses bewundern. »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die schönste im ganzen Land?« Dies fragt einst die böse Königin im Walt Disney Zeichentrickfilmklassiker »Schneewittchen und die sieben Zwerge« ihren Spiegel. Und was hat die Widersacherin von Schneewittchen mit Uta zu tun? Wenn ihr Euch das Gesicht von Uta genau anseht werdet ihr bemerken, dass sie der bösen Königin ihr Gesicht lieh. West- und Ostchor sind durch zwei mittelalterliche Lettner vom Kirchenschiff getrennt. Besonders beeindruckend ist der Westlettner mit acht farbigen Reliefs, welche die Leidensgeschichte Christi darstellen. Im Ostchor befindet sich der Hauptaltar und ein unscheinbares Kapitell mit zwei schachspielenden Affen. Der Legende nach stritten zwei Domherren, ob Martin Luthers Lehren auch im Naumburger Dom Einzug halten werden. Worauf der eine Geistliche meinte, dass eher seine beiden Äffchen daheim das Schachspiel erlernen würden. Was für ein gewaltiger Irrtum! 1542 fanden Luthers Lehren ihren Weg auch nach Naumburg und die Äffchen wurden in Stein gehauen im Dom verewigt. Zum Abschluss der Besichtigung des Naumburger Doms empfehlen wir Euch auch den Kreuzgang des Gotteshauses zu besichtigen, der zum Domschatzgewölbe führt. Die Bürgerstadt von Naumburg Wir verlassen nun das UNESCO-Weltkulturerbe und spazieren durch die Herrengasse Richtung Marktplatz, der von Häusern aus der Zeit der Renaissance und des Barocks gesäumt wird. Sie alle wurden nach dem großen Stadtbrand von 1517 errichtet. Nehmt Euch Zeit und bewundert die vielen kleinen Details, die ihr bei genauem Hinsehen entdecken könnt. So weist ein Wappenstein mit einem Lorbeerbaum am Erker einer Apotheke auf den Namen des ehemaligen Apothekers hin. Oder werft einen Blick auf das Stadtmuseum »Hohe Lilie« mit seinem spätgotischen Staffelgiebel. Sicherlich werden Euch auch die mehrgeschossigen Dachaufbauten aufgefallen sein, die im Mittelalter den Kaufleuten als Warenlager dienten. Sie erinnern an jene Zeit, als Naumburg eine wichtige Handelsmetropole an der Handelsstraße Via Regia war, die West- und Osteuropa verband. Charakteristisch für Naumburg sind auch die übergroßen Zwerchgiebel, die mehrere Bürgerhäuser und das Rathaus zieren. Dominiert wird der Marktplatz von der spätgotischen Wenzelskirche, deren Turm nicht nur als Glockenturm, sondern auch als Wachturm diente. Hier versah der »Hausmann«, wie der Türmer in Naumburg genannt wurde, seinen Dienst. Der Türmer sollte Alarm schlagen, wenn sich Feinde der Stadt näherten oder Häuser in Flammen standen. Doch oft wurden Brände nicht rechtzeitig bemerkt, weil der Türmer seinen Rausch vom Vortag ausschlief. Was mit jenem Türmer geschah, der den großen Stadtbrand von 1517 nicht rechtzeitig meldete, der ganz Naumburg in Schutt und Asche legte, darüber schweigt die Stadtchronik. Hauptattraktion der Wenzelskirche ist die prachtvolle Hildebrandt-Orgel, die elegant unter der Kirchendecke thront. Sie gilt heute als die einzige erhaltene Orgel, die Johann Sebastian Bach maßgeblich mitkonzipierte und persönlich einweihte. Ein wenig versteckt hinter der Wenzelskirche führt ein Torbogen in die enge Jüdengasse, wo sich im Mittelalter das jüdische Viertel von Naumburg befand. Viele Juden übten zur damaligen Zeit die Tätigkeit als Geldverleiher aus. Als sich jedoch die Stadträte, über die angeblich hohen Wucherzinsen der jüdischen Geldverleiher und deren rücksichtslose Eintreibung beschwert hatten, wurde die jüdische Bevölkerung 1494 aus Naumburg ausgewiesen. Wir gehen weiter durch die Jakobsstraße zum Holzmarkt, wo uns ein besonders schöner Renaissancebau mit einem Erker ins Auge fällt. Hier befand sich einst der Gasthof »Zum Güldenen Harnisch«. Zu den berühmtesten Gästen des Hauses zählte Frankreichs Kaiser Napoleon und der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe. Napoleon war unterwegs zur nächsten Schlacht, Goethe hingegen traf eine Muse zum Tête-à-tête. Doch das ist geschichtlich nicht belegt und geht auf die Phantasie des Autors dieses Beitrages zurück. Der Holzmarkt diente einst als Holzstapel- und Trockenplatz des auf der Saale geflößten Holzes aus Thüringen. Wenn Ihr über den Platz schlendert, entdeckt ihr gleich das Denkmal für Friedrich Nietzsche, der auf einen Stuhl mit einem Buch sitzt und zu einem Mädchen blickt. Hat der Philosoph mit dem Riesen-Schnauzbart das Mädchen mit der Aussage »Das Weib war der zweite Fehlgriff Gottes« gerade geschockt? Oder zitierte er aus seinem Werk »Also sprach Zarathustra« den Satz »Wenn Du zu Frauen gehst, vergiss die Peitsche nicht!«? Man weiß es nicht. Bekannt ist jedoch, dass der Philosoph nicht nur seine Kindheit in Naumburg, sondern auch einen Großteil seiner letzten Lebensjahre verbrachte. Das Haus seiner Mutter mit der Adresse »Im Weingarten 18« ist nur ein paar Gehminuten vom Holzmarkt entfernt. Ab seinem 45. Lebensjahr litt Nietzsche unter einer schweren psychischen Krankheit., die ihn zum Pflegefall machte. Seine Mutter holte ihn nach Naumburg, wo sie bis weiterlesen

  • LIECHTENSTEINRADWEG – VON VALTICE NACH LEDNICE

    Der Liechtensteinradweg führt von Schrattenberg zu den prachtvollen Schlössern in Valtice und Lednice, die einst den Fürsten von Liechtenstein gehörten. Eine fürstliche Radtour durch das österreichisch-mährische Grenzgebiet (inkl update 2023).

  • BAD RADKERSBURG UND DIE BESTEN AUSFLUGSZIELE IM VULKANLAND

    Bad Radkersburg ist die südöstlichste Stadt der Steiermark und ein idealer Ausgangspunkt für die Erkundung des Vulkanlands und der Thermenregion.

  • DIE TOP 10 HIGHLIGHTS FÜR EINEN DREITÄGIGEN STÄDTETRIP NACH VENEDIG

    Alle Städte sind gleich, nur Venedig ist ein bisserl anders, schrieb der Schriftsteller Friedrich Torberg. Dieser Stadtrundgang durch Venedig führt Euch auf den Spuren berühmter Schriftsteller zu den 10 schönsten Sehenswürdigkeiten der Lagunenstadt.

  • VENEDIG AUF DEN SPUREN VON GIACOMO CASANOVA ENTDECKEN

    Taucht ein in das Labyrinth verschwiegener Kanäle und enger Gassen. Entdeckt prachtvolle Palazzi und Kirchen. Alles, was ihr für unsere Casanova-Tour benötigt, ist ein wenig Zeit und bequeme Schuhe.

  • RADWEG HALLO NACHBAR – VON LAA AN DER THAYA NACH MIKULOV

    Die prächtige Altstadt von Mikulov und die Kellergasse am Galgenberg prägen die Radrundtour »Hallo Nachbar, Ahoj sousede«, die in Laa/Thaya startet. Der schöne und grenzüberschreitende Radweg Hallo Nachbar verläuft meist flach entlang des ehemaligen »Eisernen Vorhangs«, der einst Europa in Ost und West teilte. Eine Radtour mit viel Natur und Zeitgeschichte.

  • EIN STADTSPAZIERGANG DURCH DAS MITTELALTERLICHE MIKULOV IN MÄHREN

    Mikulov – so nah und doch unbekannt! Nur eine knappe Autostunde von Wien entfernt, liegt dieses reizende mittelalterliche Städtchen gleich nach der österreichisch-mährischen Grenze.

  • FRANKEN – EIN KURZER SPAZIERGANG DURCH DIE ALTSTADT VON COBURG

    Auf unserer Tour durch Franken haben wir auch einen Zwischenstopp in Coburg gemacht. Erfahrt in diesem Beitrag, welche Sehenswürdigkeiten Ihr bei einem kurzen Stadtspaziergang auf keinen Fall versäumen solltet. Dazu gibt es Anekdoten über das Bratwurstmännle, Johann Strauss, und den »Gurken-Alex«.

  • FRANKEN – DIE SIEBEN SCHÖNSTEN AUSFLÜGE RUND UM BAMBERG

    Gössweinstein, Bayreuth, Coburg oder in die »Fränkische Schweiz« – Die Stadt Bamberg eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt für zahlreiche Tagestouren in das nordöstliche Franken. Wir haben für Euch unsere persönlichen Highlights rund um Bamberg in diesem Beitrag zusammengefasst.

  • AUSFLÜGE RUND UM LISSABON – DAS KÖNIGSSCHLOSS VON QUELUZ

    Das Königsschloss von Queluz gilt als eine der größten und schönsten Rokoko-Schlossanlagen Europas. „Que luz! – Welch ein Licht!“, soll Königin Dona Maria I begeistert ausgerufen haben, als sie erstmals durch den Palast spazierte. So prächtig der Palast auch ist, dem portugiesischen Königshaus brachte er kein Glück. 

  • 10 STÄDTE, DIE MAN IN PORTUGAL BESUCHEN SOLLTE

    Portugal hat viele historische Städte und idyllische Dörfer mit zahlreichen Kulturjuwelen zu bieten. Doch welche davon solltet Ihr im Rahmen einer Portugalrundreise besichtigen? Wir haben die für uns zehn schönsten und interessantesten Orte in diesem Beitrag zusammengefasst. Lissabon und Porto fehlen bewusst in dieser „Must-See“-Liste, da man diese beiden Städte auf keinen Fall bei einer Portugalrundreise links liegen lassen sollte.

  • STADTSPAZIERGANG BERLIN – AUF DEN SPUREN DER BERLINER MAUER

    28 Jahre, 2 Monate und 28 Tage teilte die Berliner Mauer die Stadt in einen Ost- und Westsektor. Nach dem Mauerfall 1989 verschwand sie fast völlig aus dem Stadtbild. Die wenigen Reste zählen heute zu den beliebtesten Touristenattraktionen. Dieser Stadtspaziergang führt Euch zu vier Orten, die an die Mauer und ihre Opfer erinnern.

  • BAMBERG UND SEINE SEHENSWÜRDIGKEITEN AN EINEM TAG ZU FUSS ENTDECKEN

    Ihr erfahrt in diesem Beitrag die perfekte Route für einen Stadtspaziergang durch Bamberg, lernt Bamberger Geheimnisse kennen und erfahrt zahlreiche Anekdoten über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.

  • VON LITSCHAU NACH TŘEBOŇ – DURCH DAS LAND DER 100 TEICHE

    Auf nach Böhmisch-Kanada! Unter diesem Motto steht die gemütliche Radtour von Litschau in die Renaissance-Stadt Třeboň. Dichte Wälder und unzählige Teiche prägen diesen Ausflug über die Grenze. Ein Natur- und Kulturerlebnis der besonderen Art.

  • ALDEIAS HISTÓRICAS – DIE ZWÖLF HISTORISCHEN DÖRFER PORTUGALS

    Sortelha, Monsanto oder Belmonte. Kaum jemand kennt diese Flecken auf der Landkarte. In der portugiesischen Geschichte spielten die Aldeias Históricas eine bedeutende Rolle. Auf unseren Reisen durch Portugal haben wir einige dieser „Historischen Dörfer“ besucht, die bis dato von den großen Touristenmassen und Selfie-Jüngern verschont geblieben sind.

  • CACELA VELHA – DAS SCHÖNSTE DORF AN DER OSTALGARVE

    Das auf einer Felsklippe liegende pittoreske Cacela Velha ist für uns das romantischste Dorf an der Algarve im Süden Portugals.  Zusätzlich punktet das Dorf mit dem schönsten Ausblick auf die unter Naturschutz stehende Lagune Ria Formosa.

  • FAHRRADTOUR VON CASCAIS ZUM STRAND VON GUINCHO

    Die Radtour von Cascais zum Strand von Guincho ist wahrlich keine sehr lange Fahrradtour. Jedoch führt der Radweg vorbei an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Cascais, an prachtvollen Villen und einer sehenswerten Felsküste. Cascais kann auch leicht im Rahmen eines Tagesausfluges von Lissabon besucht werden.

  • VOM ZAUBERWALD BUÇACO NACH AVEIRO, DEM VENEDIG PORTUGALS

    Der Wald von Buçaco scheint aus einem Märchen der Gebrüder Grimm entsprungen zu sein. Es fehlen nur mehr Hänsel und Gretl. Vielleicht entdeckt Ihr die kleinen Ausreißer in Aveiro, dem „Venedig Portugals“. Der Vergleich mit der italienischen Lagunenstadt hinkt jedoch gewaltig.

  • DIE TOP 6 SEHENSWÜRDIGKEITEN IN THÜRINGEN – VON WEIMAR BIS ZUR WARTBURG

    Weimar, Wartburg oder Schmalkalden – Wollt Ihr wissen, welche Orte und Sehenswürdigkeiten in Thüringen sehenswert sind? Oder wo sich der Mittelpunkt Deutschlands befindet? Wir haben für Euch unsere persönlichen Highlights von Thüringen in diesem Beitrag zusammengefasst.

  • WEIMAR UND SEINE SEHENSWÜRDIGKEITEN AN EINEM TAG ZU FUSS ENTDECKEN

    Die perfekte Route für einen Stadtspaziergang durch Weimar! Entdeckt die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und hört Anekdoten über Goethe, Schiller, sowie über weitere Protagonisten der Weimarer Klassik.

  • POTSDAM – EIN AUSFLUG IN DEN PARK VON SCHLOSS SANSSOUCI

    Raus aus Berlin, Zeit für einen Ausflug ins Grüne. Ich bin am Weg nach Potsdam. Mein Ziel ist Schloss Sanssouci, das preußische Versaille von Friedrich dem Großen.

  • TAVIRA – DAS CHARMANTE STÄDTCHEN AN DER ÖSTLICHEN ALGARVE

    Begebt Euch mit uns auf eine Entdeckungstour durch das charmante Städtchen Tavira und unternehmt anschließend eine Strandwanderung auf der vorgelagerten Insel „Ilha de Tavira“.

  • LISSABON IN 2 TAGEN ENTDECKEN

    Lissabon in zwei Tagen entdecken! Begebt Euch mit uns auf einen Stadtspaziergang durch Lissabon. Wir zeigen Euch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, die ihr beim Besuch der portugiesischen Hauptstadt auf keinen Fall versäumen solltet.

  • PORTUGAL – DIE SAGENUMWOBENE TEMPLERBURG VON ALMOUROL

    Auf der Suche nach einem Ausflug von Tomar, sind wir auf die Burg von Almourol gestoßen. Diese gilt als schönste Ritterburg Portugals.

  • BERLIN UND SEINE SEHENSWÜRDIGKEITEN AN EINEM TAG ZU FUSS ENTDECKEN

    Vom Alexander Platz bis zum Reichstagsgebäude – ich habe die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Berlins an einem Tag zur Fuß erkundet. Welche Route ich dabei gegangen bin und welche Sehenswürdigkeiten ihr auf keinen Fall versäumen solltet, findet ihr in diesem Beitrag.

  • BRATISLAVA VON OBEN – DIE 4 SCHÖNSTEN AUSSICHTSPUNKTE FÜR FOTOGRAFEN

    Bei Städtereisen suche ich gerne interessante Aussichtspunkte zum Fotografieren auf. Der Blick über die Dächer einer Stadt ist in vielen Fällen einzigartig. Hier meine Top 4 Aussichtspunkte für Bratislava.

  • BRATISLAVA- DAS SEHENSWERTE DANUBIANA MEULENSTEEN ART MUSEUM

    Trotz zahlreicher Reiseblogs und sozialer Medien gibt es auf dieser Welt tatsächlich noch einige unbekannte oder weniger bekannte Orte auf dieser Welt. Manche entdeckt man nur durch Zufall.

  • BRATISLAVA – BAROCKFASSADEN, SKURRILE STATUEN UND EIN UFO

    Bei unserem letzten Besuch Ende der 90er Jahre glich die Hauptstadt der Slowakei noch einem ziemlich hässlichen Entlein. Doch Bratislava hat sich mittlerweile zu einem kleinen prächtigen Schwan entwickelt.

  • GAFFER, SPÖTTER UND DER SCHÖNE NÁCI – DIE 5 SKURRILSTEN SKULPTUREN BRATISLAVAS

    In Bratislava findet man eine Vielzahl an skurrilen Skulpturen, die beim Betrachter für Erheiterung sorgen. Für Fotografen sind diese Kunstwerke beliebte Fotomotive.

  • MONSARAZ – DAS WEISSE DORF AN DER SPANISCHEN GRENZE

    Zu den sehenswerten Orten im Alentejo zählt das an der spanischen Grenze liegende Bergstädtchen Monsaraz. Vollständig von einer mächtigen Stadtmauer umgeben und für den Autoverkehr gesperrt, fühlt man sich bei einem Spaziergang durch die schmalen Gässchen ins Mittelalter versetzt.