WEINWANDERWEG – DURCH DIE WEINBERGE VON SPITZ AN DER DONAU

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Am Weinwanderweg Spitz an der Donau

Spitz an der Donau übt im Herbst, wenn sich das Laub der Weinstöcke in den buntesten Farbtönen präsentiert, eine besondere Faszination aus.

Start: Pfarrkirche Spitz

Pfarrkirche Spitz

Ausgangspunkt unserer Wanderung ist das Ortszentrum von Spitz und zwar bei der Pfarrkirche »St Mauritius«, die eine besondere Eigentümlichkeit aufweist. Die Längsachse des spätgotischen Gotteshauses weist einen extremen Knick von 20 Grad auf. Über den Grund der Krümmung rätseln Experten noch heute. Der häufigste Grund für einen Achsknick ist in der Regel die nachträgliche Ostung des Kirchengebäudes in Richtung der aufgehenden Sonne. Es wird aber auch die These vertreten, dass die Bodenbeschaffenheit ein gerades Fundament nicht erlaubte.

Tausendeimerberg

Tausendeimerberg

Unser erstes Ziel ist der Burgberg, besser bekannt als Tausendeimerberg. Vorbei am Schloss Spitz wandert Ihr die Friedhofgasse ein Stück entlang und folgt dann dem Wegweiser »Welterbesteig«, der Euch im Zick-Zack durch Wald und Weingärten auf den markanten 314 Meter hohen Felskegel führt.

Tausendeimerberg

Der Tausendeimerberg ist das Wahrzeichen des malerischen Weinortes Spitz. Seinen Namen verdankt der Berg dem alten Flüssigkeitsmaß »Eimer«, welches bis zur Einführung des Litermaßes verwendet wurde. In guten Jahren konnten bis zu 1.000 Eimer Weintrauben gelesen werden, was heute einer Menge von rund 56.000 Liter entspricht.

Tausendeimerberg

Die Mühsal des Anstiegs wird mit einem einzigartigen Ausblick auf das Donautal belohnt. Zu Euren Füßen liegen die steilabfallen Terrassenweingärten, die durch Trockensteinmauern gestützt werden. Die Mauern aus Natursteinen, die ohne Zuhilfenahme von Mörtel oder Beton errichtet wurden, machen den Weinbau in vielen Steillagen überhaupt erst möglich. Im Jahr 2021 wurde die Kunst des Trockensteinmauerns in der Wachau sogar in die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.

Tausendeimerberg

Wenn ihr den Blick donauaufwärts richtet, könnt Ihr am Fuße des Jauerling die mächtige Burgruine Hinterhaus sehen. Sie bietet alles, was zu einer echten Ritterburg gehört inklusive dem Burggeist Adelheid. Adelheid war die Gemahlin von Heinrich, dem Kuenringer, die jedoch bereits wenige Wochen nach der Hochzeit starb.

Ruine Hinterhaus

Statt um seine verstorbene Gattin zu trauern, heiratete Heinrich noch innerhalb des Trauerjahres ein weiteres Mal. Die Strafe Gottes folgte umgehend. Heinrich verstarb beim heißen Liebesspiel in der Hochzeitsnacht. Seither winkt der Geist von Adelheid jedes Jahr am Todestag des Gatten aus den Fenstern der Ruine und jammert unentwegt »Nit ein Jahr!«. Genug der Schauergeschichten.

Am Weinwanderweg von Spitz

Am Weinwanderweg Spitz an der Donau

Vom Tausendeimerberg wandern wir einen steilen Asphaltweg nach Quitten und Radlberg hinunter, wo ihr einige hübsche gotische Häuser bewundern könnt. Von nun an folgen wir den flaschenförmigen Wegweisern des Spitzer Weinwanderweges, der uns zuerst entlang eines Güterweges und anschließend auf einem Wiesenpfad durch die Spitzer Rieden führt. Schautafeln am Wegesrand informieren Euch über Rieden und Weinsorten. Besonders die Rebsorten Grüner Veltliner und Riesling gedeihen rund um Spitz.

Am Weinwanderweg Spitz an der Donau

Der Weinbau hat in Spitz eine jahrhundertlange Tradition und reicht bis in das 9. Jhdt zurück. Zu dieser Zeit stand das Gebiet unter bayrischer Herrschaft, die es zeitweilig den legendären Kuenringern als Lehen überließ. Die Kuenringer galten im Mittelalter als die heimlichen Herrscher in der Wachau.

Am Weinwanderweg Spitz an der Donau

Urkundlich erstmals im Jahr 1056 erwähnt, waren sie an der wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung Niederösterreichs beteiligt. Sie gründeten das Stift Zwettl im Waldviertel und ließen Städte und Burgen errichten. In der Wachau besaßen sie die Burgen Hinterhaus, Dürnstein und Aggstein. Zahlreiche Legenden und Gerüchte ranken sich noch heute um die Kuenringer.

Am Weinwanderweg Spitz an der Donau

Für Jahrhunderte galten sie als gefürchtete Raubritter. So sollen sie mit einer Eisenkette die Donau abgesperrt haben, um von den vorbeifahrenden Handelsschiffen illegale Mautgebühren zu kassieren oder um reiche Kaufleute zu entführen, die sie nur gegen hohe Lösegeldzahlungen wieder freiließen. Ob sie nun tatsächlich berüchtigte Raubritter waren oder sie durch feindliche Propaganda erst zu diesen gemacht wurden, ist bis heute nicht restlos geklärt. Geschichtlich gesichert ist jedoch, dass die Kuenringer im Jahre 1594 ausstarben.

Am Weinwanderweg Spitz an der Donau

Zurück zur bayrischen Herrschaft in Spitz, die fast 700 Jahre währte. Erst 1504 gelang es den Habsburgern im Zuge des Landshuter Erbfolgekriegs die bayerische Enklave in ihren Besitz zu bringen.

Aussichtspunkt am Hartberg

Aussichtpunkt am Hartberg

Mittlerweile haben wir den höchsten Punkt des Spitzer Weinwanderwegs erreicht, wo mitten in den Weingärten ein Rastplatz mit herrlichem Ausblick zu einer Pause einlädt. Lasst diesen einzigartigen Panoramablick ein wenig auf Euch wirken.

Am Weinwanderweg Spitz an der Donau

In der Ferne erkennt Ihr den Kirchturm von Spitz und den Tausendeimerberg. Die Trockensteinmauern der Terrassenweingärten ziehen sich wie geometrische Muster durch die Spitzer Hügellandschaft. Und das bunte Herbstlaub der Weinstöcke bietet ein aufregendes Farbenspiel.

Auf zum Roten Tor

Rotes Tor

Nachdem wir ausgiebig den Panoramablick genossen haben, wandern wir den Spitzer Weinwanderweg weiter durch die idyllische und herbstlich gefärbte Weinlandschaft. Doch so friedlich, ging es hier nicht immer zu. Davon zeugt noch heute das »Roten Tor«, einem weiteren historischen Wahrzeichen auf unserem Rundwanderweg.

Rotes Tor

Das ehemalige Mauertor ist das letzte Relikt einer alten Ringmauer, die Spitz vor Plünderungen und Brandschatzungen bewahren sollte. Seinen Namen erhielt das »Rote Tor« während des Dreissigjährigen Krieges, als hier blutige Kämpfe mit schwedischen Truppen tobten. Dabei soll so viel Blut geflossen sein, dass das Tor davon tiefrot gefärbt wurde.

Rotes Tor

Bevor wir einen schmalen Pfad zum Spitzer Schloss hinunter wandern, genießt vom »Roten Tor« nochmals den großartigen Ausblick über Spitz und das Donautal.

Über Schloss Spitz zum Ausgangspunkt

Am Weinwanderweg Spitz an der Donau

Anfangs noch ein wenig steil und holprig, führt der Pfad anschließend gemütlich durch die Weingärten in den Ort hinunter. Auch hier schimmert das Laub der Weinstöcke in allen nur erdenklichen Schattierungen und Farbtönen. Mit dem weichen Licht der Herbstsonne ist das Naturschauspiel ein schönes Motiv für alle Fotografen.

Am Weinwanderweg Spitz an der Donau

Die Schönheit der Wachau schätzen auch schon viele Filmemacher. Der wohl bekannteste Heimatfilm, der auch in Spitz gedreht wurde, ist zweifellos »Mariandl«. Wer kennt sie nicht, die Geschichte einer wundersamen Familienzusammenführung aus den 1960er Jahren.

Schloss Spitz

Conny Froebess spielte das Mariandl, Waltraud Haas ihre Mutter Marianne Mühlhuber, Hans Moser den nuschelnden Opa Windischgruber und Rudolf Prack den Hofrat Geiger. Trotz zahlreicher Liebeswirren kommt es zum Schluss natürlich zu einem Happy-End, welches von der heimlichen Hymne der Wachau untermalt wird: »Mariandl-andl-andl, aus dem Wachauer Landl-Landl«.

Schloss Spitz

Mittlerweile haben wir den Hinterweg erreicht und folgen diesem bis zur Schlossgasse. Vor euch erhebt sich Schloss Spitz, welches im 16. Jhdt errichtet wurde und sich heute im Besitz der Marktgemeinde Spitz befindet. Viel mehr gibt es über die Geschichte dieses Renaissancebaus nicht zu erzählen.

Schloss Spitz

Nachdem Ihr ein paar Torbögen durchquert habt, ist es nur mehr ein Katzensprung zum Ausgangspunkt zurück.

Fazit:
Eine schöne und kurzweilige Wanderung durch die beeindruckenden Spitzer Weingärten mit malerischen Ausblicken. Nach der Wanderung habt ihr Euch wahrlich eine Jause und ein Glaserl Wein bei einem der zahlreichen Heurigen verdient.

FOTOALBUM
Wir hoffen, dass wir Euch mit unserem Bericht zu einer Wein-Wanderung in Spitz an der Donau inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Wanderung findet Ihr im Fotoalbum unter: WEINWANDERWEG SPITZ AN DER DONAU

Wanderkarte, GPS-Daten