
Willkommen auf dem Marillenblütenradweg in der Wachau – einer Radtour, die ihr in keiner offiziellen Radkarte finden werden. Inspiriert von der einzigartigen Marillenblüte haben wir uns die Freiheit genommen, diesen Abschnitt des Donauradwegs kurzerhand inoffiziell umzutaufen.
Marillenblütenradweg

Von Ende März bis Anfang April verwandelt sich die Wachau in ein atemberaubendes Blütenmeer, wenn tausende Marillenbäume ihre zarten rosa-weißen Blüten entfalten. Auf dieser Radtour erwarten Euch nicht nur blühende Obstgärten, sondern auch kulturelle Schätze: ehrwürdige Klöster, eine geheimnisvolle Kartause, imposante Burgruinen und malerische Ortschaften.
Mautern – Römer und Nibelungen!

Als Ausgangspunkt unseres inoffiziellen Marillenblütenradwegs, der dem bekannten Donauradweg folgt, bietet sich Mautern an, wo wir auch bequem das Auto parken können. Mautern, dessen Ursprünge bis in die Römerzeit zurückreichen, beeindruckt mit gut erhaltenen Mauerresten aus dieser Epoche. Doch nicht nur die Römer hinterließen hier ihre Spuren: Kriemhild und die Nibelungen sollen durch Mautern gezogen sein, ebenso wie der Heilige Severin, der sich der Bekehrung von Römern und Barbaren widmete. Von dieser geschichtsträchtigen Atmosphäre inspiriert und voller Tatendrang, schwingen wir uns voller Vorfreude aufs Rad.
An der schönen blauen Donau durch die Wachau

Wie ein silbernes Band schlängelt sich die Donau durch die malerische Wachau, und wir folgen ihrem Lauf auf dem Donauradweg – oder besser gesagt, auf dem von uns umgetauften »Marillenblütenradweg«. Erstaunlicherweise hat noch kein findiger Touristiker die brillante Idee gehabt, diesen Abschnitt des Donauradweges offiziell so zu benennen.

Zwischen Rossatz und St. Lorenz entfaltet sich ein atemberaubendes Panorama vor uns: Weingärten wechseln sich mit blühenden Marillenbäumen ab und tauchen die Wachau in ein blütenweißes Meer.
Der tote Riese von St Lorenz

In St. Lorenz erwartet uns eine skurrile Überraschung: das Grab eines Riesen. Kein Grabstein kündet von seiner Existenz, nur eine gigantische Nase ragt aus dem Boden. Ein Wunder? Mitnichten! Es handelt sich um ein faszinierendes Kunstwerk im öffentlichen Raum.
Ruine Aggstein – Das Rosengärtlein, ein Ort des Schreckens!

Die Ruine Aggstein thront wie ein Adlerhorst auf einem steil abfallenden Felsen hoch über der Donau. Die Auffahrt mit dem Rad wäre eine echte Herausforderung – 2,3 km mit Steigungen von bis zu 20%. Wir entscheiden uns, die mächtige Burganlage aus der Ferne zu bewundern und lassen uns von ihrer imposanten Silhouette faszinieren.

Die Burgruine Aggstein ist untrennbar mit der Legende vom Rosengärtlein verbunden. Der berüchtigte Raubritter Schreck vom Wald soll seine Gefangenen auf einen schmalen, steilen Felsvorsprung an der Burgmauer – das sogenannte Rosengärtlein – gebracht haben. Dort stellte er sie vor die grausame Wahl: den Tod durch einen Sprung in die Tiefe oder qualvolles Verhungern.
Kartause Aggsbach – Beten allein war nicht mehr genug

Von Aggstein ist es nur eine kurze Fahrt zur Kartause Aggsbach, die etwas abseits vom Marillenblütenradweg oder vulgo Donauradweg liegt. Dieses ehemalige Kloster, 1380 gegründet und knapp 400 Jahre später von Joseph II. aufgelöst, erzählt von einer Zeit, in der Beten und Schweigen nicht mehr ausreichten. Joseph II. vermisste einen konkreten Nutzen für die Allgemeinheit – ein Gedanke, der die Wandlung der Zeit widerspiegelt.

Wir besuchen die Stiftskirche und lassen uns vom Meditationsgarten verzaubern. Hier werden durch kunstvoll arrangierte Pflanzen die zerstörten Mönchszellen und der große Kreuzgang symbolisch wieder zum Leben erweckt. Die Stille und Beschaulichkeit dieses Ortes laden förmlich zum Innehalten ein.
Natur pur und das Kloster Schönbühel

Von Aggsbach führt der Marillenblütenradweg durch ein unberührtes Augebiet nach Schönbühel, wo wir beinahe ein unscheinbares Kleinod übersehen hätten: Das ehemalige Servitenkloster Schönbühel.

Das Kloster Schönbühel wurde im 17. Jh. auf den Ruinen des sagenumwobenen »Teufelsschlosses« errichtet, in dem der Teufel einst sein Unwesen getrieben haben soll. Der Legende nach soll in den Gemäuern ein unermesslich reicher Schatz verborgen gewesen sein – doch alle, die ihn bergen wollten, kehrten entweder nicht zurück oder verloren den Verstand. Um den Spuk zu beenden, ließ Graf Conrad Balthasar von Starhemberg das Kloster errichten, das später zu einem bedeutenden Wallfahrtsort wurde.
Schloss Schönbühel

Nur einen Katzensprung vom ehemaligen Servitenkloster entfernt thront Schloss Schönbühel auf einem markanten Donaufelsen. Die im frühen 12. Jh. als Wehrburg errichtete Anlage prägten die Starhemberger über vier Jahrhunderte. Nach allmählichem Verfall erfolgte 1819 die Renovierung und der Umbau zum Schloss. Obwohl das Gebäude nicht öffentlich zugänglich ist, gehört das imposante Bauwerk am Ufer der Donau zu den schönsten Fotomotiven der Wachau.
Stift Melk – das schönste Barockstift Österreichs

Majestätisch erhebt sich Stift Melk auf einem Felsen, zweifellos eine der schönsten Barockanlagen Österreichs. Ein Besuch und eine Führung durch das Stift sind ein absolutes Muss für jeden Kulturliebhaber. Zu den Höhepunkten des Stifts Melk zählen der prachtvolle Marmorsaal und die beeindruckende Stiftsbibliothek.

Der Marmorsaal besticht durch sein atemberaubendes Deckenfresko, das 1731 von Paul Troger geschaffen wurde. Die Stiftsbibliothek beherbergt einen beachtlichen Bestand von rund 100.000 Bänden. Der Bibliothek und dem Stift Melk hat der Schriftsteller Umberto Eco in der Literaturgeschichte einen besonderen Platz gesichert. In seinem berühmten Roman “Der Name der Rose” lässt er die fiktive Hauptfigur Adson von Melk aus diesem Kloster stammen. Es wird Zeit, dass wir uns auf den Rückweg machen. Wir queren kurz nach Melk die Donau und radlen am nördlichen Donauufer zum Ausgangspunkt zurück.
Willendorf – Die älteste Frau Österreichs

Willendorf ist unser nächstes Ziel. Schon beim Ortseingang wird auf die berühmteste Tochter der Ortschaft hingewiesen. Sie war wahrlich keine Schönheit und entspricht so gar nicht dem heutigen europäischen Schönheitsideal: Fettleibig, schwere Brüste, breite Hüften – ein Role-Model zur Verherrlichung von Fettleibigkeit! Die Rede ist von der Venus von Willendorf, einer 25.000 Jahre alten kleinen Statue, die 1908 beim Bau der Wachaubahn hier gefunden wurde.
Luzi und die Teufelsmauer

Die Wachau ist reich an Sagen und Legenden. Am Weg nach Spitz passieren wir die sagenumwobene Teufelsmauer. An dieser Stelle wollte Luzi eine Mauer quer über die Donau errichten. Alle “Frömmler” sollten in der aufgestauten Donau ertrinken. Doch Luzi versagte. Heute durchquert der kürzeste Bahntunnel Österreichs die Teufelsmauer.
Spitz – Mariandl-andl-andl, aus dem Wachauer Landl-Landl!

Spitz an der Donau liegt malerisch am Fuße des 1.000 Eimer Berges und wird von der Ruine Hinterhaus bewacht. Schmale mit Steinmauern angelegte Weingärten ziehen beeindruckende geometrische Muster durch die Hügellandschaft. Besonders im Herbst, wenn sich das Laub der Weinstöcke in den buntesten Farbtönen präsentiert, üben die Weingärten eine magische Anziehungskraft für Fotografen aus.

Als Filmkulisse für »Mariandl« erlangte der Ort Berühmtheit. Hans Moser, Rudolf Prack, Conny Froboess Peter Wecker und Waltraud Haas sangen und grantelten sich am Kirchenplatz von Spitz durch diesen Filmklassiker. Trotz zahlreicher Liebeswirren kommt es zum Schluss natürlich zu einem Happy-End, welches von der heimlichen Hymne der Wachau untermalt wird: »Mariandl-andl-andl, aus dem Wachauer Landl-Landl«.

Mit diesem Ohrwurm im Ohr treten wir beschwingt in die Pedale und radeln zügig von Weißenkirchen nach Dürnstein.
Dürnstein – Die touristische Perle der Wachau

Dürnstein ist der Inbegriff der Wachau. Die Silhouette der Stadt wird vom weithin sichtbaren blauweißen Kirchturm des Augustiner Chorherrnstifts und von der Ruine Dürnstein dominiert. Mittelalterliche Häuserzeilen werden von Bürgerhäusern aus der Renaissance und des Barocks unterbrochen.

In den Gassen dreht sich alles um Wein und Marillenprodukte. Ein Besuch in der Bäckerei Schmidl, wo 1905 das Original Wachauer Laberl erfunden wurde, ist ein Muss für Feinschmecker.

Berühmtester Gast in Dürnstein war König Richard Löwenherz, der während eines Kreuzzuges, Herzog Leopold tief beleidigt hatte. Die Rache folgte auf dem Fuße. Auf der Rückreise wurde Löwenherz bei Wien erkannt, gefangen genommen und auf die Ruine Dürnstein gebracht. Niemand kannte seinen Aufenthalt. Sein treuer Minnesänger Blondel zog singend und suchend von Burg zu Burg, bis er in Dürnstein endlich fündig wurde. Genug der Legenden.

Wir verabschieden uns von Dürnstein und setzen unseren Rückweg fort. Kurz vor Stein an der Donau führt uns eine der ältesten Donaubrücken zurück zu unserem Ausgangspunkt in Mautern.
Fazit
Schöne Radtour durch geschichtsträchtige und pittoreske Orte mit Pilgerfaktor – Stift Göttweig, Stift Melk und Stift Dürnstein liegen auf der Strecke. Besonders schön ist die rund 70 km lange Tour während der Marillenblüte. In diesem Zeitraum sind nicht nur zahlreiche Radfahrer unterwegs, sondern auch Autofahrer, die beim Anblick der blühenden Bäume völlig unberechenbar in ihren Fahrkünsten werden. Also Obacht!
Zusatz-Tipp: Stift Göttweig

In unmittelbarer Nähe zu Mautern thront das Benediktinerkloster Göttweig hoch über der Wachau, welches aufgrund seiner exponierten Lage als österreichisches »Montecassino« bezeichnet wird. Nach seiner Gründung 1083 und einem verheerenden Brand 1718 entstand es als barocke Pracht nach den Plänen von Johann Lucas von Hildebrandt. Bedingt durch die immensen Baukostens konnte der Neubau nur zu zwei Dritteln realisiert werden. Besonders beeindrucken die monumentale Stiftskirchenfassade sowie die Kaiserstiege, Österreichs größtes Barocktreppenhaus mit Paul Trogers berühmtem Deckenfresko. Ein kurioses Detail: Die Uhren am Südturm sind lediglich aufgemalt – ein charmantes Relikt barocker Sparsamkeit.
FOTOALBUM
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour durch die schöne Wachau inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: AM MARILLENBLÜTENRADWEG DURCH DIE WACHAU
Streckenplan
Tourdaten
Radweg-Symbol: Grüne Tafel mit der Aufschrift Donauradweg, perfekt ausgeschildert!
Schwierigkeit: leicht
Strecke: ca 70 km
Highlights der Strecke:
- Auf der gesamten Strecke finden sich zahlreiche Burgen, Klöster und geschichtsträchtige Orte
Original: 4.4.2017; Update: 4.4.2025