Sortelha, Monsanto oder Belmonte. Kaum jemand kennt diese Flecken auf der Landkarte. In der portugiesischen Geschichte spielten die Aldeias Históricas eine bedeutende Rolle. Auf unseren Reisen durch Portugal haben wir einige dieser “Historischen Dörfer” besucht, die bis dato von den großen Touristenmassen und Selfie-Jüngern verschont geblieben sind.
Aldeias Históricas – Die zwölf historischen Dörfer Portugals
Die “Aldeias Históricas de Portugal” sind zwölf historische Dörfer mit viel Geschichte. Diese wurden im Mittelalter an strategisch wichtigen Hügeln zur Sicherung der Grenze zu Spanien errichtet. Die historischen Dörfer liegen in abgeschiedenen Landstrichen im Zentrum Portugals und sind nur mehr spärlich besiedelt.
Um sie vor dem Verfall und der Abwanderung zu retten, wurden diese winzigen Punkte auf der Landkarte aufwendig saniert. So verschwanden in Sortelha und Monsanto die Antennen und Sat-Schüsseln von den Dächern und die Stromkabeln wurden unter die Erde gelegt. Wir stellen euch heute fünf der zwölf historischen Dörfer kurz vor.
Sortelha
Nach Sortelha zu fahren, gleicht einer Reise ins Mittelalter zurück. Hier scheint tatsächlich die Zeit stehen geblieben zu sein. Sortelha zählt zu den ältesten und schönsten Dörfern Portugals.
Gut geschützt durch eine mächtige Stadtmauer und bewacht von einer Burg liegt das Bergdorf zwischen mächtigen Granitsteinen. Es ist schwer vorstellbar, dass Sortelha sowohl bei der christlichen Rückeroberung als auch bei der Verteidigung Portugals gegen den Erzfeind Spanien eine wichtige Rolle spielte.
Sortelha vermittelt den Eindruck eines pittoresken Museumsdorfs. Der Vergleich mit einer Geisterstadt drängt sich auf. Nur wenige Touristen haben sich in das abgeschiedene Dorf im Hinterland verirrt. Bewohner sieht man keine.
Um den kleinen Hauptplatz gruppieren sich die drei wichtigsten Sehenswürdigkeiten: Die Kirche, das alte Rathaus mit dem Gemeindekotter und der Schandpfahl.
Die engen steilen Gassen sind gesäumt von kleinen Granithäusern, die sich den Hügel hinaufwinden. Einen grandiosen Rundblick auf das Dorf und das Hinterland hat man von der begehbaren Burgmauer.
Belmonte
Rund 20 km von Sortelha entfernt, erhebt sich auf einem kargen Felsen die Burg von Belmonte. Hier erblickte Pedro Álvares Cabral das Licht der Welt. In die Geschichtsbücher ging er als Entdecker und Eroberer von Brasilien im Jahr 1500 ein.
Ein wahrer Glücksfall für Portugal, da die reichen Gold- und Diamantvorkommen der Kolonie, den Portugiesen einen unermesslichen Reichtum verschafften. Davon zeugen noch heute viele Herrenhäuser, vergoldete Kirchenaltäre oder der Königspalast von Mafra.
Die Geschichte von Belmonte ist jedoch auch eng mit der Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Portugal verknüpft. Als die Juden 1492 aus Spanien vertrieben wurden, siedelten sich viele in den Grenzregionen Portugals an. Diese trugen entscheidend zur Entwicklung des Handels und der Wollindustrie der Serra da Estrela bei.
Obwohl sie später auch in Portugal zum Katholizismus gezwungen wurden, lebte die jüdische Gemeinde im Verborgenen ihren alten Glauben weiter. Mehr über die spannende Geschichte der Juden in Belmonte erfahrt ihr – gut aufbereitet – im jüdischen Museum des Ortes.
Almeida
Almeida ist eine einzigartige Festungsstadt und liegt nur fünf Kilometer von der spanischen Grenze entfernt. Aus der Luft ließe sich die Sternform der Festungsanlage mit ihren dicken Stadtmauern und den Gräben noch viel besser erkennen.
Die Festung galt für fast 200 Jahre als uneinnehmbar. Erst Napoleon gelang im Jahr 1810 Almeida erfolgreich zu erstürmen. Viel mehr als einen Spaziergang entlang der beeindruckenden Festungsarchitektur hat Almeida – aus unserer Sicht – leider nicht zu bieten.
Trancoso
Trancoso ist berühmt für sein mächtiges Stadttor Porta d’ El Rei und die “Sardinhas Doces de Trancoso”.
Die “Süßen Sardinen” haben weder Schuppen noch Gräten. Das Rezept stammte von Nonnen aus dem örtlichen Kloster, die das Meer so sehr vermissten, dass sie diese süße Leckerei aus Eiern, Mandeln, Zimt und Schokolade in Form von Sardinen erfanden.
Zu erwähnen ist vielleicht noch der berühmteste Sohn der Stadt, Gonçalo Anes Bandarra. Der “portugiesische Nostradamus” prophezeite viele künftige Ereignisse in Portugal voraus, die tatsächlich eintrafen.
So sagte er den frühen Tod von König Sebastião I während eines Feldzuges in Marokko, sowie die jahrelange Besetzung Portugals durch Spanien voraus. Sein Denkmal steht beim Rathaus.
Monsanto
Das pittoreske Bergdörfchen Monsanto in atemberaubender Hanglage erhielt 1938 den Titel „Das portugiesischste Dorf Portugals“ verliehen.
Kleine Steinhäuser ducken sich zwischen riesigen Granitbrocken. Oft dienen die mächtigen Steine als Hausmauer oder auch als Dach. Solider und preiswerter kann man nicht bauen.
Steile und enge Gassen mit dem typischen Kopfsteinpflaster durchziehen den kleinen Ort. Manche sind Sackgassen, andere wiederum führen zu wunderschönen Aussichtspunkten. Nach Monsanto verirren sich schon ein wenig mehr Touristen. Überlaufen ist das Dorf abseits der klassischen Touristenpfade trotzdem nicht.
Am höchsten Punkt des Hügels auf rund 700 m erhebt sich eine alte Ritterburg, die einst von den Templern im Kampf gegen die Mauren errichtet wurde. Nachdem die spanische Grenze in der Nähe liegt, diente die Burg jahrzehntelang auch zur Grenzsicherung.
Der Weg zur Burg hinauf ist ein wenig anstrengend, da die Sonne gnadenlos herunterbrennt. Trotzdem sollte man die rund 20 minütige Wanderung auf keinen Fall versäumen.
Einerseits kann man am Weg zur Burg die Ruine der Kapelle São Miguel mit interessanten Steingräbern bewundern und andererseits wird man anschließenden mit einem grandiosen Panoramablick belohnt.
FOTOALBUM
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Besuch der historischen Dörfer Portugals inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu diesen kleinen Bergdörfern findet Ihr im Fotoalbum unter: DIE ZWÖLF HISTORISCHEN DÖRFER PORTUGALS