UPDATE: April 2023. Die Krimi-Reihe “Lost in Fuseta” von Gil Ribeiro hat uns wahrlich begeistert – von der Handlung, über die Figuren bis zur Schilderung der portugiesischen Lebensweise. Daher machten wir uns auf den Weg, jene Orte an der Ostalgarve zu besuchen, die in den bisher fünf Bänden erwähnt werden.
Fuseta – Schauplatz der Krimireihe Lost in Fuseta«
Wir sitzen in einer kleinen Strandbar im Fischerdorf Fuseta bei Tosta mista und kühlem Sagres-Bier. Die Krimi-Serie “Lost in Fuseta” ist schuld daran, dass es uns in den kleinen Ort verschlagen hat. Hauptperson der Kriminalromane ist Kommissar Leander Lost, dem es in Rahmen eines Austauschprogramms an die Algarve verschlägt. Gemeinsam mit seinen beiden neuen Kollegen den Sub-Inspektoren Graciana Rosado und Carlos Esteves begibt er sich für ein Jahr auf Mördersuche im Süden Portugals.
Vor uns liegt die Lagune Ria Formosa, ein rund sechzig Kilometer langes Naturschutzgebiet, welches sich von Faro bis weit über Tavira erstreckt. Das flache Wasser der Lagune reicht bis zur vorgelagerten Insel Ilha da Armona, die nur mit einem Wassertaxi oder kleinen Fähren erreichbar ist.
Gleich der erste Fall führt Lost, Graciana und Carlos auf die Insel, wo ein toter Privatdetektiv mit seinem Boot gestrandet ist.
Wir lassen uns mit einem Wassertaxi auf die Insel übersetzen. Dort erwartet uns ein kilometerlanger, menschenleerer Sandstrand, ohne Betonburgen und Armeen von Sonnenschirmen. Mangels Bäumen oder Palmen ist Schatten Mangelware, nur Dünengräser wachsen in der Mitte der Sandbank.
Am Ortsstrand von Fuseta steht das bekannteste Bauwerk des Fischerdorfs, die “Casa dos Salva-vidas”, der historische Stützpunkt der Rettungsschwimmer.
Fuseta wurde bereits im 15. Jhdt von Fischern gegründet. Besonders stolz ist man auf jene Dorfbewohner, die gemeinsam mit dem Seefahrer João Vaz Corte-Real um 1474 Neufundland noch vor Columbus entdeckt haben sollen. Und vermutlich auch auf das Ermittlerteam, welches in Fuseta lebt.
Faro
Als nächster Ort unserer Spurensuche steht Faro am Programm. Viele Reisende verbinden mit Faro nur den Flughafen. Das ist schade, weil die historische Altstadt durchaus sehenswert ist.
Wir stehen am Turm der gotischen Kathedrale und genießen den herrlichen Ausblick über die Dächer der Stadt und die Ria Formosa.
Viel hat die “Se” schon erlebt. Die Plünderung von englischen Piraten, das schwere Erdbeben von 1755 oder die Herrschaft von Salazar.
Der Kirchplatz direkt unter uns, ist mit Orangenbäumen umsäumt, deren Früchte in voller Pracht in der Sonne leuchten.
Das Wahrzeichen von Faro ist jedoch das neoklassizistische Stadttor Arco da Vila, welches von einem Genueser Architekten entworfen wurde. Ausgesprochen fotogen nutzen zahlreiche Störche das Stadttor als Nistplatz.
In einem schmalen Gässchen verbirgt sich zwischen anderen zweigeschossigen Wohnhäusern, das Kriminalkommissariat, wo Lost und seine portugiesischen Kollegen ihren Dienst versehen. Anfangs ist das Verhalten des deutschen Kollegen den portugiesischen Ermittlern ein wenig suspekt, da sie noch nicht wissen, dass Lost am Asperger-Syndrom leidet.
Der Alemão kann nicht lügen, versteht keine Witze und hat Schwierigkeiten die Körpersprache von Menschen richtig zu deuten. Erst nach einiger Zeit erkennt die Schwester von Graciana, dass das Asperger-Syndrom an Losts Merkwürdigkeiten schuld ist.
Rasch lernen jedoch Graciana und Carlos die besonderen Fähigkeiten ihres neuen Kollegen schätzen. Er besitzt ein fotografisches Gedächtnis, erkennt ob Menschen lügen und ist ein hervorragender Analytiker. Losts Asperger-Syndrom gepaart mit seiner deutscher Gründlichkeit und der portugiesischen Lässigkeit führen oft zu einer Situationskomik, die diese Krimi-Serie so liebenswert und lesenswert machen.
Olhão
Unser nächstes Ziel ist Olhão, welches rund 10 km östlich von Faro liegt. Wir sind am Weg zu den beiden historischen Markthallen an der Uferpromenade.
Die Auswahl an Obst und Gemüse ist groß, die von fangfrischem Fisch riesig. Getrocknete Kräuter, Fläschchen mit Piri-Piri-Öl oder köstliche Feigenröllchen mit Mandeln und Portwein sind ideale Mitbringsel für die Daheimgebliebenen. Olhão lebt noch heute vorwiegend vom Fischfang und der Fischverarbeitung. Einst gab es hier bis zu 37 Konservenfabriken. Davon sind nur mehr zwei übriggeblieben.
In die Geschichtsbücher gingen die Bewohner von Olhão ein, als eine Handvoll von “Olhanenser” in einem kleinen Fischerboot den Atlantik überquerten und ihrem nach Brasilien geflohenen König die gute Nachricht des Sieges über Napoleon überbrachten.
So wie viele Küstenstädte liegt auch Olhão an der Lagune Ria Formosa. Olhão punktet mit viel Atmosphäre und Stimmung, weniger mit großen Sehenswürdigkeiten. Typisch für Olhão sind die zwei- bis dreigeschossigen, würfelförmigen Häuser mit Flachdach. Wer mit offenen Augen durch die engen Gassen spaziert, wird sicher das eine oder andere Kleinod entdecken.
Olhão kommt in der Krimireihe immer wieder als Schauplatz vor. So findet das Ermittlerteam wichtige Dokumente in einem Bankschließfach einer ermordeten Umweltaktivistin, die die Betrügereien eines kriminellen Netzwerks beweisen.
Pedras d’El Rei
Pedras d’El Rei ist kein gewachsener Ort, sondern eine aus dem Boden gestampfte Ferienanlage. Diese befindet sich in einer parkähnlichen Landschaft am Rande der Ria Formosa rund sieben Kilometer südöstlich von Tavira. Im dritten Band der Serie observiert hier Leander Lost und seine portugiesischen Kollegen einen Dealer, der eine größere Drogenlieferung erwartet.
Eine schmale Fußgängerbrücke und eine Liliputbahn verbinden den Ort mit der vorgelagerten Insel “Ilha de Tavira”. Gemütlich tuckert die Bahn die rund zwei Kilometer lange Strecke durch die Dünen- und Lagunenlanschaft.
Am Ende der Reise erwartet uns der “Praia do Barril”, ein endloser Sandstrand, der zu einem ausgedehnten Strandspaziergang einlädt. Beim Bahnhof der kleinen Inselbahn wurde eine alte Thunfischfabrik revitalisiert und zu Strandcafes umgebaut. Der ideale Ort für einen Espresso und ein Pastel de Nata.
Wenn Lost jetzt das Strandcafe betreten würde, wäre ihm die Aufmerksamkeit der Gäste gewiss. Sein Aussehen erinnert an einen Totengräber, da er stets im schwarzem Anzug mit weißem Hemd, schmaler Lederkrawatte und Espandrilles herumläuft. Und das bei hochsommerlichen Temperaturen an der Algarve.
Gleich neben der ehemaligen Thunfischfabrik befindet sich der “Cemitério das Âncoras”. Der Ankerfriedhof erinnert an jene Zeit, als noch mächtige Thunfischschwärme an der Ostalgarve vorbeizogen und zahlreiche Fischer damit ihren Lebensunterhalt bestritten. Die Anker dienten einst zum Befestigen der langen Netze am Meeresgrund.
Tavira
Der Mord an einer Lehrerin führt Lost, Graciana und Carlos im dritten Band nach Tavira. Der Ort am Rio Gilão wurde vermutlich schon von den Phöniziern gegründet.
Ältestes Bauwerk der Stadt ist die Ponte Romana, eine Brücke für Fußgänger, die sich bereits seit der Römerzeit über den Fluss erstreckt. Im fünften Fall der Krimireihe “Einsame Entscheidung” verschlägt es Lost gemeinsam mit einer Mordverdächtigen nach Tavira. Auf der Flucht vor einer Entführerbande springt das ungleiche Paar über das Brückengeländer in den Rio Gilão.
Tavira ist eine gläubige Stadt. Mehr als 30 Kirchen zeugen davon. Schuld daran sind vielleicht die vielen schweren Schicksalsschläge, die Tavira trafen.
Zuerst schleppten Seeleute die Pest ein, dann zerstörte das schwere Erdbeben von 1755 den Großteil der Stadt.
Tavira zählt sicherlich zu den schönsten Städtchen der Ostalgarve. Auf dem weithin sichtbaren Burghügel, wachen Pfarrkirche und Wasserturm über der Stadt. Zahlreiche Bars und Restaurants säumen das Ufer des Rio Gilão. Sie laden nach einer Besichtigungstour zu einigen Petiscos und einem kühlen Glas Vinho Verde ein.
Vila Real de San Antonio
Letzter Ort auf unserer Spurensuche ist Vila Real de San Antonio, die Grenzstadt am Rio Guardiana. Während Lost, Graciana und Carlos im halsbrecherischen Tempo auf der Autobahn einem LKW mit Drogen hinterherjagen, stehen wir am Praça do Marquês de Pombal, dem schönsten Platz der Stadt.
Schwarzweiße Strahlen aus Pflastersteinen laufen geometrisch auf einen Obelisken in der Mitte des Platzes zu. Das durch seine Weite beeindruckende Herz der Stadt wird durch Kirche, Rathaus und ein einheitliches Gebäudeensemble begrenzt.
Vila Real de San Antonio entstand am Reißbrett. Als das große Erdbeben von 1755 die Stadt zerstört hatte, ließ Premierminister Marquês de Pombal, diese innerhalb eines Jahres schachbrettartig wiederaufbauen.
Alle Straßen führen rechtwinklig aufeinander zu. Die Häuser haben einen einheitlichen Stil, der zum Großteil bis heute erhalten geblieben ist. Der Einsatz von Fertigteilhäusern ermöglichte die kurze Bauzeit.
In keiner Stadt in Portugal gibt es so viele Haushaltstextilien zu kaufen, wie in Vila Real de San Antonio. Zielpublikum sind kauflustige Spanier, die morgens mit der Fähre den Grenzfluss Rio Guardian überqueren und nachmittags mit vollen Einkaufstaschen zurückkehren.
Ende der Spurensuche
In Vila Real de San Antonio endet unsere Spurensuche nach den Orten der Krimi-Reihe “Lost in Fuseta”. Zwischen Faro und der spanischen Grenze würden sich noch viele Orte als Schauplatz der Krimireihe anbieten, wie beispielsweise das beschauliche Cacela Velha oder das schönste Herrenhaus der Algarve, der Rokoko-Palast des Grafen von Estói. Auf alle Fälle freuen wir uns schon auf den sechsten Band der Krimi-Serie “Lost in Fuseta”.
BÜCHER-TIPP
Bis dato (Stand: 2023) sind sechs Fälle rund um das Ermittlerteam Leander Lost, Graciana Rosado und Carlos Esteves im Verlag Kiepenheuer & Witsch erschienen:
- Lost in Fuseta
- Spur der Schatten
- Weiße Fracht
- Schwarzer August
- Einsame Entscheidung
- Dunkle Verbindungen
Autor dieser lesenswerten Krimireihe ist Gil Ribeiro alias Holger Karsten Schmidt. Weitere Infos auf der Seite des Verlages www.kiwi-verlag.de
NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Rundreise durch die Ostalgarve inspirieren konnten. Noch mehr Fotos aus der Region findet Ihr im Fotoalbum unter: OSTALGARVE – AUF DEN SPUREN DER KRIMIREIHE “LOST IN FUSETA”