Prachtvolle Steinmetzkunst in Batalha, schlichte Gotik in Alcobaça und eine Klosterburg in Tomar – unterschiedlicher können Klosteranlagen nicht sein.
Portugal ist ein gläubiges Land. Zumindest vermitteln die zahlreichen Kirchen und Klöster dieses Bild. Viele entstanden weil Könige nicht nur auf strategische Genialität setzten, sondern auch auf göttliche Intervention hofften. Bei der Gottesmutter persönlich flehten sie um himmlischen Beistand im Kampf gegen die Mauren und Spanier. Nach siegreichen Schlachten fühlten sich die Monarchen verpflichtet, ihren Dank in Stein zu meißeln.So entstanden einzigartige Klosterbauten, die nicht nur den Sieg über die Feinde feierten, sondern auch zu architektonischen Juwelen wurden.
Kloster Batalha
Das Dominikanerkloster von Batalha ist ein wahres Meisterwerk der gotischen und manuelinischen Architektur. Die Fassade des Klosters wirkt verspielt, ist reich mit Zinnen, Türmchen und Säulen aus ockerfarbenem Sandstein verziert. Das mächtige Hauptportal ist ein regelrechter Skulpturengarten mit dutzenden Figuren. Da stehen die zwölf Apostel Seite an Seite, dort tummeln sich Engel und biblische Könige.
Die Errichtung des Klosters geht auf ein Gelübde von König João I zurück. In einem Moment der Verzweiflung versprach er der Gottesmutter das prächtigste Kloster aller Zeiten, sollte er die Spanier im Unabhängigkeitskampf besiegen. Unschwer zu erraten, wer die Schlacht einst gewann. Gott scheint ein gutes Geschäft gemacht zu haben, denn das Dominikanerkloster von Batalha steht heute als strahlendes Zeugnis dieses himmlischen Abkommens.
Wir begeben uns in den “Königlichen Kreuzgang” – ein Ort, an dem selbst die feingliedrigen Arkadenbögen so kunstvoll sind, dass selbst der liebe Gott neidisch werden könnte! Die feingliedrigen Arkadenbögen sind Glanzstücke der Manuelinik, eine portugiesische Hommage an die Gotik. Die Bögen und Säulen erinnern an indische Tempel.
Nur Mönche sind zu solchen Exzessen fähig!
José Saramago, Eine portugiesische Reise
Und trotz der Touristen, die sich durch die Gänge drängen, strahlt der Kreuzgang Ruhe und Beschaulichkeit Wir können förmlich eine Gruppe von Mönchen vor uns sehen, die vertieft im Gebet durch die Gänge wandeln oder einen gregorianischen Choral anstimmen.
Die Hauptattraktion des Klosters von Batalha sind die “Unvollendeten Kapellen”. Wir betreten den Innenraum der Kapellen durch ein mächtiges Portal. Verschwenderische Ornamente ranken sich um das Eingangsportal und die tragenden Säulen.
Eine Kuppel über unseren Köpfen suchen wir vergeblich. Diese wurde nie gebaut. Ob aus Geldmangel oder durch den Tod des Bauherrn, eine Antwort auf diese Frage kann uns niemand geben. So endet unser Blick nach oben im leuchtend blauen Himmel Portugals.
Kloster Alcobaça
Auch das Zisterzienserkloster Alcobaça wurde aufgrund eines Gelübdes errichtet. König Alfonso I. Henriques stiftete das Kloster aus Dankbarkeit für den Sieg über die Mauren. Für portugiesische Verhältnisse ist der Kirchenraum eher schlicht ausgefallen.
Großer Kreuzgang, Kreuzgang des Kardinals oder Kreuzgang zur Bibliothek, die Anzahl der Kreuzgänge ist beachtlich. Wir haben mindestens sechs gezählt. Einige Bögen mögen wuchtig wirken, während die manuelinischen Säulen grazil emporragen. Hier, in diesen stillen Gängen, vertieften sich die Klosterbrüder in Meditation oder lauschten den heiligen Schriften, während die Welt draußen ihre Geschichten schrieb.
Das Kloster Alcobaça ist untrennbar mit der Liebesgeschichte von Prinz Pedro und Inês de Castro verbunden. Der Prinz verliebte sich unsterblich in die spanische Hofdame, die ihm drei Kinder schenkte. Vermutlich aus politischen Gründen ließ der König, Pedros Vater, Inês ermorden. Nach dem Tod des Vaters wurde Inês exhumiert und vor den Augen des gesamten Hofes zur Königin gekrönt. Die prunkvollen Grabmäler sind nun Anziehungspunkt für Liebende, die sich an diesem geschichtsträchtigen Ort ewige Liebe und Treue schwören.
Christusritterkloster von Tomar
Ah, die Templer! Diese mysteriösen Ritter, Hüter des sagenumwobenen Heiligen Grals und im Besitz von geheimnisvollen Reichtümern. Der verschollene Schatz der Tempelritter, so munkelt man, sei tief in den Kellern des Christusritterklosters in Tomar verborgen. Also machen wir uns auf den Weg nach Tomar, um diesem Rätsel auf den Grund zu gehen.
Seit Jahrhunderten thront das Kloster der Christusritter auf einer Anhöhe über der Stadt, eher wie eine Burg als eine schlichte Klosteranlage. Ein perfekter Rückzugsort für die Tempelritter, die einst eine Schlüsselrolle im Kampf gegen die Mauren spielten. Später, als sie dem portugiesischen König halfen, die Grenze zu Spanien zu sichern, beschlossen sie, sich schick Christusritter zu nennen. Der Orden errang im Laufe der Jahrhunderte nicht nur Einfluss und Ansehen, sondern auch den ein oder anderen Goldschatz.
Den sagenumwobenen Schatz der Templer haben wir natürlich nicht gefunden, aber wir stoßen bei unserem Rundgang durch die Klosteranlage auf das schönste und berühmteste Fenster Portugals. Ein wahres Meisterwerk der manuelinischen Steinmetzkunst. Das Fenster prunkt mit Ankern, Knoten und Algen – alles Symbole des »Goldenen Zeitalters« der Entdeckungen. Als Vorlagen dienten den Steinmetzen die Zeichnungen von indischen Tempelanlagen, welche die kühnen portugiesischen Seefahrer anfertigten und die Fantasie der Steinmetze entfachte.
Das Klosterportal ist reich verziert, die Anzahl der Kreuzgänge beachtlich. Für portugiesische Klöster nichts Ungewöhnliches. Ungewöhnlich hingegen ist der achteckige Altarraum.
Dieser Altarraum erinnert an die Grabeskirche in Jerusalem, dem Ort, wo einst der berühmte Tempelritterorden das Licht der Welt erblickte. Für den Rundgang durch das Kloster benötigen wir viel Zeit und wir sind beeindruckt, aber auch leicht erschöpft von so viel Pracht. Nach dieser Vielzahl an spirituellen Genüssen beschließen wir den Tag an der Küste ausklingen zu lassen und unternehmen einen Abstecher nach Nazare.
Nazare
Das Meer liegt friedlich vor uns, Boote sind an den feinen Sandstrand gezogen worden. Die Idee mit einem gemütlichen Strandspaziergang den Tag ausklingen zu lassen, hatten viele. An der Uferpromenade herrscht reges Treiben. Eine hupende Autokolonne staut sich durch die Uferstraße. Parkplätze sind rar.
Wir fahren mit der Standseilbahn vom Strand in die Oberstadt. Hier ist es bedeutend ruhiger. Ein weißgetünchter Miradouro mit Sitzbänken und Pergola lädt uns zum Verweilen ein. Der Ausblick auf das Häusermeer und die sanft geschwungene Bucht ist reizvoll.
Wir rätseln ob Vasco da Gama auch diesen Ausblick genossen hat Er besuchte die Wallfahrtskirche von Nazaré um allen Heiligen für die Entdeckung des Seewegs nach Indien zu danken. Für uns heißt es jetzt Abschied von Nazaré zu nehmen und der Rücktritt in unser Quartier anzutreten.
UNSER TIPP
Für diese Tour sollte man zumindest zwei Tage einplanen, denn sonst artet die Besichtigung dieser Klosteranlagen in Stress aus. Noch mehr Weltkulturerbestätten in Portugal findet ihr im Beitrag: PORTUGAL – RUNDREISE ZU DEN SCHÖNSTEN UNESCO WELTKULTURERBESTÄTTEN