
Im Dreiländereck von Kärnten, Steiermark und Salzburg liegt Tamsweg, die »Hauptstadt« des Salzburger Lungau und der Kältepol Österreichs. Das kleine Städtchen bietet eine überraschende Vielfalt: mittelalterliche Geschichte, religiöse Legenden und ein einzigartiges Naturerlebnis am Prebersee.
Spaziergang durch Tamsweg

Unser erster Weg führt direkt auf den quadratischen Hauptplatz von Tamsweg, dem pulsierenden Zentrum der Gemeinde – «pulsierend« ist vielleicht etwas übertrieben, aber durchaus das lebendige Zentrum des Städtchens im Lungau. Dominiert wird der Platz vom beeindruckenden Rathaus, dessen Geschichte bis ins Spätmittelalter zurückreicht. Das schlossähnliche Gebäude war jahrhundertelang ein Bürgerhaus mit Gasthaus, bevor es 1897 von der Gemeinde erworben und zum Rathaus umgebaut wurde.

Die stattlichen Bürgerhäuser, die den Platz säumen, erinnern an jene Zeit, als der Handel mit Salz und Eisen den Bürgern von Tamsweg ordentlich Wohlstand bescherte. Der Reichtum jener Epoche spiegelt sich noch heute in der prächtigen Architektur wider.

Nur wenige Schritte weiter steht das barocke Schloss Kuenburg, das heute als Veranstaltungszentrum dient. Die Familie Kuenburg schuf sich hier ab dem 15. Jh. durch geschickten Ankauf und Umbau mehrerer bestehender Häuser ihren Herrschaftsmittelpunkt. 1598 war das Palais fertiggestellt, doch das Glück währte nicht ewig: Nach einem Brand 1742 wurde das Schloss renoviert und barockisiert. An der Neugestaltung wirkten bedeutende Künstler mit, darunter der Stuckateur Giovanni Gaetano Androi, der das kunstvolle Hauptportal schuf.

Einen Steinwurf vom Schloss entfernt befindet sich die Pfarrkirche von Tamsweg, die erstmals 1231 urkundlich erwähnt wurde. Das heutige barocke Gotteshaus stammt aus dem Jahr 1743. Hier beginnt auch eine Geschichte, die uns ins Reich der Legenden führt.

Im Jahr 1421 verschwand mehrmals die Statue des heiligen Leonhard aus der Tamsweger Pfarrkirche. Ebenso oft wurde sie kurze Zeit später in einem Wacholderstrauch am Schwarzenberg gefunden, einem Hügel am Ortsrand von Tamsweg. Das Volk rief »Ein Wunder!«, stürmte den Berg und errichtete eine Wallfahrtskirche. Und dorthin machen wir uns jetzt auf den Weg.
Wanderung zur Wallfahrtskirche St. Leonhard

Majestätisch und doch bescheiden erhebt sich die Wallfahrtskirche St. Leonhard über Tamsweg. Im Jahr 1433 eingeweiht, strahlt der gotische Kirchenbau trotz der mächtigen Befestigungsmauer Ruhe und Harmonie aus.

Die wahren Pilger legen den rund 1,5 Kilometer langen Weg vom Zentrum Tamswegs zur Wallfahrtskirche zu Fuß zurück. Der heilige Leonhard hat sich einen schönen Platz für seine Kirche ausgesucht. Um die Gläubigen für einen Kirchenbau an dieser Stelle zu überzeugen, musste der Heilige allerdings einiges leisten: Zuerst dreimal aus der Tamsweger Kirche »ausbüxen« und dann dafür sorgen, dass sich hier mehrere »Mirakel«ereigneten. Heute steht er in der Wallfahrtskirche und begrüßt die Gläubigen, die das Gotteshaus besuchen.
Hinweis
Wer es bequemer mag, kann mit dem Auto bis zu einem Parkplatz knapp unterhalb der Kirche fahren. Von dort führt ein kurzer, steiler Anstieg zum Gotteshaus.

Der kostbarste Schatz der Kirche sind die gotischen Glasfenster mit Szenen aus dem Leben des hl Leonhard oder den Aposteln. Da im Mittelalter die wenigsten Menschen des Lesens mächtig waren, musste man ihnen das Wort Gottes anhand von Bildern näher bringen. Und natürlich schindete der Anblick der lichtdurchfluteten farbigen Glasfenster mächtig Eindruck auf die Gläubigen, galt doch Glas als besonders kostbar.
Tamsweg Ausflugsziel 1: Prebersee

Etwa zehn Kilometer von Tamsweg entfernt liegt auf 1.514 Meter Seehöhe der Prebersee, der an heißen Tagen gerne zum Baden genutzt wird. Ein guter Ausgangspunkt zur Erkundung des Moorsees ist der große Parkplatz in der Nähe des Ausfluglokals »Ludlalm«. Von dort führt ein 45 minütiger Moorlehrpfad rund um den See, wo ihr anhand von Schautafeln alles Wesentliche über das Nieder- und Hochmoor, sowie die Flora und Fauna der Region nachlesen könnt.

Das Naturparadies ist auch Namensgeber einer ganz besonderen Sportart, dem »Preberschießen«. Beim »Preberschießen«, das 1834 seine Premiere feierte, zielt der Schütze nicht direkt auf die Scheibe, sondern auf deren Spiegelbild im Wasser. Trifft er die Wasseroberfläche im richtigen Winkel, prallt die Kugel ab und landet idealerweise in der Zielscheibe – oder eben irgendwo anders.

Also Obacht, wenn ihr an diesem Tag am See spazieren geht! Nach der gemütlichen Wanderung lädt das Lokal »Ludlalm« noch zu einem Besuch ein.
Tamsweg Ausflugsziel 2: Burg Mauterndorf

Wer einen Kurzurlaub in Tamsweg verbringt, sollte sich einen Abstecher zur Burg Mauterndorf nicht entgehen lassen. Nur elf Kilometer von Tamsweg entfernt erhebt sich die eindrucksvolle Festung, die schon beim ersten Blick wie eine Zeitreise ins Mittelalter wirkt.

Die Geschichte der Burg reicht bis ins Jahr 1253 zurück, als sie erstmals urkundlich erwähnt wurde. Damals lag sie an der »Via Imperialis«, einer alten Handelsroute über die Tauern, auf der Waren, Händler und sogar Erzbischöfe unterwegs waren. An dieser Stelle mussten Reisende ihre Maut entrichten – und genau davon hat die Burg bis heute ihren Namen.

Besonders die Salzburger Erzbischöfe prägten die Anlage: Im 15. Jh. ließen sie sie großzügig erweitern und nutzten Mauterndorf nicht nur als Zollstation, sondern auch als Sommersitz. Nach dem Ende der kirchlichen Herrschaft 1806 begann die einst so stolze Burg jedoch zu verfallen.

Ihre Rettung kam durch den Berliner Arzt und Mäzen Dr. Hermann von Epenstein, der die Ruine 1894 kaufte und aufwendig restaurieren ließ. Dass die Geschichte der Burg danach eine düstere Wendung nahm, ist untrennbar mit dem Namen Hermann Göring verbunden. Der spätere NS-Führer verbrachte hier als Ziehsohn Epensteins viele Sommer seiner Kindheit und Jugend.

Nach dem Tod Epensteins und seiner Witwe fiel die Burg 1939 schließlich an Göring. Zwar plante er 1945, sich hier vor der Roten Armee zu verstecken, doch dazu kam es nicht. Weil Göring das Anwesen nie ins Grundbuch eintragen ließ, folgten langwierige Rechtsstreitigkeiten. Erst 1966 ging die Burg an die Republik Österreich und zwei Jahre später an das Land Salzburg über.

Heute erstrahlt Burg Mauterndorf wieder in voller Pracht. Ihre mächtigen Mauern, Türme und Innenhöfe aus dem 13. bis 16. Jh. machen sie zum besterhaltenen mittelalterlichen Wehrbau im Land Salzburg.
Tamsweg Ausflugsziel 3: Ausflug mit der Murtalbahn nach Murau

Ein besonderes Ausflugsziel ab Tamsweg ist das charmante steirische Städtchen Murau – nicht zuletzt wegen der berühmten Murauer Brauerei. Zur Region gehört auch die historische Murtalbahn, die wie das Murauer Bier für Tradition und Erlebnis steht. Am 8. Oktober 1894 nahm die 76,2 Kilometer lange Schmalspurbahn zwischen Unzmarkt und Mauterndorf ihren Betrieb auf. Was damals aus Kostengründen als Schmalspurstrecke geplant wurde, zählt heute zu den romantischsten Bahnfahrten Österreichs.

Bereits Kaiser Franz Joseph soll mit der Murtalbahn zur Gamsjagd gereist sein. Die kleine Bahn, die früher Holz und Reisende beförderte, hat alle Wirren der Zeit überstanden, sogar eine drohende Einstellung. Lediglich die Strecke wurde verkürzt – heute verläuft sie nur mehr zwischen Tamsweg und Unzmarkt.

Besonders beliebt bei Eisenbahnfreunden sind nostalgische Fahrten mit historischen Dampfzügen durch das malerische Murtal. Wenn die feine Wolke aus Kohle und Dampf den Zug umhüllt, fühlen sich die Fahrgäste in eine andere Zeit versetzt. Im Waggon schaukelt man gemütlich dahin, während aus den Fenstern der Blick über Wiesen, Wälder und die Mur schweift, die sich mal ruhig, mal lebhaft durch das Tal schlängelt – Entschleunigung pur in einer Zeit, wo alles schneller werden soll. Die Murtalbahn zeigt: Langsam kann das neue Schnell sein.
Hinweis
Wenn ihr von Fahrplänen unabhängiger sein wollt, kann natürlich diesen Ausflug von Tamsweg nach Murau auch mit dem Auto unternehmen. Aber Obacht: Man sollte dann nicht zuviel Bier in der Murauer Brauerei verkosten.
Der perfekte Einstieg für Murau

Einen Rundgang durch Murau beginnt am besten in der Nähe der Bahnhofsbrücke. Von hier aus eröffnet sich ein malerischer Panoramablick auf die historische Altstadt – vom Schloss über die Stadtpfarrkirche und das alte Rathaus bis hin zu den charmanten Fassaden am Murufer.
Die Stadtpfarrkirche St. Matthäus: Gotik mit Weitblick

Nachdem wir den Ausblick ausgiebig genossen haben, spazieren wir zum Schillerplatz, dem zentralen Platz der Altstadt. Von dort führt ein kurzer, knackiger Anstieg zur imposanten Stadtpfarrkirche, die auf halber Höhe des südlichen Schlosshanges thront.

Die strategische Lage der Kirche ist kein Zufall: Von hier oben hatte man Überblick über die Stadt – und gleichzeitig die Nähe zu Gott. Zwischen 1284 und 1296 ließ Freiherr Otto von Liechtenstein I. dieses gotische Meisterwerk errichten. Der österreichweit einzigartige Vierungsturm mit sechs Glocken ist ein architektonisches Highlight. Im Inneren der Kirche erwarten euch barocke Kanzel, Hochaltar, Fresken aus dem 14. Jh. und Wandmalereien aus der Renaissance.

Weiter geht’s! Oder besser gesagt: Zeit für Sport. Die Schlossstiege mit ihren 214 Stufen führen uns von der Pfarrkirche hinauf zum Schloss – ein Gratis-Workout für Bauch, Beine, Po.
Anna Neumann: Die Herrin von Murau und ihre sechs Ehemänner

Die Geschichte Muraus ist untrennbar mit Anna Neumann von Wasserleonburg verbunden – einer Frau, die beweist, dass Geschäftssinn und Heiratsglück durchaus kompatibel sein können. 1535 in Villach geboren und 1623 in Murau gestorben, war sie eine der reichsten und mächtigsten Frauen ihrer Zeit. Anna war insgesamt sechsmal verheiratet – eine beachtliche Bilanz, selbst für das 16. Jahrhundert. Ihre zweite Ehe mit Christoph II. von Liechtenstein brachte sie nach Murau, wo sie zu einer der bedeutendsten Persönlichkeiten der Stadtgeschichte wurde.

Von 1574 bis zu ihrem Tod übte sie die Herrschaft über Murau aus und führte die Stadt in eine wirtschaftliche Blütezeit. Das Besondere: Ihren Reichtum erreichte sie nicht nur über Erbschaften, sondern vor allem mit ihrem geschäftlichen Geschick.

Ihr letzter Ehemann war Graf Georg Ludwig von Schwarzenberg, den sie 1617 heiratete – sie 81, er gerade 36 Jahre alt. Ein Altersunterschied von 45 Jahren war selbst damals außergewöhnlich. Als Anna 1623 starb, erbte der junge Witwer nicht nur ihr immenses Vermögen, sondern auch Schloss Obermurau. Damit legte Anna Neumann posthum den Grundstein für eine der bedeutendsten Adelsdynastien Österreichs: die Schwarzenbergs, die bis heute im Renaissance-Schloss ansässig sind.

Als Protestantin wurde Anna zunächst außerhalb der Elisabethkirche begraben. Seit 1873 ruht sie in der Kapuzinerkirche, vermutlich hat man eingesehen, dass eine Frau, die sechs Ehemänner überlebte, auch die Konfessionsgrenzen überwinden kann. Eine Bronzefigur bei der Kapuzinerkirche erinnert heute daran, dass Anna die Zügel nie aus der Hand gab – weder bei Ehemännern noch bei Geschäften.
Murauer Bier: 530 Jahre Brautradition

Der Abschluss unseres Ausflugs nach Murau führt uns in die Murauer Brauerei, ein Muss für jeden Bierfan: Seit 1495 wird hier bereits Bier gebraut. Die zweistündige Besichtigungstour »Brauerei der Sinne« führt Besucher durch die Welt des Bierbrauens.

Alle fünf Sinne werden dabei angesprochen – vom Geruch des Malzes bis zur modernen Schaubrennerei, wo kreative Bierspezialitäten wie Pale Ale oder Stout entstehen. Und zum Abschluss der Tour darf natürlich auch verkostet werden.
Fotoalbum
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Kurzurlaub nach Tamsweg inspirieren konnten. Noch mehr Fotos findet Ihr im Fotoalbum unter: Tamsweg und Prebersee, sowie zu Murau unter: Murau Reiseführer für ein perfektes Wochenende.
Hinweis
Dieser Beitrag wurde erstmals im August 2021 veröffentlicht, inhaltlich erweitert und aktualisiert im September 2025.
