Vom Alexander Platz bis zum Reichstagsgebäude – ich habe die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Berlins an einem Tag zur Fuß erkundet. Welche Route ich dabei gegangen bin und welche Sehenswürdigkeiten ihr auf keinen Fall versäumen solltet, findet ihr in diesem Beitrag.
Alexanderplatz – Fernsehturm, Weltzeituhr

Berlin, Alexanderplatz! Der Verkehrsknotenpunkt im Osten der Stadt eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt für meine Sightseeing-Tour durch Berlin. Der “Alex” ist der größte, aber zugleich auch hässlichste Platz in ganz Berlin. Ein Hauch von Osteuropa weht über die Betonwüste. Hunderte Menschen strömen aus U- und S-Bahn, hetzen über den Platz und verschwinden in den Kaufhäusern. Touristen mit Selfie-Stick bewaffnet sind auf der Suche nach der Weltzeituhr.

Am “Alex” steht mit 368 Metern das höchste Gebäude Deutschlands, der Berliner Fernsehturm. Die Errichtung des Fernsehturms galt als Prestigeobjekt der damals noch jungen DDR.

SED-Chef Walter Ulbricht überwachte persönlich die Baufortschritte. Eine Kleinigkeit hatten die Genossen bei der Planung übersehen. Bei Sonnenschein erscheint auf der Kugel des Fernsehturms ein weithin sichtbar strahlendes Kreuz. Spott und Hohn aus dem Westen ließen nicht lange auf sich warten. Die West-Berliner sprachen von der “Rache des Papstes” und tauften den Turm “Sankt Walter”.

Ein paar Schritte vom Fernsehturm entfernt steht die Weltzeituhr. Der futuristisch anmutende Zeitmesser ist ein beliebter Treffpunkt der Berliner und ein noch beliebteres Fotomotiv.
Das Nikolaiviertel

Ich verabschiede mich vom Alex. Mein Weg führt vorbei am “Roten Rathaus” direkt ins Nikolaiviertel.

Dieses zählt zu den ältesten Wohnvierteln Berlins. Kritische Zeitgenossen verspotten es als Disneyland von Berlin, denn kaum ein Gebäude ist älter als 40 Jahre. Im Krieg schwer zerstört, ließ die DDR anlässlich der 750 Jahr-Feier einen alten Stadtkern in Plattenbauweise rekonstruieren.

Zu den wenigen Originalbauten zählen die mächtige Nikolaikirche und das Ephraim-Palais.

Das Palais gilt als eines der schönsten historischen Bürgerhäuser der Stadt und wird gerne als “die schönste Ecke Berlins” bezeichnet. Ehrlichgesagt, ich habe bei meinen Streifzügen durch Berlin schönere Ecken gesehen.
Berliner Dom, Stadtschloss

Nächstes Ziel, Berliner Dom. Ich spaziere vorbei am Schlossplatz, wo soeben das Berliner Stadtschloss wieder errichtet wird. Das “alte” Stadtschloss musste in den 50er Jahren dem Palast der Republik weichen.

Dieser diente für SED-Parteiveranstaltungen und war Sitz der DDR-Volkskammer. Für den Palast der Republik gab es zahlreiche Spitznamen wie “Palazzo Prozzo” oder dank der verschwenderischen Beleuchtung, “Erichs Lampenladen”. Nach der Wiedervereinigung wurde der Palast wegen Asbestverseuchung geschlossen und abgerissen.

Der Berliner Dom wurde auf Befehl von Kaiser Wilhelm II errichtet und sollte die protestantische Antwort auf den Petersdom in Rom werden.
Die Museumsinsel

Nur ein paar Schritte vom Berliner Dom entfernt, liegt die Museumsinsel mit ihren fünf Museen. Diese zählen zu den vielbesuchten Highlights eines jeden Berlin-Trips. Touristen und Schulklassen aller Länder drängen vor den Eingangstoren und stehen Schlange.

Ich durchschreite das prachtvolle Ischtar Tor im Pergamonmuseum. Verweile noch ein wenig am Marktplatz von Milet und mache mich dann am Weg ins Neue Museum.

Dort blicke ich Nofretete tief in die Augen und bin begeistert vom imposanten Stiegenaufgang.

Ein Abstecher in das Deutsche Historische Museum muss sein. Der Besuch ist ein ausgedehnter Spaziergang durch 2.000 Jahre deutsche Geschichte mit viel Bezug zu Österreich. Man denke nur an das “Heilige Reich deutscher Nationen” oder an die Scharmützel zwischen Maria Theresia und dem “Alten” Fritz.
Gendarmenmarkt

Mein nächstes Ziel ist der Gendarmenmarkt. Dieser gilt als der “schönste Platz Berlins”. In der Mitte des Platzes steht das Konzerthaus, welches vom Deutschen und Französischen Dom flankiert wird.

Rund um den Gendarmenmarkt siedelten sich in Frankreich verfolgte Hugenotten an, welchen Kurfürst Friedrich Wilhelm politisches Asyl gewährte. Mit ihren Handwerkskünsten bereicherten sie die Entwicklung der Stadt. Begriffe, wie Amüsement, Bouletten, Trottoir oder Portemonnaie hielten daraufhin Einzug in die deutsche Sprache. Was für ein Gewinn, wenn man an heute denkt.
Checkpoint Charlie

Ich spaziere weiter zum Checkpoint Charlie in der Friedrichstraße. Der berühmteste Grenzübergang des Kalten Krieges zählt zu den absoluten Touristen-Hot-Spots in Berlin.

Hier standen sich West-Alliierten, sowie DDR-Grenzer und sowjetische Soldaten argwöhnisch gegenüber. Kontrollbaracke, Flagge, Sandsäcke und verkleidete G.I.s sind beliebte Fotomotive.
Potsdamer Platz

Es geht weiter zum Potsdamer Platz. Bis zum Zweiten Weltkrieg einer der belebtesten Plätze Europas. In den 20er Jahren entwickelte er sich zu einem Ausgehviertel. Tagsüber bestimmten Angestellte und Sekretärinnen das Bild, nachts Amüsierwillige und Prostituierte.

Am Potsdamer Platz schlug der Puls der Zeit. Restaurants und Varietés überboten sich mit Attraktionen. Berühmt waren die Wettersimulationen im Restaurant Rheinterrasse. Zu jeder Stunde wurden Donner, Blitz und Wolkenbrüche simuliert.

Aufgrund des steigenden Verkehrsaufkommens nahm man hier 1924 die erste Ampelanlage in Betrieb. Ein Nachbau existiert noch heute

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag der Potsdamer Platz in Schutt und Asche. Mit dem Bau der Berliner Mauer war das Schicksal des Platzes besiegelt. Nahezu alle übriggebliebenen Gebäude wurden für die Errichtung eines enorm breiter Todesstreifens abgerissen. Der Potsdamer Platz verkam zu einer riesigen städtebaulichen Wüste.

Die Situation ändert sich schlagartig mit der Wiedervereinigung Deutschlands. Der Potsdamer Platz wird zur größten Baustelle Europas. Heute dominieren Hochhäuser aus Stahl und Glas den Platz. Zu meinen persönlichen architektonischen Highlights zählen der Forum-Tower, der Kollhoff-Tower und das Sony Center mit seiner spektakulären Dachkonstruktion.

Am Weg zum Holocaust Mahnmal entdeckte ich noch die “Boxer” von Keith Haring.
Holocaust Mahnmal

Das ” Denkmal für die ermordeten Juden Europas” bewegt mich tief. Es erinnert an die rund sechs Millionen Juden, die unter den Nazi ermordet wurden. Das großflächige Mahnmal besteht aus 2.711 grauen Beton-Stelen, die in parallelen Reihen aufgestellt wurden. Schmale Wege führen zwischen den Stelen hindurch.

Es ist ein wenig beklemmend diese entlang zu gehen. Manche Stelen sind nur ein paar Zentimeter hoch, andere bis zu vier Meter. Der wellenförmige Boden scheint sich förmlich zu bewegen. Licht und Schatten wechseln ständig. Gerade in Zeiten wie diesen, wo eine neue Form des Antisemitismus durch moslemische Flüchtlingen nach Europa importiert wurde, sind diese Gedenkstätten besonders wichtig.
Brandenburger Tor

Noch schwer beeindruckt mache ich mich am Weg zum Brandenburger Tor. Dieses darf auf keiner Sightseeing Tour durch Berlin fehlen. Vor dem berühmtesten Denkmal Berlins finden täglich unzählige Foto-Sessions statt. Die besten Fotoplätze sind hart umkämpft, Knipser fuchteln wild und gefährlich mit ihren Selfie-Sticks durch die Gegend.

Das Brandenburger Tor war für Jahrzehnte das Symbol der deutschen Teilung. Es bildete die markante Grenze zwischen West- und Ostberlin. 28 Jahre lang stand es streng bewacht im Niemandsland. Als die Berliner Mauer fiel, gingen die Bilder von tanzenden Menschen auf der Mauer rund um die Welt.

Das Dach des Brandenburger Tores krönt die Quadriga. 1806 besetzten die Franzosen Berlin und Napoleon ließ das Vierergespann als Beutegut nach Paris schaffen. Was muss das für ein Remasuri gewesen sein, als die Quadriga nach der Niederlage der Franzosen bei Leipzig, im Triumphzug nach Berlin zurückkehrte.
Reichstagsgebäude

Das Ende der Tour naht. Die Besichtigung der Reichstagskuppel steht am Programm, für die ich mich anmelden musste. Kaiser Wilhelm II. legte persönlich den Grundstein für das Reichstagsgebäude. Der Prachtbau sollte die Größe und Stärke des deutschen Reiches symbolisieren. Kurz nach der Machtübernahme der Nazis 1933 steht das Reichstagsgebäude in Flammen.

Über die Brandstifter herrscht bis heute Unklarheit. Die Nazis nehmen den Brand jedoch für die totale Machtkontrolle zum Anlass. Der Spuk war erst beendet, als 1945 Soldaten der Roten Armee die sowjetische Fahne als “Banner des Sieges” über den Nationalsozialismus auf dem Dach des Gebäudes hissten.

Mit dem Fall der Mauer wird das Reichstagsgebäude wieder Sitz des deutschen Parlaments. Das bis dahin verwaiste Gebäude wird nach den Plänen des Architekten Sir Norman Foster komplett umgebaut und saniert.

Die nachträglich konzipierte Glaskuppel hat sich zur vielbesuchten Attraktion und zu einem Wahrzeichen Berlins entwickelt. Nicht zu Unrecht, wie ich meine. Spiralförmige Rampen von rund 230 Meter Länge führen zu einer Aussichtsplattform hinauf.

Der Ausblick auf die Stadt – falls es nicht regnet – kann sich sehen lassen und fällt in die Kategorie “Spektakulär”.
Siegessäule

Wer heute noch nicht genug gegangen ist, kann den Spaziergang bis zur Siegessäule fortsetzen. Es sind vom Reichstagsgebäude knappe zwei Kilometer. Diese erinnert an die militärischen Siege Preußens über Dänemark, Frankreich und Österreich.

Die Spitze der Säule ziert die Statue der Göttin Viktoria, die im Volksmund “Goldelse” genannt wird.
Hackenschen Höfe

Mir reicht es für heute. Die Füße schmerzen, ich mache mich zurück auf den Weg Richtung “Alex” mit einem kleinen Abstecher zu den Hackeschen Höfen.

Um die Jahrhundertwende zählten sie zu den größten Wohn- und Gewerbeanlagen in Deutschland. Besonders schön sind die vom Jugendstil inspirierten Hausfassaden im Hof 1.

Als Belohnung für den langen Spaziergang gönne ich mir eine Original Berliner Currywurst mit Pommes.
NOCH MEHR FOTOS ZUR INSPIRATION?
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Stadtrundgang durch Berlin inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Tour in Berlin findet Ihr im Fotoalbum unter: STADTRUNDGÄNGE DURCH BERLIN