Schloss Neugebäude war einst das prächtigste Renaissanceschloss Europas. Vom Ruhm und Glanz ist heute wenig übergeblieben.
Schloss Neugebäude – “I have a dream …”
Kaiser Maximilian II. hatte einen Traum. Er wollte die prächtigste Schlossanlage in Europa schaffen. Ein luftiges Gartenschloss sollte mit einem Lustgarten zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen und die Macht des Kaisers repräsentieren.
Ein Bauplatz war schnell gefunden. Kaiser Maximilian ließ das Schloss an jener Stelle errichten, an der die Zeltstadt von Sultan Süleyman während der ersten Wiener Türkenbelagerung von 1529 stand.
1569 wurde mit der Errichtung des Schlosses begonnen und es wurden weder Kosten noch Mühen gescheut. Das Beste war gerade gut genug. Es wird sogar vermutet, dass Kaiser Maximilian selbst die Entwürfe für das Schloss lieferte. Die renommiertesten Baumeister, Steinmetze und Künstler des Landes wurden beschäftigt.
Der Garten soll einer Märchenlandschaft geglichen haben. Es wurden prächtige Brunnen, geheimnisvolle Grotten, lauschige Arkadengänge und Tiergehege errichtet. Der Kaiser ließ Tulpen, Kastanienbäume und Fliederbüsche aus dem Orient schmuggeln um die Gartenanlage damit zu behübschen.
Und dann starb plötzlich Kaiser Maximilian.
“And now, the end is near …”
Die nachfolgen Herrscher waren am Schloss Neugebäude nicht mehr interessiert. Maria Theresia ließ die prächtigsten Teile des Schlosses, wie Säulen und Brunnen, abtransportieren und für die Errichtung der Gloriette oder der „Römischen Ruinen“ im Schlosspark Schönbrunn verwenden.
Statt für repräsentative Feste verwendete man das Schloss zuerst als Munitionsdepot und später dann – nach 1945 – als Fabriks- und Lagerhalle. Die unterschiedlichen Nutzungszwecke veränderten auch das Aussehen des Schlosses. Noch bestehende Säulengänge und Fenster wurden vermauert und Zwischendecken eingezogen.
1922 errichte die Stadt Wien in einem Teil des Schlossgartens die Feuerhalle Simmering und den Urnenfriedhof. Das Schloss verfiel zusehends. Viele Wiener wussten nicht einmal mehr von der Existenz dieses ehemaligen Prachtbaus.
“Und jetzt wird wieder in die Hände gespuckt …”
Erst in den 2000er Jahren begann man das Schloss aus seinem Dornröschenschlaf wach zu küssen. Sukzessive wird es nun renoviert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sogar den Schlossgarten hat man vom Gestrüpp befreit und teilweise wieder neu angelegt.
Fazit
Besucht man das Schloss Neugebäude nicht gerade am Tag des Denkmals oder bei Sonderveranstaltungen, dann ist es recht ruhig hier. Die im Rahmen einer Führung zu besichtigenden Räumlichkeiten wirken fast ein wenig spooky. Die unterirdische mystische Grotte mit Säulen aus rohen Ziegeln könnte die Kulisse für eine schwarze Messe sein. Der düstere Pferdestall mit seinem Kreuzgewölbe erinnert an den Kreuzgang eines verlassenen Klosters. Beeindruckend auch das Ballspielhaus, dessen schmale Fenster das Innere in einem fahlen Licht erscheinen lässt. Eine Führung durch das Schloss zahlt sich auf alle Fälle aus.