Moore, Teiche und Wackelsteine prägen diese gemütliche Radtour im nördlichen Waldviertel. Zu den Highlights der Tour zählen die Blockheide in Gmünd, die Wasserburg in Heidenreichstein und das Kunstmuseum in Schrems.
Gmünd – Stadt an der Grenze

Die heutige Radtour durch das Waldviertel starte ich am Stadtplatz von Gmünd. In der Mitte des Platzes steht das Alten Rathaus aus der Renaissancezeit. Unbedarfte Dilettanten wollten das prachtvolle Gebäude in den 1950er Jahren einfach abreißen und anstelle dessen einen Parkplatz errichten. Ein Glück, dass das Bundesdenkmalamt ein Machtwort sprach.

Mein Blick schweift weiter zu zwei prachtvollen Sgraffito-Häusern aus dem 16. Jhdt. Die eine Fassade zeigt Szenen aus der griechischen Mythologie, die andere besticht durch ihre großartige Diamantierung.

Am westlichen Ende des Stadtplatzes steht Schloss Gmünd. 1859 erwarb Erzherzog Sigismund das Anwesen und verlieh diesem sein heutiges Aussehen. Rund um das Schloss ließ der begeisterte Botaniker einen großzügigen Landschaftspark mit zahlreichen botanischen Raritäten anlegen.

Nach so viel Kultur wird es Zeit für Bewegung. Schwingen wir uns auf das Rad und folgen dem Radweg 73 nach Hohenwart, wo ein Besuch der Wallfahrtskirche am Programm steht.
Das Wunder von Hohenwart

Die Wallfahrtskirche von Hohenwart erfreute sich schon im Mittelalter bei Pilgern größter Beliebtheit. Mitte des 16. Jhdts breitete sich jedoch der evangelische Glauben im Waldviertel schnell aus. Dem protestantischen Lehensherr waren die katholischen Wallfahrer ein Dorn im Auge und er wollte dem Treiben ein Ende setzen. Er ließ alle Eingangstore der Kirche versperren und innwendig zumauern. Die Arbeiter waren dadurch genötigt bei einem Kirchenfenster hinauszuklettern.

Als eine Gruppe von Pilgern vor den verschlossenen Türen stand, wanderte die fromme Schar betend und singend um die Kirche herum. Wie durch ein Wunder öffneten sich die versperrten Türen und die dahinterliegende Mauer fiel zusammen. Das Wunder von Hoheneich war geboren und noch mehr Pilger strömten in Scharen herbei. An das Wunder erinnert heute noch die “Mirakeltür” beim Kircheingang.
Schrems – Stairway to heaven

Treten wir wieder in die Pedale. Über Kleedorf und Niederschrems geht es weiter entlang des Braunaubaches zum Hauptplatz von Schrems.

Mein erstes Ziel ist das Kunstmuseum Waldviertel. Das Museum wurde im Juni 2009 eröffnet und zeigt jährlich wechselnde Ausstellungen.

Der Museumsbau ist umgeben vom weitläufigen “Park des Staunens”. Für mich persönlich der interessanteste Teil des Museums.

Hier lassen sich zahlreiche Steinskulpturen, wie der “schlafende Poet”, Himmelssäulen sowie ein Marientempel und der Makis-Miro Backofen entdecken.

Ein Sprung in das kühle Moorbad ist bei den heutigen Temperaturen verlockend. Doch ich widerstehen der Versuchung, mache anstelle dessen einen Abstecher zur Himmelsleiter im Naturpark Hochmoor.

108 Stufen sind zu überwinden um die 20 Meter hohe Aussichtsplattform zu erreichen. Wegen der Aussicht muss man die Himmelsleiter jedoch nicht besteigen. Es ist eher die Holz- Stahlkonstruktion, die die Himmelsleiter so interessant macht.

Zwischen 58 paarweise angeordneten Fichtenstämmen führt die Leiter gegen den Himmel.

Radeln wir weiter. Die Strecke nach Heidenreichstein ist abwechslungsreich und für das Waldviertel durchwegs eben. Waldwege wechseln sich mit Feldwege ab. Ein blühendes Mohnblumenfeld erfreut das Auge, der intensive Duft des Waldes die Nase.

Kurz vor Amaliendorf stoße ich auf den “Kas im Loab”. Die Granitformation erweckt die Assoziation an einen Super Size Cheeseburger. Die Ahnen wissen zu berichten, dass hier ein Riese sein mit Käse befülltes Brot vergessen hatte und dieses dann im Laufe der Jahrhunderte zu Stein wurde.
Burg Heidenreichstein – Die schönste Wasserburg Österreichs

Mit Schwung und Elan erreiche ich Heidenreichstein, wo die wohl schönste Wasserburg Österreichs seit Jahrhunderten über die Stadtgemeinde wacht. Dieses Bild einer Burg besitzt alle Attribute, die ein Bollwerk sehenswert machen: Türme mit Kegeldächer, einen mächtigen Bergfried, Pechnasen, eine Zugbrücke oder originelle Rauchfänge. Die Besitzer der Burg wechselten häufig, das Aussehen weniger. Dieses besteht bereits seit 1549.

Es gibt auch eine Stadt zur Burg. Diese ist rasch erkundet. Ältestes Gebäude in Heidenreichstein ist das Böhmhaus, welches um 1400 errichtet wurde und sich in der Nähe der Kirche befindet.

Ich mache noch einen kurzen Abstecher zum Bahnhof der Waldviertler Schmalspurbahn, wo der Wackelstein-Express auf sein Abfahrtsignal wartet. Der Nostalgiezug mit seiner historischen Diesellok aus den 1930er Jahren verkehrt in den Sommermonaten zwischen Heidenreichstein und Alt-Nagelberg.
Die Glasbläser von Alt-Nagelberg

Das 14 km entfernte Alt-Nagelberg ist auch mein nächstes Ziel. Ich radle den Wasserlandschaftsradweg entlang. Dieser führt mich vorbei an Feldern, Teichen und Wäldern in den Glaskunstort Alt Nagelberg.

Hier steht ein kurzer Spaziergang durch den Glasgarten am Programm. Dutzenden Glasskulpturen rund um eine Teichlandschaft sollen die Besucher erfreuen.
Lauter Steine – Naturpark Blockheide

Es wird Zeit die letzten knappen 12 Kilometer meiner heutigen Tour in Angriff zu nehmen. Ich folge weiter dem Wasserlandschaftsradweg. Wieder führt der Weg an Teichen und Wäldern vorbei. Meist geht es auf Schotterstraßen entlang. Rotföhren, Birken und Eichen prägen die Landschaft.

Kurz nach Großeibenstein beginnt der Naturpark Blockheide mit seinen berühmten Wackelsteinen und den mächtigen Granitblöcken.

Zahlreiche Märchen ranken sich um die mit Granitblöcken durchsetzte Heidelandschaft. So soll der liebe Gott bei der Erschaffung der Welt herumliegende Steine in einem Leinensack aufgesammelt haben. Der Sack wurde jedoch zu schwer, riss und sein Inhalt verteilte sich in der Gmünder Heide. Da Gott schon müde war, beschloss er die Steine einfach liegen zu lassen. Und so entstand die berühmte Blockheide.

Der Radweg führt direkt vorbei an einem rund 30 Meter hohen Aussichtsturm. Dieser erweckt jedoch weniger Interesse, als das Schutzhaus in unmittelbarer Nähe. Ich kann der Versuchung nicht widerstehen und gönne mir passenderweise einen Radler.

Vom Naturpark Blockheide ist es dann nur mehr ein Katzensprung zum Ausgangspunkt der heutigen Radtour zurück.
Fazit
Schöne und relativ flache Radtour durch das nördliche Waldviertel von Gmünd über Schrems, Heidenreichstein und Alt-Nagelberg. Besonders gefielen mir die vielen kleinen historischen Kleinode, wie die Wasserburg von Heidenreichstein oder die Sgraffito-Häuser von Gmünd. Zu den Highlights zählt aber auch der Naturpark Blockheide.
FOTOALBUM
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einer Radtour durch das Waldviertel inspirieren konnten. Noch mehr Fotos zu dieser Radtour findet Ihr im Fotoalbum unter: Radtour Waldviertel – Gmünd, Schrems und Heidenreichstein
Streckenplan
Tourdaten
Radweg-Symbol: Diese Radtour nutzt verschiedene lokale Radwege, wie den Radweg 73, den Waldviertel-Radweg oder den Wasserlandschaftsradweg
Schwierigkeit: leicht/mittel
Strecke: ca 50 km
Highlights der Strecke:
- Sehenswürdigkeiten Gmünd: Rathaus und Sgraffito-Häuser am Hauptplatz, Naturpark Blockheide
- Sehenswürdigkeiten Hohenwart: Wallfahrtskirche
- Sehenswürdigkeiten Schrems: Kunstmuseum Waldviertel, Naturpark Hochmoor mit Himmelsleiter
- Sehenswürdigkeiten Heidenreichstein: Wasserburg, Wackelsteinexpress
- Sehenswürdigkeiten Alt-Nagelberg: Glasgarten
Die Mitnahme einer Radwegkarte bzw der gps-Daten wird empfohlen!