Ein Tagesausflug nach Salzburg? Warum nicht! Mit der Westbahn benötigt man gerade einmal zwei Stunden zwanzig von der Donaumetropole in die Festspielstadt. Einziger Wehrmutstropfen, Salzburg ist stets gut besucht.
Touristen aus aller Herren Länder stürmen die Stadt zu jeder Jahreszeit. Wir versuchen diesem Trubel ein wenig zu entkommen und wählen eine Besichtigungstour etwas abseits der Touristenströme.
Sebastiansfriedhof
Kurz nach neun Uhr in Salzburg. Während das Gros der Touristen sich bereits durch die enge Getreidegasse zum Mozarthaus drängt oder im Traditionscafe Tomaselli versucht einen freien Sitzplatz zu ergattern, spazieren wir nach unserer Ankunft am Bahnhof, erstmals zum sehenswerten Sebastiansfriedhof, dessen Aussehen stark einem Klosterkreuzgang ähnelt.
Wir pilgern zur letzten Ruhestätte von Constanze Mozart, der Witwe des berühmtesten Wolferls, besuchen die Gedächtnisstätte des Wunderarztes Paracelsus und werfen einen Blick in das prächtige Mausoleum von Fürsterzbischof Wolf-Dietrich. Letzterem verdankt die Stadt ihr barockes Aussehen. Sehens- und lesenswert sind die Grabinschriften der zahlreichen Gruften im Arkadengang.
Mirabellgarten
Nächstes Ziel ist Schloss Mirabell und der gleichnamige Garten. Beide ließ Wolf-Dietrich als Liebesgeschenk für seine Gespielin Salome Alt errichten. Das Liebesgeschenk zeigte Wirkung, denn Salome gebar ihm 15 Kinder.
Der Blick vom Mirabellgarten Richtung Altstadt, ist ein Highlight für jeden Fotografen. Im Vordergrund die barocke Gartenanlage und die Fassade des Schlosses, am Horizont, der Dom und die sich über der Stadt erhebende Festung Hohensalzburg.
Hommage an Mozart
Der Müllner Steig führt uns über die Salzach zum Ursulinenplatz. Hier erwartet uns neben der barocken Markuskirche auch ein umstrittenes Mozartdenkmal. Einem unbekleideten Frauenkörper wurde der charakteristische Kopf des Komponisten aufgesetzt. Den Pornojäger Humer brachte diese Hommage an Mozart so in Rage, dass er die Skulptur zwei Monate nach der Enthüllung teerte und federte.
Gstättengasse
Die Gstättengasse führt uns zum Mönchsberglift. In dieser schmalen Gasse wachsen die Häuser förmlich aus der steil aufragenden Mönchsbergwand. Die Nähe zur Bergwand führte 1669 zu einer fürchterlichen Katastrophe. Ein mächtiger Felssturz zerstörte dreizehn Häuser und die Markuskirche. Mehr als 200 Einwohner, an die eine Gedenktafel an der Markuskirche erinnert, fanden dabei den Tod. Seit diesem Unglück entfernen Bergputzer jährlich loses Gestein aus der Mönchsbergwand.
Aussichtsterrassen am Mönchsberg
Die Gegenden von Salzburg, Neapel und Konstantinopel halte ich für die schönsten der Erde.
Alexander von Humboldt, Naturforscher
Mit dem Mönchsberglift düsen wir in dreißig Sekunden hinauf auf den Berg. Hier erwarten uns das Museum der Moderne und der beste Fotoblick auf die barocke Altstadt.
Universitätskirche, Salzburger Dom und die Stiftskirche St. Peter liegen vor uns. Die Festung Hohensalzburg bildet den krönenden Abschluss dieses Ausblicks. Ein ähnliches Bild bietet die rund 250 Meter entfernte Humboldtterrasse, die einst eine nahezu magische Anziehungskraft auf Selbstmörder ausübte. Praktischerweise stürzten die Lebensmüden direkt in das ehemalige Bürgerspital.
In dieser Situation, trotzdem kein Vorteil. “Selbstmordberg” nennt der Schriftsteller Thomas Bernhard den Mönchsberg in seiner Autobiographie “Ursachen”. Auch er spielte mit dem Gedanken hier sein Leben mit einem Sprung in die Tiefe zu beenden. Sein Freund Karl Merkatz konnte ihn gerade noch rechtzeitig vor dieser Dummheit bewahren.
Kupelwieser-Schlössl
Wir folgen nun einem ruhigen, gemütlichen und rund 1,2 km langen, asphaltierten Wanderweg zur Festung Hohensalzburg. Es geht vorbei an alten Befestigungsanlagen, Schlösschen und Villen.
Eines dieser Schlösschen, das Kupelwieser-Schlössl, bewohnte in den 80er Jahren Peter Handke. Seine Spaziergänge durch Salzburg beschreibt er im Roman “Nachmittag eines Schriftstellers”.
Sogar eine buddhistische Stupa entdecken wir am Mönchsberg. Wenn wir sie mehrmals im Uhrzeigersinn umkreisen, könnten wir Geist und Seele reinigen, doch uns zieht die vor uns liegende Festung mehr in den Bann.
Festung Hohensalzburg
1077 errichtet, zählt die Festung Hohensalzburg zu den größten und besterhaltenen Burgen Europas, sicherlich auch zu den meist fotografierten.
Für die Besichtigung des Publikumsmagneten nimmt man sich am besten ein wenig Zeit.
Die Fürstenzimmer und das Festungsmuseum sollte man auf keinen Fall versäumen.
Einen Genuss bereitet auch der phantastische Ausblick auf die Stadt, die einem zu Füßen liegt.
Im Advent sollte man auch durch den Adventmarkt im Burghof schlendern und sich einen Punsch gönnen, bevor man in den Trubel der Altstadt eintaucht. Flott geht es nun hinunter in das Herz der Stadt, wo es heute vor Touristen nur so wimmelt. Letztes Ziel unseres Spaziergangs ist der “Balkangrill” in einem Durchhaus zwischen Getreidegasse und Universitätsplatz.
Der Balkangrill
Petersfriedhof, Salzburger Dom oder das Rathaus mit seinem imposanten Turm lassen wir einmal links liegen.
Kurz bewundern wir die zahlreichen kunstvoll geschmiedeten Zunftzeichen in der Getreidegasse bevor uns die Massen weiterschieben.
Endlich das Ziel ist erreicht, der “Balkangrill ist eine Institution in der Salzburger Altstadt und Heimat der berühmten “Bosna”. Nichts für Veganer oder Vegetarier, die können diesen Absatz gleich überspringen. 1949 wurde die Bosna von einem in Salzburg lebenden Bulgaren erfunden. Seine gegrillte Bratwurst, die in einem leicht getoasteten und aufgeschnittenen Weißbrotwecken angeboten und mit Zwiebel, gehackter Petersilie und einer Currymischung garniert wird, fand rasch zahlreiche Fans. Eine herzhafte und gute Stärkung!
Original Salzburger Mozartkugeln
Wer noch Lust und Laune hat, kann sich jetzt noch einmal ins Getümmel schmeißen und die bekannten Sehenswürdigkeiten abklappern oder in der Konditorei Fürst ein Sackerl Original Salzburger Mozartkugeln erwerben. Die sind wahrlich ein Gedicht.
Wer aber vom Rummel schon genug hat, wandert gemütlich zurück zum Bahnhof und erholt sich von den Anstrengungen des Tagesausflugs bei der Rückfahrt nach Wien.
FOTOALBUM
Wir hoffen, dass wir Euch mit unseren Tipps zu einem Ausflug in die Festspielstadt Salzburg inspirieren konnten. Noch mehr Fotos aus der Stadt Salzburg findet Ihr im Fotoalbum unter: SALZBURG